Für meine Familien, alle
Copyright © 2014 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien
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Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien
Umschlagabbildung:
© Jessica Neuwerth Photography/Getty Images
ISBN 978-3-7117-2018-4
eISBN 978-3-7117-5216-1
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www.picus.at
Judith W. Taschler, 1970 in Linz geboren, im Mühlviertel aufgewachsen. Studium der Germanistik und Geschichte. Sie lebt mit ihrer Familie in Innsbruck, arbeitete als Lehrerin und ist freie Schriftstellerin. Im Picus Verlag erschienen ihr Roman »Sommer wie Winter«, 2013 der Bestseller »Die Deutschlehrerin«, zuletzt der Erzählband »Apanies Perlen«. www.jwtaschler.at
Roman
Aber was hätte das für einen Wert? Am Ende
wird alles ganz einfach, alles, was war und
was hätte sein können.
SÁNDOR MÁRAI, Die Glut
Autorenporträt
NOVEMBER 2012: KATHARINA DER UNGEBETENE GAST
NOVEMBER 2012: KATHARINA EINSAMKEIT
NOVEMBER 2012: JULIUS DEM TOD ENTGANGEN
NOVEMBER 2012: FAMILIE BERGMÜLLER
NOVEMBER 2012: KATHARINA UND JULIUS EIN NEUANFANG?
NOVEMBER 2012: KATHARINA EIN NEUER ARBEITSAUFTRAG
THOMAS’ GESCHICHTE
NOVEMBER 1972: ARTHUR DER STREIT DER GROSSMÜTTER
21. DEZEMBER 2012: KATHARINA WELTUNTERGANGSPARTY
THOMAS’ GESCHICHTE
JÄNNER 1995: KATHARINA UND JULIUS EIN FOLGENSCHWERER SATZ
FEBRUAR UND MÄRZ 1995: KATHARINA HUT AB, MEIN SOHN, SCHÖNES MÄDCHEN!
THOMAS’ GESCHICHTE
1973–1987: KATHARINA EIN VATER NAMENS VINCENT
1978: JULIUS DIE BERGMÜHLE
1995–2001: KATHARINA FAMILIENLEBEN
THOMAS’ GESCHICHTE
2001–2005: KATHARINA NOCH EIN KIND
1978–1981: ARTHUR DER EINSAME WOLF
THOMAS’ GESCHICHTE
1997–2001: JULIUS MRS. ROBINSON
THOMAS’ GESCHICHTE
2001–2006: JULIUS DIE ERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DES SEINS
THOMAS’ GESCHICHTE
21. DEZEMBER 2012: PHILIPP HUMBERT HUMBERT UND WILBUR LARCH
THOMAS’ GESCHICHTE
THOMAS’ GESCHICHTE
DEZEMBER 2012: KATHARINA UND JULIUS KATHARINA WILL THOMAS KENNENLERNEN
THOMAS’ GESCHICHTE
JÄNNER 2013: PHILIPP KATHARINA FÜHLT SICH SCHULDIG
JÄNNER 2013: PHILIPP THOMAS BERGMÜLLER
FEBRUAR 2013: ARTHUR EIN TOTGEGLAUBTER BRUDER
21. DEZEMBER 2012: JULIUS MIT DIR WILL ICH ALT WERDEN
FRÜHLING UND SOMMER 1945: SUSANNA DU MACHST KEINEN MUCKS!
Katharina saß mit ihren vier Kindern beim Abendessen, als der Gast zur Tür hereinkam.
Er hatte weder geklopft noch geläutet, er war einfach eingetreten, die Haustür stand ja stets offen, wurde nur in der Nacht abgesperrt. Er schloss leise die Küchentür und näherte sich langsam dem großen Esstisch. Katharina wusste sofort, wer er war und was er von ihr verlangen würde. Behäbig wirkte er und gleichzeitig autoritär, ein Mann, der gewohnt war, dass man sich ihm nicht widersetzte. Umständlich nahm er neben ihr Platz, ohne jemanden zu begrüßen. Katharina bedeutete ihm mit ihren Augen, er möge doch warten, bis die vier aufgestanden und in ihr Zimmer gegangen wären. Er ignorierte das und fing ohne Umschweife zu sprechen an, dabei sah er jedem Kind unverhohlen neugierig ins Gesicht.
Er erinnerte Katharina daran, dass Krieg war und die Eindringlinge mordend durch das Land zogen, ganze Familien grausam ausrottend. Vor den Augen der Eltern wurde jedes einzelne Kind gefoltert, bevor man ihm schließlich den erlösenden Tod gewährte. Zum Schluss wurden auch die Eltern getötet, indem man jedes Fenster, jede Tür von außen mit Brettern zunagelte und das Haus schließlich anzündete. Bald schon, sehr bald würden die Soldaten auch in dieses Dorf kommen und ein Gemetzel in jeder Familie anrichten.
Allein er könnte ihr helfen zu verhindern, dass ihre Kinder und sie selbst gefoltert und ermordet wurden. Er hatte gute Verbindungen zu den Soldaten und mit ihnen eine Verordnung ausgearbeitet: Jede Familie dürfe ein Kind opfern, dann würde der Rest verschont werden.
Sie müsse ihm nur den Namen eines ihrer Kinder nennen, dieses Kind würde er zu den Soldaten bringen und es würde schnell und schmerzlos sterben. Dafür aber werde keinem anderen auch nur ein Haar gekrümmt, kein Soldat werde seinen Fuß in das Haus setzen, das garantiere er mit seinem Namen. Katharina starrte ihn an. Nach den Erzählungen, die sie gehört hatte, hatte sie ihn sich anders vorgestellt, irgendwie größer, weißhaariger, strahlender. Schließlich zwang sie sich, den Blick abzuwenden, sie schaute in der vertrauten Küche herum, bevor sie sich ihm wieder zuwandte.
Der Mann lächelte sie gütig an und sagte: »Nennen Sie mir nur einen Namen und alles wird gut. Nur einen Namen und Sie können die anderen retten. Denken Sie an die gefolterten und getöteten Familien und Sie wissen, dass mein Angebot gnädig ist.«
Sie wusste, dass er wusste, was sie sagen würde und sagte es trotzdem: »Ich gehe mit Ihnen.«
»Das geht leider nicht, es muss eines Ihrer Kinder sein«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen, unentwegt lächelnd, »so lautet einfach das Gesetz.«
Die Kinder rührten sich nicht und starrten abwechselnd auf den Mann und auf ihre Mutter, dabei sagten sie kein Wort, Katharinas Gedanken überschlugen sich.
Ja, es war Krieg. Jeden Tag war Krieg.
Nur einen Namen sollte sie nennen und damit die anderen retten. Aber welchen Namen sollte sie aussprechen? Welches Kind verraten und dem Tod preisgeben? Denn es war Verrat, das stand fest, das Kind, das sie dem Mann mitgeben würde, war das, das sie am wenigsten liebte, so würden zumindest alle denken.
Sie wusste es, die Kinder wussten es, der Gast wusste es. Sie zermarterte sich ihr Gehirn, was sie tun sollte. Sollte sie einfach aufstehen und den mächtigen Mann hinauswerfen? Sie sah ihm an, dass er das nicht gewohnt war. Mit großer Genugtuung würde sie ihm »Du kannst mich mal mit deiner Gnade!« an den Kopf schmeißen.
Aber dann würde man ihren Kindern bei lebendigem Leib die Haut abziehen oder sie in siedend heißes Wasser werfen oder sie vierteilen. Sie stellte sich all diese schrecklichen Dinge bildhaft vor, sah beim Ankündigen der jeweiligen Foltermethode das verzweifelte Entsetzen in den Augen ihrer Kinder und hörte sie dann schreien, schreien, schreien. Einen Namen! Sie musste einen Namen sagen.
Ihre zwei Großen flehte sie mit den Augen an, einer von ihnen möge doch ihre Verzweiflung spüren und sich für die Familie opfern. Einer von beiden sollte mit ruhiger Stimme sagen: »Ich geh freiwillig, Mama.« Es hätte zu ihnen gepasst, sie waren doch immer die verständigen Großen, wenn es um die Kleinen ging. Doch sie taten es nicht, wie die zwei Jüngeren hingen sie mit weit aufgerissenen Augen an ihren Lippen: Welchen Namen würde sie sagen?
Einen Namen! Sie musste endlich einen Namen sagen! Welches von den Kindern würde ihr den Verrat verzeihen können, dachte sie, welches Kind könnte gehen und ihr dabei einen Blick zuwerfen, der sagte: Ich bin dir nicht böse. Gleichzeitig wusste sie, kein Kind würde das können. Sie würde ihn einfach schnell flüstern, den Namen, dann die Hände vor das Gesicht schlagen, um nicht zusehen zu müssen, wie das Kind abgeführt wurde. Unmöglich konnte sie ihm in die Augen schauen.
Die Geduld des Gastes war erschöpft, er befahl Katharina mit lauter Stimme: »Sie sagen mir sofort einen Namen!« Sie hatte einen auf der Zunge, konnte ihn aber nicht aussprechen. Verzweifelt blickte sie in die Runde, streifte dabei Julius’ leeren Stuhl und plötzlich durchzuckte es sie voller Zorn: Warum musste sie diese Entscheidung alleine treffen? Warum war ihr Mann nicht da und half ihr? Warum war er eigentlich nie bei seiner Familie?
In dem Moment hauchte sie – innerlich auf Julius wütend – einen Namen, wusste selbst nicht, welcher es war, doch der Gast schien es mit unbeirrbarer Sicherheit zu wissen, er stand auf und streckte seine Hand aus, wem streckte er sie entgegen?
Nachdem der ungebetene Besucher das fünfte Mal an Katharinas Tisch gesessen war, stand sie abrupt während des Essens auf, nahm ihr Handy und verschwand damit im Schlafzimmer. Die Kinder sahen ihr perplex nach. Sie rief ihre Freundin Doris an und fragte sie, ob sie Lust hätte, spontan mit ihr nach Linz zu fahren, ins Kino zu gehen und eventuell anschließend noch irgendwo etwas zu trinken. Doris bedauerte, sie war verkühlt, auch Sabine konnte nicht, die kleine Tochter war krank. Katharina warf sich stöhnend auf das Bett.
Sie überlegte, ob sie sich an den Computer setzen sollte, um an der Biografie von Frau Hausmann weiterzuarbeiten oder ob sie alleine fahren sollte. Sie entschied sich, alleine zu fahren. Sie zog ihre Jeans aus, schlüpfte in eine helle Hose, zog ein elegantes schwarzes Oberteil an und hohe Schuhe. Im Badezimmer rollte die sechsjährige Luisa mit den Augen, als sie sich auffälliger als sonst schminkte und die Haare hochsteckte.
Im dunklen, zugigen Kinosaal fröstelte sie die ganze Zeit. Rings um sie herum saßen nur Pärchen oder befreundete Leute und sie fühlte sich so einsam wie noch nie. Ein älteres Paar, sie schätzte die beiden auf an die siebzig, saß ein paar Stühle weiter, der Mann hatte den Arm um die Schulter der Frau gelegt. Katharina konnte die Augen nicht von den beiden lassen, immer schon hatten sie alte, verliebte Menschen mehr beeindruckt als junge Pärchen, die giggelnd Hand in Hand gingen. Sie wünschte sich, Julius säße neben ihr.
Früher, als die Kinder noch kleiner gewesen waren, war sie oft alleine in die Stadt gefahren und ins Kino gegangen, es war wie eine Art Flucht vor dem eigenen Leben gewesen, nie hatte sie sich dabei einsam gefühlt, im Gegenteil, sie hatte es genossen: Man taucht in eine fremde Geschichte ein, betäubt sich mit ihr und vergisst zumindest für zwei Stunden die eigene. Sie war jahrelang lieber alleine ins Kino gegangen als in den Familienurlaub zu fahren, keinem hatte sie je davon erzählt. Sie war überzeugt davon, sie hätte von ihren Bekannten nur Unverständnis geerntet. Zu jedem Kindergarten- oder Schulbeginn wurden die Wochen am Meer, in einer fremden Stadt oder in einer exotischen Landschaft enthusiastisch als so erholsam, entzückend, bezaubernd beschrieben, und lange Zeit fragte sie sich, ob den Leuten der Urlaub wirklich so gut gefallen hatte oder ob es nur das übliche Spiel war, nämlich die subtile Demonstration, wer hier der Interessantere, der Aufgeschlossenere war und vor allem, wer sich mehr leisten konnte. Sie war lieber im dunklen Kino gesessen: Mit den großen Bildern vor sich auf der Leinwand war der Alltag weit weg. Um halb sechs Uhr früh mit einem oder sogar zwei Kleinkindern an der Hand im Hotelgang herumtapsend, ständig mit dem Zeigefinger an den Lippen und »sch-scht« flüsternd, da wog der Alltag doppelt so schwer.
An diesem Abend nahm die Einsamkeit von ihrem ganzen Körper Besitz. Unentwegt zitterte sie vor Kälte, sie hatte Bauchschmerzen, der Kopf dröhnte, die Beine waren schwer. In einer Bar saß sie auf einem hohen Barhocker, nippte an ihrem Cocktail und fühlte sich von den meisten Leuten beobachtet, der Barkeeper flirtete mit ihr und aus Dankbarkeit trank sie zu viel. Bei der Heimfahrt stierte sie vornübergebeugt und konzentriert aus der Windschutzscheibe. Ein Reh huschte über die Straße, sie konnte gerade noch rechtzeitig bremsen. Dann begann sie plötzlich heftig zu weinen und musste anhalten. Schluchzend und schlotternd umklammerte sie das Lenkrad und konnte sich kaum beruhigen.
Am nächsten Morgen fasste sie beim Aufwachen den Entschluss.
Nach dem Frühstück verließen die Kinder nacheinander das Haus. Katharina warf ein paar Sachen in einen kleinen Koffer und ging dann zu Arthur und Olga hinüber.
»Willst du Kaffee?«, fragte Olga mit ihrem starken Akzent, den die Kinder so lustig fanden und stets nachahmten.
Katharina bejahte. Arthur kam dazu, zu dritt saßen sie am Küchentisch und frühstückten.
»Ich wollte euch um was bitten«, sagte Katharina.
»Wir passen gern auf die Kinder auf«, sagte Olga.
»Na, wo drückt der Schuh?«, fragte Arthur freundlich.
Arthur, Katharinas Schwiegervater, war zweiundsiebzig, er hatte im selben Haus eine Wohnung mit eigenem Eingang. Vor einem halben Jahr hatte er sich die Hüfte gebrochen und seither wohnten abwechselnd Olga und Mascha, zwei Pflegerinnen aus der Slowakei, bei ihm und kümmerten sich um alles. Der Hauptgrund, warum Arthur eine Pflegerin haben wollte, war nicht so sehr seine eigene Eingeschränktheit gewesen, sondern die Tatsache, dass er Katharina bei den Kindern, im Haus und im Garten nicht mehr unterstützen konnte. Von Anfang an vereinbarte er mit beiden Pflegerinnen einen höheren Lohn als vorgesehen, dafür, dass sie nicht nur für ihn zuständig waren, sondern gelegentlich bei Katharina einspringen mussten.
Es waren Mutter und Tochter, nach zwei Wochen fuhr die eine nach Hause und die andere löste sie ab. Sie hätten unterschiedlicher nicht aussehen können: Die zweiundfünfzigjährige Olga hatte schwarze schulterlange Haare, die sie alle drei Wochen sorgfältig färbte, wasserblaue Augen und war auffallend blass, weshalb Luisa sofort herausplatzte: »Du siehst aus wie das alte Schneewittchen!«
»Luisa!«, entfuhr es Katharina daraufhin, doch Olga lachte nur herzlich.
Die zweiundzwanzigjährige Mascha war braun gebrannt und trug ihre weißblonden Haare raspelkurz. In ihrem Wesen jedoch waren sie einander ähnlich, beide waren temperamentvoll.
»Ich möchte zu Julius fahren«, sagte Katharina und erzählte von dem Entschluss, den sie gefasst hatte.
»Wird höchste Zeit!«, sagte Olga.
»Wir unterstützen euch auf alle Fälle«, sagte Arthur.
Arthur und Olga begleiteten sie zum Auto und umarmten sie.
»Was würde ich nur ohne euch machen?«, sagte Katharina, als sie einstieg.
Dann fuhr sie los.
Sie genoss die Fahrt auf der Autobahn und sang laut mit Cat Stevens mit: How can I tell you that I love you?
Sie überlegte sich genau, was sie zu ihrem Mann sagen würde, und flüsterte die Sätze vor sich hin.
Zur selben Zeit, vierhundertfünfzig Kilometer südlich von P., fuhr ebenfalls ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Autobahn dahin, und die beiden Menschen im Auto, eine Fahrerin und ein Beifahrer, hörten ebenfalls die CD von Cat Stevens und zufälligerweise genau den gleichen Song: How can I tell you that I love you. Die Frau, sie hieß Stephanie, summte mit, dem Mann, er hieß Julius, ging dies auf die Nerven.
Die beiden waren gerade auf dem Weg vom Ötztal, wo sie eine Skitour gemacht hatten, zurück nach Innsbruck. Die CD hatte er, Julius, von seiner Frau Katharina vor fast einem Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen, in Erinnerung an die Zeit ihres Kennenlernens in Wien, als sie die Musik von Cat Stevens tagtäglich hörten, während sie sich in seiner heruntergekommenen Studentenbude wieder und wieder liebten. Das Lustige daran war, dass Julius damals die gleiche Idee gehabt hatte und deshalb an jenem Heiligabend zwei CDs von Cat Stevens, beide schön verpackt, eine in schlichtes violettes Papier, die andere in goldenes Papier, auf dem sich zahlreiche Engel tummelten, unter dem Christbaum lagen. Sie überlegten, eine davon zurückzugeben, entschieden sich aber dafür, beide zu behalten, jeder sollte seine CD im Auto haben und so war es dann auch.
Während Katharina sie sehr oft gehört hatte, hatte Julius sie kaum jemals eingelegt, er hörte lieber Radio, und so war sie seit Langem verwaist im Handschuhfach gelegen, aus dem sie Stephanie vor einigen Wochen rausgefischt hatte.
»Leihst du sie mir?«, hatte sie gefragt, »ich hör so gern Cat Stevens im Auto.«
Und so war das Geschenk der Ehefrau in das Auto der Geliebten gewandert, ohne dass die Geliebte wusste, dass es ein Geschenk der Ehefrau gewesen war. Wenn er mit der einen Frau irgendwohin fuhr, war die andere immer mit dabei.
Bei der Rückfahrt vom Ötztal nach Innsbruck legte nun Stephanie die CD ein, weil sie dachte, es würde Julius beruhigen. Das schien aber nicht der Fall zu sein, er saß mit aschgrauem Gesicht neben ihr, versuchte sein Zittern zu unterdrücken und starrte angestrengt aus dem Seitenfenster. Vor drei Stunden war er knapp dem Tod entronnen.
Stephanie und er waren am frühen Morgen ins Ötztal gefahren und mit den Skiern über den steilen Nordhang auf den Granatenkogel gegangen. Beim Abfahren fuhr Julius als Erster los, Stephanie sollte wenige Minuten später nachkommen. Als er am Gipfelhang seine Schwünge zog und wegen des frischen Pulverschnees nicht nur innerlich, sondern lauthals jauchzte, passierte es: Eine Lawine löste sich und riss ihn mit, er wurde mit der donnernden Schneemasse über Felsen gespült und landete schließlich unsanft an die hundert Meter weiter unten.
Er musste kurz bewusstlos gewesen sein, als er aufwachte, lag er auf der Seite und eine schwere weiße Last war auf ihm, es war dunkel und er konnte sich nicht bewegen. Panik kroch in ihm hoch und er wusste, er würde ziemlich schnell ersticken. Es war der blanke Horror.
Ich sterbe, mein Gott, ich sterbe jetzt.
Vor seinem Gesicht erkannte er ein Atemloch, das ziemlich groß war, das spornte ihn an, Ruhe zu bewahren und mit den Händen alles zu versuchen, um seinen Kopf freizubekommen. Julius bewegte vorsichtig seine Hände nach vor und merkte, dass das Gewicht der Schneemasse nur auf den Beinen erdrückend war, nicht aber auf dem Oberkörper. Mit ganzer Kraft kämpfte er sich an die Schneeoberfläche und wie ein Tier schnaufend blinzelte er endlich in die Sonne. Seine Beine steckten fest, sie wurden von Stephanie freigelegt, während er wie ein kleines Kind weinte und weinte. Auch sie weinte.
Anschließend brauchten sie Stunden, bis sie wieder beim Auto waren, da Julius’ ganzer Körper schmerzte und er sich beim Skifahren schwertat. Eine Weile versuchte er, die Skier geschultert, mit den Skischuhen den Berg hinunterzustapfen, doch da ihm das Gehen noch mehr Mühen bereitete, schnallte er sich die Skier wieder an und fuhr mit wackligen Knien bergab. Stephanie wartete immer wieder geduldig auf ihn und redete ihm gut zu.
Endlich saßen sie im Auto und sie legte besagte CD von Cat Stevens ein. Julius starrte schweigend aus dem Fenster, er war gar nicht fähig zu sprechen, der Schock saß noch tief. Er nahm sich vor, nie wieder eine Skitour zu gehen. Stephanie und er würden sich eine andere Sportart suchen müssen.
In Innsbruck bat er sie, sie möge ihn zum Hotel bringen, damit er sich aus seinem Koffer Valium und Schlaftabletten holen konnte. Sie parkte und er stieg aus. Beim Aussteigen kläffte links von ihm ein Hund, er schaute hin und entdeckte Katharinas Auto, er hatte das Gefühl, als würde sein Herzschlag einen Moment aussetzen. (Vor Schreck hätte er beinahe in die Hose gepinkelt; dem Hund war er wahnsinnig dankbar.)
Oh mein Gott, Katharina ist hier! Ruhig bleiben und schnell reagieren.
Er beugte sich zu Stephanie hinunter und lächelte sie an.
»Ich warte hier«, sagte sie zu ihm, »oder fühlst du dich zu schwach? Soll ich die Tabletten aus dem Zimmer holen?«
»Nein, nein. Aber wenn ich es mir so recht überlege, würde ich heute gern alleine sein und einfach nur schlafen, ich muss morgen ohnehin sehr früh raus. Bist du mir sehr böse, wenn ich gleich hier im Hotel bleibe?«, fragte er.
»Bist du dir sicher, Liebling?«, fragte sie besorgt, »schaffst du es wirklich alleine?«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er lächelnd und küsste sie.
»Sehen wir uns am Montagabend?«, fragte sie.
»Ja, natürlich«, antwortete er, drehte sich um und ging auf die Eingangstür zu. Seine Beine fühlten sich an wie Blei. Stephanie fuhr weg.
(Sie sollte vor ihrer Wohnung ebenfalls einen Überraschungsgast vorfinden: Ihr Bruder Philipp war auf einem Ärztekongress in Innsbruck gewesen, schaute spontan bei seiner Schwester vorbei – was äußerst selten war – und übernachtete bei ihr. Am nächsten Tag wollte er in ein Wellnesshotel, um sich noch ein wenig zu entspannen, und fragte sie, ob sie nicht Lust hätte, mitzukommen, doch sie lehnte ab, sie musste einen Auftrag fertig machen. Sie empfahl ihm das Interalpen-Hotel Tyrol.)
In diesem Buch geht es um eine Familie. Die Familie ist so gewöhnlich wie ihr Name: Bergmüller. Gibt es einen gewöhnlicheren Namen? Außer Maier und Müller vermutlich nicht.
Da Familie Bergmüller aus vielen Personen besteht, ist es unerlässlich, alle vorzustellen. Vorneweg: Es ist eine tatsächlich ganz gewöhnliche Familie. Das werden Sie, lieber Leser, liebe Leserin, in der Geschichte bald merken, ob an der Tatsache, dass der älteste Sohn auf Facebook tausendvierundfünfzig Freunde hat, im wirklichen Leben aber nur einen, oder an der Tatsache, dass die mittlere Tochter von einem Tag auf den anderen aufhört, Fleisch zu essen. Oder daran, dass der vierzigjährige Vater in einem Teil des Landes, und zwar am Wochenende, der liebevolle Familienvater und im anderen Teil des Landes, von Montagmorgen bis Freitagmorgen, der aufregende Liebhaber ist. Oder daran, dass der zweiundsiebzigjährige Opa der perfekte Schwiegervater ist, der seine Schwiegertochter schätzt und unterstützt, wo es nur geht, und sich ihren Körper manchmal nackt vorstellte (als er noch jünger war), hingegen mit seinem Sohn kein einziges freundliches Wort spricht. Oder daran, dass die neununddreißigjährige Mutter sich oft im Spiegel betrachtet und sich daran erinnert, wie sie als junge Frau von einem außergewöhnlichen Leben träumte.
Sehen Sie? Familien dieser Art gibt es zu Hunderttausenden in ganz Europa, vermutlich in der ganzen Welt.
Die Hauptfigur ist eindeutig Katharina Bergmüller.
Sie ist Mutter von vier Kindern, von denen nur eines geplant war. Deswegen hatte sie lange Zeit Komplexe, denn in ihrem früheren Weltbild wurden nur asoziale Menschen ungewollt schwanger. Als die Kinder noch kleiner waren und sie mit ihnen in der Stadt unterwegs war, im Buggy ein schreiendes Baby, an der Hand ein trotziges Kleinkind, hinter ihr zwei schmollende größere Kinder, trafen sie die Blicke der Passanten wie Blitze und sie glaubte vor lauter Scham im Erdboden versinken zu müssen. Sie interpretierte die Blicke als abschätzig und schrieb ihnen folgende Gedanken zu: Können die nichts anderes als Kinder in die Welt zu setzen und dann Beihilfen zu kassieren?
Wenn sie mit ihren Kindern jetzt in der Stadt unterwegs ist, schmeicheln ihr die Blicke der Passanten, sie interpretiert sie als anerkennend und schreibt ihnen folgende Gedanken zu: Vier so nette Kinder! Das muss eine fleißige Frau sein! Wenn wir nur mehr solcher Frauen in unserer Gesellschaft hätten! So sieht eben jeder das, was er sehen will, und es hat sehr viel damit zu tun, wie es gerade im Inneren des jeweiligen aussieht.
Am Morgen steht sie um sechs Uhr auf, bereitet Frühstück und Jausenbrote zu, gibt sich fröhlich und munter, obwohl sie am liebsten noch eine Stunde geschlafen hätte. Nachdem sie die Kinder verabschiedet hat, legt sie für zehn Minuten die Füße auf den Tisch, was sie ihren Kindern nie erlauben würde, liest die Zeitung und trinkt in Ruhe ihren Kaffee, dabei überlegt sie, was sie zu Mittag kochen soll. Im Eiltempo räumt sie die Wohnung auf, um sich anschließend an ihren Computer zu setzen, neben sich das Aufnahmegerät. Als das jüngste Kind in den Kindergarten kam, das war vor drei Jahren, begann sie als selbständige Biografin zu arbeiten.
Sie besucht ältere Leute, die ihre Memoiren den Kindern und Enkeln hinterlassen wollen beziehungsweise deren Kinder und Enkel sich wünschen, mehr vom Leben ihres Vaters oder der Großmutter zu erfahren. In mehreren Sitzungen nimmt sie die Lebensgeschichte des alten Herrn oder der alten Dame mit einem Aufnahmegerät auf. Bei jedem alten Menschen, der ihr beim ersten Treffen etwas aufgeregt die selbst gemachten Kekse oder Kuchenstücke auf der altmodischen Tischdecke zuschiebt, fragt sie sich, was denn nun das Geheimnis in dessen Leben sei. Sie lauscht gerne der ruhigen Stimme des Erzählenden, die sehnsüchtig von vergangenen Zeiten spricht, offen und schonungslos eine Lebensbeichte ablegt. Im hohen Alter, angesichts des Todes, gibt es keine Geheimnisse mehr.
Zuhause hört sie das Aufgenommene ab und klopft es gleichzeitig Wort für Wort in ihren PC. Aus diesem Rohkonzept eine berührende Lebensgeschichte zu schreiben, ist für Katharina am aufwändigsten und herausforderndsten, und doch liebt sie diesen Teil ihrer Arbeit am meisten. Zum Schluss wird Layout und Coverbild ausgesucht und alles der Druckerei übergeben. Das fertige Buch schließlich der Familie zu überreichen, oftmals im Zuge einer Geburtstagsfeier, und die übermäßige Freude im Gesicht des alten Menschen zu sehen, erfüllt sie jedes Mal mit Stolz und Zufriedenheit.
Katharina liebt ihre Arbeit, und seitdem sie als Biografin arbeitet, ist sie ausgeglichener als davor. (Die Tatsache, dass ihre Kinder größer und deshalb viele Dinge einfacher sind, trägt natürlich dazu bei.)
Am Nachmittag sitzt sie neben der Jüngsten und hilft bei der Hausübung, kontrolliert die Aufgaben und Referate der mittleren Tochter, räumt auf, wäscht Wäsche, kauft ein, spielt Chauffeur für die Kinder und trinkt ab und zu mit einer Freundin oder einer Nachbarin Kaffee. An den Abenden liest sie, arbeitet an einer Biografie weiter, trinkt mit Arthur und Olga ein Glas Wein. Einen Abend in der Woche besucht sie einen Yogakurs und einen weiteren Abend in der Woche geht sie mit Freundinnen aus.
Auf das Wochenende freut sie sich jedes Mal, da am Wochenende ihr Mann nach Hause kommt, nach dem Wochenende ist sie jedes Mal erschöpft, weil an diesen zwei Tagen erstens alles an Elternschaft und Beziehung nachgeholt werden muss, und zweitens weil sie angespannt versucht, ihren Mann in den zwei Tagen davon zu überzeugen, was für eine gute Mutter, Hausfrau und vor allem Ehefrau sie ist. Montags verachtet sie sich dafür. Katharina weiß, dass sie attraktiv ist, ihre Eitelkeit ist ihr größtes Laster, ansonsten hat sie keines, sie ist eine durch und durch langweilige Frau: Sie liebt ihre Kinder, will es ihrem Mann recht machen, genießt es, ihr selbst verdientes Geld ohne Gewissensbisse auszugeben. Oft wünscht sie sich ein Geheimnis in ihrem Leben, eine verflossene Affäre, der sie immer noch nachtrauert, einen Verehrer, der ihr Liebesbriefe schreibt, eine verrückte Tat auf einer verrückten Reise mit einer verrückten Freundin, an die sie immer wieder denken muss. Da ist aber nichts.
Sie ist groß, hellblond und hat blaue Augen. Früher gaben ihr Schulkolleginnen zu verstehen, dass sie wie eine Mischung aus Kim Basinger und Michelle Pfeiffer aussehe, ältere Menschen wiederum sagten ihr, dass sie einige Jahrzehnte früher das perfekte BDM-Mädchen gewesen wäre. Als Teenager wäre sie gerne eine zierliche, gebräunte Schwarzhaarige gewesen, aus dem einfachen Grund, weil sie fand, dass Dunkelhaarige geheimnisvoller aussahen, sie selbst fand sich zu groß, zu gewöhnlich, ihr Gesicht stets wie ein verdammtes offenes Buch.
Ihre besten Freundinnen im Dorf heißen Doris und Sabine. Ihre Schuhgröße ist neununddreißig, ihr Hobby ist Lesen. Im Winter geht sie manchmal langlaufen.
Im Herbst 2012 ist Vincent siebzehn Jahre alt.
Er besucht die vierte Klasse einer Höheren Technischen Lehranstalt und ist ein durchschnittlicher, etwas fauler Schüler, seine Lieblingsfächer sind Informatik und Physik. Alle Mädchen in seiner Schule sind der Meinung, dass Vincent phänomenal gut aussieht: Er ist wie sein Großvater sehr groß, schlank und sportlich gebaut und hat die blonden Haare und blauen Augen seiner Mutter geerbt. Ansonsten finden sie ihn jedoch langweilig und eigenbrötlerisch, er interessiert sich weder fürs Ausgehen noch für Musik, Filme, Reisen und schon gar nicht für sie. »Ihm fehlt der Pfeffer im Arsch«, sagen sie und seufzen.
Auf Facebook hat er tausendvierundfünfzig Freunde, im wirklichen Leben nur einen einzigen. Dieser Freund heißt Robert, ist um einen ganzen Kopf kleiner als Vincent und hat zwischen Lippe und Nase eine große Narbe, die von einer operierten Hasenscharte stammt. Außerdem ist Robert etwas mollig und sehr schüchtern. Er spricht buchstäblich kein Wort, auf eine Frage hin nickt er oder schüttelt den Kopf, manchmal bringt er ein überfordertes Grunzen zutage, das der Fragesteller dann nach Belieben deuten kann. Katharina ahnt, warum sich ihr Sohn ausgerechnet Robert als Freund ausgesucht hat: Vincent redet nicht gern und mit Robert muss er das nicht, denn dieser ist genauso wortkarg wie er selbst.
Als Baby und kleines Kind war Vincent weinerlich und kränklich, er klammerte sich sehr an seine Mutter, erst in der Volksschule wurde er pflegeleichter und selbständiger. Mit der Selbständigkeit kam die Computersucht, Vincent wurde regelrecht zum Computerfreak. Katharina konnte ihn kaum vom Notebook wegzerren, nirgendwo sonst war er so konzentriert und versunken, beim Legospielen oder Basteln war er fahrig, unausgeglichen und gelangweilt. Sie reglementierte seine Zeit vor dem PC und bemerkte dann eines Nachts, dass ihr Zehnjähriger sein tägliches Pensum eben nächtens nachholte, und rastete völlig aus. Dann resignierte sie. Jahrelang war Katharina deswegen verzweifelt und hatte Schuldgefühle, besonders wenn andere Mütter erzählten, wie gern ihre Söhne im Freien, egal ob bei Sonne, Schnee oder Regen, Fußball spielten. (Sie wusste, dass das meiste, was diese Mütter berichteten, völlig übertrieben war, ihr Schuldgefühl funktionierte trotzdem einwandfrei.)
Erst in der Höheren Technischen Lehranstalt lernte Vincent seine Computerbesessenheit etwas zu kontrollieren, er begann zu lesen und Sport zu betreiben. Und seit einem halben Jahr hat der Computer überhaupt seine Anziehungskraft verloren: Das neue Hobby heißt Mascha und weiht ihn gerade in die Liebe ein.
Im Winter fährt er Ski oder mit dem Snowboard, im Sommer mit dem Mountainbike.
Mit seinem Vater versteht er sich nicht gut. Am liebsten isst er Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln. Sein Spitzname ist Vince.
Victoria ist fünfundvierzig Minuten jünger als Vincent.
Katharina wusste in der Schwangerschaft, dass sie einen Jungen und ein Mädchen bekommen würde, und von Anfang an stand für sie der Name des Jungen fest, Julius konnte Protest einlegen, so viel er wollte, es war ihr gleichgültig. Ihm gefiel der Name Vincent überhaupt nicht, er wünschte sich einen Lukas. (Katharina hatte von einem kleinen Vincent geträumt, seit ihre Mutter die Geschichte von einem Vater mit diesem Namen für sie erfunden hatte.)
Für das Mädchen wollte sie einen Namen finden, der zu Vincent passte und kam schließlich auf Victoria, und auch Julius stimmte zu. Bald wurde allen klar, dass es keinen besseren Namen für das kleine blonde Mädchen hätte geben können: Es war von Geburt an eine strahlende Siegerin.
Als Kind selten krank, war sie außerdem ruhig und kreativ, stundenlang beschäftigte sie sich alleine mit Puppen, Stofftieren und Bastelsachen. Victoria war eine natürliche Schönheit, sie war das beliebteste Mädchen im Kindergarten, später in der Schule, obendrein war sie jedes Jahr Klassenbeste, sie war hilfsbereit, fröhlich, ausgeglichen, stets optimistisch und hatte trotz allem aufgrund ihres freundlichen Wesens keine Neider. Lehrer versichern Katharina bei Elternsprechtagen, sie hätten noch nie ein derartig perfektes Mädchen in der Klasse gehabt, andere Mütter fragen sie spaßeshalber, ob sie denn sicher sei, ob Vic – so nennen sie alle – nicht von einem anderen Stern sei. Manchmal hat Katharina Angst um sie: Kein Mensch kann sein ganzes Leben lang strahlen, wann wird bei ihr der Wendepunkt kommen, wann wird sie die Schattenseiten des Lebens kennenlernen?
Victoria spielt gerne Tennis, ihre Lieblingsfächer sind Französisch und Deutsch und sie spielt ausgezeichnet Gitarre. Sie ist Julius’ Lieblingskind. Ihre beste Freundin heißt Elisa. Nach der Matura will sie ein Jahr lang nach Paris gehen und danach in Wien Kulturmanagement studieren. Sie ist groß, blond und blass wie ihre Mutter. Am liebsten isst sie Quiche.
Leonora, sie ist im Herbst 2012 zwölf Jahre alt, ist das einzige geplante Kind der Familie Bergmüller. Sie rutschte so leicht in die Welt wie ein kleiner Pandabär. Als Baby schrie sie so selten, dass man sie hätte vergessen können, sie trank, machte ihr Bäuerchen und vor allem schlief sie. Als kleines Kind hatte sie stets ein Lachen im Gesicht und war selten krank. Am liebsten lag sie nackt neben ihrer Mutter im Bett und ließ sich von ihr den Rücken massieren.
Mit fünf Jahren brachte sich Leonora mit Vics Hilfe das Lesen bei und verschlang seitdem alle Kinderbücher, die sich im Haus befanden. Ihr Lieblingsbuch war lange Zeit »Pippi Langstrumpf«. Im Fasching wollte sie nie wie die anderen Mädchen Prinzessin sein, sondern die rothaarige, freche Pippi.
Mit acht Jahren wünschte sie sich Hörbücher über Geschichte, die sie dann bei längeren Autofahrten hören wollte – die Geschwister daneben stöhnten und meckerten – und von denen sie längere Passagen bald auswendig konnte. Mit zehn Jahren wünschte sie sich eine Patenschaft beim WWF, mit elf Jahren eine Spende für Greenpeace, seit einem halben Jahr ist sie überzeugte Vegetarierin. Sie läuft nur mit Hosen und schlabbrigen T-Shirts herum und bevorzugt es, mit Leo angesprochen zu werden.
Sie interessiert sich für Geschichte und Politik, bei Nachrichtensendungen und Reportagen ist sie die Einzige, die sich zu ihrer Mutter gesellt, und anschließend will sie oft mit ihr darüber diskutieren. Bei gemeinsamen Mahlzeiten quasselt sie über die Ungerechtigkeiten der Welt: Warum verdient ein Manager so viel mehr als eine Supermarktkassiererin, warum werden fast nur Ratten für medizinische Tierversuche verwendet, warum kann ein Künstler um eine Förderung ansuchen und eine Putzfrau nicht, warum müssen Frauen kochen und Kinder kriegen, warum, warum. Die Großen flüchten dann grinsend in ihre Zimmer, Luisa hält sich die Ohren zu. Eines ist Leonora sicherlich nicht: angepasst. Das gefällt Katharina und nervt ihre Geschwister.
Ihre beste Freundin heißt Mara, ihre Lieblingsfächer sind Geografie und Geschichte. Als Erwachsene will sie Tierärztin sein und nebenbei als Greenpeace-Aktivistin arbeiten. Sie ist einen Meter sechzig groß, ihre Schuhgröße ist neununddreißig und sie sieht ihrer Mutter ähnlich. Am liebsten isst sie Spaghetti mit Tomatensauce.
Im Herbst 2012 ist Luisa, das Nesthäkchen, sechs Jahre alt.
Als Katharina mit Luisa schwanger wurde, arbeitete sie seit einem Jahr als Texterin in einer Werbeagentur, nach elf Jahren Hausfrauendasein genoss sie ihren Job und die finanzielle Unabhängigkeit unendlich. Sie war entsetzt über die ungewollte Schwangerschaft; das Mädchen kam zur Welt und sie hatte in den ersten Monaten Schwierigkeiten es zu lieben.
Im Großen und Ganzen ist die Jüngste – wie es schon ihre große Schwester war – ein ruhiges Kind, das sich viel alleine beschäftigt, doch ist etwas an ihr, das Katharina beunruhigt, und manchmal ist ihr Luisas Art sogar zuwider. Ihr schlechtes Gewissen wächst dann noch mehr.
Luisa ist nicht gerne mit anderen Kindern zusammen, am liebsten spielt sie zu Hause Prinzessin, sie verkleidet und schminkt sich stundenlang alleine in ihrem Zimmer, um sich anschließend vor dem großen Spiegel zu betrachten, wieder und wieder zu drehen und sich Kusshändchen zuzuwerfen. Sie liebt schöne Kleider und Röcke und überlegt jeden Morgen lange, was sie anziehen soll, es gibt heftige Streitereien, wenn sie im Winter eine Hose anziehen muss, sie wirft sich tobend auf den Boden, wenn eine Haarsträhne nicht richtig sitzt.
Luisa ist zart, bewegt sich äußerst anmutig und geht zwei Mal in der Woche in den Ballettunterricht. Am Wochenende, wenn ihr Vater zu Hause ist, ist sie in ihrem Element, im Wohnzimmer führt sie ihm ihre Pirouetten vor und fragt mehrmals schmeichelnd, ob sie besser tanzen könne als ihre Mutter. Wenn sie sich verletzt, sieht sie sich zuerst um, ob sie jemand beobachtet, dann erst fängt sie zu weinen an; wenn sie weiß, dass jemand in der Nähe ist, kuschelt sie liebevoll mit dem Hund, wenn sie sich alleine glaubt, schreit sie das Tier an, es müsse ihr gehorchen, und reißt es ruckartig am Schwanz. Arthur, der einmal Katharinas besorgte Blicke bemerkte, sagte: »Mach dir keine Sorgen, das legt sich von selbst.«
Luisa verehrt Victoria abgöttisch, deren Haare zu bürsten ist das Schönste, was es für sie gibt. Sie ist selig, wenn sie sich im Zimmer der großen Schwester aufhalten darf, selbst wenn diese lernen und sie selbst sich still verhalten muss. Leonora ist eifersüchtig auf die innige Beziehung der beiden und verhält sich dementsprechend kratzbürstig gegenüber der kleinen Schwester.
»Du bist nur ein 08/15-Püppchen«, wirft sie ihr oft an den Kopf.
Luisa ist einen Meter dreiunddreißig groß, trägt Schuhgröße vierunddreißig, besucht die erste Volksschulklasse und ihr Lieblingsfach ist Lesen. Sie sieht ihrer Mutter ähnlich. Am liebsten isst sie Frittatensuppe. Ihr Spitzname ist Lui.
Julius Bergmüller wurde im November 1972 geboren und ist vier Monate älter als seine Frau Katharina. Wie der Leser bereits weiß, hat er nicht nur Ehefrau und vier Kinder, sondern auch eine Geliebte in Tirol, mit der er gerne auf Skitouren geht. Das wird ihm schließlich zum Verhängnis. (Julius hat noch weitere Geheimnisse vor seiner Frau, die dem Leser jedoch noch nicht verraten werden.)
Julius liebt alte Gebäude und alte Möbel. Die modernen Bauten aus Stahl, Glas und Beton, die sein Vater als Architekt früher plante und baute, versteht er nicht, er will sie auch nicht verstehen. Extreme Modernität stößt ihn ab. Er kann in seiner Freizeit stundenlang in seinem Keller einen alten kaputten Kasten oder ein Bett restaurieren, um es wieder zum Leben zu erwecken. Schon als Gymnasiast genoss er es, am Nachmittag einem alten Restaurator in dessen Werkstätte auszuhelfen. Später entschloss er sich, in Wien Restaurierung und Konservierung zu studieren, was er dann abbrechen musste, als Katharina ungeplant schwanger wurde.
Julius hört gerne Musik jeglicher Art. Er tanzt nicht gerne. Er hasst Chaos, ist in dieser Hinsicht sogar pingelig, außerdem ist er manchmal lärmempfindlich, außer in der Werkstätte. Er liebt seine Kinder, der Lärm, die Unruhe und die Unordnung, die sie machen, verstören ihn aber geradezu.
Julius ist groß, hat dunkle Haare und Augen und seine Nase ist eine Spur zu groß geraten. Angeblich sieht er seiner verstorbenen Mutter Eve ähnlich. Am liebsten isst er Pfefferrahmsteak.
Arthur Bergmüller ist Julius’ Vater. Er wurde 1940 geboren und wuchs als behütetes Einzelkind in der Bergmühle auf, er war das Ein und Alles seiner Eltern Max und Luzia.
In den sechziger Jahren begann Arthur in Wien Architektur zu studieren, was er dann in Paris beendete. Danach blieb er, nicht nur weil er die perfekte Arbeitsstelle fand, sondern vor allem, weil er sich in der Stadt wohlfühlte. Erst zehn Jahre später, nachdem er seine große Liebe verloren hatte, verließ er Frankreich und lebte einige Jahre in Berlin und Stockholm, wo er nichts anderes tat als wie ein Besessener zu arbeiten.
Arthur ist Architekt mit Leib und Seele. Früher liebte er klare, strenge Linien und Strukturen und die Kombination von Beton und Stahl. Später veränderte sich sein Baustil, er wurde weicher, Arthur begann Holz und Glas als Baumaterialien zu bevorzugen.
Seit Herbst 1978 lebt er in der Bergmühle in P. Nach anfänglicher Distanziertheit zu seinem Elternhaus und den Leuten im Ort fühlt er sich sehr wohl, er könnte sich nicht vorstellen, woanders zu leben.
Als junger Mann war Arthur gesellig und fröhlich, er arbeitete viel, reiste viel und feierte viel, machte mit seinem Freundeskreis jeden erdenklichen Unsinn. Arthurs Freunde nannten ihn einen Tausendsassa. Eves Tod veränderte ihn, er trauerte jahrelang und wurde verschlossen und hart. Später wünschte er sich, sich zu verlieben, schon alleine deswegen, damit eine Frau im Haus wäre, der Zwei-Männer-Haushalt war oft mehr als trostlos, besonders an den Feiertagen; er traf sich mit Frauen und eine Lehrerin verliebte sich sogar heftig in ihn, doch er konnte nie genug empfinden. Es war, als hätte er keine Gefühle mehr.
Das Verhältnis zu seinem Sohn ist angespannt, Arthur spürt, dass dieser ihn ablehnt, und er fühlt sich aus irgendeinem Grund schuldig, könnte aber nicht sagen, warum. Er bemüht sich um eine gute Beziehung zu Julius und noch mehr bemüht er sich um Julius’ Frau und seine vier Enkelkinder, die er über alles liebt. Als die schwangere Katharina damals einzog, fand er seine innere Ruhe wieder.
Indem er sich um die Familie seines Sohnes kümmert, will er gutmachen, was er beim Sohn versäumt hat. Allerdings ist Julius nicht glücklich deswegen, sondern eifersüchtig, was Katharina aber nicht weiß.
Julius betrat die Hotelhalle und sah sich um.
Katharina saß in einem abgenützten Fauteuil der verstaubten Hotellobby und las in einem Buch. Auf sie zugehend, merkte er, dass seine Knie immer noch zitterten und er versuchte es zu unterdrücken. Sie sah von ihrem Buch hoch und stand langsam auf, er registrierte erstaunt seine übermäßige Freude, sie in dieser altmodischen Hotelhalle zu sehen. Ein Aufschluchzen musste er unterdrücken, als er sie heftig an sich drückte.
»Ich wollte dich überraschen«, sagte sie.
»Das ist dir gelungen«, flüsterte er.
Untergehakt gingen sie langsam die Treppen hoch in den ersten Stock.
»Ich muss dir etwas sagen«, wiederholte sie mehrmals im Hotelzimmer, ihn lachend abwehrend, da er nicht aufhörte sie an sich zu drücken und zu küssen.
»Später«, murmelte er und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, »ich freu mich so, dass du da bist. Lass mich duschen gehen, ich muss ja fürchterlich stinken, dann lass uns für eine Weile ins Bett fallen – du erregst mich wahnsinnig, weißt du das? –, und dann kannst du mir alles sagen, was du willst.«
»Wo warst du denn?«, fragte sie und musterte zum ersten Mal seine Bergsteigerkleidung, »gehst du mit diesen Sachen zu deinen Kunden?«
Er riss sich etwas zu abrupt los, betrat das kleine Badezimmer, ließ die Tür einen Spalt offen und erklärte laut, während er sich auszog: »Simon und ich sind heute mit ein paar Ärzten Schneeschuhwandern gegangen. Du weißt schon, Kundenbetreuung, machen wir ein Mal im Jahr.«
In der Duschkabine streckte er erschöpft sein Gesicht dem heißen Wasser entgegen, bevor er in die Hocke sank. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und atmete tief durch, immer noch spürte er das Gewicht des Schnees auf seinem Körper, immer noch fühlte er die Panik in sich aufsteigen.
Katharina lag nackt im Bett, die Vorhänge hatte sie zugezogen. Jedes Mal zog sie die Vorhänge zu, bevor sie miteinander schliefen, oft hatte ihn dies gestört, er mochte es, sich bei Tageslicht zu lieben, doch heute empfand er das Dämmerlicht als wohltuend. Die Welt konnte draußen bleiben, die Menschen, die Berge, der glitzernde Schnee, das alles konnte ihm gestohlen bleiben.
Julius schlüpfte zu ihr unter die Bettdecke und sie umfing ihn warm mit ihren Armen. Es fühlte sich verdammt richtig und gut an, dass sie und niemand anderer ihn umarmte, er betrachtete es als einen Wink des Schicksals, dass nach dem großen Schock des Absturzes sie, seine Ehefrau, neben ihm im Bett lag. In diesem Augenblick war er unendlich dankbar und glücklich, sie liebten sich lange und sanft und dann begann sie zu sprechen. Er wünschte, sie würde mit dem Reden bis zum Abend warten, ganz gleich, was sie zu sagen hatte, sie würde es mit ihrer eindringlichen und leicht theatralischen Sprechweise sagen, und dem fühlte er sich noch nicht gewachsen. In ihren Armen wollte er einfach nur daliegen, der Erschöpfung nachgeben und in den Schlaf hinüberwandern.
»Lass mich eine Stunde schlafen, reden wir beim Heimfahren«, murmelte er.
»Wir fahren heute nicht nach Hause«, sagte sie lachend, »wir bleiben übers Wochenende hier in Innsbruck. Wir könnten aber auch in ein schönes Wellnesshotel fahren, wenn du Lust hast. Kannst du eines empfehlen? Dann ruf ich an, ansonsten fahren wir einfach ins Blaue hinein.«
Stephanie hatte ihn einmal im Sommer für zwei Tage in das Interalpenhotel entführt, es war dreißig Kilometer westlich von Innsbruck und lag mitten im Wald. Ein anderes schönes Hotel kannte er nicht.
»Ruf im Interalpen-Hotel an, die Nummer findest du im Internet«, sagte er, dann schlief er ein.
Drei Stunden später saßen sie einander im großen Speisesaal des Wellnesshotels gegenüber und aßen zu Abend. Katharina sprach von ihrer Liebe zu ihm, von ihrer Einsamkeit und von bestimmten Veränderungen, die sie sich wünschte. Sie wollte keine Wochenendehe mehr führen, sie wollte, dass Julius auch während der Woche bei ihr und den Kindern war.
»Ich bin nun einmal hier Vertreter und nicht in Oberösterreich«, wandte er ein. Seit nunmehr sechs Jahren war er Pharmareferent einer Psychopharmaka-Firma für ganz Tirol und Vorarlberg.
»Man kann kündigen«, sagte Katharina.
Er lehnte sich zurück und lachte: »Stellst du mir ein Ultimatum? Entweder dein Beruf oder deine Familie?«
Sie wehrte ab: »Es soll natürlich kein Ultimatum sein, sondern ein – na ja, wie soll ich sagen? Wir sind eine Familie, wir gehören doch zusammen, auch von Montag bis Freitag, ich will so nicht mehr leben, ich bin wirklich unglücklich, Julius. Ich möchte, dass du es einzig und allein als Angebot betrachtest, als ein Angebot der Liebe.«
Sie machte eine Pause, er bemerkte, dass ihre Augen beim Reden feucht geworden waren und war gerührt. Er stellte sich vor, wie sie im Auto saß und die richtigen Worte suchte, die Sätze probte und immer wieder vor sich hin flüsterte.
Sie fuhr fort: »Du hast dir vor sechs Jahren diese Arbeit hier gesucht, weil wir nur noch gestritten haben nach Luisas Geburt, weißt du noch? Wir haben uns monatelang richtig befetzt und angefeindet, das war es, deshalb bist du nach Tirol geflüchtet. Doch, es war eine Flucht, und ich habe sie unterstützt, diese Flucht, ich habe sie sogar vorangetrieben. Du bist mir damals richtig auf die Nerven gegangen, ich konnte dich nicht mehr sehen. Es tut mir so leid, ich bin eigentlich schuld daran! Wenn ich nicht so ekelhaft gewesen wäre, hättest du dir nie eine Arbeit so weit weg von der Familie gesucht.«
Er räusperte sich und wollte sie unterbrechen, sie ließ es aber nicht zu und redete schnell weiter: »Am Anfang waren wir sicher erleichtert über die Trennung unter der Woche, die ganze Situation hat sich ja dadurch entspannt, wir haben aufgehört zu streiten. Wir haben uns dann auf die Wochenenden und Urlaube gefreut. Und mit der Zeit haben wir uns eben daran gewöhnt, dass deine Arbeit so weit weg ist. Das hätten wir nie tun dürfen! So schnell sind sechs Jahre daraus geworden, sechs lange Jahre! Wir haben die Dinge einfach laufen lassen und dadurch so viel verpasst!«
Angespannt zerknüllte sie ihre Serviette.
»Schatz, lass mich auch mal zu Wort kommen«, sagte er beruhigend. Er konnte es nicht leiden, wenn sie sich in ein Thema hineinsteigerte.
»Nein«, lachte sie, »erst rede ich fertig, dann darfst du etwas sagen. Wir sind jetzt beide vierzig, oder fast vierzig, und die Kinder sind aus dem Gröbsten raus. Es wird Zeit, dass wir mehr auf uns schauen, dass wir achtsamer mit unserer Beziehung umgehen und mehr zu zweit unternehmen.«
Achtsamer mit der Beziehung umgehen? Oh mein Gott, hatte sie jetzt angefangen solche Beziehungsratgeber zu lesen wie ihre Freundinnen, sie hatte sich doch früher immer darüber lustig gemacht! Er schenkte ihr und sich Wein nach und sie stießen an.
»Ich wünsche mir wirklich«, fuhr sie fort, » dass du kündigst und dir eine Arbeit in unserer Nähe suchst. Es gibt eventuell sogar eine Möglichkeit, die dich vielleicht interessiert.«
»Was meinst du?«, fragte Julius.
Sie lächelte geheimnisvoll und sprach dann weiter: »Außerdem möchte ich mit dir eine längere Reise machen, vielleicht nach Südostasien, Indonesien und weiter nach Australien oder so ähnlich, ungefähr zwei bis drei Monate, das ist doch schon lange dein Traum, nicht wahr? Ich habe an Februar und März gedacht.«
»Und was ist mit den Kindern?«, fragte er verblüfft.
»Ich habe schon mit Arthur und Olga gesprochen«, antwortete sie, »es wäre überhaupt kein Problem.«