Gesammelte Werke
Justinus Kerner
Inhalt:
Justinus Kerner – Biografie und Bibliografie
Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs
An die Freunde.
Erste Schattenreihe.
Das Nachspiel der ersten Schattenreihe
Actus primus.
Actus secundus.
Zweite Schattenreihe.
Das Nachspiel der zweiten Schattenreihe
Erster Akt.
Zweiter Akt.
Dritte Schattenreihe.
Vierte Schattenreihe.
Fünfte Schattenreihe.
Das Nachspiel der fünften Schattenreihe
Sechste Schattenreihe.
Siebente Schattenreihe.
Achte Schattenreihe.
Neunte Schattenreihe.
Zehnte Schattenreihe.
Elfte Schattenreihe.
Zwölfte Schattenreihe.
Das Zwischenspiel der zwölften Schattenreihe
Erster Aufzug.
Zweiter Aufzug.
Dritter Aufzug.
Vierter Aufzug.
Fünfter Aufzug.
Sechster Aufzug.
Siebenter Aufzug.
Achter Aufzug.
Neunter Aufzug.
Zehnter Aufzug.
Elfter Aufzug.
Zwölfter Aufzug.
Dreizehnter Aufzug.
Vierzehnter Aufzug.
Die Seherin von Prevorst
Erste Abteilung - Eröffnungen über das innere Leben des Menschen
1. Eingang
2. Geburtsort und erste Jugend
3. Zurückziehen ins Innere
4. Hervortreten des magnetischen Zustandes
5. Gesteigerte Leiden und tieferer magnetischer Zustand
6. Erscheinen in Weinsberg
7. Bild dieser Frau
8. Ihre Verhältnisse zur physischen Außenwelt
9. Über diese Berührung mannigfaltiger Körper durch die Seherin, von Schubert
10. Einwirkung imponderabler Materien
11. Inneres Leben – Geistiges Sehen
12. Krankheit und Heilbestrebungen
13. Heilversuche an andern
14. Die verschiedenen Grade des magnetischen Zustandes der Seherin
15. Der Sonnenkreis und der Lebenskreis
16. Die Kreise selbst
17. Die innere Sprache
18. Das Schauen
19. Trennung des Geistes im Sterben
20. Vom Nervengeist
21. Die innere Sprache
22. Trennung des Geistes im Sterben
23. Görres über die Kreise der Seherin, besonders über den Unterschied zwischen dem Schauen Magnetischer und dem Schauen Heiliger
24. Der siebente Sonnenkreis
Zweite Abteilung - Eröffnungen über das Hereinragen einer Geisterwelt in die unsere
1. Vorbemerkung
2. Eingang
3. Äußerungen der Seherin über das Geistersehen
4. Das Mittelreich
5. Vorwort zu nachstehenden Tatsachen
6. Tatsachen in Oberstenfeld
7. Die Erscheinung zu Löwenstein
8. Tatsachen zu Weinsberg
9. Letzte Lebenstage und Tod der Seherin
Der rasende Sandler
Geschichte des Mädchens von Orlach
Gesammelte Werke, J. Kerner
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN: 9783849629236
www.jazzybee-verlag.de
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Dichter und medizinischer Schriftsteller, geb. 18. Sept. 1786 in Ludwigsburg, gest. 21. Febr. 1862 in Weinsberg, erhielt seine Erziehung im Kloster Maulbronn, sollte wider seine Neigung Kaufmann werden, bezog 1804 die Universität Tübingen, um Medizin und Naturwissenschaften zu studieren, und schloß dort mit Uhland und G. Schwab innige Freundschaft. Nach Beendigung seiner Studien begab sich K. 1809 auf Reisen und lebte längere Zeit in Hamburg, Berlin, Wien u. a. O. Die Briefe, die er während dieser Zeit an die Freunde schrieb, bilden die »Reiseschatten von dem Schattenspieler Lux« (Heidelb. 1811; vgl. Gaismaier in der »Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte«, Bd. 13 u. 14, Berl. 1899–1900), das bedeutendste dichterische Erzeugnis Kerners, dem herrliche Lieder und dramatische Szenen voll seltenen, phantastischen Humors eingewebt sind. Zurückgekehrt, kam K. als Badearzt in das Wildbad und schrieb hier: »Das Wildbad im Königreich Württemberg« (Tübing. 1813, 4. Aufl. 1839). Auch gab er mit Uhland, Schwab u. a. den »Poetischen Almanach« (Heidelb. 1812) sowie den »Deutschen Dichterwald« (Tübing. 1813) heraus, der die schönsten, frischesten und sangbarsten Gedichte Kerners und Beiträge von Uhland, Schwab, K. Mayer, Eichendorff u. a. enthält. Es folgten: »Romantische Dichtungen« (Karlsr. 1817). 1818 nach Weinsberg als Oberamtsarzt versetzt, baute er sich an dem Fuße der alten Burg Weibertreue an. Hier beschrieb er in anmutiger und altertümlicher Sprache »Die Bestürmung der württembergischen Stadt Weinsberg im J. 1525« (Öhringen 1821, 2. Aufl., Heilbronn 1848) und lieferte die medizinische Schrift »Das Fettgift, oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den tierischen Organismus« (Stuttg. 1822). Von Einfluß auf seine geistige Richtung wurden seine Erfahrungen auf dem Gebiete des tierischen Magnetismus. Von der Beobachtung einiger Fälle dieser Art, wie er sie in der »Geschichte zweier Somnambülen« (Karlsr. 1824) beschrieb, schritt er schnell weiter und gelangte in der »Seherin von Prevorst« (Stuttg. 1829, 2 Bde.; 6. Aufl. 1892), in den mit Eschenmayer herausgegebenen »Blättern aus Prevorst« (1.–7. Samml., Karlsr. 1831–35; 8.–12. Samml., Stuttg. 1836–39; fortgesetzt als »Magikon«, das. 1842–53, 5 Bde.; »Mitteilungen« daraus, mit Erläuterungen von H. Barth, Bitterf. 1902 ff.), den Schriften: »Geschichten Besessener neuerer Zeit« (Karlsr. 1834, 2. Aufl. 1835), »Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiet der Natur« (Stuttg. 1836) und »Nachricht von dem Vorkommen des Besessenseins« (das. 1836) zur ernsthaften Behauptung des Hereinragens der Geisterwelt in die irdische. Daß K. übrigens auch Momente hatte, wo er von dem ihn sonst beherrschenden Hang zum Dämonismus frei war und mit dem Spuk selbst Spott treiben konnte, beweist sein wunderliches Drama »Der Bärenhäuter im Salzbade« (Stuttg. 1837), das nur als Persiflage des ganzen Geisterkrams verständlich wird. Fast ganz erblindet, legte K. 1851 Amt und Praxis nieder. König Ludwig I. von Bayern hatte dem Dichter einen kleinen Jahrgehalt ausgesetzt, dem König Wilhelm von Württemberg 1853 noch eine Summe zulegte. Kerners Lyrik hat sich wie diejenige Uhlands am Volkslied herangebildet; während aber Uhland klar und plastisch ist, waltet bei K. mehr das Phantastische und die Versenkung in dunklere Seelenregungen vor. Seine Muse zeigt sich am eigentümlichsten da, wo sie das gegebene Menschliche verflüchtigt und im Dufte der Sehnsucht in das Unendliche aufsteigen läßt; daher ist der Grund seiner Poesie wehmütiger und ernster als im Volkslied. Übrigens tragen alle seine Lieder den wahrhaften Charakter des Liedes: sie sind schlagend, kurz, voll Seele und überraschender, zuweilen freilich seltsamer Bilder. Die Romanzen suchen das Schaurige, Geisterhafte. Seine Dichtungen in ungebundener Rede und in dramatischer Form haben einen hier und da auch in den Gedichten vorklingenden kernigen Humor und mitunter scharfen Witz. Eine Sammlung seiner »Gedichte« erschien zuerst Stuttgart 1825 (5. verm. Aufl. u. d. T.: »Lyrische Gedichte«, 1854), seine »Dichtungen«, die auch die »Reiseschatten«, den »Bärenhäuter« u. a. in Prosa enthalten, daselbst 1834 (3. vermehrte Aufl., das. 1841, 2 Bde.). Eine anmutige Schilderung von Kerners Jugendjahren enthält sein »Bilderbuch aus meiner Knabenzeit« (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886; auch Frankf. a. O. 1893). Auch gab K. »Gedichte von Johann Lämmerer, einem Weber in Gschwend« (Gmünd 1820) heraus. 1853 veröffentlichte er eine Schrift: »Die somnambulen Tische«, und dann: »Franz Anton Mesmer aus Schwaben« (Frankf. a. M. 1856). Mit dem »Letzten Blütenstrauß« (Stuttg. 1852) wollte der Dichter von der Poesie Abschied nehmen, doch folgte noch eine neue Sammlung lyrischer Gedichte u. d. T.: »Winterblüten« (das. 1859). 1895 wurde ihm in Stuttgart auf dem Kernerplatz ein Denkmal errichtet (Porträtbüste von Gaeckle). Seine »Ausgewählten poetischen Werke« erschienen in 2 Bänden (Stuttg. 1878) und später noch: »Kleksographien« (das. 1890). Vgl. Marie Niethammer (Kerners Tochter), J. Kerners Jugendliebe und mein Vaterhaus (Stuttg. 1877); Reinhard, J. K. und das Kernerhaus zu Weinsberg (2. Aufl., Tübing. 1886); K. Mayer, L. Uhland, seine Freunde und Zeitgenossen (Stuttg. 1867, 2 Bde.), mit Briefen und Gedichten Kerners; D. Strauß, Gesammelte Schriften, Bd. 1 (Bonn 1876); du Prel, J. K. und die Seherin von Prevorst (Leipz. 1886); Theobald Kerner (s. unten), Das Kernerhaus und seine Gäste (Stuttg. 1894), und den von Theobald K. herausgegebenen »Briefwechsel J. Kerners mit seinen Freunden«, mit Einleitung etc. von E. Müller (das. 1897, 2 Bde.).
An Ludewig Olof
»Es ist auch müglich, daß das Gold dahin gebracht wirdt, also, dz es in einem Cucurbit aufwächst; zu gleicher Weiß, wie ein Baum mit vielen Aesten und Zweiglen, und also wird aus dem Gold ein gar seltsams wunderbarlichs, lustigs Gewächs und obschon solches Gold euch nicht als eine gemein Münze nützet, so laßt es doch eine schöne Obenthür seyn.«
Theophrasti Paracelsi Metamorphosis.
(1834.)
Das sind die Schatten aus der Jugend Tagen!
O wollet sie mit alter Lieb' empfangen!
Wenn meine Lieder euch meist tönten Klagen:
So sind hier Scherze; – doch auch die entsprangen
Nur tiefem Gram, den ich in mir getragen.
Ein Grabeshügel steht in düstrer Trauer,
Doch bunte Blumen aus ihm lustig sprossen,
Auf Tränenweiden an der Friedhofmauer
Die muntern Vögelschwärme singen, scherzen,
Das Auge glänzt von Tränen übergossen,
Der Mund doch lächelt, – das sind bittre Schmerzen!
Und solchen Schmerzen sind die Scherze, Possen,
Die ihr hier leset, einstens auch entsprungen,
Sie sind die Blumen, einem Grab entsprossen,
Die Vögel, hüpfend auf der Friedhofsmauer:
Denn frühe schon ergriff mich tiefe Trauer
Und hat das Herz mir bis zum Tod durchdrungen.
Ich ließ sie sein, ihr Lieben! ganz die jungen,
Die alte Hand hat sie nicht umgestaltet,
Auch eingedenk, was unser Freund gesungen:
»Zweimal, ihr Lieben! ist kein Traum zu träumen,
Noch das Zerbrochne wieder ganz zu leimen.«
So sind noch jung sie, wenn auch gleich veraltet.
Erste Vorstellung.
Als mich die Begleiter verlassen, da kamen der Mond und die Sterne, und ich ging durch die Straßen der alten Reichsstadt. Da saßen die Leute, Mann, Weib, Tochter, Geselle und Hausmagd, vertraulich beieinander vor den Häusern. Kein Hammer schlug, kein Wagen durchfuhr mehr die Straßen, es wurde die Stadt zum großen Versammlungshause für alle.
Bald aber tönte von nah und von fern so manches Lied, das da heilig ist. Nach und nach verstummten die Lieder, nur hört' ich noch einen einsam Wandelnden singen:
»Wär' ich ein wilder Falke,
Ich wollt' mich schwingen auf«,
und bald ertönte nur noch das Flüstern zweier Liebenden unter der Haustür und das Gemurmel des Brunnens.
Ich ging der schönen gotischen Kirche zu; ein schwarzer Sarg, stund sie, noch nicht vom Monde beleuchtet, in Trauer da; lange Seufzer ertönten in ihr, die Pulse der Uhr. Immer schauriger und ernster wurden Nacht und Stille um sie; da sang eine dumpfe Stimme, wie aus den Tiefen ihres Chores, es war der Geist der Kirche:
Weh dem lebenden Geschlechte!
Weh dem schwachen, weh dem kleinen!
Unter Seufzen, unter Weinen
Harr' ich, wieviel tausend Stunden!
An die Särge festgebunden,
Keine Rechte
Will, zu lösen mich, erscheinen.
Die den Tod für mich gefunden,
Schmach und Wunden,
Liegen all um mich in Grüften –
Auf denn, Geister in den Lüften!
Und ihr unter Leichensteinen!
Schwebt in der Gestirne Scheinen
Ein in die verlaßnen Hallen!
Daß die heil'gen Lieder
Wieder
Ernst durch die Gewölbe schallen! –
Da kam der Mond aus Wolken, und die heiligen Bilder traten im verklärten Scheine hervor. Auf flogen mit hellem Klang die Tore der Kirche, und ein langer Zug weißgekleideter Männer und Frauen schwebte durch sie ein. Ein Wehen himmlischer Töne strömte lauter und lauter durch die Gewölbe, bis es in leises Flüstern der Äolsharfe verklang. Da trat der Mond wieder unter Wolken, und ich verließ die heilige Stätte.
Zweite Vorstellung.
Aber als ich auf der Herberge im einsamen Zimmer mich befand und, meinen Schmerz in Tönen auszuströmen, die Maultrommel1 zu Hilfe nahm, ach! da wandelten sich die Laute in kleine feurige Kreise und Linien, und die gestalteten sich bald zu all den Tälern, Bergen und Auen, die wir so froh einst durchgingen, und all ihr, die ihr mir so teuer wurdet, schwebtet da in Geistertänzen licht durch die dunkle Nacht an mir vorüber. – Als die Glocke ein Uhr schlug, begab ich mich zu Bette. Da dacht' ich, wie ich, mir tiefen Schmerz zu ersparen, ihre Berge und ihre verlassene Wohnung nicht mehr besucht, und wurde recht böse auf mich und recht traurig. – – So entschlief ich; aber da wurde ich im Traume noch einmal auf ihre Berge geführt. Ich schaute in das Tal nach ihrem Hause, ihre Fenster waren verschlossen. Da sah ich nach der Kapelle. Dort saß sie im Garten voll Blumen, verschleiert, im himmelblauen Kleide.
Ich rief ihren Namen; sie hörte mich nicht, ich eilte durch die Blumen; aber je näher ich ihr kam, je mehr trat sie mit der ganzen Gegend zurück und wurde mit ihr immer kleiner so und kleiner.
Bald schien sie nur noch aus dunkler Ferne wie ein lichter Stern. Ich konnte sie nicht mehr erreichen, ich hielt klagend stille. Siehe! da zerteilte sich plötzlich der Stern in tausend andere, die flogen mit süßem Klingen durch die Lüfte, und da stund ein Himmel voll Sterne; aus dem sprach eine Stimme: »Das ist sie!«
Ich schlief nicht mehr, ich sah mich wachend um. Ein Himmel voll tausend Sterne blickte auf mein Lager, und ich sprach: »Das ist sie!!«
Fußnoten
1 Das Fortissimo wie das Pianodolce kann auf der Maultrommel auf das herrlichste ausgedrückt werden, und vorzüglich ist dieses Instrument für eigene Phantasien geeignet: geeignet, Ausströmungen eines reinen Gefühls in Tönen besserer Welten darzustellen, wie die Äolsharfe die Gefühle des Frühlings und der gestirnten Nacht. Jeder stille Seufzer, ja ich möchte sagen, jeder Gedanke, jede Sehnsucht ist fähig, dieses Instrument in Bewegung zu setzen und sich so in Tönen zu verkünden.
Wie die Äolsharfe hat auch die Maultrommel nur eine gleichgespannte Saite, die stählerne Zunge, und bringt wie die Äolsharfe vermittelst dieser so verschiedene Töne hervor. Sie ist wie diese das Prisma für die Töne und unter allen Instrumenten am fähigsten, wenn ich so sagen darf, die Töne sichtbar darzustellen. – Siehe Jean Pauls Hesperus.
Dritte Vorstellung.
Die Reisenden, die ich morgens zu Begleitern auf dem Postwagen bekam, waren: ein Chemikus, der wahnsinnige Dichter Holder, ein Pfarrer und ein Schreiner.
Mein Freund Holder, als er mich erkannte, fiel mir mit starker Liebeswut um den Hals und sprach: »Es ist doppelt erfreulich, daß ich dir in dieser Stadt und auf deiner Reise nach Norden begegne: denn wo in Gesangkraft ausströmt der Stern, daß als Komet er ein Nachtmahlskelch der Schöpfung schwebt durch die Himmel, da wird geboren ein Meer, das ist die Nordsee und das Eisen auf ihr. – – Von Norden aber wird kommen Nieerhörtes: denn dahin weist das Eisen und sein Geist, die Magnetur.« – Hier geriet er in konvulsivische Verzuckungen, dann sprach er wieder: »O, ehrt mir den Metallgeist der Erde und sein Auge, das Gold! und zerreißt nicht die Glieder und wuchert mit ihnen, ein freches Volk! ha! ha! ha! so wollt' ich mein Leben auf einmal leben!« Hier stürzten ihm stromweis die Tränen aus dem Auge voll Seele.
Hernach sprach er wieder: »O Deutschland, das du geglättest bist wie der Rücken eines Esels!«
Der Chemikus bemerkte gegen seinen Nebenmann, den Pfarrer, daß die Seele dieses Menschen viel zu viel Sauerstoff in sich haben müsse, und daß man ihm, um ihn radikal herzustellen, bloß eine Schweinsblase voll Wasserstoffgas beizubringen habe.
Der Pfarrer aber war nicht seiner Meinung. Denn ihm war aller Materialismus und insgeheim auch die Chemie gegen alle Moralität. Darum stand er mit vieler Gravität von seinem Sitze auf und hielt, während er beständig in seinen beiden Taschen rührte, folgende Rede: »Wir wollen Gott die Bestandteile aller Dinge, vor allem aber die Bestandteile unseres Körpers und unserer Seele anheimgestellt sein lassen; ja ich halte ein jedes Nachgrübeln hierüber (hier zog er ein Stück des Leipziger Zeitungsblattes für Genügsame aus der Tasche) für höchst naseweis und moralitätswidrig. Das ist wahr und wohl zu erklären, wie von Tag zu Tag immer mehr und mehr das Verrücktsein (hier zog er die Reise durch die Erziehungsinstitute Deutschlands, von einem Manne von Geschmack, aus der Tasche) gleich einer Pest um sich greift und höchst ansteckend wird (der Chemikus zog bei diesen Worten ein Fläschchen voll Salzsäure aus der Tasche und fing zu räuchern an); denn würden wir nur einmal die Schriften neuerer Zeit lesen (hier zog er die wohlzubeherzigenden Worte eines alten sterbenden Mannes, wie dem Ungeschmack der neuesten Literatur Einhalt zu tun, aus der Tasche), so würden wir leicht einsehen, woher dieser Wahnsinnsstoff seinen Ursprung nimmt; wogegen nur eine von Jugend auf tief inokulierte Moralität (hier zog er ein Stück der Zeitschrift: ›schmeckende Wurm‹ aus der Tasche) die Kuhpocke sein kann.
Und nun, mein armer, verirrter (hier wandte er sich zu Holder, indem er ihm alle die Schriften zu überreichen suchte), höchst wahrscheinlich noch sehr junger Freund! empfangen Sie, um mich mit dem Herrn Chemikus zu vergleichen, empfangen Sie hier das wahrste Wasserstoffgas in den Worten gebildeter, erfahrener, wackerer Leute, Schriften, die mir eine geehrte Redaktion des schmeckenden Wurms zu belobender Rezension – – o weh!« schrie der Pfarrer – denn hier faßte ihn mein wahnsinniger Freund bei der Gurgel und hätte ihn erdrosselt, wenn nicht der Kondukteur und ich zu Hilfe geeilt wären.›
Der Postwagen hielt, und die Gesellschaft machte den Vorschlag, Holder auf den Sitz des Kondukteurs zu bringen, worüber aber der Chemikus insgeheim sehr erbost war: denn er erwartete von der Stickluft der Gesellschaft im Wagen eine radikale Heilung und hielt jenen Anfall bloß für einen durch die Stickluft im Wagen veranlaßte, letzte Explosion des Sauer-und Wahnsinnstoffes.
Vierte Vorstellung.
Aber siehe da! was wurde von dem Sitze des Kondukteurs gepackt, um statt Holder in den Wagen gebracht zu werden? Es war mein alter Freund, der Antiquarius und Poet Haselhuhn, dem wegen seiner starken Leibeskonstitution und der vielen Westen und Hemden, die er übereinander zu tragen pflegte, vorn der Sitz angewiesen wurde, um dem Gepäcke hinten auf dem Wagen einigermaßen das Gleichgewicht zu halten.
Er erzählte, wie er im Sinne habe, zu dem großen Maienfeste zu reisen, das die Redaktion des schmeckenden Wurms1 und ihre sämtlichen Mitarbeiter veranstalten, wie es ihn aber sehr schmerze, daß der alte Poet Damon wegen eines Polypen in der Nase nicht allda eintreffen werde. Hier gaben sich nun der Pfarrer und der Schreiner auch als Mitglieder des schmeckenden Wurms zu erkennen. Es entstund bald ein wechselweises Umarmen und Freundschaftslächeln, und die Herren Autoren wurden auch bald so menschenfreundlich und populär, daß sich alle drei auf einmal (denn einer für sich allein hätte es wohl nicht gewagt) den Vorschlag machten: auch einmal ein Volkslied zu singen. Die Stimme fiel allgemein auf: »Hier sitz' ich auf Rasen mit Rosen bekränzt«, das bei dem Geholper des Wagens und dem Tremulant ihres Gesanges sehr sonderbar ließ.
Fußnoten
1 Unter diesen Schattenbildern wie unter denen, so ich mit dem Namen Plattisten, Redakteur des schmeckenden Wurms, der Zeitung für Moralität usw. bezeichne, verstehe ich nicht etwa die Herausgeber einer bestimmten Zeitschrift, sondern der Platten Volk von Hamburg bis nach Schwaben.
Fünfte Vorstellung.
»Ade! ade! ihr aus Zeitungsblättern geschnittenen Fratzen! denn hier steht ein heiliger, lebendiger Wald!« so schrie ich und sprang aus dem Wagen, indem ich ihn durch einen Hundstritt drei Ellen lang auf die Seite stieß, daß das Gebrüll dieser Herren im zweiten Vers sich mit einem langen Schnapper endigte.
Dies war auch das erste Wort, das ich mit ihnen sprach; was Wunder, daß drei Halskugeln, bei andern Köpfe genannt, sich durch das Wagenfenster preßten, mir nachzusehen? –
Sechste Vorstellung.
Kaum mag ich ein paar Minuten gegangen sein, als plötzlich aus dem Wagen eine Stimme aus vollem Halse »Feuerjoh! es brennt alles zusammen!« brüllte. Der Postwagen hielt stille, und ich eilte, ihn zu erreichen. Da ergab sich nun, daß der Antiquarius Haselhuhn in lichten Flammen stund. Es war recht lamentabel, diesen armen Mann brennen zu sehen, so verlassen von allem Wasser; denn der Schreiner und der Pfarrer waren feldeinwärts gesprungen, der Chemikus aber stieg auf einen Baum, von wo aus er in einer langen Rede den Postknechten die Möglichkeit einer Selbstentzündung begreiflich zu machen suchte.
Der Kondukteur und ich rissen den armen Haselhuhn eilends aus dem Wagen und zogen ihm die Röcke, Westen und Hemden vom Leibe; als wir ihm die siebente Weste und das achte Hemde abgezogen hatten, fanden sich doch noch auf dem neunten Hemde schwarze Brandflecken.
Haselhuhn sank alsbald in eine Ohnmacht, als der Pfarrer und der Schreiner mit Hüten voll Wasser herbeieilten und ihn begossen.
Als seine Besinnungskraft nach und nach wieder zurückkehrte, erklärte er mit gebrochenen Worten, wie durch ein Stück Zunder, das er, um zu rauchen, angeschlagen und vermutlich brennend in die Tasche gesteckt habe, das Feuer ausgebrochen seie.
Der Chemikus auf dem Baume widersprach dieser Mutmaßung aus voller Kehle. Der Schreiner gab ihm völlig Beifall und erbat sich von ihm dringend, als wir wieder in dem Postwagen saßen, einen Aufsatz über diese interessante Erscheinung von Selbstentzündung eines Antiquarii für seinen schmeckenden Wurm.
Siebente Vorstellung.
»Herr! wenn es mit meiner Erlaubnis geschieht!« schrie plötzlich der Kondukteur von außen herein, indem ihm eine Maske entsank und ein paar Augenwimper wie gefrorne Sonnenstrahlen durch das vordere Fenster des Wagens hereinbrachen.
Die Plattisten fielen alsbald auf ihre Knie; denn sie erkannten im vermeinten Kondukteur ihren Verleger, den Popanz, der, um den lästigen Ehrenbezeugungen des gebildeten Publikums zu entweichen, inkognito unter dem Namen eines Kondukteurs Mohrenbleicher diese Reise antrat.
»O allerbarmherzigster Popanz oder vielmehr Popanze!« sprach der Pfarrer, »wollt Euch eines armseligen, höchstmiserablen Menschen erbarmen und ihn und seine sieben Kinder nicht um das Brot bringen!«
Die nämlichen Worte wiederholte der Schreiner, ob er gleich nur zwei Kinder hatte.
Jetzt zog der Popanz die Augenwimper nach und nach wieder in ihr Gehäuse, und es drangen alsbald die freundlichen Strahlen der Frühlingssonne hinter ihnen her und trockneten das tränennasse Auge der sich nun setzenden Klienten.
Die lieben Leute glaubten, der Popanz mache nun ein recht liebreiches Gesicht, nachdem er ihnen schon lange den Rücken kehrte, nicht wissend, daß es die Sonne war, die nun hereinblickte. Sie schmunzelten recht freundlich gegen den vermeinten Popanz hinaus, kneipten einander vor Herzenswonne in die Waden und wurden recht mutwillig.
In der Tat war auch der Popanz ganz besänftigt und streckte zum Beweise seiner Gnade wirklich die Hand durch das Fenster in den Wagen, nachdem er aus seiner Dose eine Prise Tabak auf sie gelegt hatte. Die Plattisten hatten kaum die Prise bemerkt, so fuhren sie schnell mit ihren Nasen gegen das Fenster auf die Hand zu.
Da ich und der Chemikus uns des Lachens hierüber nicht in enthalten konnten, so fanden sich die Plattisten sehr beleidigt und sprachen bis auf die nächste Poststation nicht ein Wort mehr. Haselhuhn, sei es, weil ihn sein Brand läuterte, sei es, weil ihm einst ein Sonett mit einem Verweis zurückgesandt worden, schien den Popanzen lange gar nicht zu bemerken, ja sprach sogar bald nach der Nasenaffäre, auf welche eine Totenstille herrschte, ganz laut von Novalis als einem ziemlich guten Kopfe, nicht bemerkend, wie der Schreiner mit seinen Klumpfüßen tüchtig unter den Sitz stieß und der Pfarrer sich fast zu Tod hustete, um ihm damit die Anwesenheit des Popanzen zu erkennen zu geben.
Nachdem wir in Nehrendorf angekommen waren, machte der Popanz den Plattisten sehr freundschaftlich den Vorschlag, mit ihm zu Fuße zu gehen, heimlich aber wollte er bloß von ihnen getragen sein.
Achte Vorstellung.
In Nehrendorf, als einer Poststation, hatte der Wagen ein wenig stillegehalten. Holder hatte sich verloren, der Popanz und die Plattisten blieben zurück, dagegen aber bestiegen der Chemikus (der, wie ich jetzt erst bemerkte, eine mit inflammabler Luft gefüllte Blase, um weich und schwebend zu sitzen, zur Unterlage hatte), Haselhuhn, ich und drei lustige Studenten, Verfechter der Poesie, den neubespannten Wagen.
Vier Zwerge, so sich auf der Leipziger Messe ums Geld sehen lassen wollten, waren in einer Art von Kasten in den Wagen gestellt worden. Ich gab mich der neuen Gesellschaft sogleich als den chinesischen Schattenspieler zu erkennen und zog einige meiner Figuren aus dem Nachtsacke, die die Studenten mit vieler Lust betrachteten.
Unsere neuen Pferde liefen bald entsetzlich schlecht, und mochten wir den Postknecht durch Bitten oder Schimpfen zum Fahren anmahnen, es ging alles doch den alten Gang.
Wir bemerkten, daß er ganz abgemessen nur alle zehn Minuten »fort!« schrie und dann vier Minuten darauf pünktlich jedesmal einen Knall mit der Peitsche tat, er mochte einen Berg herab- oder hinauffahren.
Und so wurde auch der ganzen Gesellschaft meine Vermutung, daß der Postknecht kein wahrer Postknecht und die Pferde keine wahren Pferde, sondern das Ganze, bei dieser teuren Zeit und Surrogatwut, bloß ein Surrogat für Pferde und Postknecht sei, etwa eine Maschine von Pappendeckel, immer wahrscheinlicher.
Schon war die Nacht hereingebrochen, und wir hatten uns das Lustigste, so wir wußten, erzählt, besonders viel über den Popanz und die Ängstlichkeit seiner Klienten gelacht. Das langsame Fahren und das abgemessene, perpendikelmäßige klapp! und fort! machte uns den Weg recht verdrießlich. Daher erbot ich mich, zum Besten des abgebrannten Haselhuhns ein chinesisches Schattenspiel im Wagen aufzuführen.
Haselhuhn war dessen sehr froh: denn es ward auch ihm, wie den meisten Poeten, kein glänzendes Los. Die Studenten aber, die noch keine chinesischen Schattenspiele gesehen, waren, alle in gespannter Erwartung.
So befestigte ich nun in aller Eile mein ausgespanntes Tuch an die Decke des Postwagens, zog meine Dekorationen und Figuren aus dem Nachtsacke, zündete meine Laterne an der Tabakspfeife des lustigsten Studenten an, und nach gänzlich herrschender Stille, die ich mir von allen durch das ganze Stück erbat, spielte ich eine Ouvertüre auf der Maultrommel und führte folgendes auf:
oder
König Eginhard, ein chinesisches Schattenspiel.
Sprechende Figuren sind: Ein Zwerg. Eine Nonne, Adelheid. Kaiser Otto, ihr Vater. König Eginhard, Dietwaldus, dessen Hofmeister. Ein Tisch. Zwei Sessel. Der Teufel. Eine Zigeunerin. Drei Nachtfräulein. Ein Schildknecht und Professor der Astronomie. Eine Mäusin. Eine Maus. Ein Pudel.
Ein Garten, neben ein Kloster.
EINE NONNE tritt auf und spricht.
Stolze Türme! hohe Säle!
Schön durchstrahlt von Fraun und Rittern,
Weh! ihr dufterfüllten Gärten,
Lichtdurchscheint von Stern und Lilie!
Weh! ihr spiegelhellen Seen,
Stolz durchschifft von Silberschwänen!
Treue Frauen, tapfre Ritter,
Lassend für mich Blut und Frieden –
Weh! daß ich von euch geschieden!
Hinter Mauern, hinter Gittern
Welk' ich hin, seh' euch nicht wieder.
Die Nonne verwandelt sich in einen Zwerg.
DER ZWERG spricht.
Ei du schöne Adelheite!
Was soll dieses Winseln, Schreien?
Ritter zwei, ohn' Tadel beide,
Denken, wie sie dich befreien.
Aber erst muß ich die Mauern
Schieben etwas auf die Seite:
Denn hier müssen Tisch' und Stühle
Mit zwei Rittern sich placieren.
Etwas Neues aufzuführen,
Wird allhier nun pokulieret,
Drum, du Turm da! führ' dein Kloster
Indes auf den Berg spazieren.
Der Turm geht mit dem Kloster auf den Berg.
Allons, Tisch! reg' deine viere!
Es kommt ein Tisch mit Kuhfüßen langsam aus dem Walde gelaufen.
DER TISCH spricht.
Weh! ich bin zu schwer beladen!
DER ZWERG spricht.
Träge Sessel! regt die Waden!
Es kommen zwei Sessel mit Bocksfüßen hinter dem Tische gelaufen. Der Zwerg zerteilt sich in drei Stücke. Eins bleibt der Zwerg, das andere wird König Eginhard, das dritte sein Hofmeister Dietwaldus.
DER ZWERG spricht.
Ha! schon warten Ihro Gnaden
Eginhard der Böhmen König.
Der Tisch (spricht).
Wir empfehlen uns untertänig,
Bringen Speisen in vollen Haufen.
Eginhardus und Dietwaldus wollen sich setzen.
DIE SESSEL sprechen.
Wehe! laßt uns erst ausschnaufen!
Sie schnaufen ganz entsetzlich.
DER ZWERG spricht zum König.
Ei! ei! setzt Euch nur, man kehrt sich
Nicht an dies verstellte Schnaufen,
Sind zwei junge Kerl, leichtfertig,
Die nie wollen vorwärts laufen –
Kommen nur da aus dem Wald 'raus –
Eginhardus und Dietwaldus,
Speist! das Essen, das sieht kalt aus.
Sie setzen sich, der Zwerg springt auf den Tisch und wird von ihnen als Becher gebraucht.
EGINHARDUS spricht. Mein treuer Dietwalde! Es ist doch eine gewisse Sache, daß nicht die ausgesuchtesten Weine, die herrlichsten Speisen, ja die allerschönsten Schlösser und Gärten so viel Lust bringen als das Jagen im Walde oder das Fangen der Vögel in der Luft oder der Fische im Wasser; mich auch nichts mehr erfreut als ein Hirsch, ein Vogel oder ein Fisch. Und so ist auch hinfüro mein fester Vorsatz, immer im Walde zu leben, von deswegen ich mit all meinen Feinden Friede zu machen gedenke.
DIETWALDUS spricht. Allergnädigster Herr König! Es ist Euch nicht zu bestreiten, daß der Hirsch eine rechte Lust ist und recht schön anzusehen, wenn er in grüner Wildnis ruht, oder der Vogel, wenn er durch die blaue Luft fleugt, oder der Fisch, wenn er im hellen Teiche schwimmt. Aber mehr Kurzweil und Lust mag einem Manne doch ein Jungfräulein verschaffen, und mein' ich, daß über das Frauenzimmer nichts in der Welt gehe. Auch weiß ich eine dermaßen schöne Dame für Euch, dergleichen Jungfräulein nicht lebet, so weit sich die mittägigen Sonnenstrahlen erstrecken. Dieselbe steht Euch besser an und wird Euch mehr Kurzweil schaffen als der Hirsch im Walde oder der Vogel in der Luft oder der Fisch im Wasser. Es ist dies die schöne Adelheid, des Kaisers Otto einzige und leibliche Tochter.
DER KÖNIG spricht. Dein Rat, mein lieber Dietwalde! gefällt mir nicht übel. Aber, lieber Dietwalde! die Adelheid ist eine Klosterjungfrau, und also ist es nicht ratsam, daß ich sie zu einem Gemahl von dem Kaiser begehre. Darum so rate anders, mein lieber Dietwalde! denn das kann wegen des geistlichen Ordens nicht sein, ob ich gleich weiß, daß sie das schönste Fräulein in der jetzigen Welt ist.
DIETWALDUS spricht. Gnädiger Herr König! Kloster hin, Kloster her, das muß ein mächtiger Herr nicht achten. Die Liebe, so sie inbrünstig ist, siehet kein Kloster an, und weil Ihr eine Liebe zu dem Fräulein habt, wäre meine Meinung, Ihr suchtet die Adelheid mit List an Euch zu bringen; ich will selbst der Mittler sein und ausdenken, wie ich sie aus dem Kloster bringe.
DER KÖNIG spricht. Mein treuer Dietwalde! ich kann nicht umhin, Euch zu bekennen, daß ich mit großer Inbrunst ihrer begehre.
Sie gehen beide wieder in den Becher oder in den Zwerg über.
DER ZWERG springt vom Tisch und spricht.
Allons, Sessel! und du Tische,
Fort da! regt die Beine frische!
DIE SESSEL sprechen.
Gott sei Dank! wir armen Jungen
Wurden fast zu Tod gesessen.
DER TISCH spricht.
Auf denn! in den Wald gesprungen,
Wollen dort auch etwas fressen.
Sie springen wieder in den Wald.
Währenddem kommt der Turm mit dem Kloster, das indessen mit ihm heimlich auf und ab lief, zurücke. Der Zwerg verwandelt sich in die Nonne.
DIE NONNE spricht.
Stolze Türme! hohe Säle!
Schön durchstrahlt von Fraun und Rittern!
Weh! ihr dufterfüllten Gärten,
Lichtdurchscheint von Stern und Lilie!
Weh! ihr spiegelhellen Seen,
Schön durchschifft von Silberschwänen!
Treue Frauen! tapfre Ritter!
Lassend für mich Blut und Frieden! –
Weh! daß ich von euch geschieden!
Hinter Mauern, hinter Gittern
Welk' ich hin, seh' euch nicht wieder!
Die Nonne verwandelt sich in den Teufel.
DER TEUFEL spricht.
Ha! ha! ha! ha! hu! hu!
Er zerteilt sich plötzlich in mehrere Teufel, Geister und Hexen. Diese tanzen über dem Kloster und sprechen.
Daß kein krankes Herz gesunde
Durch Gebet in stiller Stunde,
Wenn es von der Welt geschieden –
Tauchen wir mit schwarzem Flügel
Auf- und abwärts ohne Ruhe.
Und je näher unser Reigen
Drückend sich der Erde neiget,
Wird es schwerer stets dem Frommen,
Betend sich zu Gott zu heben. –
Lassen keinen Seufzer aufwärts,
Keinen Trost darnieder schweben,
Und so kann nur zu ihm kommen
Fluch, Verzweiflung, so wir geben.
Sie kommen immer näher und näher der Erde, und wie sie ganz unten, gehen sie in dem Dietwaldus zusammen.
DIETWALDUS spricht.
Brumm' ich jetzt ein frommes Motto,
Hum! versteht sich nur zum Spott so,
Sag': ich komm' vom Kaiser Otto,
Bin gesandt schnell in der Nacht her,
Daß ich spreche seine Tochter,
Bring' den Frauen Klosterschleier
Oder ein paar Ostereier,
Angefüllt mit Diamanten;
Und so führ' ich sie abhanden.
Er verwandelt sich in den Teufel.
DER TEUFEL spricht.
Ha! ha! ha! ha! hu! hu!
Er zerteilt sich wieder in mehrere Teufel und Hexen. Sie fliegen mit wildem Geschrei in die Luft. Der Teufel, verwandelt sich in den Mond, die Hexen in Sterne.
DER TEUFEL als Mond, spricht.
Daß, wo naß ein Auge blicket
Flehend auf zu Sternenstrahlen,
Daß, wo wund sich Herzen grämen,
Höllenglut wir niederschicken
Da aus unsern Höllenstrahlen,
Haben wir den Mond, die Sterne
Schnell mit Wolken schwarz umzogen,
Sind lautjauchzend in die Ferne
Selbst als Sterne aufgeflogen.
Dietwaldus tritt aus dem Kloster, teilt sich in zwei Teile. Das eine bleibt er, das andere wird zur Nonne.
DIETWALDUS spricht. Hochadeliges Fräulein! Es ist ewig schade und großes Unrecht, daß Euch Euer Herr Vater, der Kaiser Otto, in dieses Kloster eingesperrt hat allwo Ihr Eure junge Zeit einsam dahinleben sollt. Das Kloster ist für Eure Zärte viel zu streng, und Eure Kräfte sind viel zu schwach, ein so schwer und hartes Joch zu ertragen, und Ihr könnt den Himmel wohl auf eine andere und bessere Art erwerben. Darum so wisset, daß ich nicht von Eurem Herrn Vater aus Österreich, sondern von Prag hieher geschickt bin, mit einem Schreiben meines Herrn, des Königs Eginhard Überreicht den Brief., daß Ihr mir saget, ob Ihr den König zur Ehe haben wollet oder nicht.
DIE NONNE öffnet den Brief, liest und spricht. Lieber Hofmeister Dietwalde! Du hast mit deinem Herrn, dem König, und mit mir ein Gefährliches vor; wisse, daß ich eine Kaiserstochter und zumal eine Klosterjungfrau bin; wird das mein Vater, der Kaiser inne, wird er alle Macht anwenden, mich und deinen Herrn, den König, zu strafen; ich traue mir nicht aus dem Kloster, bleibe aber auch fürwahr! nicht länger mehr hier innen, sondern bin fest entschlossen, zu sterben.
DIETWALDUS spricht. Dann würdet Ihr sehr unrecht tun, inmaßen Euer junges Leben noch zu großen Freuden der Welt aufbewahrt ist.
DIE NONNE spricht. Nun dann! so führt mich mit sicherem Geleite von dannen.
Sie geht in den Dietwaldum über. Derselbe verwandelt sich in den Zwerg. Der Mond fällt auf das Klosterdach und setzt sich als Teufel über dasselbe her; die
Sterne flattern als Hexen um ihn.
DER TEUFEL spricht.
Spring, du finstrer Rapp, geschwinde!
Hu! hu! su! su! durch die Winde,
Durch die Wasser, durch die Flammen,
Mein gehört ihr all zusammen!
Er spornt das Kloster und reitet mit ihm davon; die Hexen flattern um ihn her.
DER ZWERG spricht.
Gottlob oder Lob dem Teufel,
Endlich ist hier Platz gemachet,
Ohne Harke, ohne Schaufel
Ist das Kloster weggeschaffet,
Und ich denk', wir können immer
Hier ein Zimmer hübsch placieren –
Zimmer! laß dich anprobieren!
Es kommt ein Zimmer mit einem Spiegel herbeigelaufen. Der Zwerg wird schnell zum Kaiser Otto.
DER KAISER spricht.
Gut! du hast die rechte Größe
Für den alten Kaiser Otto.
Der Kaiser Otto wird schnell wieder zum Zwerg.
DER ZWERG spricht.
Und der Spiegel steht nicht böse.
Seht darin in bunten Reihen
Schöne Frauen, tapfre Ritter
Um die reichgeschmückte Tafel:
Denn hier hält der Böhmen König
Eginhardus seine Hochzeit
Mit der schönen Adelheite –
Sitzen an der Tafel beide
Zu des Volks und Adels Freude
Von zu starker Liebe tot schier,
Indes arge Klag' und Not hier.
Der Zwerg verwandelt sich in den alten Kaiser Otto; die Figuren im Spiegel verbergen sich alle unter die Tafel. Eginhard streckt den Kopf hervor und horcht.
DER ALTE KAISER spricht. O Tochter Adelheid! wie hab' ich dieses um dich verschuldet! In meinem hohen Alter betrübst du mich mit einer solchen Tat? Gut, ich will mich aufmachen und Eginhard auf den Grund ausrotten Eginhard steckt bei diesen Worten auch voll Angst den Kopf unter die Tafel. und will ihn zu einem Schemel gebrauchen, wenn ich auf das Pferd steige, und alle die will ich mit Feuer und Schwert verderben, die zu solchem unseligen Beginnen ihm den Rat gegeben.
Der alte Kaiser verwandelt sich in einen Pudel, der knurrend im Zimmer umherläuft und sich dann unter den Ofen legt. Wie alles ruhig, kreucht Eginhard im Spiegel wieder unter der Tafel hervor und nach ihm all die andern Figuren.
EGINHARDUS im Spiegel, spricht. Wehe! wehe! des großen Unheils, das du, o treuloser Dietwaldus! durch deine teuflische Räte stiftetest.
Dietwaldus durchbohrt sich mit dem Schwert.
Im Augenblick erscheint der Teufel und spricht.
Hu! ha! hie ho hu u! (Fährt mit Dietwaldus von dannen.)
EGINHARDUS spricht. Gut! nun hast du deinen verdienten Lohn! Ihr aber, meine Getreuen! laßt uns in aller Eil' in den Böhmerwald fliehen und dort in der tiefsten Wildnis ein Schloß bewohnen, wo wir unbekannt und vor den Nachstellungen unserer Feinde in Frieden leben können.
Die Figuren gehen ab. Man sieht im Spiegel ein großes Kriegsheer vorüberziehen, an dessen Spitze der alte Kaiser Otto steht. Ein Vorhang fällt vor den Spiegel. Der Pudel, der bisher unter dem Ofen lag, tritt hervor und spricht.
Mit höchster Erlaubnis habe ich die Ehre, ein gebildetes Publikum durch ein Deklamatorium zu amüsieren.
Er bellt, bis der Vorhang fällt.
Man sieht das Zimmer mit dem Spiegel.
DER ZWERG tritt auf und spricht.
Tief im Böhmerwalde lieget
Ein verborgnes Schloß, heißt Schildeis,
Dahin hat sich Eginhardus,
Weil ihm sehr vor Lanz und Schild heiß,
Mit der Adelheid verfüget.
Kaiser Otto ringsum sieget,
Stadt' und Dörfer nieder wild reißt,
Doch nun ist's ihm worden selbst heiß!
Denn vom Heer ist er verirrt sehr,
Hat nur einen einz'gen Knappen,
Trifft kein Dorf und keinen Wirt mehr,
Muß in Nacht und Nebel tappen,
Bahn sich hauen mit dem Sabel
Durch die schreckenvolle Wildnis –
Zeigt auf den Spiegel.
Doch hier seht ihr selbst sein Bildnis,
Ausgemergelt, miserabel.
Der Zwerg legt sich als Pudel unter den Ofen. Man sieht in dem Spiegel eine wilde Waldgegend, in ihr den Kaiser Otto und einen Schildknappen.
DER SCHILDKNECHT im Spiegel, spricht. Gnädiger Herr Kaiser! wir kommen immer mehr und mehr von allen Pfaden ab. Es ist mir auch diese Gegend und der Böhmerwald ganz unbekannt; denn ich bin mein lebelang noch nicht darin gewesen.
DER KAISER zieht eine Landkarte aus der Tasche und spricht. Ich kann auf dieser Landkarte durchaus nicht sehen, wo wir eigentlich sind, inmaßen ich weder dich noch mich darauf verzeichnet finde.
DER SCHILDKNECHT spricht. Gnädiger Herr Kaiser! ganz betrübt ist mein Geist und Mut. Ich habe mit dem Ritter Pino drei Abenteuer bestritten, aber so große Angst habe ich nie in dem Herzen empfunden.
Es kommen drei Wölfe aus dem Walde gelaufen und sperren die Rachen bis an den Schwanz auf.
DER KAISER spricht. Wehe! wehe! wehrt Euch gegen diese Bestien!
Der Kaiser geht in den Schildknecht über. Der Schildknecht schwingt sich auf einen Baum. Die Wölfe gehen vorüber.
DER SCHILDKNECHT spricht. Gott sei Dank! die Wölfe sind waldeinwärts gelaufen und hielten mich für einen Tannzapfen.
Bei diesen Worten kommt der Kaiser wieder aus dem Schildknecht auf dem Baume heraus und hält sich an einen Ast. Der Schildknecht springt vom Baume.
DER KAISER spricht. Wehe! verruchter Mensch! was habt Ihr angestellt! Nun bin ich auf diese verzweifelte Höhe ausgesetzt, denn meine zitternden Hände und Füße vermögen mich nicht herniederzubringen.
DER SCHILDKNECHT fällt auf die Knie und spricht. Allergnädigster Herr und Kaiser! O begnadiget einen Unglücklichen! Ich bemerkte nicht, daß Ihr schon auf dem Baume aus mir hervorginget.
Der Schildknecht steigt wieder auf den Baum, der Kaiser geht in ihn über. Der Schildknecht springt herab, und wie er auf dem Boden ist, geht der Kaiser wieder aus ihm hervor.
DER KAISER spricht. Gott sei Dank! ich sehe keine Wölfe mehr!
DER SCHILDKNECHT spricht. Gnädigster Herr und Kaiser! Eins habe ich aber auf dem Baume vergessen. Ich bitte Euch, mir wieder auf den Baum zu helfen, ob ich nicht, auf dem Gipfel irgendeinen Menschen erblicken möge.
DER KAISER hilft ihm auf den Baum und spricht. Der Baum schwankt hin und her, wehe! Ihr werdet auf mich herabstürzen.
DER SCHILDKNECHT spricht. Gnädigster Kaiser und Herr! Freut Euch! denn nicht fern im Walde erblicke ich ein Licht, dem lasset uns nachlaufen.
DER KAISER spricht. Mein allerfreundlichster Schildknecht! Ihr seid von nun an wegen dieser erfreulichen Botschaft zum Professor der Astronomie ernannt.
Der Schildknecht fällt vor Freuden vom Baume.
DER KAISER spricht. Mein Professor! erhebet Euch schnell und lasset uns weitergehen.
Er geht in den Professor über. Der Professor verwandelt sich in eine Zigeunerin.
DIE ZIGEUNERIN spricht.
Fern in stillem Waldesdunkel
Lausch' ich wunderbarem Klingen,
So aus tiefem Schoß der Erde
Tonreich aus Kristallen dringet.
Lausch', was Vogel in den Lüften,
Quelle in der Tiefe singet,
Daß ich recht es möge deuten
Und in Menschenrede bringen,
Dies Geheimnis künft'ger Zeiten.
Die Zigeunerin verwandelt sich in ein Nachtfräulein.
DAS NACHTFRÄULEIN spricht.
Wie die Stern' am blauen Himmel,
Also wir hier unten leben,
Dürfen uns nur keck erheben,
Wann die stille Nacht erschienen.
Dann in lichten Tänzen schweben
Oben sie durch blaue Wolken,
Unten wir durch Wälder grüne.
Das Nachtfräulein zerteilt sich in acht andere Nachtfräulein. Dieselben beginnen einen Tanz, bis sie mit der ganzen Gegend kleiner und kleiner werden und endlich mit ihr verschwinden.
Der Pudel kommt hinter dem Ofen hervor, wird zum Zwerg und spricht.
Schnell, o Zimmer! dich verwandelt
In die Wohnung Eginhardi.
Der Zwerg zerteilt sich in mehrere Stücke. Eins bleibt der Zwerg, die andern werden ein Maler, ein Schreiner, ein Bodenputzer, ein Schlosser. Diese setzen sich in aller Eil' im Zimmer in volle Tätigkeit.
Kaiserlich werd' es geschmücket:
Denn das Licht, so sie erblicket,
Leuchtet in dem Schlosse Schildeis.
Maler! malt die Wände milchweiß!
Schreiner! schlaget zwei Bettladen
Auf für Otto ihro Gnaden.
Regt euch, Schreiner! Bodenputzer!
Aber alles schnell und kurz sehr;
Denn schon ist er ohne Spassen
Unbekannt ins Tor gelassen,
Kennt auch Eginhardum nimmer –
Weh! da ist er schon im Zimmer.
Der Kaiser und der Professor treten ein. Die Handwerksleute gehen in den Zwerg über, der Zwerg legt sich als Pudel unter den Ofen. Der Kaiser legt sich, zwei Kronen auf dem Haupte und einen Zepter in der Hand, in ein Bett, der Professor der Astronomie in das andere.
DER PROFESSOR spricht. Gelt, gnädiger Herr! im Bett ist's besser als im wilden Wald?
DER KAISER spricht. Du Narr! das kannst du dir leicht einbilden. Wie war dir dann auf dem Baume zumute, als dich der Wind wie ein Raupennest hin und her wehte?
DER PROFESSOR spricht. Gnädiger Herr! ich war zwischen lauter Bäumen, hätt' mich der Wind von einem geworfen, so hätt' ich mich wieder am andern gehalten und wäre ich dann so, ohne mich müd zu laufen, aus dem Walde gekommen. Dies wäre dann so eine Art Degenscher Flugmaschine gewesen, besonders da ich einen Degen angehabt, ha! ha! ha!
DER KAISER spricht. Mein Professor! wie gefielen Euch denn die heulenden Wölfe?
DER PROFESSOR spricht. Ich muß Euch sagen, sie schienen mir sehr ungebildet, und ich bereue nun, daß wir sie nur so laufen ließen und nicht lebendig fingen, um sie durch Abnahme ihrer überflüssigen Hinterfüße für ein gebildetes Publikum genießbar zu machen. Natürlich hätte man auch eine Auswahl unter ihnen treffen müssen; denn die mehrsten von ihnen sind doch ganz ohne Sinn und Verstand, Arabesken und Produkte eines verfinsterten Mittelalters.
DER KAISER spricht. Es möge dem sein, wie ihm wolle, so laßt uns hiervon ein andermal sprechen. Genug daß sie uns nicht gefressen, und sind wir ihnen dafür immer großen Dank schuldig. Aber hier, mein geliebtester Professor, ruht es sich ganz vortrefflich.
DER PROFESSOR spricht. Wie auf Morgen- und Rosenblättern.
Sie fangen beide an entsetzlich zu schnarchen. Zwei Mäuse springen unter der Bettdecke hervor.
DIE MAUS spricht.
Lange schon spitzt' ich die Ohren,
Aber jetzt vernahm ich's deutlich,
Die Gefahr ist unvermeidlich,
Und ich denk', wir sind verloren.
DIE MÄUSIN spricht.
Weh! o weh! der leid'gen, Decke,
Wollt' nicht warme Liebe bergen!
Männlein schnell! in jener Ecke
Kann kein Lauscher uns bemerken.
Sie springen unter den Ofen, der Pudel stürzt hervor, zerreißt sie und legt sich brummend nieder. Es erscheint im Spiegel auch ein Zimmer mit zwei Betten. In einem liegt Eginhard, im andern seine Gemahlin Adelheid.
DIE ADELHEID spricht. Mein herzallerliebster Gemahl! sagt mir doch, ob es mir nur so im Traume vorkam, als sprächet Ihr vorhin mit zwei Edelleuten im Zimmer? Auch sehe ich hier ein fremdes, gar prächtiges Schwert an der Wand hängen, das ich näher betrachten muß, zumal mir sein Glanz so die Augen verblendet, daß ich sie nimmer schließen kann. Sie steigt aus dem Bette und betrachtet das Schwert. Himmel! Hilf! ich bin des Todes!
Fällt um.
EGINHARD springt heraus und spricht. O Ihr vorwitziges Weib! Ihr habt Euch gewiß mit dem Schwerte verletzt. Warum ließet Ihr es nicht an seiner Stelle?
DIE ADELHEID spricht. Himmel! liebster Ehgemahl! warum sollt' ich nicht umfallen? Dieses Schwert ist das Schwert meines Herrn Vaters, des Kaisers, und diesen Gurt habe ich mit eigner Hand gewoben.
DER KÖNIG EGINHARD spricht. Hilf, Himmel! er ist gekommen, uns zu ermorden.