Liebe Leser,
um den Tonabnehmer eines Plattenspielers optimal einzusetzen, darf ein adäquater Tonarm nicht fehlen. Worauf man dabei achten muss und welche Tonarme das Prädikat 'hervorragend' verdienen, erfahren Sie in diesem Buch.
Autor: Tobias Runge
Mit diesem 1hourbook erhalten Sie in kürzester Zeit einen umfassenden Überblick über das ausgewählte Thema. Das ist die Grundidee der 1hourbook Buchreihe. 1hourbook ist ausschließlich als eBook erhältlich und für eBook Reader optimiert.
All you can Read, Die Zeitschriften Flatrate! www.allyoucanread.de oder als App
Neue Tonarme? Die gibt es tatsächlich. Meist sind es kleine, feine Manufakturen, die mit interessanten Ideen zum Thema die Akzente setzen – so auch hier.
Der Reed 3P wirkt trotz seiner komplexen Konstruktion kompakt und stimmig.
Im HiFi-Metier nach wie vor exotisch ist die Herkunft des Unternehmens Reed: Es residiert im Baltikum, genauer gesagt in Kauna, der zweitgrößten Stadt Litauens. Und da wir mittlerweile tief im 21. Jahrhundert stecken und Litauen seit Jahren ein Mitgliedsstaat der EU ist, gibt’s daran überhaupt nichts zu belächeln: Das, was die klassischen Hochtechnologieländer der Welt zu leisten imstande sind, das geht da auch. Der Arm namens „Reed 3p“ signalisiert auf den ersten Blick, dass es sich um ein echtes Hightech-Produkt handelt und auf keinen Fall mit auch noch so liebevoller Garagenbastelei zu verwechseln ist. Konstruktionen von Vidmantas Triukas sind durch die Bank komplexe, auf modernsten Werkzeugmaschinen gefertigte Wunderwerke aus verschiedenen Metallen und Hölzern – wobei sich Letzteres auf die Tonarmrohre beschränkt. Das gilt in ganz besonderem Maße für den neuesten Spross des derzeit drei Modelle umfassenden Programms. Das Besondere des 3p ist seine Lagerkonstruktion; prinzipiell ist jedes Detail davon bekannt, die Kombination der verschiedenen Elemente allerdings ist neu und beweist wieder einmal, dass ein Ganzes mehr sein kann als die Summe seiner Einzelteile. Der Gedanke hinter dem 3p war ein einfacher: maximaler Bedienungskomfort und hundertprozentige Kontrolle aller geometrischen Parameter. Und so dürfte es nicht viele Tonarme am Markt geben, bei dem man wie hier während des Spielbetriebs den vertikalen Abtastwinkel (also die Tonarmhöhe), das Antiskating und – jetzt wird’s spannend – den Nadelazimut verändern kann. Letzteres geht sogar, ohne die restliche Geometrie der Einstellung zu verändern. Außerdem ist der 3p eine Augenweide. Die komplexe, aber trotzdem filigrane Struktur des Lagerblocks mit seiner geschickten Formensprache schmeichelt dem Auge, die superfeinen Metalloberflächen tun ein Übriges. Das hölzerne Armrohr mit dem nicht zu klotzigen Headshell ergänzen den Arm optisch zu einem absolut stimmigen Ganzen. Und machen wir uns nichts vor: Solcherlei Dinge sind dem ambitionierten Hobbyisten ebenso wichtig wie Funktionalität und Klangqualität. Die Kehrseite der Medaille ist wie üblich der Preis: Ein 3p ist nicht unter 3.300 Euro zu bekommen. Das bedeutet: neun Zoll effektive Länge, weiße Metallteile, ein Zedernholz-Armrohr und eine Standardverkabelung. Unser Testmuster indes ist etwas teurer: Diese Version mit 12“-Makassar-Ebenholzrohr, kryogenisierter Finewire-Verkabelung mit einer Länge von 125 Zentimetern samt Bullet-Plugs mit dezentbraun eloxierten Aluminiumteilen kostet, wenn ich die Preisliste nicht falsch interpretiere, 3.840 Euro. Womit sich der Arm preislich in guter Gesellschaft befindet: Das Gros der angesagten Tonarme spielt derzeit in dieser Liga. Kaum einer jedoch ist so frei konfigurierbar wie der Reed: Zur Auswahl stehen acht Oberflächenvarianten für die Metallteile, auch so exklusive Beschichtungen wie Ruthenium oder Palladium. Es gibt neun verschiedene Verkabelungen mit Eichmann- oder WBT-Nextgen-Stecker, in Kupfer, Silber, kryogenisiert oder nicht – und so weiter. Armrohre gibt’s in sechs verschiedenen Harthölzern – hier sollte jeder auf seine Kosten kommen können.