Man erkennt den Irrtum daran, dass alle Welt ihn teilt.
(Jean Giraudoux, französischer Schriftsteller, 1882–1944)
Wasser ist nass. Gegenüber von Norden liegt Süden. Manche Dinge stellen wir nicht infrage – dass die Sonne morgens aufgeht und abends untergeht zum Beispiel, dass sich die Zeit vorwärts und niemals rückwärts bewegt und dass wir jeden Tag älter werden. Mit einer Änderung dieser Prämissen würden wir unser Weltbild ins Wanken bringen. Andere Gewissheiten gewinnen ihre Bedeutung einfach aus ihrer stereotypen Präsenz, man hält etwas einfach für wahr, weil es immer so war oder weil schon Mutter es so kannte – ohne es zu hinterfragen. Häufig ruht eine solche gewohnte Sicherheit aber auf tönernen Füßen. Das fällt im alltäglichen Leben nicht auf, weil diese Annahmen keine konkreten Folgen haben und weil unser Alltag eine erstaunliche Fehlertoleranz aufweist.
Auch wenn viele Menschen irrtümlich daran glauben: Freitag, der 13. bringt nicht wirklich Unglück und bei Vollmond schläft man höchstens schlecht, weil man es sich einredet. Wenn wir das Feld der traditionellen Irrungen hinter uns lassen, tun sich weitere Möglichkeiten für unterhaltsame Irrtümer auf: Neu erworbenes Wissen, die letzte Diät in der Frauenzeitschrift, fragwürdige Informationen aus Sensationsmedien, der letzte Hype aus dem Internet oder die Erkenntnisse einer spekulativen Wissenschaft stellen Behauptungen auf, die sich im Nachhinein als fehlerhaft, weil ungenügend recherchiert, manipuliert oder durch neuere Untersuchungen überholt, erweisen. Das Feld der Irrtümer ist also groß – beginnen wir, es zu beackern und uns über die Unwissenheit unserer Mitmenschen zu belustigen. Ein Gedanke sollte dabei allerdings nicht in Vergessenheit geraten: Die Gewissheit von heute ist der Irrtum von morgen. Es könnte schon bald sein, dass auch jemand über die Irrtümer in diesem Buch lacht.