Die Beiträge von Robert Epstein, Wie Google Wahlen beeinflussen kann, und Thomas Höppner, Copy, Paste und Kasse, verwenden wir mit freundlicher Genehmigung der Autoren.
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© für die Originalausgabe und das eBook: 2015 F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel
eBook-Produktion: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten
ISBN 978-3-7766-8216-8
Inhalt
1. Google: Daten sind das neue Öl
2. Google – Wie alles begann
Goldener Start im Golden State
»Die Farm« – Der Beginn mit BackRub in Stanford
googol = Google
Das erste Geld
Die Garage
3. Google wächst und wächst und wächst
If you build it, they will come
Das letzte Jahr vor der Jahrtausendwende
Suchmaschine, Werbemaschine, Geldmaschine
Der Kapitän kommt an Bord
Going public
Going on
Think Big – Die Shopping-Tour
4. Googles Macher: Die Reichsten der Reichen
Die Google-Gründer: Larry Page und Sergey Brin
Larry – Der Mega-Nerd
Sergey – Der Super-Geek
Eric Schmidt – Der Transformer
5. Google heute
Wem gehört Google?
Das Google-Imperium
YouTube
AdWords und Google Shopping
Chrome, Gmail und Android
Google Ventures
Wovor Google Angst hat
6. Google außer Kontrolle
Wie Google Daten missbraucht
Der Street-View-Skandal
Google hackt Apple-Nutzer
Wie Google die Welt manipuliert
Prof. Dr. Epstein: Wie Google Wahlen beeinflussen kann
Üble Nachrede per Autocomplete
Google macht die Welt dümmer
Fehlende Quellen und steigende Anzahl von Plagiaten
Fehlende Lesekompetenz
Deep Web
Wie Google Jobs vernichtet
Google dominiert den deutschen Werbemarkt
Googles Steuertricks: »Das nennt man Kapitalismus«
E-Commerce unter Googles Gnaden
Dr. Thomas Höppner: Copy, Paste und Kasse
Contaxe – von Google in die Insolvenz getrieben?
Wen Googles als Nächstes angreift
7. Google und die NSA
8. Wie man sich als Bürger schützt
Big Data: Nummer 4417749 identifiziert
9. Ausblick: Was ist zu tun?
10. Anhang
Das ABC der Google-Geschäftsfelder
Googles Firmenzukäufe
Literaturverzeichnis
1. Google: Daten sind das neue Öl
»Wir sind überzeugt, dass Portale wie Google … weitaus mächtiger sind, als die meisten Menschen ahnen. Und dies verleiht auch ihren Machern, Eigentümern und Nutzern neue Macht.«
ERIC SCHMIDT, GOOGLE
Heute schon geAppelt, geShellt oder geWalmartet? Wohl kaum. Aber wahrscheinlich schon gegoogelt. Apple, Shell und Walmart gehören zwar zu den teuersten Unternehmen der Welt, aber ihnen fehlt etwas, was nur Google hat: ein weltweites Monopol auf eine Geldquelle, die von Jahr zu Jahr stärker sprudelt und damit automatisch die Macht des Unternehmens immer weiter festigt.
Google, das ist längst wichtiger Bestandteil unseres Alltags. Überall auf der Welt googeln zu jeder Tages- und Nachtzeit gleichzeitig Millionen von Menschen, sie telefonieren mit einem Handy, in dessen Inneren das Google-Betriebssystem Android läuft, oder schauen sich Videos auf YouTube an, das ebenfalls zu Google gehört.
An Google kommt heute niemand mehr vorbei. Nicht die Wirtschaft, nicht die Medien, nicht die Wissenschaft, nicht die Politik und auch nicht der normale Bürger.
Google, das ist längst nicht mehr nur eine Suchmaschine. Google, das ist heute ein Konglomerat aus Hunderten Firmen, die sich gegenseitig unterstützen und vor Mitbewerbern schützen. Ein Mega-Reich, aufgebaut von uns allen, die wir freiwillig Google unsere Daten überlassen und überlassen haben.
Google verfügt zum Teil über unsere intimsten Daten und über die Fähigkeit, daraus ein gigantisches Geschäft zu machen.
Google kann aber noch mehr: Mitbewerber aus dem Wettbewerb drängen, ganzen Branchen seine eigenen Regeln oktroyieren oder die politische Willensbildung bis hin zu Wahlen beeinflussen.
Don’t be evil – sei nicht böse, so lautete einst das Motto von Google. Doch diese Romantik aus den Gründerzeiten ist längst Geschichte. Heute ist Google mit einer Umsatzrendite von über 20 Prozent eines der profitabelsten Großunternehmen der Welt.
Im aktuellen Ranking der wertvollsten Marken[1] ist Google mittlerweile hinter Apple auf den zweiten Platz aufgestiegen, wohl nur ein weiterer Zwischenschritt auf dem Weg zu Spitze. Auf den weiteren Plätzen folgen Coca Cola, Microsoft und IBM. Vier Tech-Firmen unter den ersten fünf. Die Old Economy musste Platz machen. Selbst der Öl-Gigant Exxon Mobil landet nur noch auf dem 41. Platz, denn Daten sind das neue Öl – eine Einschätzung, die der Internetpionier und Cyberguru Jaron Lanier bestätigt: »Der Grund, warum persönliche Daten immer wertvoller werden, ist der, dass sie den Rohstoff für die automatisierten und hypereffizienten Systeme liefern und es immer mehr von diesen Systemen gibt.«[2]
Die Auswertung des Rohstoffs »Persönliche Daten« führt über den Einsatz dieser automatisierten Systeme zu einem wirtschaftlichen Strukturwandel, den viele Branchen fürchten. Die deutschen Taxi-Innungen, die sich gegen die Dienste der Google-Tochter Uber wehren, oder der Buchhandel, der unter der Vorherrschaft von Amazon und Google leidet und existenzielle Gefährdung verspürt. Auch die Verlage und Printmedien sehen durch die Digitalisierung von Informationen und das Wachsen des eBook-Marktes dunkle Wolken am Horizont aufziehen.
Google hat unser Leben verändert und tut dies weiter – nicht immer automatisch zum Schlechteren. Der Nutzen überwiegt für den Konsumenten den Schaden, argumentiert beispielsweise Deutschlands führender Wettbewerbsökonom Justus Haucap und bricht eine Lanze für die Internetriesen: Sie machten das Leben leichter und billiger[3], und: »Google ist super.«[4]
Wirklich?
»Wichtig für das Verständnis der digitalen Welt ist, die finanziellen Mechanismen zu durchschauen, um die daraus resultierenden Motivationen der Menschen und Institutionen erkennen zu können. … Die Bewertungsmechanismen für Internetfirmen belohnen Innovation vor allem in einem Gebiet: den Nutzern immer mehr Informationen zu entlocken, sie auf den Plattformen zu halten und alle ihre Freunde einzuladen. Entsprechend agieren auch die Betreiber und ihre Eigentümer: Ob Google oder Facebook, gepriesen wird eine Illusion von Freiheit durch Datenfreigiebigkeit. Zum Wohle des Unternehmenswertes werden menschliche Grundnormen wie die Achtung der Privatsphäre oder die Diskretion zerrüttet«[5], schreiben die Autoren Constanze Kurz und Frank Rieger in ihrem Buch »Die Datenfresser«.
Aber ist es wirklich die »digitale Nacktheit«, die möglicherweise missbräuchliche Verwendung unserer Daten zu ökonomischen Zwecken, die uns ängstigt?
Natürlich ist es das, aber auch die Monopolstellung eines Internetgiganten wie Google.
Sind es beim Öl die geografische Dislozierung und die Endlichkeit des fossilen Brennstoffs, die ein Wuchern und obszönes Preisgestalten möglich machen und ganze Wirtschaftszweige und die Politik zu Abhängigkeiten zwingen, so ist es beim Umgang mit unseren Daten als vernetzter Mensch der technische und verwaltende Dienstleister, der unser Leben rücksichtslos bestimmen kann. Die Verführung, die in angepassten, individuellen Informations- und sonstigen Angeboten liegt, wird bis zu einem gewissen Grad von der schrecklichen Vision des »gläsernen Menschen« neutralisiert.
Was in Kalifornien als harmloses Forschungsprojekt begann und was in den Anfängen, von Idealismus getragen, mit einer sympathischen Firmenkultur die Welt eroberte, das hat sich verändert. Immer öfter steht Google nach Skandalen in der Kritik oder muss sich kritischen Fragen stellen. Wie sind die Gerichtsverfahren und Firmenzukäufe von Google in jüngster Zeit zu bewerten? Was hat der verschwiegene Gigant mit Big Data vor? Ist da wirklich nur Smart Data auf der firmeninternen strategischen Agenda? Inwieweit bestimmt Google bereits unser Leben, die Politik und die Wirtschaft? Die Mahnung von Jaron Lanier an uns alle ist deshalb eindeutig: »Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne, du bist ihr Produkt.«[6]
Zur Verleihung des Preises »Das beste Wirtschaftsbuch des Jahres 2014« an Michael Lewis für seinen Krimi über Bankenkrise und Big Data, »Flash Boys – Revolte an der Wall Street«, schreibt der Herausgeber des Handelsblattes, Gabor Steingart:
»Die beiden mit Leidenschaft geführten Debatten der Gegenwart, die eine handelt von der Macht der Daten und der Datensammler, die andere beschäftigt sich mit dem Kulturwandel im Bankensektor, berühren sich hier. … Die Information einer Order wird selbst zur Ware. Nicht ganz zufällig fühlen wir uns an den zu früh verstorbenen Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der FAZ, erinnert, der auf genau diesen Sachverhalt in der Google-Debatte hingewiesen hatte: Wer sucht, wird zum Zulieferer. Wer kauft, zum Produkt. Dieses Grundmuster, dass Daten der neue Goldstandard sind, begegnet uns in ›Flash Boys‹ wieder. Silicon Valley und Wall Street rechnen offenbar in derselben, uns Europäern noch seltsam fremd anmutenden Währung, jenen Datensätzen, die wir selbst hervorbringen.«[7]
Anmerkungen
[1] Global Top 100 – Brand Corporations 2014: http://www.eurobrand.cc/studien-rankings/eurobrand-2014/
[2] Jaron Lanier, Wem gehört die Zukunft?, Hamburg 2014, S. 470
[3] Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 05.10.2014, Nr. 40, S. 19
[4] Vgl. Ebd.
[5] Constanze Kurz und Frank Rieger, Die Datenfresser – Wie Internetfirmen und Staat sich unsere persönlichen Daten einverleiben und wie wir die Kontrolle darüber zurückerlangen, Frankfurt a. M. Juli 2012, S. 9
[6] Jaron Lanier, Wem gehört die Zukunft?, Hamburg 2014
[7] http://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-literatur/wirtschaftsbuchpreis/laudatio-auf-michael-lewis-flash-boys-gier-trifft-geschwindigkeit/10816192.html
2. Google – Wie alles begann
Goldener Start im Golden State
Fast 4000 Kilometer lang führte die legendäre Route 66 einst quer durch die USA.
Von der Adams und der Michigan Street in Chicago über Springfield, der Heimatstadt Lincolns, durch St. Louis, Missouri, sowie dann über Tulsa nach Alamo, die Stadt des Viehhandels, bis zu ihrem Ziel, dem Santa-Monica-Yachthafen Pier in Los Angeles in Kalifornien.
Heute ist sie verfallen und nur noch Projektionsfläche liebgewordener und sorgsam gepflegter Klischees.
Als erste transkontinentale und irgendwann auch durchgehend asphaltierte Straßenverbindung schloss die Route 66 den Osten der USA mit ihrem Westen zusammen. Eine Straße der Sehnsüchte und Mythen, eine einzige große Bühne für Songs, Filme und Bücher. Und wie der Weg, so ist auch das Ziel, der amerikanische Westen mit seiner Küste, umrankt von Träumen.
Wohin denn hätte auch eine Straße, die die wirtschaftliche Entwicklung der Vereinigten Staaten einerseits mit ermöglichte, andererseits widerspiegelte, anders hinführen können als in den Golden State, als nach Kalifornien?
California, the End of the Road, der drittgrößte Bundesstaat der USA, das Goldland der früheren deutschen Jugendliteratur in den Büchern von Karl May bis Sophie Wörrishöfer, die beide nie dort waren, aber das Land aufgrund Reiseberichten anderer in seiner ganzen Schönheit schilderten.
Vor unserem inneren Auge sehen wir die ins abendliche Sonnenlicht getauchte Westküste, braun gebrannte Surfer, Cable Cars in San Francisco, Hippies, die Gipfel der Sierra Nevada, Bikes und die qualmenden Feuer von Barbecues.
Easy Rider sein mit der fetten Harley auf der Route Nr. 1, dem Pacific Coast Highway, den man zwischen Monterey und Morro Bay an der Küste entlangfahren kann.
Kalifornien, der bevölkerungsreichste Staat der USA – etwas mehr als 37 Millionen Menschen leben dort – mit seiner Hauptstadt Sacramento, erscheint uns vielleicht neben New York als die amerikanischste aller amerikanischen Regionen.
Das liegt sicher neben den Beach Boys, Karl Malden und Michael Douglas in den Straßen von San Francisco vor allem auch an Jack Kerouac und seinem »On the Road«, Roland M. Pirsigs »Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten« und Tom Wolfes »The electric kool-aid acid test«. Nicht zu vergessen John Steinbeck und »Früchte des Zorns«.
Aber unabhängig von der Vorstellung der künstlerischen Werke in unseren Köpfen, die unsere Assoziationen bedienen, hat auch die wirtschaftlich-politische Entwicklung Kaliforniens das Bild der USA in uns geprägt. Vor allem der Goldrausch des 19. Jahrhunderts, die Orangenplantagen und Wanderarbeiter, die Rassenunruhen und Arnold Schwarzenegger.
Kalifornien scheint uns ein freies Land mit mediterranem Klima, ein Sündenbabel der Beatniks zu sein.
Möglicherweise haben das diejenigen Geistlichen geahnt, die 1898 vorerst für lange Jahre als Einzige westlich der Rocky Mountains ein Priesterseminar und eine katholische Universität gründeten: St. Patrick’s in Menlo Park.
Die renommierte theologische Hochschule bildet den geistlichen Gegenpol zur im angrenzenden Palo Alto gelegenen Stanford University, die schon 1891 gegründet worden war. Geistliches und weltliches Wissen, sakrale und profane Lehre und Forschung liegen geografisch dicht beieinander. Das war schon im 19. Jahrhundert eine Art intellektueller Hot Spot im äußersten Westen der USA.
Stanford University ist eine private Universität, die von Jane und Leland Stanford nach dem tragischen Typhustod ihres einzigen Sohnes Leland jr. gegründet wurde. Es scheint dabei, als sei das unglaubliche Leben, die unfassbare Karriere von Leland sen., ebenjenem Gründer, eine Art inspiratives Moment für viele der späteren, erfolgreichen Alumnis.
Leland Stanford, der als der achte Gouverneur Kaliforniens in die politische Geschichte der USA einging, war Anwalt, Goldgräber, Weingutbetreiber, Händler und Unternehmer im großen Stil.
Ein Selfmademan, der seine überragenden intellektuellen Fähigkeiten mit fast schon genialem wirtschaftlichen Gespür und unternehmerischem Können zu verbinden wusste. Das Privatvermögen des Ehepaares Stanford wurde 1880 bereits auf 50 Millionen US-Dollar geschätzt.
Während der Gründung und der Folgezeit flossen Millionen von US-Dollar in das Projekt Stanford University. Dazu kam das vom Ehepaar Stanford für den Campus bereit gestellte Areal in der Bay Area, dem Gebiet um die Bucht von San Francisco. Mit ihrem Privatvermögen haftete Jane Stanford in der Gründungsphase und ließ es sogar, um den fortlaufenden Betrieb der Uni zu ermöglichen, verpfänden. Das Gründerpaar war nicht nur dem Andenken an den Sohn verpflichtet, es machte es auch möglich, dass Frauen und Männer gleichermaßen und ohne religiöse Bindung studieren konnten. Ein für die damalige Zeit ungewöhnliches, aufgeklärtes Konzept, das nicht überall Freunde fand.
Die Großzügigkeit der Gründer spiegelte sich aber nicht nur in den finanziellen Zuwendung und der konzeptionellen Ausrichtung, sondern auch in der Gestaltung des Campus wider. Auf dem ungefähr 3300 Hektar großen Gelände ihrer ehemaligen Pferdefarm ließen die Stanfords Gebäudekomplexe errichten, die dem Stil kalifornischer Missionsstationen nachempfunden wurden. Die unveräußerbaren Liegenschaften sind Bestandteil des Stiftungsvermögens der Universität mit dem Spitznamen »The Farm«.
Um die 15 000 Studenten beackern hier nach einem strengen Auswahlverfahren die weiten Felder weltlicher Studien und äußerst erfolgreicher Forschung. Dies und die beeindruckend große Zahl bekannter Absolventen – insgesamt 30 Nobelpreisträger gehören dazu – haben Stanford zu einer der elitärsten Universitäten weltweit gemacht. Ungefähr 12 000 Mitarbeiter, davon rund 2000 Professoren, leben und arbeiten rund um und in Stanford.
Auf dem Uni-Gelände sind Herbert Hoover, Steve Ballmer (Microsoft), Sandy Lerner und Len Bosack (Cisco), Philipp von Belgien, Peter Thiel (PayPal), Jawed Karim (YouTube), Ehud Barak, David Packard und William Hewlett (Hewlett-Packard), Condoleezza Rice, Tiger Woods und viele, viele andere auf den Wegen zwischen Aula und Mensa unterwegs gewesen. Auch der bereits erwähnte John Steinbeck, der die Universität ohne Abschluss verließ, um trotzdem einer der erfolgreichsten amerikanischen Autoren, ausgezeichnet mit dem Nobel- und Pulitzer-Preis, zu werden.
Es sind aber nicht nur die Absolventen, es ist auch nicht das 13 Milliarden US-Dollar umfassende Stiftungsvermögen, und es ist auch nicht die Tatsache, dass Stanford im Fundraising an der Spitze der amerikanischen Universitäten steht – es ist die gewollte und sehr stark geförderte Verbindung von Lehre und Forschung mit wirtschaftlicher Profitabilität, die der Stanford University einen einzigartigen Rang zukommen lässt.
Diese ganz bewusste und weitsichtige Förderung innovativen Entrepreneurships durch die Universität mit ihrem Stanford Industrial Park und die direkte Nachbarschaft zum Silicon Valley mit seinen Unternehmen, seinen wirtschaftlichen Ambitionen, seinen Ideen – das alles hat zu einer sensationellen und einmaligen Verbindung von Forschungs- und Unternehmergeist mit Produktionsstätten geführt.
Dass aber intelligente Überführung von Wissen in profitable unternehmerische Konzepte und Taten nicht immer glattgeht, zeigte dann die sogenannte »Dotcom-Blase«, als im Jahr 2000 und kurz danach viele hoch- bzw. überbewertete IT-Technologieunternehmen insolvent wurden. Auch der Stanford Industrial Park, 1951 als Business Cluster gegründet, beherbergte viele dieser Unternehmen, die Hoffnung statt Gewinn verkauften. Nichtsdestotrotz muss neben dem seinerzeitigen Desaster auf dem Finanzmarkt die Tatsache gesehen werden, dass sich sehr viele erfolgreiche Firmen, aus dem Silicon Valley kommend, weltweit und zum Teil marktbeherrschend etablieren konnten.
Die Liaison von Hirn und Hand, die von Stanford ausgeht, macht die ungeheuren Entwicklungen in der IT-Branche auch global erst möglich. Und die eingangs geschilderten Assoziationen bei Erwähnung des Namens »Kalifornien« werden zusätzlich ergänzt durch den Hightech-Standort Palo Alto.
Von dieser Gemengelage aus Begabung, Wissen, Forschung, Geld und Produktion profitierten auch zwei unserer insgesamt drei Protagonisten, nämlich Larry Page und Sergey Brin, die Gründer von Google.
Sie schlenderten ebenfalls durch die neo-romanischen Bogengänge der Universitätskirche von Stanford. Entstanden dabei die bahnbrechenden Ideen, die zur Gründung eines der erfolgreichsten Unternehmens aller Zeiten führten?
Die Wurzeln für den Erfolg von Google sind neben der außerordentlichen mathematischen und technologischen Begabung von Page und Brin natürlich besonders in der extrem IT-freundlichen Lehr- und Forschungsstruktur von Stanford zu suchen.
Stanford bot das Umfeld, in dem Page und Brin groß werden konnten. Der Leitspruch der Stanford University, »Die Luft der Freiheit weht«, der von Ulrich von Hutten stammt, zusammen mit der Agglomeration von wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Kompetenzen, aber auch der typische kalifornische Lebenszustand schafften genau das Klima, das Google einen goldenen Start verschaffte und es wachsen ließ.
Unsere Geschichte ist reich an Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Karrieren: Vince McMahon, der in einem Trailer Park aufwuchs, später die World Wrestling Federation besaß und seine Firma erfolgreich an die Börse führte, ist eines dieser Beispiele. Oscar-Preisträgerin Halle Berry, TV-Star Oprah Winfrey, die frühere Sozialhilfeempfängerin und heutige Bestsellerautorin Joanne K. Rowling, Milliardär Roman Abramowitsch und der frühere Englischlehrer und Alibaba-Gründer Jack Ma sowie viele, viele andere ergänzen das Bild. Nur: Larry Page und Sergey Brin gehören nicht dazu. Im Gegenteil: Die späteren Google-Gründer verfügten über ein technik-affines soziales Umfeld und wurden als Doktoranden für die Entwicklung dessen, womit sie später viel Geld machten, bezahlt. Anders als der Gründervater der Stanford University, Leland Stanford, der zwischenzeitlich sein Vermögen verlor und sich danach als Goldwäscher wieder hocharbeitete, mussten die zwei smarten Wissenschaftler nie wirklich von ganz unten anfangen.
Die Biografien von Larry Page und Sergey Brin zeigen, in welchem fast schon klinisch-kühlen, zahlendominierten und technologischen Ambiente die beiden groß geworden sind – auch wenn sich die PR-Profis bei Google später viel Mühe gaben, diese frühe Karriere in menschlicherem, wärmerem Licht darzustellen. Der Umgang mit Zahlen, Daten und Technik hat wenig Blumenhaftes und Anrührendes. Und Spieltheorie hat nichts mit dem Sandkasten und der Schaukel, sondern mit mathematischer Modellierung von Entscheidungssituationen zu tun.
Die rührende »Garagen«-Nummer, die netten, kleinen Legosteine, aus denen wegen Geldmangels erste Server-Gehäuse gebastelt worden sein sollen – ihre Farbigkeit bildete sich angeblich in der Gestaltung des Google-Logos ab –, gehören genauso zur geschickt kommunizierten Google-PR-Geschichte wie die gerne und penetrant kommunizierte Spaßkultur im Firmenalltag von Google, die natürlich kein Geschenk der Gründer an ihre Arbeitnehmer ist. Ebenso entpuppt sich als Mär, dass die beiden kalifornischen Jungs selbstlos die Welt verbessern wollen und von menschheitsbeglückendem Idealismus getragen werden. Im Gegenteil, dass, was Page und Brin als Ideen kommunizieren, lässt andere Menschen erschaudern:
»Die beiden Google-Guys sind Visionäre, deren Denken keinerlei Beschränkungen kennt. So träumte Sergey Brin einmal laut davon, eine kleine Version von Google direkt dem menschlichen Gehirn anzuschließen. Eine Art Taschencomputer für den Kopf. ›Was‹, fragte er, ›spricht dagegen, das Gehirn zu verbessern?‹.«[8]
»Die Farm« – Der Beginn mit BackRub in Stanford
Die Liste der hagiografischen Bücher zum Thema Google ist lang, und sie ist mühsam abzuarbeiten. Geschrieben von Leuten, die von Google[9] oder von der Berichterstattung über Google leben.[10]
»Von Anfang an wollte Larry Page eigentlich immer nur Gutes tun. Bereits als Kind wollte er Erfinder werden – nicht nur, weil sein Verstand Logik und Technik mustergültig miteinander verband, sondern vielmehr auch, weil er, wie er selbst sagt, die Welt wirklich verändern wollte.«[11]
Wie bei jeder Hofberichterstattung ist die Wirkung beim Leser oft kontraproduktiv. Gerade diese aufgetragene Lobhudelei, diese durchsichtige Reputationsmasche trägt viel dazu bei, dass Google aktuell im Visier der Kritiker steht.
Eine Ironie der Geschichte, ihr berühmter Treppenwitz ist der Umstand, dass Page nach seiner Graduierung seine Postgraduate Studies im »Gates 360« auf dem Campus der Stanford University fortführte. Das war eines der Fakultätsgebäude der Informatiker, dessen Ausstattung Bill Gates mit sechs Millionen US-Dollar gefördert hatte. Über dem Portal steht in großen Lettern »William Gates Computer Sciences«.
Der Microsoft-Chef beabsichtigte mit seiner Spende, einen Pflock in Stanford einzuschlagen, und so eine Art Eigenwerbung bzw. Recruiting-Offensive zu starten[12]. Aber der Doktorand im dritten Stock hatte Microsoft nicht direkt auf dem Schirm. Er und Sergey Brin, der in einem anderen Gebäude arbeitete, suchten nach Themen für ihre Doktorarbeiten.
Im Jahr 1990 hatte die Stanford-Universität von der National Science Foundation[13] Fördermittel erhalten, die den Start zur Entwicklung einer digitalen Bibliothek ermöglichen sollten. Mit der Entwicklung des World Wide Web im Jahr 1989 durch Robert Cailliau und Tim Berner-Lee am europäischen Forschungszentrum CERN, das als technischer Dienst die Übertragung von Webseiten erlaubte, war für die Nutzung des Internets etwas geschaffen worden, was zum damaligen Zeitpunkt in seiner Bedeutung allerdings nicht wahrgenommen wurde. Berner-Lee entwickelte zudem auch noch das Hypertext Transfer Protocol (HTTP-Protokoll) und für die Programmierung der Web-Seiten die Hypertext Markup Language (HTML). Die Wirklichkeit gewordene Vision von der weltweiten Verbindung von Informationen als sogenannte Hypertexte durch Hyperlinks war ganz wesentlich für Sergey Brin und Larry Page.
»Letztlich war das Web eine unfassbar umfangreiche Datenbank, ein wie verrückt wachsendes Universum des menschlichen Wissens, das theoretisch jede Einsicht, jeden Gedanken, jedes Bild und jedes zum Verkauf stehende Produkt umfassen konnte. Und alle Seiten enthielten ein komplexes Raster von Querverbindungen, die unabhängig voneinander von den jeweiligen Autoren als Verknüpfungen mit irgendwelchen anderen Orten im Web erstellt worden waren.«[14]
Das von der National Science Foundation geförderte Bibliotheksprojekt hatte vorerst nicht die Dimension, die die WWW-Entwicklung hatte. Aber der Mitbegründer des Stanford Digital Library Project und Dekan der Informatik-Fakultät in Stanford, Hector Garcia-Molina, erkannte schon bald, welche Bedeutung die Arbeiten von Berner-Lee auch für die Stanford-Wissenschaftler haben würde.
Brin, der bereits ein NSF-Stipendium in der Tasche hatte sowie in der Forschungsgruppe MIDAS (Mining Data At Stanford)[15] assoziiert war, und Page stellten ihrem Professor Terry A. Winograd ein Gemeinschaftsprojekt vor: Es handelte sich um ein Bewertungssystem von Webseiten – eine Suchmaschine, die Webseiten nach Wichtigkeit listen konnte – und sollte das Dissertationsthema von Larry Page werden.
Als Kind einer akademischen Familie wusste Page, dass Weblinks in etwa mit Zitaten in Schulaufsätzen vergleichbar waren. Es war weitgehend anerkannt, dass wirklich wichtige Quelltexte auch ermittelt werden konnten, ohne sie lesen zu müssen. Dazu musste man einfach nur feststellen, wie oft sie in den Anmerkungen und Bibliografien anderer Arbeiten zitiert wurden.
Page glaubte, dieses Prinzip könne auch bei Webseiten funktionieren. Allerdings würde es schwierig werden, an die richtigen Daten heranzukommen. Bei Webseiten waren die ausgehenden Links transparent. Im Code gab es leicht identifizierbare Kennungen für die Zieladressen, die mit einem Mausklick von den Seiten aus abgerufen werden konnten. Es war aber ganz und gar nicht leicht ermittelbar, von wo aus auf Seiten verwiesen wurde. Um das feststellen zu können, musste man eine Datenbank der auf irgendwelche anderen Seiten verweisenden Links erstellen. Und dann musste man rückwärts suchen.[16]
Folgerichtig nannte Page sein System deshalb »BackRub«, das er später in »PageRank« umtaufte. Er konnte damit Webseiten bezüglich der Links, der »Zitate«, bis in die dritte Ordnung zurückverfolgen und analysieren. Die Datenmenge, die dabei verarbeitet werden musste, war immens.
Brin, der ab 1995 mithalf, und Page standen deshalb oft genug im Büro des Dekans und baten um die notwendige Hardware aus den Fördertöpfen. Sergey Brin war der Programmierer, der, mit seinem technischen Verständnis als Hardware-Ingenieur, die Datenmasse in den Griff bekam.
Die Aufgaben waren in dem Duo verteilt: »Die beiden ergänzten sich hervorragend. ›Sergey mag Mathematisches‹, sagt der Stanford-Professor Andreas Paepcke, der das Digital-Library-Projekt leitete. ›Larry wollte einfach bauen. Das Ganze wuchs wie von selbst.‹«[17]
googol = Google
Bald war es so weit, dass die Suchmaschine von Brin und Page 30 bis 50 Seiten pro Sekunde analysieren konnte, und doch hatte das Projekt noch keinen Namen. Sie probierten mit verschiedenen Begriffen für ihre Suchmaschine herum. Einer davon war »What Box«. »Doch dann fanden wir, das klang wie ›Wet Box‹, was sich nach irgendeiner Porno-Seite anhörte«, erinnerte sich Sergey Brin.[18]
Da es aber die riesige Datenmenge des Internets war, die geordnet, systematisiert und durchsucht werden musste, fühlten sich die zwei allein von dieser unglaublich umfangreichen mathematischen Aufgabe inspiriert und wählten 1997 den Namen »Google«.
Google ist ein Wortspiel mit »googol«, dem mathematischen Fachbegriff für eine 1, gefolgt von 100 Nullen, also 10100. »Das Wortspiel spiegelt das Ziel der beiden wider, die nahezu unendliche Menge an Informationen im Web zu organisieren.«[19]
Der Name Googol war ein Kunstbegriff, den der neunjährige Neffe[20] des bekannten Mathematikers Edward Kasner auf dessen Wunsch hin mit kindlicher Sprachphantasie für die Zahl mit den einhundert Nullen im Jahre 1938 erfand. Kasner prägte auch den Namen »Googolplex« für die Zahl 1 mit 10100 Nullen, was später die Vorlage für die Namensgebung des Google-Firmengeländes »Googleplex« wurde.
Wie unvorstellbar groß die Zahl 1 gefolgt von hundert Nullen ist, zeigt ein Vergleich aus der Physik: Demnach wird die Anzahl der Protonen im sichtbaren Universum auf 1080 geschätzt wird, also auf zwanzig Stellen weniger.
War die Namensgebung eine Form von Faszination für die unglaublichen Datenmengen, ein respektvolles Staunen über gewaltige mathematische Operationen? Oder drückte sie eventuell vorhandene Allmachtsphantasien zweier junger Wissenschaftler aus? Hier darf spekuliert werden. In jedem Fall verwies die Informatik-Fakultät jedoch voller Stolz auf die neue Suchmaschine und das erfolgreiche Google-Team.[21]
Eric Schmidt schreibt in den Anmerkungen seines Buches »Die Vernetzung der Welt«: »… wir wissen, dass das Internet nicht das erste, sondern neben Atomwaffen, Dampfenergie und elektrischem Strom eines der wenigen Dinge ist, die wir geschaffen, aber nicht verstanden haben.«[22] Und im Vorwort desselben Buchs schreibt er:
»Das Internet ist physisch nicht greifbar, doch gleichzeitig befindet es sich in einem konstanten Veränderungsprozess und wird mit jeder Sekunde größer und komplexer. Es hat das Potenzial, gewaltigen Fortschritt zu bewirken und furchtbaren Schaden anzurichten, und dabei ist das, womit wir uns heute beschäftigen, gerade erst der Anfang. Das Internet ist das größte Anarchismusexperiment aller Zeiten. Die Online-Welt, in der Hunderte Millionen von Menschen digitale Inhalte produzieren und konsumieren, wird kaum durch Gesetze beschränkt.«[23]
Ganz freimütig wird hier eines der Konfliktpotenziale, die beim Zusammentreffen von analoger und digitaler Welt entstanden, von Eric Schmidt thematisiert. Denn ohne Kontrolle und Regeln wird es gefährlich, wenn die Moral der Machbarkeit nicht in unsere Ethik passt.[24]
Problemstellungen, die für Brin und Page 1997 noch irrelevant waren.
Ihre Suchmaschine war jedenfalls in diesem Jahr intern an der Stanford University abruf- und nutzbar unter http://google.stanford.edu/about.html.[25]
Das erste Geld
Schnell wurde Google populär und verbreitete sich durch Mundpropaganda auf dem Campus.[26] Prof. Terry Winograd erkannte als einer der ersten, dass die beiden Doktoranden an einem Punkt angelangt waren, an dem das Projekt, wenn es groß werden sollte, außerhalb der Universität weiterentwickelt werden musste.[27] Doch dazu war Kapital notwendig.
Über »Professor Billionaire« David Cheriton, der in Stanford Computer Sciences unterrichtete[28], lernten Brin und Page den Exil-Deutschen Andreas von Bechtolsheim[29] kennen.
An einem Augusttag im Jahr 1998 stellten die beiden dem bekannten Informatiker, Gründer von Sun Microystems und Investor, auf Cheritons Veranda ihre neue Internet-Suchtechnologie vor. Bechtolsheim war sofort begeistert und stellte nach nur zehn Minuten einen Scheck über 100 000 US-Dollar aus. Allerdings, der Empfänger, die Google Inc., existierte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht.
Erst nachdem Page und Brin am 4. September 1998 Google offiziell als Firma registriert hatten, konnten sie auch ein Firmenkonto eröffnen und den Scheck einlösen.
»Wenig später kamen neben Bechtolsheim noch weitere Privatinvestoren hinzu, wie zum Beispiel Dave Cheriton. Ein anderer war der Silicon-Valley-Unternehmer Ram Shriram.«[30]
Über Shriram lernten die beiden auch Jeff Bezos kennen, der sich von ihrer Leidenschaft und ihrem Starrsinn beeindruckt zeigte. »Und so gesellte sich auch Bezos zu Bechtolsheim, Cheriton und Shriram, womit insgesamt Privatinvestitionen[31] in Höhe von einer Million US-Dollar zusammenkamen.«[32]
Ebenfalls über Cheriton und Bechtolsheim kam der Kontakt von Page und Brin auch mit L. John Doerr zustande. Der Partner der Beteiligungsgesellschaft Kleiner Perkins Caufield & Byers sollte später bei den nächsten Finanzierungsrunden eine wichtige Rolle spielen.
Die Garage
Das war eine komfortable Ausgangslage für Larry Page und Sergey Brin, die Anfang September 1998[33] ihre Firma Google Inc. offiziell gründeten. Kurz davor hatten sie sich in einem Haus in der Santa Margarita Street in Menlo Park in der Nähe des Campus für 1700 US-Dollar im Monat eine Garage und einige Zimmer gemietet.
Wenn man so will, war das der erste »Googleplex«, der sogar über einen Parkplatz für den ersten Angestellten, Craig Silverstein, verfügte. Obwohl Mitarbeiter Nr. 1 und ehemaliger Studienkollege, gelang Silverstein übrigens nie der Weg in den Vorstand. Er blieb aber dem Unternehmen bis 2012 als »Director Technology« treu.[34]
Die Vermieterin der »Garage« war Susan Wojcicki, eine frisch gebackene Absolventin der UCLA Anderson School of Management, die gerade ihren MBA gemacht und vorher Harvard besucht hatte.
Ihre Schwester Anne wurde 2007 die Ehefrau von Sergey Brin und ist CEO der von ihr 2006 gegründeten Firma 23andMe, an der sich später auch Google Venture beteiligte. Die Biologin, die ihren Bachelor in Yale machte und anschließend bis zur Firmengründung als Analystin spezialisiert auf Biotech-Firmen arbeitete,[35] trennte sich von Brin 2013.
Vater der beiden Schwestern war der Stanford-Physikprofessor Stanley Wojcicki. Die Mutter Esther entstammt einer jüdisch-russischen Immigrantenfamilie[36], die 1930 in die USA kam, später als freie Journalistin[37] arbeitete sowie als Lehrerin an der Palo Alto Highschool in den Fächern Journalismus und Englisch unterrichtete.
Susan selbst arbeitete im Marketing von Intel in Santa Clara und wurde 1999 erste Marketing-Managerin von Google. Ihre Karriere im Konzern war bemerkenswert. Sie war später verantwortlich für die beiden größten Akquisitionen von Google: YouTube und DoubleClick. Seit Februar 2014 ist sie CEO von YouTube.
Angeblich durchlief sie das gleiche umständliche Auswahlverfahren, das alle Bewerber bei Google durchlaufen müssen, und sie erfuhr auch gleich, an welche Zielgruppe sämtliche Marketingmaßnahmen zu richten seien, nämlich an alle Menschen.[38]
Brin und Page, die noch auf dem Campus wohnten, in der Santa Margarita Avenue aber arbeiteten, hatten mit ihrer Suchmaschine mittlerweile täglich 100 000 Anfragen zu verarbeiten.
Im renommierten PC Magazine wurde Google bereits 1998 in die Liste der Top 100 Websites und Suchmaschinen aufgenommen[39].
Als die Anzahl der Suchanfragen immer mehr stieg, wurde die »Garage« zu klein.
Das erfolgreiche Duo, das seine Erfindung – ohne wirklich Werbung zu machen – immer reichweitenstärker etablieren konnte, suchte neue Räumlichkeiten und wurde in Palo Alto fündig.
Anmerkungen
[8] Jüdische-Allgemeine Zeitung, Heike Runge, 10.08.2006 oder http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/6283
[9] Zum Beispiel Douglas Edwards, Google-Mitarbeiter Nr. 59 – Der erste Insider-Bericht aus dem Weltkonzern, München 2012
[10] Zum Beispiel Steven Levy, Google Inside – Wie Google denkt, arbeitet und unser Leben verändert, Heidelberg München Landsberg Frechen Hamburg 2012
[11] Ebd., S. 18
[12] »While Gates did not attend Stanford, Microsoft hired many of its graduates, and Gates hoped that having his name over the entrance would boost the company’s chances of luring top talent in the future. Gates said he made the gift to ›invest in the future of the industry‹.« In David A. Vise/Mark Malseed, The Google Story – Inside the Hottest Business, Media and Technology Success of Our Time, New York 2008
[13] NSF/Jährliches Budget von fast 7 Milliarden US-Dollar, mit dem vorwiegend Natur-, Wirtschafts- und IT-Wissenschaften gefördert werden.
[14] Steven Levy, a. a. O., S. 23
[15] »Data mining is broadly defined as finding interesting patterns, structures, clusters, etc., in large amounts of data. Given this broad definition, there are many different methods developed in various fields that can be called data mining. Fittingly, the data mining group at Stanford, called MIDAS, is an informal umbrella organization, for a variety of groups that share an interest in data mining. Even though the core of MIDAS comes form the InfoLab at Stanford, there are participants from the AI and Graphics groups as well as the Statistics and Linguistics departments.«
S. a. http://web.archive.org/web/19991002085403/http://www-db.stanford.edu/midas/midas.html
[16] Steven Levy, a. a. O., S. 25
[17] Richard L. Brandt, Googles kleines Weißbuch – Die Managementstrategien der wertvollsten Marke der Welt, München 2010, S. 42
[18] Ebd., S.43
[19] http://www.google.com/about/company/history/
[20] Milton Sirotta, Anm. d. Verf.
[21] »The most impressive and useful demo is the super search engine, called Google, built by Larry Page and Sergey Brin. Try a few queries on broad or common subjects and you will feel the power of page ranking.«
S. a. http://web.archive.org/web/19991002085403/http://www-db.stanford.edu/midas/midas.html, unter Menüpunkt "Demos"
[22] Eric Schmidt/Jared Cohen, Die Vernetzung der Welt – Ein Blick in unsere Zukunft, Reinbek bei Hamburg, 2013
[23] Ebd., S. 13
[24] Nach Martin Schulz »Laudatio auf Jaron Lanier« anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2014
[25] http://web.archive.org/web/19991008221710/http://google.stanford.edu/about.html
[26] »›It instantly became my only search engine‹, said Stanford Professor Dennis Allison. ›Google became my default right away‹, added Winograd, ›it spread through other parts of Stanford‹.« In David A. Vise/Mark Malseed, The Google Story, S. 39
[27] »Winograd knew that Larry and Sergey had hit a brick wall. To really grow Google, they needed to move off campus and take some risk.« Vise/Malseed, a. a. O., S. 44
[28] »David Cheriton is an angel investor and has cofounded three successful startups with Bechtolsheim including Granite Systems (acquired by Cisco, 1996) and Kealia (bought by Sun Microsystems, 2004.)«, s. a. unter http://www.forbes.com/profile/david-cheriton/
[29] Eigentlich Andreas Maria Maximilian Freiherr von Mauchenheim, genannt Bechtolsheim.
[30] Steven Levy, a. a. O., S. 4
[31] Google hat die Namen der Erstinvestoren mit Ausnahme von Bechtolsheim nie offiziell kommuniziert.
[32] Ebd., S. 47
[33] Nach unterschiedlichen Quellen war es der 4. oder 7. September 1998.
[34] S. a.: http://www.googlewatchblog.de/2013/08/googler-craig-silverstein/
[35] »Anne brings to 23andMe a 10-year background in healthcare investing, focused primarily on biotechnology companies. Anne left the investing world with the hope that she could have a positive impact on research and medicine through 23andMe. From her vantage point, Anne saw a need for creating a way to generate more information – especially more personalized information – so that commercial and academic researchers could better understand and develop new drugs and diagnostics. By encouraging individuals to access and learn about their own genetic information, 23andMe will create a common, standardized resource that has the potential to accelerate drug discovery and bring personalized medicine to the public. (Plus, getting access to her own genetic information and understanding it has always been one of Anne’s ambitions.) Anne graduated from Yale University with a B.S. in biology.« S. a. unter http://www.crunchbase.com/person/anne-wojcicki
[36] http://jwa.org/blog/esther-wojcicki-jewish-mother-of-tech-revolution
[37] Sie hat u. a. einen Blog bei The Huffington Post, http://www.huffingtonpost.com/esther-wojcicki/
[38] »After the group moved to new offices, Susan decided she wanted to work for Google. (She went through the interview process and everything, she says.) As the company’s first marketing manager, she remembers asking the co-founders who they wanted to market to. Their response: ›Everybody.‹«
S. a. http://mashable.com/2013/09/27/google-garage-anniversary/#gallery/google-garage/524c83b7b589e4473b000104
[39] »Google! Here’s your chance to search the Web and participate in high-level academic research at the same time. Google! is a Stanford University project designed to find the most relevant Web pages (those with the most inbound links) and run searches against them. The 25 million pages currently catalogued seem to be good choices; the site has an uncanny knack for returning extremely relevant results. There’s much more to come at Google!, but even in its prototype form it’s a great search engine.« S. a. unter: http://web.archive.org/web/19991001132301/http://www8.zdnet.com/pcmag/special/web100/search2.html