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An dieser Stelle möchten wir Ulrich Hartmann gedenken, der lange Jahre Niccolò Ammanitis deutsche Stimme war.

Kurz nachdem er die Übertragung dieses Roman in Angriff genommen hatte, ist er viel zu früh gestorben. Wir vermissen ihn als Mensch wie als Übersetzer.

Übersetzung aus dem Italienischen von Petra Kaiser

Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel »Che la festa cominci« bei Giulio Einaudi editore s.p.a., Torino.

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2013

ISBN 978-3-492-96387-9

© 2009, Niccolò Ammaniti

Deutschsprachige Ausgabe:

© 2013 Piper Verlag GmbH, München

Umschlaggestaltung: Büro für Gestaltung Cornelia Niere, München

Umschlagmotiv: Vorhang (Andrey Kuzmin), Elefant (J. Lund/S. Roeser - gettyimages)

Datenkonvertierung: Kösel, Krugzell

Für Anatole,

der mich aus einer Schachtel herausgezogen hat

Erster Teil

Genesis

Suicide is painless

It brings on many changes …

The game of life is hard to play

I’m gonna lose it anyway

The losing card I’ll someday lay

So this is all I have to say

M*A*S*H, Suicide Is Painless

Tu sei forte, tu sei bello, tu sei imbattibile,

tu sei incorruttibile,

tu sei un … ah … ah … cantautore.

EDOARDO BENNATO, Cantautore

1 Die Bestien des Abaddon saßen in der Pizzeria Jerry 2 in Oriolo Romano und hielten eine Versammlung ab.

Ihr Anführer Saverio Moneta, genannt Mantos, stand ziemlich unter Druck.

Die Lage war kritisch. Wenn es ihm nicht gelang, das Ruder wieder in die Hand zu bekommen, dann war das vielleicht die letzte Zusammenkunft der Sekte.

In letzter Zeit war die Gruppe bedrohlich geschrumpft. Paolino Scialdone, genannt der Sensenmann, war als Erster abgesprungen. Ohne ein Wort zu sagen, hatte er sich abgeseilt und war zu den Kindern der Apokalypse, einer satanistischen Gruppe in Pavia, übergelaufen. Kurz danach hatte sich Antonello Agnese, genannt Molten, eine gebrauchte Harley Davidson gekauft und war zu den Hells Angels in Subiaco gegangen. Und zu guter Letzt hatte Pietro Fauci, genannt Nosferatu, Mantos’ rechte Hand und Gründungsvater der Bestien, geheiratet und in Abetone ein Sanitärgeschäft eröffnet.

Nun waren sie nur noch zu viert.

Er musste ein ernstes Wort mit ihnen reden, sie wieder auf Linie bringen und neue Mitglieder rekrutieren.

»Mantos, was nimmst du?«, fragte ihn Silvietta, die Vestalin der Gruppe. Eine kleine klapperdürre Rothaarige mit Glupschaugen, die unter ihren dünnen, zu hoch auf der Stirn angesetzten Augenbrauen hervorquollen wie Tischtennisbälle. In einem Nasenflügel und in der Mitte der Lippe hatte sie einen silbernen Ring.

Zerstreut warf Saverio einen Blick auf die Speisekarte. »Keine Ahnung … Eine Pizza Marinara vielleicht? Ach nein, lieber nicht, der Knoblauch schlägt mir immer so auf den Magen … Also gut, dann die Pappardelle.«

»Nicht gerade ihre Spezialität hier, aber trotzdem ganz gut!«, fand Roberto Morsillo, genannt Murder, ein dicker, fast zwei Meter großer Kerl mit langen, schwarz gefärbten Haaren und einer fettverschmierten Brille. Er trug ein ausgeleiertes Slayer-T-Shirt. Murder kam aus Sutri, studierte Jura in Rom und arbeitete in einem Baumarkt in Vetralla.

Kritisch musterte Saverio seine Anhänger. Alle waren schon über dreißig, liefen aber immer noch wie ein Häufchen abgefuckter Heavy-Metal-Fans herum. Und das, obwohl er ihnen pausenlos einbläute: »Begreift es endlich, ihr müsst stinknormal aussehen, keine Piercings, keine Tattoos, keine Studs.« Aber es war einfach nichts zu machen.

Man muss sich mit dem zufriedengeben, was man hat, dachte er resigniert.

Mantos schaute hoch und sah sich selbst in dem Birra-Moretti-Spiegel hinter der Bar. Schmächtig, einen Meter zweiundsiebzig, Brille mit Metallfassung, dunkles Haar, auf der linken Seite gescheitelt. Er trug ein hellblaues kurzärmliges Hemd, bis zum Hals zugeknöpft, eine dunkelblaue Cordhose und College-Mokassins.

Ein ganz normaler Typ. Wie die großen Paladine des Bösen: Ted Bundy, Andrei Tschikatilo, Jeffrey Dahmer, das Monster von Milwaukee. Alles ganz normale Leute, die auf der Straße niemandem aufgefallen wären. Dabei waren sie die Lieblingskinder des Teufels.

Was hätte Charlie Manson an meiner Stelle getan, wenn er derart armselige Anhänger gehabt hätte?

»Meister, wir müssen mit dir reden. Wir haben uns überlegt, unsere Sekte …«, setzte Edoardo Sambreddero, genannt Zombie, an und riss Mantos aus seinen Gedanken. Er war der Vierte der Gruppe, ein hagerer Typ, der keinen Knoblauch, keine Schokolade und keine Getränke mit Kohlensäure vertrug, weil er von Geburt an unter einer chronischen Entzündung der Speiseröhre litt. Er arbeitete als Elektriker bei seinem Vater in Manziana. »Eigentlich gibt es uns als Sekte gar nicht mehr.«

Saverio wusste, worauf er hinauswollte, tat aber so, als verstünde er nicht. »Wie meinst du das?«

»Wie lange ist es jetzt her, dass wir den Bluteid abgelegt haben?«

Saverio zuckte mit den Schultern. »Ein paar Jahre.«

»Aber im Internet zum Beispiel sind wir überhaupt kein Thema, die Kinder der Apokalypse aber schon«, flüsterte Silvietta so leise, dass niemand es hörte.

»Und was haben wir in dieser ganzen Zeit zustande gebracht?«, fragte Zombie und zielte dabei mit einem Grissino auf seinen Chef.

»Und von all den Sachen, die du uns versprochen hast, was haben wir davon tatsächlich gemacht?«, stimmte Murder ein. »Keine Spur von Menschenopfern, dabei hast du damals gesagt, die würden wir massenhaft bringen. Und was ist mit den Initiationsriten mit Jungfrauen? Und mit satanischen Orgien?«

»Ein Menschenopfer haben wir doch gebracht, und zwar mit allem Drum und Dran«, stellte Saverio irritiert klar. »Es hat zwar nicht geklappt, aber gemacht haben wir es. Und die Orgie auch.«

Im November des vergangenen Jahres hatte Murder im Zug Silvia Butti kennengelernt, die in Rom Psychologie studierte. Sie verstanden sich auf Anhieb, denn beide waren Fans von Lazio Rom, mochten Horrorfilme, standen auf Slayer und Iron Maiden, also den guten alten Heavy Metal der Achtzigerjahre. Deshalb chatteten sie schon bald auf msn und trafen sich samstagnachmittags auf der Via del Corso.

Die Idee, Silvia Butti im Wald von Sutri dem Satan zu opfern, stammte von Saverio.

Allerdings gab es da ein kleines Problem. Das Opfer musste Jungfrau sein.

Murder verbürgte sich dafür. »Ihr könnt mir glauben, ich hab alles versucht, um sie zu vögeln, aber da war nichts zu machen.«

Zombie kicherte. »Bist du denn gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie auf so einen Fettsack wie dich vielleicht keine Lust hatte?«

»Idiot, es war ihre persönliche Entscheidung, sie will einfach keusch bleiben. Die ist noch Jungfrau, hundert Prozent. Und wenn nicht, was wäre denn dann, kann mir das mal einer sagen?«

Saverio, Kopf und Theoretiker der Gruppe, machte ein betroffenes Gesicht. »Also, das geht eigentlich gar nicht. Das ganze Opfer wäre hinfällig und könnte sich sogar gegen uns wenden. Wenn die Opfergabe die Höllenmächte nicht zufriedenstellt, könnten sie uns angreifen und vernichten.«

Nach stundenlangen Diskussionen und fieberhaften Recherchen im Internet einigten sie sich schließlich darauf, dass die Jungfräulichkeit des Opfers kein grundsätzliches Problem darstellte. Erst dann arbeiteten die Bestien einen Plan aus.

Murder lud Silvia Butti zu einem romantischen Essen nach Oriolo Romano ein. Bei Kerzenschein verwöhnte er sie mit Reiskroketten, Stockfischfilet und einer Unmenge Bier, in dem er drei Rohypnol aufgelöst hatte. Am Ende des Abendessens konnte sich die Studentin nur noch mühsam auf den Beinen halten und brabbelte wirres Zeug. Murder trug sie ins Auto und brachte sie unter dem Vorwand, zum Sonnenaufgang an den Lago di Bracciano zu fahren, in den Wald von Sutri. Dort hatten die Bestien aus Tuffsteinblöcken einen Opferaltar errichtet. Die halb bewusstlose Frau wurde ausgezogen und auf den Altar gelegt. Nach Anrufung der Mächte des Bösen köpfte Saverio ein Huhn und spritzte das Blut über den nackten Körper der Studentin, und dann machten sich alle über sie her. Zu guter Letzt hoben sie ein Loch aus und begruben die Frau lebendig. Damit war der Ritus vollzogen, und die Sekte hatte ihre Reise in das dunkle Reich des Bösen angetreten.

Das Problem war erst drei Tage später aufgetaucht. Die Bestien kamen gerade aus dem Flamingo-Kino, wo sie sich Don’t Open The Door angesehen hatten, als sie auf Silvia trafen. Sie saß auf einer Bank im Park und aß eine Piadina. Sie konnte sich kaum noch an den Abend erinnern, hatte aber das Gefühl, sich bestens amüsiert zu haben. Als sie unter der Erde aufgewacht sei, so ihre Schilderung, habe sie sich einfach nach oben durchgegraben.

Daraufhin hatte Saverio sie als offizielle Priesterin in die Sekte aufgenommen. Ein paar Wochen später hatte sie sich mit Murder verlobt.

»Ja, das stimmt, eine Orgie habt ihr gefeiert«, kicherte Silvietta verlegen. »Das habt ihr mir hundertmal erzählt.«

»Ja, aber du warst keine Jungfrau mehr. Und deshalb gilt die Messe eigentlich nicht …«, sagte Zombie.

»Wie seid ihr bloß darauf gekommen, ich könnte noch Jungfrau sein? Meine erste Beziehung hatte ich …«

Saverio unterbrach sie. »Auf jeden Fall war das ein satanisches Ritual …«

Zombie fiel ihm ins Wort. »Okay, vergessen wir mal das Opfer. Und sonst, was haben wir denn sonst noch zuwege gebracht?«

»Wir haben immerhin etliche Schafe abgeschlachtet, oder etwa nicht?«

»Und außerdem?«

Mantos wurde laut, ohne es zu wollen. »Und außerdem! Und außerdem! Und außerdem sind da die Aufschriften an der Autobahnbrücke in Anguillara Sabazia!«

»Na toll. Weißt du, dass Paolino mit seinen Leuten aus Pavia einer Nonne den Bauch aufgeschlitzt hat?«

Das Einzige, was dem Anführer der Bestien dazu einfiel, war, ein Glas Wasser hinunterzustürzen.

»Mantos? Hörst du mir zu?« Murder legte die Hand an den Mund. »Sie haben einer achtundfünfzigjährigen Nonne den Bauch aufgeschlitzt.«

Saverio zuckte mit den Schultern.

»Der übliche Scheiß halt. Paolino will uns bloß neidisch machen. Er bereut es, dass er uns verlassen hat.« Aber eigentlich, das spürte er, war das gar kein Scheiß.

»Siehst du dir eigentlich die Nachrichten im Fernsehen an?«, fuhr Murder erbarmungslos fort. »Weißt du nicht mehr, diese Nonne aus Caianello, die sie enthauptet in der Nähe von Pavia gefunden haben?«

»Ja und?«

»Das waren die Kinder der Apokalypse. An einer Bushaltestelle haben sie sie aufgelesen, und dann hat Kurtz sie mit einer Doppelaxt enthauptet.«

Saverio verabscheute Kurtz, den Anführer der Kinder der Apokalypse aus Pavia. Immer Klassenbester. Immer machte der die extremsten Sachen. Bravo, Kurtz! Mein Kompliment! Du bist der Größte!

Saverio fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Okay, okay, Leute … Aber ihr müsst auch zugeben, dass ich es in letzter Zeit nicht leicht hatte. Die Geburt der Zwillinge. Der verdammte Kredit für die neue Wohnung.«

»Wie geht es den Kleinen eigentlich?«, fragte Silvietta.

»Bei denen geht’s nur oben rein und unten raus. Sie essen und kacken. Und nachts kriegen wir kein Auge zu. Jetzt haben sie auch noch die Röteln. Außerdem ist Serenas Vater an der Hüfte operiert worden, und das ganze Möbelhaus lastet auf meinen Schultern. Könnt ihr mir mal sagen, wie ich da noch etwas für die Sekte organisieren soll?«

»Hör mal, hast du vielleicht ein paar Sonderangebote im Geschäft? Ich will mir eine Drei-Sitzer-Schlafcouch kaufen, die alte hat meine Katze kaputt gemacht«, fragte Zombie.

Aber der Anführer der Bestien hörte nicht zu, er dachte an Kurtz Minetti. Ein Dreikäsehoch. Konditor von Beruf. Früher hatte er schon mal einen Staubsaugervertreter abgefackelt, und jetzt hatte er eine Nonne enthauptet.

»Aber ihr«, und dabei zeigte er auf jeden Einzelnen, »ihr seid wirklich undankbar. Ich habe mir den Arsch aufgerissen für diese Sekte. Wenn ich nicht gewesen wäre und euch in den Kult der Unterwelt eingeführt hätte, würdet ihr heute noch Harry Potter lesen.«

»Ja, Saverio, aber du musst uns auch verstehen. Wir glauben an die Gruppe, aber so kann es nicht weitergehen.« Murder knabberte nervös an einem Grissino. »Lass uns die Sekte vergessen und Freunde bleiben.«

Empört schlug der Anführer der Bestien mit der Hand auf den Tisch. »Wir machen es so. Ihr gebt mir eine Woche Zeit. Eine Woche könnt ihr mir nicht verweigern.«

»Und wozu brauchst du die?«, fragte Silvietta und nagte an ihrem Lippenring.

»Ich bin dabei, eine Wahnsinnsaktion vorzubereiten. Eine sehr gefährliche Mission …« Er legte eine Pause ein. »Aber dann dürft ihr auch keinen Rückzieher mehr machen. Große Reden schwingen kann jeder. Aber wenn es dann ernst wird …« Er imitierte ein greinendes Stimmchen. »Entschuldige, aber ich kann nicht … Ich habe Probleme mit der Familie, meiner Mutter geht es nicht gut … Ich muss arbeiten.« Und dabei schaute er hauptsächlich Zombie an, der schuldbewusst auf seinen Teller sah. »So geht das nicht. Jeder von uns muss seinen Arsch riskieren.«

»Aber kannst du nicht wenigstens mal eine Andeutung machen?«, fragte Murder vorsichtig.

»Nein, ich kann euch nur so viel sagen, mit dieser Aktion springen wir schlagartig auf Platz eins der Teufelssekten in Italien.«

Silvietta griff nach seinem Handgelenk. »Mantos, komm schon, ich bitte dich. Verrat uns doch ein ganz kleines bisschen mehr. Ich sterbe vor Neugier …«

»Nein! Ich hab Nein gesagt! Ihr müsst warten. Und wenn ich euch in einer Woche kein ernsthaftes Projekt bringe, dann war’s das – wir verabschieden uns mit einem festen Händedruck und lösen die Sekte auf. In Ordnung?« Er stand auf. Seine schwarzen Augen leuchteten rot, darin spiegelte sich das Feuer aus dem Pizzaofen. »Und nun, Jünger, huldigt mir!«

Die Jünger neigten den Kopf. Der Anführer hob seinen Blick zur Decke und breitete die Arme aus.

»Wer ist euer charismatischer Vater?«

»Du!«, sagten die Bestien im Chor.

»Wer hat die Gebote des Bösen geschrieben?«

»Du!«

»Wer hat euch die Liturgie der Finsternis gelehrt?«

»Du!«

»Wer hat die Pappardelle mit Kaninchenragout bestellt?«, fragte der Kellner mit einer Reihe dampfender Teller auf den Armen.

»Ich!« Saverio streckte die Hand aus.

»Nicht anfassen, sie sind heiß.«

Der Anführer der Bestien setzte sich wieder und begann, schweigend zu essen.

2 Ungefähr fünfzig Kilometer von der Pizzeria Jerry 2 entfernt schleppte sich in Rom, der Hauptstadt Italiens, eine kleine Vespa mit drei Gängen mühsam die Steigung am Monte Mario hinauf. Im Sattel saß der bekannte Schriftsteller Fabrizio Ciba. Der Roller hielt an der Ampel und bog, als es grün wurde, in die Via della Camilluccia ein. Nach etwa zwei Kilometern bremste er vor einem eisernen Tor, das offen stand. Neben dem Tor war eine Messingtafel mit der Aufschrift »Villa Malaparte« angebracht.

Ciba schaltete in den ersten Gang und wollte gerade die lange steile Kiesauffahrt zur Villa in Angriff nehmen, als vor ihm ein Gorilla auftauchte, der sich in einen grauen Flanellanzug gequetscht hatte. »Entschuldigung! Hallo Sie, Entschuldigung! Wo wollen Sie hin? Haben Sie eine Einladung?«

Der Schriftsteller nahm den schüsselförmigen Helm ab und begann in den Taschen seiner zerknautschten Jacke zu suchen. »Nein, ich glaube, ich habe sie nicht bei mir. Ich muss sie wohl vergessen haben.«

Der Typ baute sich breitbeinig vor ihm auf. »Dann kann ich Sie nicht durchlassen.«

»Ich bin eingeladen, um …«

Der Rausschmeißer brachte ein Papier zum Vorschein und setzte eine kleine Brille mit roter Fassung auf. »Wie sagten Sie, war der Name?«

»Das hatte ich noch nicht gesagt. Ciba. Fabrizio Ciba.«

Der Typ fuhr mit dem Zeigefinger die Gästeliste entlang und schüttelte den Kopf.

Er hat mich nicht erkannt. Fabrizio fand es nicht besonders schlimm. Dass der Gorilla sich nicht mit Literatur beschäftigte, war offensichtlich, aber verdammte Hacke, schaute er denn auch kein Fernsehen? Ciba moderierte, genau für solche Typen, eine Sendung mit dem Titel Verbrechen & Strafe, jeden Mittwoch auf Rai Tre.

»Es tut mir leid. Ihr Name steht nicht auf der Liste.«

Der Schriftsteller war hier, um den neuen Roman Ein Leben in der Welt des Literaturnobelpreisträgers Sarwar Sawhney zu präsentieren, der bei Martinelli erschienen war, seinem eigenen Verlag. Im Alter von dreiundsiebzig Jahren und nach zwei Büchern, so dick wie das Handbuch für Zivilrecht, hatte Sawhney den Preis der Schwedischen Akademie erhalten. Bei der Veranstaltung zu seinen Ehren sollte Ciba gemeinsam mit Gino Tremagli, dem Lehrstuhlinhaber für anglo-amerikanische Literatur an der Sapienza, auftreten, aber der alte Schwätzer war nur geholt worden, um der Veranstaltung einen offiziellen Anstrich zu geben. Fabrizio fiel die Aufgabe zu, die in diesem großen Roman schlummernden tiefen Geheimnisse zu entschlüsseln und sie dem bekanntermaßen kulturhungrigen römischen Publikum zum Fraß vorzuwerfen.

Langsam war Ciba nun ernsthaft genervt. »Hör mal zu. Vergiss die Liste und sieh dir die Einladung an, die weiße, rechteckige Karte, die ich unglücklicherweise nicht dabeihabe. Darauf findest du meinen Namen als Moderator der Veranstaltung. Wenn du willst, gehe ich jetzt. Doch wenn sie mich dann fragen, warum ich nicht gekommen bin, sage ich … Wie heißt du gleich?«

Zum Glück tauchte in diesem Augenblick eine Hostess auf. Sie hatte eine blonde Pagenfrisur und trug ein blaues Kostüm. Sobald sie ihren Lieblingsschriftsteller mit den strubbeligen Haaren und den großen grünen Augen auf seiner Oldtimer-Vespa sah, wäre sie fast ohnmächtig geworden. »Lass ihn durch, lass ihn sofort durch!«, kreischte sie mit schriller Stimme. »Siehst du nicht, wer das ist? Das ist Fabrizio Ciba!« Dann kam sie, vor Aufregung ganz steif, zu dem Schriftsteller gelaufen. »Es tut mir so leid. Oh Gott, was für eine schreckliche Blamage! Es tut mir unendlich leid. Ich war nur einen Moment weg, und dann waren Sie plötzlich da … Es tut mir leid, oh Gott, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das tut … Ich …«

Fabrizio schenkte ihr ein vollendetes Lächeln.

Die Hostess schaute auf die Uhr. »Es ist schon sehr spät. Alle warten auf Sie. Gehen Sie, gehen Sie, ich bitte Sie.« Sie versetzte dem Rausschmeißer einen heftigen Stoß, und als Fabrizio vorbeifuhr, rief sie ihm nach: »Würden Sie mir nachher Ihr Buch signieren?«

Ciba stellte die Vespa auf dem Parkplatz ab und trabte mit dem leichten Schritt des Mittelstreckenläufers auf die Villa zu.

Plötzlich sprang ein Fotograf, der sich hinter einer Lorbeerhecke versteckt hatte, auf die Allee und lief auf ihn zu. »Fabrizio! Fabrizio, erinnerst du dich an mich?« Dabei lief er hinter ihm her. »Wir haben mal zusammen gegessen, in Mailand, in der Osteria La compagnia dei naviganti … Ich habe dich in mein Dammuso auf Pantelleria eingeladen, und du hast gesagt, du würdest vielleicht kommen.«

Der Schriftsteller hob eine Augenbraue und musterte diesen halb kahlen, mit Fotoapparaten behängten Freak. »Natürlich erinnere ich mich …« Er hatte keinen blassen Schimmer, wer zum Teufel das war. »Aber ich bin spät dran, entschuldige. Ein andermal. Sie warten auf mich …«

Der Fotograf ließ nicht locker. »Hör mal, Fabrizio, beim Zähneputzen ist mir eine wahnsinnig starke Idee gekommen: Ich möchte ein paar Aufnahmen von dir auf einer illegalen Müllkippe machen …«

Im Haupteingang der Villa Malaparte standen der Lektor Leopoldo Malagò und Maria Letizia Calligari, die Chefin der PR-Abteilung von Martinelli, und gaben ihm Zeichen, dass er sich beeilen solle.

Mühsam hechelte der Fotograf, mit seinen fünfzehn Kilo Ausrüstung am Hals, hinter ihm her, gab aber nicht auf. »Das ist eine ganz abgefahrene Sache … echt cool … der Abfall, die Ratten, die Möwen … Verstehst du? Il Venerdì di Repubblica.«

»Ein andermal, entschuldige.« Er warf sich zwischen die beiden im Eingang.

Der Fotograf beugte sich erschöpft nach vorn und hielt sich die Seiten. »Kann ich dich in den nächsten Tagen anrufen?«

Der Schriftsteller würdigte ihn keiner Antwort mehr.

»Fabrizio, immer dasselbe mit dir … Der Inder ist seit einer Stunde da. Tremagli, dieser Nerver, wollte schon ohne dich anfangen.« Malagò schob ihn Richtung Saal, während die Calligari ihm das Hemd in die Hose stopfte und murmelte: »Unmöglich, wie du wieder angezogen bist. Wie ein Penner. Der Saal ist voll. Sogar der Bürgermeister ist da. Mach deinen Reißverschluss zu.«

Fabrizio Ciba war einundvierzig Jahre alt, galt aber bei allen als junger Schriftsteller. Dieses Attribut, regelmäßig von der Presse und den anderen Medien wiederholt, übte eine wundertätige Wirkung auf seinen Körper aus. Fabrizio sah nicht älter aus als fünfunddreißig. Er war schlank und kräftig, ohne ins Fitnesscenter zu gehen. Er betrank sich jeden Abend, doch sein Bauch war noch immer so flach wie ein Brett.

Ganz anders lag die Sache bei seinem Lektor Leopoldo Malagò, genannt Leo. Malagò war fünfunddreißig, sah aber, wenn man nett sein wollte, zehn Jahre älter aus. Schon in jungen Jahren waren ihm die Haare ausgefallen, nur ein weicher Flaum war auf seinem Kopf zurückgeblieben. Sein Rückgrat hatte sich nach dem Philippe-Starck-Stuhl verformt, auf dem er zehn Stunden am Tag zubrachte. Seine Wangen waren schlaff geworden und verdeckten wie ein barmherziger Vorhang das Dreifachkinn. Der Bart, den er sich schlauerweise hatte wachsen lassen, war nicht dicht genug, um diese Gebirgslandschaft zu verbergen. Sein Bauch war so aufgebläht, als hätte man ihn mit einem Kompressor aufgepumpt. Was das leibliche Wohl der Lektoren anging, scheute man bei Martinelli keine Kosten. Dank einer speziellen Kreditkarte konnten sie sich jederzeit in den besten und teuersten Restaurants vollstopfen und Schriftsteller, Schreiberlinge, Dichter und Journalisten zu Arbeitsgelagen einladen. Das Ergebnis dieser Politik war, dass die Martinelli-Lektoren eine Bande fettleibiger Feinschmecker waren, in deren Adern Cholesterinmoleküle jeder Art ungestört ihr Unwesen treiben konnten. Folglich musste sich Leo, trotz Schildpattbrille und Bart, womit er aussah wie ein sephardischer Jude aus New York, und trotz seiner weichen, sumpfgrünen Anzüge bei seinen amourösen Eroberungen ganz auf seine Macht, seine Dreistigkeit und seine dumpfe Hartnäckigkeit verlassen. Das alles galt nicht für die Martinelli-Frauen. Sie kamen als blasse Sekretärinnen in den Verlag und wurden mit den Jahren dank enormer Investitionen in ihre Person immer besser. Mit fünfzig waren sie dann, insbesondere wenn sie im PR-Bereich tätig waren, zu coolen alterslosen Klassefrauen geworden. Das beste Beispiel dafür war Maria Letizia Calligari. Niemand wusste, wie alt sie war. Manche sagten, sie sei sechzig und sehe jünger aus, andere, sie sei achtunddreißig und sehe älter aus. Sie hatte nie Papiere bei sich. Böse Zungen flüsterten, sie fahre nicht Auto, um keinen Führerschein in der Tasche haben zu müssen. Vor dem Schengener Abkommen war sie allein zur Frankfurter Buchmesse gefahren, um niemandem den Pass zeigen zu müssen. Doch einmal hatte sie nicht achtgegeben. Eines Abends war ihr auf der Turiner Buchmesse herausgerutscht, dass sie Cesare Pavese persönlich gekannt hatte.

»Und denk dran, Fabrizio, nicht gleich den armen Tremagli attackieren«, bat ihn Maria Letizia.

»Los jetzt, geh. Zeig ihnen, was du draufhast.« Malagò schob Fabrizio in den Veranstaltungssaal.

Ciba hatte einen Trick, um sich vor Betreten der Arena auf Trab zu bringen. Er dachte an den großen Boxer Muhammad Ali, wie er brüllte, wenn er auf den Ring zulief, und sich anspornte: »Ich mache ihn fertig. Dem lasse ich nicht mal die Zeit, mich anzusehen; vorher liegt er schon auf der Matte.« Ciba trippelte kurz auf der Stelle. Lockerte seine Nackenmuskulatur. Zerzauste sein Haar. Und aufgeladen wie eine Batterie, betrat er den großen Freskensaal.

3 Der Anführer der Bestien des Abaddon saß am Steuer seines Ford Mondeo und quälte sich langsam durch den Verkehr in Richtung Capranica. In diesem Straßenabschnitt hatten die Einkaufscenter bis spät geöffnet, und der Verkehr kam immer wieder ins Stocken. Im Allgemeinen machte es Saverio nichts aus, im Stau zu stehen, es war die einzige Zeit am Tag, in der er in aller Ruhe über die eigenen Angelegenheiten nachdenken konnte. Nur dass er heute sehr spät dran war. Serena erwartete ihn zum Abendessen. Und dann musste er auch noch an der Apotheke halten, um fiebersenkende Mittel für die Zwillinge zu holen.

Er dachte über ihre Versammlung nach. Schlechter hätte es nicht laufen können, und, wie immer, hatte er sich selbst in die Scheiße geritten. Warum in aller Welt hatte er bloß gesagt, er werde die Sekte auflösen, wenn er innerhalb einer Woche kein Projekt vorschlagen könnte? Dabei hatte er keinen blassen Schimmer, was das sein könnte, und um eine satanische Aktion zu planen, braucht man bekanntlich Zeit. In letzter Zeit hatte er versucht, sich eine Mission einfallen zu lassen, aber nichts. Wie auch, vier Wochen Schlussverkauf im Möbelmarkt waren einfach tödlich. Von morgens bis abends eingespannt, mit dem Alten, der einem sofort im Nacken saß, sobald man versuchte, auch nur kurz durchzuatmen.

Einen kleinen Einfall hatte er allerdings gehabt: den Friedhof von Oriolo Romano schänden. Theoretisch keine schlechte Idee. Wenn man es richtig machte, konnte daraus eine echt schöne Sache werden. Doch bei näherer Betrachtung hatte er beschlossen, den Plan wieder aufzugeben. Zum einen herrschte vor dem Friedhof unaufhörlich dichter Verkehr, man musste also spätnachts hinein. Die Einfriedungsmauer war aber mehr als drei Meter hoch und mit Glasscherben gespickt. Vor dem Friedhof war ein beliebter Treffpunkt von Jugendcliquen, und manchmal kam sogar ein Imbisswagen mit Porchetta hinzu. Außerdem wohnte der Friedhofswächter, ein verrückter ehemaliger Carabiniere, auf dem Friedhofsgelände. Man musste also leise sein, doch wenn man Grabsteine umstürzt, Särge ausbuddelt, die Knochen herausholt und auf einen Haufen wirft, ist ein bisschen Lärm kaum zu vermeiden. Saverio hatte auch daran gedacht, den ehemaligen Carabiniere mit dem Kopf nach unten am Mausoleum der Mastrodomenico, der Familie seiner Frau, zu kreuzigen.

Aber es ging nicht, zu viele Probleme.

Das Handy klingelte. Auf dem Display erschien: SERENA.

Saverio Moneta hatte ihr die übliche Ausrede aufgetischt: eine Partie Dungeons & Dragons. Seit einer Weile erzählte er ihr nun schon, dass er bei diesem Rollenspiel ein Champion sei. Lange könnte er diese Geschichte nicht mehr bringen. Serena war misstrauisch, stellte ihm ständig eine Menge Fragen, wollte wissen, mit wem er spielte, ob er gewonnen hatte … Um sie zu beruhigen, hatte er einmal sogar bei sich zu Hause eine vorgetäuschte Partie mit den Bestien organisiert. Doch beim Anblick von Zombie, Murder und Silvietta hatte sich seine Frau kein bisschen beruhigt, sondern war nur noch misstrauischer geworden.

Er holte tief Luft und meldete sich. »Liebling, ich weiß, ich bin spät dran, aber ich bin gleich da. Es herrscht ein grauenhafter Verkehr. Es muss einen Unfall gegeben haben.« Serena antwortete mit gewohntem Zartgefühl: »Sag mal, haben sie dir ins Gehirn geschissen?«

Saverio versank im Sitz seines Mondeo. »Warum? Was habe ich getan?«

»Hier ist ein Paketbote von DHL mit einem riesigen Paket. Er will dreihundertfünfzig Euro. Er sagt, es ist für dich. Was ist, soll ich das bezahlen?«

Himmel, das Durendal ist da.

Auf eBay hatte er eine originalgetreue Reproduktion des legendären Schwertes von Roland ersteigert, dem Paladin Karls des Großen, und der Legende nach sollte es ursprünglich sogar Hektor aus Troja gehört haben. Doch eigentlich hätte dieser Schwachkopf von Mariano, der Portier in seinem Haus, das Paket abfangen sollen. Serena durfte von dem Schwert nichts wissen.

»Ja, ja, bezahl ruhig, wenn ich nach Hause komme, gebe ich dir das Geld wieder«, sagte Saverio mit gespielter Ruhe.

»Hast du einen Knall? Dreihundertfünfzig Euro! Was hast du dir denn da gekauft?« Dann wandte Serena sich an den Paketboten von DHL. »Können Sie mir bitte sagen, was in diesem Karton ist?«

Während ein Spritzer ätzender Verdauungssäfte seine Magenwände entflammte, fragte sich der Großmeister der Bestien des Abaddon, warum in aller Welt er sich bloß auf ein derart beschämendes Leben eingelassen hatte. Schließlich war er Satanist. Ein Mann, der sich zum Unbekannten, zur dunklen Seite der Dinge hingezogen fühlte. Doch in diesem Moment war ihm nur eins unbekannt und dunkel: Was hatte ihn bloß in die Arme dieser Furie getrieben?

»Also, was ist nun in dem Paket?«, fragte Serena den Mann von DHL.

In der Ferne hörte Saverio seine Stimme: »Wissen Sie, es ist schon spät. Das steht auf dem Lieferschein.«

Saverio schlug den Nacken gegen die Kopfstütze und murmelte: »Was für ein Scheiß … Was für ein Scheiß …«

»Hier steht, es kommt von The Art of War in Caserta … Ein Schwert vielleicht?«

Saverio hob die Augen zum Himmel und bemühte sich, nicht loszuheulen.

»Was willst du denn mit einem Schwert?«

Mantos schüttelte den Kopf. Seine rechte Pupille konnte sich nicht von dem riesigen Plakat am Straßenrand lösen.

HAUS DES SILBERS. HOCHZEITSLISTEN.

EINZIGARTIGE UND EXKLUSIVE GESCHENKE IN SILBER.

»Es ist ein Geschenk, Serena. Es ist eine Überraschung. Verstehst du das denn nicht?« Seine Stimme war ein paar Oktaven höher geklettert.

»Für wen denn? Ich glaube, du bist verrückt geworden.«

»Für wen schon? Für wen kann das wohl sein? Rat mal!«

»Was weiß denn ich …«

»Für deinen Vater!«

Einen Moment lang war es still. »Was soll mein Vater denn mit einem Schwert?«

»Was schon? Er hängt es über den Kamin, klar?«

»Über den Kamin? In den Bergen meinst du? Im Chalet in Roccaraso?«

»Richtig.«

Schlagartig wurde Serenas Stimme sanfter. »Also so was, so etwas Nettes hätte ich dir gar nicht zugetraut. Manchmal kannst du mich doch noch überraschen, Schatz.«

»Ich muss jetzt Schluss machen, man darf im Auto nicht mit dem Handy telefonieren.«

Saverio beendete das Gespräch und warf das Handy in die Ablage.

4 Im Konferenzsaal der Villa Malaparte drängten sich die Menschen. Viele standen in den Seitengängen. Ein paar Studenten saßen im Schneidersitz vor dem Rednertisch. Andere kauerten auf den Fensterbänken. Seltsamerweise hing keiner an den Kronleuchtern aus Murano-Glas.

Sobald der erste Fotograf den Schriftsteller erblickte, ging das Blitzlichtgewitter los. Dreihundert Köpfe drehten sich, und es wurde einen Augenblick still. Dann setzte langsam ein Murmeln ein.

Als Ciba losging, waren sechshundert Augen auf ihn gerichtet, die ihn beobachteten. Er drehte sich kurz um, senkte den Kopf, fasste sich ans Ohrläppchen und setzte einen verängstigten Blick auf, versuchte, ein bisschen unbeholfen und verlegen auszusehen. Typ Alien, aus den Venusgrotten hierhergebeamt. Die körperliche Botschaft, die er aussandte, war einfach: Ich bin der größte Schriftsteller, den es auf der Welt gibt, doch es passiert auch mir, dass ich zu spät komme, denn, trotz allem, bin ich ein normaler Mensch, genau wie ihr. Er wirkte genau so, wie er wirken wollte. Jung, grüblerisch, mit dem Kopf in den Wolken. Mit seiner Tweedjacke mit abgeschabten Ellbogen, die er immer in ein großes Einmachglas steckte, damit sie zerknittert blieb, mit der unförmigen, zwei Nummern zu großen Hose (er ließ sie sich in einem Kibbuz am Toten Meer schneidern), mit der Weste, die er in einem Charity Shop in Portobello gekauft hatte, mit den alten Church’s, die man ihm geschenkt hatte, als er seinen Uniabschluss gemacht hatte, mit der Nase, die für sein Gesicht ein wenig zu groß war, und diesem Büschel widerspenstiger Haare, die ihm über die Augen fielen. Ein Star. Ein englischer Schauspieler mit der Begabung, wie ein Gott zu schreiben.

Während er auf den Rednertisch zuging, erkundete er die Zusammensetzung des Publikums. Er schätzte zehn Prozent Offizielle, fünfzehn Prozent Journalisten und Fotografen, gut vierzig Prozent Studenten, oder vielmehr hormongetriebene Studentinnen, und fünfunddreißig Prozent naive ältere Frauen in den Wechseljahren. Dann überschlug er rasch, wie viele dieser braven Menschen sein Buch, und wie viele das des Inders an die Brust drückten. Nichts leichter als das. Sein Buch hatte ein Cover in kräftigem Blau mit schön blutrotem Titel, das des Inders war weiß und die Schrift darauf schwarz. Mehr als achtzig Prozent der Bücher waren blau! Er drängelte sich durch die letzten Grüppchen hindurch. Manche gaben ihm die Hand, andere klopften ihm brüderlich auf die Schulter, als käme er gerade aus dem Dschungelcamp zurück.

Schließlich erreichte er den Rednertisch. Der indische Schriftsteller saß in der Mitte. Er ähnelte einer Schildkröte, der man den Panzer weggenommen, eine weiße Tunika übergeworfen und eine Brille mit schwarzem Gestell aufgesetzt hatte. Er hatte wässrige, weit auseinanderstehende Augen und ein entspanntes Gesicht. Eine Matte schwarzer, mit Brillantine nach hinten gestrichener Haare verhinderte, dass er aussah wie eine ägyptische Mumie. Als er Fabrizio sah, neigte der Inder leicht den Kopf und legte zum Zeichen des Grußes die Handflächen aneinander. Doch was Cibas Aufmerksamkeit fesselte, war das weibliche Wesen neben Sawhney. Um die dreißig. Gemischtes Blut. Halb indisch, halb kaukasisch. Sie hätte gut ein Model sein können, aber durch die kleine Brille auf der Stupsnase sah sie irgendwie auch ein bisschen nach Lehrerin aus. Ein chinesisches Essstäbchen mühte sich vergeblich, ihre langen Haare zu bändigen. Ein paar widerspenstige teerfarbene Strähnen hingen auf den schlanken Hals herunter. Der kleine, volle Mund, träge geöffnet, thronte wie eine reife Pflaume über ihrem spitzen Kinn. Sie trug eine weiße Leinenbluse, die gerade so weit offen stand, dass ein weder zu kleines noch zu üppiges Dekolleté ins rechte Licht gerückt wurde.

Körbchengröße C, schätzte Fabrizio.

Die bronzefarbenen Arme endeten in schmalen Handgelenken, an denen sie schwere Kupferarmbänder trug. Die Finger hingegen endeten in schwarz lackierten Nägeln. Als Fabrizio sich auf seinen Platz setzte, linste er unter den Tisch, um nachzuschauen, ob auch da alles in Ordnung war. Elegante Beine ragten unter einem schwarzen Rock hervor. Die schlanken Füße steckten in griechischen Sandalen, und die Fußnägel waren mit dem gleichen schwarzen Nagellack lackiert wie die Fingernägel. Wer war diese aus dem Olymp gefallene Göttin?

Tremagli, der auf der linken Seite saß, schaute mit einem strengen Blick von seinen Papieren hoch. »Gut, nachdem Signor Ciba nun auch endlich da ist …« Er schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Ich glaube, wir können dann anfangen, vorausgesetzt, dass Sie einverstanden sind.«

»Einverstanden.«

Fabrizio ging der hochgeachtete Professor Tremagli, um es geradeheraus zu sagen, gehörig auf die Eier. Tremagli hatte ihn zwar nie verrissen, aber auch nie gelobt. Für Professor Tremagli existierte das Werk von Ciba ganz einfach nicht. Wenn er über den aktuellen, beklagenswerten Zustand der italienischen Literatur sprach, lobte er eine Reihe von Schreiberlingen, die nur er kannte und die sich freuen konnten, wenn sie tausendfünfhundert Exemplare verkauften. Fabrizio wurde nie erwähnt, keine Anspielung, kein Kommentar. Bis man ihn schließlich eines Tages beim Corriere della Sera direkt darauf angesprochen hatte: »Herr Professor, wie erklären Sie sich das Phänomen Ciba?«. Da hatte er geantwortet: »Wenn wir tatsächlich von einem Phänomen sprechen wollen, dann ist es ein vorübergehendes, wie einer dieser Stürme, die von den Meteorologen gefürchtet werden, dann aber vorbeiziehen, ohne Schaden anzurichten.« Und er hatte hinzugesetzt: »Aber ich habe ihn nicht aufmerksam gelesen.«

Fabrizio hatte geschäumt wie ein tollwütiger Hund, war sofort an den Computer gestürzt, um für die erste Seite der Repubblica eine flammende Antwort zu schreiben. Doch als die Wut sich gelegt hatte, hatte er die Datei gelöscht.

Denn die wichtigste Regel für jeden echten Schriftsteller lautet: Unter keinen Umständen, nicht einmal auf dem Sterbebett, nicht einmal unter Folter, auf Beleidigungen reagieren. Alle warten doch nur darauf, dass du in die Falle tappst und dich zu einer Antwort hinreißen lässt. Nein, du musst unnahbar sein und so weit weg wie Alpha Centauri.

Am liebsten jedoch hätte er dem Alten vor dessen Haus aufgelauert, ihm seinen Scheißstock entrissen und damit auf seine Rübe eingeschlagen wie auf eine afrikanische Trommel. Das wäre ein Heidenspaß gewesen und hätte zudem seinen Ruf als poète maudit gefestigt, der auf literarische Beleidigungen mit den Fäusten reagiert wie ein echter Mann, und nicht mit giftigen Antworten auf Seite zwei des Feuilletons wie diese Scheißintellektuellen. Bloß dass der Alte schon siebzig war und mit einem Bein im Grab stand.

Im Ton eines Hypnotiseurs begann Tremagli eine Vorlesung über die indische Literatur und ging dabei von den frühesten Sanskrit-Texten aus dem Jahr 2000 v.Chr. aus, die man in den Felsengräbern von Jaipur gefunden hatte. Fabrizio überlegte, dass er mindestens eine Stunde brauchen würde, um im Jahr 2000 n. Chr. anzukommen. Als Erste würden die älteren Frauen wegdämmern, dann die Offiziellen, dann alle anderen, Fabrizio und der indische Schriftsteller eingeschlossen.

Ciba stützte einen Ellbogen auf den Tisch und legte seine Stirn in die Hand. Er versuchte, drei Operationen gleichzeitig auszuführen:

1) kontrollieren, wer die anwesenden Offiziellen waren;

2) herauskriegen, wer die Göttin war, die neben ihm saß;

3) darüber nachdenken, was er sagen sollte.

Die erste Operation war schnell erledigt. In der zweiten Reihe saß der Martinelli Verlag in voller Besetzung. Federico Gianni, der Geschäftsführer, Achille Pennachini, der Generaldirektor, Giacomo Modica, der Verkaufsleiter, und eine ganze Schar von Lektoren, darunter Leopoldo Malagò. Dann kam der ganze Damenklub der Presseabteilung. Wenn selbst Gianni seinen Hintern hochgekriegt und extra aus Genua gekommen war, konnte das nur heißen, dass sie sich von dem Buch des Inders einiges versprachen. Wer weiß, vielleicht hofften sie, ein paar Exemplare zu verkaufen.

In der ersten Reihe erkannte er den Kulturdezernenten, einen Fernsehregisseur, eine Reihe von Journalisten und andere Gesichter, die er schon tausendmal gesehen hatte, aber er wusste nicht mehr, wann und wo.

Auf dem Tisch standen die Namensschildchen der Teilnehmer. Die Göttin hieß Alice Tyler. Sie flüsterte Sarwar Sawhney die Übersetzung von Tremaglis Vortrag ins Ohr. Der Alte lauschte mit geschlossenen Augen und nickte dabei mit der Regelmäßigkeit eines Pendels. Fabrizio schlug den Roman des Inders auf und sah, dass die Übersetzung von Alice Tyler war. Also war sie nicht nur die Dolmetscherin bei dieser Veranstaltung. Vielleicht, so schoss es Fabrizio durch den Kopf, hatte er … Langsam kam ihm ernsthaft der Gedanke, dass er womöglich die Frau seines Lebens gefunden hatte. Schön wie Naomi Campbell und klug wie Margherita Hack.

Seit einiger Zeit spielte Fabrizio Ciba nämlich mit dem Gedanken an eine feste Beziehung. Vielleicht würde ihm das helfen, sich auf den neuen Roman zu konzentrieren, der seit drei Jahren im zweiten Kapitel feststeckte.

Alice Tyler? Alice Tyler? Wo hatte er diesen Namen bloß schon mal gehört?

Fast wäre er vom Stuhl gefallen. Es war dieselbe Alice Tyler, die Roddy Elton, Irvin Parker, John Quinn und all die anderen genialen schottischen Schriftsteller übersetzt hatte.

Bestimmt hat sie die alle persönlich gekannt! Bestimmt ist sie mit Parker essen gegangen und danach in ein besetztes Haus, wo er sie auf dem Teppich zwischen ausgedrückten Kippen, gebrauchten Spritzen und leeren Bierdosen gefickt hat.

Eine grauenhafte Ungewissheit ergriff ihn. Ob sie meine Bücher überhaupt gelesen hat? Er musste es wissen, sofort, augenblicklich. Es war ein physiologisches Bedürfnis. Wenn sie meine Bücher nicht gelesen und mich nicht im Fernsehen gesehen hat, dann denkt sie vielleicht, dass ich irgendjemand bin, verwechselt mich womöglich mit einem dieser mittelmäßigen Schriftsteller, die sich damit durchschlagen, dass sie von einer Präsentation zum nächsten kulturellen Event ziehen. Das wäre unerträglich für sein Ego. Jede gleichberechtigte Beziehung, in der er nicht der Star war, löste bei ihm unangenehme Nebenwirkungen aus: Mundtrockenheit, Schwindel, Kotzen und Durchfall. Um bei ihr zu landen, könnte er dann nicht auf sein Werk setzen, sondern müsste sich ganz auf seine angenehme Erscheinung, seine beißende Ironie und seine spontane Intelligenz verlassen. Und zum Glück kam er gar nicht auf die Idee, Alice Tyler könnte seine Bücher gelesen und schlecht gefunden haben.

Und so kam er zum letzten Punkt, dem heikelsten. Worüber sollte er nach dem Geschwafel des alten Schwätzers reden? In den letzten Wochen hatte er mehrmals versucht, den dicken Wälzer des Inders zu lesen, doch nach etwa zehn Seiten hatte er den Fernseher eingeschaltet und sich die Leichtathletikmeisterschaften angesehen. Guten Willen hatte er ja gezeigt, aber dieses Buch war von einer so tödlichen Langeweile, dass es einem alles zusammenzog. Dann hatte er einen Freund angerufen … ein Fan von ihm, ein Schriftsteller aus Catanzaro, einer jener faden und dienstbereiten Leute, die ihn umkreisten, in der Hoffnung, sich wie eine Kakerlake von den Krümeln seiner Freundschaft zu ernähren. Dieser jedoch konnte, im Gegensatz zu anderen, einigermaßen analytisch denken und verfügte über eine gewisse funkelnde Kreativität. Irgendwann, in unbestimmter Zukunft, würde er ihm vielleicht zu einer Veröffentlichung bei Martinelli verhelfen. Doch vorerst betraute er diesen Freund aus Catanzaro mit kleinen Aufgaben, einem Artikel für eine wöchentlich erscheinende Frauenillustrierte etwa, einer Übersetzung aus dem Englischen, Recherchen in der Bibliothek und, wie in diesem Fall, dieses Monsterbuch für ihn zu lesen und ihm eine schöne kritische Zusammenfassung zu geben, die er sich dann, in einer Viertelstunde, aneignen würde.

Möglichst unauffällig zog Ciba die drei Seiten aus dem Jackett, die sein Freund geschrieben hatte.

Bei öffentlichen Auftritten las Fabrìzìo nie vom Blatt ab. Er improvisierte, ließ sich vom Moment inspirieren. Er war berühmt für dieses Talent, für das magische Gefühl der Spontaneität, das er seinen Zuhörern schenkte. Aus ihm sprudelte es nur so heraus, vierundzwanzig Stunden am Tag. Es gab keinen Filter, kein Depot. Und wenn er mit seinen Monologen loslegte, waren alle fasziniert: vom Fischer in Mazara del Vallo bis zum Skilehrer in Cortina d’Ampezzo.

Doch an diesem Abend erwartete ihn eine böse Überraschung. Er las die ersten drei Zeilen der Zusammenfassung und wurde blass. Es ging um die Saga einer Musikerfamilie, in der alle aufgrund eines unerforschlichen Schicksals Sitar spielten, Generation um Generation.

Er griff nach dem Buch des Inders. Der Titel lautete: Die Verschwörung der Jungfrauen. Und warum war dann in der Zusammenfassung von Ein Leben in der Welt die Rede?

Ihm kam ein furchtbarer Verdacht. Sein Freund aus Catanzaro hatte sich vertan. Dieses Arschloch hatte das falsche Buch erwischt.

Verzweifelt verschlang er den Text auf der Rückseite des Buchs. Es ging überhaupt nicht um Sitarspieler, sondern um eine Gruppe von Frauen auf den Andamanen.

In diesem Augenblick beendete Tremagli seinen Monolog.

5 Es brachte ihn zur Verzweiflung, dass das Durendal, für das er dreihundertfünfzig Euro bezahlt hatte, bei seinem Schwiegervater über dem Kamin enden sollte. Gekauft hatte Saverio Moneta es mit dem Gedanken, damit den Friedhofswächter von Oriolo niederzumetzeln oder es jedenfalls als Opferwaffe für die Blutriten der Sekte zu benutzen.

Die Autos kamen nur im Schritttempo voran. Auf einer Reihe Palmen, die im Winter erfroren waren, hingen bunte Lämpchen, deren Geblinke sich im Heck der Mercedesse und Jaguars vor den Autohäusern spiegelte.

Es muss wirklich einen Unfall gegeben haben.

Saverio schaltete das Radio ein und suchte den Verkehrskanal. Ein Teil seines Hirns arbeitete unablässig daran, sich eine Aktion auszudenken, die er Murder und den anderen vorschlagen könnte.

Und wenn wir zum Beispiel Padre Tonino, den Pfarrer von Capranica, umbrächten?

Das Handy läutete erneut. Nein, bitte nicht … Schon wieder Serena? Doch auf dem Display erschien: UNBEKANNTE NUMMER. Das war bestimmt der alte Sack, der die Nummer unterdrückte, um ihn hereinzulegen.

Egisto Mastrodomenico, Serenas Vater, war siebenundsiebzig Jahre alt und kannte sich mit Handys und Computern besser aus als jeder Sechzehnjährige. In seinem Büro im letzten Stock des Mobilificio dei Mastri d’Ascia Tirolesi hatte er eine Batterie von Computern, die mit Kameras verbunden waren, um die ihn jedes Casino in Las Vegas beneidet hätte. Den ganzen Tag lang wurde die Leistung der fünfzehn Verkäufer aufgezeichnet, als wäre man in einer Realitysoap. Und Saverio, der Chef der Abteilung Tiroler Möbel, hatte vier Objektive auf sich gerichtet.

Nein, ich kann nicht, heute Abend nicht. Er drehte das Autoradio lauter, in der Hoffnung, das Telefon zum Schweigen zu bringen.

Mantos hasste seinen Schwiegervater so sehr, dass er eine spastische Kolitis bekommen hatte. Der alte Mastrodomenico nutzte jede Gelegenheit, ihn zu demütigen, damit er sich wie ein nichtsnutziger Schmarotzer fühlte, der nur deshalb immer noch im Möbelhaus arbeitete, weil er mit seiner Tochter verheiratet war. Er beleidigte ihn nicht nur vor Kollegen, sondern auch im Beisein von Kunden. Einmal, während der Frühjahrsaktion, hatte er ihn bei eingeschaltetem Mikrofon als Idioten beschimpft. Der einzige Trost war, dass der Alte früher oder später ins Gras beißen würde. Dann würde sich alles ändern. Serena war die einzige Tochter, und er, Saverio würde das Möbelhaus dann selbst leiten. Auch wenn ihm seit einiger Zeit langsam Zweifel daran kamen, ob der Alte überhaupt je sterben würde. Bei allem, was der schon hinter sich hatte. Sie hatten ihm die Milz herausgenommen, sie hatten ihm eine talgige Zyste aus dem Ohr entfernt, und um ein Haar wäre er taub geworden. Auf einem Auge hatte er den Grauen Star und konnte nichts mehr sehen. Im Alter von vierundsiebzig war er mit seinem Mercedes mit zweihundert Sachen auf einen Lastwagen geprallt, der an einer Agip-Tankstelle stand. Drei Wochen hatte er im Koma gelegen und war danach noch stinkiger als vorher. Dann hatten sie Darmkrebs bei ihm festgestellt, doch aufgrund seines Alters wollte sich der Tumor nicht ausbreiten. Und als würde das allein nicht genügen, war er bei der Taufe der Zwillinge auf der Kirchentreppe gestürzt und hatte sich das Becken gebrochen. Jetzt saß er im Rollstuhl, und es war Saverios Aufgabe, ihn morgens zur Arbeit und abends wieder nach Hause zu bringen.

Das Handy klingelte und pulsierte immer noch in der Ablage neben der Gangschaltung.

»Fick dich ins Knie«, knurrte er, doch das verdammte Schuldgefühl, das in seinen Chromosomen saß, sagte ihm, er müsse sich melden. »Papa?«

»Mantos.«

Das war nicht die Stimme des Alten. Und seinen Sektennamen kannte er auch nicht.

»Mit wem spreche ich?«

»Kurtz Minetti.«

Als er den Namen des Obersten Priesters der Kinder der Apokalypse hörte, kniff Saverio Moneta ungläubig die Augen zu und riss sie wieder auf, mit der linken Hand umklammerte er das Steuer, mit der rechten das Handy, doch das Telefon flutschte ihm aus der Hand wie ein nasses Stück Seife und landete zwischen seinen Beinen. Um es aufzuheben, nahm er den Fuß von der Kupplung und würgte den Motor ab. Von hinten wurde gehupt, und Saverio schrie Kurtz zu: »Einen Moment … Ich sitze am Steuer. Einen Moment, ich muss an die Seite fahren!«

Ein Motorradfahrer auf einem großen, dreirädrigen Scooter klopfte an sein Fenster. »Weißt du eigentlich, dass du ein Arschloch bist?«

Endlich schaffte Saverio es, sein Handy aufzuheben. Er ließ den Motor wieder an und fuhr das Auto auf die Seite.

Was wollte Kurz Minetti von ihm?