1963

Mitfahrgelegenheit in die Bundesliga

Morgens fuhr Heinz Höher von Leverkusen nach Köln, setzte sich in ein Kaffeehaus in der Nähe des Doms und wartete, bis es Zeit war, wieder nach Hause zu fahren. Er tat es für seine Mutter. Ihr gehe es besser, sagte er sich, wenn sie weiter glauben konnte, ihr jüngster Sohn studiere an der Hochschule Köln eifrig Sport und Englisch.

Heinz Höher hielt sich für äußerst ehrgeizig. Es war bloß so, dass sein Ehrgeiz außerhalb des Fußballplatzes für die anderen manchmal schwer erkennbar war. Für sein Abitur am Carl-Duisberg-Gymnasium zu Hause in Leverkusen hatte er sich ein großes Ziel gesetzt: es zu bestehen, ohne ein einziges Mal zu lernen. Für die Lehrer blieb Heinz Höher im Abitur deutlich unter seinen Möglichkeiten, mit vielen Befriedigend und Ausreichend im Zeugnis. Aber er war zufrieden. Sein Ziel hatte er erreicht.

Bald, im August 1963, wurde er 25, ein Alter, in dem langsam das Gerede vom ewigen Studenten beginnen würde. Doch er war sich sicher, so wie das Abitur würde er, irgendwie und irgendwann, auch sein Lehramtsstudium bewältigen. Er sah nur im Moment keinen Anlass, zu den Vorlesungen zu erscheinen. Dieser Moment dauerte nun schon zwei Jahre an.

Dafür, dass kein anständiger Mensch morgens um elf im Kaffeehaus saß, war es immer recht gut besucht. Er sah sich die jungen Ehefrauen mit Brigitte Bardots Ponyfransen in ihren Etui-Kleidern ohne Kragen an. Wenn er wegsah, schauten vermutlich sie ihn an. Er hatte die Frisur stets frisch blondiert. Bis vor Kurzem hatte er die Wasserstofflösung noch mit der Zahnbürste auf die Haare aufgetragen. Mit der schmalen Bürste ließ sich die Lösung ideal aus dem kleinen Fläschchen holen. Nun aber gab es richtige Färbemittel aus Kamille, hatte ihm seine kleine Schwester Hilla verraten, sie hatte es von Waldtraud gehört, der Frau seines Mitspielers bei Bayer 04 Leverkusen, Werner Röhrig.

Manchmal brachte er sich auch ein Buch ins Kaffeehaus am Dom mit. Er versuchte sich an Dostojewski, wenngleich dieser nicht sein Geschmack war, wenn er ehrlich war. Am liebsten saß er einfach da.

Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der noch nie gearbeitet hat, sagte ihm Fredy Mutz, der alte Torwart in Leverkusens Oberligamannschaft. Aus dem spöttisch gemeinten Spruch klang volle Bewunderung. Der Heinz, leck mich am Arsch, sagten die Mitspieler, wenn er nicht in Hörweite war, den juckte gar nichts. Er war nicht nur ein Student der hohen Kunst des Nichtstuns, der einzige Hochschüler in der Mannschaft unter Buchbindern, Chemielaboranten und Lagerarbeitern, sondern auch Leverkusens unbestrittener Star, ein wirbelnder Außenstürmer, der mit seinen Pässen »Ohs!« und »Ahs!« hervorrief. Bei Fehlpässen pfiffen ihn Leverkusens Zuschauer besonders gerne aus. Sie wollten sich nicht vorstellen, dass auch einer wie er es manchmal nicht besser konnte, sondern waren sich sicher, dass er nicht wollte.

Zu Hause schrieb er nach solch unglücklichen Spielen Briefe an sich selbst. Einmal begann er mit der Überschrift: »Ich, der Fußballspieler.« Darunter notierte er: »Manche meinen, ich sei Weltklasse. Andere sagen, ich sei lahm, feige und selbstbewusst. Die anderen sind in der Überzahl.« Den anderen werde er es zeigen, endete der Brief. Als er ihn Wochen später erneut las, erschrak er, wie kurz die Vorsätze nur gehalten hatten.

Wie jeder anständige Junggeselle wohnte Heinz Höher noch zu Hause. Sein Bruder Manfred hatte 1959 für die ganze Familie ein Haus auf der Moltkestraße gebaut, am Stadtpark, wo Leverkusen neu und nach eigener Anschauung mondän war. Betten-Höher auf der Hauptstraße, vom Vater aufgebaut und von Manfred übernommen, war in Leverkusen ein Begriff, Polster, Gardinen, Bettwäsche. Der Vater war kurz vor der Fertigstellung des Eigenheims gestorben, die älteren Brüder waren schon fern, Johannes verheiratet, Edelbert nach Amerika ausgewandert, aber die Mutter, die Schwester und Heinz zogen bei Manfred mit ein. Zum ersten Mal im Leben hatte er ein Zimmer für sich alleine. Die Mutter ließ ihn morgens bis nach neun schlafen. Er studierte und trainierte doch so hart.

»Was ich mir vorgenommen habe«, schrieb er in einem der Briefe an sich selbst und nannte unter Punkt 6: »Mehr Herzlichkeit gegenüber der Mutter. Denk daran, dass Mutter auch einmal ein Mädchen von 21 Jahren war.«

Was die Mädchen von 20 betraf, so wurde in Leverkusen getratscht, Heinz Höher, der Star von Bayer 04, habe die Liebe gefunden. Manch einer wollte ihn mit einer grazilen jungen Frau aus den Farbenfabriken gesehen haben, kurze schwarze Haare und lange Beine, aber verlobt waren sie wohl noch nicht, sonst würden sie sich offensichtlicher zeigen.

Geld war, dank des Fußballs, kein Thema. Mit Siegesprämien und Handgeld kam er bei Bayer 04 auf knapp 2000 Mark im Monat. Ein Arbeiter in den Farbenfabriken Bayer erhielt 500 Mark, ein junger Chemieingenieur 1200 Mark. Für Vertragsfußballer schrieb das Gesetz eigentlich eine Gehaltsobergrenze von 400 Mark vor, schließlich waren Sportvereine gemeinnützige Einrichtungen und keine Betriebe, die Profis beschäftigten. Die Zahlungen wurden Höher von Fußballobmann Peter Röger in kleinen Briefumschlägen zugesteckt.

Andere hätten gesagt, so kann das Leben weitergehen. Heinz Höher dachte mit 24 wenig darüber nach, wie irgendetwas weitergehen würde, als die Gründung der Fußballbundesliga sein eingespieltes Leben durcheinanderwirbelte.

»Wir brauchen die gesamtdeutsche Liga, um international noch mithalten zu können«, hatte Bundestrainer Sepp Herberger geschrieben. Das war 1936 gewesen, in einem Brief an den Fachamtsleiter Fußball im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen, Felix Linnemann.

Überall in Europa, wo Fußball leidenschaftlich und herausragend gespielt wurde, in England, Spanien, Italien, maßen sich die besten Klubs jedes Wochenende, und die Spieler wurden als Berufsspieler beschäftigt, um sich entsprechend vorzubereiten. In der Bundesrepublik trainierten die Fußballer 26 Jahre nach Herbergers Brief weiterhin dreimal die Woche nach Feierabend, und die Klubs traten noch immer in fünf regionalen Oberligen an, deren Beste dann jeden Sommer zum Saisonende im K.-o.-System den deutschen Meister ermittelten.

Der Zweite Weltkrieg hatte die Bundesliga zwangsläufig aufgehalten. Was der Gründung der Liga aber auch 17 Jahre nach Kriegsende im Wirtschaftswunderland im Wege stand, waren die deutschen Lieblingsthemen: Geld und Moral.

Aus der tiefen Schuld, die Deutschland im Zweiten Weltkrieg auf sich geladen hatte, war das nationale Streben entstanden, moralisch bloß nichts mehr falsch zu machen. So wurden auch apolitische Entscheidungen wie die Bundesligagründung unter das Diktat der Moral gestellt. Die Männer aus der Torstangenzeit hießen die Mahner gegen die Bundesliga. Man würde den hehren Sport durch die Einführung des Profitums unkontrolliert in die materialistische Verdorbenheit führen, zeterten sie und schwärmten von der Zeit, als die Sportler noch ihre Torstangen selbst aufgestellt hatten. »Es lächert mich«, sagte Herberger, »wenn Veteranen, die Torstangen auf die Plätze trugen, wie eitle Pfauen ihren Idealismus herausstreichen. Sie haben Stangen hingetragen, weil es sonst niemand für sie tat. Und Geld haben sie keines genommen, weil keines da war. So einfach ist das.«

Doch auch in den Vereinen und Regionalverbänden, wo jeder Herbergers sportliche Dringlichkeiten verstand, sperrten sich viele gegen die Eliteliga. Denn werde mit der neuen Liga Fußball zum Beruf, müssten die Klubs selbstverständlich wie jede Firma Gewerbesteuern, Kranken- und Rentenversicherungen begleichen, hatte das Bundesfinanzministerium angekündigt. So scheiterten zwischen 1955 und 1960 mehrere Initiativen an den Spitzenvereinen selbst, die eigentlich eine Bundesliga wollten, aber bitte nicht dafür bezahlen.

Angesichts all dieser Bedenken wurde die Bundesliga am 28. Juli 1962 auf dem Verbandstag des Deutschen Fußball-Bundes mit überwältigender Mehrheit als verdruckster Kompromiss geboren. Ab August 1963 würde die landesweite Liga starten, aber nicht mit Vollprofis, sondern mit Lizenzspielern. Diese seien etwas ganz anderes als Profis, behaupteten die Bundesligaväter, nämlich nur ein bisschen Berufsfußballer. Um dies zu untermauern, wurde das Gehalt der Bundesligalizenzspieler vom DFB-Verbandstag auf höchstens 1200 Mark beschränkt. An Ablöse durften allenfalls 50000 Mark pro Spieler entrichtet werden, und kein Verein durfte mehr als drei Fußballer von anderen Klubs anwerben.

Auf diese Weise verhindere man solchen Wahnsinn wie in Italien, wo gerade der FC Modena dem deutschen Nationalspieler Albert Brülls ein Jahresgehalt von 150000 Mark geboten habe, erklärten die Vereinsvertreter stolz der moralischen Republik. So überzeuge man das Finanzministerium, sie weiter in Ruhe zu lassen, hofften sie.

Heinz Höher verstand die neue Regelung so, dass den Fußballspielern in der Bundesliga deutlich höhere offizielle Gehälter gezahlt würden und dass demnach sicher auch noch deutlich bessere Schwarzgeldzahlungen als bisher draufgelegt würden.

Es gab nur ein Problem: Bayer 04 Leverkusen würde sich nicht für die Bundesliga qualifizieren. Das ließ sich schon acht Monate vor dem Start absehen. 44 Vereine bewarben sich um die 16 Plätze. Leverkusen fehlten entscheidende Qualifikationspunkte, weil sie bis Juni 1962 nur in der Regionalliga, der zweiten Liga des alten Systems, gespielt hatten. Heinz Höher sagte sich, er werde bleiben und dann eben mit Bayer 04 den Aufstieg im nächsten Jahr versuchen. Und manchmal glaubte er sich auch.

Er war fast 25. In dem Alter unternahm man keine Abenteuer mehr. Realistisch betrachtet, hatte er vielleicht noch fünf Jahre als erstklassiger Fußballer vor sich. Über 30 spielten nur noch die Glücklichen und Weisen.

Mit 20 hätte er den Verein wechseln können. Beim Spiel zur Einweihung des neuen Bayer-Stadions an der Bismarckstraße hatte er Panik in der Abwehr des 1. FC Kaiserslautern gesät, und um sich für den feinen Auftritt selbst zu belohnen, suchte er nach dem Schlusspfiff die Nähe von Kaiserslauterns Weltmeister Fritz Walter. So, wie er aufgespielt hatte, konnte er den großen Fritz einmal im Leben von Star zu Star ansprechen. Vielleicht würde ihm Fritz Walter sogar ein Kompliment schenken.

Willst du nicht zu uns kommen?, fragte der Fritz.

Heinz Höher glaubte, er schwebe.

Diese Anfrage von Fritz Walter war eine der höchsten Auszeichnung seiner Karriere. Aber Heinz Höher wäre nicht darauf gekommen, Walters Offerte anzunehmen. Es reichte ihm das Wissen, dass er Angebote bekam.

Vereinswechsel waren etwas für Nationalspieler, die von den Italienern in Geld gebadet wurden, oder für Halunken, die sich nicht mehr zu Hause sehen lassen konnten. Auch wenn alle prophezeiten, dies würde mit Gründung der Bundesliga anders werden. Die Vereine würden nun auch die besseren Oberligaspieler von Bremen nach Nürnberg oder von Saarbrücken nach Braunschweig locken. Doch warum sollte er, fragte er sich, wenn er in Leverkusen doch alles hatte, die Freunde, die Familie, die Doris, von der noch wenige wussten; das gemachte Bett, ausreichend Geld, die Blicke der Mädchen in der City-Bar und die Kapitänsbinde sonntags im Stadion.

Wenn ihr das Handgeld von 5000 auf 12000 Mark erhöht, dann bleibe ich, sagte er jovial zu Bayers Fußballobmann Peter Röger, wochentags nach dem Training, beim ersten Bier im Gasthaus Krahne, wo die Mitspieler nicht mehr so viel tranken wie noch vor drei, vier Jahren. Heinz Höher hatte sich, in einem seiner Briefe an sich selbst, auch vorgenommen: »Zwei Tage vor dem Spiel keinen Alkohol mehr und überhaupt den Flüssigkeitshaushalt regeln!«

»Einen Tag vor dem Spiel keine Frau!«, schrieb er noch darunter.

Heini, bei allem Verständnis, 12000 auf die Hand, das können wir nicht zahlen, sagte Röger. Wenig später wurde daraus eine offizielle Absage des Vorstands: Es würden bei Bayer 04 keine höheren Beträge fließen, nur weil andernorts die Vereine wegen der Bundesligagründung finanziell durchdrehten. Das gelte für alle Spieler, auch für den Kapitän, den Amateurnationalspieler, den Vereinshelden mit der Nummer 7.

Die Ablehnung trifft dich nicht, sagte sich Heinz Höher, das juckt dich nicht. Wenn sie dich nicht mehr wollen, dann gehst du halt weg. Ihm würde keiner etwas anmerken, was sollte man ihm anmerken, er war doch nicht verärgert.

Als Heinz Höher überlegte, wie man es am besten anstellte, den Verein zu wechseln, erinnerte er sich daran, wie er vor gut einem halben Jahr, im Juni 1962, in das leere Haus in der Moltkestraße gekommen war. Seine Mutter, die in die Kirche oder sonst wohin gegangen war, hatte ihm einen Zettel auf der Schuhkommode am Eingang hinterlegt.

Lieber Heini!

Fisch ist im Eisfach. Tue ihn in das Wasser mit der Zitrone. Wenn es kocht, ist er fertig. Ich hoffe, dass du das hinbekommst. Briefe in Deinem Zimmer. Mutter.

Er hatte die Post aus dem Zimmer geholt, bevor er den Fisch kochte, und ein Schreiben mit fremder Briefmarke in den Händen gehalten. Auf einem DIN-A5-Blatt mit rotem Briefkopf, das aussah wie eine Restaurantrechnung, wandte sich der Football Club de Metz an ihn. Sie hatten ihn beim Spiel der deutschen Amateurnationalelf gegen Frankreich in Merlebach gesehen und würden ihn gerne zu einem Engagement in Metz bewegen. »Möchten Sie bitte so freundlich sein, um uns mitzuteilen, ob Sie Interesse hätten, nach Frankreich zu kommen zum F. C. Metz als Profispieler und eventuell zu welchen Bedingungen.«

Er hob den Brief als stolzen Beweis seiner Klasse auf und antwortete nie. Jetzt, acht Monate später, schimpfte er sich, wie unhöflich er gewesen war.

Er konnte nicht warten, dass vielleicht noch ein Brief eintreffen würde, er musste sich aktiv um einen neuen Verein bemühen. In Leverkusen konnte er auf keinen Fall mehr bleiben, er hatte mit Manglitz und dem verrückten Klima geredet, denen wollte Bayer auch nicht das Handgeld oder Gehalt erhöhen, obwohl sie bereit waren, für Leverkusen auf die Bundesliga zu verzichten. Dann sind wir weg, hatten Manfred Manglitz, der Torwart, und Halbstürmer Uwe Klimaschefski gesagt. Da musste er mitziehen. Heinz Höher schickte ein Bewerbungsschreiben an Bayern München. Auf seinen Reisen mit der Amateurnationalelf hatte er einen Bayern-Spieler kennengelernt, Werner Olk. Ihn bat er, seinen Brief an Bayern Münchens Präsidenten Wilhelm Neudecker zu überreichen. Wenige Tage später erhielt Heinz Höher Post aus München.

München, den 5. 2. 1963

Sehr geehrter Herr Höher!

Unser Vertragsspieler Herr Werner Olk hat mir Ihren freundlichen Brief übergeben.

Als Vorsitzender des FC Bayern München teile ich Ihnen nach Rücksprache mit meinem Spielerausschuß-Vorsitzenden und unserem Trainer Herr Schneider mit, daß wir uns freuen würden, Sie als Spieler zu unserer Mannschaft zu bekommen.

Leider hängt ja für uns die Bundesliga-Lizenz auch noch sehr hoch. Andererseits bin ich aber überzeugt, daß, falls wir nicht in dieser Saison aufgenommen werden, wir uns sehr rasch in die Spitzenklasse hineinspielen würden.

Ich empfehle, daß wir in einigen Wochen, sobald die Lage sich geklärt hat, die Verbindung wieder aufnehmen.

Mit sportlichen Grüßen,

Wilhelm Neudecker

Heinz Höher ging es gleich etwas besser. Anderswo schätzte man ihn noch. Aber Neudecker hatte recht. Es war fraglich, ob der FC Bayern in die Bundesliga aufgenommen würde. Wie man hörte, sollte keine Stadt mehr als einen Platz erhalten, und die stärkere Mannschaft in München war der TSV 1860. Heinz Höher wollte sehen, ob er nicht doch noch etwas Besseres als die Bayern fand.

Ein Gegenspieler vom Wuppertaler SV hatte ihm in der vergangenen Sommerpause zugeredet, zu ihnen zu wechseln. Erich Ribbeck hieß er. Er konnte doch einmal vorbeischauen. Heinz Höher fuhr als Zuschauer zum Training nach Wuppertal. Nach kurzer Zeit überlegte er, wie er wieder unauffällig verschwinden könnte. Trainer Zapf Gebhardt ließ die Spieler Runden laufen. Mit Medizinbällen unter den Armen. In welchem Jahrzehnt lebte der denn noch?

Sechs Monate vor Beginn der Bundesliga war die Vereinssuche für Heinz Höher ein aufregender Zeitvertreib, den er exzellent während seiner Scheinbesuche an der Hochschule Köln erledigen konnte. Er saß im Kaffeehaus am Dom, studierte den Kicker oder das Sport-Magazin und überlegte sich, welcher Klub einen dribbelstarken, passsicheren Halbstürmer wie ihn gebrauchen könnte. Es hatte geschneit im Bergischen Land, das Training ruhte weitgehend, das gab ihm das Gefühl, der Sommer, die Bundesliga, sei noch weit weg.

Der Schnee war eine Sensation. Schnee im Bergischen Land, wann gab es das schon einmal? Die unschuldige Schönheit der weißen Haut über den Feldern machte die Leute verrückt. Sie mussten raus, den Schnee spüren. Komm, wir gehen Skifahren, sagte seine Schwägerin Ruth. Heinz Höher war sofort dabei. Auch wenn er weder Ski besaß noch Ski fahren konnte.

Bei Heinz Wachtmeister stand noch ein altes Paar im Keller. Wachtmeisters Eltern führten die Konditorei am Ebertplatz, das Kellerlokal darunter hatte man sie gezwungen mitzumieten, als sie nach dem Krieg aus Soest nach Leverkusen gezogen waren. Sie ließen nicht erkennen, wie gekränkt sie waren, dass man ihnen, etablierten Konditormeistern, eine Bierkneipe aufzwang. Die Kneipe wurde ihr großes Glück. Eine Konditorei hatte es schwer in Leverkusen. Die wenigen Bürger, die genug auf sich hielten, um bei Kaffee und Kuchen in einer Konditorei die Weltlage zu erörtern, hielten gleich so viel auf sich, dass sie dafür nach Köln fuhren. Die Schatzkammer dagegen, wie Wachtmeisters Vater das Kellerlokal taufte, brummte.

Der Rauch biss beim Betreten der Kneipe in den Augen. Skatspieler kniffen die Augen zusammen, wenn sie an der Zigarette saugten, ohne die Hände zu benutzen. Die Hände brauchten sie, um einen Trumpf auf den Tisch zu donnern. An der Bar hing grundsätzlich Mäc Scheller, Reporter des Westdeutschen Rundfunks. Er hatte Heinz Höher darüber aufgeklärt, dass Bier bestens geeignet war, um nach ausgiebigem Schnapsgenuss auszunüchtern. Jetzt trinke ich mich erst mal am Bier wieder nüchtern, sagte Mäc Scheller, der 70 kleine Bier hinunterkippen konnte, wenn er sich besonders schwertat, wieder nüchtern zu werden.

Der Konditorsohn Heinz Wachtmeister gehörte zu jenen jungen Leuten in Leverkusen, die keine Zuschauer mehr waren, sondern, wie sie es nannten, Fans. Mit einem guten Dutzend junger Männer reiste Wachtmeister sogar zu Bayers Auswärtspartien. »Bravo, Heinrich!«, skandierten sie nach seinen Zuckerpässen, Heinz Höher schaute dann erstaunt auf. Wer rief ihn?

Er lieh sich Wachtmeisters Ski. Sie waren aus Holz, dem Anblick nach seit mindestens 15 Jahren unbenutzt. Die Bindungen wurden mit Lederriemen geschlossen. Auch wenn die Hügel des Sauerlands näher lagen, bestanden sein Bruder Manfred und dessen Frau Ruth darauf, bis in den Westerwald zu fahren. Wenn man schon einmal einen Ausflug unternahm, dann richtig.

Nach anderthalb Stunden erreichten sie den Höllkopf. Aus den Bäumen tropfte es. Der Schnee klebte weich und wässrig an den Schuhen. Auf der Piste, kaum 300 Meter lang, schimmerten ein paar braungrüne Grasflecken.

Aber sie waren so weit gereist. Jetzt versuchten sie es einfach einmal.

Heinz Höher kam 50 Meter weit, vielleicht auch 150, er konnte nicht exakt unterscheiden, wann er noch schwankend fuhr, wann er bereits den Hang hinunterpurzelte. Auf jeden Fall konnte er nicht mehr aufstehen, als er zum Liegen kam.

Er habe Glück, sagte ihm der Arzt, die Bänder im rechten Knie seien nur überdehnt, nicht gerissen. Doch als Heinz Höher drei Wochen später bei Bayer Leverkusen wieder ins Training einstieg, wünschte er sich, die Bänder wären gerissen. Dann hätte er sich richtig auskurieren können. Das musste besser sein, als mit diesem Gefühl Fußball zu spielen, irgendetwas stimmte nicht.

Sein Antritt war weg. Schnell im Fußball zu sein bedeutete nicht, über 100 Meter schnell rennen zu können, sondern im Bruchteil einer Sekunde explosiv zu starten. Wer in diesem Moment schneller als der Gegner am Ball war oder den Ball passte, gewann.

Heinz Höher trainierte nach seinem Skiunfall wie besessen, um den Antritt wiederzufinden. Er liebte hartes Training; das Gefühl danach, alles getan zu haben, um nun ohne schlechtes Gewissen zwei Bier und einen Klaren trinken zu können.

Im Keller hatte er einen Punchingball. Er erschien zwar kaum noch zum Sportstudium in Köln, die Ideen aus der Trainingslehre anderer Sportarten aber hatte er sich in den ersten Semestern abgeschaut. Seine Fäuste trommelten auf den Punchingball, seine Füße tänzelten um ihn herum, die Vorstellung, ein Boxer zu sein, beschwingte ihn. Beim Fußball hatte er immer Angst, wenn er ohne Ball war. Hatte er den Ball, fürchtete er niemanden auf der Welt, dann dribbelte er schnurstracks auf die härtesten Verteidiger zu, er fühlte sich ihnen überlegen. Ohne Ball jedoch, wenn er einen Gegner angreifen sollte, überfiel ihn immer die Angst, er würde sich im Zweikampf wehtun.

Er kam körperlich mächtig in Form. Aber sein Antritt blieb weg. Oder bildete er es sich nur ein? In den Berichten des Kicker zu Leverkusens Oberligaspielen tauchte er quasi nur noch in der Mannschaftsaufstellung auf. Wie sollte ein Verein auf ihn aufmerksam werden, wenn er nie in der Zeitung stand?

Heinz Höher hörte, dass Bayer Leverkusens alter Trainer Raymond Schwab einen neuen Beruf hatte. So neu war die Beschäftigung in Deutschland, dass es dafür noch kein Wort gab. »Fußballmakler« taufte Die Zeit Schwab, als sie ihre gebildeten Leser in einem 200 Zeilen langen Aufklärungsbericht über die jüngste Absonderlichkeit des modernen Sports unterrichtete. Drei Männer gebe es mittlerweile in Deutschland, die ihr Geld als Fußballmakler verdienten.

»Wie geht Ihre Tätigkeit vor sich?«, fragte Die Zeit Schwab.

»Ich vermittle Fußballspielern Vereine und Fußballvereinen Spieler.«

»Haben Sie viel zu tun?«

»Mein Telefon klingelt den ganzen Tag.«

»Ist das ein gutes Geschäft?«

»Wenn ein Vertrag zustande kommt, erhalte ich eine bescheidene Provision. Ich habe hohe Unkosten.«

Raymond Schwab, die schwarzen Haare, wie es sich gehörte, ordentlich mit Wasser zurückgekämmt, hatte sich nach dem Krieg als Boxkampf-Promoter versucht. Vom Boxveranstalter zum Fußballspitzentrainer war es damals nicht so weit. Von einem Sportlehrer wurde verlangt, dass er alle Sparten beherrschte, und Schwabs großes Talent war universell einsetzbar. Er konnte den Leuten etwas erzählen. 1951, als Trainer in Leverkusen, hatte er schon eine innovative Aufstiegsprämie ausgehandelt: Falls er Bayer 04 in die Oberliga führte, würde ein Benefizspiel ausgetragen, den Gegner bestimme er, und die Einnahmen behalte auch er. Leverkusen stieg auf, trug ein Benefizspiel gegen Schalke 04 aus, Schwab strich wohl 5000 Mark ein, das Geld eines halben Jahres, und kündigte.

Wenig später gründete Schwab einen neuen Exporthandel: deutsche Fußballer für Italien. Bereits 1952 vermittelte er Karl-Heinz Spikofski nach Catania und Horst Buhtz zum AC Turin.

»Menschenhandel« sei das, zürnte Bundestrainer Herberger. Für Heinz Höher war es ein Glücksfall. Innerhalb weniger Wochen fand Schwab einen interessierten Verein für ihn, den VfB Stuttgart. Man musste allerdings nicht ausdrücklich Fußballmakler sein, um Fußballer zu vermitteln, man konnte auch einfach abends nach der Arbeit im Sport-Magazin die interessanten Spieler mit einem Stift markieren und sich an die Schreibmaschine setzen. »Sehr geehrter Herr Höher«, schrieb ein Hans-Günther Wolf aus Saarbrücken und beließ es, einem Makler wohl angemessen, bei eleganten Andeutungen: »Ich stehe in naher Verbindung zu einem Saarbrücker Verein, der sich für einige Spieler interessiert. Ich frage hierdurch bei Ihnen an, ob Sie eventuell an einem Wechsel nach hier Interesse haben. Für berufliches Fortkommen wird gesorgt.«

Das Interesse des 1. FC Saarbrücken endete allerdings nach einem Treffen. In einem sechs Zeilen langen Brief teilte Saarbrückens Geschäftsführer Reinhard Lenhof Höher hochachtungsvoll mit, dass »unser Club gewillt ist, unter allen Umständen die Bestimmung des Lizenzspieler-Statuts innezuhalten und daher außer Stande ist, Ihre finanzielle Forderung zu erfüllen«. So deutlich ließ sich über Schwarzgeld reden, ohne den Begriff zu benutzen.

Der VfB Stuttgart dagegen zeigte sich hartnäckig interessiert an Heinz Höher. In einem Brief vom 9. März 1963 kündigte Stuttgarts Zweiter Vorsitzender Konrad Rieker Höher den Besuch eines Herrn des VfB bei der Oberligabegegnung Leverkusen gegen Schalke 04 an. Riekers Sekretärin, die seine Briefe abtippte, war sich des Vornamens von Herrn Rieker nicht ganz sicher. Mal schrieb sie Konrad mit K, mal mit C. Vornamen zählten wenig, auch im Fußball, wo der Herr Zweite Vorsitzende Rieker mit dem Sportkameraden Höher korrespondierte und nie vergaß, am Ende sportliche Grüße zu übermitteln.

Würdest du mit mir nach Stuttgart gehen?, fragte Heinz Höher bei einem Spaziergang im Stadtpark eine junge Frau, deren Name, das war in Leverkusen mittlerweile bekannt, Doris lautete. Obwohl sie noch keinen Verlobungsring von ihm trug, durfte sie ihn angeblich schon in der Moltkestraße besuchen. Die Mutter tat so, als ob sie nichts merkte.

In Bayers Werkskantine hatte er zur Mittagspause plötzlich vor Doris gestanden. Natürlich wusste sie, wer er war. Sie hatte ihn schon als Jungen in der Hildegard-Kirche gesehen. Doris arbeitete als kaufmännische Angestellte bei Bayer, ihr Vater war bei Bayer, die Familie wohnte in einer der Mietswohnungen der Farbenfabriken. Einmal fragte man sie, ob sich nicht Modell stehen könne für eine Anzeige von Bayer, mit ihrer graziösen Figur.

Sie wollte niemals weg aus Leverkusen. Und nun fragte er sie, ob sie mit ihm nach Stuttgart ginge. Doris schluckte. Dann sagte sie Ja, und es fühlte sich wie ein richtiges Jawort an.

Leverkusen spielte gegen Schalke 0:0. Die Zuschauer pfiffen Heinz Höher aus, der es nach Meinung der einen mit den ständigen Dribblings übertrieb und nach Ansicht der anderen nur faul herumstand.

Danach wartete er jeden Tag gespannt auf eine Nachricht aus Stuttgart und fürchtete sich gleichzeitig vor ihr. Sein Bruder Manfred hatte bereits ein Telefon im Geschäft Betten-Höher auf der Hauptstraße. Aber der VfB Stuttgart meldete sich nicht mehr.

Fußballmakler Schwab hätte in Kürze herausfinden können, was los war. Aber Heinz Höher rief ihn nicht an. Er schämte sich zu sehr seines misslungenen Spiels gegen Schalke. Nach 14 Tagen hielt er es nicht mehr aus. Er schrieb dem Herrn Zweiten Vorsitzenden Rieker, um sich höflichst für sein unzulängliches Spiel gegen Schalke zu entschuldigen. Er könne es Rieker nicht verdenken, falls das Stuttgarter Interesse an ihm nach diesem traurigen Spektakel erloschen sei, wolle Rieker aber darauf hinweisen, dass er einfach einen jener unerklärlichen Tage erwischte, an denen die Beine nicht den Befehlen des Gehirns gehorchten.

Auf nichts konnte er so wütend sein wie auf sich selbst. »Hast du schon vergessen«, schrieb er an sich selbst, »was du dir am 12. September 1959 vornahmst, als dir vor dem Olympia-Qualifikationsspiel gegen die DDR die Röte ins Gesicht stieg, wie der Boden unter deinen Füßen wegsank, weil du nicht in der Elf standst?

1) Nicht mehr links und rechts schauen!

2) In jedes Spiel so hineinlegen, als ob es ein Länderspiel wäre!

3) In jedem Training die Organe zum Wachsen bringen!«

Nächsten Sonntag gegen Wuppertal würde er es allen zeigen. Er dachte auch daran, nicht mehr jeden Abend von Montag bis Donnerstag in die Gasthäuser zu gehen. Aber er trank doch zum Skat nur zwei Bier und einen Klaren.

Leverkusen verlor gegen Wuppertal 2:4, die Zuschauer pfiffen, am Ende der Woche erreichte ihn die Antwort von Konrad Rieker:

»Sehr geehrter Sportkamerad Höher! Über Ihre freundlichen Zeilen vom 2. April 63 habe ich mich sehr gefreut, mehr noch über Ihre Offenheit und geübte Selbstkritik. Ihre Zeilen haben mir gerade aus diesem Grund sehr imponiert.« Dass Heinz Höher seit dem angekündigten Besuch eines Stuttgarter Herrn beim Spiel Leverkusen gegen Schalke ohne Nachricht geblieben war, habe besondere Gründe. Die Mutter von Herrn Schnaitmann, dem Spielausschussvorsitzenden des VfB, der ihn im Westen treffen wollte, starb leider einen Tag vor der Reise, weshalb Herr Schnaitmann den Besuch in Leverkusen zurückstellen musste.

Der VfB Stuttgart sei weiterhin sehr daran interessiert, ihn zur Verstärkung seiner Mannschaft zu gewinnen. Der VfB lasse sich grundsätzlich weder in positiver noch in negativer Weise von Leistungsschwankungen in einem Spiel beeinflussen, vielmehr beurteile er das Können und konstante Leistungsvermögen. »Beides ist doch bei Ihnen vorhanden, denn anders wäre Ihre Verwendung in der deutschen Amateurauswahl und in der Oberligamannschaft von Bayer Leverkusen nicht erklärlich.« Zur genauen Abklärung der Dispositionen der Stuttgarter Herren werde sich Konrad Rieker bald wieder telefonisch mit ihm in Verbindung setzen.

Doris fragte nicht mehr danach, wie es mit Stuttgart stand. Sie hatte zu Hause gelernt, dass das meiste einfacher war, wenn sie Ja sagte und wartete, was geschah.

Die Saison ging dem Ende entgegen, in drei Monaten startete die Bundesliga. Rieker stellte weiter Besuche des Stuttgarter Herren in Aussicht, die sich dann verschoben. Von Bayern München hörte Höher nichts mehr, fragte aber auch nicht nach. Die Bayern mussten, als dritte Kraft in ihrem Bundesland hinter dem 1. FC Nürnberg und 1860 München, in die zweitklassige Regionalliga hinunter.

Bei Leverkusens letztem Saisonspiel in Aachen gab sich Stuttgarts Spielausschussvorsitzender Ernst Schnaitmann dann doch noch die Ehre, Höher zu beobachten.

Heinz Höher hatte öfter das Gefühl, schlecht gespielt zu haben, wenn seine Leistung alle anderen beeindruckt hatte. Es war die Fußballerkrankheit: Bei Spitzensportlern, die den Anspruch an sich selbst stellten, makellos zu agieren, brannten sich zwei, drei kleine Fehler immer tiefer ein als ein insgesamt ordentlicher Auftritt. In Aachen allerdings war Heinz Höher mit sich zufrieden, auch wenn sie 1:2 unterlagen. Er hatte einige elegante Momente geschaffen.

Am 21. Mai, zehn Tage nach dem Spiel, schrieb ihm Konrad Rieker plötzlich kurz und bündig: »Nach Überprüfung aller Fragen und Möglichkeiten ist der VfB Stuttgart nunmehr zur Überzeugung gelangt, dass er die Voraussetzungen für Ihren Wechsel für Sie nicht zufriedenstellend zu schaffen imstande ist.«

Aber hatte er denn in Aachen nicht ordentlich gespielt?

Erst viel später erfuhr er durch die stille Post der Fußballszene, was Schnaitmann in Stuttgart berichtet habe: Der Höher sei in Aachen mindestens fünfmal ins Abseits gelaufen. Solch dumme Spieler hätten sie selbst genug im Schwabenland.

Die letzte Oberligasaison war vorüber. Heinz Höher verabschiedete sich von den Mitspielern in Leverkusen.

Wohin wirst du wechseln?

Das ist noch nicht abzusehen.

Jetzt sage schon, über welche tollen Angebote verfügst du?

Heinz Höher lächelte nur.

Er schlief in den Tag hinein, trainierte im Keller am Punchingball, wartete auf der Schwimmbadwiese, dass Doris von der Arbeit kam, und spielte nachts in der Schatzkammer oder beim alten Bäcker Schramm in der Backstube Skat. So vergingen Wochen, in denen kein Verein nach ihm fragte. Zu Heinz Höhers großen Stärken gehörte es nach seiner eigenen Meinung, Gefühle wie Verzweiflung stets vor allen anderen zu verstecken.

Wenige Tage vor Trainingsbeginn zur ersten Bundesligasaison wurde Heinz Höher, der es nach Meinung der anderen verstand, das Leben mit einer unerhörten Leichtigkeit zu nehmen, vom Meidericher SV angeworben. Überraschend war der Sportverein aus dem Duisburger Vorort in die Bundesliga aufgenommen worden.

Rechtlich stand Leverkusen keine Ablöse zu, da Höher als Amateur geführt wurde, aber als Bayer 04 sich deswegen gegen den Wechsel sträubte, wurde das Problem auf kreative Art gelöst. Meiderich verpflichtete auch noch Leverkusens begabten Torwart Manfred Manglitz und bezahlte für ihn eben die doppelte Ablöse.

Manglitz, der in Köln lebte, könne ihn zum Training mitnehmen, schlug Heinz Höher vor, dann spare sich ihr neuer Verein einmal das Fahrgeld. Meiderichs Vorsitzender Walter Schmidt war begeistert: Was für ein vernünftiger Fußballspieler! Heinz Höher hielt es nicht für nötig, Schmidt oder Manglitz aufzuklären, warum er eine Mitfahrgelegenheit in die Bundesliga suchte. Er hatte wegen Trunkenheit am Steuer für ein halbes Jahr den Führerschein verloren.