Lion Feuchtwanger

Exil

Roman

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Impressum

Mit einer Nachbemerkung von Gisela Lüttig

Textgrundlage:

Lion Feuchtwanger, Gesammelte Werke in Einzelbänden,

Band 8, Aufbau-Verlag GmbH, Berlin 1993

Die „Wartesaal“-Trilogie umfasst die Romane

Erfolg

Die Geschwister Oppermann

Exil

ISBN 978-3-8412-0618-3

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Februar 2013

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Bei Aufbau erstmals 1956 erschienen; Aufbau ist eine

Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

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Einbandgestaltung capa design, Anke Fesel

unter Verwendung eines Fotos von Chris Keller /

bobsairport

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www.aufbau-verlag.de

Inhaltsübersicht

Vorwort

Erstes Buch - Sepp Trautwein

1. Sepp Trautweins Tag beginnt

2. Die »Pariser Nachrichten«

3. Einer fährt im Schlafwagen in sein Schicksal

4. Eine verirrte Bürgerstochter

5. Zahnschmerzen

6. Kunst und Politik

7. Einer der neuen Herren

8. Trübe Gäste

9. In der Emigrantenbaracke

10. Blick in eine neue Welt

11. Hanns Trautwein wird achtzehn Jahre

12. Einer riecht die Heimat im Exil

13. Der Tod von Basel

14. Ein deutscher Junge in Paris

15. Parteigenosse Heydebregg und seine Sendung

16. Der getretene Wurm krümmt sich

Zweites Buch - Pariser Nachrichten

1. Chez nous

2. Sie werden’s auch noch billiger geben, Frau Kohn

3. Gummi oder Kunst

4. Hanns lernt Russisch

5. Madame Chaix und die Nike von Samothrake

6. Ein Brief aus dem Gefängnis

7. Kabale und Liebe

8. Herr Louis Gingold im Konflikt der Pflichten

9. Ein Gefangener auf Urlaub

10. Das Oratorium »Die Perser«

11. Sonett 66

12. Der einzige und sein Eigentum

13. Das Gebäck ist gezählt

14. Was Neues aus Afrika?

15. Cäsar und Kleopatra

16. Eine Protestversammlung

17. Romantik

18. Elefanten im Nebel

19. Cäsar und sein Glück

20. Die Hosen des Juden Hutzler

21. Sommerferien

22. Franz Heilbrun im Konflikt der Pflichten

Drittes Buch - Der Wartesaal

1. Der blaue Brief und seine Folgen

2. »Sie hat den Löffel weggeworfen«

3. Solidarität

4. Ein Husarenstreich

5. Die Versuchung

6. Der Wartesaal

7. Telefongespräche in der Sommerfrische

8. Kampf zwischen Raubtieren

9. Essen Sie Ihren Hut auf

10. Geduld tut not

11. Ja, wenn Herr Walther kröche

12. Der verschwimmende Horizont

13. Triumph der guten Sache

14. Gewillt, ein Bösewicht zu werden

15. Der schlotterige Anzug

16. Lukas 21, 26

17. Nürnberg

18. Abdankung

19. Erich Wiesener vergrößert sich

20. Ein Schuldschein auf die Zukunft

21. Madame de Chassefierre wird abgehängt

22. Die Jungfrau von Orléans

23. Glückspilze

24. König in Unterhosen

25. Ein guter Hahn kräht schon um Mitternacht

Nachwort

Zu diesem Band

Für Marta

Vorwort

Ich habe für dieses Buch zwei Motive aus der historischen Wirklichkeit verwandt: die Entführung eines emigrierten Journalisten und den Aufkauf und die Lahmlegung einer deutschen Emigrantenzeitung durch Agenten des Dritten Reichs. In der historischen Wirklichkeit war der entführte Journalist ein Mann namens Berthold Jacob, und die aufgekaufte Zeitung war die Zeitung »Westland«, die in Saarbrücken erschien.

Ich habe indes der Wirklichkeit für meine Zwecke lediglich die beiden genannten Motive entnommen, nicht etwa Einzelpersonen und Einzelgeschehnisse. Es haben also mein Journalist Friedrich Benjamin und die Leute um ihn nicht das geringste zu tun mit dem existierenden Manne Berthold Jacob oder sonst jemand aus der real existierenden Welt; noch haben meine »Pariser Nachrichten«, ihr Verleger und ihre Redakteure irgend etwas gemein mit der genannten Zeitung »Westland« oder mit sonst einer in Frankreich erscheinenden deutschen Zeitung oder Zeitschrift. Insbesondere möchte ich feststellen, daß der Verleger meiner »Pariser Nachrichten« nicht das leiseste zu tun hat mit dem verstorbenen russischen Emigranten Poljakow, dem Inhaber und Verleger des »Pariser Tageblatts«, der verdächtigt wurde, mit den Nationalsozialisten paktiert zu haben; wie sich später durch gerichtliche Verfahren herausgestellt hat, zu Unrecht.

Überhaupt existierte von den Menschen dieses Buches kein einziger aktenmäßig in der Stadt Paris im Jahre 1935; wohl aber lebte dort ihre Gesamtheit. Um die bildnishafte Wahrheit des Typus zu erreichen, mußte ich die photographische Realität des Einzelgesichts tilgen. Das Buch »Der Wartesaal« gibt nicht wirkliche, sondern historische Menschen.

In einigen Jahren wird diese Erklärung überflüssig erscheinen, da sie Selbstverständliches enthält. Heute, bei der Überempfindlichkeit mancher deutschen Flüchtlinge und Auswanderer, scheint sie geboten.

Sanary/Var (Frankreich), Juli 1939.

Erstes Buch
Sepp Trautwein

Und so lang du das nicht hast

Dieses: Stirb und werde,

Bist du nur ein trüber Gast

Auf der dunklen Erde.

Goethe

1
Sepp Trautweins Tag beginnt

Als er aber vorsichtig Papier und Bleistift aus der Schublade kramte, um sich das Motiv aufzuschreiben, das ihm eingefallen war, fegte er ein Buch von dem gebrechlichen, überladenen Schreibtisch. Kreuztürken, jetzt ist Anna bestimmt aufgewacht. Da kommt schon ihre Stimme aus dem Bett: »Wie spät ist es denn?«

»Sechs Uhr siebenundzwanzig«, meldet er reumütig und korrekt. Anna indes zeigt keinen Unmut, daß er sie so früh geweckt hat. Sie konstatiert nur sachlich, einschlafen werde sie doch kaum wieder, es sei wohl am besten, sie frühstückten mit dem Jungen zusammen.

Josef Trautwein also schreibt, leise zwischen den Zähnen vor sich hin pfeifend, schnell, nicht unvergnügt, seine paar Takte auf. Dann geht er zurück ins Bett. Schön ist er nicht, wie er sich so durchs Zimmer tappt; sein knochiges Gesicht mit den tiefliegenden Augen unter den starken, schon ergrauten Brauen ist schmutzig überstoppelt, das eine Bein seines Schlafanzugs ist hochgerutscht und läßt die dünne, schwärzlichgrau behaarte Wade sehen. Allein so deutlich Anna die Schäbigkeit des tristen Hotelzimmers und seiner Einrichtung erkennt, so wenig nimmt sie wahr, daß Josef Trautwein, ihr Sepp, hier in Paris, im elenden Leben der Emigration, nicht mehr der stattliche Mann ist wie in München, wo ihm alle Sympathien zugeflogen waren. Für Anna hat er sich nicht verändert. Für sie ist er heute, der abgedankte Musikprofessor mit seinen Sechsundvierzig, immer noch so strahlend jung wie damals, als er ihr zuerst begegnete, schön, männlich, voll Kraft und Humor und jedes Erfolges gewiß. Eigentlich ist sie froh, daß seine Ungeschicklichkeit sie aufgeweckt hat; so hat sie ihn eine halbe Stunde für sich, bis der Junge, bevor er in sein Lyzeum muß, mit ihm frühstückt.

Während der beginnende Tag die vollgestopfte Armseligkeit des Zimmers immer klarer hervortreten läßt, kriecht Josef Trautwein zurück ins Bett, wohlig grunzend. Anna nutzt die Gelegenheit, mit ihm über die Pläne ihres heutigen Tages zu reden. Sie hat Dr. Wohlgemuth gebeten, sie pünktlich um zwölf Uhr fortzulassen, sie will wieder einmal zu Monsieur Pereyro gehen, damit der die Sache beim Rundfunk etwas vorwärtstreibt. Eigentlich ist es gemein, wie lange man hingezogen wird. Jetzt ist es schon zwei Monate her, daß die Rundfunkleute Monsieur Pereyro versprochen haben, Sepp Trautweins Oratorium »Die Perser« aufzuführen. Klar, daß es eine Weile dauert, ehe man, gerade im Fall eines deutschen Emigranten, die bürokratischen Widerstände überwindet; aber bei einigem gutem Willen müßte es nach so langen Vorbereitungen endlich klappen.

Josef Trautwein hört nicht sehr interessiert zu. Es tut ihm leid, daß Anna, die sich ohnedies überarbeitet, so viel Mühe an diese Rundfunkaufführung wendet. Ihm selber liegt wenig daran. Er liebt den Rundfunk nicht, Rundfunk ist Ersatz, alles kommt verzerrt. Und die Hörer werden ja doch nichts von seinem Oratorium »Die Perser« verstehen, die Masse hat für so was noch kein Ohr; die Rundfunkleute haben ganz recht, wenn sie zögern. Außerdem ist, findet er, das Oratorium eigentlich gar nicht fertig; es hat noch gute Weile, bis er es ins letzte überfeilt haben wird. Ihm ist es recht so, ihm eilt es nicht, er hat Freude an der Arbeit. Im Grunde denkt er schon mit Bedauern an die Zeit, da er nichts mehr daran zu tun haben wird.

Während sie weiterspricht, geht ihm wieder das Motiv durch den Kopf, das er vorhin gefunden hat, jene paar Takte, die das gräßliche Wehegeschrei der zurückkehrenden, geschlagenen Perser wiedergeben. Gleichzeitig aber hört er auf Annas Stimme. Es ist eine ruhige, angenehme Stimme, er liebt sie sehr. Weniger interessiert ihn, was diese Stimme spricht. Arme Anna. Sicher möchte sie lieber über seine Musik mit ihm reden; in Deutschland hat sie das ganz ausgefüllt. Sie weiß natürlich genausogut wie er selber, daß Rundfunk nur Ersatz ist. Aber sie hat einfach keine Zeit, mit ihm über die Dinge zu sprechen, die ihr im Innern ebenso wesentlich sind wie ihm. Die ganzen Sorgen des kleinen Alltags liegen auf ihr; es ist kein Wunder, wenn ihr davon der Mund übergeht. Dabei bleibt es ein Monolog, er versteht nichts von diesen Sachen. Übrigens, so verwickelt die kleinen Dinge ausschauen, am Ende, wenn man nur lange genug wartet, erledigen sie sich von selber. Schön, er hat in Paris keinen Namen und nicht viele Möglichkeiten, man ist ein wenig knapp, und es ist scheußlich, daß sich Anna, um die paar hundert Franken mehr zu verdienen, Tag für Tag bei ihrem schwierigen Dr. Wohlgemuth abschinden muß. Trotzdem hat man weniger zu klagen als die meisten andern Emigranten. Natürlich war das hübsche, behagliche Haus, das man in München hat zurücklassen müssen, angenehmer als die zwei tristen Zimmer des Hotels Aranjuez, wo er jetzt mit Anna und seinem Jungen haust. Aber sie sind zusammen, alle drei, und sie sind gesund. Seine Musik hat er in Paris so gut wie in München, seinen Schreibtisch hat er auch, sogar ein Piano, er kann arbeiten. Selbstverständlich würde er lieber, wenn er sich Ernsthaftes durch den Kopf gehen läßt, die Isar entlanglaufen als die Kais der Seine; aber schließlich fällt einem auch an der Seine was ein, und auch seinen besten, teilnahmsvollsten Hörer hat er mitnehmen können: Anna.

Dazu hat er seine Politik. Sepp Trautwein ist seiner ganzen Art nach ein unpolitischer Mensch, er ist nichts als Musiker. Allein die Zeitläufte haben ihm in hartem Anschauungsunterricht beigebracht, daß man Musik ohne Politik nicht machen kann. Die Angriffe, die man im Lauf seiner letzten deutschen Jahre gegen ihn gerichtet hat, weil er sich für die Reform der Musikerziehung einsetzte, die Schwierigkeiten, die man ihm gemacht hat, als er an der Münchner Musikalischen Akademie seine »kulturbolschewistischen Theorien« vortrug, das alles hat ihm gezeigt, wie eng verbunden Kunst und Politik sind. Gute Musik und schlechte Politik vertragen sich nicht, das ist für ihn nicht mehr eine Meinung, das ist zu einem Teil seines Wesens geworden. Händel, Beethoven, selbst Wagner sind ihm anders denn als Revolutionäre nicht mehr denkbar; sie mußten Politik machen aus ihrer musikalischen Grundeinstellung heraus. Man kann sich vor der Politik nicht drücken, wenn die eigene Kunst nicht leiden soll. Seine Musik jedenfalls, wenn die klingen soll, dann muß reine Luft da sein. Und wenn reine Luft nicht da ist, dann muß man sie sich schaffen. Wie hat es ihn in diesen letzten deutschen Jahren gedrückt, daß er als Professor an der Staatlichen Akademie, als Beamter, gegen die aufziehende Barbarei nicht so von Herzen hat loswettern dürfen, wie er wollte. Diese Freiheit wenigstens hat er hier.

Nein, alles in allem könnte es ihnen verdammt viel schlechter gehen. Aranjuez heißt das Hotel, in dem er wohnt, schwerlich unterläßt es einer seiner Besucher, den Schillervers zu zitieren von den schönen Tagen von Aranjuez, und wenn er dann immer wieder lachen muß über sein schäbiges Aranjuez, kommt dieses Lachen nicht aus Bitterkeit, sondern aus einem heitern Herzen.

Anna hat gemerkt, daß er, während sie ihm auseinandersetzt, wie die Rundfunksache steht, nicht recht zuhört. Sie ist das gewöhnt. »Du solltest dich einmal wieder bei Pereyros sehen lassen«, sagt sie, und ihre Stimme klingt energisch. »Man findet nicht leicht Freunde im fremden Land, und Leute, die sich für einen einsetzen, schon gar nicht. Die Pereyros haben Einfluß und benehmen sich anständig. Man sollte sie nicht vor den Kopf stoßen.«

Er knurrt unlustig. »Du weißt doch«, sagt er, »wie zuwider es mir ist, wenn ich zu ›Leuten‹ gehen soll. Ich mag halt einmal keine Mäzene. Wenn aus der Rundfunkaufführung was wird, tant mieux. Wenn nicht, dann nehme ich es auch nicht tragisch.« Schon während er so grantelt, tut es ihm leid. Sie schindet sich ab, um die Geschichte zustande zu bringen; er müßte das anerkennen. »Red doch nicht solchen Quatsch«, gibt sie denn auch zurück, ungekränkt und resolut, »du weißt doch selber, was es für ein Schlag wäre, wenn nichts daraus würde.« Dabei denkt sie auch ans Honorar. Er, verträglich, murmelt etwas, das sie als Zustimmung auffassen kann. Aber im stillen denkt er, recht habe doch er, und zuletzt komme er mit seiner süddeutschen Gemütlichkeit wahrscheinlich weiter als sie mit ihrem norddeutschen Betrieb.

Eine Zeitlang liegen beide schweigend. Es kommt oft vor, daß er ihr auf solche Art recht gibt, aber sie weiß, daß er nur aus Bequemlichkeit ausweicht; er liebt keine Auseinandersetzungen. Wenn sie das nächste Mal von der Rundfunkaufführung anfängt, redet er dann genauso zerstreut und gedankenlos daher wie jetzt. Man hat es nicht leicht mit ihm. Er ist so furchtbar eigensinnig, der richtige Münchener Dickschädel, und will es einfach nicht kapieren, daß man ein bißchen Mühe auf sich nehmen muß, um sich hier wieder Boden zu schaffen.

Den Pereyros werden ihre ewigen Bittgänge auch bald lästig sein. »I am sick of it«, hat ein jüdischer Lord erwidert, als ihn unlängst einer ihrer Bekannten das tausendstemal für deutsche Emigranten anschnorrte. Die Pereyros sind angenehme Leute, kunstverständig, ungeheuer gutmütig. Aber sie sind furchtbar überlaufen, und es wäre ihnen nicht zu verdenken, wenn sie es satt bekämen, sich für eingewanderte Antifaschisten einzusetzen. Auch wenn sie Juden vorzögen, wäre es ihnen nicht zu verdenken, und sie, Trautweins, sind keine Juden.

Vielleicht hätte sie sich gestern doch die ergrauenden Haare auffärben lassen sollen. Bei Pereyros muß sie gut ausschauen. Aber ihr Budget ist so ausgetiftelt: wovon soll sie die dreißig Franken abzwacken? Sie könnte sich die Haare auch selber färben. Aber es geht ihr nie mit der Zeit aus, und dann wird es doch nichts Rechtes. Übrigens hat es vielleicht auch sein Gutes, wenn sie bei Pereyros ein bißchen grau aussieht. Die Frau fängt schon an, eifersüchtig zu werden.

Ihr Sepp merkt es kaum, ob ihre Haare wieder dunkelbraun sind, wie sie sein sollen, oder am Scheitel weiß. Er hängt an ihr wie am ersten Tag, aber er hat kein Aug mehr für sie. Ihr ist es ganz recht, daß er nicht sieht, wie die Züge ihres breiten, straffen Gesichts sich verwischen und wie ihre Augen, deren Glanz berühmt war, stumpfer werden; aber ganz recht ist es ihr doch nicht.

Alt werden wir alle, aber daß es gerade jetzt mit ihrer Blüte zu Ende geht, kommt sehr zur Unzeit. In München, in Berlin hat sie, die schöne Frau, manches wiedergutmachen können, was er versiebt hat, einfach durch ein freundliches Lächeln oder durch ein bißchen Flirt mit einem Maßgebenden. Sepp ist ja ebenso unpraktisch wie begabt und verdirbt sich die besten Chancen. Wieviel Krach und Sorgen hat man durchgemacht allein schon wegen seines politischen Geredes. Wieviel hat sie herumlaufen müssen, glätten, sänftigen. Hier in Paris hätte sie es noch ganz anders nötig, zu strahlen, zu bezaubern, wenn sie für ihn etwas erreichen soll. Aber diese zwei Jahre Emigration haben sie nicht schöner gemacht. Man hat seinen Humor und läßt sich nicht unterkriegen; doch manchmal ist es schon verdammt schwer, die Leute nicht merken zu lassen, daß man ihnen lieber die Zähne zeigte als ein freundliches, damenhaftes Lächeln.

Gut, daß Sepp die veränderten Verhältnisse nicht tragisch nimmt. Er spürt das Elend des Alltags nur dann, wenn es ihn unmittelbar anrührt. Der gesellschaftliche Abstieg ist ihm »Wurst«, äußern Ehrgeiz kennt er nicht. Schon in München hat er sich darüber lustig gemacht, wenn man ihn mit seinem Professorentitel ansprach.

Da liegt er, das hagere, knochige, unrasierte Gesicht ihr zugekehrt, ein bißchen lächelnd, vergnügt. Wie sie ihn kennt, fühlt er sich vielleicht in Paris sogar glücklicher als in Deutschland; hier hat er weniger »Betrieb« und mehr Zeit für seine Arbeit, für seine Musik. Sie versteht das durchaus, sie glaubt an seine Musik und ist überzeugt, daß man das tun soll, wofür man geschaffen ist, auch wenn es materiell nicht lohnt. Aber ein Jammer ist es doch, daß dieser begabte Mensch, ihr Sepp, jetzt vermutlich dazu verurteilt bleibt, für die Schublade zu arbeiten. In Deutschland hatte er sich durchgesetzt, auch beim Publikum; die »Oden des Horaz« wurden in allen Konzertsälen gesungen. Man hat dort den »Kulturbolschewisten« scharf angegriffen, aber er hat ein paar fanatische Freunde gehabt, sehr einflußreiche darunter, zum Beispiel den Musikdirektor Riemann. In Deutschland hätte man auch »Die Perser« herausgebracht, in einer großartigen Aufführung, wahrscheinlich bei den Philharmonikern. Hier muß man froh sein, wenn man mit Ach und Krach eine zweifelhafte Rundfunkaufführung durchdrückt.

Sie findet es liebenswert, und es imponiert ihr, wie gleichgültig er die Veränderung ihrer Lage hinnimmt, aber es fällt ihr schwer, diesen Gleichmut ganz zu verstehen. Vielleicht kommt es daher, daß Sepp eine dürftige Jugend gehabt hat, während sie in heiterer, behaglicher Umgebung groß geworden ist. Wenn sie von dem Abstieg spricht, den sie erlitten haben, dann hört er ihr freundlich zu, doch wie ein Erwachsener einem Kind. Findet er es wirklich nicht entwürdigend, wenn ein Sepp Trautwein Schülern der Pariser Musikakademie gegen ein miserables Honorar die Aussprache ihrer deutschen Gesangpartien beibringen muß? Und daß er es noch als Gnade und Wohltat empfinden muß, wenn er in dem Winkelblatt der Emigranten, in den »Pariser Nachrichten«, für ein paar Franken Artikel schreiben darf?

Alles wäre leichter, wenn sie wenigstens an seiner Arbeit, an seiner Musik teilnehmen könnte wie früher. In Deutschland hat er ihr vorgespielt, er hat jedes winzigste Detail mit ihr durchgesprochen, und wenn sie auch nicht genügend vorgebildet war, um alles zu kapieren, Instinkt hat sie, und worum es ihm geht, das begreift sie, und es war bestimmt nicht bloße Verliebtheit, wenn er ihr hundertmal versichert hat, sie sei sein musikalisches Gewissen. Es ist nicht immer ganz reibungslos abgegangen, wenn sie an seinem Werk gekrittelt hat. Er nimmt seine Arbeit verdammt ernst; aber manchmal, wenn sie gar keine Ruhe gegeben hat und immer noch nicht zufrieden war und immer weitergequengelt hat, er müsse diese oder jene Stelle noch einmal überfeilen, bei der Vierzehnten Horaz-Ode zum Beispiel, da hat er doch die Wut bekommen, und es hat böse Worte gesetzt. Allein zuletzt hat er sich trotzdem fast immer von neuem ans Werk gemacht, brummelnd, und es hat sich gezeigt, daß es keine verlorene Mühe war. Es waren schöne Stunden, wenn sie mit ihm zusammen arbeitete, man hat gespürt, wie tief man zusammengehört. Jetzt muß sie sich, statt an seiner Arbeit teilzunehmen, jeden Vor- und Nachmittag für ein paar lumpige Franken bei Dr. Wohlgemuth abschinden, muß widerwärtige, schimpfende Patienten beschwichtigen, ihm gelegentlich assistieren, in Münder mit fauligen Zähnen hineinschauen, hineinlangen, und immer liebenswürdig lächeln. Sie glaubt sich von ruhigem Temperament, aber sie begreift nicht, wie Sepp das alles so gelassen hinnimmt.

Im Nebenzimmer der Junge steht auf. Anna, nachdem sie schon einmal wach ist, könnte eigentlich auch aufstehen. Aber bei Pereyros muß sie frisch ausschauen, und wenn sie sich nie genügend Bettruhe gönnt, ist sie in zwei Jahren eine alte Frau. Nein, es ist schon besser, sie bleibt liegen.

Sie hört den Jungen – sie nennt Hanns ebenso beharrlich den Jungen, wie Sepp ihn den Buben nennt – in dem kleinen Badezimmer plätschern, sich waschen. Sicher wird er wieder kurze Unterhosen nehmen, seine Kameraden im Lyzeum finden nur kurze Unterhosen schick, aber es wäre besser, auf das bißchen Schick zu verzichten und die Gefahr einer Erkältung zu vermeiden. Allein sie unterdrückt die Anwandlung, Hanns eine solche Anweisung zu geben. Er ist vernünftig, doch wenn man ihm einreden will, wird er verbockt.

Da kommt er herein. Anna strahlt auf, wie sie ihn sieht. Er ist nicht groß, doch breit und kräftig; die tiefliegenden Augen und die starken Brauen, beides hat er vom Vater, geben ihm etwas Männliches, über seine Jahre hinaus Ernstes. Anna schämt sich ein bißchen, vor diesem ihrem Jungen mit Sepp im Bett zu liegen; auch stört es sie gerade vor ihm, daß ihr Haar grau ist, ungepflegt.

Hanns ist frisch und ausgeschlafen. Des Vaters Anerbieten, bei der Bereitung des Frühstücks zu helfen, lehnt er ab, gutmütig überlegen: »Ach, laß nur, Sepp« – der Vater behandelt ihn wie einen Erwachsenen und läßt sich Sepp von ihm nennen –, »du störst mehr, als du hilfst.« Während des Frühstücks dann schwatzt man über die Freuden und Leiden des Lyzeums. Vor allem die Fremdheit der Sprache macht den jungen Emigranten, die jetzt in französische Schulen gehen, das Leben schwer und bitter. Hanns hat dieses Hindernis schneller genommen als andere, und wenn er auch noch manchmal zu spüren kriegt, daß er der Fremde ist, der Boche, so geht es ihm doch im ganzen im Lyzeum viel besser, als er im Anfang gehofft hat. Er hat ein gutes Jahr aufgeholt, und während er ursprünglich mit französischen Jungen hat zusammen sitzen müssen, die zwei Jahre jünger waren, ist er jetzt so weit, daß er bestimmt sehr bald, vermutlich noch mit achtzehn, sein Schlußexamen, das Baccalaureat, wird machen können.

Von den Vorbereitungen für dieses Baccalaureat, für das Bachot, wie sie es hier nennen, und von Hannsens Aussichten spricht man während des Frühstücks. Die Zeit vergeht schneller, als Anna lieb ist. Mit Bedauern sieht sie, wie Hanns hinauf nach der Uhr blickt. Diese Uhr übrigens, eine schöne, nicht große Wanduhr aus edlem Holz, ist das Prunkstück der Wohnung. Anna hat sie Sepp einmal zum Geburtstag geschenkt, und Sepp liebt sie; sie ist so schlicht, und ihr leises Ticken regt ihn an. Sie gehört zu den nicht vielen Dingen, die man hat retten, die man sich aus Deutschland hat nachschicken lassen können.

Ja, es ist Zeit, Hanns muß fort. Er nimmt seine Ledertasche. »Hast du auch gemerkt, Mutter«, fragt er, »daß ich das Fenster abgedichtet habe? Jetzt zieht es bestimmt nicht mehr.« Es verdrießt ihn, daß er, obwohl beinahe achtzehn, durch sein Studium und andere ihm wichtige Dinge zu sehr in Anspruch genommen ist, um selber ein paar Sous für den Unterhalt der Familie zu verdienen. Wenigstens hat er eine geschickte Hand und kann den andern durch kleine technische Hilfeleistungen das Leben leichter machen.

Solange Hanns da ist und schwatzt, ist das ärmliche Zimmer voll von der Frische seiner achtzehn Jahre. Aber kaum ist er fort, so fallen die hundert kleinen Dinge des Alltags wieder über Anna her. Da steht der Tisch mit den Speiseresten und dem schmutzigen Geschirr; aber sie, die sonst so Ordentliche, läßt ihn stehen, wie er ist. Es ist Milch übriggeblieben; hoffentlich macht Frau Chaix, die Aufwartefrau, keine Dummheit und gießt frische Milch dazu. Man hat es ihr zwar schon drei- oder viermal gesagt; doch sie ist jung, hat nichts im Kopf als Männer, ist schlampig und macht immer den gleichen Unsinn. Und sie selber hat einfach nicht die Zeit, sich nach einer neuen Aufwartefrau umzutun und sie abzurichten. Ekelhaft, daß man sich mit dergleichen Zeug herumschlagen muß, statt sich um Sepps Musik zu kümmern. Anna liegt mit geschlossenen Augen, scheinbar friedlich. Aber der Kopf ist ihr voll von bösen Gedanken. Es kratzt sie, daß der Junge in solcher Enge und Ärmlichkeit aufwächst. Es kratzt sie, daß sie sich vor ihm sehen lassen muß, mit Sepp im Bett liegend, mit ungefärbtem Haar. Dreißig Franken Haarfärben. Was sind dreißig Franken? Nichts. Aber heute muß man sich überlegen, daß man dafür fünf Kilo Fische kaufen kann, zwei Kilo Butter, sechzehn Kilo Brot, daß man die Tagesmiete eines guten Zimmers davon zahlen kann, daß man dafür vierzigmal in der Metro fahren kann und dreimal ins Kino gehen. Zwar hat sie sich damit abgefunden, daß es jetzt anders ist als früher; ja, sie kann auch noch, und das nicht selten, gut und von Herzen lachen, sie denkt nicht daran, klein beizugeben: aber einen Seufzer kostet es sie doch, wenn sie sich überlegt, daß Sepp, solange sie in München waren, die fraglichen dreißig Franken in einer Viertelstunde verdient hat. Jetzt muß sie für dreißig Franken fast den ganzen Tag arbeiten und zwei Tage darüber nachdenken, woran sie dreißig Franken einsparen soll, wenn sie sich die Haare auffärben lassen will.

Sepp zerbricht sich darüber nicht den Kopf. Die hundert kleinen Ängste, die einen den Tag über plagen und des Nachts manchmal nicht schlafen lassen, ihm können sie nicht an. Ihn schiert es nicht, daß er für die Welt niemand mehr ist; er ist innerlich der gleiche geblieben. Aber die andern haben heute schon, zwei Jahre nach dem Umsturz, vergessen, was er im Musikleben Deutschlands bedeutet hat. Sie jammert dem Vergangenen nicht nach, hin ist hin, verloren ist verloren, aber sie macht sich auch nichts vor. Sepp hat seine Musik, er schreibt sie für sich selber und für sie, im übrigen arbeitet man und schlägt sich durch. Aber die Geltung, die sich Sepp in Deutschland erarbeitet hat, die ist futsch und hilft ihm keinen Deut, nun er hier in Paris sein Brot verdienen soll.

Natürlich hat Sepp trotzdem recht gehabt, daß er, gleich nachdem Hitler kam, sein Amt hinschmiß. Zwei Tage später hätten sie ihn davongejagt. Auch daß er ins Ausland ging, war richtig und gut. Nachdem er vorher schon die immer dickere Luft der Reaktion nicht hatte vertragen können, war es schwer vorstellbar, wie er in einem Staat hätte leben sollen, in welchem ein Hitler diktierte. Ihr wird ganz warm, wenn sie daran denkt, wie entschlossen der sonst so langsame Mann alles hat liegen- und stehenlassen und mit welcher Verve er den Brief abgefaßt hat, in dem er dem Kultusminister seinen Rücktritt mitteilte. Auch sie hat damals keine Sekunde Bedenken getragen, das alles gutzuheißen.

Daß das Exil keine kurze Zeit des Heroismus und des Pathos sein werde, sondern eine lange, zähe Epoche, träg sich hinschleichend, gefüllt mit kleinen Widerwärtigkeiten, hat sie sich vorher gesagt. Aber es sind hundert läppische Scherereien dazugekommen, von denen man in Deutschland keine Ahnung hatte haben können. Was für Schwierigkeiten allein macht zum Beispiel eine so alberne Geschichte wie ein Identitätsausweis. Ihre Pässe sind abgelaufen, das Dritte Reich erneuert sie nicht. Wieviel Laufereien, um irgendein Papier zu kriegen, auf dem bestätigt und bestempelt wird, wer man ist. Wie lange muß man anstehen vor Schaltern mit mürrischen, überarbeiteten Beamten, wie wird man von Monsieur Dupont zu Monsieur Durand geschickt, und Monsieur Durand weiß dann nichts und schickt einen zurück zu Monsieur Dupont, und dann geht die ganze Geschichte von vorne an, und schließlich liegt überhaupt das Dossier auf einem andern Amt. Reguläre Arbeitserlaubnis zu kriegen scheint vollends unmöglich; bei ihrem Zahnarzt Wohlgemuth arbeitet sie schwarz, ohne Erlaubnis.

Solange man in Deutschland war, hat man gar nicht gewußt, wie gut man es hatte in dem bequemen Haus und mit dem schönen Bankkonto. Anna war gewohnt, Abstraktes, Philosophisches auf einfache Formeln zu bringen, und der Pessimismus der Inder oder Schopenhauers, mit dem sich Sepp lang herumgeschlagen und von dem er ihr viel vorerzählt hatte, schrumpfte ihr ein zu der praktischen Erkenntnis, daß man, wenn man einen wehen Finger hat, Unlust darüber empfindet, aber keine Lust darüber, wenn einem der Finger nicht weh tut. Dieser unsentimentale Pessimismus wird ihr jetzt durch die Ereignisse bestätigt. In Deutschland hat sie es für selbstverständlich gehalten, daß man reich und angenehm lebt. Jetzt lamentiert sie nicht, daß es nicht so ist, aber sie spürt es auf Schritt und Tritt.

Es kratzt und scharrt an der Tür, durch den Spalt schiebt man die Post ins Zimmer. Trautwein stürzt sich sofort darauf, öffnet sie, liest sie mit vielen Hms und Ahas. Es ist ziemlich reichliche Post, aber Anna weiß, es ist wenig darunter, was Sepp persönlich anginge, das meiste werden Einladungen sein zu politischen Versammlungen, Bettelbriefe, Bitten um Empfehlungen, Anliegen von Emigranten. Denn so schlecht es einem geht, immer noch sind viele da, die halten einen für reich und glücklich.

Er vertieft sich; daß sie da ist, hat er völlig vergessen. Nachdem er die Briefe zu Ende gelesen, macht er sich an die Zeitungen. Morgen um Morgen erbittert und amüsiert den leidenschaftlichen Mann die Dummheit der Welt, wie sie ihm aus den Zeitungsberichten entgegenspringt. Da hat er wieder etwas gefunden. Er schnalzt mit der Zunge. »Das mußt du dir anschauen, Anna«, triumphiert er mit seiner hellen Stimme, fast krähend vor Freude. »Höher geht’s nimmer«, und er reicht ihr die »Berliner Illustrierte«, hinweisend auf das Photo der Titelseite. Da sieht man die führenden Männer des Reichs, wie sie einem Konzert lauschen, verloren an die Musik, die Gesichter leer, dümmlich, sentimental. Es ist ein großartiges Photo, es zeigt die Seele dieser Männer; die Musik hat sie umgestülpt, ihr ganzes, armseliges Innen ist jetzt nach außen gekehrt. Anna muß lachen, kindlich, herzhaft. Ihr breites Antlitz mit den großen, weißen Zähnen strahlt, wenn sie lacht; sie wird ganz jung. »Ihre Titel können sie ändern«, meint sie, »aber ihre Gesichter bleiben halt immer die gleichen.« Sepp Trautwein freut sich weiter: »Sie können’s nicht lassen, immer wieder müssen sie selber ihre Schande groß plakatieren. Das muß man verbreiten, darüber muß man schreiben. Darüber werde ich schreiben«, beschließt er, jünglingshaft, ganz Eifer und Tatkraft. »Wie ist das?« will er sich sogleich ans Werk machen. »Hast du heute Zeit? Kann ich dir einen Artikel diktieren?« Das ist der echte Sepp. Er hat wieder einmal vergessen, daß sie leider bei Doktor Wohlgemuth beschäftigt ist. Den Besuch bei Pereyros muß sie auch machen, die Rundfunksache ist wahrhaftig wichtig. »Es wäre fein«, bedauert sie, »wenn ich dir den Artikel tippen könnte. Da würden wir uns einmal wieder herumraufen, bis ich dir das Allergröbste abgeräumt habe. Aber Wohlgemuth, die Pereyros«, sie zuckt die Achseln. Ihr lebendiges Gesicht zeigt, wie leid es ihr tut. Er bereut sogleich, stürmisch: »Natürlich, du hast ja heute deine Pereyros. Es ist eine Schande, daß ich das vergessen habe.« Doch im nächsten Augenblick schon ist er darüber hinweg. »Es wird ein feiner Artikel«, freut er sich.

Anna beschaut kritisch die Schreibmaschine. Die Walze ist abgewetzt und müßte erneuert werden, auch sonst fehlt mancherlei. Das kostet Geld, und man wird die Maschine mehrere Tage entbehren müssen.

Er mittlerweile ist aufgestanden und ins Badezimmer gegangen, um sich zu waschen und zu rasieren. Das Rasieren liebt er nicht. Anna hat viel Mühe daran wenden müssen, ihn dahin zu bringen, daß er es täglich vornimmt. Auch heute stöhnt er. Optimist und Sanguiniker, der er ist, hat er natürlich wieder die bequemen Flächen der Wangen zuerst hergenommen. Jetzt bleibt ihm das Schwierigste, das Gewinkel des Mundes; da muß man die Kiefer verzerren, den Kopf verrenken und Vorsicht walten lassen. »Gelump, damisches«, schimpft er auf das Rasierzeug, weil es ohne kleine Verwundung nicht abgeht. Aber dann, während er das Gesicht trocknet, freut er sich bereits wieder auf die Arbeit, die vor ihm liegt. »Es geht mir schon hinaus«, berichtet er vergnügt vom Badezimmer her. »Die Idee, die mir für ›Die Perser‹ gekommen ist, stürzt mir fünfzehn Seiten Partitur um. Aber das Wichtigste kann ich unter Dach bringen, noch solang es frisch ist, bevor ich auf die Redaktion muß. Den Artikel diktier ich dann dort. Er geht schon noch rechtzeitig in Satz.«

Anna hört zu, sie ist stolz darauf, daß er so gewissenhaft arbeitet, daß er nicht die leiseste Schlamperei durchgehen läßt und immer von neuem beginnt, wenn er nur die geringste Aussicht sieht, seinem Ziel um ein winziges näher zu kommen. Gleichzeitig aber ist ihr die äußere Hoffnungslosigkeit seines Unternehmens bewußt. Kein Mensch wird sich darum kümmern, ob die fünfzehn Seiten Partitur besser werden oder schlechter, und wenn die Rundfunkaufführung nicht zustande kommt, dann werden außer ihr überhaupt nur drei oder vier Menschen die paar Seiten zu sehen kriegen. Es ist schon ein verdammtes Pech, daß dieser begabte Mann, ihr Sepp, dazu verurteilt bleibt, für die Katz zu arbeiten. Auch der Artikel über die Physiognomien, den er da für die »Nachrichten« schreiben wird, er wird ihm sicher gelingen, es wird sicher ein sehr grimmiger und lustiger Artikel werden, wert, daß die ganze Welt ihn zu sehen kriegt, aber, ach Gott, so wie die Dinge jetzt liegen, werden zwei- oder dreitausend Leser eine flüchtige halbe Minute daran Freude haben, daß man es dem Lumpengesindel in Berlin gibt, und das wird alles sein. Ob Sepp sich das eigentlich einmal ganz klarmacht? Und wenn, dann ficht es ihn nicht an. Er strahlt. Er arbeitet, als würden »Die Perser« noch heuer von den Philharmonikern gespielt und als erschiene sein Artikel zumindest in den »Times«.

Da kommt er aus dem Badezimmer heraus. Er hat jetzt einen Schlafrock an, der weit und lang an dem hagern, großen Mann herunterhängt und ihm gut steht. Vorzeiten war dieser Schlafrock elegant, jetzt ist er abgetragen. Sepp müßte längst einen neuen haben, denkt Anna, doch schon als noch Geld da war, konnte man ihn nur mit Mühe dazu bewegen, sich anständig anzuziehen; jetzt ist ihm die Geldlosigkeit ein willkommener Vorwand, seine Kleidung zu vernachlässigen.

Er setzt sich in den alten, ramponierten Wachstuchsessel, behaglich, macht sich wieder über seine Zeitungen her, die Beine weit von sich gestreckt. Sie schaut ihm zu. Zehn Minuten kann sie noch liegen bleiben, dann beginnt ihr Tag, ein Tag voll Gehetz und Anstrengung. Die zehn Minuten wird sie noch auskosten. Sie dehnt sich, genießt wohlig die Wärme des Bettes, schweigend. Ja, wenn man an andere denkt, dann geht es einem noch relativ gut. Was zum Beispiel würde ihre Freundin Elli Fränkel darum geben, wenn sie hier so im Bett liegen könnte, bequem, auf Wochen hinaus gesichert. In Berlin, vor dem Zusammenbruch, hat man Elli maßlos verwöhnt, hier in Paris muß sie sich abzappeln, um nicht zu verhungern. Was für armselige, vergebliche Mühe hat sie sich gemacht, ihre Stellung bei Hirschbergs zu kaschieren; es hat trotzdem jeder gewußt, daß sie dort nichts anderes war als Dienstmädchen. Und jetzt wäre sie froh, wenn sie es noch wäre. Sie muß nächstens einmal wieder mit Elli zusammenkommen.

Sepp Trautwein mittlerweile liest seine Zeitungen, hingegeben, die langen Lippen verpreßt, so daß der zusammengekniffene Mund bemüht und ein bißchen komisch aussieht. Hemmungslos zeigt er seine schnell wechselnden Empfindungen. Bald knurrt er, stößt kleine, grimmige Laute aus, dann schüttelt er den Kopf: »Diese Trottel, diese damischen«, dann wieder nickt er und anerkennt voll Überzeugung: »Großartig.« Einmal, plötzlich, unterbricht er sich, ein Strahlen geht über sein Gesicht, mit steifem, unbeholfenem Schritt läuft er zum Schreibtisch, und unter Gepfeife, mit dem Kopf heftig Takt schlagend, notiert er sich eine Idee, die ihm gerade eingefallen ist.

Anna, seufzend, steht auf. Macht sich daran, die beiden Stuben in Ordnung zu bringen. Geht dann in das kleine, enge Badezimmer; es muß auch als Küche dienen, das ist unbequem und unappetitlich, aber es läßt sich nicht vermeiden. Sie schminkt und pudert sich, schweigend, sorgfältig. Der Spiegel gibt ihr Gesicht trüb und ungenau wieder, er hat schlechtes Licht, aber so viel sieht sie, daß ihre Züge verwaschen sind und ihre Augen stumpf. Wenn sie Herr Pereyro wäre, ihr würde diese Anna nicht gefallen. Man weiß freilich nie, worauf ein Mann reagiert. Wenn sie guter Laune ist, wenn sie lacht und ihre schönen, großen, weißen Zähne zeigt, dann wirkt sie noch recht jung.

Sie ist fertig, zieht den Mantel an. Stattlich steht sie da, ein bißchen füllig, doch frisch und damenhaft; es bedarf eines geübten Frauenblickes, um zu erkennen, mit wieviel Mühen die schäbigen Stellen ihres Pelzes verdeckt sind. »Man muß rechtzeitig Notenmaterial beschaffen«, sagt sie, »für den Fall, daß die Radioaufführung zustande kommt. Sonst scheitert es zuletzt an so einer Kleinigkeit.« Er taucht aus seinen Betrachtungen hoch, murmelt etwas wie: »Hm« und: »Ja, wie du meinst«. Sie indes besteht, sie wiederholt, und: »Das wird ziemlich teuer sein«, fügt sie sachlich hinzu. »Ich werde es mir überlegen«, erwidert er, schwunglos, ziemlich mürrisch. Sie aber entscheidet sich, resolut: »Ich werde lieber mit Monsieur Pereyro sprechen. Für den ist es eine Kleinigkeit.« Das hört nun er nicht gern. »Steht denn das Ganze dafür?« meint er zögernd. Und: »Ja«, schließt sie entschieden.

Sie wendet sich, zu gehen. Er sieht hoch, und jetzt erst sieht er sie richtig. »Großartig schaust du aus«, lobt er, voll ehrlicher Bewunderung. »Wie du das nur immer fertigbringst. Racker dich nicht zu sehr ab, Alte«, empfehlt er ihr noch, herzlich, freundschaftliche Besorgtheit über dem hagern Gesicht. »Alte« nennt er sie, betont bayerischen Dialekt spricht er, so daß es wie eine vertraute Liebkosung klingt, und lächelnd fügt er hinzu: »Ich sollte es ja nicht, aber ich muß es doch sagen: wenn’s nichts wird aus dem blöden Rundfunk, dann halte ich das auch nicht für einen Mißerfolg. Also adieu, Alte, und gute Verrichtung. Und grüße Pereyros, aber nur, wenn er definitiv ja sagt.«

Nachdem sie gegangen ist, wird ihm sehr gemütlich. Er hängt an ihr. Wenn sie nicht da ist, vermißt er sie schnell; ihm wird warm, wenn er daran denkt, wie oft sie sich in guten und bösen Zeiten bewährt hat, und an die zahllosen Stunden gemeinsamer Arbeit und gemeinsamer Lust. Aber da man halt zu dritt bloß die beiden Zimmer hat und Tag und Nacht aufeinanderhockt, ist es eine schöne Sache, einmal allein zu sein. Er läuft hin und her, das heißt, laufen kann man nicht in dem überfüllten Zimmer, er windet sich durch. Er ist ganz in sich eingesponnen, die Geräusche von nebenan, von der Straße stören ihn nicht.

Es ist ein gesegneter Vormittag, er hat zwei lange Stunden allein vor sich. Es ist keine Verschwendung, wenn er sich’s leistet, ein bißchen vor sich hin zu spinnen. Er braucht das von Zeit zu Zeit, es ist förderlich, ohne das kann man nicht existieren.

Er setzt sich wieder in den ausgesessenen Wachstuchsessel, in unbequemer Haltung, aber ihm ist sie bequem. Leise tickt die Wanduhr, die schöne, aus Deutschland gerettete, die Zeit läuft ab, und er meditiert. Man muß manchmal innerlich Inventur aufnehmen. Nicht pedantisch natürlich, beileibe nicht, nicht mit formulierten Worten. Dennoch hat er so etwas wie einen Maßstab: er sucht sich Rechenschaft abzulegen, ob er in diesen zwei Jahren Exil künstlerisch weitergekommen ist.

Anna behauptet manchmal, es sehe aus, als ob »Die Perser« heute noch unfertiger wären als vor zwei Jahren, und in gewissem Sinn hat sie recht. Trotzdem ist er weitergekommen. Er ist sich selber gegenüber noch strenger geworden, fast so streng wie Anna; er arbeitet noch langsamer, aber besser, richtiger. Und er darf sich auch bei ehrlichster Selbsterforschung sagen, daß er nicht im leisesten nach der Wirkung schielt, daß er nicht um des Erfolges willen Musik macht, sondern nur um des Werkes willen.

Er lächelt über Anna, ihre Betriebsamkeit, ihre eifrige Bemühung um den Rundfunk. Sie weiß doch, wie wenig bei einer solchen Aufführung herauskommen kann. Was er will, ist selbst aus einem guten Orchester nur mit vielen Proben herauszuholen. Wie soll er es aus widerwilligen Musikern herauskriegen mit wenigen, hastigen Proben? Und selbst wenn eine halbwegs anständige Aufführung zustande käme: die Hörer wären nicht aufnahmebereit für seine Musik. Ihre Ohren und ihre Herzen sind verstopft durch den Schmutz und das Schmalz der wohlfeilen, vulgären, sentimental und schmissigen Melodien, mit dem sie jahrein, jahraus angefüllt werden. Es ist verlorene Mühe. Wie die Dinge heute liegen, werden von zehn Hörern acht seine Musik als Katzengeheul empfinden, einer wird sich höflich bemühen, etwas darunter zu verstehen, und höchstens einer wird sie wirklich aufnehmen.

Sepp Trautwein sitzt in dem ramponierten Sessel. Schön wäre es, wenn er seine Musik einmal mit leiblichem Ohr aufklingen hörte. Aber sein inneres Ohr hört sie schon jetzt, er macht sich das nicht vor, es ist so. Das Motiv, das er heute morgen gefunden hat, klingt in ihm. Er hört die Verse des Äschylus und seine Musik, er hört den hellen, frechen, kühnen Schlachtruf der Griechen, welche die im Meer zappelnden Perser erschlagen, er hört das Jammergeschrei der Sterbenden, ihr Aiai und Ululu und Oioi, dieses ganze, exotische Geheul, er arbeitet nicht und doch ungeheuer intensiv, es strömt um ihn, in ihm. Er sitzt da, blicklosen Gesichtes, abwesend, und während sein Ohr das leise Ticken der Wanduhr aufnimmt, lauscht er gespannt in sich hinein, auf diesen inneren Strom.

Dann, mit einem kleinen, unwilligen Ächzen, steht er auf, setzt sich an den Schreibtisch, arbeitet methodisch, gewissenhaft, konzentriert, um sein widerspenstiges Geträum in die verdammten fünf Linien des Notenpapiers zu zwingen.

2
Die »Pariser Nachrichten«

Es war ein schöner Morgen, und es wird ein schöner Vormittag.

Sepp Trautwein, auf der Redaktion der »Nachrichten«, kriegt, nach einigem Gebrumm der Kollegen, Erna Redlich an die Schreibmaschine, die Sekretärin, mit der er am liebsten arbeitet. Er ist gut in Form, und der Artikel über die Physiognomien der musikbegeisterten Führer des Dritten Reiches gibt ihm die Möglichkeit, von den Dingen zu reden, die ihm am meisten am Herzen liegen, von Musik und Politik. Der Aufsatz bekommt den Schmiß, die derbe, münchnerische Kraft, die er ihm geben will.

Allein es liegt ziemlich viel dringliches Material vor, und es ist zweifelhaft, ob man den Artikel schon in der nächsten Nummer bringen wird, wenn Trautwein nicht nachdrückt. Mit seinem etwas unbeholfenen Schritt, die Füße nach innen gekehrt, tappt er in das Büro Franz Heilbruns, des Chefredakteurs.

Wenn man die gepolsterte Tür durchschritten hatte, die aus den kahlen Redaktionsräumen in Heilbruns Büro führte, war man in einer andern, in einer früheren Welt. In Berlin, als Chefredakteur der »Preußischen Post«, der angesehensten Zeitung der Hauptstadt, hatte Heilbrun größten Einfluß gehabt; wenn er sich dort als Grandseigneur gegeben, dann hatten seine großartigen Worte und Gesten zu seiner Stellung gepaßt. Hier, in der Redaktion der »Pariser Nachrichten«, der »P. N.«, wie man sie allgemein nannte, wirkten sie fast lächerlich. Heilbrun aber, obwohl er sich dessen bewußt war, konnte das prächtige Gewese nicht lassen, er war ein König im Exil, und Trautwein, mit der Bildhaftigkeit des Oberbayern, fand, Heilbruns large, signorile Art schlottere um ihn wie ein zu weit gewordener Anzug um einen Abgemagerten. Auch heute wieder, innerlich lächelnd, mit gutmütiger Ironie, konstatierte Trautwein, wie Heilbrun das große, kahle Büro so umzuwandeln versucht hatte, daß er hier »empfangen« könnte; trotz aller Dürftigkeit hatte er dem Raum die Spuren des eigenen, flotten, eleganten Lebens aufzudrücken versucht. Ein kostbarer Teppich war da, freilich viel zu klein, eine bequeme Couch, der Schreibtisch war stattlich, aus gutem Holz, und trotz der Gefahr, daß einer der vielen Ausgehungerten, die hier hereinkamen, sie stehlen könnten, standen Zigaretten unverschlossen herum.

Chefredakteur Heilbrun nimmt, wie Trautwein eintritt, die Zigarre nicht aus den Winkeln der langen, genießerischen Lippen. Doch Trautwein weiß, das hat nichts zu bedeuten; die beiden Männer stehen gut miteinander, ihre politischen Anschauungen decken sich, beide sind sie tolerant und heftig zugleich. Im übrigen ist Franz Heilbrun unausgeschlafen wie so oft. Er ist sechzig, er arbeitet gern, aber er lebt auch gern, seine Tage sind zu kurz, seine Nächte sind zu kurz.

»Na, mein Lieber«, begrüßt er Trautwein, »was bringen Sie uns Gutes?«, und mit weiter Gebärde der großen Hand weist er auf den bequemen Besuchersessel. Trautwein gibt ihm das Manuskript, Heilbrun liest, schmunzelt. »Gut, derb, deftig, bayrisch«, meint er. »Ein bißchen viel ist die Rede von Ärschen, Fürzen und dergleichen. Wenn Sie den oder jenen weglassen könnten, wirkten die andern stärker.« – »Bon«, sagte friedfertig Trautwein. »Ich werde es gleich machen; dann geht es in Satz und ist auf alle Fälle bereit, wenn der Artikel in der nächsten Nummer erscheinen soll.« – »Natürlich soll er«, erwidert Heilbrun. »Es ist einiges Dringliche da«, wendet anständigerweise Trautwein ein. »Ein guter Aufsatz ist immer dringlich«, erwidert Heilbrun. »Leider, oder glücklicherweise, wie Sie wollen, haben wir ja Aktualität nicht mehr so notwendig wie in Berlin.« Während er den Artikel las und während des kurzen Gespräches hernach hatte er sich belebt; jetzt erschlaffte er wieder, sein großer, viereckiger Kopf mit den weißen, kurzgeschnittenen, borstigen Haaren sah müde aus.

Trautwein verabschiedete sich und war schon unter der Tür, als Herr Gingold eintrat, der Verleger. »Ah, unser teurer Mitarbeiter«, sagte Herr Gingold mit bemühter Liebenswürdigkeit und streckte Trautwein die Hand hin, den Arm eng an den Körper gepreßt. »Teuer?« fragte Trautwein zurück. »Bei Ihren Honorarsätzen?« Er sprach nicht gern von Gelddingen; doch Gingold mit seinem falschfreundlichen Lächeln und seinen schadhaften Zähnen gehörte zu den wenigen Menschen, gegen die er eine ausgesprochene Abneigung hatte. Gingolds hartes, fleischloses Gesicht, sein viereckiger, grauschwarzer Bart, seine unter der Brille hervorspähenden kleinen Augen, seine altmodische, betont bürgerliche Kleidung, langer Rock, Gummizugstiefel, alles verdroß den sonst duldsamen Trautwein. »Die Honorarsätze erhöhen, das ist mein Traum, seitdem ich das Blatt gegründet habe«, erwiderte Gingold, noch stärker grinsend, bestrebt, die trockene Stimme sanft, schmeichlerisch zu machen; trotzdem ging sein Geknarr dem musikalischen Trautwein auf die Nerven. Auch daß er sich zu der Behauptung erdreistete, er habe die Zeitung gegründet, ärgerte Trautwein; denn alle Welt wußte, daß die »Nachrichten« die Idee und die Gründung Heilbruns waren, während Gingold das Unternehmen lediglich finanzierte, und das zu drückenden Bedingungen. Trautwein wunderte sich, daß Heilbrun Gingolds Behauptung geduldig hinnahm. »Aber«, fuhr Gingold fort, »Sie wissen ja, was alles einer Erhöhung der Honorarsätze im Weg steht«, und er legte umständlich dar, daß er eben deshalb zu Heilbrun gekommen sei, weil er ihm eine weitere Einschränkung des Gesamthonorars fürs Feuilleton vorschlagen müsse.

Da Heilbrun nicht erwiderte – vielleicht wollte er es in Gegenwart Trautweins nicht zu einem Streit kommen lassen –,