John Grisham wurde am 8. Februar 1955 in Jonesboro/ Arkansas, geboren. Als junger Mann träumte er von einer Karriere als Profi-Baseballspieler, doch als sich diese Pläne zerschlugen, studierte er in Mississippi Rechnungswesen und Jura. 1981 schloss er sein Studium erfolgreich ab und heiratete im selben Jahr Renee Jones.
Er ließ sich in Southaven/Mississippi als Anwalt für Strafrecht nieder und engagierte sich außerdem in der Politik. 1983 und 1987 wurde er in das Abgeordnetenhaus von Mississippi gewählt.
Der schreckliche Fall einer vergewaltigten Minderjährigen brachte ihn zum Schreiben. In Früh- und Nachtschichten entstand sein erster Thriller, Die Jury, der 1988 in einem kleinen, unabhängigen Verlag erschien.
Sofort nach Fertigstellung von Die Jury begann John Grisham mit seinem nächsten Buch, Die Firma. Noch vor Erscheinen des Buches erwarb Paramount Pictures die Filmrechte, wodurch die großen Verlage aufmerksam wurden. Schließlich kaufte Doubleday die Buchrechte, und Die Firma wurde der Bestseller des Jahres 1991 und stand 47 Wochen in Folge auf der New York Times-Bestsellerliste.
Seither hat John Grisham jedes Jahr ein neues Buch veröffentlicht. Alle seine Bücher kamen auf die internationalen Bestsellerlisten; sie wurden in 38 Sprachen übersetzt. Weltweit sind über 275 Millionen Exemplare verkauft worden. Die meisten seiner Romane wurden auch verfilmt.
Heute lebt John Grisham mit seiner Frau Renee zurückgezogen in Charlottesville/Virginia und auf einer Farm in Oxford/Mississippi. Neben dem Schreiben fördert er die Baseball-Jugend und engagiert sich in karitativen Projekten. Er versucht dem Medienrummel zu entgehen und ein möglichst normales Familienleben zu führen.
»Grisham bürgt für Hochspannung und Qualität, er ist die oberste Instanz des Thrillers.«
Neue Zürcher Zeitung
»Mit John Grishams Tempo kann keiner mithalten.«
The New York Times
»John Grisham ist so viel besser als alle anderen.«
Süddeutsche Zeitung
Die Jury
A Time to Kill
Ein zehnjähriges schwarzes Mädchen wird brutal misshandelt und vergewaltigt. Ihr Vater, Carl Lee Hailey, übt Selbstjustiz und tötet die geständigen Täter. Mord oder Hinrichtung? Gerechtigkeit oder Rache? Jetzt geht es um viel mehr: den Rassenkonflikt, die Machenschaften der Presse und nicht zuletzt die persönlichen Interessen von Staatsanwalt, Richter und Verteidiger.
Die Firma
The Firm
Etwas ist faul an der exklusiven Kanzlei, der Mitch McDeere sich verschrieben hat. Der hochbegabte junge Anwalt wird auf Schritt und Tritt beschattet, er ist umgeben von tödlichen Geheimnissen. Als er dann noch vom FBI unter Druck gesetzt wird, erweist sich der Traumjob endgültig als Albtraum.
Die Akte
The Pelican Brief
In einer Oktobernacht werden zwei Richter des obersten Bundesgerichts der USA ermordet. Die Jurastudentin Darby Shaw legt eine Akte über den schlimmsten politischen Skandal seit Watergate an – ein tödliches Dokument für alle, die sie kennen. Eine erbarmungslose Jagd beginnt.
Der Klient
The Client
Der elfjährige Mark beobachtet den Selbstmordversuch eines Mannes. Er will eingreifen, aber es ist zu spät. Der Mann, ein New Yorker Mafia-Anwalt, stirbt, nachdem er ein Geheimnis preisgegeben hat: Er nennt den Ort, an dem der ermordete Senator begraben liegt, dessen mutmaßlicher Mörder vor Gericht steht. Mark gerät in die Zwickmühle: FBI und Staatsanwaltschaft setzen ihn unter Druck, damit er auspackt. Die Mafia ihrerseits versucht mit allen Mitteln das zu verhindern.
Die Kammer
The Chamber
Im Hochsicherheitstrakt des Staatsgefängnisses von Mississippi wartet Sam Cayhall auf die Hinrichtung. Er ist wegen eines tödlichen Bombenanschlags verurteilt. Seine Lage ist hoffnungslos. Nur der Anwalt Adam Hall kann ihm noch eine Chance bieten. Es geht um Tage, Stunden, Minuten.
Der Regenmacher
The Rainmaker
Rudy Baylor, ein Jurastudent im letzten Semester, gewinnt seine ersten »Mandanten«, ein Ehepaar, dessen Sohn an Leukämie erkrankt ist. Die Krankenversicherung weigert sich, für die wahrscheinlich lebensrettende Therapie zu zahlen. Rudy erkennt bald, dass er es mit einem riesigen Versicherungsskandal zu tun hat. Er nimmt den Kampf gegen eines der mächtigsten, korruptesten und skrupellosesten Unternehmen Amerikas auf.
Das Urteil
The Runaway Jury
In Biloxi, einer verschlafenen Kleinstadt in Mississippi, findet ein Prozess statt, der weltweit Aufsehen erregt. Der Richter lässt die Geschworenen von der Außenwelt abschotten, weil er fürchtet, dass die Jury von außen kontrolliert wird. Für einen mächtigen Konzern geht es um Milliardengeschäfte.
Der Partner
The Partner
Bevor sie die Falle zuschnappen ließen, hatten sie Danilo Silva rund um die Uhr bewacht. Er führte ein ruhiges Leben in einem heruntergekommenen Viertel einer kleinen Stadt in Brasilien. Nichts deutete darauf hin, dass er neunzig Millionen Dollar beiseite geschafft hatte.
Der Verrat
The Street Lawyer
Michael Brock ist der aufsteigende Stern bei einer einflussreichen Anwaltskanzlei in Washington D. C. Er führt ein Leben auf der Überholspur, bis eine Geiselnahme alles verändert. Der Geiselnehmer, ein heruntergekommener Obdachloser, wird erschossen. Michael forscht nach den Hintergründen dieser Tat und spürt ein schmutziges Geheimnis auf.
Das Testament
The Testament
Ein milliardenschwerer, lebensmüder Geschäftsmann, eine gierig lauernde Erbengemeinschaft, die im brasilianischen Regenwald arbeitende Missionarin Rachel und ein ehemaliger Staranwalt, der es noch einmal wissen will – das sind die Akteure in diesem Drama. Es geht um Geld, Macht und Ehre, und es geht um Leben und Tod.
Die Bruderschaft
The Brethren
Drei verurteilte Richter brüten im Gefängnis über einem genialen Coup. Wenn alles klappt, haben sie für die Zeit nach dem Knast ausgesorgt. Sie sind gerissen und haben die richtigen Kontakte, aber ist ihre Strategie wirklich wasserdicht? Meisterhaft entwirft John Grisham ein raffiniertes Szenario, bei dem keiner seiner Helden ungeschoren davonkommt.
Die Farm
A Painted House
In der staubigen Hitze von Arkansas wird ein neugieriger Siebenjähriger plötzlich mit den harten Realitäten des Lebens konfrontiert. Während Luke noch von Baseball träumt und heimlich die Erwachsenen belauscht, gerät er unvermutet in ein Drama um Liebe und Tod, in dem er selbst eine entscheidende Rolle spielt.
Das Fest
Skipping Christmas
Als Luther und Nora zum ersten Mal seit zwanzig Jahren ein kinderloses Weihnachtsfest auf sich zukommen sehen, beschließen sie, mit den gesellschaftlichen Konventionen zu brechen und das Fest erstmals ausfallen zu lassen. Obwohl deshalb allerorts geächtet, halten sie eisern durch, bis am Morgen des 24. Dezember ein Anruf aus der Ferne alle Pläne durchkreuzt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. – Mit seiner urkomischen Weihnachtskomödie beweist John Grisham, dass er auch als Humorist unschlagbar ist.
Der Richter
The Summons
In diesem Bestseller kehrt John Grisham zurück nach Clanton, Mississippi, einer fiktiven Kleinstadt in einem Bezirk, wo der Autor einst selbst als Anwalt tätig war. Dort, im tiefen Süden der USA, muss Ray Atlee das finstere Erbe seines patriarchalischen Vaters, des alten Richters Atlee, antreten. Und schon bald merkt Ray, dass er nicht der Einzige ist, der dessen schreckliches Geheimnis kennt.
Die Schuld
The King of Torts
Clay Carter muss sich schon viel zu lange und mühsam seine Sporen im Büro des Pflichtverteidigers verdienen. Nur zögernd nimmt er einen Fall an, der für ihn schlicht ein weiterer Akt sinnloser Gewalt in Washington D.C. ist: Ein junger Mann hat mitten auf der Straße scheinbar wahllos einen Mord begangen. Clay stößt aber auf eine Verschwörung, die seine schlimmsten Befürchtungen weit übertrifft.
Der Coach
Bleachers
Grishams wohl persönlichstes Buch – ein bewegender Roman um eine väterliche Freundschaft, um Rückkehr und Abschied und um das Spiel des Lebens, das ganz eigenen Regeln gehorcht. Fünfzehn Jahre nach dem tragischen Ende seiner kurzen, glorreichen Profi-Karriere kehrt Neely heim, um sich von seinem damaligen Coach zu verabschieden, der im Sterben liegt.
Die Liste
The Last Juror
Ein junger Zeitungsreporter trägt mit exklusivem Material zur Aufklärung eines grausamen Mordes bei, woraufhin die Begeisterung groß ist. Doch als der mächtige Verurteilte in aller Öffentlichkeit das Leben der Geschworenen bedroht und Rache schwört, verstummen die Jubelrufe. Neun Jahre später kommt der Mörder frei und macht sich daran, seine Drohung in die Tat umzusetzen.
Die Begnadigung
The Broker
Die letzte Amtshandlung des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist die Begnadigung eines berüchtigten Wirtschaftskriminellen. Joel Backman war bis zu seiner Verurteilung einer der skrupellosesten Lobbyisten in Washington. Niemand weiß, dass die umstrittene Entscheidung des Präsidenten erst auf großen Druck des CIA zustande kam. Eine brisante Geschichte aus dem Zentrum der Macht, die nicht vom Weißen Haus, sondern von einem unkontrollierbaren Staat im Staate ausgeht.
Der Gefangene
The Innocent Man
Debbie Carter arbeitet als Bardame im Coachlight Club in Ada, Oklahoma. Eines Morgens wird die junge Frau vergewaltigt und erwürgt in ihrer Wohnung aufgefunden. Sechs Jahre später werden Ron Williamson, ein Stammgast von Debbie, und sein Freund Dennis Fritz aufgrund einer Falschaussage der Tat bezichtigt. Williamson wird zum Tode, Fritz zu lebenslanger Haft verurteilt. Beide beteuern ihre Unschuld.
Touchdown
Playing for Pizza
Als einst umjubelter Football-Star steht Rick Dockery plötzlich vor dem Aus. Ein Angebot aus dem fernen Italien kommt ihm da sehr gelegen: Die Parma Panthers suchen einen neuen Spielmacher. Rick zögert nicht, und aus der Reise ins Ungewisse wird der Aufbruch in ein neues Leben.
Berufung
The Appeal
Sie verlor ihre ganze Familie. Um ihren Tod zu sühnen, zieht Jeannette Baker gegen einen der größten Chemiekonzerne der USA vor Gericht. Als ihrer Klage stattgegeben und das Unternehmen zu 41 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt wird, ist die Sensation perfekt. Doch dann geht Krane Chemical Inc. in Berufung, und eine Intrige unglaublichen Ausmaßes nimmt ihren Lauf.
Der Anwalt
The Associate
Kyle Mc Avoy steht eine glänzende Karriere als Jurist bevor. Bis ihn die Vergangenheit einholt. Eine junge Frau behauptet, Jahre zuvor auf einer Party in Kyles Appartement vergewaltigt worden zu sein. Kyle weiß, dass diese Anklage seine Zukunft zerstören kann. Und er trifft eine Entscheidung, für die er mit allem brechen muss, was bisher sein Leben bestimmt hat.
Das Gesetz
Ford County
Inez Graney scheut keine Mühe, um ihren Sohn zu besuchen. Seit elf Jahren sitzt Raymond im Todestrakt. Seine Brüder, die ihre Mutter stets begleiten, halten Raymond für einen schrägen Vogel. Oft muss Inez zwischen ihren Söhnen vermitteln. So auch diesmal, an diesem besonderen Besuchstag, an dem Raymond Graney hingerichtet wird. John Grisham erzählt Stories, die den Leser ins Herz treffen, und schafft Figuren, die man nie mehr vergisst. Ein Meisterwerk!
Das Geständnis
The Confession
Ein Geständnis in letzter Sekunde steht am Anfang von John Grishams neuem großem Roman. Travis Boyette, ein rechtskräftig verurteilter Sexualstraftäter, der mehr als sein halbes Leben hinter Gittern verbracht hat, gesteht einen Mord, für den ein anderer verurteilt wurde: Donté Drumm. Dieser sitzt seit acht Jahren in der Todeszelle und soll in genau vier Tagen hingerichtet werden. Ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Verteidigung
The Litigators
Als Harvard-Absolvent David Zinc Partner bei einer der angesehensten Großkanzleien Chicagos wird, scheint seiner Karriere nichts mehr im Weg zu stehen. Doch der Job erweist sich als die Hölle. Fünf Jahre später zieht David die Reißleine und kündigt. Stattdessen heuert er bei Finley & Figg an, einer auf Verkehrsunfälle spezialisierten Vorstadt-Kanzlei, deren chaotische Partner zunächst nicht wissen, was sie mit ihm anfangen sollen. Bis die Kanzlei ihren ersten großen Fall an Land zieht. Der Prozess könnte Millionen einspielen – die Feuertaufe für David.
Home Run
Calico Joe
Joe Castle ist ein Ausnahmetalent. Bereits in seinen ersten Spielen für die Chicago Cubs schlägt er einen Home Run nach dem anderen. Die Fans sind begeistert, und es dauert nicht lange, bis das ganze Land den jungen Spieler frenetisch feiert. Joes Weg an die Spitze scheint vorgezeichnet zu sein, bis er eines Tages auf dem Spielfeld Warren Tracey gegenübersteht, einem mittelmäßigen Werfer der New Yorker Mets, der Joes Erfolg nicht vertragen kann.
Die Leute aus den Bergen und die Mexikaner kamen am selben Tag. Es war ein Mittwoch, Anfang September 1952. Die Cardinals waren gegenüber den Dodgers fünf Spiele im Rückstand, und die Saison dauerte nur noch drei Wochen. Es schien hoffnungslos. Die Baumwolle allerdings reichte meinem Vater bis zur Hüfte, mir über den Kopf, und vor dem Abendessen flüsterten er und mein Großvater Worte, die man nur selten hörte. Es könnte eine »gute Ernte« werden.
Sie waren Farmer, hart arbeitende Männer, die nur zum Pessimismus neigten, wenn sie über das Wetter und die Ernte sprachen. Entweder schien die Sonne zu viel, oder es regnete zu viel, im Tiefland drohten Überschwemmungen, Saatgut oder Dünger waren teurer geworden, der Abnahmepreis für Baumwolle schwankte. An einem absolut perfekten Tag sagte meine Mutter manchmal leise zu mir: »Keine Sorge. Die Männer werden etwas finden, weswegen sie sich Sorgen machen können.«
Als wir aufbrachen, um Leute aus dem Hochland zu suchen, machte sich Pappy, mein Großvater, Sorgen wegen des Lohns der Arbeiter. Sie wurden pro hundert Pfund gepflückte Baumwolle bezahlt. Im Jahr zuvor hatten sie, laut meinem Großvater, einen Dollar fünfzig für hundert Pfund bekommen. Jetzt hieß es gerüchteweise, dass ein Farmer in Lake City einen Dollar sechzig zahlte.
Dieser Gedanke bedrückte mich sehr, als wir in die Stadt fuhren. Pappy sprach nie, wenn er Auto fuhr, und zwar weil er, laut meiner Mutter, die selbst keine gute Autofahrerin war, vor motorisierten Fahrzeugen Angst hatte. Unser Wagen war ein Ford Pick-up Baujahr 1939, und abgesehen von unserem alten John-Deere-Traktor war er unser einziges Transportmittel. Das war im Prinzip kein großes Problem, außer wenn wir zur Kirche fuhren und meine Mutter und meine Großmutter gezwungen waren, in ihrem Sonntagsstaat eng gedrängt vorn zu sitzen, während mein Vater und ich auf der Ladefläche mitfuhren, eingehüllt in Staub. Moderne Personenwagen waren eine Rarität im ländlichen Arkansas.
Pappy fuhr mit einer Geschwindigkeit von siebenunddreißig Meilen pro Stunde. Er vertrat die Theorie, dass es für jedes Automobil eine Geschwindigkeit gab, mit der es am effizientesten fuhr, und mittels einer nur vage definierten Methode hatte er beschlossen, dass unser alter Pick-up siebenunddreißig Meilen pro Stunde fahren sollte. Meine Mutter behauptete (mir gegenüber), das sei lächerlich. Sie behauptete außerdem, dass er und mein Vater sich irgendwann einmal gestritten hätten, ob der Pick-up schneller fahren sollte oder nicht. Aber mein Vater saß nur selten am Steuer, und wenn ich zufälligerweise dabei war, hielt er sich an die siebenunddreißig Meilen, aus Respekt vor Pappy. Meine Mutter vermutete, dass er wesentlich schneller fuhr, wenn er allein war.
Wir bogen auf die Landstraße, den Highway 135, und wie immer beobachtete ich Pappy dabei, wie er vorsichtig die Gänge einlegte – er trat langsam auf die Kupplung, betätigte gefühlvoll den Schalthebel am Lenkrad –, bis er die perfekte Geschwindigkeit erreicht hatte. Dann lehnte ich mich zur Seite, um den Tachometer zu kontrollieren: siebenunddreißig Meilen. Er lächelte mich an, als wären wir uns beide einig, dass das die richtige Geschwindigkeit für den Wagen war.
Der Highway 135 führte gerade und eben durch das Farmland des Arkansas-Delta. So weit ich blicken konnte, waren die Felder zu beiden Seiten weiß vor Baumwolle. Es war Zeit für die Ernte, eine wunderbare Zeit für mich, weil die Schule zwei Monate lang geschlossen war. Für meinen Großvater war es jedoch eine Zeit endloser Sorgen.
Rechts von uns, auf der Farm der Jordans, sahen wir eine Gruppe Mexikaner, die auf dem Feld neben der Straße arbeiteten. Sie waren vornübergebeugt, die Säcke mit Baumwolle hingen ihnen über den Rücken, ihre Hände bewegten sich flink zwischen den Zweigen und rissen die Samenkapseln ab. Pappy brummte. Er mochte die Jordans nicht, weil sie Methodisten waren – und Fans der Cubs. Und dass auf ihren Feldern bereits gepflückt wurde, war ein weiterer Grund, sie nicht zu mögen.
Unsere Farm lag knapp acht Meilen von der Stadt entfernt, aber bei siebenunddreißig Meilen pro Stunde dauerte die Fahrt zwanzig Minuten. Gleichbleibend zwanzig Minuten, auch wenn kaum Verkehr war. Pappy hielt nichts davon, langsamere Fahrzeuge zu überholen. Natürlich war er meistens der Langsamste. In der Nähe von Black Oak stießen wir auf einen Anhänger, der bis oben hin mit schneeweißen Bergen frisch gepflückter Baumwolle beladen war. Die vordere Hälfte war mit einer Plane bedeckt, und die Montgomery-Zwillinge, die so alt waren wie ich, hüpften vergnügt in der Baumwolle herum, bis sie uns auf der Straße entdeckten. Dann hielten sie inne und winkten. Ich winkte ebenfalls, aber mein Großvater rührte keinen Finger. Wenn er am Steuer saß, winkte oder nickte er nie jemandem zu, und zwar weil er Angst hatte, die Hände vom Lenkrad zu nehmen, behauptete meine Mutter. Sie behauptete weiterhin, dass die Leute hinter seinem Rücken über ihn redeten und sagten, er wäre unhöflich und arrogant. Ich persönlich glaube nicht, dass er sich um dieses Gerede scherte.
Wir fuhren hinter dem Anhänger der Montgomerys her, bis er bei der Entkörnungsanlage abbog. Er wurde von ihrem alten Massey-Harris-Traktor gezogen, den Frank fuhr, der älteste Montgomery-Sohn, der in der fünften Klasse mit der Schule aufgehört hatte und von dem alle in der Kirche glaubten, dass er noch in ernste Schwierigkeiten geraten würde.
Der Highway 135 wurde für die kurze Strecke durch Black Oak zur Main Street. Wir fuhren an der Baptistenkirche von Black Oak vorbei, eine seltene Ausnahme, denn normalerweise hielten wir immer für irgendeine Art Gottesdienst an. Alle Läden, Geschäfte, Betriebe, Kirchen, sogar die Schule standen an der Main Street, und an Samstagen, wenn die Leute vom Land ihre wöchentlichen Einkäufe erledigten, schob sich der Verkehr Stoßstange an Stoßstange durch den Ort. Aber es war Mittwoch, und als wir in der Stadt ankamen, parkten wir vor Pop und Pearl Watsons Lebensmittelladen in der Main Street.
Ich wartete auf dem Gehsteig, bis mein Großvater in Richtung des Ladens nickte. Das war das Zeichen, dass ich hineingehen und ein Tootsie Roll kaufen durfte, das ich anschreiben ließ. Es kostete nur einen Penny, aber es stand nicht von vornherein fest, dass ich jedes Mal, wenn wir in der Stadt waren, eins bekommen würde. Hin und wieder nickte er nicht, aber dann ich ging trotzdem in den Laden und trieb mich so lange neben der Registrierkasse herum, bis mir Pearl heimlich eins zusteckte und mich streng anwies, meinem Großvater nichts davon zu sagen. Sie hatte Angst vor ihm. Eli Chandler war ein armer Mann, aber zugleich war er über die Maßen stolz. Er würde lieber verhungern, bevor er sich Lebensmittel schenken ließe, worunter seiner Ansicht nach auch Tootsie Rolls fielen. Er hätte mich mit einem Stock geschlagen, hätte er gewusst, dass ich Süßigkeiten annahm, deswegen hatte Pearl Watson auch keine Mühe, mich auf Stillschweigen einzuschwören.
Aber heute nickte er. Wie immer, wenn ich eintrat, wischte Pearl die Ladentheke. Ich umarmte sie steif, dann nahm ich ein Tootsie Roll aus dem Glas neben der Kasse. Ich unterschrieb schwungvoll die Quittung, und Pearl begutachtete meine Handschrift. »Wird schon besser, Luke«, sagte sie.
»Nicht schlecht für einen Siebenjährigen«, sagte ich. Meine Mutter sorgte seit zwei Jahren dafür, dass ich übte, meinen Namen in Schreibschrift zu schreiben. »Wo ist Pop?«, fragte ich. Sie waren die einzigen Erwachsenen, die darauf bestanden, dass ich sie mit ihrem Vornamen ansprach, wenn niemand sonst im Laden war und zuhörte. Wenn ein Kunde hereinkam, hieß es plötzlich wieder Mr und Mrs Watson. Ich erzählte niemandem außer meiner Mutter davon, und sie meinte, dass sie sicher keinem anderen Kind dieses Privileg zugestanden.
»Hinten im Lager – er stockt die Vorräte auf«, sagte Pearl. »Wo ist dein Großvater?«
Es war Pearls Berufung im Leben, die Wege der Stadtbewohner zu überwachen, weswegen sie auf Fragen in der Regel mit einer Gegenfrage antwortete.
»Im Tea Shoppe, schaut nach den Mexikanern. Kann ich nach hinten?« Ich war entschlossen, sie an Fragen zu übertreffen.
»Besser nicht. Wollt ihr auch Leute aus den Bergen nehmen?«
»Wenn wir welche finden. Eli sagt, dass nicht mehr so viele wie früher kommen. Außerdem meint er, dass sie alle halb verrückt sind. Wo ist Champ?« Champ war der uralte Beagle, der zum Laden gehörte und nie von Pops Seite wich.
Pearl grinste, wann immer ich meinen Großvater beim Vornamen nannte. Sie wollte mir gerade eine weitere Frage stellen, als die kleine Ladenglocke bimmelte und die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Ein echter Mexikaner kam herein, allein und schüchtern, wie sie es alle anfänglich waren. Pearl nickte dem neuen Kunden höflich zu.
Ich rief: »Buenos días, señor!«
Der Mexikaner grinste und sagte verlegen »Buenos días«, bevor er nach hinten verschwand.
»Das sind gute Leute«, flüsterte Pearl, als spräche der Mexikaner Englisch und würde sich über eine nette Bemerkung ärgern. Ich biss in mein Tootsie Roll und kaute es langsam, während ich die andere Hälfte wieder einpackte und in die Tasche steckte.
»Eli macht sich Sorgen, dass er ihnen zu viel zahlen muss«, sagte ich. Da sich ein Kunde im Laden aufhielt, war Pearl plötzlich wieder geschäftig, wischte um die einzige Kasse herum Staub und rückte alles zurecht.
»Eli macht sich wegen allem Sorgen«, sagte sie.
»Er ist ein Farmer.«
»Willst du auch Farmer werden?«
»Nein, Ma’am, Baseballspieler.«
»Bei den Cardinals?«
»Klar.«
Pearl summte eine Weile vor sich hin, während ich auf den Mexikaner wartete. Ich konnte noch ein bisschen mehr Spanisch, das ich unbedingt an den Mann bringen wollte.
Die alten Holzregale waren bis oben hin mit frischen Waren gefüllt. Ich liebte den Laden während der Pflücksaison. Pop füllte ihn vom Boden bis zur Decke. Es war Erntezeit, und Geld wechselte die Hände.
Pappy machte die Tür gerade so weit auf, dass er den Kopf hereinstecken konnte. »Fahren wir«, sagte er. Und dann: »Hallo, Pearl.«
»Hallo, Eli«, sagte sie, tätschelte mir den Kopf und schickte mich zu ihm.
»Wo sind die Mexikaner?«, fragte ich Pappy, als wir auf der Straße standen.
»Sollen später am Nachmittag kommen.«
Wir stiegen wieder in den Pick-up und fuhren Richtung Jonesboro aus der Stadt, wo mein Großvater immer die Leute aus dem Hochland anheuerte.
Wir hielten auf dem Seitenstreifen neben der Straße an, nahe einer Kreuzung mit einer Schotterstraße. Pappy war der Meinung, dass das der beste Platz war, um Leute aus den Bergen zu finden. Ich war mir da nicht so sicher. Seit einer Woche versuchte er vergeblich, sie anzuheuern. Ohne auch nur ein Wort zu sprechen, saßen wir bereits eine halbe Stunde in der sengenden Sonne auf der Ladefläche, als der erste Pick-up bremste. Er war sauber und hatte gute Reifen. Wenn wir Glück hatten und Arbeiter fanden, würden sie die nächsten zwei Monate bei uns leben. Wir wollten ordentliche Leute, und die Tatsache, dass dieses Fahrzeug besser gepflegt war als Pappys, war ein gutes Zeichen.
»Tag«, sagte Pappy, nachdem der Motor ausgeschaltet war.
»Hallo«, sagte der Fahrer.
»Von wo kommen Sie?«, fragte Pappy.
»Nördlich von Hardy.«
Da kein Verkehr herrschte, trat mein Großvater mit freundlicher Miene auf die Straße und betrachtete den Wagen und seine Insassen. Der Fahrer und seine Frau saßen vorn, ein kleines Mädchen zwischen ihnen. Drei große Jungen dösten auf der Ladefläche. Alle wirkten gesund und gut gekleidet. Ich sah Pappy an, dass er diese Leute wollte.
»Suchen Sie Arbeit?«, fragte er.
»Ja. Wir suchen Lloyd Crenshaw, irgendwo westlich von Black Oak.« Mein Großvater deutete hierhin und dorthin, und sie fuhren weiter. Wir blickten ihnen nach, bis sie außer Sichtweite waren.
Er hätte ihnen mehr Geld anbieten können, als Mr Crenshaw ihnen versprochen hatte. Leute aus dem Hochland waren dafür berüchtigt, um ihren Lohn zu feilschen. Im Jahr zuvor, als wir gerade mit dem Pflücken angefangen hatten, verschwanden die Fulbrights aus Calico Rock eines Sonntagabends und arbeiteten anschließend bei einem Farmer zehn Meilen weit weg.
Aber Pappy war ein Ehrenmann und wollte außerdem keinen Preiskrieg anzetteln.
Wir warfen am Rand eines Baumwollfelds einen Baseball und hörten auf, sobald sich ein Fahrzeug näherte.
Mein Handschuh war ein Rawlings, den der Weihnachtsmann im Jahr zuvor gebracht hatte. Jeden Abend nahm ich ihn mit ins Bett, jede Woche fettete ich ihn ein, nichts war meinem Herzen näher.
Mein Großvater, der mir beigebracht hatte, den Ball zu werfen, zu fangen und zu schlagen, brauchte keinen Handschuh. Seine großen schwieligen Hände fingen meine Bälle schmerzlos auf. Einerseits war er ein stiller Mann, der niemals prahlte, andererseits war Eli Chandler ein legendärer Baseballspieler gewesen. Im Alter von siebzehn Jahren hatte er bei den Cardinals einen Vertrag als professioneller Spieler unterschrieben. Aber dann musste er in den Ersten Weltkrieg ziehen, und kurz nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, starb sein Vater. Pappy blieb nichts anderes übrig, als Farmer zu werden.
Pop Watson liebte es, mir Geschichten zu erzählen, wie großartig Eli Chandler gewesen war – wie weit er den Baseball hatte schlagen, wie hart er hatte werfen können. »Wahrscheinlich der beste Spieler aus ganz Arkansas«, lautete sein Urteil.
»Besser als Dizzy Dean?«, fragte ich ihn dann.
»Der war nicht annähernd so gut«, sagte Pop und seufzte.
Wenn ich die Geschichten meiner Mutter erzählte, lächelte sie stets und sagte: »Sei vorsichtig. Pop ist ein Märchenonkel.«
Pappy, der den Baseball in seinen riesigen Händen drehte, legte den Kopf schief, weil er ein Motorengeräusch hörte. Aus Westen näherte sich ein Pick-up mit Anhänger. Als er noch eine Viertelmeile entfernt war, wussten wir, dass es sich um Leute aus den Bergen handelte. Wir traten auf den Seitenstreifen und warteten, während der Fahrer herunterschaltete, das Getriebe krachte und kreischte, als er den Wagen anhielt.
Ich zählte sieben Personen, fünf im Pick-up, zwei auf dem Anhänger.
»Hallo«, sagte der Fahrer langsam, musterte meinen Großvater, während wir unsererseits sie taxierten.
»Guten Tag«, sagte Pappy und trat einen Schritt näher, hielt aber immer noch Distanz.
Tabaksaft umrandete die Unterlippe des Fahrers. Das war kein gutes Zeichen. Meine Mutter glaubte, dass die meisten Leute aus dem Hochland nicht viel Wert auf Hygiene legten und zu schlechten Angewohnheiten neigten. Bei uns zu Hause waren Alkohol und Tabak verboten. Wir waren Baptisten.
»Heiße Spruill«, sagte er.
»Eli Chandler. Freut mich, Sie kennen zu lernen. Suchen Sie Arbeit?«
»Ja.«
»Woher kommen Sie?«
»Eureka Springs.«
Der Wagen war fast so alt wie der von Pappy, die Reifen waren abgefahren, die Windschutzscheibe hatte einen Sprung, die Schutzbleche waren verrostet, die Lackreste unter der Staubschicht schienen blau zu sein. Über der Ladefläche war eine Ablage konstruiert worden, die voll gestellt war mit Pappschachteln und Jutesäcken mit Vorräten. Darunter, auf der Ladefläche, lag neben der Fahrerkabine eine Matratze. Darauf saßen zwei große Jungen und starrten mich ausdruckslos an. Am Ende der Ladefläche saß ein massiger junger Mann, barfuß und ohne Hemd, mit breiten Schultern und einem Hals so dick wie ein Baumstamm. Er spuckte Tabaksaft zwischen Pick-up und Anhänger und schien Pappy und mich nicht wahrzunehmen. Er schwang gemächlich seine Beine hin und her, dann spuckte er wieder aus und blickte weiter unverwandt auf den Asphalt zu seinen Füßen.
»Ich suche nach Erntearbeitern«, sagte Pappy.
»Was zahlen Sie?«, fragte Mr Spruill.
»Eins sechzig für hundert«, sagte Pappy.
Mr Spruill runzelte die Stirn und sah zu der Frau neben ihm. Sie murmelten etwas.
An dieser Stelle des Rituals mussten schnell Entscheidungen getroffen werden. Wir mussten entscheiden, ob wir wollten, dass diese Leute bei uns lebten. Und sie mussten unser Angebot annehmen oder zurückweisen.
»Was für Baumwolle?«, fragte Mr Spruill.
»Stoneville«, sagte mein Großvater. »Die Samenkapseln sind so weit. Leicht zu pflücken.« Mr Spruill konnte sich umschauen und die berstenden Kapseln sehen. Bislang hatten Sonne, Boden und Regen zusammengearbeitet. Pappy allerdings machte sich Sorgen wegen schrecklicher Regenfälle, die der Bauernkalender vorhersagte.
»Wir haben letztes Jahr schon eins sechzig gekriegt«, sagte Mr Spruill.
Lohnverhandlungen interessierten mich nicht, deswegen ging ich den Mittelstreifen entlang, um den Anhänger zu inspizieren. Die Reifen des Anhängers waren noch glatter als die des Pick-ups. Einer war halb platt. Es war gut, dass ihre Reise bald zu Ende war.
In einer Ecke des Anhängers, die Ellenbogen auf die Seitenklappen gestützt, saß ein überaus hübsches Mädchen. Sie hatte dunkles Haar, das streng nach hinten gebunden war, und große braune Augen. Sie war jünger als meine Mutter, aber wesentlich älter als ich. Ich konnte nicht anders, ich musste sie anstarren.
»Wie heißt du?«, fragte sie.
»Luke«, sagte ich und trat nach einem Stein. Sofort brannten meine Backen. »Und du?«
»Tally. Wie alt bist du?«
»Sieben. Und du?«
»Siebzehn.«
»Wie lange seid ihr unterwegs?«
»Anderthalb Tage.«
Sie war barfuß, und ihr Kleid war schmutzig und sehr eng – eng bis zu den Knien. Es war das erste Mal, dass ich ein Mädchen wirklich musterte. Sie beobachtete mich und lächelte wissend. Auf einer Kiste neben ihr saß ein kleiner Junge, den Rücken mir zugewandt. Er drehte sich langsam um und sah mich an, als wäre ich nicht da. Er hatte grüne Augen und eine hohe Stirn, auf die feuchte schwarze Haare fielen. Sein linker Arm schien zu nichts zu gebrauchen zu sein.
»Das ist Trot«, sagte sie. »Er ist nicht ganz richtig im Kopf.«
»Freut mich, Trot«, sagte ich, aber er blickte weg. Er tat so, als hätte er mich nicht gehört.
»Wie alt ist er?«, fragte ich sie.
»Zwölf. Er ist ein Krüppel.«
Trot wandte sich unvermittelt von mir ab, sein linker Arm hing leblos herunter. Mein Freund Dewayne behauptete, dass Leute aus den Bergen ihre Cousins und Cousinen heirateten und deswegen gäbe es so viele Behinderte in ihren Familien.
Tally jedoch schien vollkommen. Sie blickte nachdenklich über die Baumwollfelder, und ich bewunderte erneut ihr schmutziges Kleid.
Ich wusste, dass sich mein Großvater und Mr Spruill geeinigt hatten, denn Mr Spruill ließ den Motor an. Ich ging an dem Mann auf der Heckklappe vorbei, der kurz aufwachte, aber immer noch auf die Straße starrte, und stellte mich neben Pappy. »Neun Meilen geradeaus, an einer abgebrannten Scheune nach links, dann sechs Meilen zum St. Francis River. Wir sind die erste Farm nach dem Fluss auf der linken Seite.«
»Tief gelegenes Land?«, fragte Mr Spruill, als würde er in einen Sumpf geschickt.
»Teilweise, aber es ist gutes Land.«
Mr Spruill blickte noch einmal zu seiner Frau, dann wandte er sich wieder uns zu. »Wo sollen wir unser Lager aufschlagen?«
»Es gibt eine schattige Stelle hinter dem Haus, gleich neben dem Silo. Das ist der beste Platz.«
Wir sahen ihnen nach, das Getriebe krachte, die Reifen eierten, Kisten, Schachteln und Töpfe hüpften herum.
»Du magst sie nicht, oder?«, fragte ich.
»Sie sind gute Leute. Sie sind nur anders.«
»Wir haben Glück, dass wir sie gefunden haben, oder?«
»Ja, das haben wir.«
Je mehr Helfer wir hatten, umso weniger Baumwolle müsste ich pflücken. Während der nächsten zwei Monate würde ich bei Sonnenaufgang auf die Felder gehen, mir einen Sack über die Schulter schlingen und einen Augenblick auf eine endlose Reihe Baumwolle starren, die Sträucher höher als ich, dann würde ich mich hineinstürzen und wäre nicht mehr zu sehen. Und ich würde Baumwolle pflücken, die flaumigen Kapseln in gleichmäßigem Tempo von den Zweigen reißen, sie in den schweren Sack stopfen und mich davor fürchten, die Reihe entlang zu blicken und daran erinnert zu werden, wie endlos lang sie war, und ich hätte Angst davor, langsamer zu werden, weil jemand es bemerken würde. Meine Finger würden bluten, mein Nacken wäre verbrannt, mein Rücken würde schmerzen.
Ja, ich wollte jede Menge Hilfe auf den Feldern. Jede Menge Leute aus den Bergen, jede Menge Mexikaner.