
Wolf S. Dietrich
Grobecks Grab
Göttingen Krimi
ProlibrisVerlag
Handlung und Figuren entspringen der Phantasie. Ebenso die Verquickung mit tatsächlichen Ereignissen. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt. Nicht erfunden sind Institutionen, Straßen und Schauplätze in Göttingen sowie Bezüge zur deutschen und städtischen Geschichte.
*
»Sonderbericht auf Seite neun.« Sven schwenkte die Samstagausgabe des GT. »Von Anna Lehnhoff und Joachim Hausmann. Ein Riesenartikel, Anna. Wie hast du es geschafft, deinen Chefredakteur zu überzeugen?«
Anna gluckste vergnügt. »Nach der offiziellen Erklärung von Wegemann war das kein Thema mehr. Wille war großartig. Hat sich entschuldigt. Und dann mit angepackt. Hat mir den Rücken freigehalten und sogar die Seite umgeworfen, damit wir noch heute reinkamen. Aber lies weiter. Ich will wissen, ob sie noch was rausgekürzt haben.«
Sven schlug die Lokalseiten auf und las.
... wurde der Göttinger Geschäftsmann Anton G. festgenommen. Ihm wird Freiheitsberaubung und Körperverletzung vorgeworfen. Wie die Staatsanwaltschaft noch gestern Abend mitteilte, wird gegen G. außerdem wegen versuchten Mordes ermittelt. Er hatte eine Redakteurin des GT in seine Gewalt gebracht und mit dem Tode bedroht, um Recherchen in seiner Vergangenheit zu verhindern. Zwei daran beteiligte Mitarbeiter, die bei ihrer Festnahme verletzt wurden, haben ihren Chef schwer belastet.
Der international renommierte Pferdezüchter war in den sechzigerJahren Inhaber des größten Göttinger Textilhauses. Wie das GT auszuverlässiger Quelle erfuhr, werden Zusammenhänge mit der kürzlich am Kornmarkt bei Bauarbeiten in einer Bank gefundenen Leiche geprüft. Staatsanwalt Wegemann erklärte, rechtsmedizinische Untersuchungen der toten Frau hätten Hinweise auf eine Beziehung zu G. ergeben. Dieser war zudem Vorbesitzer des Grundstücks, auf dem das Bankgebäude errichtet wurde.
Dem GT wurden Auszüge aus dem Untersuchungsbericht sowieDokumente aus den sechziger Jahren zugespielt. Sie wurden sofort der Staatsanwaltschaft übergeben. Staatsanwalt Wegemann wollte diese Unterlagen zunächst nicht kommentieren. Es könnten sich daraus aber weitere Anklagen gegen G. geben. Möglicherweise seien ihm zwei ungeklärte Todesfälle anzulasten, einer 1959, ein weiterer 1963. »Mord verjährt nicht«, sagte Wegemann. »Wir ermitteln mit Hochdruck.«
Nach unseren Informationen wird die Exhumierung einer Leicheangeordnet werden, die unter falschem Namen auf dem GöttingerStadtfriedhof begraben worden sein dürfte.
»Zufrieden?» Sven hielt die Zeitung in die Höhe.
Anna nickte. »Sehr. Aber vollkommen zufrieden bin ich erst, wenn ich weiß, wer unter Martha Grobecks Grabstein liegt.«
Ende Februar war der Winter noch einmal zurückgekehrt. ObwohlAnna eine wattierte Jacke trug, fröstelte sie. Was vielleicht nicht nur an der Kälte lag.
Vorsichtig hatte ein Arbeiter mit dem kleinen Schaufelbagger die Erdoberfläche abgetragen und eine flache Grube ausgehoben. Jetzt gruben die Männer mit Schaufeln weiter.
Wegemann hatte sie eingeladen, der Exhumierung beizuwohnen.
»Ich glaube, wir haben was gefunden«, rief einer der Männer aus der Grube.
Mit einer Art Maurerkelle, Bürste und Handschaufel bewaffnet, kletterte nun der Gerichtsmediziner hinab. Während die Zuschauer möglichst nahe heranrückten, um einen Blick auf dieFunde zu erhaschen, legte der Arzt bräunlich-weiße Knochen frei. Nach und nach kam die Leiche zum Vorschein. Vollständig skelettiert. Obwohl der Arzt zuvor darauf hingewiesen hatte, daß nach einer Liegezeit von über vierzig Jahren in einem Erdgrab nur noch Knochen übrig seien, war Anna enttäuscht. Was sollte man anhand von Gebeinen an Erkenntnissen gewinnen können?
Staatsanwalt Wegemann schien weniger kleingläubig zu sein. »Können Sie schon etwas sagen?« rief er in die Grube.
Der Arzt hockte neben dem Kopfende des Skeletts und betastete den Schädel. »Die Person wurde wahrscheinlich erschlagen«,antwortete er. »Am Hinterkopf befindet sich eine nach innenstrebende Bruchstelle. Der Form nach durch einen spitzen Gegenstand verursacht. Alles weitere kann ich erst nach der Untersuchung im Institut sagen.«
Wegemann blickte stolz zu Anna herüber. »Denken Sie, was ich denke, Frau Lehnhoff? Sie haben den richtigen Riecher gehabt. Gratuliere. Über die weiteren Untersuchungsergebnisse werde ich Sie auf dem Laufenden halten. Für heute wär’s das. Ich wünsche noch einen schönen Tag.« Er lüftete seinen Hut und wandte sich zum Gehen.
Der Hinweis auf die Todesursache war eine kleine Sensation. Trotzdem war sie nicht wirklich überrascht. Wegemann offenbar auch nicht.
Er mußte inzwischen die Briefe von Hannes Schmitt gelesenhaben. Offenbar vermutete er ebenso wie Anna, daß sie heute das Grab von Anton Grobeck geöffnet hatten. Und der Mann im Untersuchungsgefängnis hieß in Wahrheit Hinrich. Und Hinrich hatte Anton erschlagen. Aber ob das zu beweisen war?
Fast wäre die Nachricht an ihr vorbeigegangen. Anna hatte sich zwei Tage Urlaub genommen, um ihre Wohnung wieder herzurichten. Inzwischen war die Wohnungstür mit einem neuen Schloß versehen und durch besondere Beschläge gesichert worden, so daß Anna sich in ihren eigenen vier Wänden allmählich wieder geborgen fühlte.
Zufrieden begutachtete sie gerade ihr Werk, als das Telefonläutete. Markus Wille. Ihr Chefredakteur rief sie zu Hause an!
»Frau Lehnhoff«, sagte er, »wir hatten einen interessanten Anrufvon der Staatsanwaltschaft. Ich nehme an, daß Sie die Geschichte schreiben wollen.«
Anna war noch zu verblüfft, um zu antworten.
»Wollen Sie – oder sind Sie in Urlaub?« Wille blieb geduldig. »Es geht um Grobeck. Die Gerichtsmediziner haben herausgefunden, daß es sich bei der kürzlich exhumierten Leiche um einen Verwandten ersten Grades handelt. Und aus dem Melderegister der Stadt geht hervor, daß Grobeck einen fast gleichaltrigen Bruder hatte. Wegemann meint, zusammen mit den Fotos und den übrigen Unterlagen, die Sie ihm gegeben haben, reicht es für eine Anklage.«
Annas Herz schlug schneller. »Ich komme«, rief sie in den Hörer. »Selbstverständlich mache ich die Story. Vielen Dank, Herr Wille.«
Viel zu schnell raste Anna den Faßberg hinunter. War Grobeck überführt? Wenn Wegemann der Anklage den Brudermord hinzufügen wollte, mußte er davon überzeugt sein. Doch so recht konnte sie sich an dem Erfolg nicht freuen. Zu sehr nagten Zweifel an ihr. Grobeck stritt alles ab. Seine Anwälte führten einen Kampf mit scharfen Klingen. Schon im Vorfeld hatten sie die Staatsanwaltschaft öffentlich angegriffen. Für Wegemann würde es zwar nicht schwer werden, alle Indizien zu einem überzeugenden Bild zusammenzufügen. Aber es blieben Indizien.
In der Redaktion ließ Anna sich mit dem Staatsanwalt verbinden. Wegemann erläuterte ihr die Sachlage.
»Wir werden«, schloß er, »Grobeck wegen Freiheitsberaubung und versuchten Mordes anklagen. Und wegen Mordes an seinem Bruder.«
»Glauben Sie, das Gericht wird Ihnen folgen?« Anna war noch immer skeptisch.
»Selbst wenn wir ihm den Mord nicht nachweisen können, ist er erledigt, Frau Lehnhoff. Glauben Sie mir. Wir wissen inzwischen, daß die Tote vom Kornmarkt seine Mutter ist. Das wird in der Verhandlung zur Sprache kommen. Für die Öffentlichkeit ist er schon damit der Bösewicht. Außerdem birgt so ein Prozeß unzählige unverhoffte Möglichkeiten. Manchmal bricht ein Angeklagter sein Schweigen, weil er es einfach nicht mehr aushält. Warten wir’s ab.«
Wieder beschlich Anna das Gefühl, Wegemann könnte mehr wissen, als er bisher gesagt hatte. Nachdenklich legte sie auf und zog die Tastatur heran. Sie hatte hundert Zeilen. Und ihr blieben vierzig Minuten, um den Text einzugeben. Aber sie würde es schaffen.
Am ersten Verhandlungstag ließ Wegemann dann schließlich die Bombe platzen. Kaum hatte der Vorsitzende Richter der großen Strafkammer die Verhandlung eröffnet, präsentierte der Staatsanwalt eine neue Zeugin.
Gespannt verfolgte Anna das Geschehen. Obwohl sie auch Zeugin war, durfte sie als Nebenklägerin am Verfahren teilnehmen. Den Bericht fürs GT würde Joachim Hausmann schreiben, der mit Notizblock im vollbesetzten Zuschauerraum saß.
Auf Vorhalt des Richters erklärte Wegemann, warum seine Zeugin nicht früher hatte benannt werden können. Sie lebte in Süddeutschland und hatte sich erst kürzlich gemeldet, nachdem ihr jemand einen Zeitungsbericht über die Anklage gegen Anton Grobeck zugeschickt hatte. Nun wollte sie eine Aussage machen.
Als er den Namen nannte, hatte Anna das Gefühl, ihn zu kennenund doch nicht zu kennen. Aber Grobeck kannte den Namen. Er war aufgesprungen und starrte mit offenem Mund auf die elegant gekleidete Frau, die jetzt nach vorne trat, um ihre Personalien anzugeben. Anna schätzte sie auf Mitte sechzig.
»Mein Name«, sagte sie, »ist Gerda von Seydlitz. Geborene Neumann, geschiedene Grobeck.«
»Das war vielleicht ein Knüller.« Sven tippte auf HausmannsArtikel. »Ich frage mich, ob der Wegemann das extra gemachthat. Um die Gegenseite in Sicherheit zu wiegen. Oder ob die Frau sich wirklich erst so spät gemeldet hat.«
»Beides«, antwortete Anna mit vollem Mund. Sie saßen beim späten Frühstück in ihrer Küche. Diesmal hatte sie schon am frühen Morgen – im Bademantel – die Zeitung aus dem Briefkasten geholt. Sven war erst später gekommen, er hatte dienstfrei.
»Wie – beides?«
Anna schluckte den letzten Bissen ihres Marmeladenbrötchens und spülte mit Kaffee nach. »Ich nehme an, daß er schon früher von der Zeugin wußte. Und er wußte auch, was sie aussagen konnte. Aber ob sie dazu bereit sein und nach Göttingen kommen würde, mußte er erst herausfinden. Vielleicht mußte er sie auch überreden.«
»Wahnsinn. Stell dir vor, wir leben etliche Jahre zusammen, und dann findest du heraus, daß ich mein Bruder bin.«
Anna schmunzelte. »Hast du denn einen? Vielleicht wären zwei von deiner Sorte gar nicht so schlecht ...«
»Aber wenn einer ein verkürztes Bein hatte, wie die Gerichtsmediziner herausgefunden haben, und die Frau kannte beide – das hätte sie doch merken müssen.«
»Wer weiß, was dabei alles eine Rolle gespielt hat. Viel interessanter finde ich die Frage, warum sie behauptet hat, ihr Mannhabe ihr den Brudermord in einer schwachen Stunde gestanden.«
»Meinst du, das war gelogen?«
»Gefühlsmäßig ja.«
»Aber das hat den Prozeß entschieden. Grobeck kriegt lebenslänglich.«
»Zu Recht, mein lieber Sven, vergiß das nicht. Er hat den Mord begangen. Und mit großer Wahrscheinlichkeit noch einen weiteren. Das Urteil ist in doch Ordnung. Ohne die Aussage seiner Ex-Gattin hätte sich der Prozeß nur länger hingezogen. Aber vielleicht stimmte das mit dem Geständnis ja auch. Ich hatte nur das Gefühl ... Na ja, lassen wir das. Ende gut, alles gut. Das Leben geht weiter.«
»Apropos Leben.« Sven grinste vielsagend. »Was machen wir heute abend?«
Anna hob die Schultern. »Ich muß noch mal los. Ortstermin in Rosdorf. Anschließend in die Redaktion. Es kann spät werden.«
Sven verbarg seine Enttäuschung. »Mußt du noch was schreiben?«
Anna nickte. »Es geht um das neue Gefängnis. Vielleicht kann es doch nicht gebaut werden.«
»Was? Ich denke, es ist alles entschieden.«
»Sicher ist alles entschieden. Aber manchmal kommt in letzter Minute etwas dazwischen.«
»Und was könnte das in diesem Fall sein?«
»Die Feldhamster sind wieder da.«
Ende
Alle Rechte vorbehalten,
auch die des auszugsweisen Nachdrucks
und der fotomechanischen Wiedergabe,
sowie der Einspeicherung und Verarbeitung
in elektronischen Systemen.
© Prolibris Verlag Rolf Wagner, Kassel, 2012
Tel.: 0561/7 66 44 9-0, Fax: 0561/7 66 44 9-29
Umschlaggestaltung: Bettina Schadow
Umschlagfotos: Städtisches Museum Göttingen und Prolibris Verlag
E-Book: Prolibris Verlag
ISBN: 978-3-95475-037-5
Dieses Buch ist auch als Printausgabe im Buchhandel erhältlich. 978-3935263054
www.prolibris-verlag.de
Ich danke
Chantal und Rüdiger Reyhn, Christine Parr, Lili Seide,
Jutta Donsbach und Kristine Schumacher
für hilfreiche Unterstützung und Ermunterung,
Marielle Reyhnfür Hilfe bei Recherchen sowie
Barbara Kunze und Prof. Dr. med. Steffen Berg
für fachliche Beratung in polizeilichen und
rechtsmedizinischen Fragen.
Wolf S. Dietrich
Von der Freiheit trennte ihn noch ein Katzensprung.
Und die Uniformierten.
Sie waren zu zweit. Schwach hoben sich ihre Silhouetten vom dunklen Hintergrund des Waldes ab. Und auch nur dann, wenn die Wolkenschicht ein wenig vom fahlen Licht des Mondes durchscheinen ließ. Hin und wieder zündete sich einer der Bewaffneten eine Zigarette an. Dann flackerte kurz ein bleiches Gesicht unterdem Helm auf.
Sie bewachten die baufällige Brücke über dem träge dahinfließenden Strom. Die Straße hatte schon lange kein Fahrzeug mehr befahren. Sie war gesperrt, der Asphalt aufgebrochen, die Decke von Grasbüscheln übersät.
Der Mann im Graben tastete nach dem Messer in seinem Stiefel. Seit mehr als zwei Stunden hatte er die Doppelstreife beobachtet. Hatte darauf gewartet, daß einer der Männer sich entfernteoder wenigstens zum Wasserlassen abwandte. Und auf Regen hatte er gehofft. Rauschender Regen würde ihm die Arbeit erleichtern. Geräusche übertönen, die Sicht verschlechtern, den Griff zum Gewehr um Sekundenbruchteile verzögern.
Er blickte zum Himmel. Dunkle Wolken glitten vorüber, aber Regen war nicht in Sicht. Vielleicht später. Er würde warten. Bis kurz vor Morgengrauen. Dann würde die Aufmerksamkeit der Männer nachlassen. Gemurmel drang an sein Ohr. Einer der Soldaten gestikulierte, der andere nickte. Er behielt ihre Schatten im Auge, während er seine Lage veränderte, um Arme, Beine und Schultern zu bewegen. Nacheinander konzentrierte er sich auf die verschiedenen Körperteile, spannte und entspannte die Muskeln und ließ die Wärme des Blutes pulsieren.
Nachtfeuchtes Gras und lehmiger Erdboden verströmten den Geruch des Lebens. Viele Jahre hatten Tod und Krankheit seine Sinne beherrscht. Zuerst der lautlose Abgang seiner Opfer, später Schreie von Sterbenden, Gestank von Siechen, Blick auf Leichen, die am Morgen abtransportiert wurden.
Tief sog er den Duft des Erdreiches ein, atmete die klare Luft und lauschte auf die Geräusche der Nacht.
Als ein Käuzchen rief und in einiger Entfernung ein anderesantwortete, klirrte am Brückenkopf Metall. Einer der Uniformiertenhatte sein Gewehr abgelegt und an das eiserne Geländer gelehnt. Nun strebte er zum Schatten des Waldstreifens, der die Straße bis kurz vor der Brücke säumte. Der andere wandte sich ab und sah zum Fluß hinunter.
Das war die Chance.
Gebückt und lautlos bewegte sich der Mann im Graben voran. Sinne und Nerven waren bis zum Äußersten gespannt. Er registrierte das leise Plätschern am Waldrand und beschleunigte seinenSchritt. Wenige Meter vor dem zurückgebliebenen Soldaten richtete er sich auf und sprang in langen Sätzen auf ihn zu. Das Messer lag sicher in seiner Hand.
Er hob den Arm, um die Klinge in die richtige Höhe zu bringen. In dieser Sekunde drehte sich der Soldat um. Entsetzt riß er Mundund Augen auf, richtete den Lauf seiner Waffe auf den herannahenden Fremden und tastete nach dem Abzug. Noch bevor sein Finger den tödlichen Hebel erreichte, betäubte ihn der Schock des in seinen Körper eindringenden Stahls. Statt in die Kehle war die Klinge direkt unter dem Kinn in den Kopf gestoßen. Ein unartikulierter Schreckenslaut drang aus dem geöffneten Rachen. Blitzschnell zog der Angreifer das Messer zurück und stieß erneut zu. Diesmal an der richtigen Stelle. Gurgelnd sackte das Opfer zusammen. Blut quoll im Rhythmus des noch schlagenden Herzens aus Mund und Stichwunden.
Eilig zerrte der Mann den Sterbenden zur Böschung, das Messer behielt er in der Hand. Ein kräftiger Tritt ließ den leblosen Körper zum Fluß hinunterrollen.
Als er sich aufrichtete, stand der zweite Mann über ihm. Das Mondlicht war verschwunden, nur ein Schatten war zu erkennen. Ein unterdrückter Fluch ließ erahnen, daß der Soldat sich seiner fehlenden Waffe bewußt wurde. Das Gewehr lehnte am Geländer, fünf oder sechs Schritte entfernt. Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf den Mann, der bereits die Klinge bewegte. Von der Wucht des Aufpralls wurden beide zu Boden gerissen. Das Messer schlitzte ein Ohr des Soldaten, aber dessen Umklammerung nahm dem Arm des Mannes jede Bewegungsfreiheit.
Kurz entschlossen ließ er das Messer fallen und konzentrierte sich auf die Befreiung aus den Armen des Gegners. Er spürte dessen Atem, hörte ihn keuchen und fühlte seinen Herzschlag unter der Uniform. Rasch bog er den Kopf zurück und ließ seine Stirn auf die Nase des Soldaten knallen. Es knirschte, als das Nasenbein brach. Der Griff lockerte sich. In der nächsten Sekunde stieß er mit aller Kraft sein Knie zwischen die Beine des Mannes. Dann war er frei. Blitzschnell rammte er ihm die Faust in die Kehle und richtete sich auf. Der Mann war zäh, wollte ihm folgen, doch ein Tritt in den Unterleib warf ihn zurück.
Schnell und systematisch tastete er mit einer Hand nach seinem Messer, während er mit der anderen den Hals des Soldaten auf den Boden drückte. Schließlich lag der Schaft in seiner Faust.
Er ließ die Kehle des röchelnden Mannes fahren, ertastete den Rippenbogen und stieß die Klinge von unten in den Brustkorb, trieb sie nach oben zum Herzen, bis der Körper erschlaffte.
Als er sein Messer aus der Wunde zog, fielen die ersten Regentropfen.
Sekunden später eilte der Mann zu seinem Beobachtungsposten zurück, warf den alten Militärmantel über, nahm sein Bündel auf und strebte zur Brücke.
*
Das erste, was ihr auffiel, war ein Hamster.
Anna Lehnhoff folgte, nachdem der ICE Wilhelm von Humboldt sie auf seinem Weg von Berlin nach München in Göttingen abgesetzt hatte, dem Strom der Reisenden zur Treppe. Ihr blieben fast zwei Stunden bis zum Vorstellungstermin, und so würde sie die Zeit nutzen, um einen Eindruck von der Stadt zu gewinnen. Bahnhöfe waren ein guter Ausgangspunkt für erste Eindrücke, fand Anna. Zumal sie sicher sein konnte, auf aktuelle Tageszeitungen zu stoßen. Auch auf das Göttinger Tageblatt, in dessen Redaktion sie – nach erfolgreicher Bewerbung und vielversprechenden Telefonaten – voraussichtlich im nächsten Monat anfangenwürde. Die persönliche Vorstellung war nur noch eine Formsache.Wenn der Chefredakteur keine Einwände erhob, war sie eingestellt. Personalentscheidungen fielen – war Annas Eindruck – nicht in Göttingen, sondern im Verlag in Hannover.
Sie ließ sich treiben. Nichts erschien anders als auf jedem anderen Bahnhof. Etwas heller vielleicht, kürzlich renoviert, Wände und Decken des Tunnelganges noch nicht wieder vom Bahnstaub geschwärzt oder durch Graffiti verunstaltet. Kleine Läden links, ein Blumengeschäft und der unvermeidliche Imbißverkauf rechts, in der Halle Schaufenster einer Buchhandlung. Davor – im Halbkreis aufgereiht – bahnhofstypische Zeitungsständer.
Als sie das Foto sah, schoß ihr zum ersten Mal die Frage durch den Kopf, ob die Zeitung ihren Ansprüchen genügen würde. Niezuvor hatte sie sich das gefragt, denn bei Bewerbungen war es immernur darum gegangen, die Anforderungen der jeweiligen Stellenausschreibung zu erfüllen.
Die Titelseite des Göttinger Tageblattes zierte – vierspaltig und noch oberhalb der Schlagzeile zur Rentenpolitik – das Foto eines Feldhamsters. Neben dem possierlichen Tierchen große Blocklettern: »Baustopp wegen Hamsterkolonie – fällt Millioneninvestition Artenschutz zum Opfer?«
Das Gefühl, auf den Arm genommen zu werden, durchzuckte Anna, unwillkürlich sah sie sich um. Aber nirgends schien eine versteckte Kamera zu lauern. Sie zog das Blatt aus dem Gestell und strebte zum Geschäft. Ganz gegen ihre Gewohnheit überflogsie den Anreißer im Gehen. Fast wäre sie gestolpert, denn im Inneren der Bahnhofsbuchhandlung führten einige Treppenstufen zu den Zeitschriften hinab. Sie warf einen Blick auf die Frauenzeitschriften, nahm die neue Brigitte vom Stapel und studierte routinemäßig die Schlagzeilen der überregionalen Blätter. Im Hinausgehenblätterte sie zum Artikel im Lokalteil des GT.
Weder war heute der erste April noch deuteten Formulierungen auf eine Satire. Ganz ernsthaft berichteten die Kollegen derLokalredaktion über ein reales Göttinger Phänomen. Danach hattedie Stadt einen Baustopp verfügt, nachdem das Bauland für ein Forschungsinstitut von einer Hamsterfamilie besiedelt worden war. Investitionen von fünfzig Millionen standen auf der Kippe. Nach heftigem Streit zwischen Naturschützern, Stadt und Universität waren die Nagetiere umgesiedelt und die Bauarbeiten wieder aufgenommen worden. Nun waren die Hamster offenbar zurückgekehrt. Drei der possierlichen Steppentiere waren im Universitätsgelände herumspaziert und wieder eingefangen worden.
In dieser Stadt, schloß Anna, wurde Politik mit den Grünen gemacht. Das konnte spannend werden. Wenn grüne Politiker hier den Ton angaben, würden Verkehrs- und Wirtschaftspolitik ein ergiebiges Feld für journalistische Betätigung bieten.
Nachdem sie die weitere Betrachtung der Hamsterfrage auf einen späteren Zeitpunkt geschoben hatte, wandte sich Anna zu einem der Ausgänge und betrat den Bahnhofsvorplatz. Hier wurde sie zum zweiten Mal überrascht. Nicht die gleißende Mittagssonne, die plötzlich durch die Wolkendecke brach, auch nicht die unzähligen Fahrräder, die chaotische Metallhaufen bildeten, erregten ihr Interesse, sondern zwei ungewöhnliche Bauwerke.
Anna hatte sich informiert, sie erwartete ein mittelalterliches Stadtbild. Fachwerk aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Bürgerhäuser aus der Zeit der Jahrhundertwende und klotzige Büro-und Kaufhäuser aus den späten siebziger und den achtziger Jahren.Doch ins Auge sprangen eine weiß leuchtende Säulengalerie nach antikem Vorbild, die den Bahnhofsplatz zur Stadt hin abgrenzte, und ein kreisrunder Spitzturm, der zu tief in die Erde gesunken schien. Beide Konstruktionen standen in seltsamem Kontrast zur Fassade des Bahnhofsgebäudes im Stil hannöverscher Präsentationsbauten. Sie stammte, wie Gebhards Hotel jenseits der BerlinerStraße und das benachbarte Zoologische Institut, aus den fünfzigerund sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts. Was mochteGöttingens Stadtväter zu dieser stilistischen Eskapade getrieben haben?
Sie nahm sich vor, den Chefredakteur danach zu fragen.
Ein Fußgängertunnel, der reichlich mit Plakaten und primitiven Graffiti verunziert und offensichtlich seit Jahren nicht gereinigt worden war, brachte sie zur Goethe-Allee.
Am Nabel, dem zentralen Punkt der Fußgängerzone, war sie kurzzeitig irritiert. In ihrem Gedächtnis hatte sich das Bild einer gläsernen Kaskade festgesetzt, von der, durch farbenfrohe Lichtspiele begleitet, Wasser über mehrere Etagen herabplätscherte.Nun stand sie vor einem Brunnen, über dem – ganz ohne Wasser –bronzene Figuren einen seltsamen Reigen tanzten. Wahrscheinlich hatte sie Fotos aus einem Bildband der siebziger Jahre in die Gegenwart übertragen.
Auf dem Brunnenrand hatte sich eine Gruppe schrill gekleideter Punkmädchen mit leuchtend grünen, roten oder lila Haarschöpfen niedergelassen. Anna mußte innerlich schmunzeln. Im Vergleich zu ausgeflippten Berlinerinnen wirkten die Mädchen geradezu altmodisch. Punk war doch schon längst nicht mehr der letzte Schrei. Ein älterer Mann in abgerissener Kleidung suchte lautstark die Diskussion mit den Punkerinnen, schwenkte mitausholender Geste eine Flasche und stieß zu jedem seiner gelalltenWorte einen Zeigefinger in die Luft. Etwas abseits lagen zwei jungeMänner mit einem halben Dutzend Hunden unter dem Schaufenster eines Textilgeschäftes auf dem Straßenpflaster undfeuerten, Bierdosen schwingend, den Disput an. »Verpiß dich, Alter«, rief eines der Mädchen und reckte den Mittelfinger.
Ungerührt strömten Menschen um die Szene herum, gingenihrer Wege, schlendernd die einen, zielstrebig und hastig die anderen, vorbei an voll besetzten Tischen von Straßencafésund Kneipen. Überall wurde geredet, gelacht, geflirtet. Anna hattenoch in keiner Stadt so viele junge Menschen ohne erkennbaren Anlaß auf der Straße gesehen. Über allem schwebten die Klänge von Straßenmusikanten, die mit Stimme, Baß und Saxophon zur Sommerparty-Atmosphäre beitrugen. Am liebsten hätte sie sich auf dem nächsten freien Stuhl niedergelassen, um sich der leichtlebigen Stimmung hinzugeben. Aber bis zum Rathaus wollte sie noch vordringen. Erst wenn sie sich dort umgesehen, die Bronzestatue des großen kleinen, buckligen Georg-Christoph Lichtenberg und das Gänseliesel gesehen und jenen Punkt gefunden hatte, von dem aus man laut Stadtführer alle Innenstadtkirchen sehen konnte, würde sie sich in die Sonne setzen, sich mit einem Eisbecher belohnen und das Treiben der Menschen beobachten. Aber schon jetzt war sie sicher: In Göttingen würde sie sich wohl fühlen.
Sie wandte sich nach rechts und stieß nach wenigen hundert Metern auf den Marktplatz. Hier endlich vervollständigte sich der Eindruck des mittelalterlichen Stadtkerns: das alte Rathaus, schmale Fachwerkbauten, deren obere Stockwerke hier und da über die unteren hinaus in die gepflasterte Fußgängerzone ragten. An einigen Stellen hatten historische Häuser modernen Gebäuden weichen müssen. Annas Betrachtungen brachen ab, als die Auslagen eines Schuhgeschäfts in ihr Blickfeld gerieten. Ein ganzes Fenster mit sündhaft teuren Modellen jener französischen Marke, die sie bevorzugte, ließ ihr Herz höher schlagen. Irgendwann würde sie hier nach neuen Schuhen suchen.
Nachdem sie sich unter einem der Sonnenschirme des Rathskellers niedergelassen und einen Eiskaffee bestellt hatte, ließ sie den Blick über den Platz schweifen. Plötzlich tippelte eine Taube heran, schielte mit einem Auge zu ihr hinauf, mit dem anderen auf ihre Füße. Dann pickte sie einen Krümel auf und wanderte weiter zu den Resten aus einer Pommes-Tüte. Als hätte sie ein Signal ausgesandt, schwirrten gefiederte Genossinnen heran und begannen, sich um die Essensreste zu balgen.
Ihr Blick fiel auf die Fassade der Westbank. Hier hatte Onkel Max in den sechziger Jahren, als die Westbank noch Westdeutsche Spar- und Kreditbank hieß, die Göttinger Filiale aufgebaut. Vage erinnerte sie sich an Erzählungen von Widerständen und Problemen beim Abriß alter Stadthäuser, die dem Bankgebäude hatten weichen müssen.
Ihr neues Konto würde sie nicht bei der Westbank eröffnen. Sie hatte keine Lust auf Vorzugsbehandlung und dienernde Abteilungsleiter.
Anna war unschlüssig. So sehr sie es genoß, in der warmen Sonnezu sitzen und das Leben und Treiben um sie herum zu beobachten, so sehr trieb es sie, die umliegenden Straßen zu erkunden, um das Bild der Göttinger Innenstadt zu vervollständigen. Außerdem wollte sie die Rote Straße sehen. In ihrer Tasche trug sie drei Wohnungsangebote, die sie sich aus dem erstaunlich großen Angebotdes GT herausgesucht und in die engere Wahl gezogen hatte. EineAltbauwohnung lag in der Roten Straße, die ganz in der Nähe seinmußte, die beiden anderen in den Randbezirken Geismar und Nikolausberg. Sie sah auf die Uhr, um ein bewährtes Spiel entscheiden zu lassen. Wenn die Bedienung innerhalb der nächstendrei Minuten kam, würde sie zahlen und sich nach der Roten Straßeerkundigen. Kam sie in dieser Zeit nicht und mußte sie ihr Zeichen geben, würde sie alle in Frage kommenden Wohnungen am späten Nachmittag, nach dem Gespräch mit dem Chefredakteur, besichtigen. Die Serviererin ließ auf sich warten und reagierte auch erst beim zweiten Versuch. Damit war die Sache entschieden.
Unmittelbar neben dem Rathaus fand Anna ein Taxi. Der Fahrer wirkte kaum älter als zwanzig. Als sie ihr Ziel nannte, lächelteer. »Aber gern«, sagte er, »nichts lieber als das.«
»Heißt das«, fragte sie, »Sie sind begeisterter Leser des GT?«
Während der junge Mann den Motor startete, sah er sie im Rückspiegel an und schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete er, »nur manchmal, und dann lese ich nur den Sportteil. Aber die Fuhre ist prima. So was erwischt man selten.«
Anna wußte, daß Redaktion und Technik des Göttinger Tageblattes außerhalb der Stadt in der Nähe der Autobahnauffahrt lagen.In dem jugendlichen Fahrer vermutete sie einen Studenten, der sein Bafög oder den elterlichen Monatswechsel mit diesem Job aufbesserte. Das war ihr nicht fremd, auch sie hatte während des Studiums gearbeitet.
Die Fahrt zur Dransfelder Straße erinnerte sie daran, daß sie künftig wieder ein Auto brauchte. In Berlin hatte sie gut darauf verzichten können, aber hier war sie ohne eigenen fahrbaren Untersatz verloren. Mochte die Stadt sich auch als Großstadt bezeichnen, ihr kam sie eher kleinstädtisch vor, und ein dem BerlinerU-Bahn-Netz vergleichbares Verkehrsmittel gab es mit Sicherheit nicht. Zum Glück hatte ihre Freundin Johanna ihr eine Werkstatt genannt, der sie vertrauen konnte.
Johanna hatte in Göttingen studiert und in der Westbank gearbeitet, sie kannte hier Hinz und Kunz und wußte nicht nur, wo Anna ein Auto kaufen konnte, sondern auch, welche Wohngegenden in Frage kamen und welche Restaurants zu empfehlen waren.
»Und außerdem«, hatte sie beim Abschied gesagt, »kannst du dich auf deinen Onkel Max berufen, wenn du Hilfe brauchst. In der Bank gibt es noch manchen, der sich gern an ihn erinnert.«
Bei aller Liebe, das lag Anna fern. Maximilian Lehnhoff wußte nichts von ihrer Bewerbung nach Göttingen. Keinesfalls wollte sie durch seine Beziehungen protegiert werden. Sie würde sich allein durchsetzen.
Am GT-Gebäude stoppte der Fahrer den Wagen vor den Glastüren des Haupteingangs und schaltete das Taxameter aus. »So«, sagte er, »da wären wir. Ich wünsche Ihnen guten Erfolg.«
»Erfolg?« Anna war verblüfft.
»Na ja, Sie sehen aus, als wollten Sie sich hier bewerben.«
Anna lachte herzlich. Der Typ gefiel ihr. »Gute Beobachtungsgabe«, schmunzelte sie. »Sie sollten Polizist werden. Oder Journalist.«
Sie zahlte den Betrag, den das Display anzeigte, rundete großzügig auf und folgte einem plötzlichen Impuls: »Können Sie michin einer Stunde wieder abholen? Ich müßte dann noch nach Nikolausberg und nach Geismar. Wohnungen ansehen.«
Über das Gesicht des jungen Mannes lief ein Leuchten. »Abergern«, strahlte er, »ich fahre Sie den ganzen Tag, wenn Sie wollen.«
Anna nickte. »Das glaube ich gern. Also bis nachher. Ich verlasse mich auf Sie.« Sie wandte sich um und betrat das Gebäude.
Chefredakteur Markus Wille war älter, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Nachdem der füllige Endvierziger sie förmlich begrüßt und ihr den Besucherstuhl angeboten hatte, zwängte er sich hinter seinen Schreibtisch und musterte Anna aus freundlichen, bebrillten Augen, in denen sie gleichermaßen höfliches Interesse und abwartende Skepsis las. Anna ließ sich durch sein Schweigen nicht irritieren und betrachtete ihr Gegenüber mit unverhohlener Neugier. Sie registrierte einen gepflegten Vollbart – eine gute Tarnung für breite Wangen –, kräftiges dunkles Haupthaar mit grauen Strähnen und einen winzigen silbernen Ohrstecker.
Er sagte noch immer nichts. War Wille ein Schweiger, oder probierte er einen neuen Bewerber-Test an ihr aus?
Kaum erkennbare Bewegungen der Kiefer unter dem Backenbart verrieten Spannungen. Wenn sie die Ursache dafür war, würde er es gleich sagen.
»Frau Lehnhoff«, begann er schließlich gedehnt, dabei beugte ersich vornüber und rückte Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht, »Ihr Name ist in dieser Stadt ja nicht ganz unbekannt. Ihr ...«
Das war es also. Anna entschloß sich zur Offensive: »Mein Onkel weiß nichts von meiner Bewerbung.«
»Um so besser.« Wille schien erleichtert. »Dann also zu unserer Arbeit. Sie kennen Stolleys Formel?«
Anna nickte verblüfft. »Jung ist besser als alt, hübsch ist besser als häßlich, reich ist besser ...«
»... und alles ist besser als Politik«, ergänzte der Chefredakteur.
»Aber ...«
Wille hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie haben ja recht. Wir sind kein Boulevardblatt. Offiziell giltdiese Regel bei uns nicht. Aber Sie müssen sich darüber im Klarensein, daß wir nicht vom Schreiben leben, sondern vom Anzeigenverkauf. Also heißen die drei Zauberworte Auflage, Auflage, Auflage. Und was gefällt, entscheiden die Käufer am Kiosk.«
Anna fiel das Titelfoto des heutigen GT ein. »Dann heißt die Wille-Formel: ›Lieber der Göttinger Hamster als der Berliner Bär?‹«
In der ersten Sekunde zuckte Willes rechte Augenbraue, doch dann verbreitete sich ein Lächeln über sein Gesicht.
»In etwa haben Sie den Kern getroffen. Ich glaube, Sie gefallen mir. Willkommen an Bord.« Er erhob sich und streckte ihr die Hand entgegen. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Laden.«
Nachdem er sie durch die Redaktionsräume geführt, ihr die Rotation gezeigt und sie mit einigen Kolleginnen und Kollegen bekannt gemacht hatte, verabschiedete sich ihr künftiger Chef mit einem kräftigen Händedruck. »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte er. »Und noch etwas: Es ist übrigens nicht meine Formel. Aber das werden Sie schon noch erfahren. Und was die städtischen Bauwerke angeht – finden Sie selbst heraus, wie das hier läuft.«
Der junge Taxifahrer war pünktlich zur Stelle, um sie in die Stadt zu bringen. Gern ließ sie sich auf seinen Vorschlag ein, sie zuerst in die Rote Straße, dann nach Geismar und schließlich nach Nikolausberg zu fahren.
»Ich stelle das Taxameter ab, und wir machen einen Pauschalpreis«, schlug er vor. »Sagen wir neunzig – egal wie lange es dauert?«
»Bekommen Sie keinen Ärger mit Ihrem Chef, wenn Sie ...?«
»Das Taxi gehört meinen Schwager. Ich fahre nur zur Aushilfe. Einmal die Woche. Was ich einnehme, gehört mir.«
»Dann verzichten Sie auf bares Geld. Ich weiß nicht, ob ich das annehmen möchte.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein. Ohne Sie hätte ich heute bestenfalls die Hälfte verdient. Außerdem ist es mir ein Vergnügen, Siezu fahren. Und wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen alles überGöttingen, was ich weiß. Als kostenlose Zugabe. Übrigens, mein Name ist Sven Petersson.«
Es hätte nicht des arglos-strahlenden Lächelns bedurft, um Annazu überzeugen. Sie vertraute dem sympathischen jungen Mann intuitiv.»Anna Lehnhoff«, sagte sie. »Also los. Ich bin einverstanden.«
Während das Taxi vom Hof rollte und sich in den Verkehrsstrom zur Stadt einfädelte, wählte Anna mit ihrem Mobiltelefon nacheinander die Vermieter an, deren Wohnungen sie besichtigen wollte, um sich zuvergewissern, daß sie nicht vergeblich kam. Alle Termine wurden bestätigt. Anna lehnte sich zufrieden zurück. Ihre Zukunft lag also in Göttingen. Sie sah ihr mit gespannter Erwartung, aber auch mit ein wenig Unruhe entgegen. Ein neuer Job, eine neue Wohnung und neue Menschen erwarteten sie.
Und eine Leiche. Aber das konnte Anna nicht ahnen.
Einige Wochen später war die Arbeit in der Redaktion für Anna schon fast Alltag geworden. Täglich fuhr sie morgens von Nikolausberg über die Autobahn zum GT und abends über Kasseler und Groner Landstraße in die Stadt. Für Nikolausberg hatte siesich entschieden, weil die Wohnung preiswert war, die Miete einenGaragenplatz einschloß und – nicht zuletzt – die ländliche Umgebung für ihr tägliches Jogging eher geeignet schien als das Innenstadtpflaster oder die steilen Straßen zwischen Mittelberg und Charlottenburger Straße.
Nach den Wohnungsbesichtigungen hatte der freundliche Taxifahrer sie noch nach Weende zu jener Werkstatt in der Reinhard-Rube-Straße gebracht, die Johanna ihr empfohlen hatte: Fahrzeughandel Uwe Jedosch. Obwohl bereits Feierabend war, zeigte ihr der Mann geduldig seine Fahrzeuge. Anna interessierte sich hauptsächlich für einen türkisgrün leuchtenden Renault Twingo.Sie brauchte wenig mehr als eine halbe Stunde, um sich – nach einerkurzen Probefahrt rund um einen großen Supermarkt – für das knuffige kleine Auto zu entscheiden. Ihr gefiel das abstrakte Muster der Sitze in leuchtendem Grün und Blau ebenso wie die giftgrünen Bedienungsknöpfe am Armaturenbrett. Außerdem hatte sie das Gefühl gehabt, der Wagen hätte ihr mit einem seiner Knopfaugen zugeblinzelt.
In der Göttinger Redaktion ging es ruhiger zu als bei der Morgenpost. Gemessen an der lauten Hektik in Berlin, erschien ihr die Arbeitsatmosphäre geradezu gemütlich. Aber das lag vielleicht auch an ihrem neuen Status.
Als »freie Mitarbeiterin« war sie ständig auf der Jagd gewesen. Nach Geschichten und Personen, Ereignissen und Informationen. Sie war von Termin zu Termin gehetzt, manchmal zwölf oder vierzehn Stunden am Tag. Trotzdem blieb die Arbeit oft unbefriedigend, denn sie hatte keine Zeit, den Personen nachzuspüren, den Ereignissen auf den Grund zu gehen oder die Informationen auszuwerten. Dabei war sie Journalistin geworden, um genau dieses zu tun. Sie wollte hinter Fassaden und Kulissen schauen, nach Ursachen, Motiven und Hintergründen forschen.
Jetzt begann der Vormittag mit einer Redaktionskonferenz, anschließend konnte sie sich den Tag einteilen. Was sie nicht selbst recherchieren wollte, übertrug sie nun ihrerseits den »Freien«. In der Morgenrunde wurde die letzte Ausgabe kritisiert, dann wurden Themen verteilt, dieser oder jener vom Chef gelobt oder getadelt. Ein Ritual, das Anna erst nach und nach durchschaute. Im Grunde schien es hier weniger um die journalistische Qualität als um die Rang- und Hackordnung zu gehen. Als »Neue« konnte siesich da weitgehend heraushalten. Aber auf Dauer, ahnte sie, würdesie um ihre Position kämpfen müssen. Noch war sie nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte. Sie war in einen geschützten Hafen geflüchtet. Mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld und Pensionsanspruch. Und nun vermißte sie die Unabhängigkeit?
»Du willst wieder alles zugleich«, hätte ihr Ex-Freund Alex gesagt. »Entscheide dich mal.« War sie wirklich so unentschlossen? Immerhin hatte sie einen Neuanfang gewagt. Nicht nur im Job.
Wegen eines Kampfhundes in Begleitung eines Zeitgenossen mit kahl rasiertem Kopf und Springerstiefeln hatte sie ihre gewohnte Laufstrecke verlassen und war auf Umwegen und mit Verspätung zu Hause angekommen. Nun traf sie in letzter Minute in derRedaktion ein, und dort herrschte Notstand. Zwei Kollegen warenerkrankt, und irgendein Ereignis verlangte den sofortigen Einsatz eines Reporters.
»Das kann die Neue übernehmen«, hörte sie nur, als sie das Bürobetrat, »die interessiert sich für Baugeschichten.«
Jemand drückte ihr eine Kamera in die Hand. »Fotos mußt du selber machen. Alle Fotografen sind unterwegs. Am Kornmarkt, dem alten Rathaus schräg gegenüber wurde bei Bauarbeiten eine Leiche entdeckt, angeblich eine Mumie.«
1959
Manchmal hätte er sie am liebsten erwürgt.
Stumm starrte Anton Grobeck abwechselnd auf seine Hände und den Hals seiner Mutter. Er fühlte förmlich die faltige Haut unter seinen Fingern, ertastete die Luftröhre und drückte zu.
»Träum nicht«, herrschte sie ihn an. »Bring die Kartons nach hinten. Wir öffnen in zehn Minuten. Und dann möchte ich hier nichts mehr herumliegen sehen.«
Anton erhob sich und ließ die Fingerknöchel knacken. Wortlossammelte er Schachteln und Pappkartons zusammen und begann,sie der Größe nach ineinander zu stapeln, während seine Mutter Knöpfe und Kragenstäbchen, Garnrollen und Gürtelschnallen in Schubläden unter dem Ladentisch einsortierte. Er würde die Kartons zu den hundert anderen stellen, mit denen das Lager verstopftwar, weil nichts weggeworfen werden durfte, was vielleicht noch einmal gebraucht werden könnte. Anton konnte sichnicht erinnern, jemals einen Karton wieder hervorgeholt zu haben.
Dann würde er den Hinterhof fegen, den er jeden Tag – außer sonntags – fegte, auch wenn es nichts zu fegen gab, und anschließend im Postamt in der Friedrichstraße das Brieffach kontrollieren. Meistens war es leer, und der Postbote kam nur eine halbe Stunde später am Laden vorbei, aber seine Mutter bestanddarauf, daß zu einem Geschäftshaushalt ein Postfach gehörte. »Dashatte dein Vater schon vor dem Krieg, und dabei bleibt es, basta.«
Sein Vater? Anton hatte vage Erinnerungen an den Mann, dessen vergilbtes Foto in einem silbernen Rahmen den Mittelpunkt der Anrichte im Wohnzimmer bildete. Bei Kriegsende war Anton sechzehn Jahre alt. Der Vater hatte seinen kurzen Heimaturlaub hauptsächlich im Kontor, dem kleinen fensterlosen Raum neben dem Laden, in dem es immer etwas muffig roch, verbracht, tief über das große Buch gebeugt, in dem Einnahmen und Ausgaben verzeichnet wurden, und hatte gerechnet und geschrieben. Stören durfte ihn niemand, auch Anton nicht.
»Den haben die Russen auf dem Gewissen«, hatte er oft genug gehört, wenn Kundinnen im Laden die Mutter bewunderten, weil sie – als Frau – ein Geschäft betrieb. Anton hatte nie erfahren, was das bedeutete, denn sein Vater war zu Hause gestorben und auf dem Göttinger Stadtfriedhof begraben.
»H. Grobeck – Kurzwaren am Kornmarkt« prangte noch immer in altdeutschen Lettern über der Ladentür. H. stand für Herbert, seinen verstorbenen Vater. Das H., wußte er, würde bleiben und nicht etwa durch ein M. – für Martha – ersetzt. Seinem BruderHinrich war das H. für den Tag zugedacht, an dem er die Nachfolge des Vaters antreten würde. Wahrscheinlich hatten seine Eltern schon bei der Namensgebung darauf geachtet, daß Geschäftspapiere, Schilder und die regelmäßigen Inserate in Göttinger Tageblatt und Göttinger Presse nicht geändert werden mußten. »Das Geschäft hat mein Mann aufgebaut«, erklärte seine Mutter den mehr oder weniger interessierten Kundinnen und hängte den Satz von den Russen an.
»Wenn mein Ältester zurückkommt«, war stets die Schlußformel, »übernimmt er den Laden.«
Anton erwähnte sie nicht.
Früher hatte er es als selbstverständlich angesehen. Wenn Hinrich aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, würde er natürlich den Laden führen. Er war der Ältere. Später – lange nachdem Bundeskanzler Adenauer die letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion heimgeholt hatte – waren Anton Zweifel gekommen. Woher sollte sein Bruder nach so vielen Jahren noch auftauchen? Bestimmt war er gefallen. Oder verschollen. Was ja auch nichts anderes hieß als tot – nur ohne offizielle Mitteilung. Seiner Mutter durfte er damit nicht kommen. Sie beharrte darauf, daß Hinrich wiederkehren würde. Jeden Samstag polierte sie die silbernen Rahmen auf der Anrichte. Zuerst den mit ihrem Mann, dann die der Söhne rechts und links vom Vater. Mit besonderer Sorgfalt behandelte sie Hinrichs Foto. Auf den Bildern waren die Brüder kaum zu unterscheiden. Obwohl sie ein Jahr auseinander waren, glichen sie sich wie Zwillinge. Jedenfalls, solange sie sich nicht bewegten.
Für Anton begann der verschollene Bruder zum Alptraum zu werden. Je unwahrscheinlicher seine Heimkehr wurde, destostarrsinniger beharrte seine Mutter darauf, alles für den großen Tag bereitzuhalten. Seit sie die steile Stiege nicht mehr schaffte und das Haus kaum noch verlassen konnte, weil die gichtsteifen Beine sie nicht mehr trugen, mußte Anton Hinrichs Zimmer sauberhalten, wöchentlich frische Handtücher und ein sauberes Hemd bereitlegen und einmal jährlich – zu Weihnachten – einen Schlafanzug kaufen. Dafür durfte er den alten auftragen, der ein Jahr lang unbenutzt auf dem Bett gelegen hatte. Schon früher hatte er Hemden, Hosen und Pullover seines Bruders tragen müssen. Dabei besaßen seine Eltern ein Geschäft im eigenen Haus. Ein kleines Geschäft in einem uralten Haus zwar, aber immerhin.
Nur wenige Schritte entfernt, am Kaufhaus Karstadt an der Groner Straße, zeigten die Schaufenster Hemden mit gewagten Mustern, eng anliegende Hosen und Bluejeans aus Amerika. Geld wäre genug dagewesen, aber die Mutter trug alles zur Sparkasse. »Wenn Hinrich kommt«, sagte sie, »braucht er ein Startkapital. Und dich wird er auszahlen. Dann kannst du bei Karstadt anfangen. Die suchen immer Leute.«
Ob sie wirklich glaubte, ihr Sohn suche sein Glück hinter einem Verkaufstresen? Nein, Anton Grobeck hatte andere Träume. Um ihn herum begann das Wirtschaftswunder zu sprießen. Täglich wälzten sich mehr Autos durch Weender und Groner Straße, parkten neue Karossen von Borgward, Mercedes oder Ford vor der Ladentür. In den Zeitungen war von Lenkung des Kraftverkehrs und Beseitigung mittelalterlicher Hindernisse für eine zukunftsweisende Stadtplanung die Rede. Fast bedauernd klang der Hinweis, daß die Göttinger Innenstadt von Bomben verschont geblieben war.
Überall standen die Zeichen auf Fortschritt. Am Weender Tor war in diesem Jahr die Coca-Cola-Abfüllstation der GebrüderGrotefend entstanden, die Kreuzung wurde großzügig ausgebaut.Zur Eröffnung des Cola-Werkes war Max Schmeling nachGöttingen gekommen, und Anton hatte sich die Nase an den großenScheiben plattgedrückt, um einen Blick auf den Boxweltmeister zu erhaschen.
In der Hospitalstraße hatte gerade das »Göttinger Kaufhaus« eröffnet. Leuchtende Buchstaben über der Fensterfront und vorweihnachtlich geschmückte Auslagen zogen zahlreiche Käufer an.
Schon hatten, hieß es, einzelne Hausbesitzer ihre alten Fachwerkbauten verkauft. Gerüchte über unvorstellbare Summen machten die Runde. Banken und Kaufhäuser seien auf der Suche nach geeigneten Grundstücken und würden fast jeden Preis bezahlen. Wenn er das alte Haus zu einer der gerüchteweise kursierenden Summen verkaufen konnte, wäre Anton ein gemachter Mann. Er würde ein Textilkaufhaus besitzen und zu den ersten Männern der Stadt gehören.
Statt im abgetragenen Knickerbocker-Anzug Nähnadeln und Fingerhüte über den Ladentisch zu reichen, würde er ein weißes Isabella-Coupé durch die Weender Straße lenken, jungen Frauenin Petticoats zuwinken und die eine oder andere von ihnen späterin die Milchbar Caprisonne einladen, um ihr einen Bananenshakezu spendieren. Leider gehörte ihm das Haus nicht, würde ihm auch nie gehören.
Immer hatte er nur auf den Bruder gewartet und seine eigenen Pläne auf den Tag verschoben, an dem Hinrich ihm den Laden – und die Mutter – abnehmen würde. Bis zum Schulabschluß, den er wegen der Kriegswirren erst mit 18 Jahren nachholen konnte, war das kein Problem gewesen. Auch die Kaufmannslehre war ein überschaubarer Zeitraum, den abzuwarten ihm nichts ausgemacht hatte. Inzwischen aber waren weitere Jahre vergangen. Mit 29 war er noch immer Kaufmannsgehilfe in einem Kurzwarenladen, der nicht ihm gehörte, war Putzlappen und Abtreter für eine launische, nörgelnde Alte, die er nicht loswerden konnte, weil sie einmal seine Mutter gewesen war. Und weil Haus und Laden ihr gehörten, und ein gewinnbringender Verkauf nicht in Frage kam.
Nachts, wenn er nicht schlafen konnte, weil wütendes Klopfen ihn zur Mutter gerufen hatte, die ein anderes Kissen oder eine zusätzliche Decke verlangte, beging er Morde in zahlreichen Variationen. Einmal erstickte er sie mit dem Kissen, ein anderes Mal brachte er sie am Treppenabsatz zu Fall oder mischte ihr Gift ins Essen. Aber meistens erwürgte er sie.
Wenn er ins Bett zurückkehrte und der Schlaf nicht wiederkommen wollte, träumte er sich in die »Caprisonne“ und ließ der Einladung an eine der hübschen jungen Frauen eine Fortsetzung folgen. Zuerst gewährte sie ihm tiefe Einblicke, später trafen sie sich im Kaiser-Wilhelm-Park, wo sie hinter dichtem Buschwerk ihre Kleider ablegte. Und dann bot sie sich ihm dar wie eines der Mädchen aus dem Fotomagazin, das ihm ein Vertreter für Stopf- und Nähgarne zum Preis eines Oberhemdes überlassen hatte. Vierundzwanzig Frauen in atemberaubenden Posen standen ihm zur Verfügung. Aber meistens wählte er die Dunkelblonde auf Seite drei. Sie hielt ihre Brüste mit den Händen umfaßt und sahihm aufmunternd zu, wenn er sein Opfer brachte. Außerdem hattesie ein wenig Ähnlichkeit mit Gerda Neumann. Gerda trug ihr dunkelblondes Haar ebenso zum Pferdeschwanz gebunden, bevorzugte bunte, schwingende Kleider und Röcke und lachtegern und viel, wobei ihre Wangen zwei Grübchen zeigten und ihrebraunen Augen übermütig blitzten.