Impressum

Renate Krüger

Der Tanz von Avignon

Ein Roman über den Maler Hans Holbein d. J.

ISBN 978-3-86394-309-7 (E-Book)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta unter Verwendung des Selbstporträts von Hans Holbein d. J. von 1542.

Das Buch erschien erstmals 1969 im Prisma-Verlag Zenner und Gürchott, Leipzig.

 

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Jakob Meyer zum Hasen

Bild

Bildnis des Baseler Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen

 

Es ist Abend geworden, ein milder, blauer Sommerabend. Meister Hans Holbein streicht bedächtig seine Pinsel in einem buntscheckigen Lappen aus und stellt sie in einen Topf mit verdünntem Öl, damit sie nicht hart werden. Den guten Maler erkennt man auch am gepflegten Handwerkszeug. Er reibt sich die schmerzenden Augen und freut sich auf den Feierabend. Jetzt wird er seinen leichten Hausrock anziehen, die Kinder sind schon im Bett, und er kann seinen Landwein in aller Ruhe trinken. Noch eine Woche angespannter Arbeit, und das große Bild wird vollendet sein.

Da fällt der eiserne Klopfer gegen die Haustür. Wer kommt jetzt noch? Holbein lauscht ärgerlich nach draußen. Seine Frau lässt den späten Besucher herein. Holbein hört eine tiefe dröhnende Stimme und erschrickt: Herr Jakob Meyer zum Hasen! Was in aller Welt will er hier? »Hans, es ist Besuch für dich da, wo soll ich ihn hinführen?«, ruft Frau Elisabeth in die Werkstatt.

»Lasst mich nur immer in die Werkstatt«, bittet der Gast. »Ich möchte mein Bild sehen, ich kann es nicht mehr aushalten ohne dieses Bild. Wo ist es? Zündet bitte die Kerzen an, in Eurer Werkstatt ist es recht finster.«

»Guten Abend, Euer Gestrengen«, sagt Holbein. »Ich heiße Euch willkommen, wenn mich Euer Besuch auch überrascht. Hier ist Euer Bild!« Meyer zum Hasen verschränkt die Arme. Er sieht auf das Bild, als prüfe er die Reihen der Stadtsoldaten, die er zu befehligen hat. Jakob Meyer zum Hasen - nomen est omen! Ein Jahr ist es nun her, seit Basels streitbares Stadtoberhaupt mit zweihundert Bewaffneten nach Lyon aufbrach, um sich dort dem französischen Heer anzuschließen. Gemeinsam wollten sie gegen die Mailänder zu Felde ziehen. Jakob Meyer zum Hasen - ein Feldherr in der Schlacht! Aber kurz hinter Basel wartete ein französischer Bote auf die Schweizer. »Wir brauchen eure Hilfe nicht mehr, Bürger von Basel. Wir haben jetzt einen anderen Schlachtplan.« Der Bote stieg vom Pferde und führte es am Zügel hin und her. Meyer zum Hasen aber blieb auf seinem Pferde sitzen, das unruhig weiterdrängte. »Irrt Ihr Euch auch nicht, Monsieur? Gilt Eure Botschaft wirklich mir, Jakob Meyer zum Hasen, dem Bürgermeister von Basel?«

Der Franzose strich lächelnd seinen schwarzen Bart. »Nein, ich irre mich nicht. Euren Namen kann wohl niemand verwechseln. Er ist einmalig. Warum glaubt Ihr mir nicht? Warum freut Ihr Euch nicht? Ihr könnt dem Krieg und dem Tod entgehen! Meine Landsleute gäben viel darum, wenn man ihnen diesen Feldzug erließe!«

»Ja, ihr Franzosen! Ihr habt eben keine Freude am edlen Waffenhandwerk.«

Meyer zum Hasen blickte die Reihen seiner bewaffneten Schweizer Bürger entlang. Alle standen mit unbewegten Gesichtern da und ärgerten sich über den lächelnden Franzosen. Der Bote erwiderte: »Wenn ihr unbedingt kämpfen wollt, so geht doch zu den Mailändern und zum Kaiser.«

»Was liegt uns am Kaiser? Und die Italiener sind uns ganz und gar zuwider.«

Der Franzose zuckte mit den Schultern und ritt davon.

Die Schweizer lagerten bis zum späten Nachmittag in der Nähe einer einsamen Wassermühle. Die Müllersleute hatten sich versteckt, sie trauten den bewaffneten Schweizern nicht. Als die Sonne hinter dem Horizont versank, kehrte Meyer zum Hasen um. Langsam und in guter Ordnung zogen die Eidgenossen nach Basel zurück. Die zurückgebliebenen Stadtsoldaten aber ließen sofort die Tore schließen, als sie in der Ferne die Rüstungen glänzen sahen. Feinde vor der Stadt! Zornig pochte der Bürgermeister an sein eigenes Stadttor. Hinfort nannte man ihn Herrn Meyer zum Hasenpanier. Selbst der Stadtrat glaubte nicht, dass man ihn zurückgeschickt hatte. Die ehrsamen Räte saßen auf langen Bänken um ihren Bürgermeister und lächelten. Der Stadtschreiber hockte auf seinem bequemen Sessel am Tisch und schrieb auf, was der in Schweiß geratene Bürgermeister vorbrachte. Auch er lächelte und blinzelte in die Sonne, die durch die hohen Fenster schien. Grünlich schimmerten die Butzenscheiben. Das Weltgerichtsbild an der Stirnwand des Ratssaales leuchtete in tiefem Rot und Blau. An diesem schönen Nachmittag wurde Jakob Meyer zum Hasen als Bürgermeister abgesetzt. Zu allen seinen Verteidigungsreden schüttelten die Stadtväter den Kopf. Aber er wusste, woher der Wind wehte: aufsässig waren sie, widerspenstig gegen die alte Ordnung und den alten Glauben.

Kein Wunder, dass die gute alte Zeit zerbrach. Die Bauern streiften ihre Geduld ab wie ein lästiges Kleid. Sie versammelten sich unter den Fahnen der Stürmer, deren Namen plötzlich überall bekannt wurden und Entscheidungen verlangten. In Franken zog Florian Geyer vor den Bauern her, in Thüringen gar ein abtrünniger Priester, Thomas Müntzer. Was half es schon, wenn das Haupt der Baseler Gelehrten, Erasmus von Rotterdam, den Hauptketzer in Wittenberg, Martin Luther, mit scharfen Worten angriff. Auch des Erasmus Gedanken waren nicht mehr auf die alte Ordnung gerichtet. Im benachbarten Zürich war diese Ordnung schon ganz zu Fall gekommen. Der Ketzerführer Ulrich Zwingli hatte die rechtgläubigen Priester verjagt. Die Ketzer hatten alle Kirchen der Stadt erobert. Und die Bürger? Die gingen weiterhin hinein, als sei nichts geschehen. Waren sie denn wirklich von allen Heiligen verlassen? Hingen auch die Baseler Räte dem neuen Glauben an? Er aber, Meyer zum Hasen, wollte standhaft bleiben. Gerade jetzt, da er sich so gedemütigt fühlte. Er wollte mit seiner Familie unter den schützenden Mantel unser Lieben Frau flüchten. Alle sollten es sehen und ein Vorbild darin finden. Ein Bild wollte er malen lassen, so schön und fromm, dass seine Mitbürger sich daran erbauen konnten. Dem besten Maler der Stadt wollte er diesen Auftrag geben, dem jungen Augsburger Hans Holbein. Schon mehrfach hatte er ihm zu Diensten gestanden.

Als Meyers Bote in Holbeins Werkstatt kam, legte der Maler sogleich sein Arbeitsgewand ab.

»Warte ein wenig«, sagte er zu dem Diener, »du kannst mich in Herrn Meyers Haus begleiten.«

Er tröpfelte wohlriechende Essenzen ins Waschwasser, wie es die Franzosen machten.

»Lege mir mein bestes Gewand bereit!«, befahl er seiner Frau. Lange war es her, seit er die steifen Gewänder zuletzt getragen hatte. Dennoch fühlte er sich sofort in ihnen heimisch. Ein Blick in den runden, gewölbten Spiegel: er war ein ansehnlicher Mann! Haupthaar und Bart waren wohl gepflegt, er hatte breite Schultern, und seine Haltung war aufrecht und stolz. Das Hemd war unter dem Hals zierlich gefältelt. Keine Falte hatte sich verschoben. Die Beinkleider saßen knapp und glänzten, und die Schuhe waren aus weichem Leder gefertigt.

So betrat er das Haus des ehemaligen Bürgermeisters. Es war zwar fest und dauerhaft gebaut, gehörte aber nicht gerade zu den prächtigsten Bauten Basels. Schmale Spitzbogen, engbrüstige Gewölbe und kleine Fenster - die alte Zeit! Eine schüchterne Magd führte den Maler in ein großes kühles Gemach. Jakob Meyer zum Hasen saß an einem runden Tisch, vor sich einen dickleibigen Folianten und einen mächtigen Weinhumpen. »Da seid Ihr ja«, sagte er. »Ich halte nichts mehr von Besuchern, aber auf Euch habe ich gewartet. Seid mir willkommen.« Er holte einen zweiten Weinhumpen aus dem Schrank und füllte ihn.

»Der Trunk stammt aus meinen eigenen Weinbergen.«

Holbein nickte anerkennend, nahm auf einem Scherenstuhl Platz und schlug ein Bein über das andere.

»Schönes Wetter heute, nicht wahr, Meister Holbein?«

Holbein nickte.

»Ja, auch in meiner Werkstatt ist es sehr hell.«

»Wart Ihr gestern beim großen Regen draußen?«

»Nein, ich gehe selten aus.«

Der Bürgermeister schwieg und trank Holbein zu. Als der erste Humpen geleert war, sagte er:

»Weshalb ich Euch rufen ließ ... Ihr sollt mir ein Bild malen. Eine Schutzmantelmadonna, Ihr wisst schon, was ich meine.«

»Nein«, sagte Holbein.

»Wie soll ich es Euch erklären? Eine Schutzmantelmadonna nicht für eine allgemeine Kirche oder Kapelle, sondern für mein eigenes Haus. Nicht Hinz und Kunz sollen unter dem Mantel der Madonna Schutz finden, sondern ich selbst, Meyer zum Hasen, dazu meine Familie, meine beiden Frauen, meine tote und meine lebende, und die Kinder natürlich. Versteht Ihr mich jetzt?«

»Hm«, brummte Holbein und betrachtete wohlgefällig die Wappenscheiben, mit denen die Fenster reich verziert waren, und die großen, bunt glasierten Kacheln, die zwischen den Fenstern hingen. Dann hob er den Humpen gegen das Licht und prägte sich das Spiel der Sonnenstrahlen auf dem Glas ein.

Dieser Auftrag behagte ihm nicht. Ja, wenn es nur um ein Bildnis ginge, aber eine Schutzmantelmadonna! Glaubte Meyer zum Hasen im Ernst an dieses Bild? Ja, wenn Holbein vor hundert Jahren gelebt hätte! Damals sah jeder ehrsame Maler seinen Ruhm darin, eine Schutzmantelmadonna zu malen. Damals pflegten vornehme Damen Hilfesuchende schützend unter ihren Mänteln zu bergen. Damals suchte man Hilfe und Schutz auch unter dem Mantel unser Lieben Frau. Man fand ihn, weil man an die Kraft des Mantels glaubte. Holbein glaubte nicht mehr an die Kraft des Mantels. Wie sollte er ihn malen, ihn schützend und stärkend über die Familie des Bürgermeisters ausbreiten! Wenn es noch allein um die Köpfe gegangen wäre! Meyer zum Hasen hatte einen sehr ausdrucksvollen Kopf, ein volles, fleischiges Gesicht. Er liebte reich gedeckte Tische und gefüllte Weinkannen. Er hatte einen schmalen, meist geschlossenen Mund und ein kräftiges Kinn, Meyer zum Hasen war kein Schwätzer. Eine große bäurische Nase, kleine misstrauische Augen. Aber die Madonna? »Kommt Euch mein Auftrag ungelegen, Meister Holbein?«

»Nein, Euer Gestrengen, ich fühle mich geehrt.«

Aber das Gewand, das er dem Bilde geben sollte, war allzu altertümlich. Wie stolz wäre der Vater gewesen, hätte er den Bürgermeister von Augsburg malen dürfen. Allerdings war dieser Vergleich nicht ganz richtig. In Basel standen nicht die Kaufleute im Vordergrund wie in Augsburg. Hier führten die Gelehrten das Wort. Und sie besaßen nicht die Reichtümer der Fugger und Welser. Eng und winkelig war die Stadt Basel. Eng und winkelig waren die Gedanken und Wünsche der meisten Einwohner. In aller Frühe begannen sie ihr ehrbares Handwerk. Pünktlich mit dem Mittagsläuten setzten sie sich zu Tisch. Abends dachten sie über ihre Arbeit nach.

Wenn Gefahr drohte, flüchteten sie unter den Mantel unser Lieben Frau. Ja, so waren die Baseler ...

»Weshalb schweigt Ihr, Meister Holbein?«

»Ich bin kein Heiligenmaler, Euer Gestrengen. Mein Vater, ja, der malte noch Madonnen und Heilige. Sie waren sehr schön und sehr fromm ... Von weither kamen die Leute, um diese Heiligen zu sehen und zu ihnen zu beten. Natürlich habe ich auch gelernt, wie man Heilige malt. Während meiner Lehrzeit habe ich nur Heilige gemalt, monatelang, jahrelang. Aber jetzt?«

»Aber jetzt? Seid Ihr auch einer von denen, die lehren, dass der Mensch sich selbst vertrauen und sich selbst helfen muss? Dass die Heiligen zu weit weg sind, um sich in dieser Zeit noch zurechtzufinden? Lehrt Ihr solche Irrlehren, Meister Holbein? Ach, verfallt doch nicht dem Geschwätz entsprungener Mönche! Sagt, gibt es etwas Besseres, als die Mutter des Herrn und die lieben Heiligen zu malen? Ihr habt es doch gelernt.«

»Ja, gewiss, aber ...«

Meyer zum Hasen war noch immer ein mächtiger Mann in Basel. Es durfte nicht dazu kommen, dass er sich nach einem anderen Maler umsah. Holbein war zwar angesehen, aber es lebten auch noch andere Maler in Basel.

»Ich bin bereit, das gewünschte Bild für Euch zu malen. Darf es eine Madonna nach der Italiener Art sein? Eine schöne Frau voller Anmut und Liebreiz?«

»Bah, die Italiener ... Ich habe genug von ihnen. Und ihre Frauen schätze ich schon gar nicht!«

Meyer zum Hasen war nie in Italien gewesen. Der Feldzug nach Mailand war ja gescheitert. Die italienischen Frauen sollten allesamt Huren und Ehebrecherinnen sein. Er leerte sein Glas, ohne den Maler zum Mittrinken aufzufordern.

»Bleibt mir mit den Italienern vom Halse, Holbein. Malt mir eine Madonna nach deutscher Art.«

Holbein nickte und seufzte so leise, dass es der Bürgermeister nicht hörte.

»Übers Jahr will ich mein Bild haben, Meister Holbein! Über den Preis sprechen wir später.«

Mehrere Wochen lang ging Holbein täglich in das Haus des Bürgermeisters. Zuerst zeichnete er den Hausherrn selbst. Vor vielen Jahren hatte er ihn schon einmal gemalt. Damals war Meyer zum Hasen gerade zum Bürgermeister gewählt worden, ein geachteter, erfolgreicher Mann. Jetzt hatte er den Gipfel schon hinter sich. Auf farbenprächtige Kleidung kam es ihm nicht mehr an, Holbein zeichnete nur die Umrisslinien des schlichten Gewandes. So konnte der mächtige Kopf um so mehr wirken. Dann zeichnete er Meyers Ehefrau Dorothea, eine geborene Kannengießer. Er hüllte sie fast völlig ein, wie es ihrem Stand und der Baseler Frauenmode entsprach. Nur die stillen Augen und die kräftige Nase sahen frei aus den Hüllen von Kinnbinde und Kopftuch hervor. Den Mund verdeckte das weiße Leinen ein wenig. Herrn Meyer zum Hasen gefiel die Zeichnung sehr gut. So wollte er seine Frau: abgeschieden von der Welt, nur für ihn und sein einsames Altern lebend. Als blutjunges Mädchen hatte er sie vor zehn Jahren geheiratet, um nicht länger Witwer zu bleiben. 1511 war der Tod zum ersten Mal in Meyers Haus eingekehrt und hatte seine Frau Magdalena geholt. Er blieb ein gefürchteter, unerbittlicher Gast. Zwei Söhne waren bereits im Kindesalter gestorben. Noch hoffte Meyer auf einen weiteren Sohn. Bisher aber hatte ihm seine Frau nur eine Tochter geboren, Anna, ein stilles, blasses Jüngferlein, die eigentlich gar keinen Raum in seinem Hause beanspruchte und es nur noch stiller machte. Ihr Bildnis zeichnete Holbein am schnellsten, er brauchte nur einen halben Vormittag.

»Und wie sah Eure erste Ehefrau aus, Euer Gestrengen? Wenn ich sie recht malen soll, müsst Ihr mir ein wenig über sie erzählen.«

»Wie sie aussah? Ach, es ist schon lange her, seit sie starb. Wie war Magdalena? Ernst war sie, scheu und sehr fromm. Eigentlich wollte sie eine Begine werden. Ich brauchte lange, um sie zu gewinnen, aber ich war auch nicht sehr geschickt, wisst Ihr ... Später war sie stolz darauf, die Ehefrau des Baseler Bürgermeisters zu sein. Vielleicht war der Ehestand doch nicht das Richtige für sie. Sie starb bei der Geburt unseres dritten Kindes, eines kleinen Mädchens. Ich kann mich nicht gut an sie erinnern. Nur, dass sie sehr leise sprach. Wenn irgendwo im Hause eine Tür geschlossen wurde, schrak sie zusammen. Sie sang gern die dunklen, geheimnisvollen Lieder der Beginen. Ihre Eltern hatten ihr Lebensbeschreibungen der Heiligen mit in die Ehe gegeben, in Schweinsleder gebunden. Die las sie immer wieder.«

»Habt Ihr um sie getrauert, Euer Gestrengen?«

»Aber natürlich, Meister Holbein! Dann aber musste ich mich nach einer anderen Frau umsehen, ihr kennt sie ja. Sie macht zwar auch einen stillen Eindruck, ist aber dennoch rasch und lebenslustig, sehr lebenslustig ... Sie scheut sich auch vor keiner Arbeit. Ich bin sehr zufrieden mit ihr.«

»Und Eure verstorbenen Kinder?«

»Der eine war schon fast ein Jüngling. Mir tut noch heute das Herz weh. Ein lebhafter und kluger Bursche! Vom Stillsitzen und von Büchern hielt er nicht viel. Er wollte Soldat werden wie ich und träumte immer davon, die große Fahne der Stadt Basel einmal im Sturm voranzutragen. Auch liebte er bunte Kleider und lustige Gesellen. Ja, es ist schade um ihn ... Und der Kleine? Er war noch sehr klein, als er starb. Ich weiß nicht mehr viel von ihm ...«

Und nun steht Jakob Meyer zum Hasen vor dem Bilde und prüft es. Er selbst kniet auf ihm links neben der Madonna. Ja, das ist er, wie er leibt und lebt. Ihm gegenüber auf der anderen Seite kniet die verstorbene Magdalena Bär. Sie ist auf den Schutz der Madonna nicht mehr angewiesen. Daneben kniet die zweite Ehefrau. Dorothea wendet ihren Kopf ab. Fürchtet sie die Tote? Holbein hat ihr Gesicht im Gegensatz zur Zeichnung unverhüllt gelassen. Auf Dorothea Kannengießer kann das Leben noch von allen Seiten einstürmen. Magdalena Bär hat er anders gemalt. Ihr Kopf zeigt ein strenges Profil. Kinn- und Stirnbinde lassen wenig vom Gesicht frei: nur den abweisenden Mund, die spitze Nase und die abwesenden Augen. Ein schwarzer Kirchenmantel verdeckt die übrige Gestalt. Sie gehört nicht mehr dazu. Sie kniet wie in einer Kirche. Aber wie kommt es, dass man keinen kühlen, glatten Steinfußboden sieht, sondern einen dicken, weichen Teppich? Solche Teppiche gibt es in den Häusern der Reichen: im Augsburger Stadtpalast der Fugger, in den Gemächern der Domherren und Prälaten, nur nicht in Meyers Haus. Der Hausherr hasst welsche Moden. Und dennoch, ein weicher Teppich aus weicher Wolle in leuchtenden Farben, ein Teppich, auf dem sogar das Knien Vergnügen macht. Meyers kleiner Sohn steht mit bloßen Füßen auf diesem Teppich. Das weiche Gewebe kitzelt angenehm seine Fußsohlen und lässt den kleinen Fuß behaglich einsinken. Und auf diesem Teppich steht auch die Madonna, sie ist eine schöne blühende Frau und keine weltferne Himmelskönigin, die schönste Frau, die Holbein sich vorstellen kann und der er immer noch zu begegnen hofft ...

Ja, Holbein hat sich Mühe gegeben mit dem Bild. Es muss ihm einen guten Erlös bringen. Es wird sein Ansehen erhöhen. Noch ist er jung, nicht einmal dreißig Jahre alt. Längst gilt er als berühmter Mann. Kein anderer Maler in Basel besitzt eine solche Werkstatt wie er, erhält solche Aufträge wie er. Groß und weit ist dieser Raum, eher wie ein Wohnraum, nicht wie eine Werkstatt eingerichtet. Eine bemalte Balkendecke schließt ihn nach oben hin ab. Die Wände sind mit dunklem Holz getäfelt. In der Ecke macht sich ein behaglicher grüner Kachelofen breit. Im Sommer ist es hier angenehm kühl, im Winter aber wohlig warm. Blanke Zinnkrüge schmücken das Wandbort über der Tür. In der nächsten Woche werden dort silberne Krüge stehen! Die Tür ist von einer feinen Profilleiste umgeben. Breit und schwer steht ein Tisch inmitten des Zimmers, davor ein steifer Lehnsessel. Auf dem Tisch liegt ein aufgeschlagenes Buch. Nicht etwa die Bibel oder die Legenda aurea, in der man die Lebensbeschreibungen der Heiligen lesen kann. Nein, es sind die Werke des heidnischen Dichters Vergil, die Holbein über alles liebt.

»Meister Holbein, Euer Bild gefällt mir nicht. Ich nehme es nicht.«

Holbein leuchtet dem ehemaligen Bürgermeister ins Gesicht.

»Was sagt Ihr da?«

»Ich nehme Euer Bild nicht. Ich wollte ein anderes Bild. Das da ist ein heidnisches Bild!«

»Heidnisch? Eine Schutzmantelmadonna heidnisch?«

»Ja, Meister Holbein, vor diesem Bild kann ich nicht beten. Ich wollte ein Bild zum Beten. Versteht Ihr mich?«

»Nein.«

Bild

Madonna des Bürgermeisters Meyer

 

Meyer zum Hasen holt einen Geldbeutel aus der Tasche und wiegt ihn in der Hand.

»Ich will Euch Eure Arbeit bezahlen. Aber das Bild will ich nicht. Es verwirrt mich ... Wie viel wollt Ihr?«

Holbein nennt eine hohe Summe. Meyer zum Hasen zählt weniger auf den Tisch.

»Ich bin nicht so reich, wie Ihr denkt. Ja, Ihr habt recht gehabt, Ihr seid kein Heiligenmaler. Lebt wohl.«

Und Meyer zum Hasen geht.

Holbein tritt an den Spiegel und starrt sich an. Seine Augenlider sind entzündet. Die Augen brennen und zeigen keinen Glanz. Mit steifen Schritten geht er an das Waschbecken und reißt die Wasserkugel herum. Nur wenige Tropfen fallen in die geöffnete Hand. Das Wasser ist zur Neige gegangen. Weshalb hat die Meisterin die Kugel nicht nachgefüllt? Holbein netzt die Augen. Stirn und Schläfen schmerzen. Gierig nach frischer Luft tritt er an das offene Fenster. Die Luft tut ihm wohl. Doch die Stille wird im gleichen Augenblick durch Gassenlärm gestört. Zwei Betrunkene torkeln heran. Sie haben sich eng umschlungen und singen. Die Worte sind kaum zu verstehen. Vor Holbeins Haus bleiben die Betrunkenen stehen und schnäuzen sich. Ächzend lassen sie sich auf die Steinfliesen nieder, brabbeln vor sich hin und wiegen ihre Oberkörper hin und her. Ihre Kleider sind schmutzig. Betrunkene sind in Basel selten, denn die Bürger wachen streng über die Ordnung in ihrer Stadt.

Holbein steckt den Kopf aus dem Fenster, schaut zu den beiden Männern hinunter und ruft: »Schert euch fort, oder ich hole den Büttel!« Ja, wirklich, man müsste zur Stadtwache laufen und Beschwerde führen, dass sie nicht besser über die Ruhe auf Basels Straßen wacht. Schon will Holbein sich auf den Weg machen, doch die beiden Betrunkenen haben sich schwankend erhoben.

»Morgen kommt der Bauer!«, schreien sie zu ihm hinauf. »Er verjagt den Großrat, und das Ratsbier wird fließen in unseren Schlund, jawohl in unseren Schlund! Er wird sie alle verjagen, auch Herrn Meyer zum Hasenpanier, hahaha!«

Holbein sieht ängstlich die Straße hinunter. Wenn diese Worte jemand hört!

»Schert euch fort«, ruft er noch einmal. Dann sagt er leise zu sich: »Jawohl, morgen kommt der Bauer! Aber er wird nicht gestatten, dass ihr das Ratsbier trinkt. Er wird den Großrat verjagen, und es wird bald kein Geld mehr in der Stadt sein. Ich werde kein Geld mehr haben. Bauern lassen keine Bilder malen. Auf ihrer Fahne ist der Bundschuh, und das ist kein Kunstwerk ... Dennoch, sollen sie den Großrat verjagen ...«

Die letzten Worte hat er nur noch geflüstert.

Eine dicke Fliege surrt durch den Raum; ärgerlich schlägt Holbein mit dem Pinsellappen nach ihr. Allerlei Nachtfalter schwirren herein, vom flackernden Kerzenlicht angezogen. Groß wachsen ihre Schatten über Wände und Decke. Manche geraten zu nahe an die Flamme und fallen versengt zu Boden. Von der nahen Apollonienkapelle tönt das Totenglöcklein herüber. Ein frommer Stifter hat dieses Läuten eingerichtet, um die Lebenden zu mahnen, der Toten und des eigenen Todes zu gedenken. Sonst pflegt Holbein zu dieser Stunde längst zu schlafen. Das Totenglöcklein weckt ihn dann nicht und mahnt ihn auch nicht an die Toten und an den eigenen Tod. Heute aber ist alles anders. Holbein wendet sich wieder dem Bild zu. Die einzige Gestalt, die zu leben scheint, ist die tote Frau Meyer. Holbein dreht sich um und beginnt, das Geld auf dem Tisch nachzuzählen. Doch ehe er damit fertig ist, schiebt er das Geld wieder zur Seite, löscht das Licht und sinkt tief atmend auf einen Stuhl.

Bild

Frau Bürgermeister Dorothea Meyer, geb. Kannengießer

Elisabeth Holbein

Bild

Holbeins Frau mit den beiden älteren Kindern

 

Frau Elisabeth Holbein hat ihrem Mann das Abendessen und die Kanne Wein bereitgestellt und wartet. Was will nur der Bürgermeister? Es ist gewiss eine wichtige Unterredung, da will sie nicht stören. Der Bürgermeister geht, die Tür fällt ins Schloss, aber Hans kommt nicht. Sie wagt nicht, in die Werkstatt zu gehen, es hat heute schon Verstimmung gegeben. Wie war es dazu gekommen?

Gleich nach Tagesanbruch stand Holbein auf, setzte sich vor die Staffelei und malte mit finster zusammengezogenen Augenbrauen. Als Elisabeth ihn zur Morgensuppe rief, knurrte er. Er kam dann zwar, aß aber so hastig, dass er sich die Zunge verbrannte.

»Konntest du mich nicht so lange malen lassen, bis die Suppe abgekühlt ist?«

Elisabeth schwieg. Lauter als sonst klapperte sie mit ihrem Löffel. Mit einem Ruck schob Holbein seinen Stuhl zurück, stand auf und wollte gehen.

»Vergiss nicht, dass heute Steuertag ist, lieber Mann. Du musst zum Rathaus gehen, leider ... Ich werde deinen guten Rock heraushängen und besonders gut bürsten. Die Leute sollen sehen, wer du bist!«

»Ich weiß selbst, dass ich Steuern zahlen muss. Du brauchst mich nicht immer an alles zu erinnern. Es ist töricht, die Steuern im besten Gewand zu zahlen, man wird dabei nur falsch eingeschätzt!«

Er ging dann im Malkittel zum Rathaus, und Frau Elisabeth wunderte sich sehr. Sonst konnte er nicht genug bekommen von modischer Kleidung und allerlei Zierrat! Und der Malkittel roch nach Öl und Firnis. Frau Elisabeth legte die braune Jacke mit dem breiten Pelzkragen wieder in die Truhe und schlug den Deckel zu.

Kaum war der Meister aus dem Haus, kam Besuch aus Kleinbasel, Verwandte von Frau Elisabeth, ein Ehepaar mit seiner Tochter.

»Wir wollen gern das neue Bild sehen, das der Meister jetzt malt. Wir haben schon viel davon gehört. Und da dachten wir ...«

»Ja, ja, kommt nur herein«, sagte Frau Elisabeth und wischte noch schnell mit einem Tuch über Tisch und Stuhl in der Werkstatt, »da steht das Bild.«

Sie stellten sich sehr dicht davor.

»Ihr müsst ein wenig zurücktreten, sonst könnt ihr ja nichts sehen!« Holbein kam schneller zurück, als Frau Elisabeth gedacht hatte. Er gab den Gästen zwar die Hand, dann aber murmelte er: »Diem perdidi ... Wisst ihr, was das heißt? Diesen Tag habe ich verloren ... Ein römischer Kaiser prägte dieses Wort, ihm galt ein Tag als nutzlos, an dem er kein gutes Werk vollbrachte, mir ist ein Tag verloren, wenn ich fortwährend gestört werde.«

Frau Elisabeth schämte sich. Wie brachte sie die Besucher möglichst schnell wieder aus dem Haus?

»Mein Mann ist ein wenig überarbeitet. Er hat wenig Zeit. Herr Meyer zum Hasen wartet schon auf das Bild.«

Ehrfürchtig nickten die Gäste bei diesem Namen. Ja, Herr Meyer zum Hasen ... Dann verabschiedeten sie sich und gingen.

Hastig schlang Holbein das gute Mittagessen hinunter, das Elisabeth mit so vieler Mühe bereitet hatte. Schade um das teure Kalbfleisch und den so gut geratenen Apfelkuchen ... Ebenso gut hätte sie ihm Mehlsuppe vorsetzen können. Und nun wartet sie mit dem Abendessen!

Der Geselle kommt aus dem oberen Stockwerk. Er hat die Kinder zu Bett gebracht, das tut er jeden Abend.

»Wie ist es, Matthias? Sind die Kinder ruhig? Werden sie bald schlafen?«

»Ich glaube ja, Frau Meisterin. Sie konnten sich gar nicht über das Bäumchen beruhigen, das aus dem Samenkorn gewachsen ist. Erst vor Kurzem habe ich es in den Boden gesteckt. Besonders begeistert war das Annele. Es ist ja auch hübsch, das winzige Tannenbäumchen. Habt Ihr es überhaupt schon gesehen? Nicht? Fünf Nadeln hat es aus der Erde gesteckt. Sie sind so weich wie Seide. Das Annele hat den ganzen Nachmittag neben dem Bäumchen gesessen. Baumkind hat es dazu gesagt, Baumkind, ein ganz neues Wort! Wir müssten das Annele einmal in den Wald tragen, nicht wahr, Frau Meisterin? Ich würde es schon tun, wenn der Meister es erlaubt.«

»Ja, Matthias. Wir wollen ihn fragen. Wenn er doch zum Essen käme! Ich glaube, er hat einen schlechten Tag heute. Wie war er denn zu dir?« Matthias druckst ein wenig herum.

»Heraus mit der Sprache. Mir kannst du es ruhig sagen. Hat er mit dir gescholten?«

Matthias nickt.

»Warum?«

»Ich weiß auch nicht ... Nichts konnte ich ihm recht machen. Bald sollte ich nicht so krumm, bald nicht so steif dasitzen. Mein Blau schimmerte zu sehr ins Grünliche. Bei meinem Rot wollten dem Meister die Augen aus dem Kopf fallen. Dann durfte ich überhaupt nicht mehr malen, sondern musste Farben reiben wie ein Lehrbube. Der Meister sah gar nicht mehr hinter der Leinwand hervor. Ich wagte nicht zu husten. Sonst ruft er mich ab und zu heran und zeigt mir etwas, wie man die Augenbrauen malen muss oder die Wimpern. Heute nicht. Ich ärgerte mich dann aber nicht mehr. >Vielleicht hat er üble Laune<, dachte ich. Und wisst Ihr, was ich dann tat? Ich sang. Ja, Ihr lacht! Der Meister aber hat nicht gelacht. Er fing an zu schimpfen. Ich sollte mit dem Geplärre aufhören. Für Liebeslieder sei ich noch viel zu jung. Achtzehn Jahre bin ich alt! Ich bat um Verzeihung, weil ich den Meister gestört hatte. >Ach was<, knurrte er. Und dann sagte er, man müsse seine Wünsche, Neigungen und Gefühle beherrschen. Er sprach wie ein Schulmeister. Und dann schickte er mich fort. Ich sollte mit den Kindern spielen oder Euch helfen. Ja, so war es heute.«

Frau Elisabeth seufzt.

»Du darfst es dem Meister nicht übel nehmen, Matthias. Er hat zuviel gearbeitet in der letzten Zeit. Jetzt wollen wir essen.«

»Und der Meister?«

»Der wird später essen.«

Sie essen schweigend. Warum kommt der Meister nicht? Sonst hat er doch immer den Kindern eine gute Nacht gewünscht.

Lange noch sitzt Frau Elisabeth wach. Auch sie hört das Glöckchen von der Apollonienkapelle. Sie denkt an ihre verstorbenen Eltern und an den ersten Ehemann, den Baseler Lohgerber Ulrich Schmidt, der an der Pest starb. Auch er war ein fleißiger Werkmann, aber seine Mahlzeiten und seine Nachtruhe hielt er immer ein. Frau Elisabeth geht die knarrenden Stufen hinauf in ihre Schlafstube und legt sich ins Bett. Doch sie kann nicht einschlafen. Stunde um Stunde wartet sie, dann steht sie wieder auf. Sie zündet eine Kerze an und ordnet vor dem Spiegel sorgfältig ihre Haare in zwei dicke Zöpfe. Sie hat sehr schönes, dichtes nussbraunes Haar. Ihr erster Mann ließ es oft spielend durch seine Finger gleiten und flüsterte: »Keine andere Frau hat so schönes Haar wie du ...«. Und Holbein? Auch er hat immer wohlgefällig auf die dicken, schimmernden Flechten gesehen. Tagsüber trägt sie die Haare stolzen Hauptes zu einem Kranz geordnet. Jetzt hängen ihr die Zöpfe schwer über das weiße Nachtgewand. Sie gleicht noch einem jungen Mädchen. >Ich will zu meinem Mann!<

Vorsichtig tastet Elisabeth sich die Treppe hinunter. Die Stufen knarren. Leise öffnet sie die Tür zur Werkstatt. Holbein sieht sich nicht um. Mit leisen Schritten tritt sie hinter ihn und streicht ihm liebkosend mit der Hand über den Nacken. Er wendet den Kopf ab und rückt seinen Stuhl weg.

»Hans, was hast du?«

Holbein antwortet nicht. Elisabeth wagt es noch einmal, ihm über den Kopf zu streichen. Er knurrt wie ein Hund. Elisabeth geht hinaus und bringt Licht.

»Lösch die Kerze aus, sie stört«, sagt Holbein. »Und du störst auch, Elisabeth.«

»Ich störe? Verzeih, ich wollte dich nicht stören«, sagt sie mit ruhiger, leiser Stimme und setzt sich neben ihn. »Es ist schon spät. Bitte, geh endlich zur Ruhe! Du hast heute schwer gearbeitet. Sogar beim Essen hast du nur an dein Bild gedacht. Und den Kindern hast du nicht gute Nacht gesagt, nicht einmal dem Annele. Es hat geweint. Du hast ihm nichts gezeichnet. Dabei weißt du doch, wie gern das Kind deine Pferde und Hunde nachzeichnet! Soll sich immer nur der Matthias mit dem Annele beschäftigen?«

»Nein, denn der faule Strick soll mir beim Malen helfen und nicht bei dir Kindermädchen spielen.«

»Ach, Hans, was sagst du da ...«

Holbein schweigt und denkt an das dreijährige Kind, das auf die besondere Liebe und Fürsorge der Eltern angewiesen ist, denn es hat seit Geburt gelähmte Beine. Dabei ist es ein kluges und lebhaftes, ja wildes Kind. Es weiß schon, wie schmerzlich es ist, an einen Tragstuhl gefesselt zu sein, während der fünfjährige Bruder Philipp oder gar der zwölfjährige Hermann, Frau Elisabeths Sohn aus erster Ehe, ausgelassen durch das Haus und den Garten tollen. Wie gerne möchte das Kind dabei sein, aber Hermann weiß mit der Kleinen nichts anzufangen, er scheut sich vor ihrem Gebrechen. Philipp ist noch zu klein, um Rücksicht zu nehmen. So beschäftigt sich vor allem der Geselle mit dem Mädchen. Auch Holbein ist dem Kind zugetan, er singt ihm raue Landsknechtslieder vor und zeichnet oft Tiere auf ein Täfelchen. Dann klatscht das Annele vor Begeisterung in die Hände, und Holbein freut sich in solchen Augenblicken, dass er ein Maler ist und seinem Kind diese Freude machen kann.

Heute aber wischt er den Gedanken an das kranke Kind fort.

»Ich habe es dir schon einmal gesagt: du störst ... alle stören mich. Lass mich in Ruhe!«

Die Kerze in Frau Elisabeths Hand flackert. Von irgendwoher kommt ein Luftzug, und sie sitzen im Dunkeln. Holbein hofft, dass seine Frau sich zurückzieht, aber sie bleibt. Er ärgert sich über ihre sanfte Hartnäckigkeit. Sie wird jetzt neben ihm sitzen bleiben und schweigen und warten. Worauf nur?

Nein, sie schweigt nicht.

»Deine Stimme klingt heiser, Hans. Soll ich dir etwas zu trinken holen? Meine Verwandten haben Wein mitgebracht. Sie haben ihn im Überfluss. Im vorigen Jahr hatten sie eine reichliche Ernte.«

»Ich habe noch Wein in der Kanne. Du brauchst dich nicht zu bemühen.«

»So trinke ihn aus und komm schlafen.«

»Hör auf, mich als unvernünftigen Jüngling zu behandeln! Du hast kein Recht dazu, obgleich du sieben Jahre älter bist als ich.«

Frau Elisabeth springt auf. Dies ist der schwerste und ungerechteste Vorwurf, den ihr Mann ihr jemals gemacht hat. Sie hat einen solchen Vorwurf seit Langem befürchtet. Vielleicht schon seit dem ersten Tag ihrer Ehe. Als der soeben erst in die Baseler Malerzunft aufgenommene junge Meister - er war gerade 21 Jahre alt - um die Hand der jungen Witwe des Lohgerbers anhielt, waren zwar viele erfreut, aber es gab auch Bedenken. So sagte Elisabeths alter Onkel Nikolaus, ein biederer, fleißiger Schuhmachermeister:

»Bedenke, Elisabeth, du bist sieben Jahre älter! Sieben Jahre sind eine lange Zeit! Sie werden nicht an dir stehen bleiben. Im Gegenteil! Für dich werden die Jahre nunmehr schneller vergehen als für den jungen Maler. Er glaubt und weiß sich am Anfang eines erfolg- und ruhmreichen Weges. Und die anderen glauben und wissen es auch. Seine Kräfte werden sich langsam entfalten, man weiß noch nicht, zu welcher Blüte. Du aber bist bereits auf einem Gipfel angekommen, auf einem bescheidenen zwar, aber so ziemt es nun einmal der Frau. Bedenke das, Elisabeth!«

»Habt Dank für Eure Rede, Oheim! Aber ich liebe ihn doch!« Dennoch zögerte sie mit dem Jawort. Gewiss, diese Heirat bedeutete Sicherheit und Geborgenheit. Wer wollte es einer so jungen Witwe verdenken, wenn sie ihr freud- und schutzloses Dasein alsbald wieder verbesserte. Aber würde das Leben mit einem Maler nicht schwieriger sein als das Leben mit einem biederen Lohgerber? Noch dazu mit einem so jungen und ehrgeizigen Mann, sieben Jahre jünger als sie? Was versprach er sich von ihr? Er ließ mit seiner Werbung nicht locker. Er bestürmte ihre Eltern. Er sprach mit ihrem Onkel Nikolaus. Er suchte sogar ihren Beichtvater auf. Niemals wollte er an die Jahre, die zwischen ihnen lagen, rühren! Frau Elisabeth sagte ja. Elisabeth war die erste Frau in Holbeins Leben gewesen, die er nicht nur liebte, sondern zu der er auch Zutrauen fasste. Er liebte ihr Güte und Mütterlichkeit. Geduldig ging sie auf alle seine Wünsche ein. Holbeins Mutter war früh gestorben, so hatte er Mütterlichkeit kaum kennengelernt. Nur eine Magd hatte sich um ihn gekümmert. Nun bezauberte ihn Frau Elisabeths Mütterlichkeit, und er wollte sie als sein Eigentum. Elisabeths Sohn Hermann störte ihn nicht. Als dann sein eigener Sohn Philipp geboren war, wurde er eifersüchtig, weil er nun Elisabeth und ihre Mütterlichkeit mit diesem neuen Menschen teilen musste. Als gar das Annele auf die Welt kam, glaubte er, vollends zu kurz zu kommen. Oft beschwerte er sich darüber, dass seine Frau keine Zeit mehr für ihn habe. Allmählich erst gewöhnte er sich daran, dass ihrer beider Lebensbereiche nun getrennt waren. Er arbeitete und malte und verdiente das Geld. Sie sorgte für das Haus und die Kinder. Sie verstand sich so gut darauf, dass er sich um nichts zu kümmern brauchte. Manchmal lebte er wieder wie ein Junggeselle. Er aß gern allein, und es kam vor, dass er aus dem Haus ging, ohne seiner Frau eine Nachricht zu hinterlassen. Warum wurde sie nur immer gleich so unruhig? Sie hatte doch die Kinder und genügend Arbeit ...

Frau Elisabeth fühlt sich plötzlich müde und alt. Nun ja, dreiunddreißig Jahre gehen nicht spurlos vorüber. Sie beißt sich auf die Lippen und spielt mit ihren Haarflechten. Kälte durchzieht ihren Körper, und sie merkt, dass sie auf bloßen Füßen steht. Sie sehnt sich nach dem Ehebett, in dem man so vieles vergessen kann ...

Noch einmal geht sie hinaus, um die Kerze wieder anzuzünden. »Hast du Sorgen, Hans?«

»Ja, ich habe Sorgen. Aber was weißt du davon ... Du meinst, wenn ich schlafen käme, sei alles wieder gut ...«

»Aber was willst du denn sonst tun?«

»Hinaus will ich. Hier ersticke ich!«

»Warte, ich will dir deine dicke Jacke holen. Es ist kalt draußen.«

Da springt Holbein auf:

»Lass mich mit deiner vermaledeiten Jacke in Ruhe! Es ist zum Davonlaufen! Heute früh hast du mich schon damit geärgert. Kein Wunder, wenn man nicht mehr schafft ... wenn die Bilder zurückgewiesen werden. Den ganzen Tag wird man gestört. Ich gehe ohne Jacke.« Schwer fällt die Haustür ins Schloss. Vom Münsterturm schlägt die Uhr, es ist Mitternacht. Frau Elisabeth geht wieder in ihre Schlafstube. Zum Glück sind die Kinder vom lauten Türenschlag nicht aufgewacht, sie schlafen ruhig. Aber Frau Elisabeth kann keine Ruhe finden, sie weint. Was ist mit ihrem Mann geschehen? Weshalb teilt er seine Sorgen nicht mehr mit ihr? Warum geht er allein in die Nacht hinaus und lässt sie allein?

Meister Jakob aus Straßburg

Auf Basels Straßen ist es finster und still, nur der Brunnen an der Straßenecke rauscht melodisch. Am Tage holen hier die Frauen das Wasser für ihren häuslichen Bedarf. Jetzt darf der Brunnen sein Wasser an die Nacht verschwenden. Holbein setzt sich auf den Rand des großen Beckens und lässt die Rechte ins Wasser gleiten. Wie ein fremdes Wesen bewegt sie sich im Spiegel des Mondlichts, sein Rockärmel wird nass. Holbein entblößt beide Arme und steckt sie bis zu den Ellenbogen ins Wasser, kühl zieht es bis zu den Schultern hinauf. Er formt seine Hände wie eine Schale, füllt sie mit Wasser und birgt sein Gesicht darin.

Er weiß jetzt, wohin er gehen wird: zu Meister Jakob, dem Orgelschläger aus Straßburg, der jetzt am Großmünster zu Basel dient. Er ist Holbeins einziger Freund in der Stadt. Es ist Holbein schon immer schwergefallen, einen Freund zu finden. In Augsburg schloss er sich nur an Andreas Huber an, einen feinen, zarten und immer fröhlichen Burschen, der um Gotteslohn beim Vater das Malen lernte. Leider verlor er ihn bald aus den Augen. Weder in Como noch in Konstanz gewann er einen Freund. In Luzern wusste er den Schultheißen als väterlichen Freund zu schätzen. Und hier in Basel stieß er auf Meister Jakob. Sie lernten sich kennen, als Holbein die Arbeit an den Orgelflügeln des Großmünsters beginnen wollte. Ja, das war ein ehrenvoller Auftrag! Holbein setzte sich vor die Münsterorgel und dachte nach. Auf welche Art sollten die Engel und Heiligen, die man ihm vorschrieb, diesen Raum beleben? Sollten sie Ehrfurcht gebietend, überirdisch, fern aller Sorgen und Nöte erscheinen? Oder verspielt wie die italienischen Engelkinder, froh und heiter? Als er so dasaß, kam der Organist langsam die Treppen herauf. Ihm folgte der Kalkant, der Blasebalgtreter. Der Organist mochte nicht ganz fünfzig Jahre zählen. Gekleidet war er in ein schlichtes Werktagsgewand, wie es auch Holbein bei der Arbeit trug. Er hatte einen rundgeschnittenen blonden Bart, und auch seine Haare waren rundgeschnitten wie eine Kappe aus geflochtenem Stroh. Holbein gefiel der Mann auf den ersten Blick. Der Organist kam auf den Maler zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:

»Ich weiß, wie Ihr heißt, nämlich Meister Hans Holbein, der Maler aus Augsburg. Und ich nehme an, dass auch Ihr wisst, wie ich heiße, nämlich Meister Jakob, der Orgelschläger aus Straßburg. Über unsere Person brauchen wir uns also nichts mehr zu sagen. Wir können uns wichtigere Fragen stellen. Mit dem Namen allein ist es nicht getan. Ich weiß noch nicht, wer Ihr seid und wie Ihr seid ... Wichtigere Dinge müssen wir zur Sprache bringen: ich meine inneren Melodien, Ihr Eure inneren Bilder ... Ich habe gehört, dass Ihr diese Orgelflügel bemalen sollt. Helfen wir uns gegenseitig! Vielleicht werden Eure Bilder schneller das Tageslicht erblicken, wenn ich sie mit meinen Tönen locke. Vielleicht werden meine Finger leichter über die Tasten laufen, wenn ich Eure Bilder betrachte. Also dann! Kalkant, ich brauche Luft, viel Luft ...«

Der Kalkant sprang auf die großen Tretbretter für die Blasebälge und schnaufte dabei so laut wie das Orgelwerk, in das nun die Luft einströmte. Meister Jakob setzte sich auf die harte Orgelbank und rückte hin und her, um den besten Platz zu finden. Auch Holbein machte das so, wenn er sich an die Staffelei setzte und den Pinsel noch nicht in der Hand hielt. Nun legte Meister Jakob die Hände auf die Tasten und begann eine kraftvolle einstimmige Melodie. Es war eine von den Leisen, den Prozessions- und Wallfahrerbittgesängen, die in deutscher Sprache gesungen werden durften. Der Orgelschläger sang mit seiner schönen, volltönenden Stimme:

Nun bitten wir den Heiligen Geist
um den rechten Glauben allermeist,
dass er uns behüte an unserem Ende,
wann wir heimfahren aus diesem Elende.
Kyrieleis.

Holbein liebte weder Prozessionen noch Wallfahrten, noch die Gesänge, die bei solchen Gelegenheiten erklangen, doch spürte er, mit welcher Freude und welch tiefem Ernst Meister Jakob dieses Lied sang und spielte. Und wie spielte! Er verzierte die Melodie mit Nebenlinien und Ornamenten, schlug hier einen Triller an, veränderte dort den Rhythmus. Bald hielt er einen Ton besonders lange aus, bald ließ er die Töne in hüpfender Reihe eilig aufeinanderfolgen. Jetzt war es nicht mehr nur eine einzige Melodie. Sie hatte sich in zwei über- und gegeneinander gelagerte Melodien gespalten. Holbein, der sonst nur die kleinen frechen Gesänge der Franzosen und Italiener liebte, gesellige Lieder mit Lautenbegleitung, freute sich über das Spiel. Er schloss die Augen und sah alsbald die bemalten Orgelflügel vor sich: So und nicht anders mussten sie aussehen! Und so malte er sie dann auch.

Damals begann seine Freundschaft mit Meister Jakob, und es wurde eine gute Freundschaft. Er bat Meister Jakob zum Taufpaten für seine soeben geborene Tochter Anna.

»Ich weiß nicht, ob ich ein guter Taufpate für Euch sein werde«, sagte Meister Jakob. »Auf meinen Taufpfennig werdet Ihr es wohl nicht abgesehen haben. Ich bin kein reicher Mann. Lasst mich ehrlich gegen Euch sein! Ich sehe wohl, dass Ihr ein kühler Mann seid, Meister Holbein. Ich könnte in Eurer Nähe frieren.«

»Tut mir die Liebe, Meister Jakob, und kommt in meine Familie! Ihr spendet Wärme.«

Diesen Satz hatte Holbein schon einmal gesagt. Es war bei seiner Brautwerbung gewesen. Hatte die Wärme nur so kurze Zeit angehalten? Fror er schon wieder?

Meister Jakob wurde Anneles Taufpate. In regelmäßigen, wenn auch langen Abständen besuchte er das Haus des Malers. Ihre Lebensgewohnheiten waren sehr verschieden. Meister Jakob war ein Nachtschwärmer. Nachts flössen ihm die Töne am besten aus den Fingern. Holbein dagegen war ein Frühaufsteher. Sein Werk war wirklich ein Tagewerk. Sie begegneten einander gewöhnlich am Abend, wenn Holbein in der Werkstatt die Arbeit beendete und Meister Jakob ins Großmünster ging. Meist sprachen sie miteinander in der aufgeräumten und gesäuberten Werkstatt, sie tranken ein Glas Wein, und bald drängte es Meister Jakob zu seiner geliebten Orgel. Holbein ging zur Ruhe. Niemals begleitete er den Freund zum nächtlichen Musizieren. Nur ein einziges Mal hatte Meister Jakob dem Maler bei der Arbeit zugeschaut. Holbein war gerade dabei, den Kopf Meyers zum Hasen zu malen. Meister Jakob bewunderte die Ähnlichkeit, stellte viele Fragen und versank dann in tiefes Schweigen.

»Ihr seid bedrückt, Meister Jakob? Wartet Ihr darauf, dass ich auch Euch einmal male? Ich kann Euch nicht malen. In Eurem Wesen ist etwas, was ich nicht darstellen kann. Vielleicht ist es Eure Wärme, Eure Leidenschaftlichkeit. Gewiss, ich könnte Eure Gesichtszüge malen, so wie die von Herrn Meyer zum Hasen. Jeder würde sehen, dass Ihr es seid. Aber Euer Bildnis wäre kühl, wenn ich es durch meine Augen sähe, und das darf nicht sein! Euch will ich nicht kühl sehen, Euch nicht ... Darum kann ich Euch nicht malen.«

Meister Jakob schüttelte den Kopf und lachte.

»Dass Ihr Euch so viele Gedanken um mich macht ... Dabei will ich mich gar nicht malen lassen, Meister Hans! Ich habe es noch nie gewollt. Mein Leben soll wie die Musik sein. Ein Ton ist nur da, indem er vergeht. Er kann und darf nicht bleiben, sonst gäbe es keine Musik. Auch ich kann und darf nicht bleiben, auch ich nicht ... Darum soll es von mir kein Bild geben.«

Lange Zeit musste Holbein über diesen Satz nachdenken. Immer, wenn er den Kopf Meyers zum Hasen ansah, kam ihm Meister Jakob in den Sinn. Meyer zum Hasen würde also bleiben, vorbildlich Schutz suchend unter dem Mantel der Madonna. Meister Jakob wollte nicht bleiben, er wollte sein wie die Musik? Holbein verstand nicht viel von Musik. Er war ein schlechter Sänger und hatte in seiner Jugend nicht gelernt, die Laute zu schlagen und Liedchen zu trällern. Pinsel und Zeichenstift ließen ihm keine Zeit dazu. Er war auch kein guter Tänzer und fand das graziöse Einherschreiten ebenso albern wie das ungestüme Herumspringen. Die Musik, die dabei erklang, beeindruckte ihn nicht. Aber Meister Jakobs Orgelmusik war ganz anders. Unter ihren Klängen begann auch Holbeins kühler und ernsthafter Sinn ausgelassen zu tanzen. Und in dieser Nacht sehnt er sich nach einem solchen Tanz. Daher will er jetzt zu Meister Jakob gehen.

In der Ferne ertönt ein dünnes Glöckchen. Eine rote Laterne leuchtet am Ende der Gasse auf. Der Schein schwebt direkt über der Erde und wächst zusehends. Das Glöckchen bimmelt heran. Ein Priester kommt mit dem Sakrament, vor ihm der Mesner. Gemessenen Schrittes ziehen sie an Holbein vorüber, ohne seiner zu achten. Priester und Mesner haben ein ernstes Ziel, ein Mensch liegt im Sterben. Der Tod ist der Dritte in ihrem Bund. Das Glöckchen wird leiser, der Laternenschein verschwindet, Priester, Tod und Mesner sind um die Ecke gezogen. Auch Holbein geht weiter. Am Himmel türmen sich Wolken auf und verdecken die Sterne. Über den Rhein kommt kühler Wind. Die Fenster in den Häusern gleichen dunklen Löchern. Alle Haustürlaternen sind verlöscht. Nur vor dem Standbild des heiligen Rochus, des Patrons gegen die Pest, flackert ein Öllämpchen. Und nun erhebt sich vor Holbein drohend und alles überragend die Fassade des Großmünsters in den bewölkten Himmel. Holbeins Blick gleitet tastend an ihr hoch. Aus der Stille wehen zarte Klänge. Langsam schwebt einer nach dem anderen auf ihn zu. Holbein hat auf diese Töne gehofft. Meister Jakob ist in der Kirche! Holbein sieht den Freund vor den aufgeschlagenen Orgelflügeln sitzen und spielen. Wird alles so sein wie damals, als er Meister Jakob kennenlernte? Er muss wissen, was er tun soll, wie er malen, wie er sich entscheiden soll!