ERNST JÜNGER – SÄMTLICHE WERKE
Tagebücher I-VIII
Band 1 Der Erste Weltkrieg
Band 2 Strahlungen I
Band 3 Strahlungen II
Band 4 Strahlungen III
Band 5 Strahlungen IV
Band 6 Strahlungen V
Band 7 Strahlungen VI, VII
Band 8 Reisetagebücher
Essays I-IX
Band 9 Betrachtungen zur Zeit
Band 10 Der Arbeiter
Band 11 Das Abenteuerliche Herz
Band 12 Subtile Jagden
Band 13 Annäherungen
Band 14 Fassungen I
Band 15 Fassungen II
Band 16 Fassungen III
Band 17 Ad hoc
Erzählende Schriften I-IV
Band 18 Erzählungen
Band 19 Heliopolis
Band 20 Eumeswil
Band 21 Die Zwille
Supplement
Band 22 Verstreutes – Aus dem Nachlaß
Erzählungen
Klett-Cotta
Die 22 Bände der Sämtlichen Werke, die zwischen 1978 und 2003 bei Klett-Cotta erschienen sind (1–18: 1978–1983; Supplemente 19–22: 1999–2003), enthalten Ernst Jüngers Fassung letzter Hand. Ihr folgt diese Taschenbuchausgabe in Seiten- wie Zeilenumbruch. Offensichtliche Fehler wurden korrigiert, die posthum erschienenen Supplementbände integriert. Der vorliegende Band entspricht Band 15 der gebundenen Ausgabe.
Klett-Cotta
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Verwendung von Illustrationen von Niklas Sagebiel, Berlin
Gesetzt von pagina, Tübingen
Datenkonvertierung: Lumina Datamatics GmbH
Printausgabe: ISBN 978-3-608-96318-2
E-Book: ISBN 978-3-608-10918-4
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
INHALT
Sturm
Afrikanische Spiele
Auf den Marmorklippen
Die Eberjagd
Besuch auf Godenholm
Gläserne Bienen
ERSTDRUCK 1923
Die Stunden vor der Abenddämmerung pflegten die Zugführer der dritten Kompanie gemeinschaftlich zu verbringen. Zu dieser Zeit waren die Nerven frisch, die Kleinigkeiten bekamen wieder Wert und wurden in endlosen Gesprächen hin- und hergereicht. Traf man sich morgens nach Nächten voll Regen, Feuer und tausend verschiedenen Aufregungen, so waren alle Gedanken unzusammenhängend und spitz, man ging mürrisch aneinander vorbei oder trieb die Mißstimmung zu Entladungen, die im Frieden Stoff zu wochenlangen Ehrengerichtssitzungen geboten hätten.
Nach vierstündigem Schlaf dagegen erwachte man als anderer Mensch. Man wusch sich im Stahlhelm, putzte die Zähne und steckte die erste Zigarette an. Man las die von den Essenholern mitgebrachte Post und ließ sich das Kochgeschirr aus der heugefüllten Wärmekiste geben. Dann steckte man die Pistole ein und verließ den Unterstand, um im Graben entlangzuschlendern. Das war die Stunde, zu der man sich beim Leutnant Sturm, dem Führer des mittelsten Zuges, zu treffen pflegte.
Diese Stunde war wie eine Börsenzeit, während deren alle Dinge, die hier von Wichtigkeit waren, gewertet wurden. Der Körper der Kompanie glich einem im Sande verbissenen Tiere, unter scheinbarer Ruhe vibrierend vor Muskelspiel. Der Vormarsch war ein Sprung gewesen, der alle Kraft in die Bewegung gelegt hatte, nun in der Verteidigung waren wieder Menschen untereinander und übten alle Schattierungen des Verkehrs. An dünnen, stets bedrohten Fäden nur hing man mit der Menschheit zusammen, man war isoliert wie ein winterliches Dorf in einem Alpental. So gewann der Einzelne an Interesse: der psychologische Erkenntnistrieb, der in jedem Menschen lebt, mußte sich stets an denselben Erscheinungen befriedigen und wurde stärker dadurch.
Diese Männer, deren Zusammenleben in der Vorstellung des Hinterlandes mit wenigen Worten wie »Kameradschaft« und »Waffenbrüderschaft« abgetan wurde, hatten nichts zu Hause gelassen von dem, was sie im Frieden erfüllt. Sie waren die alten in einem anderen Lande und in einer anderen Form des Seins. Und so hatten sie auch jenen eigentümlichen Sinn mit herausgebracht, der das Gesicht eines anderen, sein Lächeln oder selbst den Klang seiner Stimme bei Nacht erfaßt und daraus eine Gleichung zieht zwischen Ich und Du.
Professoren und Glasbläser, die zusammen auf Horchposten zogen, Landstreicher, Elektrotechniker und Gymnasiasten, die eine Patrouille vereinte, Friseure und Bauernburschen, die nebeneinander in den Minierstollen vor Ort saßen, Materialträger, Schanzer und Essenholer, Offiziere und Unteroffiziere, die in dunklen Winkeln des Grabens flüsterten – sie alle bildeten eine große Familie, in der es nicht besser und nicht schlechter zuging als in jeder anderen Familie auch. Da waren junge, stets fröhliche Burschen, an denen keiner vorübergehen konnte, ohne zu lachen oder ihnen ein freundliches Wort zuzurufen; väterliche Naturen mit Vollbärten und klaren Augen, die eine Zone des Respektes um sich zu breiten und jede Lage durch das richtige Wort zu klären wußten, handfeste Männer des Volkes mit ruhiger Sachlichkeit und hilfsbereitem Griff, windige Gesellen, die während der Arbeitszeit sich in verlassene Stichgräben und Unterstände zurückzogen, um zu rauchen oder zu schnarchen, die aber beim Essen Unglaubliches leisteten und während der Ruhestunden mit verblüffendem Humor das große Wort zu führen wußten. Manche wurden ganz übersehen, sie waren wie Kommas, über die man hinwegliest, und wurden oft erst bemerkt, wenn ein Geschoß ihr Dasein zerschlug. Andere, rechte Stiefkinder, hatten unangenehme Gesichter, saßen in den Ecken für sich, nichts, was sie anfaßten, hatte Schick, und niemand wollte mit ihnen zusammen auf Posten ziehen. Sie wurden durch Spitznamen gezeichnet, und wenn ihre Gruppe eine lästige Sonderarbeit, wie Munitionsschleppen oder Drahtziehen, zu verrichten hatte, so verstand es sich von selbst, daß der Korporal sie dazu aussuchte. Wieder andere wußten einer Okarina gefühlvolle Töne zu entlocken, abends kleine Couplets zu singen oder Führungsringe, Granatsplitter und Kreidesteine zu zierlichen Gegenständen zu verarbeiten; sie waren deshalb gern gesehen. Zwischen den Dienstgraden standen die Mauern einer norddeutschen Disziplin. Dahinter waren die Gegensätze schärfer, die Gefühle lebendiger, doch brachen sie nur in seltenen Augenblicken durch.
Im Grunde zeigte sich in dieser kämpfenden Gemeinschaft, dieser Kompanie auf Leben und Tod, das seltsam Flüchtige und Traurige des menschlichen Verkehrs besonders klar. Wie ein Geschlecht von Fliegen tanzte das durcheinander und war doch von jedem Winde so bald zerweht. Gewiß: wenn die Essenholer unerwartet Grog von der Küche nach vorn brachten oder wenn ein milder Abend die Stimmung schmolz, dann waren alle wie Brüder und zogen auch die Verlassenen in ihren Kreis. Wenn einer gefallen war, standen die anderen an seiner Leiche zusammen, ihre Blicke trafen sich dunkel und tief. Doch wenn der Tod als Wetterwolke über den Gräben hing, dann war jeder für sich; allein stand er im Dunkel, umheult und umkracht, von aufschießenden Blitzen geblendet, und hatte nichts in der Brust als grenzenlose Einsamkeit.
Und wenn sie dann mittags auf den braungebrannten Lehmbänken der Postenstände hockten und bunte Falter von den blühenden Disteln des verrotteten Landes über dem Graben schaukelten, wenn die Geräusche des Kampfes für kurze Stunden schwiegen, kleine Scherze von halblautem Gelächter begleitet wurden, dann schlich oft im glühenden Lichte ein Gespenst aus dem Stollen, starrte dem einen oder dem anderen fahl ins Gesicht und fragte: »Warum lachst du nur? Wozu putzt du dein Gewehr? Was wühlst du in der Erde herum, wie ein Wurm in der Leiche? Morgen vielleicht ist alles vergessen wie der Traum einer Nacht.« Ganz deutlich konnte man die erkennen, denen dieses Gespenst erschienen war. Sie wurden blaß und versonnen, und wenn sie auf Posten zogen, stand ihr Blick unbeweglich in der Richtung ihres Gewehrs auf dem Niemandsland. Wenn sie fielen, sagte wohl ein Freund den uralten Kriegerspruch über ihr Grab: »Fast, als ob er es geahnt hätte. Er war so verändert in letzter Zeit.«
Mancher war auch plötzlich verschwunden; in einer Ecke lagen Gewehr, Tornister und Helm, verlassen wie die abgestreifte Hülle eines Schmetterlings. Nach Tagen oder Wochen wurde er wiedergebracht, die Feldgendarmen hatten ihn auf einem Bahnhof oder in einer Taverne gegriffen. Dann kam das Kriegsgericht und die Versetzung in ein anderes Regiment.
Einen von diesen stillen Leuten fanden die Kameraden eines Morgens tot auf der Latrine, er schwamm in seinem Blut. Sein rechter Fuß war nackt, es stellte sich heraus, daß er sein Gewehr gegen das Herz gerichtet und mit den Zehen den Abzug niedergedrückt hatte. Es war gerade am Tag vor der Ablösung, eine fröstelnde Gruppe stand im Nebel um die hingestreckte Gestalt, die wie ein Sack in dem schmierigen, mit Papierfetzen durchmischten Lehmbrei lag. In den zahlreichen, von Nagelstiefeln hineingebohrten Löchern schillerte ein schwarzbrauner Teer, darauf perlten Blutströpfchen wie rubinfarbenes Öl. War es der ungewöhnliche Tod in dieser Landschaft, zu der das Sterben gehörte wie die Blitzwölkchen der Geschosse, oder war es der ekelhafte Ort: heute empfand jeder besonders peinlich den Hauch von Sinnlosigkeit, der sich über einer Leiche wölbt.
Endlich warf einer eine Betrachtung hin, wie man ein Korkstückchen ins Wasser wirft, um die Strömung zu prüfen: »Da schießt sich nun einer aus Angst vorm Tode tot. Und andere haben sich totgeschossen, weil sie nicht als Freiwillige angenommen wurden. Ich verstehe das nicht.« Sturm, der dabeistand, dachte an das Gespenst. Er konnte wohl verstehen, daß einer, der dahintanzte zwischen Leben und Tod, plötzlich wie ein Nachtwandler zwischen Abgründen erwachte und sich fallen ließ. Lenkten nicht Fixsterne seine Bahn, Ehre und Vaterland, oder war sein Leib nicht gehärtet durch die Lust am Kampfe wie durch ein Schuppenhemd, so trieb er als Molluske, als zuckendes Nervengeflecht im Hagel aus Feuer und Stahl.
Freilich – dachte er – wer so die Zügel schleifen ließ, der mochte zum Teufel fahren: Hier wurde allen Kräften auf den Zahn gefühlt. Zu sehr war Sturm Kind seiner Zeit, um in solchem Falle Mitleid zu empfinden. Doch gleich schaltete ein anderes Bild sich ihm ins Hirn: ein feindlicher Angriff nach tollem Feuerstoß.
Wie sprangen da die Besten und Stärksten aus ihren Dekkungen hervor und wie wurde die Auslese im letzten Eisensturze zerstampft, während unten in ihren Stollen die Schwächlinge zitterten und den Spruch zu Ehren brachten: »Lieber fünf Minuten feige als ein ganzes Leben tot.« Kam hier der Tüchtigste noch zu seinem Recht?
Ja, wer sich darauf verstand, ertastete hier manchen Faden, an den sich eigenartige Gedanken knüpfen ließen. Kürzlich noch hatte Sturm seiner Grabenchronik, die er in den Wachtpausen stiller Nächte zu führen pflegte, die Bemerkung einverleibt: »Seit der Erfindung der Moral und des Schießpulvers hat der Satz von der Auswahl des Tüchtigsten für den Einzelnen immer mehr an Bedeutung verloren. Es läßt sich genau verfolgen, wie diese Bedeutung allmählich übergegangen ist auf den Organismus des Staates, der die Funktionen des Einzelnen immer rücksichtsloser auf die einer spezialisierten Zelle beschränkt. Heute gilt einer längst nicht mehr das, was er an sich wert ist, sondern nur das, was er in bezug auf den Staat wert ist. Durch diese systematische Ausschaltung einer ganzen Reihe an sich sehr bedeutender Werte werden Menschen erzeugt, die allein gar nicht mehr lebensfähig sind. Der Urstaat als Summe nahezu gleichwertiger Kräfte besaß noch die Regenerationsfähigkeit einfacher Lebewesen: Wurde er zerschnitten, so schadete das den einzelnen Teilen wenig. Bald fanden sie sich zu neuem Zusammenschluß und bildeten leicht im Häuptling ihren physischen, im Priester oder Zauberer ihren psychischen Pol.
Eine schwere Verletzung des modernen Staates dagegen bedroht auch jedes Individuum in seiner Existenz, zum mindesten den Teil, der nicht unmittelbar vom Boden lebt, also den weitaus größten. Aus dieser riesenhaften Gefahr erklärt sich die erbitterte Wut, das atemlose ›jusqu’au bout‹ des Kampfes, den zwei solcher Machtgebilde miteinander führen. Bei diesem Zusammenprall werden nicht mehr wie zur Zeit der blanken Waffe die Fähigkeiten des Einzelnen, sondern die der großen Organismen gegeneinander abgewogen. Produktion, Stand der Technik, Chemie, Schulwesen und Eisenbahnnetze: das sind die Kräfte, die unsichtbar hinter den Rauchwolken der Materialschlacht sich gegenüberstehen.«
An diesen Gedanken erinnerte sich Sturm, als er vor dem Toten stand. Hier hatte wieder ein Einzelner gegen die Sklavenhalterei des modernen Staates nachdrücklich protestiert. Der aber stampfte als unbekümmerter Götze über ihn hinweg.
Dieser Zwang, der das Leben des Individuums einem unwiderstehlichen Willen unterwarf, trat hier in furchtbarer Deutlichkeit hervor. Der Kampf spielte in riesenhaften Ausmaßen, vor denen das Einzelschicksal verschwand. Die Weite und tödliche Einsamkeit des Gefildes, Fernwirkung stählerner Maschinen und die Verlegung jeder Bewegung in die Nacht zogen eine starre Titanenmaske über das Geschehen. Man schleuderte sich den Tod zu, ohne sich zu sehen; man wurde getroffen, ohne zu wissen, woher es kam. Längst hatte der Präzisionsschuß des geschulten Schützen, das direkte Feuer der Geschütze und damit der Reiz des Duells dem Massenfeuer der Maschinengewehre und der geballten Artilleriegruppen weichen müssen. Die Entscheidung lief auf ein Rechenexempel hinaus: Wer eine bestimmte Anzahl von Quadratmetern mit der größeren Geschoßmenge überschütten konnte, hielt den Sieg in der Faust. Eine brutale Begegnung von Massen war die Schlacht, ein blutiger Ringkampf der Produktion und des Materials.
Daher kam auch den Kämpfern, diesem unterirdischen Bedienungspersonal mörderischer Maschinen, oft wochenlang nicht zum Bewußtsein, daß hier Mensch gegen Menschen stand. Ein Rauchwölkchen, das vorzeitig in die Dämmerung wirbelte, eine Scholle, die drüben ein unsichtbarer Arm über Deckung warf, ein halblauter Ruf, den der Wind herüberriß, das war alles, was sich den lauernden Sinnen bot. Da war es verständlich, daß einen, der jahrelang in diese Wildnis verschlagen war, das Grauen überwand. Es war im Grunde wohl dasselbe Gefühl von Sinnlosigkeit, das aus den kahlen Häuserblöcken von Fabrikstädten zuweilen in traurige Hirne sprang, jenes Gefühl, mit dem die Masse die Seele erdrückt. Und wie man dort eilig zum Zentrum schritt, um zwischen Cafés, Spiegeln und Lichtern das Gewölk der Gedanken zu splittern, so suchte man hier in Gesprächen, im Trunk und auf seltsamen Abwegen des Hirnes sich selbst zu entfliehen.
Jede Gesellschaft, die durch aufeinander angewiesene Männer gebildet wird, entwickelt sich nach den Gesetzen der organischen Natur. Sie wird aus der Verschmelzung verschiedener Keime erzeugt und wächst heran wie ein Baum, der seine Eigenart einer Reihe von Umständen verdankt. Die erste Begegnung ist eine im Grunde feindliche, man schleicht maskiert umeinander herum, jeder gibt sich, wie er scheinen möchte, und späht die schwachen Stellen des anderen aus. Allmählich beginnen Sympathien zu spielen, gemeinschaftliche Abneigungen und Leidenschaften werden entdeckt. Gemeinsame Erlebnisse und Räusche schieben die Grenzen übereinander, und zuletzt ist die Gesellschaft wie ein Haus, das man oft und bei manchem Anlaß besuchte: Man hat eine feste Vorstellung davon und behält sie auch in der Erinnerung bei.
Das Bemerkenswerte ist, daß bei diesem Vorgange wirklich eine Veränderung der Persönlichkeit erfolgt. Jeder wird an sich beobachtet haben, daß er in diesem Kreise ein anderer ist als in jenem. Wie die Ehe ähnlich macht mit der Zeit, so beeinflußt jede längere Gemeinschaft ihre Glieder von Grund aus.
Diese Beeinflussung hatten auch die drei Zugführer der dritten Kompanie aneinander erfahren. Nach dem Bewegungskriege, der sie rein als Soldaten und Kameraden verbunden, hatten sie sich auch als Persönlichkeiten entdeckt. Sie waren nach der letzten offenen Schlacht an die Spitze ihrer Züge getreten als Leutnant Döhring, Feldwebel Hugershoff und Fähnrich Sturm. Sie behielten diese Stellen auch in der folgenden langen Periode des Grabenkampfes; im Laufe der Zeit wurden auch die beiden anderen zu Offizieren befördert. Vom Geschick des Krieges vorläufig verschont, schlossen sie sich immer enger zusammen, wie Menschen, die der Aufenthalt auf einer wüsten Insel vereint.
Allmählich hatte sich bei ihnen das Bedürfnis gebildet, die Nachmittage gemeinschaftlich zu verbringen. Lagen sie im Graben, so trafen sie sich im Unterstande Sturms. Während der Ruhezeit besuchten sie sich in den Quartieren und dehnten, an ein nächtliches Dasein gewöhnt, diese Besuche meist bis zum Morgen aus. So verwuchsen sie, ohne es zu merken, zu einem geistigen Körper von ausgesprochener Art.
Neben den Ereignissen des Tages bildete ein gemeinschaftliches literarisches Interesse den Boden, aus dem ihr Gespräch erwuchs. Sie waren alle von einer wahllosen, für die literarische Jugend Deutschlands typischen Belesenheit. Gemeinsam war ihnen eine Urwüchsigkeit, die sich in ganz seltsamer Weise mit einer gewissen Dekadenz verwob. Sie liebten das auf den Einfluß des Krieges zurückzuführen, der wie eine atavistische Springflut in die Ebenen einer späten, an jeden Luxus gewöhnten Kultur gebrochen war. So zum Beispiel trafen sie sich in an Zeit, Ort und Bedeutung weit auseinanderliegenden Erscheinungen wie Juvenal, Rabelais, Li-tai-pe, Balzac und Huysmans unbedingt. Sturm hatte diesen Geschmack einmal definiert als Freude am Duft des Bösen aus den Urwäldern der Kraft.
Döhring, der Älteste, war Kavallerie-Reserveoffizier und Verwaltungsjurist, es schienen ihm indes alle anderen Interessen näher zu liegen als die seines Berufs. Er besaß eine wunderbare, gefällige Art des Verkehrs der Oberfläche und pflegte Geist als das sicherste Mittel zu bezeichnen, sich unbeliebt zu machen. Legte er, wie hier, Wert darauf, näher gekannt zu werden, so zeigte sich, daß seine Glätte das Produkt einer sehr sorgfältigen Erziehung war und daß er wohl fähig war, auch feine und komplizierte Dinge in seinen Kreis zu ziehen. Auch da faßte er leicht und sicher zu, aus einer angeborenen Freude an der Form. Es machte ihm Vergnügen, eine Stilart zu ergreifen, die er bald wieder fallen ließ. So sprach er manchmal seine Sätze in archaisierendem Aktendeutsch, rundete sie bunt und schwerflüssig wie ein Erzähler in einem arabischen Kaffeehaus oder hackte sie expressionistisch hervor, und die beiden anderen machten gerne mit.
Hugershoff, den Maler, hatte der Ausbruch des Krieges auf einer Romfahrt überrascht. In Augenblicken schlechter Laune, die ihn in der letzten Zeit immer häufiger überfiel, pflegte er darüber zu fluchen, daß er damals zurückgekommen war. Während der Ruhezeit malte er zuweilen; nach einem kunstkritischen Gespräch mit Döhring, das bald zu einem Zerwürfnis geführt hätte, war es stillschweigende Übereinkunft geworden, nicht mehr über seine Bilder zu sprechen. Er bezeichnete sich als reinen Koloristen, was insofern zutraf, als man außer der Farbe nichts auf seinen Bildern erkennen konnte. Als inneres Wesen seines Schaffens betonte er die Ekstase. Sturm erinnerte sich, daß er damals geäußert hatte: »Wenn ich ein weißes Licht brauche, dann schmeiße ich es hin, habe ich keinen Pinsel zur Hand, dann nehme ich das erste, was mir liegt, und wenn es ein alter Heringskopf ist. Sieh dir doch einen Rembrandt an, da ist vielleicht eine Schicht Himmel, ein Streifen Wald und ein Wiesengrund davor, das kannst du dir umgekehrt an die Wand hängen, und du hast immer noch einen starken Eindruck davon.« Döhring hatte ihm erwidert, daß es doch nicht gerade der Zweck eines Rembrandt wäre, umgekehrt aufgehängt zu werden, und daß er sich kaum zwei größere Gegensätze denken könnte als gerade Ekstase und einen Heringskopf. Daraus war dann der Streit entstanden. Sonst war Hugershoff ein umgänglicher Gesellschafter und konnte auf allen anderen Gebieten wohl Widerspruch vertragen. Als wilder Erotiker verstand er auch das abstrakteste Wort in den Bereich der Zote zu ziehen. Um solche Störungen auszuschalten, hatte man vereinbart, dieses Thema jedesmal auf die erste halbe Stunde des Beisammenseins zu beschränken. Diese halbe Stunde glich immer einem historischen, ethnographischen, literarischen, pathologischen und persönlichen Kuriositätenkabinett. Dann befand sich Hugershoff, der die erotische Literatur von dem Kamasutra und Petronius bis zu Beardsley beherrschte, in seinem Element. Dabei war er ein vorzüglicher Kampfoffizier, mit allen technischen und taktischen Fragen wohl vertraut.
Den stärksten Einfluß in diesem kleinen Kreise übte seltsamerweise Sturm, der Jüngste, aus. Er hatte vor dem Kriege in Heidelberg Zoologie studiert und war plötzlich, aus momentaner Geistesverwirrung, wie Döhring meinte, in die Armee getreten. Im Grunde war es wohl der Zwiespalt zwischen einer gleichmäßig hochentwickelten aktiven und kontemplativen Natur gewesen, der ihn zu diesem Schritt getrieben hatte. Bei Vorgesetzten galt er als ruhige, vertrauenswürdige Kraft, als Mensch war er beliebt, allerdings in anderer Weise als Döhring. Im Kampf war er tapfer, nicht aus einem Übermaß an Begeisterung oder Überzeugung, sondern aus einem feinen Ehrgefühl, das die leiseste Anwandlung von Feigheit als etwas Unsauberes von sich wies. In seiner freien Zeit führte er einen umfangreichen Briefwechsel, las viel und schrieb auch selbst. Diese Tätigkeit wurde von den beiden anderen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Das eigentlich Fesselnde an ihm war wohl, daß er in ganz ungewöhnlichem Maße vom Geschehen der Zeit abstrahieren konnte. So gab er den Freunden durch seinen Verkehr das, was sie unbewußt im Trunke, in ihren literarischen und erotischen Gesprächen suchten: die Flucht aus der Zeit.
Auch an jenem Tage, an dessen Morgen er bei dem jungen Selbstmörder gestanden hatte, saß Sturm in seinem Unterstande und schrieb. Der Unterstand war eigentlich ein kleiner Keller, der sich unter dem Getrümmer eines zerschossenen Hauses erhalten hatte. Sturm hatte vor einem Jahr dieses Geröll durch eine doppelte Schicht von Sandsäcken verstärken lassen und glaubte sich dadurch gegen die Wirkung kleiner und mittlerer Geschütze gedeckt. Der Zugang führte durch den freistehenden Torbogen des ehemaligen Hauseinganges, an dem oben noch der Name des Besitzers, Jean Cordonnier, zu lesen war. Da dieser Bogen über dem Grabenrande stand, hatte man ihn durch eine Reihe davorgespannter grauer Leinenfetzen gegen Sicht geschützt. Dann ging es eine kurze steinerne Wendeltreppe hinunter, direkt in das tonnenförmige Gewölbe, das Sturm bewohnte. Es mochte im Frieden als Weinkeller gedient haben, darauf deutete ein Haufen alter Faßreifen und ein kleiner Kamin hin, über dem die Wand bis zur Deckenwölbung schwarz angeblakt war. Mauern, Boden und Decke bestanden aus dunkelrotem, durch das Alter stark ausgeschliffenem und gesplittertem Ziegelstein.
Ein schmaler Mauerschacht warf in den Raum einen Lichtbalken, der ein helles Viereck aus einem an die Wand gerückten Tische schnitt. Der Hintergrund war undeutlich durch eine Karbidlampe beleuchtet, die in einer Nische brannte. Auf dem Tische war die winzige zum Schreiben freigehaltene Fläche von Büchern und einem Gewirr von Gegenständen umrahmt. Über einer ausgebreiteten, mit roten und blauen Zeichen besäten Karte lag ein Zirkel zum Abgreifen der Entfernungen, ein Kompaß und eine große Armeepistole. Aus der abgeschnittenen Messinghülse einer 15-Zentimeter-Kartusche sahen drei kurze, geschwärzte Tabakpfeifen hervor, daneben lag ein Lederbeutel voll Shagtabak. An der Wand standen eine mit rotem Kartoffelfusel gefüllte Seltersflasche und ein gedrungenes Weinglas mit eingeätzten Blumen und der Inschrift: »Des verres et des jeunes filles sont toujours en danger.« Die Bücher waren wirr durcheinandergeschichtet, zahlreiche Lesezeichen verrieten, daß der Besitzer sie abschnittsweise nebeneinander zu lesen schien. Eins lag aufgeschlagen, es war eine alte, in dunkelrotes Schweinsleder gebundene Ausgabe der »Veneres et Priapi uti observantur in gemmis antiquis« des gelehrten Abenteurers Dancarville. Auf der Seite neben dem Titelkupfer stand: »Hugershoff seinem Freunde Sturm zur Erinnerung«. Unter anderem waren auch Vaersts »Gastrosophie« und »Die feine Stettiner Küche« aus dem Jahre 1747 zu sehen.
An Möbeln waren außer dem Tische noch drei alte, aus den Häusern des Dorfes zusammengesuchte Lehnsessel, eine kleine Eßkiste und ein mit Maschendraht bezogenes Bettgestell vorhanden. Die Decken des Bettes waren zurückgeschlagen, über dem Kopfende steckte in einer Mauerfuge ein Holzkeil, der das Ende einer heruntergebrannten Kerze trug.
Von den Wänden schimmerten Gewehre: ein Karabiner, ein Infanteriegewehr und eine Zielfernrohrbüchse. Am Treppeneingang trug ein langer Draht eine Reihe von Handgranaten, dicht wie Heringe nebeneinandergehängt. Darüber waren auf ein Wandbrett Kartons voll weißen und bunten Leuchtkugeln geschichtet. In Mannshöhe wies ein unvollendeter Tierfries Mammute und Elentiere im Stile der Höhlenmenschen von Crô-Magnon auf, die Sturm während der langen Regenzeit des vorigen Herbstes mit der für nachtleuchtende Grabenschilder bestimmten Phosphorfarbe gemalt und die Hugershoff durch das Bildnis einer ungefügen Venus von Willendorf vervollständigt hatte. Dicht neben dem Lichtschacht hing in schmalem Altgoldrahmen aus Rosenholz eine verkleinerte Kopie der »Allee« von Hobbema. Sturm hatte sie von seinem ersten Heimaturlaub mitgebracht; er schätzte dieses Bild besonders, weil er seine Landschaft während der flandrischen Kämpfe fast unverändert und in derselben Tönung der Farben kennengelernt hatte. Wenn abends ein letzter Sonnenstrahl, an dem sich bläuliche Tabakswirbel hochwanden, durch den Lichtschacht fiel, dann strahlte dieses Meisterwerk einen stillen Goldglanz aus, den man bis in den letzten Winkel des wüsten Gewölbes empfand.
Sturm war heute schlecht gelaunt. Das mußte an dem ersten traurigen Eindruck dieses Tages liegen. Er hatte den Körper des Toten in eine Zeltbahn wickeln und durch die Laufgräben in das Dorf tragen lassen. Dann war er durch seinen Zugabschnitt geschlendert und hatte den Gang der Schanzarbeiten verfolgt. Alles Technische war ihm zuwider, und doch hatte der Stellungsbau, der aus einem belanglosen Stück Natur eine verwickelte Kampfanlage schuf, ihn immer stärker gefesselt. Er führte das auf den Einfluß des Krieges zurück, der jede Tätigkeit in einfachere Bahnen warf. Man wurde handhafter in dieser Luft. Gerade dadurch wurden die kurzen Stunden, die man dem Geistigen widmen konnte, zu einem feinen, durch schärfsten Kontrast auf die Spitze getriebenen Genuß.
Vielleicht war es auch das Klare und Bestimmte dieser Kampfbauten, was ihn so ergriff. Er erinnerte sich, daß er an einer Uferstraße seiner norddeutschen Vaterstadt oft und lange einen uralten Stadtturm betrachtet hatte, in dessen fensterlosen, gewaltigen Quaderbau nur schmale Schießscharten geschnitten waren.
Dieser Turm hatte sich als drohende Gebärde über ein Gewirr von Giebeln gereckt; aus dem erstarrten Meere wechselnder Stilformen wuchs er allein als feste und geschlossene Einheit empor. Nur der Kampf brachte solche Erscheinungen hervor. Wenn Sturm des Nachts um die Blöcke der Schulterwehren schritt und hinter jedem eine gerüstete Gestalt auf einsamer Wache sah, dann hatte er dasselbe Gefühl: gigantisch und fabelhaft. Nicht auf Maschinengewehren, riesigen Geschützen und dem Gewirr der Telefonleitungen ruhte dieses Gefühl. Das war nur die Form, der augenblickliche Stil, in dem das Gewaltige sich vollzog. Das Eigentliche wurde davon gar nicht berührt, das schien in der Erde zu ruhen wie ein Tier und kreiste als Geheimnisvolles im Blut. Es war wie ein Ton oder ein Duft, von unnennbaren Erinnerungen schwer. Es mußte wohl die Menschen aller Länder und aller Zeiten in den Nächten des Kampfes erfüllt und ergriffen haben.
Als die Sonne den Nebel zerschmolzen hatte, war Sturm in den verlassenen Stichgraben vor der Kampfstellung gekrochen und hatte sich mit der Zielfernrohrbüchse auf seinem alten Platz, den er den »Anstand« nannte, auf Lauer gelegt. Der Stichgraben bestand nur noch aus einer flachen, von der Sonne hartgebrannten Mulde, die sich durch die verwüsteten Wiesen wand. Wenn mittags das Niemandsland im heißen Glaste flackerte, fing sich in dieser Mulde ein betäubender Duft von gärender Erde und ätherischem Blumenöl. Die Flora des Landes hatte sich seltsam verändert, seitdem nicht mehr die Sense darüberging. Sturm hatte genau beobachtet, wie manche Gewächse, die bislang an Ruinen und Wegrändern ein kaum geduldetes Dasein geführt, allmählich von den weiten Flächen Besitz ergriffen hatten, auf denen hier und da noch Erntemaschinen wie ausgestorbene Tierarten verwitterten. Nun lag über den Feldern ein anderer, heißerer und wilderer Geruch. Und auch die Tierwelt machte diese Verwandlung mit. So war die Schopflerche ganz verschwunden, seitdem die Wege sich nur noch als lange, mit Lattich bewachsene Bänder von der Landschaft hoben. Dafür hatten sich die Feldlerchen ganz unglaublich vermehrt. Wenn der Morgen den ersten Silberstrich an den Ostrand des Horizontes zog, überspannte ihr Getriller das Gefilde wie eine einzige Melodie. Die Weißlinge und Schwalbenschwänze schaukelten nur noch über den Mauerresten des Dorfes, wo ihre Raupen in den verwilderten Gärten auf Kohlpflanzen und Möhren Nahrung fanden. Dagegen schwangen Wolken von Distelfaltern sich um blitzblaue Blütenkörbe, silbergefleckte Bläulinge und die von ihnen unzertrennlichen Dukatenfalter spielten um die grünlichen Wassertümpel, die sich in den Granattrichtern gesammelt hatten. Der Maulwurf wurde seltener, seitdem der Boden immer fester und verwurzelter wurde, dafür siedelten sich Schwärme großer, stinkender Ratten in den Gräben und Kellern des Dorfes an. Wenn man nachts über die grasbewachsenen Straßen zur Stellung ging, schwirrten sie in lautlosen Rudeln den Schritten voran.
Das alles hatte der Mensch gemacht. In seiner Seele ging eine Wandlung vor, und die Landschaft bekam ein neues Gesicht. Denn hinter allem wirkte der Mensch, nur war diese Wirkung oft so gewaltig, daß er sich selbst nicht mehr erkannte darin. Und doch gaben diese Nächte der Wüste, vom Gezuck der Blitze umfaßt und vom ungewissen Schimmer der Leuchtbälle überstrahlt, von seiner Seele ein treues Spiegelbild. Auch Sturm erkannte, wenn er auf seinem Anstand lag, daß er ein anderer geworden war. Denn der Mensch, der hier hinter einer Distelstaude lag und scharf über das Korn des Gewehres nach Beute spähte, war nicht mehr derselbe, der noch vor zwei Jahren mit Selbstverständlichkeit durch den Formenwirbel der Straßen geschritten und mit jeder letzten Äußerung der Großstadt bis in die Fingerspitzen vertraut gewesen war. Und doch, was hatte ihn damals gepackt, ihn, den Menschen der Bücher und der Kaffeehäuser, den Geistigen mit dem nervösen Gesicht? Was hatte ihn zur Armee gerissen, mitten aus der Doktorarbeit heraus? Das war schon der Krieg gewesen, den er im Blute trug wie jeder ausgesprochene Sohn seiner Zeit, lange bevor er als feurige Bestie sich in die Arena der Erscheinung schnellte. Denn der Intellekt hatte sich überspitzt, er sprang als paradoxer Seiltänzer zwischen unüberbrückbaren Gegensätzen hin und her. Wie lange noch, und er mußte im Abgrunde eines irrsinnigen Gelächters zerschmettern. Da schlug wohl jenes geheimnisvolle Pendel, das in allem Lebendigen schwang, jene unfaßbare Weltvernunft, nach der anderen Seite aus und suchte durch die Wucht der Faust, durch Entflammung einer ungeheueren Explosion in das erstarrte Quaderwerk eine Bresche zu schlagen, die zu neuen Bahnen führte. Und eine Generation, eine Welle im Meer, nannte es Un-Sinn, weil sie darüber zugrunde ging.
Jedenfalls, mit den Sinnen wurde heute stärker gelebt. Das sagte schon das Wehen des Atems, wenn man vorm Feinde auf Lauer lag. Da war man nichts als gespannter Muskel, Auge und Ohr. Wer hätte solche Gefühle geträumt vor zwei Jahren noch? Was stand dahinter? Das Vaterland? Gewiß, auch Sturm hatte sich dem Rausche von 1914 nicht entziehen können, doch erst, nachdem sein Geist von der Idee des Vaterlandes abstrahiert, ahnte er die treibende Kraft in ihrer vollen Wucht. Nun schienen die Menschen der Völker ihm längst wie Verliebte, von denen jeder auf eine einzige schwört und die nicht wissen, daß sie alle von einer Liebe besessen sind.
Auch heute war wieder das Unglaubliche geschehen. Er hatte in seiner glühenden Mulde gelegen, regungslos, eine Stunde lang, nichts im Auge als eine scharfe Biegung der langen, schmalen Erdlinie, die sich jenseits aus dem Grase hob. Es war dort eine Stelle, an der man alle zwei Stunden sekundenlang die Ablösung eines englischen Postens zu Gesicht bekam. Richtig, auch diesmal hatte er nicht vergebens gelegen, eben war drüben ein gelber Husch an der Erdkrone vorübergestreift. Der aufziehende Posten – nun mußte gleich der abgelöste an derselben Ecke vorbei. Sturm prüfte noch einmal das Visier, entsicherte und richtete ein. Jetzt war es da: ein Kopf unter flachem, graugrünem Helm und ein Stück Schulter, überragt von der Mündung des umgehängten Gewehrs. Sturm zögerte, als der Kopf auf dem Schnittpunkt des Fernrohrfadenkreuzes stand.
Das Land lag wieder ruhig und tot, nur die weißen Schierlingsdolden zitterten vor Glanz. Hatte er getroffen? Er wußte es nicht. Doch ob der Mensch da drüben jetzt den Lehm der Grabensohle rot färbte oder nicht, das war nicht das, was hier in Frage stand. Das Erstaunliche war, daß er, Sturm, eben versucht hatte, einen anderen zu töten, kalt, klar und äußerst bewußt. Und wieder drängte sich ihm die Frage auf: War er noch derselbe wie vor einem Jahr? der Mann, der noch kürzlich an einer Doktorarbeit »Über die Vermehrung der Amoeba proteus durch künstliche Teilung« geschrieben hatte? War ein größerer Gegensatz denkbar als zwischen einem Menschen, der sich liebevoll in Zustände versenkte, in denen das noch flüssige Leben sich um winzige Kerne ballte, und einem, der kaltblütig auf höchstentwickelte Wesen schoß? Denn der da drüben konnte ebensogut in Oxford studiert haben wie er in Heidelberg. Ja, er war ein ganz anderer geworden, anders nicht nur in der Tat, sondern – und das war das Wesentliche – auch im Gefühl. Denn daß er auch nicht einen Augenblick Reue, sondern eher Befriedigung empfand, das deutete auf eine im tiefsten verwandelte Sittlichkeit. Und das ging Unzähligen so, die sich längs der Unermeßlichkeit der Fronten beschlichen. Hier gebar ein neues Geschlecht eine neue Auffassung der Welt, indem es durch ein uraltes Erlebnis schritt. Dieser Krieg war ein Urnebel psychischer Möglichkeiten, von Entwicklungen geladen; wer in seinem Einfluß nur das Rohe, Barbarische erkannte, schälte genau mit der gleichen ideologischen Willkür ein einziges Attribut aus einem riesenhaften Komplex, wie der, der nur das Patriotisch-Heroische an ihm sah.
Nach diesem Zwischenspiel war Sturm in den Kampfgraben zurückgekrochen und hatte nicht verfehlt, jedem Essenholer und ablösenden Posten, der ihm auf dem Wege zu seinem Unterstande begegnete, zuzurufen: »Ich habe eben wieder einen umgelegt.« Er hatte dabei genau auf die Gesichter geachtet, es war nicht eins darunter gewesen, das nicht beifällig gelächelt hätte. Kettler, der Bursche, der das Essen brachte, hatte es schon im Graben erfahren und sprach seine Anerkennung aus. Sturm hatte zu ihm eine Art Vertrauensverhältnis. Kettler hatte sich von der Kellertreppe aus einen Gang in die Erde gegraben, in dem er wohnte und schlief. Bei stärkerer Beschießung pflegte Sturm, der der Bombensicherheit seiner Sandsackpackungen doch nicht ganz traute, zu ihm hinunterzukriechen. Sie hatten so schon manche Stunde im Gespräch verbracht.
Kettler war das, was man einen einfachen Mann nennt, aber Sturm wußte wohl, daß es im Grunde keine einfachen Leute gab. Wohl gab es solche, die mit vielen anderen dieselben Eindrücke auf dieselbe Weise empfanden, aber deshalb waren sie von solchen, die anders empfanden, keineswegs leicht zu verstehen. Sturm versuchte, indem er in Kettler eindrang, einen Querschnitt durch den Körper der Gemeinschaft zu ziehen, mit der zusammenzuleben er durch die Verhältnisse gezwungen war. Diese Art der Betrachtung, die ohne vorgefaßte Begriffe von der Einzelerscheinung auf das Allgemeine schloß, fiel ihm durch seine wissenschaftliche Schulung leicht.
Vor allem legte er Wert darauf, sich im Laufe seines Verkehrs mit Kettler die Terminologie dieser Leute zu eigen zu machen. Denn das war ihm klar: Wer nicht mit ihnen in ihrer Sprache reden konnte, der stand ihnen fern. Das hatte er bei den Besuchen der Generalstabsoffiziere in vorderer Linie gesehen. Es waren gewiß außerordentliche Intelligenzen, Männer, die über weit mehr als das handwerksmäßige Wissen ihres Berufes verfügten, darunter, und doch hatte Sturm den bestimmten Eindruck, daß sie nicht mit den Leuten sprechen konnten. Diese Gespräche kamen ihm vor wie ein Hin- und Herreichen von Wortmünzen, hinter denen jeder Teil ganz andere Werte sah. Die Worte gingen durch geschliffene Eisscheiben und verloren die Wärme dabei. Es bestand da trotz bestem Willen eine tiefe Kluft. Vor hundert Jahren noch war es leichter gewesen, den adligen Offizier und den bewaffneten Bauernburschen hatten durchaus auf demselben Boden gewachsene Anschauungen vereint. Heute standen sich in dem gehirnpotenzierten Kriegsakademiker und dem als Ersatzreservisten eingezogenen Fabrikarbeiter zwei fremde Welten gegenüber. Schon der schnell beförderte Student und der Mann des Volkes standen sich sehr fern. Es war vor dem Kriege so viel geschrieben worden über die geistige Hebung des Offizierskorps, daß man das rein Menschliche ganz darüber vergessen hatte. Und gerade darauf kam es bei diesem Berufe an. Sturm dachte an den Marschall Vorwärts, den Papa Wrangel und eine Reihe von Generalen des ersten Empire, die, obwohl geistig nicht hervorragend, doch Vorzügliches geleistet hatten. Das lag vor allem daran, daß sie ihre Leute verstanden, daß sie deren Sprache beherrscht hatten bis in die feinsten Fasern hinein. Diese Männer hatten den Körper, den sie führten, seelisch durchdrungen, und das war wichtiger als das physiologische Verständnis des erstklassigen Generalstäblers, der als reinkultiviertes Gehirn verbindungslos über der Masse stand.
Man mußte allerdings zugeben, daß heute die Verhältnisse anders waren als früher. Schon die Entfernungen machten jede engere Fühlung unmöglich. Und auch hier machte sich geltend, daß nicht mehr ein Organ des Staates, sondern der Staat als Ganzes im Kampfe stand. Je mehr Kräfte erfaßt wurden, desto größer mußten die Spannungen und Gegensätze sein. Seitdem die höhere Führung nicht mehr das Schlachtfeld übersehen konnte, ging ihre Entwicklung zwangsläufig auf eine immer schärfere Spezialisierung los. Der menschliche Ausgleich lag der unteren Führung ob. Aber es schwebte immer die riesenhafte Gefahr in der Luft, daß sie die Masse nicht gleichmäßig mit der ganzen Bedeutung des Zieles zu erfüllen verstand. Und brüchige Stellen hielt ein der Belastungsprobe eines langen Krieges unterworfener Körper nicht aus.
Vor allem war es verfehlt, von der Masse zu erwarten, daß sie ihre Lebensformen auf die Dauer bewußt einer Idee unterordnen würde. Das war dasselbe, wie von Fischern zu verlangen, daß sie auf dem Lande lebten. Als Blücher auf dem Marsche nach Waterloo in die Truppe gerufen hatte: »Ich habe es meinem Freunde Wellington versprochen«, hatte er damit die Aufgabe in eine Formel gekleidet, die auch der letzte Musketier verstand. Heute hatte man Worte wie »durchhalten« und »Heldentod« so rastlos gehetzt, daß sie – wenigstens dort, wo wirklich gekämpft wurde – längst einen witzigen Beigeschmack bekommen hatten. Warum erfand man nicht Schlagworte wie: »Jedem Frontkämpfer ein Rittergut«? Sturm hatte einmal vor einem Angriff einen alten Feldwebel gehört: »Kinder, jetzt gehen wir ran und fressen den Engländern die Portionen auf«. Es war die beste Angriffsrede, die er je gehört hatte. Das war sicher ein Gutes am Kriege, daß er die ganze Phrasenherrlichkeit zusammenschmiß. Begriffe, die fleischlos im Leeren hingen, wurden in ein Gelächter zerstürmt.
Jede Idee brauchte einen stabilen Untergrund, das durfte man nicht übersehen. Was wäre das Christentum geworden ohne die Mißverständnisse sozialer Art, die die Masse hinter seine Ideen stellten? Die Französische Revolution war wirksam gewesen durch das Wort »Freiheit«, in dem sich der glänzende Gedanke weniger Köpfe und die Magenfrage vieler Körper zur Tat vereint hatten. Heute hieß es »durchhalten«. In diesem Worte erblickten die einen den Willen zum Kampf, die anderen die Tatsache, daß es knapp zu essen gab. Da hatte das Schlagwort des alten Feldwebels schon größeren Zug.
Sturm hatte diese Gedankenreihe an das von Kettler gebrachte Essen geknüpft, das er aus einem Aluminiumtopfe löffelte. Es war ein graugrünes Zeug, von den Köchen Dörrgemüse, von den Leuten Drahtverhau genannt, das sich zuerst in seltenen Inselchen zwischen die Flut von Erbsen, Bohnen und Nudeln geschoben hatte und nun seit langem als einziges Gericht auf dem Küchenzettel stand. Spärliche rotbraune Rindfleischfäserchen und glitschige Kartoffelbröckchen schwammen darin. Das Fleisch hatte sich wie gewöhnlich »verkocht«. Oft bekam Sturm streichholz- oder bindfadenartige Strünke in den Mund, die er jedesmal mit einem kräftigen Fluche auf den Ziegelboden spuckte. Die Ratten wollten schließlich auch leben. Aber die Verpflegungsfrage war wirklich schlimm, darüber halfen selbst die besten Leitartikel nicht hinweg. Und besonders den sogenannten einfachen Mann traf das schwer, den vor allem die Muskulatur an das Leben band. Wenn man dem, wie es hier geschah, Weib, Essen und Schlaf entzog, dann blieb ihm fast gar nichts mehr.
»In solchen Einöden ist der Mensch der Vita contemplativa besser daran«, dachte Sturm, als er das Kochgeschirr auf den Boden stellte und zwischen den Papieren wühlte, um endlich ein halbbeschriebenes Blatt hervorzuziehen. »Man kann das Geschehen auch mit dem Auge des Mittelalters sehen, dann hat man Waffengeklirr der Burgen und klösterliche Einsamkeit, ist Kriegsmann und Mönch zugleich. Im Grunde erlebt jeder seinen eigenen Krieg. Daß ihn ein Börries von Münchhausen oder ein Löns, der hier im Regiment fiel, anders durchschreiten als ein Lotz oder ein Trakl, versteht sich von selbst.«
Es war ein seltsamer Widerstreit der Kräfte, der Sturm gerade in dieser Zeit zu schreiben zwang. Als Student hatte er die Boheme gestreift, befreundeten Malern kleine, von Baudelaire beeinflußte Kunstkritiken geschrieben und Beiträge an jene Zeitschriften geliefert, die zuweilen wie abenteuerliche Blumen aus dem Verfall der Großstädte wachsen, um nach drei Nummern wieder zu verwelken, weil niemand sie liest. Als Kriegsschüler und Fähnrich hatte er kaum mehr daran gedacht. Und gerade hier, inmitten gesteigerter Tat, war dieses Bedürfnis wieder erwacht.
Dieses Doppelspiel der Leidenschaft, das ihn wie zwischen zwei Frauen aus einer Umarmung in die andere warf, wurde von Sturm als Unglück empfunden. Viel lieber hätte er sich entweder als einen Mann der reinen Tat gesehen, der sich des Hirnes nur als Mittel bediente, oder als einen Denkenden, dem die Außenwelt lediglich als ein zu Betrachtendes von Bedeutung war.
Er schrieb zur Zeit an einer Reihe von Novellen, in denen er versuchte, die letzte Form des Menschen in ihren feinsten Ausstrahlungen auf lichtempfindliches Papier zu bringen. Gern hätte er seine Kräfte in einen Roman versammelt, doch schien ihm das bei diesem Hexenkessel von Erscheinungen noch zu früh. Auch war das eine Arbeit, die sich mit einem Leben voll Aufregungen nicht vereinbaren ließ. So hatte er sich entschlossen, eine Reihe von Typen in festgeschlossenen Abschnitten zu entwickeln, jede aus ihrem eigenen Zentrum heraus. Er plante, sie durch einen Titel zu verknüpfen, der das Gemeinsame ihrer Zeit, Unrast, Sucht und fieberhafte Steigerung, aussprechen sollte.
Heute hatte er indes kaum den Bleistift ergriffen, als er Döhring und Hugershoff sich die Treppe heruntertasten hörte. Sie hatten den ersten Nachmittagspunkt der gewohnten Tagesordnung anscheinend bereits in Döhrings Unterstand erledigt, denn sie setzten, indem sie sich in die beiden leeren Sessel fallen ließen und ihre Gasmasken beiseitestellten, ein Gespräch über die Ereignisse bei Verdun fort, das sie wohl schon im Graben begonnen hatten. Es war die alte Streitfrage, ob der Stier bei den Hörnern zu packen wäre oder nicht.
Sturm konnte sich immer wieder über die Art der Unterhaltung der beiden freuen. Hugershoff focht fast stets eine scharfbestimmte, in ihm von vorneherein lebendige Ansicht durch. Alles, was im Bereich des Gespräches auftauchte, zog er heran und ordnete es dieser Ansicht unter. Er quaderte seine Sätze zu einem Gebäude aufeinander, in dem er sich so festsetzte, daß er nicht mehr daraus zu vertreiben war. Döhring dagegen legte sichtlich mehr auf die geglättete Form des Wortes als auf das Ergebnis des Gespräches Wert. Er wechselte seinen Standpunkt nach Belieben und sprang den Gegner geschmeidig aus den verschiedensten Positionen an. Dabei beschränkte er sich keineswegs auf die Oberfläche, er blendete, ohne Causeur zu sein. Diese Methode wandte er allerdings nur Leuten gegenüber an, die er schätzte; bei anderen schloß er sich vollkommen der Meinung der Gegenseite an und erstickte damit jede Möglichkeit einer unangenehmen oder zwecklosen Auseinandersetzung im Keim. Sturm hatte diese Gewohnheit von ihm angenommen und fand sie außerordentlich praktisch.
Natürlich kam man auf die operativen Aussichten der nächsten Zeit. Die Zwickmühle von Verdun hatte sich auf beiden Seiten festgekeilt, man spürte bereits ein neues Gewitter am Horizont. Auch an dieser Stelle der Front mußte es nicht ganz geheuer sein, sonst wäre das Regiment wohl längst bei Verdun eingesetzt worden, denn es lag nun bereits über ein Jahr an demselben Platz. Viele kleine Anzeichen verrieten, daß die Ruhe, die hier so lange geherrscht hatte, trügerisch zu werden begann. Drüben wurde ganz offen zu einer Offensive gerüstet, deren linker Flügel ungefähr an dieser Stelle abschneiden mußte. Sonst war wochenlang kein Flieger erschienen, nun wurde vom ersten Dämmerschein bis zum Abend Luftsperre geflogen. Das Schießverfahren der Artillerie war sehr verdächtig geworden. Fortwährend wurden verschiedene Geländepunkte herausgegriffen und mit zwei oder drei Schüssen belegt. Einen unauffälligen, beinahe planlosen Eindruck machte das. Dabei stellten die Licht- und Schallmeßtrupps fest, daß fast jeder Schuß aus einer anderen Batteriestellung kam. In windstillen Nächten erfüllte das Rasseln ferner Munitionswagen die Luft. Döhring erzählte, daß er während seiner Wache in der vergangenen Nacht ein feines, unaufhörliches Hämmern, den Schlag von Metall auf Metall, gehört hätte. Stellte man dort Grabengeschütze auf? Oder baute man Gasflaschen ein?
Es hatte einen sonderbaren Reiz, sich so über das Bevorstehende zu unterhalten, das vielleicht schon sich wie eine unsichtbare Welle überschlug. Unter dem Schaumkamme des Geschehens fühlte man es als eigenartige Kühnheit, so die Möglichkeiten zu erwägen. Die Gefahr lag so nahe, so greifbar, daß man sie nur flüsternd zu erwähnen wagte. Denn es war ja gewiß: wenn das losbrach, was sich hier vorzubereiten schien, würde kaum einer es lebend überstehen. Auf der anderen Seite standen vielleicht schon Tausende zum Sprunge bereit, und die Geschütze reckten ihre Rohre schon zum Ziel. Diesem Leben unter den Mündungen der Kanonen entstrahlte ein starker, betäubender Duft, wie blühenden Blumenwiesen im August. Gerade in dieser kleinen Kulturinsel inmitten der drohenden Wüstenei wurde zuweilen ein Gefühl wach, das jede Kultur vor ihrem Untergange mit dem Schimmer eines letzten und höchsten Luxus umhüllt: das Gefühl einer gänzlichen Zwecklosigkeit, eines Seins, das für kurze Zeit wie ein Feuerwerk über nächtlichen Gewässern stand.
Diesem Gefühl gab Döhring Ausdruck, indem er abschließend sagte: »Unsere Lage erinnert mich an die der Schiffsgesellschaft Sindbads des Seefahrers, die fröhlich auf dem Rükken eines ungeheuren Fisches landete, Zelte aufschlug und sich um die Feuer scharte. Hoffentlich haben auch wir, wenn es uns in die Tiefe reißt, den Gleichmut, ›Allah il Allah‹ zu schreien. Ich schlage vor, mit unseren geringen Mitteln inzwischen zu leben wie jene Römer, die, bevor sie sich die Adern öffneten, noch einmal das Leben mit aller Inbrunst zu umarmen suchten. Sie offenbarten so zwei Tugenden, die jeder ausgesprochene Mann verbindet: die Liebe zum Leben und die Verachtung des Todes zugleich. Da wir hier so wenig haben, wollen wir noch einmal recht gemütlich die Flasche kreisen lassen, eine Pfeife rauchen und hören, was Sturm uns vorzulesen hat.«
»Bedient euch bitte der Flasche, des Tabaks und meiner Pfeifensammlung«, antwortete Sturm, »und ich will den Versuch machen, einen späten Stadtmenschen vor euch auf dem Pflaster erscheinen zu lassen. Es sind allerdings nur die ersten Striche eines Bildes, das ich gestern zu zeichnen begann, allein ich will euch an der späteren Entwicklung teilnehmen lassen.«
Er begann zu lesen: