Baal
von Uwe Voehl, Peter Morlar und Geoffrey Marks
© Zaubermond Verlag 2014
© "Dorian Hunter – Dämonenkiller"
by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Titelbild: Mark Freier
eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur
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Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor.
Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.
Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen, auf die de Conde es abgesehen hatte, blieben ungeschoren. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte. Zwar plante Asmodi I. noch, seinen Geist in einen anderen Körper zu retten, doch der Versuch schlug fehl. Zersplittert in Körper, Geist und Sonnengeflecht überdauerte der ehemalige Fürst die Zeiten, bevor Lucinda Kranich, die Nachfolgerin Skarabäus Toths als Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, die Dreifaltigkeit Asmodis wieder zusammenfügte und ihn zu neuem Leben erweckt.
Seitdem hat sich der neue, alte Fürst der Finsternis aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Aber für Dorian Hunter gibt es keinen Zweifel, dass Asmodi bald wieder von sich hören lassen wird ...
Der Fliegenkult
von Geoffrey Marks
Als würden die rhythmischen Schallwellen aus den mannshohen Lautsprecherboxen wie elektrische Impulse in die Leiber der Partygäste jagen, zuckten die jungen Frauen und Männer auf der Tanzfläche mit Armen und Beinen; sie sprangen, ruckten mit den Köpfen und johlten lauthals.
Die Frauen trugen Bikinis oder luftige Strandkleider, die kaum etwas von der gebräunten Haut verbargen; einige hatten ihre Oberbekleidung abgelegt und tanzten barbusig, die Arme wie beschwörend über den Köpfen erhoben. Die Männer waren in grellbunte Shorts und kurzärmelige Hemden gekleidet, die die muskulösen, im farbigen Scheinwerferlicht ölig glänzenden Körper deutlich betonten.
Es herrschte eine ausgelassene, fast ekstatische Stimmung. Die Barkeeper hatten alle Hände voll damit zu tun, die farbenfrohen Drinks mit den exotischen Namen zu mixen, die sich an diesem Abend besonders regen Zuspruchs erfreuten.
In dem Festsaal des Reef-Hotels an der australischen Gold Coast südlich der Stadt Brisbane war es trotz Klimaanlage schwül und drückend. Schweiß rann die Körper der Tanzenden hinab, verklebte die Kleidung und perlte in den Haaren.
Die Glastüren, die auf die breite Veranda hinausführten, waren weit geöffnet. Doch die tropische Brise, die vom Meer her hereinwehte, war fast noch heißer, als die mit Schweißgeruch, Parfüm und Zigarettenqualm geschwängerte Saalluft.
Susan Rivers war auf die Veranda hinausgetreten und hatte sich von den Feiernden abgewendet. Die Unterarme auf die gemauerte Balustrade gestützt, ließ sie den Blick schwermütig über den in der Dunkelheit fahl schimmernden, weißen Strand schweifen.
Hier und da lagen Paare im Sand und vergnügten sich kichernd. Hinter einer Wand aus hastig in den Boden gerammten Surfbrettern drang ein Stöhnen und Juchzen, das so laut war, dass es sogar die über den Strand schallende Musik übertönte.
Der taube Klumpen in Susans Magen schwoll beim Anblick der Paare nur noch mehr an, sodass sie es plötzlich bereute, hinausgegangen zu sein, um etwas Luft zu schnappen.
Doch in dem Saal sah es nicht anders aus: überall, wo sie hinblickte, glückliche Paare, die sich ausgelassen ihren Gefühlen hingaben.
Susan seufzte. Es war falsch gewesen, dass sie sich hatte überreden lassen, mit zu dieser Party zu kommen.
Die junge Frau strich sich eine Strähne ihres schulterlangen, blonden Haars aus dem Gesicht und blickte zum Meer hinüber. Ein paar Windsurfer nutzen den schwülen Wind für eine nächtliche Regatta. Lampen zierten die Spitzen der Masten und ließen die Surfer in Susans Augen wie mythische Lichtgestalten aussehen, die unermüdlich über das teerschwarze Wellenchaos patrouillierten, um die Kreaturen der Tiefe im Zaum zu halten und sie daran zu hindern, an Land zu kriechen, wo sie sich auf die arglosen Menschen gestürzt hätten.
So jedenfalls war Brian ihr stets vorgekommen, wenn sie nahe der Brandung im Sand gesessen und ihm dabei zugesehen hatte, wie er nachts mit seinem Surfbrett vor ihr auf und ab fuhr.
Brian …
Susan erschauerte bei der Erinnerung an ihn. Einsamkeit und Ungewissheit nagten an ihren Nerven, ließen sie in ihrem hauchdünnen Minikleid frösteln. Warum nur war er verschwunden? Aus eigener Entscheidung – oder war ihm womöglich etwas zugestoßen …?
Eine Fliege schwirrte dicht an ihrem Gesicht vorbei. Verärgert wedelte sie mit der Hand, um das Insekt zu verscheuchen, das wie ein Satellit um ihren Kopf surrte.
Da tauchte plötzlich ein Mann neben ihr auf.
»Hier – trink das, Darling«, forderte er sie auf und reichte ihr ein hohes Glas mit einer gallegrünen Flüssigkeit darin. Ein feuerroter Strohhalm ragte zwischen blau gefärbten Eiswürfeln aus dem Mixgetränk, das scharf nach Alkohol roch.
»Das war doch nicht nötig, David«, sagte Susan und ergriff das Glas zögernd. »Ich bin nicht zum Feiern aufgelegt, das weißt du doch.«
Ihr Gegenüber saugte geräuschvoll am Strohhalm seines Cocktails. Dass eine fette, schwarze Fliege darauf hockte, schien er nicht zu bemerken. Der Flüssigkeitsspiegel in dem Glas senkte sich rasch.
»Vergiss diesen Brian doch endlich, Susan«, sagte er, nachdem er den Strohhalm mit der Zunge schmatzend zwischen den Lippen hervorgeschoben hatte, was die Fliege veranlasste, träge davonzufliegen. »Dieser Bursche ist es nicht wert, dass du ihm eine Träne nachweinst.«
»Was weißt du schon!«, fuhr Susan den jungen Mann an.
»Nun sei doch nicht gleich eingeschnappt«, erwiderte David hart. »Begreif doch endlich, dass du dich in deinem Brian getäuscht hast. Er hat dich sitzen gelassen und vergnügt sich jetzt mit einer anderen.«
Susan schüttelte abgehackt den Kopf, sodass ihr blondes Haar herumwirbelte. »Du kennst Brian nicht. Wir sind seit drei Jahren ein Paar. Es passt nicht zu ihm, dass er plötzlich sang- und klanglos verschwindet. Er ist schon zwei Tage lang nicht mehr in unserem Apartment aufgetaucht. Er ruft nicht einmal an!«
David legte ihr eine Hand auf die Schulter und grinste begütigend. »Du wärst nicht das erste Mädchen, das während eines Urlaubs im Surfer's Paradise von ihrem Lover verlassen wurde. Glaub mir, so etwas passiert hier ständig. Was meinst du, wie viele Tragödien ich an diesem Strand schon miterlebt habe.«
Susan verschränkte unbehaglich die Arme vor der Brust und betrachtete ihr Gegenüber prüfend. Das Cocktailglas in ihrer Hand wog plötzlich schwer und war eiskalt.
Sie kannte David Mahone erst seit knapp einer Woche. Brian war ihm beim Surfen begegnet. Seitdem hatten sie gemeinsam einige Ausflüge an versteckte Buchten unternommen, die unter den ortsansässigen Surfern als Geheimtipp galten.
David lebte seinen Angaben zufolge auf einer Farm nördlich von Brisbane und war ein leidenschaftlicher Surfer. Er kannte die Küste und die Strömungsverhältnisse wie kein Zweiter und verbrachte jede freie Minute auf dem Wasser.
Eigentlich war David überhaupt nicht Susans Typ. Für ihren Geschmack war er viel zu stämmig und grobschlächtig. Seine schwarzen dichten Haare wirkten drahtig und standen wie Borsten vom Kopf ab. Das breite Kinn zierte ein fingerlanger Spitzbart, der dem Gesicht im Zusammenspiel mit den dunklen Augen einen verschlagenen, brutalen Ausdruck verlieh.
Trotzdem war Susan froh, dass David sich ihrer angenommen hatte. Sie kannte in diesem Urlaubsparadies für Surfer sonst niemanden.
Da sie selber nicht surfte, kam sie mit den anderen Sportlern nur schwer ins Gespräch. Und die Mädchen, die ihre Zeit hauptsächlich damit zubrachten, in der Sonne zu schmoren und gut gebaute Kerle anzubaggern, bedachten Susan nur mit argwöhnischen, geringschätzigen Blicken, da sie in ihr eine Rivalin witterten.
Susan seufzte melancholisch. Als Brian ihr vorgeschlagen hatte, Melbourne für zwei Wochen den Rücken zu kehren und am Strand von Brisbane auszuspannen, hatte sie nur zugestimmt, weil sie wusste, wie gerne Brian surfte. Doch jetzt bereute sie, eingewilligt zu haben. Sie hätte darauf bestehen sollen, eine Kreuzfahrt auf einem dieser riesigen schwimmenden Hotels zu unternehmen.
»Woran denkst du gerade?«, drang Davids raue Stimme in ihre Gedanken. Mit dem Daumen wischte er eine Träne aus Susans Augenwinkel. Dabei krabbelte eine Fliege, die auf seiner Hand gesessen hatte, auf ihre Wange.
Die junge Frau schüttelte sich angewidert, und die Fliege flog zögernd davon.
»Entschuldige«, murmelte Susan zerstreut, als sie Davids beleidigtes Gesicht bemerkte. »Was hast du gerade gesagt?«
»Ich wollte bloß an deinen Gedanken teilhaben.«
Susan zuckte lahm mit den Achseln und saugte kurz an dem Strohhalm. Ein scharfer, bitterer Geschmack breitete sich in ihrer Mundhöhle aus.
»Brian und ich – wir hätten diese Reise nicht unternehmen dürfen«, sagte sie rau. »Wenn er morgen nicht wieder auftaucht, werde ich zur Polizei gehen und ihn als vermisst melden.«
David grinste spöttisch. »Die Polizisten werden dich nur mitleidig belächeln«, prophezeite er. »Außerdem müsstest du mehrere Stunden warten, bis du an der Reihe bist, weil vor dir noch ein Dutzend anderer Leute mit gebrochenem Herzen eine Vermisstenanzeige aufgeben wollen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Brian wirklich fremdgeht.«
»Entspann dich, Schätzchen«, erwiderte David gelassen und umfasste ihren Oberarm. »An deiner Stelle würde ich es Brian mit gleicher Münze heimzahlen. Was glaubst du, wie blöde er gucken wird, wenn er herausfindet, dass du dich mit einem anderen amüsiert hast, anstatt dich vor Sorge um ihn aufzuzehren.«
Susan konnte über Davids billige Anmache nur müde lächeln. Es war allzu offensichtlich, dass er sich ihr als Seelentröster aufdrängen wollte. Sie war drauf und dran, ihn zu fragen, wie viele Mädchen er in seinem Leben schon über ihren untreuen Partner hinweggetröstet hatte.
Doch da wurde sie plötzlich abgelenkt.
Eine Frau taumelte barfuß über den Strand und näherte sich der Treppe, die zur Veranda der Festhalle hinaufführte. Im Gesicht der Fremden zuckte es unkontrolliert, während sie wie hypnotisiert zu Susan emporstarrte.
Irgendetwas schien mit dieser Frau nicht zu stimmen. Sie war klatschnass, als wäre sie gerade geschwommen. Anscheinend war sie aber komplett angezogen ins Wasser gesprungen, denn ihr Kleid klebte tropfend auf ihrem Leib. Das Kleidungsstück war zerrissen und schmutzig, die linke Brust war halb entblößt.
Doch das schien die junge Frau nicht zu stören. Das schwarze Haar hing ihr in dicken Strähnen über das zuckende Gesicht, in den braunen Augen lag ein seltsames Flackern. Noch immer starrte sie Susan an. Dann stolperte sie auf einmal die Stufen empor.
David, der an Susans erschrecktem Gesicht abgelesen hatte, dass etwas nicht stimmte, drehte sich um.
Doch da hatte die Fremde sie bereits erreicht.
»Du Bestie!«, schrie sie mit überschnappender Stimme und stieß David mit beiden Fäusten vor die Brust.
Der Angriff kam so überraschend, dass der junge Surfer zurücktaumelte.
Die Fremde packte Susan. Das Cocktailglas entglitt Susans Fingern und zerschellte auf dem Boden.
»Du bist Susan Rivers, nicht wahr?«
Susan nickte abgehackt. »Was willst du von mir?«
»Brian!«, keuchte die Frau und starrte Susan wie irre an. »Du … du wirst ihn nie wiedersehen! Bring dich in Sicherheit!«
»Was – meinst du?«, fragte Susan verängstigt. »Weißt du, wo Brian ist?«
»Hör auf, die Leute zu belästigen!«, rief David, der dort stehen geblieben war, wohin die Fremde ihn gestoßen hatte. Er verzog angewidert das Gesicht, traf aber keine Anstalten, sich der Frau zu nähern. »Du bist ja vollkommen irre!«
»Du elende Ratte!«, kreischte die Frau mit überschnappender Stimme, ließ von Susan ab und stürzte auf David los. Blitzschnell hob sie die Hände und grub die Fingernägel in Davids Gesicht. Der Surfer brüllte auf vor Schmerz und wich entsetzt zurück.
Susan glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie sah, wie die Frau blitzschnell ihren Oberkörper senkte, nach vorn schnellte und David den Kopf mit voller Wucht in die Magengrube rammte.
Der Schlag riss den jungen Mann glatt von den Beinen. Er stürzte auf eine der offenstehenden Glastüren zu, die unter seinem Gewicht mit lautem Knall barst.
Zusammen mit einem Regen aus Scherben stürzte David zu Boden, wo er benommen auf dem Rücken liegen blieb.
Doch die Fremde war noch nicht fertig mit ihm. Mit einem tierischen Schrei auf den Lippen ließ sie sich breitbeinig auf seine Brust fallen. Als ihre Knie auf die Steinfliesen knallten, gruben sich Scherben in die Haut. Wie eine Furie schlug sie mit den Fäusten auf Davids Gesicht ein, der zu benommen schien, um zu reagieren. Wie in Zeitlupe wehrte er die Schläge der Fremden ab. Da packte sie eine lange Glasscherbe; sie hatte die Form einer Klinge und lief zu einem nadelspitzen Ende aus.
»Stirb, du Bastard!«, kreischte sie und holte mit der Scherbe aus, indem sie sie wie einen Opferdolch emporriss. Blut quoll zwischen den Fingern hervor, da sich die scharfen Kanten des Splitters tief in das Fleisch ihrer Hände gruben.
David packte ihre Unterarme, ehe sich die Scherbe in seine Brust bohren konnte.
Die Frau jaulte enttäuscht, richtete sich auf den Knien auf und stemmte sich mit dem Oberkörper auf ihre Fäuste.
David ächzte; seine Augen weiteten sich, während sich die tödliche Spitze langsam auf seine Brust senkte.
Unterdessen waren die Partygäste auf das Geschehen auf der Veranda aufmerksam geworden. Anfangs hatten die Feiernden das Ganze noch für das Gezänk eines eifersüchtigen Mädchens gehalten, doch als David in die Glastür gestürzt war, hatten die meisten begriffen, dass die Frau in dem zerrissenen Kleid ihrem Geliebten nicht bloß eine Szene liefern wollte.
Neugierig drängten die Gäste in Richtung Veranda, wahrten aber einen Sicherheitsabstand zu den beiden am Boden Ringenden.
Susan war starr vor Schreck. Die warnenden Worte der Frau hallten noch in ihrem Kopf nach, während sie den Kampf geschockt beobachtete.
Da bahnten sich plötzlich zwei Männer des Sicherheitsdienstes einen Weg durch die Schaulustigen. Einer der Männer hatte einen Gummiknüppel gezückt. Da er offenbar keine andere Möglichkeit sah, die Situation zu entschärfen, schlug er der Fremden kurzerhand auf den Hinterkopf.
Die Frau schrie kurz auf und sackte dann bewusstlos zur Seite. David stieß sie grob von sich und entfernte sich kriechend ein Stück von ihr.
Der zweite Wachmann half David auf die Beine, während der andere neben der Bewusstlosen kniete und sie untersuchte.
»Was ist vorgefallen?«, verlangte der Mann von David zu wissen.
»Fragen Sie mich etwas Leichteres!«, schnauzte David den Hotelangestellten an und machte sich brüskiert von ihm los.
Demonstrativ klopfte er die Glassplitter von seiner beigefarbenen Stoffhose und dem Hemd. Seine sonst so akkurat sitzenden Klamotten wirkten nun schmuddelig und ramponiert. Blutige Striemen verliefen senkrecht über sein Gesicht, das linke Jochbein war angeschwollen, die Unterlippe aufgeplatzt.
»Es muss aber doch einen Grund für diese Auseinandersetzung geben«, blieb der Wachmann hartnäckig. »Heraus damit – warum hat diese Frau Sie attackiert?«
Anklagend deutete David auf die Fremde am Boden. »Diese Schlampe ist total durchgeknallt. Sie tauchte plötzlich auf und hat mich aus dem Hinterhalt angegriffen. Wer weiß, auf welche Drogen sie gerade abfährt. Vielleicht hat sie mich in ihrem Rausch verwechselt.«
»Sie kennen diese Frau also nicht?«
»Sehe ich etwa aus, als würde ich mit Verrückten verkehren?«
»Was ist mit Ihnen?«, wandte sich der Mann an Susan. Sie hatte die Hand auf das Brustbein gepresst und starrte ungläubig vor sich hin.
»Ich – sehe diese Frau heute auch zum ersten Mal«, erklärte sie stockend. »Keine Ahnung, wer sie ist.«
Plötzlich besann Susan sich. »Aber – sie scheint meinen Freund zu kennen. Er … er ist seit zwei Tagen unauffindbar!«
David trat neben Susan hin und fasste sie beim Arm. »Komm, Schatz. Verschwinden wir von hier. Mir ist die Lust am Feiern jetzt ebenfalls vergangen.«
»Sie gehen nirgendwo hin, bis nicht geklärt ist, welche Rolle Sie bei diesem Vorfall gespielt haben«, beschied der Wachmann und stellte sich David in den Weg.
In der Ferne war unterdessen das Heulen einer Polizeisirene zu hören, die rasch immer näher kam. Einer der Gäste hatte über Handy anscheinend bereits die Polizei verständigt. Für Susan sah es einen Moment so aus, als wollte sich David auf den Hotelangestellten stürzen. Doch dann schien er sich zu vergegenwärtigen, dass sie von zahlreichen Menschen umgeben waren, die ihn beobachteten.
Seine Körperhaltung entspannte und er zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Ich weiß zwar nicht, was ich zur Klärung der Lage beisteuern könnte. Aber wenn Sie darauf bestehen, dass ich bleibe, werde ich das natürlich tun.«
Gönnerhaft legte er Susan einen Arm um die Hüften. »Bleib ganz locker, Susan. Ich habe hier schon eine Menge irrer Typen erlebt. Das Ganze wird sich sicherlich schnell aufklären.«
»Sie … sie kennt Brian«, stammelte Susan und spürte, wie Tränen in ihre Augen traten. »Sie meinte, ich würde ihn nie wiedersehen!«
»Gib nichts auf ihre Worte«, erwiderte David lapidar. »Vielleicht hat sie in ihrem Rausch irgendwo aufgeschnappt, dass du deinen Freund suchst, und sich irgendeine haarsträubende Geschichte dazu ausgedacht.«
Susan schüttelte den Kopf und machte sich von David los. Nun, da der Schock langsam abklang, glaubte sie wieder klarer zu sehen. »Diese Frau kennt Brian«, beharrte sie. »Und auch du warst ihr kein Unbekannter, David.«
Furchtsam musterte sie ihn von oben bis unten. »Was hast du ihr nur angetan, dass sie dich so sehr hasst?«
»Nun komm mal wieder auf den Teppich, Kleine«, fuhr David sie an und blickte sich verstohlen um, wie um sich zu vergewissern, ob jemand Susans Worte mitgehört hatte.
In diesem Moment stürmten zwei uniformierte Polizeibeamte die Verandatreppe empor.
Susan empfand beim Anblick der Polizisten große Erleichterung. Sie war sicher, dass sich nun alles aufklären würde. Nicht mehr lange, und sie würde endlich wissen, was Brian zugestoßen war.
Denn dass ihm etwas passiert war, darin bestand für Susan nach den hervorgestoßenen Worten der Fremden nun kein Zweifel mehr.
Susan schloss die Augen und spürte der Hitze der Sonne nach, die auf sie herabbrannte.
Noch vor wenigen Tagen hätte sie sich auf ihrem Liegestuhl jetzt wohlig zurückgelehnt und das Gefühl genossen, von der Wärme und dem Sonnenlicht bis ins Knochenmark durchdrungen zu werden. Doch die Sorge um Brian machte sie für solche Empfindungen taub.
Trotz der tropischen Hitze fror sie, und obwohl sie von goldenem Sonnenlicht umflutet wurde, brütete sie düstere, verzweifelte Gedanken aus.
Eine Fliege setzte sich auf Susans Stirn. Erzürnt wischte sie mit dem Handrücken über das Gesicht und verscheuchte das Insekt. Doch die Fliege landete sofort wieder. Diesmal auf Susans Wange. Die feinen Krallen und Haftorgane der Fliegenbeine kitzelten unerträglich.
Gereizt schlug die junge Frau zu. Doch als die flache Hand auf die Wange klatschte, war die Fliege längst fort.
Der kurze heftige Schmerz, den Susan sich selbst zugefügt hatte, beendete den Moment der Besinnung endgültig. Sie riss die Augen auf und blickte sich auf dem Balkon ihrer Hotelsuite unbehaglich um.
Die Fliege schien fortgeflogen zu sein.
Kurz ließ Susan den Blick über die Fassade des halbmondförmigen Hotelgebäudes gleiten, dessen konkave Seite dem Meer zugekehrt war.
Viele Gäste hatten es sich auf ihren Balkonen gemütlich gemacht und frühstückten. Auch von dem Swimmingpool her drangen ausgelassenes Lachen und Gesprächsfetzen zu Susan herauf. Eine grüne Mauer aus hohen Bambusgewächsen trennte das Hotelgelände von der Straße ab, hinter der der Stand begann.
Die fröhlichen Stimmen versetzten Susan einen Stich ins Herz. Sie erinnerten sie daran, wie einsam und verzweifelt sie war – und wie wenig Hilfe sie bei ihrer Suche nach Brian bisher erfahren hatte. Sie befand sich am Rande einer Stadt mit knapp anderthalb Millionen Einwohnern und fühlte sich doch allein gelassen.
Sie hob die Lokalzeitung, die sie auf ihren Schoß hatte sinken lassen, und fuhr fort, die Artikelüberschriften zu überfliegen. Seit drei Tagen tat sie jeden Morgen nichts anderes, als die Zeitungen nach Hinweisen zu durchforsten, die ihr verraten könnten, was mit Brian geschehen war. Doch bisher war sie nicht fündig geworden.
Diesmal landete die Fliege auf dem Artikel, den Susan gerade las. Ein zweite setzte sich auf das Foto von der gestrandeten Motorjacht, die vor ein paar Tagen an Land geschwemmt worden war. Kein einziges Besatzungsmitglied hatte sich an Bord befunden. Zurzeit war die Polizei noch damit beschäftigt, den Eigentümer des Bootes zu ermitteln, hieß es in dem Text.
Susan schüttelte die Zeitung, doch die beiden fetten Brummer flogen nur kurz auf und setzten sich wieder.
»Jetzt reicht es aber!«, rief Susan und schleuderte die Zeitung zu Boden. Sie war nervlich kaum noch belastbar. Jeder Tag, der verstrich, ohne dass sie Neuigkeiten über Brian erfuhr, verwandelte sie mehr in ein nervliches Wrack.
Als plötzlich an die Apartmenttür geklopft wurde, zuckte Susan erschreckt zusammen und stieß einen leisen, spitzen Schrei aus. Dann fiel ihr ein, dass es ein Polizist sein könnte, der gekommen war, um sie über eine neue Entwicklung bei der Suche nach Brian zu unterrichten.
Ungestüm stand sie auf und wäre fast gestürzt, weil sich ihr Fuß in einer Seitenstrebe des Liegestuhls verfing. Sie riss sich los und betrat humpelnd das Zimmer.
Rasch breitete sie eine Tagesdecke über das unordentliche Doppelbett, in dem sie seit einer Woche allein schlafen musste. Sie eilte den Flur entlang. Bei der Tür angekommen, entfernte sie die Kette ungeschickt und öffnete.
Perplex starrte sie den stämmigen jungen Mann mit dem drahtigen schwarzen Haar an, dessen Lippen ein gewinnendes Lächeln umspielte.
»Du bist es«, sagte sie zurückhaltend und verschränkte die Arme vor der Brust. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie lediglich einen Morgenmantel anhatte und darunter nackt war. »Was willst du, David?«
Das Lächeln auf dem Gesicht des jungen Mannes vertiefte sich, ohne dabei jedoch freundlich zu wirken. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich dir verzeihe, Susan.«
»Verzeihen? Wovon redest du?« Susan gab sich keine Mühe zu verbergen, dass sie gereizt war und dass ihr jeder Besuch ungelegen kam.
»Du hast mich ziemlich in Schwierigkeiten gebracht, als du bei der Polizei ausgesagt hast, du hättest den Eindruck, Jennifer Smith würde mich kennen.«
»Jennifer – wer?«
»Jennifer Smith. Die Frau, die mich am Strand angegriffen hat.«
Susan zog die Stirn in Falten. Jetzt erinnerte sie sich. Sie zuckte ungerührt mit den Achseln. »Diesen Eindruck hatte ich tatsächlich. Hätte ich etwa lügen sollen?«
David lachte gekünstelt. »Du hast dich aber geirrt, Susan. Jennifer Smith hat den Verstand verloren. Sie ist irre. Man darf ihr keinen Glauben schenken. Darin sind sich auch die Beamten einig. Sie wurde in die Psychiatrie von Brisbane eingewiesen. Man hat sie weggeschlossen, weil sie als gemeingefährlich eingestuft wurde. Was braucht es noch, um dich zu überzeugen, dass ich diese Frau nicht kannte, dass sie mich ohne Grund angegriffen hat?«
Susan rieb sich fröstelnd die Oberarme. »Was willst du eigentlich von mir?«
Sie hatte sehr wohl registriert, dass er in den vergangenen Tagen mehrfach versucht hatte, sie anzurufen. Doch sie hatte das Gespräch jedes Mal weggedrückt.
David grinste versöhnlich. »Ich habe den Eindruck, du brauchst dringend etwas Gesellschaft. Du lässt dich von dieser Sache mit Brian total fertigmachen. Das ist nicht richtig.«
»Ich liebe Brian nun einmal und werde nicht abreisen, bevor ich herausgefunden habe, was ihm zugestoßen ist!«
»Die Polizei kümmert sich doch um alles«, erwiderte David. »Sie werden deinen Brian schon finden – vorausgesetzt, er hat nicht vorher schon die Nase voll von seiner neuen Geliebten und kehrt zu dir zurück.«
Susan presste verbittert die Lippen aufeinander. »Bitte – lass mich jetzt allein!«
In diesem Moment spürte sie auf der Innenseite ihres Schenkels plötzlich ein Kitzeln. Eine Fliege war dort gelandet und kroch nun unter dem Morgenmantel das Bein empor.
Die Vorstellung, dass eine dieser schwarzen, fetten Fliegen auf ihre Scham zukroch, jagte Susan eine Gänsehaut über den Rücken. Voller Panik nestelte sie an dem Knoten des Gürtels, und als sie ihn nicht schnell genug aufbekam und die Fliege aufgeschreckt unter dem Morgenmantel umherflog und dabei gegen ihre Beine und den Unterleib prallte, riss sie den Mantel ungestüm auf und wandte sich voller Abscheu.
Mit einem lauten Surren flog die Fliege empor, schwirrte an Davids Kopf vorbei und verschwand im Hotelkorridor.
Wie erstarrt stand Susan da, die Brüste und den Unterleib entblößt. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so entsetzlich gefühlt wie in diesem Augenblick.
Wie betäubt ließ sie es geschehen, dass David vortrat, die Aufschläge des Morgenmantels nahm und über ihre Brüste breitete.
Tränen schossen ihr in die Augen und ein klägliches Wimmern entrang sich ihrer Kehle.
David schloss sie hart in seine Arme und zog sie an sich.
»Lass es raus, Mädchen«, flüsterte er rau. »Zeig mir deinen Schmerz und deine Verzweiflung.«
Susan konnte nicht anders. Obwohl David ihr unsympathisch war, schlang sie die Arme um seinen Nacken und drückte ihr Gesicht an seine Schulter. Die Tränen flossen, ihr Körper wurde vom Schluchzen geschüttelt.
David stand ruhig da und ließ sie gewähren. Seine Hände ruhten auf ihrem Rücken. Und dort blieben sie auch, wie Susan mit großer Verwunderung registrierte. Offenbar hatte der junge Surfer doch nicht vor, die Situation auszunutzen und sich an sie heranzumachen.
Susan machte sich von ihm los und blickte ihm von unten in die Augen.
»Ich bin total verzweifelt«, schluchzte sie. »Niemand scheint zu interessieren, was mit Brian geschehen ist. Ich bin ganz auf mich allein gestellt!«
»Jetzt bin ich ja bei dir«, meinte David in sachlichem Tonfall. »Eine so hübsche Frau wie dich lässt man nicht alleine. Das weiß ich besser als dein Brian.«
Mit dem Ärmel ihres Morgenmantels wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. »Würdest du mir denn helfen?«
»Klar«, erwiderte David und nickte. »Aus diesem Grund bin ich doch hier.«
»Dann – dann begleite mich zu dieser Irrenanstalt. Ich muss mit dieser Jennifer Smith sprechen. Sie weiß etwas über David, und …«
David legte ihr einen Zeigefinger auf die Lippen und brachte sie zum Schweigen. »Wenn diese Irre wirklich etwas wüsste, wäre die Polizei dem Hinweis längst nachgegangen.«
»Die halten sie aber doch für verrückt«, begehrte Susan auf. »Sie tun ihre Worte als irres Gebrabbel ab. Das bedeutet, dass sich bisher bestimmt niemand die Mühe gemacht hat, ihre Behauptungen nachzuprüfen!«
»Da gibt es auch nichts nachzuprüfen«, behauptete David. »Sieh es doch endlich ein.«
Enttäuscht ließ Susan die Schultern hängen. »Du willst mir also doch nicht helfen. Dann werde ich eben selbst dort anrufen.«
»Man wird dich nicht zu ihr vorlassen. Immerhin bist du nicht mit ihr verwandt oder so was.«
»Dann hilf mir!«, erwiderte sie verstört. »Du kennst dich hier aus. Du weißt doch sicher, wie man mit den Leuten reden muss.«
»Kann schon sein, aber ich werde mich hüten, dieser Irren noch einmal gegenüberzutreten. Sie ist gemeingefährlich. Das nächste Mal greift sie vielleicht dich an.« Er umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. »Als ich sagte, ich würde dir helfen, meinte ich nicht, dass ich dich bei deiner sinnlosen Suche unterstützen werde.«
»Was willst du denn dann?«
»Dich auf andere Gedanken bringen.«
Er vollführte eine ausholende Armbewegung, die das ganze Apartment mit einschloss. »Du musst dringend mal raus hier. Kein Wunder, dass dir Brian nicht aus dem Kopf geht, wenn du ständig von seinen Sachen umgeben bist.«
Niedergeschlagen senkte Susan den Blick. Sie musste sich eingestehen, dass an Davids Worten etwas dran war. Ihr fiel hier die Decke auf den Kopf.
»Lass dich von mir doch einfach entführen«, fuhr David fort. »Ich bringe dich dorthin, wo du nicht ständig glücklichen Pärchen begegnest, die dich an deinen Schmerz erinnern.«
Susan horchte auf. »Und wo soll das sein?«, hakte sie nach.
»Ich wohne auf einer kleinen Farm in der Nähe des Cooloola National Parks. Es ist sehr ruhig und abgeschieden dort. Du würdest dort auf andere Gedanken kommen und dich ein wenig erholen.«
Susan sah David zweifelnd an. Doch dann entschied sie, dass sie diesem jungen Mann wohl trauen konnte. Wenn es ihm nur darum gegangen wäre, sich über sie herzumachen, so hätte er vorhin Gelegenheit dazu gehabt, als die Fliege sie hatte ausrasten lassen und sie halb nackt vor ihm stand.
Tief atmete Susan durch und nickte dann. »Ein bisschen Zerstreuung würde mir tatsächlich gut tun«, seufzte sie. »Die Leute reagieren sowieso schon genervt, wenn sie mich mit einem Foto von Brian in der Hand auf sich zukommen sehen. Ich habe wohl schon jeden in dieser Gegend gefragt, ob er meinen Geliebten gesehen hat.«
Plötzlich stutzte Susan. Für einen flüchtigen Moment hatte sie geglaubt, mehrere Fliegen auf Davids Kopf herumkrabbeln zu sehen. Doch offenbar hatte sie sich getäuscht, denn als sie nun genauer hinschaute, waren die Insekten fort.
Oder hatten sie sich nur zwischen Davids borstigen Haaren verkrochen?
Susan erschauerte.
»Was hast du?«, erkundigte David sich und strich über ihren Oberarm.
»Nichts«, erwiderte Susan zerstreut, die sich nun sicher war, dass ihre überreizten Sinne ihr einen Streich gespielt hatten. »Ich … Ich werde mir nur schnell etwas anziehen. Dann kann es losgehen.«
Als Susan sich abwandte und im Schlafzimmer verschwand, verwandelte sich das Lächeln auf Davids Gesicht in ein sadistisches Grinsen.
Nachdem Dorian Hunter die Maschine der Australian Airline auf dem Flughafen von Brisbane verlassen und die Zollformalitäten hinter sich gebracht hatte, war er in ein Taxi gestiegen und hatte sich in das erstbeste Hotel fahren lassen, das dem Chauffeur eingefallen war.
Beim Einchecken in das Bantam-Hotel war er mit den Gedanken nicht bei der Sache, sodass sich die ganze Prozedur länger hinzog als üblich.
Entnervt folgte er dem Pagen in den dritten Stock, wo noch ein Einzelzimmer frei gewesen war.
Kaum hatte Hunter das Apartment betreten, nahm er dem Pagen den Koffer ab und ließ ihn auf das Bett fallen. Einen Moment lang stand er da und starrte auf die einladend aussehende Matratze herab.
Auf dem langen Flug von London nach Brisbane hatte er kaum geschlafen. Immer wieder hatte er die Geschehnisse der vergangenen Wochen vor seinem inneren Auge Revue passieren lassen. Geschehnisse, die dazu geführt hatten, dass Asmodi I., der vor vielen Jahrhunderten über die Schwarze Familie geherrscht hatte, wiedererweckt worden war und seinen einstigen Platz als Oberhaupt wieder eingenommen hatte.
Doch damit nicht genug. Seitdem schien er sich förmlich in Luft aufgelöst zu haben. Selbst die Schwarze Familie, die gierig auf ein Lebenszeichen ihres neuen alten Herrschers wartete, schien nicht zu wissen, wo er sich befand.
Diese fruchtlose Grübelei hatte dazu geführt, dass Hunter sich nun zerschlagen und müde fühlte. Sich lang auf diesem Hotelbett auszustrecken, die Hände hinter dem Nacken zu verschränken und etwas Ruhe zu finden, war eine verlockende Vorstellung, der sich der Dämonenkiller nur schwer entziehen konnte.
Doch dann rief sich Hunter in Erinnerung, dass er nicht zum Ausspannen nach Australien gekommen war. Er hatte hier eine Aufgabe zu erledigen. Eine Aufgabe, die ihm angeblich Aufschluss über Asmodis Aufenthaltsort und seine zukünftigen Pläne geben würde. Nun, allzu viel versprach er sich nicht, aber er war entschlossen, jedem Hinweis nachzugehen, der ihn auf Asmodis Spur bringen konnte.
Entschlossen wandte er sich zum Gehen und schob den Hotelpagen, der abwartend in der Tür stehen geblieben war, auf den Korridor hinaus.
Als er dessen beleidigtes Gesicht bemerkte, drückte er ihm ein paar Dollar in die Hand.
»Sie haben es wohl eilig, Sir.«
»Ich habe einen wichtigen Termin«, behauptete Dorian, schloss das Zimmer ab und strebte auf den Lift zu, der ihn kurz darauf ins Foyer des Bantam-Hotels brachte.
Für die Rohrstuhlsitzgruppen zwischen den hohen Topfpalmen und die lila angemalten Wände, die einen romantischen Sonnenuntergang simulierten, hatte er kaum einen Blick übrig. Zielstrebig und mit weit ausholenden Schritten eilte er dem Ausgang entgegen.
So entging ihm der Mann in dem unauffällig grauen T-Shirt, der mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem Sessel saß und den Dämonenkiller über den Rand einer Zeitung hinweg aufmerksam beobachtete.
Kaum hatte Hunter das Hotel verlassen, rollte der Mann die Zeitung zusammen und stand auf. Ohne große Eile strebte er der gläsernen Drehtür zu. Er grüßte den Portier hinter der Rezeption, indem er sich mit der Zeitung gegen die Stirn tippte, schob sich seine Sonnenbrille auf die Nase und trat kurz darauf auf den Gehsteig hinaus.
Das Gesicht des Mannes war unbewegt und ausdruckslos. Das schüttere dunkle Haar und die langweilige Kleidung ließen ihn im Vergleich zu den schrill gekleideten Touristen uninteressant und gewöhnlich erscheinen. Er wirkte wie ein einheimischer Geschäftsmann in Freizeitkleidung, der entspannt durch die Stadt bummelte.
Er winkte eine dunkle Limousine heran und stieg ein. »Wenn mich nicht alles täuscht, fährt Hunter direkt ins Queensland Sanatorium«, sagte er an den Chauffeur gerichtet. »Genau so, wie wir es uns gedacht haben.«
Der Fahrer nickte und fuhr los.
Der Mann im grauen T-Shirt lehnte sich zurück. Für das bunte Treiben, das draußen an den Seitenscheiben der Limousine vorüberzog, hatte er keinen Blick übrig. Seine Augen waren starr geradeaus auf das entfernte Taxi gerichtet, in dem der Dämonenkiller saß.
»Sie sind wer?«, fragte der Arzt und zog fragend die buschigen Augenbrauen in die Stirn, die das Gesicht wegen des hohen Haaransatzes lang gezogen und eiförmig erscheinen ließ.
Dorian Hunter schnaufte entnervt. »Das sagte ich der Krankenschwester doch bereits: Mein Name ist Smith. Ich bin ein Onkel von Jennifer. Lassen Sie mich endlich zu ihr.«
Der Arzt, den die Frau hinter dem Empfangstresen im Foyer des Queensland-Sanatoriums herbeigerufen hatte, nachdem Dorian ihr sein Anliegen vorgetragen hatte, rieb mit den Fingern über sein Kinn, als wollte er die Gründlichkeit seiner Rasur prüfen.
»Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Mr. …, äh, Smith«, erklärte er zurückhaltend. »Jennifers Zustand lässt einen Besuch nicht zu.«
»Was soll das heißen?«, begehrte Dorian auf. Nach dem langen Flug von England nach Australien fiel es ihm nicht schwer, die Rolle des empörten Verwandten zu spielen. »Ich verlange, sofort zu meiner Nichte gebracht zu werden!«
»Wir hatten Jennifers Eltern doch bereits darüber informiert, dass Ihre Tochter jetzt dringend Ruhe braucht. Jede Störung könnte sich negativ auf ihren Zustand auswirken.«
»Erzählen Sie mir nicht, was gut für Jennifer ist. Zu mir hatte sie immer besonderes Zutrauen. Ich bin mir sicher, sie wird sich über meinen Besuch freuen.«
Der Arzt und die junge Krankenschwester tauschten einen flüchtigen Blick, der verriet, wie unangenehm ihnen die Situation war.
»Hören Sie mir gut zu, Mr. Smith«, meinte der Arzt schließlich gefasst. »Tun Sie sich selbst den Gefallen und ersparen Sie sich den Anblick Ihrer Nichte. Ihnen wird nicht gefallen, was Sie zu sehen bekämen. Außerdem könnte ich nicht für Ihre Sicherheit garantieren, wenn Sie auf einen Besuch bestehen.«
»Mir reicht es jetzt!«, polterte Dorian drauflos und schlug mit der Faust auf den Tresen. »Sie können mir nicht verbieten, meine Nichte zu sehen. Ich will jetzt sofort wissen, was hier gespielt wird!«
»Gespielt? Ich verstehe nicht«, setzte der Arzt verwirrt an.
Dorian warf einen Blick auf das Namensschild, das am Revers des weißen Kittels des Mannes befestigt war.
»Sie hören mir jetzt zu, Dr. Bourke. Sie haben an Jennifer herumgepfuscht und wollen dies jetzt vor ihren Verwandten verheimlichen. Was haben Sie mit ihr angestellt? Raus mit der Sprache!«
»Gar nichts habe ich angestellt«, wehrte der Arzt hilflos ab. »Für Jennifers Zustand können wir nichts. Sie hat den Verstand verloren, und weil sie einen Pfleger angegriffen hat, mussten wir sie ruhigstellen.«
»Aha!«, schrie Dorian außer sich. »Also, doch! Sie haben Jennifer mit Medikamenten vollgepumpt. Ich werde Sie persönlich dafür verantwortlich machen, wenn das Mädchen bleibende Schäden davonträgt!«
Der Arzt rang die Hände. Er war mit der Situation sichtlich überfordert, wie Dorian zufrieden feststellte. Bald hatte er den Mann weich gekocht, und er würde ihn zu Jennifer Smith vorlassen.
Die Krankenschwester sprach leise auf den Arzt ein, der daraufhin nickte.
»In Ordnung«, sagte er dann zögernd an Dorian gewandt. »Wir möchten auf keinen Fall, dass Sie ein falsches Bild von unserer Einrichtung bekommen. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um Ihrer Nichte zu helfen, das müssen Sie uns glauben. Damit Sie sich davon überzeugen können, werde ich Ihnen gestatten, Jennifer kurz zu sehen.«
Dorian ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken und mimte weiterhin den Ungeduldigen, trommelte mit den Fingern auf dem Tresen herum und starrte aufgebracht vor sich hin.
Seine schlimmste Befürchtung war gewesen, dass der Arzt seinen Namen und die Angaben, die das Verwandtschaftsverhältnis zwischen ihm und Jennifer betrafen, überprüfen würde.
Hätte der Mann herausgefunden, dass Dorian Jennifer noch nie in seinem Leben begegnet war, hätte er sofort den Sicherheitsdienst gerufen und ihn an die frische Luft gesetzt. In diesem Fall hätte er eine andere Möglichkeit finden müssen, zu Jennifer vorzudringen. Um dies zu erreichen, wäre er sogar nachts in das Sanatorium eingebrochen. Er musste diese Frau um jeden Preis treffen, denn sie war vermutlich die einzige Person, die ihm einen Hinweis über den Aufenthaltsort von Asmodi liefern konnte.
Zusammen mit der neuen Schiedsrichterin der Dämonen, Lucinda Kranich, die Asmodis Erweckung durchgeführt hatte, war der Fürst der Schwarzen Familie in der Versenkung verschwunden. Seitdem war das Dämonenkillerteam auf der Suche nach dem neuen Oberhaupt der Schwarzen Familie – bisher aber ohne Erfolg.
»Phil wird Sie zur Zelle von Jennifer führen«, drang da Dr. Bourkes Stimme plötzlich in Dorians abgeglittene Gedanken.
Ein bulliger Pfleger war neben dem Arzt aufgetaucht. Der Mann hatte eine grimmige Miene aufgesetzt und starrte Dorian düster an.
»Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen nur einen kurzen Besuch gestatten können, Mr. Smith«, fuhr Dr. Bourke fort. »Dies geschieht auch zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
Unbeherrscht winkte Dorian ab. »Bringen Sie mich zu Jennifer«, befahl er dem Pfleger. »Und wehe Ihnen, Sie haben ihr ein Haar gekrümmt!«
Der Mann lachte freudlos. »Es war eher umgekehrt«, erklärte er missgestimmt, wandte sich ab und gab Dorian mit einem Wink zu verstehen, ihm zu folgen. »Ihre Jennifer entwickelt während der manischen Schübe fast übermenschliche Kräfte. Sie hat mir ganz schön zugesetzt. Fast wäre sie mir entwischt. Wir brauchten drei weitere Pfleger, um sie niederzuringen und ruhig zu stellen.«
Dorian schluckte trocken, als er die junge Frau in der Zwangsjacke erblickte. Zusammengekrümmt kauerte sie in einer Zellenecke. Sie hatte der Tür den Rücken zugekehrt und starrte gehetzt über die Schulter zu den beiden Männern hinüber, die die Zelle betreten hatten.
Das schwarze Haar hing in fingerdicken Strähnen herab und bedeckte halb das Gesicht der Frau, das blass und fahl aussah.
Die schmale Nase und die braunen Augen hatten dieses Antlitz einmal liebreizend und charmant erscheinen lassen, wie Dorian vermutete. Doch jetzt waren die Nasenflügel wie die Nüstern eines in die Enge getriebenen Tiers gebläht; dunkle Ringe lagen um die benebelt dreinblickenden Augen.
»Okay«, sagte Dorian an den Pfleger gewandt. »Lassen Sie uns einen Moment allein. Ich will ungestört mit Jennifer sprechen.«
»Sind Sie verrückt?«, rief der Mann und lachte gekünstelt. »Ich kann Sie mit dieser gemeingefährlichen Person unmöglich allein lassen!«
Dorian, der wusste, dass dies die vielleicht letzte Gelegenheit war, mit Jennifer in Kontakt zu treten, zog die gnostische Gemme, die er stets für solche Gelegenheiten bei sich führte. Es bereitete ihm keine Probleme, den Pfleger zu hypnotisieren. Er befahl ihm, die Zelle zu verlassen und vor der Tür zu warten. Gehorsam trottete der Mann nach draußen.
Jennifer hatte die Hypnose durch die Gemme ohne jedes Interesse verfolgt. Als Dorian nun aber einen Schritt auf sie zukam, sprang sie abrupt auf, bleckte die Zähne und stürzte auf ihn los.
Erst jetzt bemerkte Dorian, dass die junge Frau zusätzlich zur Zwangsjacke angekettet worden war. Die Kette, die in der Stirnwand verankert war, spannte und stoppte Jennifers Angriff so abrupt, dass es die Frau von den Beinen riss. Hart stürzte sie zu Boden, wo sie breitbeinig kniend sitzen blieb und Dorian angriffslustig anstarrte.
Beschwichtigend hob der Dämonenkiller die Hände. »Ich werde Ihnen nichts tun«, sprach er beruhigend auf sie ein. »Ich brauche lediglich ein paar Informationen. Haben Sie mich verstanden?«
Plötzlich stieß die Frau ein Wimmern aus und blickte gehetzt umher. Dorian begriff erst nicht, was es mit diesem Gehabe auf sich hatte, bis er die fette schwarze Fliege bemerkte, die in der Zelle umherschwirrte. Offenbar war das Insekt durch das gekippte vergitterte Fenster gekommen.
Die Fliege schien die Frau stark zu beunruhigen. Sie jammerte, verzerrte das Gesicht und duckte sich, als würde sie sich vor dem Insekt zu Tode fürchten.
Um das Theater zu beenden, sprang Dorian vor und klatschte mit ausgestreckten Armen in die Hände. Er hatte die Fliege mitten im Flug erwischt.
»Habe ich jetzt vielleicht endlich Ihre Aufmerksamkeit?«, erkundigte er sich ungeduldig und blickte auf Jennifer hinab. Er stellte fest, dass er ihr unversehens so nahe gekommen war, dass sie ihn hätte erreichen können, wenn sie es gewollt hätte.
Der Frau schien nun, da er die Fliege erledigt hatte, jedoch nicht mehr daran gelegen, ihn anzugreifen. Sie kroch rückwärts in ihre Ecke zurück, kauerte sich zusammen und schaukelte mit dem Oberkörper vor und zurück.
Dorian kniete nieder und sah ihr in die verschleierten Augen.
Dass Jennifer unter starken Beruhigungsmitteln stand, war unverkennbar. Trotzdem war sie bemerkenswert agil.
»Die Fliegen – sie sind überall – überall!«, jammerte sie und nickte heftig. Ihre Stimme klang brüchig und schwankend. »Sie sind Boten des Bösen. Wo sie auftauchen, geschieht Schreckliches.«
»Sie haben Angst vor Fliegen?«, hakte Dorian nach.
»Die solltest du auch haben! Ja – wir alle sollten uns vor den Fliegen fürchten!«
Sie kicherte und kroch auf Knien ein Stück auf Dorian zu, der jedoch nicht von der Stelle wich.
»Bitte!«, flehte Jennifer. »Du musst Susan warnen. Sie schwebt in Gefahr. Er will sie. Er will sie sogar unbedingt. Und dann wird sie sterben!«
Das Gespräch begann eine interessante Richtung einzuschlagen. Bisher hatte er lediglich spekulieren können, ob Jennifer Smith wirklich etwas über Asmodis Verbleib wusste. Er war auf einen vagen Hinweis hin nach Australien gereist – einen Hinweis, von dem er weder wusste, wie belastbar er war noch ob er aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammte.
Jemand hatte ihn angerufen. Ein gewisser Roberto Benitez. Dorian vermutete, dass der Mann einen falschen Namen angegeben hatte. Benitez hatte behauptet, Jennifer Smith wäre in Ereignisse verstrickt, die für die Schwarze Familie von großer Wichtigkeit wären. Um zu gewährleisten, dass Hunter dem Hinweis tatsächlich nachging, hatte er am Londoner Flughafen Heathrow gleich noch ein Ticket nach Brisbane hinterlegt. Das war gewiss sehr aufmerksam, aber es hatte Dorian natürlich auch misstrauisch gemacht.
Wer war Benitez? Warum fühlte er sich berufen, das Dämonenkiller-Team zu unterstützen?
Benitez hatte keine Anstalten gemacht, auf diese Fragen einzugehen. Als Dorian nachhakte, hatte er einfach aufgelegt.
Dorian hatte sich mit seiner Lebensgefährtin, der Hexe Coco Zamis, beraten und schließlich entschieden, die Reise auf sich zu nehmen. Es bestand immerhin die Chance, dass Benitez tatsächlich ein Interesse daran hatte, Asmodi zu beseitigen.
Außerdem blieb ihnen keine Zeit. Asmodi würde sicherlich bereits an einem Plan arbeiten, das Dämonenkiller-Team zu zerschlagen. Dies könnte sowohl in London als auch hier in Brisbane geschehen. Es war also gleichgültig, wo Dorian sich aufhielt.
»Wen meinen Sie mit Er?«, verlangte Dorian von Jennifer Smith zu wissen.
Sie zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Er ist grausam. Ich … ich war auf seiner Insel. Dort opfern sie ihm und seinen Fliegen zu Ehren Tiere und Menschen.« Sie begann wieder zu wimmern. »Mich – wollten sie auch …« Plötzlich stahl sich ein irres Grinsen auf ihr Gesicht. »Aber ich bin ihnen entwischt! Ich nahm mir eines ihrer Motorboote und floh … Ich wusste, sie wollen Susan. Darum fuhr ich mit dem Boot zum Strand, wo Susan wohnt. Brian hatte es mir erzählt. Er hat mir alles über seine geliebte Susan erzählt. Er hatte ein so schönes Foto von ihr. Und eine Haarsträhne.«
»Haben Sie Susan angetroffen?«, fragte Dorian.
Jennifer wischte sich den Speichel von den Lippen, indem sie mit dem Mund über das Schulterteil der Zwangsjacke fuhr. »Als die Lichter des Festlands nicht mehr fern waren, sprang ich über Bord und schwamm ans Ufer«, fuhr sie dann mit ihrer wirren Geschichte fort. »Die Jacht muss inzwischen irgendwo gestrandet sein – ganz verlassen. Ich aber hatte Glück. Nach Susan musste ich nicht lange suchen. Sie war mit ihm zusammen – diesem Scheusal …«
»Reden Sie weiter!«
Sie begann plötzlich am ganzen Körper zu zittern. Doch schließlich riss sie sich zusammen und blickte flehend zu Dorian auf. »Ihr darf nicht das Gleiche geschehen wie mir. Er wird sie auf die Insel bringen – und dann ist es um sie geschehen!«
»Wo ist diese Insel?«, verlangte Dorian zu wissen.
Jennifer deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Meer. »Dort draußen irgendwo«, erklärte sie ernst, als sei damit alles Nötige über das Eiland gesagt. »Es ist eine schöne Insel. Aber der Schein trügt. Dort wartet der Tod – und die Fliegen. Tausende von Fliegen, Millionen! Für Ihn sind diese Insekten noch wertvoller als seine Anhänger, die auf der Insel hausen.« Klappernd schlugen Jennifers Zähne aufeinander. Sie rollte mit den Augen und hatte plötzlich Mühe, den Kopf aufrecht zu halten.
»Beruhigen Sie sich«, mahnte Dorian, weil Jennifer immer zappeliger wurde. Das Thema Fliegen schien sie über alle Maße zu ängstigen. Um sie abzulenken, sprach er ein anderes Thema an, das ihm auf der Seele brannte. »Was sagt Ihnen der Name Roberto Benitez? Kennen Sie jemanden, der so heißt?«
Jennifer starrte ihn verständnislos an.
»Asmodi«, nannte Hunter einen weiteren Namen. »Haben die Leute auf der Insel diesen Namen vielleicht erwähnt – oder haben Sie Asmodi dort gesehen?«
Jennifer blickte ihn mit großen Augen an. Sie schien nicht zu begreifen, wovon er sprach.
Der Dämonenkiller fluchte verhalten. Er ahnte, dass Jennifer ihm nicht mehr sagen konnte, als sie bisher getan hatte.
Das bedeutete allerdings nicht automatisch, dass er sich auf der falschen Spur befand.