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Tango mit dem Tod
Roman
MIRA® TASCHENBUCH
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann
Deutsche Erstveröffentlichung
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Killing Kelly
Copyright © 2005 by Heather Graham Pozzessere
erschienen bei: Mira Books, Toronto
Übersetzt von Ralf Kläsener
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises II B.V., Amsterdam
Konzeption/Reihengestaltung: fredeboldpartner.network, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Claudia Wuttke
Titelabbildung: Getty Images, München
Autorenfoto: © by Harlequin Enterprise S.A., Schweiz
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN eBook 978-3-95576-179-0
www.mira-taschenbuch.de
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
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Warum fürchten wir uns vor dem Dunkel der Nacht und vor jenen Orten, an denen düstere Geheimnisse zu lauern scheinen? Es ist das Unbekannte, das uns erschaudern lässt natürlich. Eine Urangst. Etwas, das tief in den Instinkten der Menschen verankert ist und das auch der Fortschritt der Zivilisation nicht hat auslöschen können.
Dr. Dana Sumter war bestens vertraut mit der menschlichen Psyche und den instinktiven Reaktionen auf beängstigende Phänomene. Trotzdem verspürte selbst sie ein Unbehagen, als sie in dieser tiefschwarzen Nacht ihren Mercedes langsam in die Einfahrt vor ihrem Haus lenkte. Gerade wollte sie nach dem elektronischen Türöffner für das Garagentor greifen, als ihr einfiel, dass sie den Wagen nicht in die Garage stellen konnte. Sie war dabei, das Haus neu einzurichten, und hatte einen Teil ihrer alten Möbel in die Garage stellen lassen. Eine Wohltätigkeitsorganisation würde sie in den nächsten Tagen abholen.
Mit einem Seufzer zog sie den Zündschlüssel ab. Sie musste den Wagen hier draußen parken. Als der Motor verstummte, wurden ihr die anderen Geräusche bewusst, die durch die Nacht drangen. Von irgendwo in der Ferne klang das Heulen einer Polizeisirene herüber, und ein paar Häuser weiter war das dumpfe Bellen eines großen Hundes zu hören. Ein Fauchen und das darauf folgende Klirren ließ darauf schließen, dass ganz in der Nähe ein paar Katzen sich um etwas stritten. Und – ein Geräusch wie ein Flüstern, als der Wind leicht durch die Bäume strich. Dann wieder Stille. Das Geräusch hatte unheimlich geklungen, wie ein tiefes, gepresstes Atmen. Dana lief ein Schauer über den Rücken.
Sie fühlte sich unwohl, so spät in der Nacht noch draußen zu sein. Allein. Warum hatte sie sich bloß darauf eingelassen, diese Sendung zu moderieren? Anfangs hatte sie wohl gehofft, auf diesem Wege ihre bisherige Karriere als erfolgreiche Psychologin zu adeln. Doch irgendwann begann der Ärger und wurde nun immer mehr.
Vor kurzem erst war ihre Quote eingebrochen, nachdem sie einen Mann, der ihrer Meinung nach ein Trunkenbold war und Frauen belästigte, ziemlich hart angegangen war. In der Telefonzentrale waren die Leitungen heißgelaufen, und die überwiegende Zahl der Anrufer, vor allem Männer, war der Meinung gewesen, sie gehöre erschossen, oder hatte ihr mit anderen, phantasiereicheren Vergeltungsmaßnahmen gedroht.
Sie klappte die Sonnenblende herunter und musterte sich im Spiegel. Sie hatte nichts an sich auszusetzen. Vielleicht waren ihre Gesichtszüge etwas angespannt, aber für ihr Alter war sie durchaus attraktiv. Sie lebte gesundheitsbewusst, rauchte nicht, trank nur selten Alkohol und ging regelmäßig zum Fitness-Training.
Seufzend lehnte sie sich im Sitz zurück. Auch als sie kürzlich einer stark übergewichtigen Hausfrau den Rat gegeben hatte, mehr auf sich zu achten, hatte es anschließend harsche Kritik gehagelt. Sie wusste, dass die meisten Zuschauerinnen von ihr erwartet hatten, dass sie den Ehemann als einen lausigen Kerl verfemen würde, weil der seine Frau nicht so respektiere, wie sie war. Aber Dana hatte sich für einen anderen Weg entschieden. Sie hatte der Frau geraten, sich einen vernünftigen Diätplan zu besorgen und in ein Fitness-Studio zu gehen, um auf diese Weise die überflüssigen Pfunde loszuwerden. Die Telefone hatten nicht still gestanden. Wütende Anruferinnen hatten darauf bestanden, dass Frauen ein Recht darauf hätten, ohne Berücksichtigung von Äußerlichkeiten geliebt zu werden.
Doch Dana vertrat in ihrer Sendung weiterhin vehement den Standpunkt, dass es nicht genüge, ein Recht darauf zu reklamieren, geliebt zu werden, sondern dass beide, Männer wie Frauen, verantwortlich dafür seien, für den anderen begehrensund liebenswert zu bleiben.
Trotz ihrer beruflichen Kenntnisse und Einsichten war es ihr nicht erspart geblieben, ihren Ehemann Harvey mit diesem jungen Ding zu erwischen, das nicht einmal halb so alt war wie er. Aber wenigstens war Dana klug genug gewesen, so entschlossen und eiskalt vorzugehen, wie sie es auch jeder anderen Frau in ihrer Situation empfohlen hätte. Die besten Anwälte in der Stadt hatten ihr dabei geholfen, das Problem zu lösen, ohne dass ihr Ruf Schaden litt. Harvey hatte seine junge Geliebte demonstrativ zu seiner Frau gemacht und sie wie eine Trophäe präsentiert – bis die Trophäe einsehen musste, dass Harvey ohne seine Frau Dana arm war wie eine Kirchenmaus. Und plötzlich war Harvey nur noch ein Trottel, der allein im Regen stand – bildlich gesprochen.
Wenn jemand Dana auf die Scheidung ansprach, antwortete sie nüchtern und beherrscht, in jeder Ehe könne der Zeitpunkt kommen, an dem die Liebe zwischen zwei Partnern einfach erloschen sei. Sie bemühte sich, über ihren Ex-Ehemann stets in einer Art und Weise zu sprechen, die den Eindruck weckte, sie beide wären noch Freunde. Sie hatte die Auflösung ihrer Ehe vor den Augen der Öffentlichkeit mit großem Geschick inszeniert und dabei immer herausgestellt, dass es im Interesse der Kinder wichtig sei, auch nach der Trennung freundschaftlich verbunden zu bleiben – obwohl ihre Kinder längst erwachsen waren.
Freunde – um Gottes willen! Sie hätte niemals heiraten sollen. Männer nutzen Frauen doch nur aus, sind Egoisten und notorisch untreu. Aber Dana hatte gelernt, ihrerseits die Männer für ihre beruflichen Belange zu benutzen. Selbst das Fiasko mit ihrem Mann hatte sie am Ende in einen Vorteil für sich münzen können.
Dana schüttelte die Erinnerung ab, öffnete die Wagentür und sah zur Haustür hinüber. Sie konnte das mulmige Gefühl, das über sie gekommen war, als sie in die Einfahrt einbog, nicht loswerden. Sie wohnte in einem prächtigen Haus in einer hell erleuchteten kleinen Straße im noblen New Yorker Stadtteil Westchester. Selbst jetzt, weit nach Mitternacht, und sogar in den frühen Morgenstunden fuhren regelmäßig Autos vorbei. Dana hatte sich noch nie bedroht gefühlt, zu welcher Tageszeit auch immer sie nach Hause gekommen war. Aber heute …
Sie blickte noch einmal in den Rückspiegel, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Dennoch zögerte sie, auszusteigen.
Schließlich schüttelte sie den Kopf über ihre ungewohnte Ängstlichkeit, stieg aus und ging zur Haustür hinüber. Aber sie konnte nicht anders, sie musste einfach einen Blick über die Schulter zurückwerfen. Lächerlich, schalt sie sich selbst innerlich. Lächerlich, dass sich eine erwachsene Frau vor der Dunkelheit und vor dem Rascheln der Blätter im Sommerwind fürchtete.
Vor der Haustür hielt sie inne und schaute sich noch einmal um. Es war seltsam, unbegreiflich. Sie fühlte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Aber es war nichts zu sehen, einfach gar nichts.
Sie sagte sich selbst, sie solle aufhören, sich wie eine Närrin zu benehmen. Sie steckte den Schlüssel ins Türschloss, öffnete und trat ein. Dann tippte sie rasch die Codenummer in die Alarmanlage ein und wollte die Tür schließen. Wieso ließ sie sich nicht ins Schloss drücken? Überrascht runzelte sie die Stirn und drückte stärker. Doch im gleichen Moment schlug ihr die Tür mit aller Gewalt entgegen.
Eine Sekunde lang war Dana wie erstarrt. Sie versuchte zu begreifen, was … wer … Dann öffnete sie den Mund, um zu schreien, griff nach dem Alarmknopf neben der Tür …
Aber es war bereits zu spät.
Zig Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Es war also doch keine Hysterie, sich vor Schatten zu fürchten … Vor den Geräuschen der Nacht … Sie hätte längst eine Haushälterin einstellen sollen … Hätte viel vorsichtiger sein müssen in ihrer Sendung … Sie hätte …
Von irgendwo aus dem Haus konnte sie ihren Hund Muffy bellen hören. Plötzlich ein schrilles Quieken, und das Bellen verstummte abrupt. Und dann hörte für Dr. Dana Sumter auch der Rest der Welt auf zu existieren.
“Es ist völlig dunkel, alles ist in Schatten gehüllt, Kelly … Vergiss nicht, dass du am Anfang noch ganz selbstbewusst bist. Aber dann bekommst du plötzlich Angst. Du hast das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt.”
Das sagte Joe Penny, Kellys Regisseur.
“Vier … drei …” Grant Idle, der Regieassistent, hob den Finger und zählte weiter bis zum Beginn der nächsten Einstellung. Kelly Trent konnte ihn kaum sehen, weil die Szene, die sie gerade drehten, in der Nacht spielte. Um sie herum herrschte tiefe Dunkelheit, nur an einigen Stellen gab es dezente Lichtquellen.
Kelly wusste, dass hinter der Kamera, hinter Grant und Joe Penny, die Licht- und Tontechniker standen. Und natürlich Matt Avery, der Mann, den Kelly von allen Menschen, die sie kannte, am wenigstens ausstehen konnte. Er war vorhin zusammen mit einigen anderen Typen aus der Chefetage des Reinigungsmittelkonzerns, der der Hauptsponsor der Fernsehserie war, hier aufgetaucht. Und dann waren da noch etliche Freunde von Regisseur Joe Penny sowie ein paar Gäste, die ihr Agent eingeladen hatte. Eine ganze Menge Leute, dachte Kelly.
Das Abdrehen einer populären Fernsehserie gehörte ohne Zweifel zu den verrücktesten Ereignissen in einer Welt, die doch eigentlich schon verrückt genug war. In der Regel ging es bei den Dreharbeiten routiniert professionell zu. Aber manchmal glich das Ganze auch einer großen Party, bei der jeder willkommen war. Gewöhnlich wurde im Studio gedreht, weil das am kostengünstigsten war. In der heutigen Nacht jedoch waren sie rausgefahren zum Hibiskus Point, einer weitläufigen, neuen Wohnanlage. Sie waren schon früh hergekommen, um die Außenaufnahmen möglichst an diesem einen Tag abzudrehen.
Für die Dreharbeiten war es von Vorteil, dass noch nicht viele der neuen Häuser verkauft waren. Die meisten standen leer. Dadurch gab es wenig Verkehr auf den Straßen. Und das Grundstück, für das der Regisseur sich entschieden hatte, lag ein Stück abseits ganz oben auf dem Hügel. Aber wegen der vielen Leute, die sich heute hier eingefunden hatten, obwohl sie nicht direkt mit den Dreharbeiten zu tun hatten, herrschte dennoch eine ziemliche Unruhe und Hektik.
Kelly war das gleichgültig. Sie gehörte dieser eigentümlichen Welt schon so lange an, dass sie jede Situation gelassen akzeptierte. Hauptsache, man hatte seinen Spaß. Trotzdem wunderte sie sich. Normalerweise waren die Produzenten sehr darauf bedacht, die Regieeinfälle und Gags einer neuen Folge nicht vorzeitig bekannt werden zu lassen. Also hätten nur wenige Insider wissen sollen, dass heute Außenaufnahmen stattfinden würden. Wenn man sich allerdings das Gedränge auf dem Set ansah, hatte man fast den Eindruck, der Drehtermin sei in der Zeitung angekündigt worden.
Auf das Zeichen des Produktionsassistenten, dass die Kamera lief, stieg Kelly aus dem BMW, der in der Einfahrt geparkt war. Jetzt war sie Marla Valentine, die Hauptfigur der Serie. Sie schlug die Tür mit einem lauten Knall zu. Und obwohl Marla in dieser Szene nach Hause kam, blieb sie einen Augenblick stehen, um ihre Kleidung und Frisur in Ordnung zu bringen. Marla war eben Marla, eine von drei rothaarigen Schwestern, die in der Serie in dem kleinen Städtchen, in dem sie wohnten, einen Skandal nach dem anderen produzierten.
Kelly ging um den Wagen herum und trat auf den mit Steinplatten gepflasterten Weg, der zu dem Bungalow führte. Einen Moment lang amüsierte sie der Gedanke – natürlich, ohne dass man ihrem Marla-Valentine-Gesicht das Geringste ansah –, dass die Schuhe, die sie in der heutigen Folge trug, wahrscheinlich wieder heftige Reaktionen und eine Menge Anrufe von Zuschauerinnen auslösen würden. Im Studio waren die hochhackigen Pumps mit den Stiletto-Absätzen ja ganz in Ordnung. Aber hier draußen? Kelly musste bei jedem Schritt aufpassen, nicht in einer Spalte zwischen den Steinplatten hängen zu bleiben. Und sie durfte nicht zu fest auftreten, weil die Absätze auf den Steinplatten sonst einen höllischen Lärm verursacht hätten.
Aber die Schuhe hin oder her – Kelly mochte ihren Job. In einer solchen Fernsehserie mitzuspielen, war harte Arbeit. Aber es machte ihr Spaß. Wenn diese Folge abgedreht war, würde sie erst in drei Wochen wieder vor der Kamera stehen. Was jedoch nicht hieß, dass die Schauspieler in dieser Zeit keine Verpflichtungen hatten. In der kommenden Woche würden sie an der Ostküste, in Florida, gemeinsam in einem großen Vergnügungspark auftreten, um Werbung für die Serie zu machen.
Kelly blieb stehen und sah sich ängstlich um, ganz wie der Regisseur es ihr erklärt hatte. Marla Valentines Gesicht zeigte jetzt erste Anzeichen von Furcht. Ein leichtes Zusammenziehen der Augenbrauen und ein angedeutetes Stirnrunzeln drückten aus, dass etwas sie beunruhigte.
Mit skeptischem Blick sah sie zur Haustür hinüber. Die Beleuchtung über dem Eingang, die eigentlich hätte eingeschaltet sein müssen, war aus. Das Geräusch einer frischen Brise, die sanft durch die Äste der Bäume fuhr, war zu hören und erfüllte die Nacht mit einer Art Wispern, geheimnisvoll und kaum wahrnehmbar.
Kelly gab zu, dass ihr die “neue” Marla Valentine gefiel. Nach so vielen Folgen, in denen Marla eher die schüchterne, nette, zurückhaltende der drei Schwestern gewesen war, konnte sie jetzt eine gewisse Boshaftigkeit zeigen, an der Kelly ihren Spaß hatte. Und nun geriet Marla sogar in eine erste gefährliche Situation. Aber Marla hatte Selbstbewusstsein entwickelt, sie würde auch damit fertig werden.
Kelly setzte sich wieder in Bewegung. Sie gab der Frau, deren Rolle sie spielte, den Anschein von Entschlossenheit. Sie straffte ihre Schultern, als ob sie den Anflug von Angst abstreifen wolle. Sie ging auf die Tür zu, den Hausschlüssel in der Hand. Nein, Marla Valentine würde sich doch nicht davor fürchten, ihr eigenes Haus zu betreten.
Doch dann blieb sie abermals stehen, erneut verunsichert. Aus dem Augenwinkel sah Kelly, wie sich einer der Kameramänner nach rechts bewegte, der zweite nach links. Die Kameras schwenkten von ihr weg in Richtung Tür, zu den im Schatten liegenden Büschen …
Marlas Haltung drückte aus, dass sie sich selbst überzeugt hatte, da sei nichts, vor dem sie sich fürchten müsse. So hatte der Regisseur Kelly die Szene erklärt. Und so hatten sie es vorher geprobt. Auf ihren spitzen Absätzen stieg sie die Treppe hoch.
In diesem Moment kam der Angreifer aus dem Schatten der Büsche zu ihrer Rechten direkt auf sie zu.
Hugh Thompson war ein echter Profi, der schon in zahllosen Filmen und Fernsehshows als Stuntman mitgewirkt hatte. Er war groß, über einen Meter und neunzig. In dieser Szene war er von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und trug eine schwarze Skimaske. Nur seine Augen waren zu sehen. Solange er still zwischen den Büschen gestanden hatte, war er in der Dunkelheit nicht zu sehen gewesen.
Marla schrie auf, und ihr Schrei hörte sich verdammt echt an. Als der maskierte Riese nach ihr griff, fuhr sie herum und rannte weg. Häufig hatten sie ihre gemeinsamen Auftritte ohne große Vorbereitung gespielt, aber diese Szene hatten sie mehrfach sorgfältig geprobt. Das Drehbuch sah vor, dass sie von der Treppe zur Seite auf einen Sandhaufen sprang, der dort aufgeschüttet worden war.
Hugh hätte nach ihr greifen, er hätte versuchen sollen, sie festzuhalten. Doch auf dem Sandhaufen geriet Kelly plötzlich ins Straucheln und fand einfach keinen Halt. In Sportschuhen hätte sie vielleicht eine Chance gehabt, aber nicht in diesen hochhackigen Pumps. Sie stolperte und fiel hin. Und da nichts da war, um sie aufzuhalten, begann sie den Hang hinunter zu rollen.
Einen Moment lang verspürte Kelly Panik. Das Haus stand nahe eines steilen Abhangs. Wenn sie weiter und weiter rollte … Undeutlich nahm sie die Schreie der Leute hinter der Kamera wahr, doch sie schienen aus weiter Ferne zu kommen. Sie versuchte, sich irgendwo festzukrallen, aber da waren nur Schmutz und Gras. Sie spürte einen scharfen Schmerz, als sie mit dem Ellbogen irgendwo anstieß, dann ein Brennen am Knie.
Dann sah sie einen Ast und griff instinktiv zu. Die raue Rinde brannte auf ihren Handflächen, aber sie klammerte sich fest. Zum Glück war der Ast stark genug, sie zu halten. Zentimeter um Zentimeter zog Kelly sich näher an den Baum heran, von dem der Ast tief herab hing, und klammerte sich an den Stamm.
Einen ihrer Schuhe hatte sie schon verloren. Sie strampelte, um auch den andern abzuschütteln, und versuchte, auf die Füße zu kommen. Als sie sich umdrehte, sah sie – verschwommen, aber Unheil verkündend – den Abhang direkt vor sich. Ihre Knie wurden weich, Angst stieg in ihr auf und ließ ihr Herz wie einen Hammer in ihrer Brust schlagen. Eine Welle von Kälte ergriff ihren ganzen Körper. Diese Reaktion auf die Erkenntnis, wie nahe sie dem Tod gewesen war, ließ sie für einen Moment erstarren.
Hugh Thompson erreichte sie als Erster.
“Kelly!” Trotz der dicken Skimaske hörte sie seiner Stimme den Schrecken an.
“Geht schon wieder”, stieß Kelly hervor. Sie zitterte am ganzen Körper.
Er zog sie hoch, legte den Arm um sie und führte sie zurück zum Haus. “Oh Kelly, hast du mich erschreckt”, sagte er schwer atmend.
“Hugh, bitte, lass mich los. Ich bin in Ordnung. Ich verstehe nur nicht, wieso … der Sandhügel neben der Treppe war doch bei den Proben fest und solide.”
“In Kalifornien kann man nichts und niemandem trauen”, versuchte Hugh zu scherzen. “Ich habe fast einen Herzschlag bekommen, als ich sah, wie du den Hang hinab rolltest, Kelly.”
Sie sah, wie Joe Penny auf sie zu hastete. Sein stets perfekt gestyltes, silbriges Haar war zerzaust. Er war bleich wie ein Gespenst. “Kelly … Kelly.” Er schloss sie in die Arme, und sie merkte, dass er zitterte. Und als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie die Kameraleute, die Beleuchter – das ganze Team war inzwischen herbeigeeilt und umringte sie.
“Joe, bitte! Es ist ja nichts passiert. Ich bin okay. Ich sehe wahrscheinlich ziemlich zerzaust aus. Aber es ist nichts, was eine gute Dusche nicht in Ordnung bringen kann.” Dann hörte sie plötzlich aus der Ferne eine Sirene. “Joe, sag jetzt nicht, dass du den Rettungswagen gerufen hast.”
“Kelly, du wärst beinahe umgekommen.” Joe schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war immer noch aschfahl. “Mein Gott, ich habe doch vorher selbst alles kontrolliert. Wie konnte das nur passieren?”
“Wie Hugh schon sagte, das ist wohl Kalifornien”, erwiderte Kelly lachend.
“He, du blutest ja”, stellte Hugh mit besorgtem Gesicht fest.
Sie schaute hinunter auf ihr Knie. “Das ist nur ein Kratzer. Wirklich, nichts Ernstes.”
“Du könntest bei der Schauspielergewerkschaft Genesungsurlaub beantragen”, rief jemand aus der sie umringenden Menge, offensichtlich mit der Absicht, die Situation aufzulockern.
“Ja, bezahlten Urlaub in der Karibik”, griff Hugh die Bemerkung grinsend auf.
“Mir fehlt wirklich nichts”, protestierte Kelly erneut. “Also, Leute, ich danke euch allen, dass ihr euch solche Sorgen um mich macht. Aber es geht mir gut.”
“Oh mein Gott, Kelly!” Das war Matt Avery, der sich durch die Leute, die Kelly umringten, hindurchgedrängt hatte. Matt, natürlich.
Er fasste Kelly an den Schultern, zog sie in seine Arme. Matt war ein großer, gut aussehender Mann mit besten Manieren, einer tiefen, vollen Stimme und einem natürlich wirkenden Charme, der Frauen beeindruckte. Die meisten Frauen gleich welchen Alters fühlten sich von ihm angezogen. Doch als sein Gesicht Kellys jetzt so nahe war, musste sie sich Mühe geben, sich nicht anmerken zu lassen, wie sie innerlich mit den Zähnen knirschte.
“Großer Gott, Kelly. Wie fühlst du dich?”
Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen, ohne abweisend zu wirken. “Bitte, bitte, hört mir alle zu. Ich schwöre euch, es geht mir gut.”
“Die Ambulanz ist da”, sagte Joe.
“Aber ich will nicht …”
“Kelly.” Ihr Agent Mel Alton schob sich durch die Menschenmenge. Sie warf ihm ein Lächeln zu, weil sie wusste, dass seine Sorge tatsächlich ihr galt und nicht den zehn Prozent, die er von ihrer Gage als Provision bekam.
“Sie muss sich untersuchen lassen”, sagte Joe zu Mel.
“Ich bringe dich zum Krankenwagen”, stimmte Mel zu und griff nach Kellys Arm.
“Hört mal, wir können die Szene ohne weiteres zu Ende drehen”, versuchte Kelly zu beschwichtigen.
“Bist du verrückt?” fragte Joe. “Du blutest, Kelly.” Er zögerte. “Außerdem, was die Szene angeht … Was wir aufgenommen haben, ist prima. Du lässt dich jetzt verarzten und gehst dann nach Hause.”
“Das am Knie ist doch nur ein Kratzer”, protestierte Kelly. “Deswegen muss ich doch nicht …”
“Kelly, du kannst nicht wissen, ob du Verletzungen hast, die du bis jetzt nicht bemerkt hast. Du musst dich vom Arzt untersuchen lassen”, fuhr ihr Matt Avery ins Wort.
“Sie könnte vielleicht auf Schmerzensgeld klagen”, sagte eine Stimme aus der Menge. Der Bemerkung folgte eine unbehagliche Stille.
Joe Penny stieß ein trockenes Lachen aus. “Kelly, du musst dich untersuchen lassen. Schon wegen der Versicherung, verstehst du?” Er sah plötzlich sehr betroffen aus. “Ich hoffe, dass alles in Ordnung ist. Wir sehen dich dann in Florida, in dem Vergnügungspark, am Dienstag.”
“Ich werde da sein”, sagte Kelly.
“Nur, wenn es deiner Gesundheit nicht schadet”, fügte Joe hinzu.
Kelly war sich ziemlich sicher, dass seine Sorge ernst gemeint war. Joe war ein besonderer Typ. Aber das waren die meisten Leute, mit denen sie arbeitete. Allerdings drehte sie mit Joe schon so lange, dass sie wusste, dass er sich ehrlich um sie sorgte.
Noch einmal versuchte Kelly, das Produktionsteam zu beruhigen. “Mir geht es gut, wirklich.” Doch dann sah sie ein, dass sie keine andere Wahl hatte, als sich zu fügen. Mit der Ambulanz war sogar ein Streifenwagen der Polizei eingetroffen.
“Kelly, das ist nun einmal Vorschrift in solchen Fällen”, meinte Joe entschuldigend.
Sie wusste natürlich, dass er Recht hatte. Die Produktionsfirma konnte sich keine juristischen Auseinandersetzungen leisten, deshalb musste jeder noch so kleine Unfall eingehend untersucht werden.
Ein freundlicher Polizist mit leicht ergrautem Haar stellte Kelly einige Routinefragen, nachdem sie sich in das Ambulanzfahrzeug gesetzt hatte. Mel war ebenfalls mit eingestiegen. So wie Joe, war auch er weit mehr als nur ein Kollege. Er war ihr Freund, fast ein Ersatzvater. Er grinste sie aufmunternd an, konnte seine Besorgnis aber dennoch kaum verbergen. Liebevoll tätschelte er ihre Hand.
“Um mit der guten Nachricht anzufangen … die Zeitungen und Zeitschriften werden die Sache natürlich aufgreifen und darüber berichten”, meinte er.
“Die Klatschblätter”, seufzte Kelly.
“Es gibt keine …”
“… schlechte Publicity, ich weiß”, sagte Kelly.
“Miss, bitten legen Sie sich hin und entspannen Sie sich”, sagte der Notarzt freundlich.
“Aber mir fehlt nichts. Und was immer Sie mit mir vorhaben, schalten Sie bitte nicht die Sirenen ein.”
Trotz ihrer Bitte heulten die Sirenen auf, als der Wagen schließlich losfuhr.
Trotz der Dramatik der Ereignisse machte sich Joe Penny keine ernsthaften Sorgen um die Zukunft der Serie. Unfälle passierten nun einmal. Sie hatten den Drehort vor allem wegen der Lage des Hauses direkt an dem Abhang gewählt. Joe war erleichtert gewesen, dass er das Haus hatte mieten können. Der Schauplatz dieser Folge sollte wie eine Insel wirken. Dass er dieses Haus gefunden hatte, hatte ihnen hohe Reisekosten erspart. Und bis jetzt war alles völlig problemlos verlaufen.
Die Menge hatte sich inzwischen zerstreut. Ben Garrison, der Polizist, der die Untersuchung leitete, war ein Mann, der sehr besonnen vorging und keinerlei unnötige Unruhe verbreitete. Er und seine Leute hatten jeden, der bei der Aufnahme dabei gewesen war, befragt. Vom Produktionsleiter bis zu den Beleuchtern und Kameraleuten. Und natürlich die zahlreichen Gäste und Besucher. Wegen der vielen Leute dauerte das Prozedere länger als erwartet.
Während Joe darauf wartete, dass der Polizeibeamte auch ihm seine Fragen stellte, spürte er plötzlich einen Anflug von Ärger. Er liebte diese Serie. Sie hielt sich schon etliche Jahre ganz oben auf der Beliebtheitsliste, und das in einer Welt – und einem Fernsehmarkt – die sich ständig veränderten.
Er hatte bei seinen Dreharbeiten schon häufig problematische Situationen erlebt. Aber zum Schluss hatte sich doch immer alles regeln lassen. Wichtig war nur, dass die Serie keinen Schaden nahm.
Er merkte, dass er trotz der kühlen Nachtluft schwitzte. Er starrte auf das Haus auf dem Hügel und steilen Abhang daneben. Plötzlich hasste er das Gebäude wie einen Menschen, der ihm etwas Böses hatte antun wollen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Matt Avery auf ihn zukam.
“Das war ja ein wirklich merkwürdiger Unfall”, sagte Matt. “Richtig beängstigend. Ich habe mit der Produktion der Serie natürlich nicht direkt zu tun. Aber wir sind finanziell so stark engagiert, dass ich mir einen Vorschlag erlauben möchte.”
Joe drehte sich um und sah Matt Avery ins Gesicht. Er zwang sich zu einem Lächeln. Die Serie hatte in der Vergangenheit alle Schwierigkeiten nicht zuletzt deshalb unbeschadet überstanden, weil Matt Averys Firma reichlich Werbegelder investiert hatte. Und Matt war nun einmal in erster Linie Geschäftsmann. Und zwar ein äußerst erfolgreicher und mächtiger.
“Was ist das für ein Vorschlag?” fragte Joe, obwohl er zu wissen glaubte, was Matt sagen würde. Er konnte durchaus verstehen, dass Matt sich Sorgen machte.
“Bei jedem anderen wäre ich bereit gewesen, an einen dummen Zufall zu glauben”, sagte Matt. “Aber es ist nun mal Kelly passiert. Sie hätte über den Abhang stürzen und sterben können.”
“Die Polizei wird das alles sorgfältig untersuchen”, warf Joe ein.
“Aber Sie hatten die Szene doch mehrfach geprobt, Joe.”
“Vielleicht hat sich ja gerade dadurch der Untergrund gelockert”, überlegte Joe.
“Es könnte doch aber auch sein, dass einer von den Hunderten … ach was, Tausenden von Zuschauern, die sie ständig mit Hassbriefen bombardieren, sich entschlossen hat, Marla Valentine in den Tod zu schicken.”
“Matt! Wir haben den Drehort wirklich geheim gehalten.”
“So? Dafür waren aber ganz schön viele Leute hier heute Abend.”
Joe zuckte mit den Achseln und blickte sich um. Matt Avery hatte einige Manager seiner Firma mitgebracht. Und dann war da dieser Produzent, der das Musikvideo drehen wollte. Der Typ da hinten war der Star einer Rockband. Und einer der Kameraleute hatte darum gebeten, seine Schwester, die zu Besuch bei ihm war, mitbringen zu dürfen. Die anderen … Joe wusste es nicht. Jedenfalls war ihm niemand irgendwie aufgefallen. Die Neugierigen und Zaungäste aus der Nachbarschaft hatten hinter der Absperrung an der Straße gestanden.
“Matt, Kelly ist Schauspielerin. Wenn sie arbeitet, sind immer eine Menge Leute dabei”, sagte Joe.
“Ja, und deshalb müssen wir besonders auf sie aufpassen. Sie sind doch auch nicht scharf auf einen Skandal, nicht wahr, Joe?”
“Um ehrlich zu sein, auch ein Skandal kann sein Gutes haben. Das Publikum ist wild darauf, zu erfahren, was seine Stars so treiben. Und was ihnen widerfährt.”
“Wir reden hier aber nicht über Affären und das Sexleben der Stars”, sagte Matt. “Wir reden über einen beinahe tödlichen Unfall. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich so etwas Ähnliches während der Dreharbeiten noch einmal wünschen. Ich jedenfalls würde so was auf jeden Fall gern vermeiden.”
“Was wollen Sie damit sagen?”
“Dass wir dringend etwas unternehmen müssen.”
“Und was, bitte, soll das sein?” fragte Joe verblüfft.
“Nun, das sollten wir mit Kellys Agenten und mit ihrer Managerin besprechen. Das ist eine ernste Angelegenheit. Aber wir haben keine andere Wahl, wenn wir Schaden von der Serie abwenden wollen. Und von Kelly natürlich.”
“Natürlich”, sagte Joe. Er fragte sich, warum er sich plötzlich so elend fühlte. Valentine Valley war seine Serie. Er hatte die Idee entwickelt, alle Einzelheiten ausgearbeitet. Und er betrachtete sie als sein Baby. Er wollte daran glauben, dass er es war, der bestimmte, was passierte. Aber natürlich wusste er, dass Matt Avery als Hauptsponsor den längeren Arm hatte.
Lance Morton ging vor der Unfallstation des Krankenhauses auf und ab. Er war der Ambulanz gefolgt, die Kelly hergebracht hatte. Außer ihm war weit und breit kein Mensch zu sehen. Niemand. Offensichtlich war es eine der ruhigeren Nächte in Los Angeles, der “Stadt der Engel”, wie ihr Name übersetzt lautete, obwohl hier jede Sünde, die man sich nur vorstellen konnte, an der Tagesordnung war.
Die riesige Stadt flößte ihm nach wie vor Unbehagen ein. Lance war ein Junge aus der Kleinstadt, aus dem Mittelwesten. Leute, die es nicht besser wussten, rissen gern Witze über Ohio. Aber es war ein guter Platz gewesen, um aufzuwachsen. Und auch ein guter Platz, um Musiker zu werden. Hier hatte er seine erste Band gegründet.
Er stand immer noch vor dem Eingang der Unfallstation, obwohl Kelly und ihr Agent schon längst wieder weg waren. Es hatte großes Gedränge gegeben vorhin. Er wusste nicht, wie so viele Leute so schnell von Kellys Pech erfahren hatten. Die meisten Leute, die sich hier eingefunden hatten, waren besorgt gewesen und hatten ihr zugewinkt. Aber er hatte auch einige Rufe gehört, dass Marla Valentine nun endlich bekommen hätte, was sie verdiene.
Er hätte es vielleicht geschafft, in das Gebäude zu kommen. Kelly kannte ihn nicht, nur ihr Agent Mel. Aber sie würde ihn bald kennen lernen, sehr bald.
Ja, er hätte versuchen können, in ihre Nähe zu kommen. Aber er hatte es nicht getan. Er war draußen geblieben wie ein abgewiesener Liebhaber. Oder ein schüchterner Bewunderer, der sich nicht in die Nähe seiner Angebeteten traut? Lance bewunderte Kelly seit langem. Und allein das Gefühl, in ihrer Nähe zu sein, hatte ihn in Hochstimmung versetzt.
Er spürte, dass er am ganzen Körper zitterte. Bald würden sie miteinander tanzen. Sie, das Ziel seiner Wünsche, würde dann ganz nah bei ihm sein. Bei ihm, dem Niemand aus Ohio im Mittelwesten. Dem kleinen Lance Morton, den auf der High School alle für einen Trottel gehalten hatten. Er würde mit Kelly Trent arbeiten.
“So, ihr beiden”, sagte Kelly. “Jetzt mal raus mit der Sprache, warum ich hier bin.”
Eine Woche nach dem Unfall fühlte sich Kelly noch genauso verunsichert wie an dem Abend, an dem alles passiert war. Es kam ihr beinahe so vor, als hätten die wenigen Sekunden ihr ganzes Leben verändert.
Im Krankenhaus hatte man genau das festgestellt, was sie auch selbst schon für sich diagnostiziert hatte. Sie hatte ein paar Kratzer und blaue Flecke, aber sonst fehlte ihr nichts. Sie war immer noch erstaunt über das Ausmaß der Besorgnis bei ihren Kollegen und Freunden. Natürlich, in dem Moment, als der Unfall passierte, war sie erschrocken gewesen. Aber letztendlich war es doch nur ein Unfall gewesen, ohne weitere Folgen, und nun war alles vorbei. Das glaubte sie jedenfalls.
Aber so sehr sie auch protestierte, sie konnte ihren Freunden nicht ausreden, sich Sorgen um sie zu machen. Die hatten sie davon zu überzeugen versucht, dass es besser sei, auf ihren Auftritt in dem Vergnügungspark zu verzichten. Dass sie trotzdem in Begleitung von Mel nach Florida geflogen war, hatte vor allem mit den Leuten zu tun, die mit ihr ein Musikvideo produzieren wollten. Sie waren ebenfalls am Drehort gewesen, als der Unfall passierte.
Als Mel ihr die Videoproduktion vorgeschlagen hatte, war sie zunächst nicht besonders begeistert gewesen. Aber er war hartnäckig geblieben und hatte ihr zugeredet, dass sie wenigstens mal mit den Leuten reden sollte.
Ally Bassett, Kellys Managerin, war ebenfalls nach Florida gekommen. Dass Mel sich erfreut darüber geäußert hatte, ließ Kelly vermuten, dass die beiden wenigstens dieses Mal einer Meinung zu sein schienen. Mel war als ihr Agent mehr an ihrer Karriere interessiert, während Ally als ihre Managerin vor allem Kellys Einnahmen und Ausgaben mit Argusaugen überwachte.
Obwohl ihre Freunde sich wegen des Unfalls weiterhin sorgten, hatte sie der Reise nach Florida schließlich zugestimmt. Allerdings hatte sie versprechen müssen, sich von dem Werberummel für ihre Serie fern zu halten. Es sollte vielmehr eine Art Erholungsurlaub werden, der ihr gleichzeitig die Gelegenheit bot, sich mit dem Angebot für das Musikvideo zu beschäftigen. Und obgleich schon der Gedanke daran sie aufstöhnen ließ, hatte Mel darauf bestanden, dass sie sich das Projekt zumindest näher erklären ließ.
So saß Kelly nun auf dem Balkon ihrer Suite im South Beach Hotel und sah Mel und Ally erwartungsvoll an, verwundert über die ernste Miene der beiden. Sie waren offensichtlich nicht nur völlig einer Meinung, sondern wirkten auf Kelly geradezu wie Verbündete.
“Wie ist der Kaffee?” erkundigte sich Mel.
“Na, wie schon? Es ist Kaffee”, meinte Kelly.
“Möchtest du etwas anderes trinken?” fragte Ally.
Der Zimmerservice hatte alles gebracht, was sie bestellt hatten. Und es war alles bestens in Ordnung.
Kelly seufzte. “Nun redet schon, ihr beiden. Ich schwöre euch, es geht mir gut. Ich fühle mich prima. Ich werde nur den Eindruck nicht los, dass ihr irgendwas gegen mich auszubrüten scheint.”
Ally sah Mel an. “Wir brüten nichts gegen dich aus”, protestierte sie.
“Niemals”, beteuerte Mel. “Wir haben nur dein Bestes im Sinn.”
“Ich weiß. Und dafür bin ich euch dankbar. Nun?”
“Nun.” Mel schaute zu Ally hinüber, holte tief Luft und sah Kelly dann mit ernstem Blick an. “Kelly, ich meine, du solltest das Angebot für das Musikvideo annehmen.”
“Also, Leute, ich weiß nicht. Ich finde, damit würde ich ein zu großes Risiko eingehen. Was meine Karriere angeht, meine ich. Außerdem weiß ich viel zu wenig über das Projekt.”
“Deshalb sind wir ja hier”, erwiderte Mel. “Du solltest die Leute treffen, die die Idee hatten. Mach dir erst mal ein genaues Bild, was sie vorhaben.”
“Musik ist doch mal was Neues”, sagte Ally. “Marla Valentine wurde überfallen und liegt jetzt im Koma. Vergiss nicht, sie haben gefilmt, wie du auf den Abgrund zugerollt bist. Was wäre, wenn Marla Valentine die Sache nicht überlebt?”
“Was?” Kelly war so überrascht, dass sie um ein Haar ihren Kaffee verschüttet hätte.
Mel sah Ally strafend an, offensichtlich verärgert über ihre direkte Art. Dann gab er sich einen Ruck. “Kelly, der Unfall hat dem Produktionsteam zu denken gegeben. Sie befürchten, dass noch mehr passieren könnte.” Er zögerte. “Und Ally hat Recht. Es gibt Gerüchte, dass sie deine Rolle aus der Serie herausnehmen wollen.”
“Übertreibt ihr jetzt nicht etwas? Die können mich doch nicht einfach rauswerfen!” Kelly musste sich Mühe geben, die Fassung zu bewahren, obwohl der Gedanke, Marlas Rolle könne gestrichen werden, sie wirklich schockierte. Sie wollte ihnen erklären, dass das einfach nicht sein konnte. Aber als sie ansetzte, fragte sie sich, ob an Mels und Allys Vermutung nicht doch etwas dran sein könnte. Waren die beiden deshalb plötzlich wie ein Herz und eine Seele?
“Die Aufregung wird bald vergessen sein. Und mit der im Koma liegenden Marla springen für mich ein paar Wochen Urlaub heraus. Aber ich verstehe nicht, warum sie auf die Rolle ganz verzichten sollten?”
“Kelly, du bist in ihren Augen zum Risiko geworden.” Mel zog eine Zigarette aus der Schachtel, zündete sie an, paffte zwei Züge und drückte sie dann wieder aus. “Ich erkläre das wohl nicht sehr gut”, meinte er dann.
“Nein, das tust du nicht”, stimmte ihm Ally bei.
Mel funkelte sie verärgert an. “Du bist allerdings auch nicht gerade eine Hilfe.” Er wandte sich wieder Kelly zu. “Wir sprechen über die Rolle, die du in der Serie spielst. Viele Leute denken bereits, du wärst tatsächlich Marla Valentine. Und eine Menge Leute hassen dich deshalb.”
Kellys Stimme klang belegt, als sie antwortete. “Ein Risiko, sagst du? Aber ich habe noch nie so viel Fanpost bekommen wie in der letzten Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass die biestige Marla Valentine wesentlich besser ankommt als die alte.”
“Das ist schon richtig, Kelly. Und zudem weiß jeder, der dich kennt und mit dir arbeitet, dass du eine der nettesten und angenehmsten Darstellerinnen im Fernsehen bist. Deshalb machen sich auch alle solche Sorgen um dich. Sie wollen nicht, dass dir was passiert. Deshalb haben sie deine Rolle erst mal für vier Monate ausgesetzt.”
Kelly musste nach Luft schnappen. “Vier Monate? Danach haben mich die Zuschauer vergessen!”
“Bestimmt nicht. Du bist im Zusammenhang mit deiner Rolle doch immer wieder in der Presse”, warf Ally ein. “Schon allein deshalb, weil die Untersuchung des Unfalls noch einige Zeit dauern wird.”
“Vier Monate”, murmelte Kelly. “Ich kann es einfach nicht fassen.”
“Aber so ist es”, seufzte Mel. “Kelly, liest du deine Fanpost eigentlich regelmäßig? Da sind auch eine Menge Briefe dabei, die verdammt bedrohlich klingen. Und wir müssen anfangen, das ernst zu nehmen. Wir können das nicht einfach ignorieren.”
Kelly war so schockiert, dass sie Mel nur wortlos anstarren konnte. Ja, natürlich, die Figur der Marla Valentine wurde von vielen Zuschauern gehasst. Aber dieser Hass bezog sich doch allein auf ihre Rolle. Sie sah es eher als etwas Positives, dass sie als Schauspielerin derartige Emotionen auslösen konnte. Früher war Marla die schüchternste und netteste der drei Valentine-Schwestern gewesen, aber seit einiger Zeit war sie immer mehr zu einer Art böser Hexe der Serie geworden. Zu einer selbstbewussten Frau, deren bissige Kommentare und schonungslose Urteile durchaus verletzend sein konnten.
Manchmal hatte sich Kelly schon gefragt, wer von den Drehbuchautoren oder - autorinnen eine derart tiefe, fast manische Verachtung für Männer empfand. Es musste wohl jemand sein, der von starken, persönlichen Gefühlen getrieben wurde, denn Marla Valentine verbrachte neuerdings einen guten Teil der halbstündigen Folgen damit, militant über jede Art von verabscheuungswürdigen Männern herzuziehen, von arbeitsscheuen Taugenichtsen über Trunkenbolde bis hin zu betrügerischen Ehegatten. Zuerst hatte sie selbst Bedenken wegen der Änderung ihrer Rolle gehabt, aber schon bald musste sie zugeben, dass sie noch nie derartig viele Zuschauerreaktionen ausgelöst hatte wie seitdem.
Offensichtlich gab es eine Menge Frauen, die sich durch Marla Valentines Einstellung den Männern gegenüber bestätigt fühlten. Kelly wusste, dass viele Frauen unter ihren aggressiven und lieblosen Ehemännern litten. Ihre persönliche Meinung war jedoch eher, dass meistens nicht einer der Partner allein verantwortlich war für solche Situationen. Männer und Frauen konnten unglaublich grausam gegeneinander sein, und leider blieb dann meist einer der beiden Partner auf der Strecke.
Aber Marla Valentine war schließlich nur eine Kunstfigur. Und seit sie in der Serie zu Partnerproblemen und Ehekrisen Stellung nahm, hatte sie sogar gewisse karikaturhafte Züge angenommen. Jedenfalls hatte das, was Marla zu vielen Dingen von sich gab, mit Kellys persönlicher Meinung herzlich wenig zu tun.
“Es scheint mir unmöglich, dass ich wegen dieser Rolle Schwierigkeiten bekommen könnte”, sagte Kelly. “Marlas Boshaftigkeit hat mir mehr Aufmerksamkeit gebracht als je zuvor. Das Publikum liebt es doch, wenn es Schurken so richtig verabscheuen kann.”
“Und es liebt es, wenn Schurken das bekommen, was sie verdienen”, warf Mel ein.
Kelly schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass ein blöder Sandhügel sie in solche Schwierigkeiten gebracht hatte. “Okay, Marla liegt also im Koma. Aber Marla ist im Moment der Star der Serie. Wir wissen doch, dass für die Produktionsfirma und den Sponsor letztlich nur das Geld zählt. Und als Marla bringe ich ihnen eine Menge ein. Glaubt mir, die vier Monate sind schnell vorbei. Dann wird Marla aus dem Koma erwachen und eine furiose Rückkehr feiern.”
“Nein”, murmelte Mel. Er schaute Kelly nicht an. “Davon gehe ich leider nicht aus.”
“Wenn sie mich – das heißt Marla – sterben lassen, was wollen sie denn dann tun? Soll ich als Geist wieder auftauchen? Oder als die bis dahin verschollene Zwillingsschwester, von der Marla bei der Geburt getrennt wurde?”
Mel seufzte tief. “Hör mal gut zu, Kelly. Ich werde versuchen, es dir zu erklären. Es hat schon mal Ärger bei den Dreharbeiten gegeben, vor langer Zeit. Ernsthaften Ärger. Seitdem sind die Leute empfindlich. Sie haben Angst. Einige von den Briefen, die wegen Marla gekommen sind, waren außergewöhnlich bedrohlich. Die Produktionsfirma kann sich keinen weiteren Ärger leisten. Und weil sie selbst es waren, die Marla zu einem so bösartigen Charakter gemacht haben, meinen sie, es wäre besser, sie ganz aus der Serie zu entfernen.”
“Wie auch immer, sie haben einfach Angst um dich”, sagte Ally. “Joe Penny hat jedenfalls so was gesagt, als wir ihn neulich trafen.”
“Na, großartig. Und wieso trefft ihr euch mit Joe, ohne dass ich dabei bin?”
“Joe sagte, du würdest nicht kommen”, sagte Mel.
“Joe ist ein Feigling.” Kelly war erzürnt. Sie starrte Mel an. Er war ihr Freund und ihr Berater. Ein Mann Ende fünfzig, entschieden, hart, wenn es nötig war, und in jeder Situation beherrscht. Sie war ohne jede Einschränkung davon überzeugt, dass er immer nur das Beste für sie wollte. Und dass er wie ein Tiger für sie kämpfen würde.
Sie schaute Ally Bassett an. Obwohl sie ihr nicht so nahe stand wie Mel, hatte sie Ally vom ersten Moment an gemocht. Ally war ebenfalls eine Kämpfernatur, die wusste, dass auch sie davon profitierte, wenn sie für ihre Klienten das Beste herausholte.
“Also gut, das heißt also, ich bin gefeuert”, meinte Kelly. “Und was machen wir nun?”
“Du solltest dir die Sache mit dem Musikvideo überlegen”, sagte Ally.
“Und den Vorschlag sehr ernsthaft prüfen”, fügte Mel hinzu.
“Okay”, gab Kelly nach. “Wann soll ich diese Leute treffen?”
“Sie geben eine Party auf einer Jacht”, sagte Ally. “Es wird dir bestimmt Spaß machen. Du wirst dort alle Leute treffen, die mit dem Projekt zu tun haben.”
“Kelly, sie wollen dich unbedingt haben”, versuchte Mel sie zu überzeugen. “Und sie zahlen außergewöhnlich gut. Denk daran, auch Courtney Cox hat ihre Karriere in einem Musikvideo mit Bruce Springsteen begonnen.”
Kelly sah sie skeptisch an. “Courtney war damals blutjung und unbekannt. Ich fürchte, so jung bin ich nicht mehr. Und das Publikum kennt mich bisher ausschließlich aus Valentine Valley.”
“Das Video ist eine Chance für dich, von dieser Rollenfestlegung loszukommen”, warf Mel ein. “Es wird Zeit, dass du auch mal was anderes machst.”
“Ich könnte Theater spielen”, frotzelte Kelly.
“Könntest du. Aber das hier bedeutet großes Geld. Und es erhöht deine Bekanntheit bei einem breiten Publikum. Es ist ja nicht für lange. Und glaub mir, anschließend wirst du neue, interessante Rollen angeboten bekommen. Danach kannst du vielleicht daran denken, etwas am Theater zu machen.”
“Ihr beide kommt doch mit zu der Party auf der Jacht?” fragte Kelly.
Mel blickte kurz zu Ally hinüber und nickte dann. “Ich bin jedenfalls dabei.”
“Ich muss heute noch ein paar Dinge hier erledigen, aber dann muss ich nach Kalifornien zurückfliegen”, sagte Ally. “Ich würde gerne mitkommen. Die Jacht gehört übrigens Marc Logan. Sie muss ein Traum sein. Wirklich schade, dass ich nicht dabei sein kann.”
“Ich komme jedenfalls mit”, sagte Mel. “Das möchte ich auf keinen Fall verpassen.”
“Hi.”
Doug O’Casey rückte seine Sonnenbrille zurecht und schaute hoch. Er hatte am Strand gelegen, was bei ihm äußerst selten vorkam. Geboren und aufgewachsen in Südflorida, waren Sonne, Sand, Meer und Surfen für ihn etwas völlig Alltägliches. Vielleicht hatte er deswegen nie Vergnügen daran gefunden, einfach so am Strand in der Sonne zu liegen. Er zog es vor, Wassersport in jeder nur möglichen Form zu betreiben. Außerdem fand er, dass man beim Herumliegen viel zu viel Zeit hatte, sich Gedanken zu machen. Und die Gedanken, die ihm gerade durch den Kopf gegangen waren, hatten ihn nicht allzu fröhlich gestimmt.
Er hatte Jane Ulrich hierher begleitet, um ihr Gesellschaft zu leisten. Sie lagen auf dem Privatstrand des Montage, eines schon älteren Traditionshotels, das für seinen Charme und seinen exzellenten Service bekannt war. Er war zum ersten Mal hier und froh, dass das Hotel keiner von diesen riesigen, modernen Palästen war. Letzte Nacht waren sie auf der Veranstaltung einer ausländischen Botschaft aufgetreten. Den anschließenden Wochenendaufenthalt hatte man ihm und Jane zusätzlich zu ihrer Gage angeboten. Jane war begeistert gewesen, und er hatte sie nicht allein lassen wollen. Als er sich jetzt umdrehte, war Jane nicht zu sehen. Sie musste weggegangen sein, ohne dass er es bemerkt hatte.
“Hi”, sagte die Fremde, die neben ihm stand und auf ihn hinunter sah, noch einmal. Sie erinnerte ihn ein wenig an ein Mädchen vom Lande. Sie war klein, kompakt, blond, hatte blaue Augen und sah recht forsch aus. Sie trug einen kurzen Rock und hochhackige Schuhe, die ihr offensichtlich hier am Strand einige Probleme bereiteten. Sie lächelte ihn fröhlich an.
“Hi”, antwortete er, abwartend.
“Sie sind Doug O’Casey, habe ich Recht? Shannon sagte mir, dass ich Sie hier finden würde.”
Er sagte erst einmal gar nichts, sondern zog nur fragend die Augenbrauen hoch. Die Frau sah nicht gerade aus wie eine Freundin von Shannon oder wie eine ihrer Geschäftspartnerinnen. Sie war zu … gab es ein Adjektiv für Hollywood? Sie hatte so etwas Künstliches an sich, von ihrem Make-up bis zu ihrer Kleidung.
“Ich habe ein Angebot für Sie”, sagte die Frau. “Ein geschäftliches Angebot.”
Angebot, hat sie gesagt, dachte er erleichtert … nicht Fall, Problem oder Dilemma.
“Mein Name ist Ally Bassett, meine Firma heißt Bassett Management.” Als er nichts sagte, fuhr sie fort. “Ich betreue eine der populärsten Fernsehschauspielerinnen. Sie wird bei einem ungewöhnlichen Projekt mitmachen, und ich würde Sie gern engagieren, sie dabei zu begleiten. Wir brauchen dazu einen Mann mit ihren speziellen … Fähigkeiten, um es so zu nennen.”
“Spezielle Fähigkeiten?” fragte er leicht amüsiert. “Worum geht es denn?”
Sie seufzte und ließ sich neben ihn plumpsen. Es bereitete ihm eine boshafte kleine Freude, zu sehen, dass ihre teuren Designerschuhe dabei im Sand versanken.
“Wären Sie einverstanden, wenn wir uns dort drüben in dem Café treffen? Sagen wir, in dreißig Minuten?”
“Worum geht es denn?” wiederholte er seine Frage.
Diesmal klang ihr Seufzer etwas gequält und ungeduldig. “Es ist ein sehr einträgliches Angebot, das mit der Produktion eines Musikvideos zusammenhängt.”
Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. “Ein Musikvideo? Mit welcher Gruppe denn?”
“Kill Me Quick.”
Was für ein makabrer Name, dachte er. Aber er hatte bereits von der Rockband gehört, die derzeit alle Verkaufsrekorde brach. Ihre Musik traf den Geschmack junger tanzwütiger Leute auf den Punkt.
“Tut mir Leid, wenn ich nicht ganz verstehe … Wollen Sie mich als Lehrer oder als Tänzer engagieren?” fragte er stirnrunzelnd und ein wenig irritiert.
“Nun, offiziell wollen wir Sie engagieren, um meiner Klientin Tanzunterricht zu geben. Inoffiziell erwarten wir, dass Sie ein wenig auf sie aufpassen.”
Seine Augenbrauen zuckten in die Höhe. “Entschuldigung, jetzt bin ich doch etwas verwirrt. Suchen Sie einen Tanzlehrer oder einen Bodyguard?”