Nichts auf dieser Welt ist so nah an uns Menschen dran. Kein anderes Wesen ist mit uns derart verbunden, teilt mit uns den Alltag und gehört in nahezu jede Familie auf dieser Welt – seit Tausenden von Jahren: Karies.
Doch in diesem Buch soll es um des Menschen besten Freund gehen: den Hund – und um dessen Krankheiten.
Unser Hund ist neben unserer Familie (im besten Fall) das einzige Lebewesen, das wir von ganzem Herzen lieben. Trotz seiner Schwächen, Marotten und Krankheiten. Und leider ist unser freundlich hechelnder Freund sehr anfällig.
Erfahren Sie in diesem Buch, wie man es nennt, wenn unser Lieblingslebewesen immer während unseres Abendessens pupst, nur die italienischen Schuhe zerkaut oder damit droht, den Postboten zu töten. Es gibt viele Krankheiten. Bekannte und weniger bekannte, wie zum Beispiel das Stockhol-Syndrom. Oder leidet Ihr Liebling eventuell unter Napfblindheit? Ist er vielleicht sogar ein Spurenlegastheniker? Hier und heute bekommen alle diese Schwächen, Fieber, Störungen und Manien einen Namen.
Und vielleicht können wir Ihrem erkrankten Fiffi mit vielen Therapieansätzen Linderung oder sogar Heilung verschaffen.
Hauptsache, Sie schaffen sich keine Katze an. Oder Karies.
Das Stockhol-Syndrom ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Hunde ein Verhältnis zu einem einfachen Stöckchen aufbauen, das unter verhaltenswissenschaftlichen Aspekten unangemessen emotional ist.
Zeigt ein Hund ein Stockhol-Syndrom, kann dies dazu führen, dass er ein Stöckchen nicht mehr herausrückt und für das Herrchen nicht zum erneuten Wurf freigibt. Stattdessen zieht er sich mit dem Stöckchen zurück und verweigert den Zugriff darauf. Gleichzeitig zur Zuneigung zum Objekt (es muss sich nicht zwingend um ein Stöckchen handeln) baut der Hund eine Abneigung gegen seinen Besitzer auf und zeigt Drohgebärden.
Sobald das Herrchen jedoch kein Interesse mehr an dem Stöckchen hat, verliert es nach kürzester Zeit auch der Hund – da es nicht mehr geworfen wird.
Ein akuter Fall von Drehpinscher liegt vor, wenn der Hund deutlich zittert, obwohl er spezielle Hundekleidung trägt.
Meist wird der ganze Hund von heftigem Tremor geschüttelt und zeigt zudem klar aggressives Verhalten. Betroffen von Drehpinscher sind ausschließlich kleine Hunderassen wie Rehpinscher, Chihuahuas, Pekinesen oder Malteser, die für mitteleuropäische Kälte überempfindlich scheinen.
In der Folge ziehen die Herrchen, vor allem aber Frauchen, ihren kleinen Hunden Leibchen, Anzüge, Capes und Kapuzensweater an. Tatsächlich wärmen diese Kleidungsstücke den Hund.
Allerdings ist das Zittern mitnichten einer Kälteempfindung des Hundes geschuldet. Es fußt vielmehr auf starken Emotionen wie Wut und Angst: Der Hund dreht nahezu durch. Es ist somit ein nervöses Zittern. Sowohl die Wut als auch die Angst der kleinen Hunde sind relativ einfach zu beseitigen. In etwa 90 Prozent aller Fälle richten sich beide Emotionen gegen Leibchen, Anzüge, Capes und Kapuzensweater. Die Tiere fühlen sich als vollwertige Nachfahren des Wolfes verunglimpft und stehen kurz vor dem Durchdrehen.
Sofortige Abhilfe schafft stete, umfängliche Nacktheit.
Die Ausnahme bilden Hunde, die
a) sowieso ständig wütend sind, weil sie einen zweifelhaften Charakter haben, und/oder
b) jene Hunde, denen das Tragen von Kleidung gut gefällt.
Balli (auch Hally Bally) ist das krankhafte Unvermögen eines Hundes, korrekt abzuschätzen, ob ein Ball geworfen oder ob der Wurf nur angetäuscht wird.
Der unter Balli leidende Hund ist unfähig, nach einer, mehreren oder nahezu unendlich vielen Wurfbewegungen vorauszusehen, ob der Ball losgelassen wird und tatsächlich eine Flugbahn beschreibt oder ob eine vorsätzliche Beschleunigung der Wurfhand mit dem ausschließlichen Sinn der Unterlassung des Fluges durchgeführt wird. Seine Vorfreude auf den Ballflug ist nach der hundertsten Täuschung ebenso groß und ungebrochen wie nach der ersten.
Führende Caninologen (Hundeforscher) wie Prof. Eva Meier von der Universität Regensburg haben herausgefunden, dass es sich bei Balli tatsächlich nicht um ein spezifisches Verhalten, sondern um eine Krankheit handelt: »Selbstverständlich wird ein gesunder Hund spätestens nach der dritten, vierten Antäuschung ein Verdachtsmoment erzeugen, auf den weiteren Verlauf des Spieles schlussfolgern und dieses selbstständig abbrechen. Es wurde sogar schon beobachtet, dass ein sehr begabter und sehr rachsüchtiger Dackel etwa acht Mal zum Koten ansetzte und dann ging, ohne dass seine Besitzerin ein Würstchen entsorgen musste.«
Ein probates Mittel gegen Balli gibt es nicht. Außer den Wechsel zu einem netteren Herrchen.
Stalking heißt die Verfolgung von unerreichbaren Objekten. Sie kann beim Hund nur dann als pathologisches Phänomen diagnostiziert werden, wenn er seinen normalen Verfolgungsdrang (Vögel, Bälle, Wild) auf Objekte ausdehnt, die dafür ungeeignet sind, wie etwa Feuerwerkskörper, interstellare Raumfahrzeuge oder Atompilze und andere Planeten. Die Verfolgung von Joggern, Güterzügen und Lastkraftwagen stellt dagegen keinen Befund dar.
Auch wenn Stalking dem Hund selbst selten schadet, sollte es unterbunden werden. Am einfachsten gelingt dies, wenn dem Hund eine probate Alternative geboten wird. Bei kleineren Stalking-Reizen (Passanten) genügt oft eine Kleinigkeit (Stück Wurst), bei sehr attraktiven Objekten, wie etwa einer Katze, empfiehlt es sich, dem Hund ein entsprechend attraktives Gegenangebot zu machen (Postbote).
Leidet ein Hund unter Auto-Verfolgungswahn, nimmt er im akuten Fall die Jagd auf einen bestimmten Reiz hin auf. Bei einem Befund des Typ I ist der Reizverursacher sein eigener Schwanz. Der Hund hetzt diesen unter größtem physischen und psychischen Einsatz. Die Hatz kann vom einfachen Laufen im Kreis bis zum scheinbaren Kampf auf Leben und Tod reichen. Stellt der Hund schließlich den Feind – und erkennt seinen Schwanz –, kommt es oft zu herben Enttäuschungen und Frustrationen.
Im Falle des Auto-Verfolgungswahnes Typ II erkennt der Hund in einem Automobil seinen Feind und verfolgt diesen. Der Auto-Verfolgungswahn Typ II stößt außerhalb von Hundekreisen oft auf Unverständnis, da ein Auto an und für sich weder optisch noch olfaktorisch in das Beuteschema eines Hundes passt. Ebenso wenig wie Stöckchen, Quietschbälle oder Schuhe. Wohlmeinende Interpretationen führen eine hohe Vorstellungskraft und Kreativität der Hunde ins Feld, weniger wohlmeinende Theorien sehen darin eher einen Beweis für das Gegenteil.
Kurz aufmunternd in die Hände klatschen.
Führt ein Hund eine Ohne-Not-Beatmung durch, bringt er seine geöffnete Schnauze möglichst nahe an die Nase seines Besitzers und beatmet diesen hechelnd. Dabei liegt in den seltensten Fällen ein Sauerstoffmangel oder eine Situation vor, die eine solche Beatmung notwendig machen würde.
Da erkrankte Hunde in hundetypischer Weise hecheln, kann sich beim Beatmungsvorgang das unangenehme Gefühl einstellen, ungute Luft einzuatmen, oder gar echter Sauerstoffmangel, da der Beatmete dazu neigt, die Luft anzuhalten. Erstaunlich ist, dass Hunde trotz ihrer extrem feinen Nase nicht in der Lage sind, ihren eigenen, meist auffallend strengen Maulgeruch wahrzunehmen.
Pfefferminzhaltige Produkte zeigen vorübergehend sehr gute Erfolge für die Frische des Atems, sorgen für mehr Sympathien und, abgesehen vom angenehmen Geschmackserlebnis, für ein besseres allgemeines Wohlbefinden. Für den Hund sind sie ungeeignet.
Wird ein kleiner, älterer Hund vor einem Ladengeschäft per Leine angebunden, leidet er unter starken Verlustängsten.
Die Zahl der vor Supermärkten von ihren Herrchen oder Frauchen vergessenen Hunden beläuft sich laut einer repressiven Umfrage des IC (Institut Canes) auf 0,067 Prozent. 1987 hatte die zur Vergesslichkeit neigende Rentnerin Elsbeth Lohmeier ihre Pudelhündin Tinchen (9) an einem Dienstagvormittag vor einem Drogeriemarkt Schlecker angebunden und ging nach erfolgtem Einkauf ohne Tinchen nach Hause. Das schlafende Tier wurde von der Angestellten des Marktes, Fräulein Barbara Hämchen, geweckt und umgehend, allerdings in einem für einen kleinen, älteren Hund sehr eiligen Tempo, nach Hause gebracht. Tinchen konnte dort von der überraschten, aber hocherfreuten älteren Dame mit einem Stückchen frischer Kalbsleberwurst versorgt und ausreichend gestärkt werden.
Eine wesentlich dramatisierte Version verbreitete sich europaweit unter den kleineren Hunden von Rentnern und führt bis heute zu panikartigen Zuständen. Auslöser dafür war der Mischlingsrüde Foxerl (7), der seinerzeit Augenzeuge der Situation war, die Geschichte verbreitete, dabei aber die Kalbsleberwurst aus reiner Unwissenheit unterschlug.
Unter Sofademenz versteht man das wiederholte Besetzen des Sofas durch den Hund, trotz eines mehrfach vorausgegangenen strikten Verbotes.
Selbst ausnehmend kluge und gelehrige Hunde können unter Sofademenz leiden. Korrekt müsste die Krankheit Sofaverbotsdemenz heißen, da der Hund keinesfalls unter einer Demenz gegenüber Sofas leidet. Die pathologische Vergesslichkeit steht in engem Zusammenhang mit der An- oder Abwesenheit des Herrchens. Ist der Besitzer des Hundes zugegen, zeigt der Hund keine Krankheitssymptome. Das Sofa stellt keinen Reiz für ihn dar. Die Krankheit, der extreme Drang zur Sitzfläche des Sofas, kehrt allerdings vollumfänglich bei der Abwesenheit des Hundebesitzers zurück.
Eine extreme Form der Sofademenz ist dann gegeben, wenn der Hund nicht mehr auf seinen eigentlichen Namen reagiert, sondern fest davon ausgeht, dass sein Name »Runterda« sei.
Sitzbälle sind sehr gesund für die Wirbelsäule und als Sitzgelegenheit völlig ungeeignet für Hunde. Leider auch für Menschen.