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Nr. 207

– ATLAN exklusiv Band 68 –

 

Der Kämpfer mit der Maske

 

Wer ist der Mann, der den Imperator töten will – Freund oder Feind?

 

von Peter Terrid

 

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In einer Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, steht es mit dem Großen Imperium der Arkoniden nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren.

Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen.

Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks gelangte er erneut in den Mikrokosmos.

Während Ischtar, die Goldene Göttin, inzwischen nach Mitteln und Wegen sucht, Atlan wieder zurückzuholen, ist Ra, Ischtars Begleiter und Atlans Kampfgefährte, ungeduldig geworden.

Der Barbar hat sich dem Con-Treh Bel Etir Baj angeschlossen und ist mittlerweile nach Arkon II gelangt, wo er zur Sensation der Arena wird.

Einer seiner Gegner ist DER KÄMPFER MIT DER MASKE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ra – Der Barbar wird zum Arenakämpfer.

Bel Etir Baj – Der Con-Treh wagt sich nach Arkon.

Orbanaschol III. – Der Imperator beliebt zu »scherzen«.

Gabdraman Schwati und Alpertur – Zwei Händler und Verbindungsleute der Con-Treh.

Robal und Efrem – Zwei Gladiatoren.

Um ihn herum tobte die Menge, das Publikum war begeistert. Sitzkissen flogen durch die Luft und landeten im blutgetränkten Sand der Arena. Wildfremde Menschen fielen sich in die Arme, glücklich darüber, dass ihre Wetten gewonnen waren. Er hatte es tatsächlich geschafft.

Der Barbar stand über seinem Gegner, die Schwertspitze gegen den Hals des Mannes gedrückt. Ras Hand begann zu zittern, seine Lippen bewegten sich. Niemand konnte hören, was er fassungslos murmelte:

»Atlan!«

Ra starrte auf das Gesicht des geschlagenen Gegners. Im Bruchteil einer Sekunde wanderten seine Gedanken zurück, bis zu jenem Augenblick, an dem er auf dem Planeten der Con-Treh aus seiner Betäubung erwacht war ...

 

1.

 

Sein Kopf schien zu dröhnen wie eine große Trommel. Ra stöhnte halblaut auf, während sich die farbigen Wirbel vor seinen Augen langsam zu einem Bild verdichteten. Schmerzhaft kehrte das Bewusstsein in Ra zurück.

Der Mann erinnerte sich: Er hatte zusammen mit dem Con-Treh Bel Etir Baj versucht, die legendenumsponnene Halle der Erinnerung zu erreichen. Seit zweihundert Jahren war dies keinem Menschen mehr gelungen, zumindest war keiner nach Magintor, der Hauptstadt des Volkes der Con-Treh, zurückgekehrt, um über das Schicksal der Vorgänger zu berichten. Vor Ra lagen die Reste jener Bestie, die zweihundert Jahre lang die Halle besetzt gehalten hatte. Das Ergothal war tot, daran gab es keinen Zweifel. Die rätselvolle Verbindung dieses Wesens mit dem Vulkan in der Nähe war abgerissen, als Ra das Kugelschiff rücksichtslos gestartet hatte, ohne sich darum zu kümmern, wie wenig flugtauglich das alte Schiff war. Das Ergothal hatte die Verbindung zum Vulkan verloren und war gestorben. Lange hatte sich das halb wracke Schiff nicht in der Luft halten können, es war auf die Insel zurückgestürzt, und bei dem Aufprall hatte Ra das Bewusstsein verloren.

»Wo ist Etir Baj?«, murmelte Ra und richtete sich langsam auf. Am linken Oberarm war die Haut aufgeplatzt, und Blut lief an dem Arm herunter, aber Ra kümmerte sich nicht um die Verletzung. Noch halb benommen von dem Aufprall wankte er durch den Raum, in dem wie durch ein Wunder noch ein paar Lichter brannten. In einem Winkel entdeckte er Etir Baj. Ra beugte sich zu seinem Freund hinunter und legte das Ohr an seine Brust. Das Herz des Con-Treh schlug kräftig. Es konnte nicht lange dauern, bis auch Etir Baj wieder erwachen würde.

Ra schleppte sich durch den Raum. Irgendwo in dem Durcheinander musste ein halbzerfetzter Raumanzug liegen. Am Gürtel hing, daran konnte sich Ra erinnern, ein Dosimeter. Erleichtert seufzte Ra auf, als er das Gerät endlich eingeschaltet hatte. Die Reaktoren des alten Schiffes waren nicht zerschellt, das Dosimeter zeigte keine unnormalen Strahlungswerte an.

»Ein erster Lichtblick!«, murmelte der Barbar. Bis an die Knöchel stand er in der hellen Flüssigkeit, die aus den zerschlagenen Ergothaleiern gelaufen war. Noch immer lagen die Eier zu Tausenden im Schiff herum. Sie waren äußerst widerstandskräftig, nur wenige waren beim Absturz des Schiffes zersprungen.

Ra kehrte zu Etir Baj zurück. Dieser erwachte gerade und betastete seinen schmerzenden Kopf.

»Es sieht so aus«, murmelte er stöhnend, »als hätten wir es geschafft!«

»Das Ergothal ist tot!«, bestätigte Ra. »Aber ihr werdet ziemlich viel Zeit brauchen, bis ihr die Halle der Erinnerung wieder für das Publikum freigeben könnt. Das Schiff liegt ziemlich schief!«

»Nebensächlich!«, meinte Etir Baj und winkte ab. Er stand auf. »Wie sieht es aus?«, fragte er dann. »Was kann man mit dem Schiff noch anfangen?«

»Mit viel Mühe kann man es wieder einigermaßen gerade aufstellen«, antwortete Ra. »Aber abheben, das wird der Kasten nie wieder.«

»Hauptsache, die Halle ist noch verwendungsfähig!«, antwortete Etir Baj nachdenklich. »Was machen wir mit den Eiern? Ich hätte normalerweise vorgeschlagen, sie einfach in den Vulkan zu werfen, aber ich befürchte, dass wir auf diese Weise nur neue Ergothals zum Leben erwecken.«

»Füttern wir diese Echsen damit.« schlug Ra vor. »Vielleicht sterben sie an den Eiern, dann hätten wir zwei Probleme mit einem Schlag erledigt!«

 

*

 

Ra holte aus und ließ das Schwert heruntersausen. Scheinbar ohne Widerstand glitt die Klinge durch das Seil. Pfeifend sausten die Eier davon, etwa fünfhundert Meter von der Küste entfernt schlugen sie klatschend auf dem Wasser ein. Es war den Männern zu riskant erschienen, die Eier einfach über Bord zu werfen, also hatten sie eine riesige Schleuder gebaut, mit der sie bis zu fünfzig der Eier gleichzeitig verschießen konnten. Draußen auf dem Meer hatten die Echsen bald entdeckt, dass sie ohne Anstrengung Futter finden konnten. Mit ihren gewaltigen Kiefern brachten sie es zuwege, selbst die harten Schalen der Ergothaleier zu knacken. Der Inhalt der Eier schien ihnen zu schmecken, das bewies das Getümmel vor dem Strand. Die Echsen kämpften um jedes Ei und vergaßen darüber, die beiden Männer an der Schleuder zu behelligen.

»Das waren die letzten!«, stellte Ra fest und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. »Was nun?«

Etir Baj lächelte geheimnisvoll.

»Ich werde dir die Halle der Erinnerung zeigen!«, versprach er. »Ich habe das Con-Treh-Than um Erlaubnis gefragt, und sie haben es gestattet!«

»Langsam!«, unterbrach Ra. »Wie willst du mit den Männern gesprochen haben? Sie sitzen Tausende von Kilometern entfernt in Magintor!«

»Ich habe über Normalfunk mit ihnen gesprochen!«, verriet Etir Baj. »Sie sind schon auf dem Weg hierher!«

Ra war erstaunt. Die Con-Treh waren so unglaublich auf ihre Sicherheit bedacht, dass sie die beiden Männer nicht einmal mit Strahlwaffen ausgerüstet hatten, obwohl sie über solche Waffen verfügten. Dass Etir Baj es trotz der Ortungsgefahr gewagt hatte, eine Funkverbindung nach Magintor herzustellen, war ein wahrhaft außergewöhnlicher Vorgang.

Langsam gingen die Männer vom Strand zurück zu dem alten Kolonistentransporter. Ra hatte es noch einmal gewagt, die Triebwerke anlaufen zu lassen, und es tatsächlich geschafft, das alte Schiff so zu bewegen, dass es wieder einigermaßen waagerecht lag. Dann hatte er die meisten der Reaktoren und Aggregate ausgeschaltet. Nur ein kleiner Reaktor lief noch und produzierte den wenigen Arbeitsstrom für die Einrichtungen der Halle.

Die Räume rings um die Zentrale des Schiffes hatte Bel Etir Baj allein von Eiern befreit und gereinigt. Ra hatte vermutet, dass dies die wichtigsten Räume waren, dort lag der Schlüssel zu dem Geheimnis der Con-Treh. Ras Verdacht bestätigte sich, als Etir Baj ihn in einen großen Raum führte, der aus der Zusammenlegung dreier benachbarter Räume entstanden war. Der große dämmrige Saal war vollgestopft mit Büchern, Filmen und Bildern. Ra sah Reliefs an den Wänden und mehrere Arbeitspulte mit Lesegeräten für Mikrofilme.

Bel Etir Baj machte eine weitausholende Geste, mit der er den ganzen Raum umschloss.

»Das ist unsere Geschichte, die Geschichte der Con-Treh!«, sagte er, und es klang bitter. »Sieh sie dir an!«

Langsam trat Ra näher, betrachtete die Bilder. Er überflog die Titel der einzelnen Lesespulen und Bandaufzeichnungen. Dann setzte er sich an eines der Pulte und begann zu lesen ...

 

*

 

»Wer wohl?«, sagte der Mann bitter. »Natürlich ein Con-Treh!«

Der Flottenkommandant presste die Lippen zusammen. Die Arkonflotte hatte wieder ein Schiff verloren, mitten im Frieden. Es war einfach explodiert, mitten im Flug. Es gab keinerlei Hinweise, die die Katastrophe erklärt hätten.

»Ich halte, mit Verlaub, diese ganze Con-Treh-Hysterie für albern!«, sagte der junge Sair Tenguin; die Abzeichen an seiner Schulter wiesen ihn als Adjutanten des Admirals aus. »Die Geschichten, die sich die Männer erzählen, sind nichts weiter als Latrinengeschwätz.«

»Sie sind mit einer Con-Treh verheiratet, nicht wahr?«, fragte der Kurier beiläufig. Tenguin lief rot an.

»Ja, das stimmt!«, bestätigte er. »Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, was dies damit zu tun hat, dass man bei jeder Panne sofort einen Con-Treh verdächtigt. Was haben diese Leute eigentlich verbrochen, dass man sie derartig verabscheut?«

»Das wissen Sie so gut wie ich!«, erklärte der Kurier. »Die Con-Treh sind eine große, alte Familie. Es gibt, glaube ich, mehr als zehntausend Con-Treh auf Arkon!«

»Ich sehe da keinen Zusammenhang!«, warf Tenguin ein.

»Diese ganze Familie besteht aus Arkoniden, die hinter der Entwicklung zurückgeblieben sind«, erklärte der Kurier. »Alle Arkoniden haben sich fortentwickelt und sind schon von ihrem Äußeren her als Herren des Imperiums zu erkennen. Die von Ihnen so geschätzten Con-Treh sind auf einer primitiveren Entwicklungsstufe einfach stehengeblieben. Sie haben dunkle Haare und sehr absonderlich gefärbte Augen!«

»Mag sein, dass die Con-Treh nicht aussehen wie jene Arkoniden, die Sie als normal bezeichnen!«, räumte Tenguin ein. »Aber das hat mit den Vorwürfen nicht viel zu tun, die allenthalben gegen die Con-Treh erhoben werden!«

»Verstehen Sie das nicht?«, fuhr der Kurier fort. »Diese Wesen sind nicht nur körperlich zurückgeblieben, sie stehen auch geistig auf einer niederen Stufe. Es ist doch allgemein bekannt, dass die Con-Treh mit den Raumgeistern in Verbindung stehen und ihre Widersacher verhexen!«

Sair Tenguin schüttelte fassungslos den Kopf.

»Glauben Sie an Raumgeister?«, fragte er den Kurier.

»Selbstverständlich nicht!«, erklärte der Mann sofort. »Ich bin schließlich ein aufgeklärter Arkonide.«

»Dann sind die Con-Treh also gefährlich«, fuhr Tenguin mit ätzendem Spott fort, »weil sie mit Geistern in Verbindung stehen, die es überhaupt nicht gibt. Merken Sie eigentlich nicht, was für ein sinnloses Zeug Sie zusammenschwätzen?«

Der Kurier zog die Brauen zusammen, offenbar passte ihm der Tonfall nicht, in dem Sair Tenguin sprach. Der Admiral sah den Augenblick gekommen, um einzugreifen.

»Es steht fest, dass die ARKEX detoniert ist!«, meinte er. »Und verantwortlich für die Maschinen war ein Angehöriger der Familie der Con-Treh. Halten wir einfach diese Tatsachen fest. Mehr will ich dazu einstweilen nicht sagen. Berichten Sie weiter, was macht das Programm zur Änderung der Umlaufbahn?«

»Wir haben gute Fortschritte zu verzeichnen!«, berichtete der Kurier. »Die großen Generatoren sind bereits aufgebaut, die vierte Flotte, die die Bahnänderung überwachen soll, hat ihre Standorte bezogen. Das Experiment kann theoretisch sofort gestartet werden!«

»Das freut mich!«, erklärte der Admiral. »Sie können sich zurückziehen!«

Der Kurier salutierte und verließ den Raum, nicht ohne Tenguin mit einem abschätzigen Blick bedacht zu haben.

»Lassen Sie sich von diesem arroganten Laffen nicht einschüchtern!«, meinte der Admiral. »Er ist jung und vorlaut, das wird sich geben!«

»Ich weiß«, sagte Tenguin halblaut. »Aber mich stört der Aussiedlungsplan. Was haben die Con-Treh getan, dass man sie ausweisen will!«

Der Admiral trat zu dem jungen Mann und legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Das müssen Sie verstehen, Tenguin!«, sagte er freundlich. »Ich bin zwar auch nicht für diesen Plan, aber ich kann mir vorstellen, wie er entstanden ist. Wir haben die letzten Kriege schnell gewonnen, wir Arkoniden sind die Herren dieses Sternhaufens. Vielleicht haben die Zeitungen sogar recht, wenn sie behaupten, es gäbe in der Galaxis kein bedeutenderes Volk als die Arkoniden!

Und jetzt sehen Sie sich die Bürger an. Sie sind einfach größenwahnsinnig geworden, und in diesem Wahn werden sie vom Imperator noch bestärkt. Er ist auf den Gedanken gekommen!«

Tenguin warf einen Blick auf das Bild an der Wand, das seine Erhabenheit Gonozal III. zeigte.

»Er hatte den Einfall, das Arkonsystem müsse jedem Besucher schon beim Anflug klarmachen, dass er den Lebensraum der führenden Rasse des Universums betrete!«, sagte der Admiral. »Das ist Größenwahn in Vollendung, aber leider die Meinung der Mehrheit der Arkoniden. Daher Gonozals Plan, die Planeten zwei und vier des Systems auf die gleiche Umlaufbahn zu bringen wie Arkon selbst. Ein solches Drei-Planeten-System wäre einmalig in der Galaxis, mithin genau der richtige Aufenthaltsort für ein in der Galaxis einmaliges Volk. Und in einem solchen perfekten Volk sind die Con-Treh Störfaktoren. Sie zeigen deutlich, dass wir Arkoniden früher einmal genauso ausgesehen haben wie die Kolonialvölker, die aus uns hervorgegangen sind.«

»Und deshalb müssen die Con-Treh auswandern!«, stellte Tenguin erbittert fest. »Sie sind reinblütige Arkoniden wie wir, aber sie sehen ein wenig anders aus. Aus rein ästhetischen Gründen wird ein Teil des Volkes einfach vertrieben!«

»Ich weiß, dass diese Maßnahme ungerecht ist!«, erklärte der Admiral und begann in dem Raum auf und ab zu laufen. »Aber glauben Sie mir, Tenguin, diese Lösung ist vielleicht die beste. Seit vier Jahren läuft die Kampagne gegen die Con-Treh, in der der Familie Sabotage, Verrat und Unfähigkeit vorgeworfen werden. Eigentlich sollte dieser Pressewirbel nur die Bevölkerung einstimmen, bis sie der Ausweisung der Con-Treh beipflichtet. Aber die Aktion ist ihren Initiatoren aus den Händen geglitten, das Publikum schreit nach den Schauermärchen über die Con-Treh!«

Der Admiral blieb vor Tenguin stehen und sah ihn intensiv an.

»Tenguin«, sagte er leise. »Wenn diese Aussiedlungsaktion nicht bald stattfindet, dann wird man die Con-Treh wie tollwütige Hunde erschlagen. Es ist zu spät, die Entwicklung umzukehren. Die Meute hat Blut geleckt. Noch hält sie still, aber es genügt jetzt ein kleiner Vorfall, um die Katastrophe auszulösen. Ich werde den absurden Bericht natürlich nicht in der Form weiterleiten. Ich werde schreiben, dass die ARKEX durch einen technischen Fehler zerstört wurde!«

»Ich danke Ihnen, Admiral!«, sagte Sair Tenguin. »Wissen Sie zufällig, wann die Con-Treh Arkon verlassen müssen?«

»In einem halben Jahr!«, sagte der Flottenkommandeur. »Seien Sie unbesorgt, ich werde persönlich dafür Sorge tragen, dass die Umsiedlung friedlich vonstatten geht. Ich habe auch schon einen Planeten gefunden. Ich habe ihn Ark'alor getauft!«

»Arkons Rettung!«, wiederholte Tenguin. »Ich nehme an, Sie wissen bereits, dass ich selbstverständlich meine Frau begleiten werde!«

»Ihre Entlassung ist bereits vorgemerkt!«, meinte der Admiral lächelnd.

»Danke!«, sagte Tenguin, dann salutierte er und zog sich zurück.

Regir da Quertamagin, Admiral der Vierten Arkonflotte, schüttelte resignierend den Kopf. »Hoffentlich geht das gut!«, murmelte er.

 

*

 

»Ich habe meinen Instinkt, und der hat mich noch nie betrogen!« Quertamagins Stimme klang drängend. »Mein Instinkt sagt mir, dass dieses Experiment scheitern wird. Es wird eine Katastrophe geben!«

»Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine solche Katastrophe aussehen sollte!«, widersprach der Imperator. »Das Laaha-System ist völlig unbelebt, wir können also unbesorgt mit den Planeten und Monden herumspielen. Außerdem ist die Vierte Flotte in der Nähe. Was soll dort passieren?«

»Ich weiß es nicht!«, murmelte Regir da Quertamagin düster. »Aber ich spüre es. Es wird ein Fehlschlag werden. Aber vielleicht wird er dich von der Wahnsinnsidee abbringen, solche Experimente auch mit Arkons Planeten zu veranstalten. Du wirst damit unser Volk vernichten; was alle Gegner nicht geschafft haben, wirst du an einem Tag erreichen – Arkon wird untergehen!«

»Du darfst mir glauben, alter Freund, dass ich an diesem Tage hier in diesem Palast sitzen werde!«, versprach Gonozal III. »Wenn Arkon stirbt, dann sterbe ich auch. Und du weißt, dass ich sehr an meinem Leben hänge. Ich werde schon alle Vorsorge treffen, um das große Werk gelingen zu lassen!«

Regir da Quertamagin schüttelte zweifelnd den Kopf. Nachdenklich füllte er die Pokale auf dem flachen Tisch wieder auf. Er stellte den schweren Krug aus Luurs-Metall ab, dann sah er auf die Uhr. Vor wenigen Minuten war das große Experiment angelaufen, bald würden die ersten Nachrichten über Hyperfunk auf Arkon eintreffen. Regir spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Er war ein schlachterprobter Kämpfer, der einen untrüglichen Instinkt für drohende Gefahren besaß, und dieses Gefühl sagte ihm ganz deutlich, dass sich im Laaha-System eine fürchterliche Katastrophe anbahnte. Es galt als unschicklich, am Hofe des Imperators seine Gefühle zu zeigen, daher kam der Bote mit der Nachrichtentafel gemessenen Schrittes näher und übergab nach dem Zeremoniell den Plastikstreifen an den Imperator.