Vorwort
Angeln liegt im Trend. Unsere schnelllebige Zeit fordert ihren Tribut, viele Menschen fühlen sich wieder zur Natur hingezogen, um Ausgleich zu finden von Stress und Anspannung des Alltags. Die Teilnehmerzahlen an den jährlich stattfindenden Vorbereitungskursen zum Ablegen der Fischerprüfung zeigen es. Bei diesen Lehrgängen erfährt der angehende Angler aber zeitbedingt im Allgemeinen nur sehr begrenzt etwas über das »Wo, wie und Womit«. Der eigentliche Lernprozess, das Aneignen der notwendigen Fertigkeiten, um einen Fisch auch wirklich in den eigenen Kescher zu bekommen, beginnt erst hinterher. Gut wer dann einen Lehrmeister hat, der ihm die ersten Schritte am Wasser erleichtert.
Auch dieses Buch soll helfen die ersten Erlebnisse am Wasser erfolgreich verlaufen zu lassen. Es stellt fünfzig der beliebtesten Angelfische in Mittel- und auch Nordeuropa vor, denn spricht man über das Angeln im Salzwasser, kommt man an den Küstengewässern Norwegens nicht vorbei, dem Lieblingsziel vieler Meeresangler. Die steckbriefähnlichen Beschreibungen sagen einiges zur Fischart selbst, dazu werden kurz und prägnant einige der erfolgversprechenden Angelarten vorgestellt. Ziel dieses Handbuches ist es einen umfassenden Überblick über Fische und populäre Angelmethoden zu geben. Damit soll es auch eine wertvolle Hilfe für schon erfahrenere Angler sein, die möglicherweise Informationen über weitere Fischarten suchen, die sie vielleicht noch nie am Haken hatten. Vermutlich haben nicht viele Petrijünger in ihrem Leben bereits alle fünfzig erwähnten Fischarten gefangen. Im Anhang befinden sich einige Erläuterungen und Tipps zur passenden Ausrüstung und zu erfolgreichen Ködern.
In diesem Sinn verstehen Sie dieses Buch als kleines Nachschlagewerk mit kurzen, knapp gehaltenen, sachlichen Informationen. Es ist gedacht als Anregung und Ermunterung für spannende Angelunternehmungen.
Ich wünsche Ihnen viel Petri Heil!
Hans Eiber
Aschach 2012
Die 50 wichtigsten Angelfische
Auf der Erde leben wissenschaftlichen Quellen zufolge knapp über 30 000 bekannte Fischarten. Davon ist die eine Hälfte im Süßwasser, die andere im Meer zu finden. Von dieser Menge machen die auf den folgenden Seiten beschriebenen fünfzig Arten nicht einmal 0,16 Prozent aus. Trotzdem sind es die Fische, mit welchen es Angler in Europa zu über 90 Prozent zu tun haben.
Bachforelle Flussforelle, Bergforelle, Fario, Steinforelle
Salmo trutta fario
Ausländischer Name: GB: Brown Trout; FR: Truite de rivière, Truite fario; I: Trota fario; N: Bekkørret; DK: Bækørred; S: Bäcköring
Erkennungsmerkmale: Meist bronzefarben mit olivfarbenen Rücken. Schwarze und rote Punkte auf den Flanken. Schwanzflosse ohne Punkte. Fettflosse oft mit rotem Punkt.
Größe und Gewicht: 25 cm bis 40 cm (max. 80 cm); max. ca. 7 kg.
Verwertung: Ausgezeichneter Speisefisch, fettarmes Fleisch als Diätnahrung geeignet.
Vorkommen und Lebensweise: Sauerstoffreiche, kühle Bäche und Flüsse. Auch in entsprechenden Seen, vor allem in Gebirgsregionen und nördlichen Ländern. Hoher Anspruch an Gewässerreinheit. Wassertemperatur sollte 20 °C nicht überschreiten. Laicht von Oktober bis März, bevorzugt in kleinen sauberen Seitenbächen mit Kiesboden. Weibchen schlägt Laichgruben und überdeckt Eier mit Kies.
Fangsaison: März bis September. Beste Zeit für Fliegenfischer: Mai bis Juni und der September.
Ernährung: Hauptsächlich Insektenlarven und Fluginsekten, sowie Kleinkrebse. Ältere Fische auch Kleinfische (Koppen, Elritzen).
Eine Bachforelle sammelt auf der Wasseroberfläche treibende Insekten ab.
Angelpraxis: Wilde, im Gewässer aufgewachsene Bachforellen sind revier- und standorttreu. Bevorzugte Einstände: Unterspülte Ufer, Wurzelstöcke, tiefe Gumpen. Paradefisch für Fliegenfischer. Meistens werden Imitationen von Insekten verwendet, die am Gewässergrund zuerst als Larve leben. Diese schwimmen irgendwann zur Wasseroberfläche und wandeln sich in ein Fluginsekt um.
Fliegenfischer bieten unter der Wasseroberfläche Nymphen und Nassfliegen und auf der Wasseroberfläche Trockenfliegen an.
»Streamer« sind Imitationen von Kleinfischen und kommen für größere räuberische Bachforellen zum Einsatz.
Wo es erlaubt ist, werden auch kleine Spinner und Wobbler verwendet. Allerdings sollten diese unbedingt mit einem Einzelhaken bestückt werden, denn für eine Entnahme zu kleiner Fische können diese fast nie problemlos von einem Drilling befreit werden. Würmer als Köder sind absolut ungeeignet, junge Forellen schlingen diesen Köder schnell hinunter und sind dadurch so gut wie tot.
Gerätevorschlag (>.): Spinn 1 und 2, Fliege 1 und 2.
Unterhalb der kleinen Rausche steht bestimmt die eine oder andere Bachforelle.
Regenbogenforelle
Oncorhynchus mykiss
Ausländischer Name: GB, US: Rainbow Trout; F: Truite arc-en-ciel; I: Trota iridea; NL: Regenboogforel; S: Regnbåge; N: Regnbueørret; DK: Regnbueørred
Erkennungsmerkmale: Kräftiger, spindelförmiger Körper. Schwarze Punkte nicht nur auf Rücken und Flanken sondern auch auf Rücken-, Fett- und Schwanzflosse. Namensgebend ist das rötlich-regenbogenfarben schimmernde Band entlang der Seitenlinie.
Größe und Gewicht: Mittlere Länge 25 cm bis 50 cm (max. 70 cm); max. 7 kg.
Verwertung: Viel produzierter Speisefisch mit großer Bedeutung für die Teichwirtschaft. »Lachsforelle« ist eine reine Marktbezeichnung von Fischen mit rotem Fleisch, das mittels Carotin in der Nahrung erzeugt wurde.
Lebensraum und Lebensweise: Stammt aus westlichem Nordamerika. Verwandtschaft zu pazifischen Lachsen. 1881 in Europa eingeführt. Ansprüche etwas geringer als Bachforelle, erträgt bei guter Sauerstoffsättigung Wassertemperaturen bis 25 °C. Forellen- und Äschenregion der Fließgewasser und kühle Seen. Hält sich gut in Forellenteichen. Laicht in Europa in einigen Gewässern von Dezember bis Mai (Winter- und Frühjahrslaicher) über Kiesboden (Kieslaicher) in selbst geschlagenen Laichgruben. Da dies nach der Eiablage der Bachforelle stattfindet, können auf diese Weise deren Laichbetten zerstört und überdeckt werden. In Fließgewässern nicht standorttreu, wandert ab. Besatzmaßnahmen schlagen deshalb oft fehl.
Fangsaison: Frühjahr bis Jahresende.
Ernährung: Insektenlarven, Kleinfische.
Angelpraxis: Im Gegensatz zur Bachforelle vorzugsweise im Freiwasser und in der Strömung. Deshalb anfälliger für die Angriffe von fischfressenden Vögeln. Passende Methoden: Spinn- und Fliegenfischen. Spinnangeln möglichst nur mit Einzelhaken. Beim Fliegenfischen geht die Regenbogenforelle aggressiver an die Fliege als die Bachforelle, sie lässt sich gut mit auffällig gefärbten Streamern fangen. Auch Nass- und Trockenfliegen können Reizelemente, z. B. ein rotes Schwänzchen oder eingearbeitete Glitzerteile besitzen, welche die Fische offenbar besonders attraktiv finden. Die Fischart eignet sich sehr gut für den regelmäßigen Besatz von kommerziell befischbaren Angelteichen, vorausgesetzt das Wasser ist kühl und ausreichend sauerstoffreich.
Gerätevorschlag (>.): Spinn 1 und 2; Fliege 1 und 2.
Eine 5-Kilo schwere Besatz-Regenbogenforelle aus einem wirtschaftlich ausgerichteten Fly-Only-Angelbetrieb in Südschweden. Für Einsteiger im Fliegenfischen eine gute Möglichkeit erste Erfahrungen mit großen Fischen zu sammeln.
Seeforelle Blauforelle, Goldlachs, Schwebforelle, Grundforelle, Illlanken, Lachsforelle, Rheinlanken, Salfisch
Salmo trutta f. lacustris
Ausländischer Name: GB, US: Laketrout; F: Truite de lac; I: Trota do lago; N: Zeeforel
Erkennungsmerkmale: Unregelmäßige, stern- oder x-förmige Flecken auf den Flanken. Auch auf der Rücken-, Fett- und bei einigen Rassen auf der Schwanzflosse.
Größe und Gewicht: Mittlere Länge: 50 cm bis 80 cm (max. 120 cm); max. 30 kg.
Verwertung: Sehr guter Speisefisch.
Vorkommen und Lebensweise: Genetisch mit der Bachforelle gleich. Junge Seeforellen sind von Bachforellen nur schwer zu unterscheiden.
Bewohnt sauerstoffreiche, tiefe Gebirgsseen in Skandinavien, Russland, Großbritannien, Irland und in den Alpen. Ältere Exemplare vorwiegend in größerer Tiefe. Laicht im Herbst und Winter in den Zuflüssen der Seen. In den letzten Jahrzehnten wurden auch mitteldeutsche Stauseen mit dieser Fischart besetzt, zum Beispiel der Biggesee im Sauerland.
Fangsaison: Frühjahr bis Herbst.
Ernährung: Jungfische ernähren sich von Insektenlarven, Flohkrebsen und anderen Wirbellosen. Erwachsene Seeforellen jagen Fische.
Angelpraxis: Die klassische Methode ist das Schleppfischen vom Boot aus. Im Sommer stehen die Forellen vorwiegend tief. Große Fische sind dann meist nur mit Tiefschleppmethoden zu fangen (Down-Rigger). Klassischer Köder dafür ist ein leichter, hochbeweglicher Perlmuttlöffel. Heute werden oft schlanke Wobbler eingesetzt. Im Frühjahr (März, April) und Herbst (September) kommen größere Fische in die Nähe der Oberfläche und in flachere Uferbereiche, wo sie auch von Land aus befischt werden können. Vom Boot aus genügt zu dieser Zeit eine Köderführung in etwa 30 m bis 40 m Distanz hinter dem Heck. Das »Planseesystem« ist eine traditionelle, bewährte Montage für einen natürlichen, toten Köderfisch (Elritze). Seeforellen packen hart zu, deswegen muss die Spulenbremse entsprechend behutsam eingestellt werden.
Gerätevorschlag (>.): Spinn 2 und 3.
Das lästige Verdrehen der Angelschnur beim Schleppen wird mit diesen Montagen verhindert.
Meerforelle
Salmo trutta f. trutta
Ausländischer Name: GB: Seatrout; F: Truite de mer; NL: Zeeforel; S: Öring; DK: Havørred; N: Sjøørre; FIN: Taimen; PL: Troc
Erkennungsmerkmale: Wie Bachforelle, aber nur schwarze Punkte auf den Flanken. Laichhaken bei altem Milchner.
Größe und Gewicht: Mittlere Länge 40 cm bis 70 cm (max. 120 cm); max. 20 kg.
Verwertung: Hervorragender Speisefisch.
Vorkommen und Lebensweise: Küstengewässer des Nordatlantiks. Vor allem in Dänemark in der jüngeren Vergangenheit massive Bemühungen zur Bestandsunterstützung. Dadurch heute gutes Aufkommen in den Küstengewässern der Region. Laicht im Oberlauf der ins Meer mündenden Bäche und Flüsse im Herbst und Winter wie Bachforelle (gleiche Genetik). Junge Fische leben 2–4 Jahre im Süßwasser in der unteren Forellenregion und Äschenregion, wandern dann ins Meer, bleiben aber in Küstennähe. Gerne im Bereich von Flussmündungen wegen hohem Nahrungsangebot. Erfolgreiche Einbürgerung auf der Südhalbkugel (Chile, Argentinien).
Fangsaison: In der Ostsee im Frühjahr und Herbst. In den Flüssen Sommer bis Herbst.
Ernährung: Jungfische im Süßwasser: Insektenlarven, kleine Fische Salzwasser: Fische (Sandaale, Heringe), Krebse, Garnelen, Borstenwürmer.
Angelpraxis: Wie Lachse werden Meerforellen beim Laichaufstieg in die Flüsse vor allem durch Spinn- und Fliegenfischer gefangen Natürliche Köder sind seltener erlaubt. In den Küstengewässern der Ostsee wandern Meerforellen auf der Suche nach Nahrung in einer Wassertiefe zwischen 0,5 m und 4 m die Küste entlang, gerne über wechselnden Bodenverhältnissen aus Pflanzen, Sand und Steinen (»Leopardengrund«). Bei niedrigen Wassertemperaturen ist das Spinnfischen mit weit ausgeworfenen und langsam eingeholten Küstenwobblern und flachen Löffelblinkern (Tobiasfisch) knapp unter der Wasseroberfläche erfolgversprechend. Steigt im Frühjahr die Wassertemperatur über 9 °C: Kleine Streamer Gr. 8 bis Gr. 12 über Tangfeldern (Fliegenrute, Spinnrute mit Spirolino). Bei höheren Temperaturen: Sehr langsames Einholen von kleinen Fliegen z. B. Imitationen von Tangläufern. Nachtfischen im Juni und Juli. Fliegenfischer verwenden dann schwarze Muster z. B. Muddler-Typen. Schnelles Einholen weckt den Jagdinstinkt.
Ostseeküste in Südschweden. Im Frühjahr und Herbst ist hier Meerforellensaison.
Gerätevorschlag (>.): Spinn 2, Fliege 2.
Experten tauschen den Drilling gegen einen Einzelhaken aus. Nach ihrer Ansicht werden die Fische sicherer gehakt.
Atlantischer Lachs Salm
Salmo salar
Ausländischer Name: GB: (Atlantic) Salmon; F: Saumon (Atlantique); NL: Zalm; DK, N: Laks; FIN: Lohi; S: Lax; E: Salmon (del Atlantico); P: Salmao (do Atlantico); PL: Losos
Erkennungsmerkmale: Leicht ober- bis endständiges Maul. Große Maulspalte. Ältere Männchen (Milchner) mit deutlichem Laichhaken.
Größe und Gewicht: Aus dem Meer zurückkehrend mit silberhell glänzender Körperfarbe, mittlere Länge 50 cm bis 120 cm (max. 150 cm); max. Gew. 35 kg.
Verwertung: Hochgeschätzter Speisefisch. Kommerzielle Produktion in Käfigen in Meeresbuchten ist ökologisch bedenklich (Wasserverunreinigung durch Medikamente, Hormone, Förderung von Parasiten).
Lebensraum und Lebensweise: Verbreitung nördlicher Atlantik. Laicht in den Oberläufen von Flüssen der europäischen Küste (ab Nord-Portugal) und der Ostküste Nordamerikas Jungfische wandern im Alter von 2–3 Jahren ins Meer, wo sie schnell heranwachsen. Lachse waren früher im Rhein weit verbreitet, bis sie etwa um 1950 durch Wasserverschmutzung und Querverbauungen als ausgerottet galten. In den letzten Jahrzehnten wird in Deutschland versucht, durch entsprechende Besatz- und Gewässerprogramme in einigen zur Ost- bzw. Nordsee führenden Flüssen wieder eigene Bestände aufzubauen.
Fangsaison: Je nach Land und Gewässersystem: Februar bis Oktober. Im Meer (Ostsee) auch im Winter.
Ernährung: Jungfische im Süßwasser: Flohkrebse, Kleinfische. Im Salzwasser: Garnelen, Sprotten, Heringe. Nach der Rückkehr ins Süßwasser findet keine Nahrungsaufnahme mehr statt.
Angelpraxis: Lachse gehören zu den begehrtesten Angelfischen überhaupt. Gute Möglichkeiten zu unterschiedlichen Kosten gibt es z. B. in Island, Irland, Schottland und in Skandinavien. Beim Aufstieg in die Flüsse ruht der Lachs in den Gumpen und Kolken unter- und oberhalb von Stromschnellen und Wasserfällen. Hier wird er mit Spinnködern oder Kunstfliegen befischt.
Seltener sind auch Naturköder, z. B. Würmer oder Garnelen erlaubt. Wichtig für die Fangchancen ist der Wasserstand eines Flusses. Steigendes Wasser nach Regen gilt als ideal. In der Ostsee, wo besonders großwüchsige Lachse vorkommen, ist das Schleppfischen sehr beliebt. Mithilfe von »Down Riggern« werden an mehreren Ruten ausgelegte Kunstköder in einer bestimmten Tiefe hinter dem Boot geschleppt.
Gerätevorschlag (>.): Spinn 2 und 3, Fliege 3 und 4.
»Mit Fliege« gefangener Drei-Kilo-Lachs von der Westküste Irlands.
Die Mörrum in Südschweden ist einer der berühmtesten Lachsflüsse in Europa.
Huchen Donaulachs
Hucho hucho