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MARTIN HEINRICH

JAKOBS
HIMMELSLEITER
war ein
WELTRAUMLIFT

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Copyright © 2012 by Martin Heinrich

Eine Originalausgabe im AMRA Verlag
Auf der Reitbahn 8, D-63452 Hanau
Telefon: + 49 (0) 61 81 – 18 93 92
Kontakt: Info@AmraVerlag.de

Herausgeber & Lektor

Michael Nagula

Redaktion, Satz & Layout

Michael Zuch, Frankfurt am Main

Einbandgestaltung

Murat Karaçay

Coveridee

Martin Heinrich

Druck

CPI Moravia Books

Der Einband beruht auf einem Gemälde von
Michael Lukas Leopold Willmann (1630-1706):
»Landschaft mit der Darstellung von Jakobs Traum«

Inhalt

Vorwort

Über Sinn und Unsinn interstellarer Raumfahrt

Roswell und der ganze UFO-Quatsch

Kosmische Apokalypsen – ein Grund für interstellare Raumfahrt

Das NASA-Projekt Space Elevator

Erste Ideen kamen aus Russland

Ein Weltraumlift auch auf dem Mond und Mars?

Raumfahrt zum Bruchteil bisheriger Kosten

Problemfall Kabelstrang

Fragen an Professor Harry O. Ruppe zum Space-Elevator-Projekt

Weltraumtourismus zum Schnäppchenpreis?

Der Weltraumlift in der Mythologie – überzeugend realistisch

Nicht nur Jakob beschreibt einen Weltraumlift

Henoch – der Einstein der Frühgeschichte

Jesaja, Baruch und Levi – von einer Zwischenstation zur nächsten

Auch Mohammed träumte von der Himmelsleiter

Etana und Enkidu mit dem Adler ins All

Die geheimen Offenbarungen der Encheduanna

Oh Schreck, was für ein gewaltiger Turm!

Ob Ka oder Ba – auch die Ägypter wollten in den Himmel

Mit Gewaltanwendung zum Weltraumlift

Mit Vimanas zur Sabha-Halle, zu den Puras bitte umsteigen

Tibets altes Geheimnis

Vom Weltenbaum zur Himmelsschlange

Mit dem Venusstab kopfunter der Erde entgegen

Die Mapuche und Maya wussten, wie ein Weltraumlift installiert wird

Weder Gott noch Engel reisten mit dem Lift ins All

Ein vorläufiges Fazit

Menschen und E. T.’s mit gleicher Technik ...

Die Suche nach neuem Lebensraum

1991-VG: offenbar ein Beobachtungssystem

Die Himmelsleiter stand in Nazca

Die Verlagerung der Erdachse ist belegbar

Eiszeit in Nordamerika – prima Klima in Sibirien

Mit den Längengraden 75 West/105 Ost einmal um die Erde

Piri Reis beweist: Nazca lag auf dem Äquator

Wer waren die Bergeabschneider?

Antworten auf Fragen, die keiner stellte

Klimamodelle sind auch in Nazca der Renner

Die Bergeabschneider sind bekannt

Wie die Götter das Sonnensystem veränderten

Dass die Venus dem Haupte des Jupiters entsprungen sei

Ilmar schmiedete eine neue Sonne und einen neuen Mond, bringt sie aber nicht zum Leuchten

»Wie bist du vom Himmel gefallen, du strahlender Morgenstern!«

Eine sehr merkwürdige Venusbahn

Wie Außerirdische das Sonnensystem veränderten

Jupiters Geheimnisse: sein Mond Europa und der Große Rote Fleck

Beweisen NASA-Aufnahmen eine außerirdische Einflussnahme?

Trotz ESA-Mission – die Venus bleibt ein Mysterium

Pyramiden und Planeten

Unterschiedliche Böschungswinkel und ein 360-Tage-Jahr

11.300 v. Chr. – Zeitenwende der Menschheit

Märchenstunde im Fernsehen

Der Supergau einer Volkswirtschaft

»Wetten, dass …?«

Das Erbe der Giganten

Rekonstruktionen im Maßstab 1:1

Die Statuen auf den Osterinseln

Puma Punku – das ungelöste Rätsel

Billardkugeln für die Giganten?

Stonehenge – ein prähistorisches Lourdes?

Der größte Baustein der Welt liegt in Baalbek

Obelisken-Rafting auf dem Nil

Weltweiter Turmbau – Synonym für die Himmelfahrt

Der Turmbau zu Babel

»Und die ganze Erde hatte ein und dieselbe Sprache …«

Der Garten Eden und das Goldene Zeitalter

Platons Atlantis polarisiert noch immer

Die Sintflut – göttliches Strafgericht oder nur ein Racheakt?

Atlantis – Mythos oder doch Realität?

Die Todeskammern der Maya und der Kennewick-Mann

Die Schlingerfahrt der Religionen

Moses – Generalsekretär der IG Lehm und Stroh

Deus lo vult – Gott will es!

Jesus ist der neue Star

Wellnessreligion – der letzte Versuch

War Gott ein Außerirdischer?

Gott war jung, dynamisch, egoistisch und link

Gottes Reich auf Erden – ein fataler Irrtum

Dein Reich komme … bitte nicht!

Nicht dem Menschen, nur dem Planeten Erde gilt das Interesse

Amerika ohne Amerikaner?

Planetenforschung als Präventivmaßnahme

Die Philosophie ist gefordert

Ewiges Leben – das große Saldo der Religionen

Nachwort – Der Kurier des Propheten

Über den Autor

Literaturhinweise

Bildnachweise

Personen- und Sachregister

Das Gegenwärtige ist begrenzt,
das Mögliche ist unermesslich.

Abraham Lincoln,
16. Präsident der Vereinigten Staaten

Vorwort

Die Wissenschaft zieht heute bereits in Erwägung, dass Menschen in ferner Zukunft andere Planeten besiedeln müssen, denn die Erde wird nicht ewig bewohnbar sein. Dabei berücksichtigt sie jedoch nicht, dass besonders unser attraktiver Planet in der Vergangenheit immer ein interessantes Ziel für Außerirdische gewesen sein dürfte, wenn diese beispielsweise wegen einer drohenden kosmischen Katastrophe gezwungen waren, in anderen Sonnensystemen neuen Lebensraum zu suchen – und ein attraktiver Planet wird die Erde auch künftig bleiben.

Mit Jakobs Himmelsleiter wird ein völlig neuer Aspekt der Präastronautik zur Diskussion gestellt, der nicht nur die Natur-, sondern ebenso die Geisteswissenschaft animieren soll, die Möglichkeit einer Okkupation unseres Planeten in Betracht zu ziehen. Dass für ein derartiges Unternehmen in grauer Vorzeit die Erde ein Ziel war, soll durch eine detaillierte Indizienkette belegt werden. Darauf weisen die qualitativen wie auch quantitativen globalen Menschheitserinnerungen hin, die eindeutig von einem Aufstieg ins All mit einem technischen Gerät berichten, das in den markanten Komponenten dieses Systems wie dem Startturm, dem Kabelstrang, den Zwischenstationen bis zur Endstation am geostationären Punkt eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem NASA-Projekt Space Elevator aufweist.

Sind aber die Beweise dafür erbracht, dass einst über einen jahrhundertelangen Zeitraum ein Weltraumlift auf der Erde stand, so muss man daraus logischerweise auch einen prähistorischen Aufenthalt Außerirdischer folgern und einen weiteren, weniger erfreulichen Schluss ziehen: Nicht dem Menschen galt das Interesse, sondern ausschließlich dem Planeten Erde. Warum dabei ausgerechnet die sehr komplexe Konstruktion eines Weltraumlifts zur Anwendung kam, lässt sich durch mehrere Gründe wissenschaftlich fundiert belegen. Will man definitiv auf einem anderen Planeten seine Art erhalten, ist es unabdingbar, seine Anatomie wie auch die Physiologie den Anforderungen des anderen Planeten anzupassen. Dazu müssten über Generationen hinweg die Lebensbedingungen ausgiebig getestet werden, wofür wegen des sehr langen Zeitraumes wie auch aus Sicherheitsgründen und energetischen Aspekten ein Weltraumlift das ideale Gerät sein dürfte.

Und sollten auch nur einige der in diesem Buch aufgeführten Annahmen aus wissenschaftlicher Sicht in den Bereich des Möglichen gerückt werden, müssten eigentlich die Alarmglocken schrillen, denn dadurch würde die Gefahr eines Besitzanspruches Außerirdischer auf unseren Planeten dramatisch erhöht. Die Wahrscheinlichkeit einer Konfrontation mit Außerirdischen wäre dann nicht mehr auszuschließen, und wenn diese Gefahr nicht gesehen wird, kann es wegen der latenten Schutzlosigkeit der Erde irgendwann zur größten Katastrophe der Menschheit, eventuell sogar zu deren Ende kommen. Ein imperialer Besitzanspruch Außerirdischer auf die Erde ist deshalb ein nicht mehr zu ignorierendes Szenario, das aufgrund seiner hohen Wahrscheinlichkeit zu einem sicherheitsrelevanten Thema werden muss.

Anlass zu dieser Besorgnis gibt nicht nur die knappe Schilderung von Jakobs Traumerlebnis, sondern sie entsteht nicht zuletzt durch die biblischen Hinweise auf eine Rückkehr Gottes und die Errichtung seines Reiches auf Erden. Mögen Christen, Juden und Muslime die angekündigte Rückkehr Gottes irrtümlich auch als ein glückselig machendes Endstadium der Menschheit deuten oder einige uneinsichtige Weltraumfahrtbesessene Außerirdische als Heilsbringer für die Menschheit geradezu herbeisehnen, so sollten gegenüber diesen realitätsfernen Visionen doch andere Prioritäten gesetzt werden.

Dies sind die Leitgedanken des vorliegenden Buches, die mit dem keineswegs erfreulichen Fazit enden: Aliens werden niemals Freunde der Menschen sein.

Über Sinn und Unsinn interstellarer Raumfahrt

Gehen wir davon aus, Außerirdische hätten einst aus den angesprochenen Gründen die Erde besucht, so setzt dies natürlich voraus, dass in unserer Galaxis nicht nur technisch begabte, sondern auch interstellare Raumfahrt betreibende Intelligenzen existieren. Als 1968 Erich von Dänikens Buch Erinnerungen an die Zukunft erschien, wurde die These prähistorischer Astronauten äußerst populär. Es war aber auch die Zeit, als eine Apollo-Mission auf die andere folgte und Menschen erstmals den Mond betraten. Die Weltraumeuphorie war enorm, und der Mars sollte schon zwanzig Jahre später das nächste Ziel der bemannten Raumfahrt sein. Interstellare Raumfahrt, also Reisen in andere Sonnensysteme, stand zwar nicht auf der Agenda, schien aber auf längere Sicht nur die logische Weiterentwicklung des technisch Machbaren zu sein.

Der Marsbesuch war in den folgenden Jahrzehnten kein herausragendes Thema mehr, und trotz einiger überzeugender Ansätze muss objektiv betrachtet gesagt werden: Hinsichtlich prähistorischer Astronauten sieht es gegenwärtig in der breiten Öffentlichkeit ganz ähnlich aus. Was verwunderlich ist, wo doch heute fast wöchentlich Planeten in anderen Sonnensystemen entdeckt werden und die Möglichkeit außerirdischer Lebensformen nicht mehr bezweifelt wird, während deren Existenz zur damaligen Zeit von zahlreichen Wissenschaftlern als sehr fragwürdig angesehen wurde. Trotz des ehemals großen Widerstands gegen die Annahme außerirdischer Lebensformen sind heute fast alle Wissenschaftler überzeugt, dass sich nicht nur in unserer, sondern auch in anderen Galaxien komplexe intelligente Zivilisationen evolutionär entwickelten.

Die von Natur aus pessimistischen Wissenschaftler veranschlagen für unsere Galaxis mit geschätzten 200 Milliarden Sonnen im günstigsten Falle nur einige wenige Planeten mit intelligenten Lebensformen. Anders die Optimisten unter den Astronomen, die von vier Millionen Zivilisationen in einem durchschnittlichen Abstand von 150 Lichtjahren in unserer Galaxis ausgehen, was wiederum sehr gut zu dem hier vermuteten Szenario passen würde. Das wären dann für den gesamten Kosmos mit seinen 100 Milliarden Galaxien so etwa 400 Trillionen Zivilisationen. Fast dürftig dagegen die Ergebnisse der Berechnungen des renommierten US-Astronomen und Exobiologen Carl Sagan, der »nur« 100 Billionen intelligenter Lebensformen im gesamten Kosmos vermutete. Der 1996 verstorbene Sagan stand interstellarer Raumfahrt eher skeptisch gegenüber, dennoch hielt er prähistorische Erdenbesucher durchaus für möglich und forderte deshalb eine fundierte Aufarbeitung der gesamten Mythologie.

Frank Drake, Gründer des SETI-Instituts, ging bei seiner nach ihm benannten Gleichung von einer Milliarde erdähnlicher Planeten mit 10.000 Zivilisationen in unserer Galaxis aus. Aber die Anzahl erdähnlicher Planeten bewegt sich nach neuesten astronomischen Erkenntnissen der Kepler-Mission im dreistelligen Milliardenbereich. Die mathematische Wahrscheinlichkeit für intelligente Lebensformen ist demnach enorm hoch. Das Ausmaß ihrer Entwicklung bleibt natürlich Spekulation.

Wie schnell die Erkenntnisse über das Universum revidiert werden müssen, zeigten Ende des Jahres 2010 die Befunde von Mitarbeitern der Yale University in New Haven (Connecticut) und der Harvard University in Cambridge (Massachusetts). Sie entdeckten durch neue Beobachtungstechniken in anderen Galaxien unzählige der nur schwer auszumachenden »Roten Zwerge«, womit sich die Anzahl aller Sonnen im Kosmos um das Dreifache (!) erhöhte. Rote Zwerge sind zwar kleine und in der Regel sehr alte Sonnen, dennoch dürften nach Vermutungen der Astronomen viele ein Planetensystem mit wiederum Billionen durchaus erdähnlicher Planeten aufweisen. Multipliziert man diese Zahl mit den 100, vielleicht auch 200 Milliarden Galaxien, die der uns bekannte Kosmos umfasst, bewegt man sich in Zahlenbereichen, die das Vorstellungsvermögen eines normal Denkenden schlichtweg übersteigen. Jedenfalls existieren viel mehr Sonnen als Sandkörner an allen Stränden der Erde.

Nach dem Astrobiologen Dr. Joel Hagen von der NASA ist deshalb a priori davon auszugehen, dass es im Kosmos wie in einem Ameisenhaufen von Leben nur so wimmelt, denn Indikatoren für Leben wie Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff sind nach neuesten Erkenntnissen reichlich im Universum vorhanden. Intelligente außerirdische Lebensformen sind bisher nicht nachgewiesen, aber sehr wahrscheinlich. Dass sich nur auf der Erde intelligentes Leben entwickelt haben soll, ist doch mehr als unwahrscheinlich.

Dennoch sind prähistorische Erdenbesucher nach wie vor ein sehr ambivalentes Thema, das die Medien vorwiegend in süffisanter Weise behandeln, obwohl nach einer Emnid-Erhebung (Associated Press) vom Januar 2007 vier von zehn Bundesbürgern von der Existenz Außerirdischer überzeugt sind und davon wiederum 37 Prozent glauben, dass Außerirdische bereits auf der Erde waren. Das ist immerhin, nur auf Deutschland bezogen, ein Potenzial von etwa zwölf Millionen Menschen, die prähistorische Astronauten für wahrscheinlich halten. Überraschend ist bei dieser Umfrage, dass diese Überzeugung sogar mit steigendem Bildungsgrad zunahm! Da fragt man sich, warum sich das in unserer Gesellschaft nicht artikuliert.

Einer der Gründe mag die Furcht vor einem »Karriereknick« sein. Dabei ist es egal, ob es ein Journalist, ein Astrophysiker oder ein Archäologe ist – wer Sympathie für die Paläo-SETI-Theorie (Paläo = frühgeschichtlich, SETI = Search for Extraterrestrial Intelligence) bekundet, muss davon ausgehen, schnell als Ufologe diffamiert zu werden.

Der einst vom Studentenführer Rudi Dutschke geforderte »lange Weg durch die Institutionen« ist somit auch für die Paläo-SETI-Hypothese die logische Konsequenz. Dazu wäre es allerdings nötig, einiges an verbreitetem, obskurem Gedankengut von Ufologen und deren sensationslüsterner Gefolgschaft über Bord zu werfen. Wenn man mit dem mutmaßlichen Besuch von Aliens in fast jedem Jahrhundert aufwartet oder vermutet, Reisen in unser Sonnensystem dienten dem Zweck, auf der Erde nach wertvollen Rohstoffen zu schürfen, lässt sich die Wissenschaft nicht dazu bewegen, die Paläo-SETI-Hypothese ernsthaft neu zu beleben. Sind nämlich auf einem Planeten die Lebensbedingungen so gut, dass dort intelligente Lebensformen existieren können, benötigt man gewiss keine Zufuhr dringend erforderlicher Ressourcen aus anderen Sonnensystemen. Es fährt doch auch kein Mensch mit dem Auto nach China, nur weil dort der Sack Reis zwei Dollar günstiger ist!

Schon in den Fünfzigerjahren befasste sich der italienische Kernphysiker Enrico Fermi mit der Wahrscheinlichkeit extraterrestrischen, intelligenten Lebens und wollte die Frage beantworten: Sind wir Menschen die einzige technologisch fortschrittliche Zivilisation im Universum? Er entkräftete die Möglichkeit weiterer zahlreicher Welten mit seinem Ausspruch: »Wo sind sie denn alle?« Zudem geht er von folgender Hypothese aus: Wäre vor langer Zeit nur eine einzige außerirdische Zivilisation imstande gewesen, interstellare Raumfahrt zu betreiben, müsste nach dem Schneeballsystem in einigen Millionen Jahren unsere Galaxis vollends kolonisiert sein. Eigentlich müssten ihre Nachkommen bereits in der irdischen Nachbarschaft leben und uns längst entdeckt haben. Weil dem nicht so ist, stellt sich nach Fermi die Frage, ob es sie überhaupt gibt oder sie uns einfach nur ignorieren? Diese fehlende Ausbreitung intelligenten Lebens im All ging als Fermi-Paradoxon in die Geschichte ein.

Intelligentes Leben zu vermehren, wird auch in der Präastronautik am häufigsten als möglicher Grund für interstellare Raumfahrt angeführt. Doch objektiv betrachtet wäre es wohl das nutzloseste Motiv für die nur mit immensem Aufwand zu betreibenden Reisen in andere Sonnensysteme. Sollte es wirklich ein erstrebenswertes Ziel sein, dereinst die gesamte Galaxis zu bevölkern – für Außerirdische oder irgendwann einmal für Menschen? Es muss schon ein hoher Naivitätsgrad vorhanden sein, um zu glauben, dass sich einhergehend mit interstellarer Raumfahrt proportional ein höheres ethisches Bewusstsein entwickeln würde. Zudem: Sind dies nicht die gleichen, allzu menschlichen Denkfehler, auf denen die europäische Kolonialisierungsmentalität des 19. Jahrhunderts beruhte?

Somit kann man das Fermi-Paradoxon schlichtweg als Irrweg bezeichnen. Warum sollte eine gegenüber der irdischen höher angesiedelte extraterrestrische Intelligenz überhaupt das Verlangen haben, andere Intelligenzen grundlos aufzuspüren, zu ihnen zu reisen und als Krönung diese noch genetisch zu verändern? Erst einmal würde sie sich die Frage stellen: Was bringt es uns? Und weil sie intelligenter als Menschen sind, lautet die Antwort schlicht und einfach: Nichts! Dann werden sie sich fragen: Was sollen wir überhaupt dort draußen im All? Und an einer Kontaktaufnahme werden sie nicht im Geringsten interessiert sein – im Gegenteil, sie werden diese eher tunlichst vermeiden.

Roswell und der ganze UFO-Quatsch

Nach weit verbreiteter Meinung passen prähistorische Erdenbesucher oder allgemein Aliens und rätselhafte UFOs ganz fabelhaft zusammen. Aber wie man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen kann, obwohl doch beides Früchte sind, darf man auch prähistorische Astronauten nicht zwangsläufig mit UFOs in Verbindung bringen. Besonders die Vertreter der Paläo-SETI-Theorie versäumten es bisher, sich gegen die vielen medienwirksam offerierten UFO-Storys zu verwehren, die eine willkommene Gelegenheit boten, ihre Arbeit ins Lächerliche zu ziehen. Hätten sie sich nur eindeutig von UFOs distanziert – oder von ihren Befürwortern wie dem Ex-Astronauten Edgar Mitchell, der auch heute noch, mit über achtzig Jahren, der festen Überzeugung ist, in Roswell (New Mexico) sei im Jahre 1947 ein UFO abgestürzt. Warum sollte ein ehemaliger Mondreisender besser geeignet sein, dem gesamten UFO-Quatsch mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen?

Lange Zeit gab es auch widersprüchliche Erklärungsansätze zu dem Tunguska-Asteroiden, der im Jahr 1908 in der sibirischen Taiga wahrscheinlich in der Atmosphäre explodierte, und selbstverständlich wurde dieses Ereignis ebenfalls mit einem außerirdischen Raumschiff in Verbindung gebracht. Damit wäre nach Roswell ein weiteres UFO an der »tückischen« Erdatmosphäre gescheitert. Das muss man sich einmal vorstellen: Ein Raumschiff überwindet exorbitante Distanzen in der Galaxis, um am Ende der Reise auf der Erde prompt eine Bruchlandung hinzulegen! Aber seit dieser Zeit tauchen »UFOs« weltweit auf und stürzten häufig auch ab – so die Augenzeugenberichte. Und einige skurrile Zeitgenossen bezeugen sogar Kontakte mit Außerirdischen. Philip J. Klass, der bekannteste UFO-Skeptiker der USA und Mitbegründer des Committee for Skeptical Inquiry, hat letztlich mit den von ihm formulierten UFO-Forschungsprinzipien alles Nötige über dieses Phänomen gesagt, besonders mit seiner Beurteilung eines sogenannten Entführungsfalls durch ein UFO im Jahr 1966, bei dem es laut Aussage des Betroffenen zu grässlichen medizinischen Checks gekommen sein soll.

Aber die UFO-Euphorie flammt immer wieder auf, und einige UFO-Fans lassen sogar verlauten, die Menschheit sei noch zu primitiv und genüge bisher nicht den ethischen Anforderungen an eine galaktische Gemeinschaft, um von Außerirdischen kontaktiert zu werden, außer natürlich jenen »absolut integren« Personen, die von solchen Begegnungen berichteten. Damit dürfte der Punkt, an dem interstellare Raumfahrt als Unsinn bezeichnet werden muss, unwiderruflich erreicht sein. Kann man sich bei halbwegs logischem Denken einen derartigen Nonsens vorstellen: Außerirdische Superintelligenzen düsen durch die Galaxis, finden einen bewohnten Planeten vor, dessen Bewohner sich anschicken, selbst Raumfahrt zu betreiben, stufen diese Spezies dann aber trotzdem als zu primitiv ein für eine umfassende Kontaktaufnahme? Diese eklatanten Widersprüche lassen alle angeführten Gründe für die Existenz Fliegender Untertassen als unplausibel erkennen.

Dennoch träumt man unbeirrt weiter vom Codex Galactica, auf dessen Basis ein galaktisches Netzwerk ethisch hochstehender Zivilisationen Kommunikation betreibt. Die Überlegungen zu einer kosmischen Solidargemeinschaft sind allein schon wegen der gigantischen Distanzen dermaßen absurd, dass sich eigentlich jegliche Diskussion darüber erübrigt. Ebenso wäre es wünschenswert, dass man endlich die Vermutung ad acta legte, Außerirdische hätten bei ihrem Erdenbesuch erst den heutigen Menschen geschaffen, womit gleichzeitig unterschwellig die Evolutionstheorie in Frage gestellt wird. Aber ob man der Darwinschen Hypothese nun folgt oder nicht, es wäre in jedem Fall zu fragen, ob sich die Außerirdischen nicht auch durch einen evolutionären Prozess entwickelt haben oder ob dafür wiederum andere Außerirdische nötig waren und so weiter und so fort.

Letzten Endes bleibt die grundlegende Frage offen, ob Reisen in andere Sonnensysteme überhaupt sinnvoll sind, wo doch schon die interplanetare bemannte Raumfahrt von Fachleuten aufgrund ihrer ökonomischen Nutzlosigkeit angezweifelt wird? Der Apollo-Astronaut Edwin Aldrin äußert sich heute sehr skeptisch über weitere Mondexpeditionen und sieht keine Notwendigkeit für Amerikas Präsenz auf dem Erdtrabanten. Für seinen Kollegen William Anders war die Mondexpedition nie ein wissenschaftliches Programm, sondern nur »eine Schlacht im Kalten Krieg«. Und selbst die geplante Reise der NASA zum Mars kann als reines Prestigeobjekt eingestuft werden. Vielleicht sind die goldenen Zeiten der bemannten Raumfahrt ja vorbei, denn US-Präsident Barack Obama ordnete kurz nach seiner Wahl an, die Planungen für die bemannte Raumfahrt auf den Prüfstand zu stellen. Dass aber bis zum Jahre 2035 der erste Amerikaner auf dem Mars landen soll, daran hält Obama fest, vielleicht auch nur, um die NASA-Oberen nicht allzu sehr zu beunruhigen.

Realistisch betrachtet, könnten anstelle von Menschen ebenso gut Roboter den Roten Planeten untersuchen. Kaum anders verhält es sich mit der Internationalen Raumstation (ISS). Den sehr hohen Kosten stehen auch hier wenig nennenswerte produktive Ergebnisse gegenüber, abgesehen von einer funktionierenden internationalen Zusammenarbeit. Überaus nützlich für unser Leben auf der Erde sind hingegen das Hubble-Weltraumteleskop wie alle anderen astronomischen Forschungen und natürlich die Satelliten für die Erd- und Wetterbeobachtung sowie die Telekommunikationssatelliten. Aber das sind allesamt Unternehmungen, für die kein Menscheneinsatz erforderlich ist.

Interstellare Raumfahrt, egal ob von Außerirdischen oder Menschen betrieben, dürfte alles an Aufwand überbieten, was sich zuvor auf einem bewohnten Planeten zugetragen hat. Dafür müssten schon elementarere Gründe vorliegen, als lediglich die Neugier zu befriedigen, wie es in anderen Sonnensystemen aussieht. Niemand könnte es ökonomisch verantworten, ohne triftigen Grund den Brainpool und die Arbeitskraft der halben Erde oder noch mehr zu beschäftigen, um nach Jahrhunderten im zwölften untersuchten Sonnensystem auf irgendeinem Exoplaneten ein froschähnliches Wesen an einem Tümpelrand zu entdecken. Das können Sonden besser!

Die sonntägliche Spritztour in andere Sonnensysteme wird es nicht geben, sie wird für die Weltraumfahrtbesessenen immer eine Illusion bleiben. Was bringt es der Menschheit, vielleicht in zwanzig Lichtjahren Entfernung den besagten Frosch zu finden, der natürlich der absolute Medienstar und der Liebling der gesamten Erdbevölkerung wäre, wenn gleichzeitig auf der Erde täglich Millionen heimischer Tierarten gequält und misshandelt werden? Warum sollte es unter solchen Bedingungen erstrebenswert sein, interstellare Reisen durchzuführen, um primitive oder im Ausnahmefall vielleicht auch einmal intelligente Lebensformen im Kosmos aufzuspüren? Sie existieren – warum reicht uns das nicht? Wir müssen nicht um jeden Preis wie besessen nach ihnen den Weltraum absuchen.

Kosmische Apokalypsen – ein Grund für interstellare Raumfahrt

Der Grund für interstellare Raumfahrt muss gewichtiger sein. Er darf kaum noch eine Alternative zulassen. Er kann eigentlich nur existenzieller Natur sein. Und er wird vom Hubble-Weltraumteleskop mit faszinierenden Aufnahmen von explodierenden Sonnen mit einer unvorstellbaren Vernichtungskraft beeindruckend dokumentiert. Dass durch diese apokalyptischen kosmischen Katastrophen auch bewohnte Planeten zerstört werden, ist eine unweigerliche Konsequenz. Droht dieser Fall, dann bedarf es trotz der gigantischen Entfernungen und Zeitdimensionen keiner zusätzlichen Motivation mehr – dann wird die Suche nach neuem Lebensraum in einem anderen Sonnensystem der Galaxis zur bitteren Pflichterfüllung. Viele Indizien deuten darauf hin, dass vor langer Zeit Lebewesen von einem noch unbekannten Planeten aus genau diesen Gründen die Erde besuchten.

Der Gedanke ist keineswegs abwegig, dass auch der Mensch eines Tages zum Exodus in die Galaxis gezwungen sein könnte, wenn er seine Rasse erhalten will, denn unserer Sonne droht irgendwann in ferner Zukunft das gleiche Schicksal. Ein derartiges Szenario wäre ein triftiger Grund für bemannte interstellare Raumfahrt. Selbst wenn uns der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel ein Gefühl großer Ruhe vermittelt, ist der Kosmos keineswegs so friedlich. Nahezu »stündlich« warten die Astronomen auf die längst überfällige Supernova, denn für unsere Galaxis haben sie eine durchschnittliche Supernova-Explosionsrate von zweieinhalb Supernovae pro Jahrhundert ermittelt. Geht man für den gesamten Kosmos nur von 100 Milliarden Galaxien aus, explodieren in einem Jahr über zwei Milliarden Sonnen mit all ihren Planeten. Folglich könnten jährlich zahlreiche ferne Zivilisationen Opfer dieser Katastrophen werden. Es sei denn, es gelingt einigen, in einem anderen Sonnensystem einen bewohnbaren Planeten zu erreichen.

Dass es in anderen Galaxien geradezu rekordverdächtig kracht, registrierten Astronomen in der weit entfernten Spiralgalaxis M66 im Sternbild Löwe: In nur zwanzig Jahren ereigneten sich dort drei Supernova-Explosionen, und die bisher gemachten Aufnahmen von Super- und Hypernovae lassen erahnen, welche zerstörerischen Kräfte dabei im Kosmos auftreten. So machte das Hubble-Weltraumteleskop im südlichen Sternbild Carina Aufnahmen der 7.500 Lichtjahre entfernten Sonne Eta Carinae, die eine Gefahr für alle bewohnten Planeten bis hin zur Erde werden kann.

Astronomen gehen davon aus, dass Eta Carinae mit der über 100-fachen Masse unserer Sonne innerhalb der nächsten 20.000 Jahre durch eine Explosion als Hypernova völlig zerrissen wird. Seine Leuchtkraft nimmt dann für kurze Zeit millionenfach zu, und wenn er zum Schwarzen Loch kollabiert, wird Gammastrahlung freigesetzt, die als Gammaburst mit Lichtgeschwindigkeit und der höchsten im Kosmos vorkommenden Energie von den Polen ausgehend in zwei Richtungen entweicht. Diese Strahlung dauert vielleicht nur wenige Stunden an, weist aber in der kurzen Zeitspanne eine Energieemission auf, wie sie unsere Sonne in Milliarden von Jahren erzeugt.

Aufgrund der Intensität wird inzwischen vermutet, dass ein solcher Gammablitz aus unserer Galaxis das massenhafte Artensterben vor über 400 Millionen Jahren verursachte. Vor derartigen apokalyptischen Ereignissen gibt es keinen Schutz. Auf der Erde würde die schützende Ozonschicht verbrennen, Sauerstoff und Stickstoff verbänden sich zu ätzenden Stickstoffoxiden. Einige Arten wären imstande, so eine atmosphärische Situation zu überleben, auf keinen Fall aber der Mensch. Angesichts dieser Gefahr könnte eine fortgeschrittene Zivilisation durchaus als Präventivmaßnahme in einem anderen Sonnensystem einen Planeten zusätzlich kolonisieren, um ihre Art zu sichern.

Diese Aufnahmen von Eta Carinae sind zwar aus irdischer Sicht brandaktuell, sie zeigen jedoch ein Geschehnis vor 7.500 Jahren. Somit könnte diese Sonne theoretisch längst explodiert sein, und ihr tödlicher Gammaburst durcheilt bereits die Galaxis. Ein derartiges Ereignis wäre ein einmaliges Schauspiel, das alles in der Galaxis überstrahlt und dem Menschen eindrucksvoll offenbart, dass der Kosmos nicht nur lebt, sondern förmlich bebt – und dass wir angesichts der Ereignisse, die sich unablässig abspielen, immer in der Vergangenheit leben und das Nachsehen haben. In Anbetracht dieser kosmischen Kataklysmen müsste es den Menschen noch bewusster werden und sie mit Demut erfüllen, was für ein einmaliges Geschenk der Natur unsere Erde ist.

Die Astronomie befindet sich noch in den Kinderschuhen, was die Suche nach kosmischen Apokalypsen betrifft. Unsere Region im Spiralarm der Galaxis galt bisher als ruhig und relativ sicher, was derartige Katastrophen anbelangt. Umso überraschender die Meldung, dass in nur 150 Lichtjahren Entfernung in einem Doppelstern-System der Weiße Zwerg HR 8210 Pegasi in ferner Zukunft in einer apokalyptischen Supernova explodieren wird. Sein Begleiter wird sich zu einem Roten Riesen aufblähen, dessen Materie von dem Weißen Zwerg absorbiert wird. Von einem Weißen Zwerg – einer »ausgebrannten« Sonne – bleibt in der Regel nur ein Körper von der Größe der Erde oder des Mondes übrig, aber durch die angesaugte Materie erreicht er eine extrem dichte Masse und erhitzt sich auf Millionen von Graden, so dass es zum thermonuklearen Ausbruch kommt.

Bereits im Jahr 1993 wurden HR 8210 Pegasi und sein Begleiter im Sternbild Pegasus nahe dem Andromedanebel entdeckt. Erst im Laufe neuerer Untersuchungen der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) erkannte man das Potenzial für eine Supernova der höchsten Stufe. Aufgrund der genannten Fakten schließen Wissenschaftler inzwischen nicht mehr aus, dass noch mehrere derartige Gefahrenobjekte in direkter Nachbarschaft unserer Erde liegen. Nach Berechnungen von Astronomen könnte eine Supernova in einem Radius von bis zu 200 Lichtjahren durch die entstehende energiereiche Strahlung und einen gigantischen Hagel schneller kosmischer Teilchen alles Leben sowie die Atmosphäre auf einem Planeten vernichten.

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Abb. 1. Die Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops zeigt einen gigantischen Materieausbruch auf Eta Carinae, der die 120-fache Masse unserer Sonne hat. Bereits im Jahre 1841 wurde auf der Erde ein Materieausbruch wahrgenommen, die ihn als zweithellstes Objekt am Sternenhimmel erscheinen ließ. Die glühenden Gas- und Staubwolken haben sich bis heute auf fast fünf Billionen Kilometer ausgedehnt. In der Bildmitte als heller Punkt der Stern Eta Carinae, der nach wissenschaftlicher Ansicht jederzeit explodieren kann.

Die sich durch HR 8210 real anbahnende Supernova macht deutlich, dass durchaus bereits eine außerirdische Expedition auf der Suche nach neuem Lebensraum zur Erde gelangt sein könnte. Ebenso wenig ist auszuschließen, dass eine Zivilisation in unserem Spiralarm der Galaxis von einer Super- oder Hypernova bedroht ist, die auf der Erde aufgrund mangelnder Beobachtungstechnik bisher nur noch nicht wahrgenommen wurde.

Gegenwärtig gilt unsere Sonne als ruhiges und solides Zentralgestirn, das unserer Erde auf Millionen von Jahren hinaus beste Bedingungen verspricht, bis sie zu schrumpfen beginnt, sich danach zum Roten Riesen aufblähen und in der Folge die Planeten Merkur, Venus und Erde verschlingen wird. Aber wer weiß schon, wie die Situation in einigen Zehntausenden von Jahren aussehen wird? So äußerte sich Professor Robert Lin von der University of California: »Im Prinzip verstehen wir eigentlich gar nicht, wie die Sonne funktioniert.« Können Sonneneruptionen mit koronalem Massenauswurf oder Flares – so bezeichnen Wissenschaftler die spektakulären Explosionen auf der Sonnenoberfläche mit der Gewalt von zehn Millionen Wasserstoffbomben – eines Tages so intensiv werden, dass das jetzt schon schwächer werdende irdische Magnetfeld zerstört und die lebensbedrohliche kosmische Strahlung ungeschützt zur Erdoberfläche gelangt? Genügt es dann, sich in der Erdkruste einzubuddeln? Sicher würde eine derartige Situation nicht zwangsläufig dazu führen, dass der Mensch die Erde verlassen müsste. Es würde für ihn auf der Erde nur schlicht und einfach sehr unangenehm werden.

Selbst der in dem Kinofilm 2012 geschilderte drohende Weltuntergang durch den Ausbruch eines Supervulkans im Yellowstone Nationalpark, der eines Tages Realität werden dürfte, wird wohl nicht zum Ende der Menschheit führen. Dennoch gehen Wissenschaftler davon aus, dass vor etwa 250 Millionen Jahren zwischen der Perm- und Triasepoche durch eine solche Supereruption fast alle Arten auf der Erde ausstarben. Dabei sollen bis zu vier Millionen Kubikkilometer Basaltlava ausgeströmt sein. Wenn ein extraterrestrischer bewohnter Planet von einem extremen Vulkanismus oder durch Technik nicht beeinflussbare tektonische Aktivitäten in seiner Lithosphäre betroffen ist, könnte auch das ein Grund sein, sich auf die Suche nach neuem Lebensraum zu begeben.

Somit ist es nicht verwunderlich, dass die NASA bereits Pläne entwickelt hat, die Menschheit über den Weltuntergang hinaus zu erhalten. Dabei schreckt sie auch nicht vor Lösungen zurück, die den Eindruck erwecken, vollkommen unrealisierbar zu sein – etwa dem Plan, dass die Erde, um der zunehmenden Sonnenaufheizung zu entgehen, unter Mithilfe eines Asteroiden auf eine von der Sonne weiter entfernte Umlaufbahn gezogen werden soll.

Ein anderes Modell sieht vor, den Mars durch Terraforming für Menschen bewohnbar zu machen. Das heißt, er soll nach den Vorstellungen des SF-Autors Jack Williamson, der diesen Begriff 1942 in seiner Erzählung »Collision Orbit« prägte, in einen bewohnbaren erdähnlichen Himmelskörper umgewandelt werden. Aber in kosmischen Zeiträumen betrachtet, dürfte sich der Mars nicht allzu lange als Überlebensraum halten können. Vor langer Zeit soll er ja über eine Atmosphäre verfügt haben, die sich aufgrund zu geringer Eigengravitation ins Weltall verflüchtigte. Weil der Mars in der Zwischenzeit nun keineswegs maßgeblich an Gewicht zugelegt hat, würde wahrscheinlich wieder das Gleiche geschehen. Also müssten riesige Plexiglaskuppeln für eine künstliche Biosphäre installiert werden, unter der Menschen, Tiere und Pflanzen dauerhaft existieren könnten.

Die genannten Beispiele zeigen, dass es für interplanetare Raumfahrt durchaus einige Gründe geben könnte, aber die riesigen Distanzen zwischen den Sonnensystemen lassen Expeditionen in die Galaxis nicht realisierbar erscheinen – zumindest nicht nach dem jetzigen physikalischen Kenntnisstand. So sagte mir ein Raumfahrtexperte, um dies zu bewerkstelligen, müsse eigentlich erst eine neue Physik begründet werden. Natürlich weiß man heute nicht, welchen Standard die technische und biologische Entwicklung in 100 oder 1.000 Jahren erreichen wird. Es kann aber auch ohne weiteres sein, dass die Quantensprünge in den technischen Bereichen, die wir während der letzten Jahrzehnten zweifellos erlebt haben, sich in dem Ausmaß gar nicht mehr wiederholen – vielleicht sogar stagnieren.

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Abb. 2

Das NASA-Projekt Space Elevator

Bevor Jakobs Himmelsleiter zur Erörterung steht, sollen zunächst einige Aspekte des noch in der experimentellen Phase befindlichen Space Elevators der NASA erörtert werden, um die frappierende technische Übereinstimmung zwischen dem aktuellen und einem prähistorischen Weltraumlift aufzuzeigen. Von einem prähistorischen Weltraumlift wird nämlich in den Überlieferungen der Welt eindeutig immer wieder berichtet. Bisher galten Weltraumlifte allerdings vorwiegend als Ideengut der Science-fiction-Literatur und waren für die Wissenschaft reine Phantasiegebilde. So äußerte sich der US-Mathematiker John McCarthy vor über fünfzig Jahren kurz und bündig: »Vergiss es«, und schloss damit die Akte für den Fahrstuhl zu den Sternen. Der SF-Autor Arthur C. Clarke – so der Titel seines 1978 geschriebenen Romans – hatte sich einmal dahingehend geäußert, der erste Weltraumlift werde fünfzig Jahre später gebaut, nachdem man aufgehört habe, über die Idee zu lachen. Inzwischen hat sich die Situation gewandelt, das Lachen ist vor einigen Jahren verstummt, als die NASA begann, sich ernsthaft mit der Realisierung eines derartigen Systems zu befassen.

Die amerikanische Raumfahrtbehörde hat bereits finanzielle Mittel für Studien bereitgestellt, und auch der Kongress war nicht kleinlich und investierte Millionen Dollar in dieses Unterfangen. Unter der Leitung von Bradley C. Edwards wird am Space Elevator Project des Institute for Scientific Research in Fairmont (West Virginia) intensiv an der Realisierung eines solchen Fahrstuhls ins All gearbeitet. Weil die NASA durch Preisgelder die Entwicklung spezifischer Komponenten wie Antrieb, Kabelstrang und Beförderungskapseln forciert, ist sogar ein förmlicher Wettlauf unter interessierten Firmen entstanden. Priorität hat dabei ausnahmslos das Seil oder Kabel, das die Erde mit der Orbitstation verbinden soll. Das Projekt Weltraumlift ist anscheinend so lukrativ, dass sogar internationale Wettbewerbe stattfinden, an denen Institute wie auch Studenten teilnehmen. Die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) beteiligt sich mit der Clarke-Bradbury International Science Fiction Competition an diesen Wettbewerben, um zusätzlich bei Jugendlichen das Interesse für Weltraumtechnologien zu wecken.

Erste Ideen kamen aus Russland

Dass ein funktionierender Weltraumlift ein hochkomplexes technisches Gerät ist, steht wohl außer Zweifel, und wenn er eines Tages in Betrieb ginge, wäre er sehr wahrscheinlich sogar das größte technische Wunderwerk der Menschheit. Nun ist die Konstruktion eines Fahrstuhls ins All zwar nicht gerade ein Klacks, aber die Funktionsweise im Grunde mehr als simpel. Schon 1895 entwickelte der russische Raketenpionier Konstantin Ziolkowski diesbezüglich erste Pläne. Inspiriert durch den Eiffelturm schlug er vor, einen Weltraumturm zu errichten, der bis ins All reicht. Sein Landsmann, der Ingenieur Juri Artsutanow, führte in den Sechzigerjahren den Gedanken fort, über einen Turm auf der Erde in Äquatorhöhe zu einer Station im Weltraum zu gelangen, die mit einem Kabel verbunden ist, an denen Gondeln auf- und niederfahren könnten.

In genau 35.786 Kilometern Höhe ist der magische Punkt erreicht, an dem sich die Schwerkraft und die in entgegengesetzte Richtung strebende Fliehkraft ausgleichen. In dieser Höhe beträgt aufgrund der Winkelgeschwindigkeit die Bahngeschwindigkeit rund 11.040 km/h gegenüber nur 1.670 km/h auf der Erdoberfläche. Somit verweilt eine Station dort immer am gleichen Punkt über der Oberfläche und folgt der Achsumdrehung der Erde. An diesem geostationären Punkt befinden sich heute auch zahlreiche TV-Satelliten wie Astra und Eutelsat, denn nur durch diesen »festen« Standort lassen sich die Satellitenschüsseln exakt ausrichten. Wären diese Satelliten nur etwas niedriger oder höher, nördlicher oder südlicher positioniert, sähe es für den kostenlosen TV-Empfang düster aus.

Natürlich besteht die Möglichkeit, sich in einer für Raumstationen üblichen Höhe zwischen 300 und 400 Kilometern auszuklinken, doch um eine Kreisbahngeschwindigkeit zu erreichen, wäre immer noch ein zusätzlicher Schub nötig. Es führt deshalb kein Weg daran vorbei: Als Startrampe wird ein gigantischer Turm benötigt, der mindestens bis in die dünneren Schichten der Atmosphäre ragt, weil sich nur in diesen Regionen zwischen dreißig bis fünfzig Kilometern der Kabelstrang montieren ließe. Das an einem Turm verankerte Kabel würde sich bei entsprechender Länge durch die Fliehkräfte von selbst spannen. Je länger aber ein solches Kabel oder Seil wäre, umso größer wären die Nutzungsmöglichkeiten für die Raumfahrt. Damit das Kabel gespannt bleibt, sehen andere Pläne vor, jenseits des geostationären Orbits als Gegengewicht eventuell einen Asteroiden zu befestigen.

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Abb. 3

An einem konisch zulaufenden Turm wiederum könnten die möglicherweise elektromagnetisch angetriebenen Elevatorkapseln wie eine Magnetschwebebahn ohne Berührung mit dem Kabelstrang starten, um mit einer gegenwärtig veranschlagten Reisegeschwindigkeit von 500 km/h je nach Bedarf angelegte Zwischenstationen zu erreichen. Der Entwurf einer Arbeitsgruppe favorisiert ein Modell mit sechs Kabelsträngen, von denen vier für Shuttles zum Transport von Menschen und Material genutzt werden sollen, während zwei Kabelstränge für eventuell anfallende Wartungsarbeiten vorgesehen sind.

Ein Weltraumlift auch auf dem Mond und Mars?

Ein gern benutztes Beispiel soll verdeutlichen, wie simpel das System interplanetarer Reisen per Weltraumlift funktionieren kann: Stülpt man einen Ring über eine Stange, kann man diesen mit Schwung leicht wegschleudern, weil die Fliehkräfte stärker als das Gewicht des Ringes sind. Auf diesem Prinzip beruhen erste Pläne, einen Weltraumlift ebenso auf dem Mond und auf dem Mars zu installieren. Hätte der irdische Weltraumlift ein Kabel mit einer Länge von 150.000 Kilometern, würde der durch die Erdrotation bewirkte permanente Fliehkraftzuwachs nicht nur eine Energierückgewinnung ermöglichen, sondern auch die Erlangung der benötigten Fluchtgeschwindigkeit, die zur Überwindung des Gravitationsfeldes von 11,2 km/s nötig ist, um ein Raumschiff ohne weitere Energie bis zum Mars zu befördern. Ein weiterer Vorteil ergibt sich dadurch, dass nur noch eine geringe Energiemasse mitgeführt werden muss, um das Raumschiff abzubremsen. Für den Abstieg auf den Mars und die Rückreise könnte ebenfalls ein Weltraumliftsystem zum Einsatz kommen. Weil der Mars um einiges kleiner ist als die Erde, aber mit 24,5 Stunden eine ähnliche Rotationsgeschwindigkeit aufweist, benötigte das Kabel dort nicht die gleiche Länge wie das irdische System.

Auch das Projekt von Jerome Pearson, Geschäftsführer der Firma Star Technology and Research, einen Weltraumlift auf dem Mond zu installieren, wird von der NASA finanziell unterstützt. Wegen der schwächeren Schwerkraft des Mondes ist ein Kabel auf dem Erdtrabanten wesentlich geringeren Belastungen ausgesetzt. So schätzt man das Gewicht auf nur sieben Tonnen, und es könnte mit einer einzigen Rakete in die Mondumlaufbahn befördert werden. Andererseits müsste das Kabel wegen der trägeren Rotation des Mondes von 27 Erdtagen fast 100.000 Kilometer lang sein. Der Mondlift würde wahrscheinlich am Lagrange-Punkt andocken, der sich in einem Abstand von etwa 58.000 Kilometer vom Mondmittelpunkt zur Erde hin befindet, weil sich genau an diesem Punkt die Gravitationskräfte von Erde und Mond und die Zentrifugalkraft ihrer Bewegung gegenseitig aufheben.

Raumfahrt zum Bruchteil bisheriger Kosten

Dass durch einen Lift ins All der Transport von Material und Menschen bequemer und vor allem konkurrenzlos kostengünstig wäre, ist unbestritten. Vor allem die Kosten sind es wohl, die die NASA hellhörig werden ließen. Bei den zurzeit genutzten Systemen für Transporte ins All betragen die Kosten etwa 20.000 bis 80.000 Dollar je Kilogramm, die bei längerer und häufigerer Nutzung eines Liftsystems bis auf 100 US-Dollar reduziert werden könnten. Bradley C. Edwards, der im Auftrag der NASA seit einigen Jahren das Konzept das Weltraumlifts erforscht, veranschlagt 200 US-Dollar pro Kilogramm. 100 oder 200 Dollar sind aber nur marginale Unterschiede gegenüber den Zehntausenden von Dollar für den Transport von nur einem Kilogramm Gewicht mit Raketen. Robert Casanova, Direktor des NASA Institute for Advanced Concepts, ist deshalb der festen Überzeugung, dass ein Space Elevator Menschen und Material durchgreifend preiswerter und vor allem sicherer ins Weltall befördern kann. Dadurch eröffneten sich nicht nur für die Weltraumforschung, sondern auch für wissenschaftliche und industrielle Disziplinen völlig neue Möglichkeiten, um zum Beispiel in der Schwerelosigkeit neue Fertigungstechnologien zu entwickeln.

Für das gesamte Liftsystem veranschlagt Edwards rund zehn Milliarden US-Dollar, womit er wohl etwas zu optimistisch kalkuliert. Realistischere Berechnungen tendieren zu Kosten, die sich im Bereich von fünfzig Milliarden US-Dollar bewegen, und nach den Erfahrungen mit solchen Schätzungen bei anderen Projekten dürfte diese Summe bei einer Realisierung ebenfalls noch zu niedrig angesetzt sein. Dennoch könnten Nutzlasten für einen Bruchteil der derzeitigen Kosten als Alternative zu Raketen und Raumfähren ins All befördert werden. Und wenn … ja, wenn man ein solches System nicht nur jahrzehnte-, sondern jahrhundertelang nutzte, wäre die Amortisierung eines Tages kein Thema mehr. Zurzeit scheint diese Frage nicht weiter erörtert zu werden, die Ampeln stehen auf Rot. Es ist wie mit der in Deutschland entwickelten Magnetschwebebahn: zwar eine technische Meisterleistung, aber augenblicklich zu kostspielig – außer für das boomende China.

Problemfall Kabelstrang