Inhalt

Titel

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

Danksagung

Impressum

Cover

LORI HANDELAND

WOLFSMAGIE

Roman

Ins Deutsche übertragen von
Patricia Woitynek

1

Die erste dokumentierte Sichtung des Ungeheuers von Loch Ness erfolgte 565 n. Chr. durch den hl. Columban. Die jüngste ereignete sich vergangenes Jahr.

»Es wird jedes Jahr eine Sichtung geben«, grummelte Kristin Daniels, den Blick auf ihren Laptop fixiert. »Es würde sich doch niemand mit einer Multimillionendollar-Industrie anlegen.«

Es sei denn, man war die Moderatorin der öffentlich-rechtlichen Fernsehshow Hoax Hunters – Wir decken jeden Schwindel auf. Kris beabsichtigte, sich auf Teufel komm raus mit dieser Industrie anzulegen.

Tatsächlich hatte sie vor, ihr komplett das Wasser abzugraben.

Sie kritzelte weitere Notizen auf ihren bereits vollgekritzelten gelben Schreibblock. Dies sollte ihr bislang größtes und ehrgeizigstes Projekt werden. Indem sie dem Monster von Loch Ness den Nimbus nahm, würde sie nicht nur das nationale Augenmerk auf Hoax Hunters lenken, Kris würde außerdem zum Star werden.

»Kris?«

Sie schaute auf. Ihr Boss, Theo Murdoch, stand in der Tür zu ihrem Büro. Er sah nicht glücklich aus. Aber das war bei Theo so üblich.

Öffentlich-rechtliches Fernsehen war das reinste Roulettespiel. Manchmal gewann man, manchmal verlor man. Aber immer balancierte man am Rand einer Katastrophe.

»Hallo, Theo«, sagte sie aufgeräumt. »Ich plane gerade unsere erste Show für kommendes Jahr. Du wirst sie lieben und …«

»Hoax Hunters ist gegessen.«

Kris merkte, dass ihr Mund noch immer halb offen stand, darum klappte sie ihn zu. Dann öffnete sie ihn wieder und fing an zu brabbeln. Das tat sie immer, wenn sie in Panik geriet. »Für diese Saison, klar. Aber nächstes Jahr wird fantastisch werden. Es wird unser Jahr sein, Theo. Warte nur ab.«

»Es gibt kein nächstes Jahr, Kris. Du bist raus.«

»Aber wieso?«

»Wegen der Einschaltquoten, Mädel. Deine sind zu niedrig.«

Empörung gepaart mit einem Anflug von Angst veranlasste sie zu fauchen: »Wir wussten immer, dass wir nie mit Friday Night Snapdown würden konkurrieren können.«

»Und das wollen wir auch gar nicht.« Theo atmete tief ein, trotzdem hob sich seine schmale Brust kaum. Er war spindeldürr, obwohl er futterte wie ein minderjähriger Lkw-Fahrer. Gab es überhaupt minderjährige Lkw-Fahrer? »Die Kabelsender bringen mich noch um.«

Vielleicht waren es auch nur der enorme Stress und seine Zwei-Schachteln-pro-Tag-Diät.

Während Theos Jugend, damals, als er noch Haare auf dem Kopf gehabt hatte, war PBS der Kanal für den intelligenten, anspruchsvollen Zuschauer gewesen. Heute standen diesem Zuschauer achthundert Sender zur Auswahl, und ein paar produzierten sogar das eine oder andere sehenswerte Format.

In jenen glorreichen Tagen wäre Planet Earth ein PBS-Hit geworden. Stattdessen lief die Sendung auf dem Discovery Channel. Damals wären Die Tudors – ohne die exzessiven Nacktszenen selbstverständlich – ein Produkt von Masterpiece Theatre gewesen. Jetzt war es die Showtime-Version von Historie im MTV-Kostüm.

»Wer hätte vermutet, dass das öffentlich-rechtliche Radio besser abschneidet als wir?«, bemerkte Theo.

Zur allgemeinen Überraschung war NPR im Höhenflug begriffen, während PBS gnadenlos unterging.

»Ich nicht«, räumte Kris ein. Es war wirklich eine Schande. Aber selbst wenn sie es mittels einer Kristallkugel vorhergesehen hätte, hätte sie Hoax Hunters nicht fürs Radio produzieren können. Die Stärke der Sendung lag in dem visuellen Nachweis, dass das, was so viele für wahr hielten, in Wirklichkeit eine Lüge war.

Die Idee zu Hoax Hunters – von Kris ursprünglich Hoax Haters, Schwindelhasser, getauft – war ihr nach einer angeschickerten Nacht mit ihrer besten Freundin und Zimmergenossin Lola Kablonsky gekommen. Kris hatte Lügner aus guten Gründen schon immer verabscheut, und sie war sehr geschickt darin, sie als solche zu entlarven. Fast könnte man sagen, dass sie diesbezüglich einen sechsten Sinn besaß, wäre das Vorhandensein eines sechsten Sinns nicht ebenfalls reine Erfindung.

Warum machst du aus deiner Wahrheitsbesessenheit eigentlich keine Fernsehsendung?, hatte Lola vorgeschlagen.

Angetrieben von mehreren Margaritas und ihrem Ehrgeiz hatte Kris sich gefragt: Ja, warum nicht?

Also hatte sie ihre Ersparnisse zusammengekratzt, um eine Pilotsendung zu finanzieren; all ihren Mut, ihre ganze Entschlossenheit eingesetzt, damit sie ausgestrahlt wurde. Sie würde sich von etwas derart Launenhaftem wie Einschaltquoten nicht den Schneid abkaufen lassen.

Wenn es ihr gelänge, das Monster von Loch Ness als Schwindel zu enttarnen, würde jeder Sender in Amerika – nein, weltweit – diesen Film haben wollen.

Ein Traum würde wahr.

»Schottland«, meinte Lola. »Reist wirklich jemand freiwillig nach Schottland?«

Kris warf noch ein paar Pullis in ihren Koffer. »Nur ich.«

Der September in den Highlands war kalt, zumindest hatte Kris das gehört. Nicht, dass sie Kälte nicht gewöhnt wäre. Sie lebte in Chicago. Väterchen Frost hielt dort meist im Oktober Einzug und verweilte bis Juni. Manchmal gab es sogar im Juli noch Tage, wo der Wind, der vom See heranwehte, an die Kälte erinnerte, die aus ihrem Kühlschrank driftete, wenn sie ihn mitten in der Nacht auf der Suche nach einem Brownie-Schokoladen-Joghurt durchstöberte.

»Bist du sicher, Kris?« Besorgnis klang in Lolas Stimme mit. »Du wirst dort ganz allein sein.«

Allein. Kris verdrehte im Geist die Augen. Was für ein Horror! Als wäre sie daran nicht gewöhnt.

Kris war fünfzehn gewesen, als ihre Mutter an Leukämie gestorben war, nachdem sie bis zum bitteren Ende darauf beharrt hatte, alles sei in bester Ordnung. Als sie siebzehn war, hatte ihr Bruder sich mit dem Versprechen zum College aufgemacht, sie oft zu besuchen. Sollte er mit »oft« einmal im darauffolgenden Jahr und dann nie wieder gemeint haben, so hatte er nicht gelogen. Ihr Vater hatte noch bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr ausgeharrt. Dann hatte er diese Stelle in China angenommen – keine Lüge. Auch er hatte sich nie wieder blicken lassen.

Darum wusste Kris, was es hieß, allein zu sein, außerdem konnte sie gut auf sich selbst aufpassen. »Ich komme schon zurecht.« Sie zog den Reißverschluss ihres Koffers zu.

»Ich würde dich ja begleiten …«

Kris zog belustigt die Nase kraus. Lola in Schottland? Das wäre, als würde man Paris Hilton nach … nun ja, Schottland mitnehmen. Kris könnte einen Dokumentarfilm darüber drehen. Er bekäme bestimmt bessere Einschaltquoten als Hoax Hunters.

War das nicht ein deprimierender Gedanke?

»Musst du dich nicht auf die kommende Saison vorbereiten?«

Lola war Balletttänzerin, und sie sah aus wie eine: hochgewachsen und schlank, mit grazilen Armen und endlos langen Beinen, langen, dunklen, glatten Haaren, die ihr bis zur Mitte des Rückens reichten, wenn sie sie offen trug. Lola behauptete jedoch, dass ihr ovales Gesicht dann zu oval wirkte. Als könnte das passieren.

Kris fand sich selbst weder unscheinbar noch durchschnittlich, solange sie nicht gerade neben Lola stand. Sie war auch keine erschöpft aussehende, kraushaarige Blondine mit Sommersprossen auf der Nase, es sei denn, man verglich sie mit Lola und deren von glänzenden, tiefschwarzen Haaren umrahmtem Porzellangesicht. Das Einzige, was sie optisch gemein hatten, waren die braunen Augen. Allerdings waren Lolas hell, mit goldenen und grünen Sprenkeln, während Kris’ einfach nur braun waren, und zwar exakt in der Farbe von Schlamm, wie ihr einst ein Mann, der sich selbst als Poet bezeichnete, versichert hatte.

Die beiden Frauen waren trotzdem Freundinnen geworden, da Lola innerlich so schön war wie äußerlich, so ehrlich wie ein Politiker unehrlich, und weil sie Kris beinahe so sehr liebte, wie Kris Lola liebte. In ihrem ganzen Leben hatte sie nie jemandem so uneingeschränkt vertraut wie Lola Kablonsky.

Lola legte ihre geschmeidige, elegante, langgliedrige Hand auf Kris’ Arm. »Wenn du mich brauchst, komme ich mit. Kack auf die Saison.«

Kris blinzelte die Tränen weg, die ihr plötzlich in den Augen standen. »Danke.«

Sie hatten sich kennengelernt, als beide im selben schäbigen Apartmenthaus wohnten – Kris war damals zur Loyola University gegangen, und Lola hatte, als Vorbereitung für ihr derzeitiges Engagement beim Joffrey Ballet, Ballettstunden besucht. Beflügelt von einer Reihe guter Gespräche und dem gemeinsamen Wunsch, ihrer jämmerlichen Unterkunft zu entfliehen, hatten sie eine bessere gefunden und waren Zimmergenossinnen geworden.

Kris umarmte Lola; Lola erwiderte die Umarmung, dann wollte sie Kris nicht mehr loslassen. Sie plagte ein bisschen das schlechte Gewissen, weil sie sie allein ließ – Lola war es nicht gewöhnt, allein zu sein –, aber Kris hatte keine Wahl. Sie konnte keinen Neuanfang machen, indem sie sich an einer anderen Sendung versuchte. Sie war von Hoax Hunters überzeugt.

Außerdem war sie überzeugt, dass es Zeit wurde, das Monster von Loch Ness zu entmystifizieren, und es niemand Geeigneteren für diese Aufgabe gab als sie.

Kris schnappte sich den Rucksack, in dem sie ihren Laptop, ihre Videokamera, ihren Mini-Feldstecher und ihre Geldbörse verstaut hatte. »Ich komme schon zurecht«, versicherte sie ihrer Freundin ein zweites Mal. »Es ist ja nicht so, als ob ich in den Irak, den Kongo oder nach Kolumbien reisen würde. Es ist nur Schottland. Was kann da schon passieren?«

Obwohl es ihr wie eine ganze Woche vorkam, erreichte Kris das am Westufer des Loch Ness gelegene Dorf Drumnadrochit schon einen Tag darauf.

Sie war von Chicago direkt nach Heathrow geflogen, allerdings hatte sie, anders als ihre Mitreisenden, an Bord nicht schlafen können. Darum hatte sie die Zeit genutzt, um in ihrer Reiselektüre über Schottland und den Loch Ness zu stöbern.

Der Loch Ness, ein tausend Jahre alter Krater in der Erdoberfläche, entpuppte sich auch ohne das Ungeheuer als ziemlich interessant. Aufgrund seiner extremen Tiefe von annähernd zweihundertvierzig Metern verfügte er nicht nur über mehr Süßwasser als alle anderen Seen in England und Wales zusammen, sondern er fror selbst während der kältesten schottischen Winter niemals zu.

Es gab inzwischen mehr als viertausend dokumentierte Nessie-Sichtungen, was der schottischen Tourismusindustrie bislang etwa vierzig Millionen Dollar eingebracht haben dürfte. Da eine solch enorme Summe auf dem Spiel stand, würde es nicht leicht sein, dem Mythos ein Ende zu bereiten. Seitens der Einheimischen konnte Kris bestimmt nicht auf Unterstützung hoffen.

Als endlich London unter ihnen auftauchte, brannten Kris die Augen vom zu langen Lesen und vom Schlafmangel. Trotzdem konnte sie den Blick nicht von der Aussicht losreißen. Sie wünschte, sie hätte das Geld, um den Tower und Buckingham Palace zu besuchen; sie hatte schon immer davon geträumt, durch dieselben Straßen zu spazieren wie Shakespeare. Doch leider reiste sie auf eigene Kasse, und die war ziemlich leer.

Die Stadt zog an den Fenstern des Busses vorbei, der sie zum Gatwick Airport brachte, wo sie den Flieger nach Inverness bestieg. Wenige Stunden später erhaschte sie einen ersten Blick auf die Stadt. Kris wusste selbst nicht, warum sie davon ausgegangen war, dass Inverness voller Burgen sein müsse. Ihrem Reiseführer zufolge lebten sechzigtausend Menschen in der Stadt, und es gab knapp ein halbes Dutzend Burgen. Trotzdem war sie enttäuscht. Lokalkolorit würde ihrem Film das gewisse Etwas geben.

Auf der Straße nach Süden erfüllte sich ihre Hoffnung doch noch. Die ländliche Gegend bot malerische Idylle hoch drei, das Gleiche galt für Drumnadrochit. Weiße Häuser vor der Kulisse sanft gewellter Hügel – man sollte das Motiv auf Postkarten drucken, was sicher längst geschehen war, dachte sie – und natürlich die unendliche, graue Weite des Loch Ness.

Das Dorf war aber auch eine Touristenhochburg, mit zahlreichen Nessie-Museen, Souvenirshops und Tour-Angeboten – über Land wie auf dem See. Kris nahm sich vor, beides zu machen. Damit würde sie tolle Hintergründe für ihre Sendung bekommen. Der Charme des Dorfes würde den archaischen Mythos betonen und aufzeigen, wie rückständig ein solcher Märchenglaube war. Die Überdosis touristischen Glitters würde erklären, warum die Einheimischen bis heute vorgaben, an Nessie zu glauben.

Früher hatte Kris Märchen geliebt und wie verzaubert zugehört, wenn ihre Mutter sie ihr und ihrem Bruder vorlas. In diesen Geschichten geschahen schlimme Dinge, doch am Ende fügte sich alles zum Guten.

Im wahren Leben geschah das eher selten.

Ihr Fahrer, ein älterer, stoischer Schotte, der nichts sagte, außer einem extrem brummigen »Aye«, als sie ihn fragte, ob er oft nach Drumnadrochit kam, chauffierte sie ohne anzuhalten durch den Ort. Kris verspürte einen kurzen Anflug von Nervosität. Was, wenn der Mann beschlossen hatte, sie irgendwo in die Pampas zu bringen, ihr eins überzubraten, sie in den Loch zu werfen und sich mit ihrem Laptop, ihrer Videokamera sowie dem Rest ihrer Habseligkeiten aus dem Staub zu machen? Sicher, Lola würde sie irgendwann vermissen, aber bis dahin wäre Kris längst ein Festmahl für das Ungeheuer.

Ein hysterisches Lachen stieg ihr in der Kehle hoch. Sie glaubte nicht an Ungeheuer – es sei denn, sie waren menschlicher Natur.

Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und stellte fest, dass der Fahrer sie beobachtete. Mit seinen blauen Augen und den roten Apfelbäckchen sah er so unschuldig aus wie irgendein netter Opa.

War das nicht die typische Beschreibung für einen Serienmörder?

Das Auto hielt so ruckartig an, dass Kris beinahe von dem glänzenden Ledersitz katapultiert worden wäre. Noch ehe sie sich aufrappeln konnte, stieg der Fahrer aus, öffnet ihr die Tür und wuchtete ihr Gepäck aus dem Kofferraum.

Kris spähte durch das Fenster. Sie waren am Loch Side Cottage angelangt, das zwar nicht buchstäblich am Ufer des Loch Ness lag, aber doch ziemlich nahe dran. Kris müsste die Straße überqueren, um ans Wasser zu gelangen, aber sie würde es vom Haus aus sehen können. Die Ortschaft Drumnadrochit befand sich hinter einer Kurve außer Sichtweite.

»Idiotin.« Kris pustete sich ihren Pony aus dem Gesicht. »Niemand wird dir eins überbraten. Das hier ist nicht South Side Chicago.«

Sie stieg aus, dann verharrte sie so reglos, als wäre sie Dorothy, die gerade die Tür zu einer neuen, farbenprächtigen Welt öffnete. Das Gras war ein wogender, grüner Fluss, die Bäume hoben sich mehrere Nuancen dunkler gegen die Berge ab, die die Farbe eines Ozeans im ersten Morgenlicht hatten. Die Luft war kühl, doch sie duftete nach frischem Wasser und …

»Biskuit?«

Eine kleine, engelsgleiche Frau mit lockigem weißem Haar und smaragdgrünen Augen stand im Eingang des Cottages. Eine Sekunde hielt Kris sie für einen Munchkin. Sie hatte jedenfalls die entsprechende Stimme.

»Ich hab Ihnen ein paar Empires gebacken, um Sie willkommen zu heißen.« Sie hielt Kris einen Teller hin, der mit etwas überhäuft war, das wie glasiertes, jeweils mit einer Kirsche dekoriertes Spritzgebäck aussah.

Kris, die seit ihrem Flug nach London nichts mehr gegessen hatte, nahm sich eins, ungeachtet ihrer Überzeugung, dass ein Biskuit nicht nur warm, sondern auch von Butter und Honig triefend serviert werden sollte.

Bei ihrem ersten Bissen lief ihr fast schmerzhaft das Wasser im Mund zusammen. Die Empires waren kross und süß – war das Marmelade in der Mitte? Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt etwas derart Köstliches gegessen hatte.

»Das sind Plätzchen«, bemerkte sie, als sie das erste verspeist hatte und nach einem zweiten griff.

Die Frau lächelte, wodurch sich die Wangen unter ihren strahlenden Augen zu Äpfeln rundeten. »Nennen Sie sie, wie Sie wolln, Liebchen.« Sie streckte ihr wieder den Teller hin. »Nehmen Sie noch eines.«

Kris musste genau hinhören, um das Englisch aus dem schweren Akzent herauszufischen. Sie fühlte sich, als würde sie alles zeitverzögert hören, sodass die Worte erst Sekunden, nachdem sie gesprochen wurden, ihre Bedeutung preisgaben.

»Danke.« Kris nahm zwei Plätzchen in jede Hand. »Ich bin übrigens Kris Daniels.«

»Als tät ich das nich wissen.« Die stämmige, lebhafte Frau gluckste vergnügt. Das Geräusch erinnerte an das Kichern der Munchkins, die Dorothy im zauberhaften Land begrüßen. Kris guckte nervös zu dem nahen Gebüsch, halb erwartend, dass es sich schütteln und weitere kleine Leute ausspucken würde.

Dann erfasste sie den Sinn dessen, was die Frau gesagt hatte, und schnappte nach Luft. Wenn man hier bereits von ihr wusste – wer sie war, was sie tat –, dann war ihre Tarnung aufgeflogen und ihre Geschichte im Eimer, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Warum hatte sie keinen falschen Namen benutzt?

Weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass irgendjemand im schottischen Hochland eine in Chicago produzierte Fernsehsendung gesehen haben könnte. Und wie hätte sie sich auch als Susie Smith ausgeben sollen, wenn auf ihren Kreditkarten und in ihrem Pass »Kristin Daniels« stand?

»Sie kennen mich?«, fragte Kris mit schwacher Stimme.

»Ich hab doch mit Ihnen am Telefon gesprochen. Und Ihnen das Cottage vermietet. Wer sonst könnte heute mit Sack und Pack hier eintrudeln?«

Kris ließ den angehaltenen Atem entweichen. Sie hatte kein Talent für Heimlichkeiten. Sie schätzte es so wenig zu lügen, wie sie Lügner schätzte, und war demzufolge ziemlich schlecht darin. Sie musste besser werden, und das schnell.

»Sie sind Ms Cameron«, folgerte sie.

»Euphemia«, sagte die Frau. »Aber man nennt mich Effy.«

Sie richtete ihre blitzenden Augen auf den Fahrer, der so lang und dürr war wie sie kurz und mollig. »Schaff jetzt den Koffer da nach drinnen, Rob, und beweg dich ein bisschen schneller als ’ne tumbe Schildkröte.«

Kris sah zu dem älteren Herrn, um festzustellen, ob er beleidigt war, doch er nickte nur und tat, wie ihm geheißen.

Wenn auch sehr gemächlich.

Kris’ Mundwinkel zuckten. Sie würde es wahrscheinlich genauso machen, hätte Effy sie herumkommandiert.

Rob kam wieder aus dem Haus, und Effy hielt ihm den Teller unter die Nase. »Nimm dir lieber ein paar, du tölpelhafter Schlacks, sonst verhungerste mir noch vorm Abendessen.«

Er nahm sich eine Handvoll. »Würdste nich kochen wie meine Mutter, Gott hab sie selig, ich hätt dich und deine Teufelszunge schon vor Jahren im Loch ertränkt.«

Rob hätte einschüchternd wirken müssen, wie er drohend über Effy aufragte und sie mit der grollenden Stimme eines blutrünstigen Bären anknurrte, aber es lag keine Hitze in seinen Worten, kein Zorn auf seinem Gesicht. Er hatte einfach seine Meinung kundgetan, als hätte er diese Worte schon hundertmal gesagt. Vielleicht hatte er das. Die beiden schienen sich gut zu kennen.

Effy schnüffelte, dann schob sie ihm den Teller mit den Biskuits in die großen, schwieligen Hände und fauchte: »Lass mir den bloß nich fallen, Tölpel.« Sie fasste in die Tasche ihres voluminösen grauen Rocks, zog einen Schlüssel hervor und reichte ihn Kris. »Hier, Liebchen. Was wolln Sie eigentlich hier bei uns in Drumnadrochit?«

»Ich … äh …« Effys neugierigem Blick ausweichend, guckte sie an Rob vorbei, der wie ein Backenhörnchen seine Plätzchen mampfte, zu der wogenden Weite des Loch Ness. »Ich schreibe.«

»Briefe?«, nuschelte Rob.

»Warum sollte sie den lieben langen Weg gekommen sein, bloß um ein paar Briefe zu schreiben?«, fuhr Effy ihn an.

»Manche tun das.«

»Ich schreibe ein Buch«, unterbrach Kris die beiden.

So. Das hatte sogar wahr geklungen. Vielleicht lag der Schlüssel zum Lügen darin, wenig zu denken und schnell zu sprechen. Kein Wunder, dass Männer so gut darin waren.

»Ein Kinderbuch?«, mutmaßte Effy.

Kris sagte das Erste, das ihr in den Kopf kam. »Genau.«

Stille umfing dieses Wort. Das hatte nicht sehr wahr geklungen.

»Hhmm.« Robs kehliges schottisches Murmeln lenkte Kris’ Blick weg vom Loch und zurück zu ihm. Ein Glück für sie, dass er damit auch Effys Aufmerksamkeit erregte.

»Du hast sie alle aufgefuttert?« Sie riss ihm den leeren Teller aus den Händen.

»Du hast gesagt, ich soll sie nich fallen lassen. Nix davon, dass ich sie nich essen darf.«

»Und wenn ich dir sagen würde, dasste nicht ins Wasser fahren sollst, würd ich dich dann eines schönen Nachmittags mit Nessie beim Schwimmen finden?«

Rob sagte nichts darauf. Und wirklich, was konnte er schon sagen?

»Nessie«, wiederholte Kris, ängstlich darauf bedacht, sich vor den beiden ihre Unfähigkeit zu lügen nicht anmerken zu lassen. »Haben Sie sie schon mal gesehen?«

»Hhmm«, machte Rob wieder, dieses Mal jedoch nicht skeptisch, sondern bestätigend.

»Lebste in Drumnadrochit«, ergänzte Effy, »haste sie auch gesehen.«

Kris lachte. Sie konnte nicht anders. »Also hat jeder hier sie schon mal gesehen?«

Effy nickte mit dem Kinn zum See. »Man muss doch nur hingucken.«

Kris wirbelte herum. Das Einzige, was sie sah, waren Wellen, Schatten und Felsen.

Nicht lange danach stieg Effy in Robs Auto, wobei sie ihn ununterbrochen rügte. »Ich muss nach Haus, aber dasste mir bloß nich zu schnell fährst. Davon krieg ich Kopfbrummen. Und …«

Rob schnitt ihr das Wort ab, indem er die Tür zuschlug. »Und ich krieg von dir Kopfbrummen«, murmelte er, während er um die hintere Stoßstange herum zur Fahrerseite stapfte.

»Effy wohnt in Ihrer Nähe?«, erkundigte sich Kris.

Rob hob kummervoll den Blick. »Die Frau wohnt bei mir.«

Kris’ Augen weiteten sich. »Sie sind …«

»Verflucht«, knurrte er und öffnete die Fahrertür.

Effys Stimme driftete heraus. »Sie können überall hingehn, Liebchen, aber bleimse bloß von der Burg weg.«

»Es gibt eine Burg?« Kris dachte nicht länger an Robs und Effys Wohnarrangement, ob sie verheiratet waren oder in wilder Ehe lebten. Welchen Unterschied machte das schon? Es gab eine Burg!

»Urquhart Castle. Ham Sie bestimmt schon von gehört.«

Kris hatte darüber gelesen. Das Gemäuer überblickte Urquhart Bay, wo Nessie oft gesichtet worden war, außerdem spielte es eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Highlands, denn es war verknüpft mit berühmten Namen wie Robert the Bruce, Andrew Moray und Bonnie Prince Charlie, die sich wie ein roter Faden durch die Legenden zogen.

»Ist es gefährlich dort?«, fragte Kris.

Effys Munchkins-im-Gebüsch-Lachen erschallte. »Ach, nee. Aber die kassieren dort Eintritt, dabei ist die Burg ’ne einzige Ruine. Wenn Sie was über Urquhart oder Nessie oder den Loch erfahren wolln, kommen Sie zu mir.«

»Warum nich zu mir?« Rob stieg in den Wagen. »Ich hab sie öfters gesehn als du. Ich fahr diese Straße jeden Tag lang.«

»Ich hab sie doppelt so oft gesehn wie du, alter Ziegenbock.«

Dankenswerterweise ersparte Rob Kris den Rest ihres Wortgefechts, indem er die Tür zuknallte und davonbrauste.

Die Sonne war im Untergehen begriffen, was wegen des grauen, bewölkten Himmels und der heranziehenden Regenfront jedoch kaum zu erkennen war. Kris’ Berechnungen zufolge blieb ihr noch etwa eine Stunde Tageslicht. Die wollte sie nicht vergeuden.

Sie eilte ins Cottage und sah sich rasch um, während sie aufs Bad zustrebte, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, dabei strich sie ihre sich wild kringelnden Haare zurück. Die Luftfeuchtigkeit in Schottland machte jede Hoffnung, sie glatt zu halten, zunichte.

Das Haus bestand aus einem Wohnraum mit einer kleinen, integrierten Küche, einem Schlafzimmer, das über ein angenehm großes Bett, eine Schubladenkommode, einen Nachttisch und einen winzigen Kleiderschrank verfügte. Zum Glück brauchte sie nicht viele Klamotten und hatte dementsprechend auch nicht viele mitgebracht.

Es war behaglich warm – Effy musste die Heizung aufgedreht haben –, und es roch nach Plätzchen.

»Biskuits«, murmelte Kris, und ihr Magen begann zu knurren. Zum Glück war Effy außerdem so freundlich gewesen, den Kühlschrank mit ein paar Grundnahrungsmitteln zu bestücken, um die Zeit zu überbrücken, bis Kris sich in einem Supermarkt eindecken konnte.

Sie machte sich rasch ein Schinkenbrot und trank ein Glas Milch, dann zog sie in einem Sweatshirt der Loyola University und ihren besten Wanderschuhen und mit ihrer Videokamera bewaffnet los.

Der westliche Horizont glühte in gedämpften Pink- und Orangetönen, und die Touristenboote, die in der Ferne schaukelten, verschwanden nach und nach. Ungeachtet dessen machte Kris einige Aufnahmen vom Loch Ness. Irgendwo musste sie ja anfangen.

Im trüben schwindenden Licht trieben etliche Holzstücke im Wasser vorbei. Kris verstand, wie jemand mit Fantasiebegabung sich ein Seeungeheuer einbilden konnte, vor allem, da alle es taten.

Sie senkte gerade die Kamera, als Wasser hochspritzte. In die Dämmerung spähend, verharrte sie reglos, konnte jedoch nicht mehr sehen als das düster dahinströmende Wasser.

»Die züchten hier echt große Fische«, murmelte sie.

Dem lauten Spritzgeräusch und den plötzlich höheren Wellen nach züchteten sie sie in Panzergröße.

Kris war verlockt, zum Cottage zurückzukehren. Nicht, weil sie sich fürchtete, sondern weil sie nicht die richtige Ausrüstung dabeihatte, um in der schnell hereinbrechenden Dunkelheit zu filmen.

Kris verfluchte ihre mangelnde Voraussicht. Sie war es nicht gewohnt, ihr eigener Kameramann zu sein und hatte auch nicht damit gerechnet, so bald auf etwas zu stoßen. Aber wenn sie klare, perfekte Bilder von dem bekommen wollte, was das Geräusch erzeugt hatte, würde sie die Lampe brauchen, die sie in ihrem Rucksack gelassen hatte.

Dann hörte sie ein weiteres Platschen, näher am Ufer diesmal, gleich hinter der nächsten Baumgruppe, und noch bevor sie sich eines Besseren besinnen konnte, war sie schon in die Schatten eingetaucht.

Der Untergrund zwischen den Bäumen war rutschig; Kris geriet ins Schlittern und musste ihr Tempo zügeln. Dennoch dauerte es keine Minute, bis sie sich am Ufer des Loch Ness wiederfand.

Sie schaute nach links, nach rechts, geradeaus. Das andere Ende des Sees war von Nebel verhüllt und auch zu weit entfernt, als dass sie es wirklich hätte ausmachen können, zudem hatte sie neben der Lampe auch ihr Fernglas vergessen. Trotzdem sah sie dort mit ziemlicher Sicherheit …

»Nichts.« Entweder war der Verursacher des Platschens schnell wie ein Wiesel oder der Loch Ness beherbergte tatsächlich einen Fisch von der Größe Clevelands.

Was einiges erklären würde.

Kris runzelte die Stirn. Eine der Theorien über den Loch Ness besagte, dass unbekannte Kreaturen in seinen Tiefen lebten. Der gängigen kryptozoologischen Spekulation nach belief sich die Anzahl unentdeckter Spezies auf eine halbe Million bis zu zehn Millionen – niemand wusste das genau. Was bedeutete …

»Dass dort draußen praktisch alles sein könnte.«

Und das war okay. Das war gut. Den Nachweis zu erbringen, dass es sich bei Nessie um einen großen, vielzahnigen, prähistorischen Fisch handelte, würde der Seeungeheuer-Theorie ebenfalls den Garaus machen.

Mit dem Vorsatz, ins Cottage zurückzukehren, auszupacken, zu duschen, bis kein warmes Wasser mehr kam, und anschließend ins Bett zu schlüpfen, um den Jetlag wegzuschlafen, trat Kris aus dem Wäldchen. Sie kämpfte sich den Weg hinauf bis zur Straße, dann bog sie in Richtung ihres Cottages ab.

Und da sah sie die Burg.

Ungeachtet des schwindenden Lichts zückte Kris die Kamera. Die gotischen, an Jane Eyre erinnernden, am Rand eines Steilhangs thronenden Ruinen waren zu gespenstisch, als dass sie hätte widerstehen können. Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie man dem Irrsinn verfallene Ehefrauen in diesen Turm gesperrt hatte. Als er noch über ausreichend Wände verfügte, um sie darin festzuhalten, ohne dass sie Gefahr liefen herauszupurzeln.

Ein Schemen flimmerte am Rand von Kris’ Sucher, und aus einem Reflex heraus zoomte sie näher heran …

Bis sie einen Mann erkannte, der zwischen den Ruinen von Urquhart Castle umherschlich, und dessen feucht glänzendes Haar den letzten Rest Tageslicht einfing.

2

Irgendjemand folgte ihm, und das nicht sehr geschickt.

Liam Grant bewegte sich zielstrebig auf den Turm zu, den höchsten Aussichtspunkt von Urquhart Castle. Von dort aus konnte er sämtliche Ruinen sowie einen Abschnitt der Straße als auch einen guten Teil des Sees überblicken. Nachdem er seine freie Zeit meist damit zubrachte, auf den Loch Ness zu starren, war er mit dem Areal bestens vertraut.

Insofern fiel es ihm nicht schwer, die kurvige Blondine zu observieren, die sich an seine Fersen geheftet hatte.

Sie hatte eine Videokamera dabei, also war sie vermutlich eine Touristin. Liam fragte sich, warum sie immer noch hier herumlungerte, nachdem alle anderen Besucher längst gegangen waren.

Er beobachtete sie weiter, wie sie sich von einem Stein zum nächsten tastete und einmal sogar über ein Stück Mauer stolperte, das beim letzten Sturm heruntergebrochen war. Zu dieser Jahreszeit gab es häufig Stürme. Die Frau kämpfte mit dem Gleichgewicht, dabei veranstaltete sie mehr Radau als eine ganze Busladung über Kieselsteine tollender Schulkinder.

Liam erwartete, dass sie sich ein wenig in den Ruinen umsehen und verschwinden würde, sobald die Nacht ganz hereinbrach, als sie plötzlich nach oben sah und ihre Blicke sich trafen.

Ihr Gesicht war ein helles, von prächtigen Locken umrahmtes Oval. Liam hatte keine goldenen Locken mehr gesehen, seit …

Er sprang mit einem Satz von der Brüstung weg. Er hatte schon seit einer Ewigkeit nicht mehr an sie gedacht.

»Bleiben Sie, wo Sie sind!«

Dem Befehl der Frau folgte augenblicklich das Dröhnen von Schritten, als sie die Stufen hinaufeilte.

»Als hätte ich eine Wahl«, brummte er, verärgert über sich selbst. »Es sei denn, ich flöge auf hauchzarten Schwingen davon oder würde vom Nebel verschluckt wie einer vom Kleinen Volk.«

Wie oft schon hatte er sich das gewünscht?

Liam drehte sich um, als die Frau das Turmzimmer betrat. Er lehnte sich gegen den kühlen Stein und ließ sie nicht aus den Augen.

Die Abenddämmerung war seine Lieblingszeit, die Stunde, in der die Nacht begann und das Morgengrauen noch in weiter Ferne lag. Das Zwielicht machte es schwierig, irgendetwas zu erkennen. Zumindest für sie.

Die Frau ließ den Blick durch den engen Raum schweifen, dabei glitt er immer wieder über Liam hinweg. Allem Anschein nach hatte er seine Fähigkeit, mit den Schatten eins zu werden, nicht verloren.

So, wie sie sich immer wieder nervös nach allen Seiten umsah, musste sie ihn wohl für ein Phantom halten. Es wäre nicht das erste Mal.

Doch sie flüchtete nicht; sie rief auch nicht nach ihm. Stattdessen starrte sie mit zusammengekniffenen Augen zu der Stelle, wo er sie zuvor beobachtet hatte und an der er noch immer reglos verharrte.

Liam verhielt sich mucksmäuschenstill, während er sich ausmalte, wie sie reagieren würde, wenn sie ihn entdeckte, und was sie täte, wenn nicht.

Darum war er nicht vorbereitet, als sie ihre Kamera plötzlich weglegte und auf ihn zurannte – in vollem Karacho! Wie ein Torpedo! Typisch Amerikanerin! Fast wäre sie mit ihm zusammengeprallt, als er einen Schritt von der Wand wegtrat.

»Sie sind …« Die Frau hob das Kinn, und die Wärme ihres Atems in der Kälte der Nacht sandte einen Dunsthauch über Liams Gesicht. Sie roch nach Zuckerwatte und Kirschen. Er wollte sich vorbeugen und sie schmecken.

Stirnrunzelnd streckte sie den Arm aus und legte eine Handfläche an seine Brust. Sein Körper reagierte mit beschämender Schnelligkeit. Das letzte Mal, als ihn die Hand einer Frau berührt hatte, war er …

Liam packte ihr Handgelenk und schob ihre Finger weg. Ihre großen, braunen Augen weiteten sich überrascht.

»Sie sollten in finsterer Nacht keinen fremden Mann anfassen, Mädchen. Sie könnten sich mehr einhandeln, als Sie haben wollten. Es sei denn …« Er verstärkte seinen Griff und zog sie näher. »… Sie wollten es.«

»Sie sind … wirklich real?«, stieß sie hervor.

Liam konnte nicht anders. Der aufsteigende Mond, das Versprechen eines Sternenhimmels, der Duft des Sees im Haar der Frau und dazu diese rauchige Nimm-mich-Stimme … Er küsste sie. Welche bessere Methode könnte es geben, sie – und auch sich selbst – von seiner Existenz zu überzeugen?

Sie schmeckte wie sie roch: nach Zucker, Kirschen und der Frische des Wassers im Wind. Ihre Lippen teilten sich, als sie erschrocken aufkeuchte, und Liam hätte sie losgelassen, hätte sie nicht die Finger angespannt und die Nägel in sein Hemd gekrallt, um ihn festzuhalten.

Als ihre Zunge hervorzuckte und blitzschnell über seine Unterlippe schnellte, war er verloren. Er küsste sie, wie er seit Äonen keine Frau geküsst hatte, und sie erwiderte den Kuss.

Sie war fast so groß wie er. Er musste noch nicht mal den Hals beugen, um sie zu kosten. Sie klammerte sich weiter an seinem Hemd fest, fast als fürchtete sie, er könne ihr sonst entwischen. Als wäre er dazu fähig.

Sie hätte ihm eine scheuern müssen. Dass sie es nicht tat, stachelte sein Verlangen umso mehr an.

Er labte sich an ihr, und sie war süß und warm und willig. Alles, was er bei einer Frau ersehnte.

Liam küsste sie weiter, tat darüber hinaus jedoch nichts; er befürchtete, wenn er sie berührte, würde er sich noch zu viel mehr hinreißen lassen. Wie man ihm gesagt und gezeigt hatte, waren Männer wilde Tiere, und in diesem Moment war Liam Grant ganz und gar ein Mann.

Also überließ er seinem Mund die Eroberung; es schien sie nicht zu stören. Doch er grub nicht die Finger in ihr herrliches Haar. Wölbte nicht die Hände um ihre festen, samtigen Brüste. Öffnete nicht seine Hose und schob ihre nach unten, um …

Dìteadth. Er war ein wildes Tier.

Im Loch ertönte ein Platschen, woraufhin die Frau gleichzeitig den Mund von seinem löste und sein Hemd losließ. Aber sie blieb nahe genug, dass Liam in der zunehmenden Kälte von der Hitze ihres Körpers umfangen wurde.

Mit gerunzelten Brauen guckte sie ihn an. »Warum hast du mich geküsst?«

War sie wirklich so naiv? Wenn ja, sollte sie auf keinen Fall allein hier draußen sein. Sie sollte ohne einen Aufpasser überhaupt nirgendwo sein.

Sie starrte ihn weiter an, während sie auf seine Antwort wartete. Warum hatte er sie geküsst?

»Du wolltest wissen, ob ich real bin.«

Leise lachend schüttelte sie den Kopf und machte einen Schritt zurück. Liam verkrampfte die Hände, um nicht wieder nach ihr zu greifen. »Natürlich bist du real. Was solltest du sonst sein?«

»Der Geist von Urquhart Castle?«

Kris legte den Kopf schräg. »Gibt es einen Geist von Urquhart Castle?«

»In Schottland hat jede Burg einen Geist.«

»Nur dass Geister nicht real sind.«

Liam zog eine Braue hoch. »Daraus schließe ich, dass du nicht aus der Gegend bist.«

»Im Gegensatz zu dir.«

»Ja, ich war schon immer hier«, sagte er und seufzte tief. »Und das werde ich auch immer sein.«

Unter ihnen ertönte ein scharfes Knirschen – Schuhe auf Stein –, und Kris schrak zusammen. »Hallo?«, rief jemand. Sie drängte sich an Liam vorbei und spähte über die Brüstung. »Was machen Sie da oben?«

»Ich, äh, nun ja, wir …«

»Wir?«, wiederholte der Mann. »Wie viele seid ihr?«

Liam verließ das Turmzimmer und machte sich an den Abstieg der Treppe.

»Nur ich und …« Die Frau fluchte leise. Liam hörte, wie sie ihm nachsetzte, aber da war er schon unten und verschwand in der Nacht.

Laute Schritte ertönten auf der Treppe, dann stürzte ein Mann herein. Erst als Enttäuschung Kris durchzuckte, realisierte sie, dass sie gehofft hatte, er wäre es.

Doch während der erste Mann etwa ihre Größe und dazu die Statur eines muskulösen Athleten besessen hatte, war dieser Mann, bei dem es sich seiner Uniform nach um den Nachtwächter der Burg handeln musste, ein Hüne – mindestens eins neunzig groß, an die hundert Kilo schwer und mit Muskeln ausgestattet, wie Kris sie aus dem Kraftraum ihrer Highschool kannte, wenn das Footballteam grunzend und posierend trainiert hatte.

Kris war immer zu sehr auf ihre schulischen Leistungen bedacht gewesen, um sich je einen Footballspieler zu angeln; wenn sie ehrlich war, hatte sie zu sehr im Ruf einer Streberin gestanden, als dass je einer Notiz von ihr genommen hätte. Aber sie war weder dumm noch blind oder lesbisch gewesen, darum hatte sie jedes Mal, wenn sie am Fenster des Kraftraums vorbeigekommen war, hindurchgelinst. Sie hatte hindurchgelinst und sich den Anblick eingeprägt.

Jetzt verstand sie nicht mehr, warum. Wenn sie die voluminösen, aufgepumpten Muskeln, die sich unter der Uniform des Wachmanns abzeichneten, mit den harten, sehnigen Strängen unter dem abgetragenen T-Shirt des verschwundenen Mannes verglich, trug Letzterer ohne Frage den Sieg davon.

Der Neuankömmling maß sie mit seinem Blick. Auch er hatte blaue Augen, jedoch wirkten sie verwaschen in seinem blassen Gesicht, unter seinem Schopf, der unglücklicherweise die Farbe eines Orang-Utans aufwies.

Er leuchtete mit der Taschenlampe in jeden düsteren Winkel. Kris folgte dem Strahl begierig mit den Augen. Aber da war niemand.

Der Nachtwächter drehte sich mit gerunzelter Stirn zu ihr um. »Sie sagten wir

»Hier war ein Mann, aber jetzt ist er …« Kris spreizte die Finger. »Weg.«

Sein Stirnrunzeln wurde grimmiger. »Wo ist er hin?«

Kris zeigte achselzuckend zu den Stufen.

»Ich bin auf direktem Weg hier raufgekommen. Aber dabei habe ich niemanden runtergehen sehen.«

Ein nervöses Prickeln lief über Kris’ Rücken, aber sie ignorierte es. Es war ein Mann hier gewesen. Er hatte sie geküsst, Herrgott noch mal! Gespenster konnten nicht küssen.

Weil es keine Gespenster gab.

»Nun, da er nicht hier ist«, bemerkte sie ein wenig zu hitzig, »muss er wohl doch runtergegangen sein. Es sei denn, Sie wüssten noch einen anderen Weg nach draußen.«

»Nur diesen einen …« Der Wächter machte eine Bewegung, als wollte er sich über die Brüstung stürzen.

Kris widerstand dem Drang, hinüberzulaufen und sich zu vergewissern. Sie hätte es gehört, wenn er gesprungen wäre. Es hätte ein fieses Klatschen gegeben. Der Gedanke ließ sie erschaudern.

»Es wird allmählich frostig hier draußen, Miss. Am besten kehren Sie zurück …« Er machte eine Pause. »Wo wohnen Sie? Ich habe kein Auto bemerkt.«

»Im Loch Side Cottage.«

»Ah, das Haus der Camerons. Dann haben Sie es ja nicht weit. Ich begleite Sie zurück.«

»Danke, das ist nicht nötig.« Kris hob ihre Videokamera auf, erfreut, dass sie in dem Kuddelmuddel nicht zertrampelt worden war.

Oder von dem Phantom geklaut.

Kris hüstelte, um das unangemessene Lachen zu ersticken, das ihr zu entschlüpfen drohte.

»Was für ein Mann wäre ich, wenn ich eine Frau mitten in der Nacht allein durch die Gegend spazieren ließe?«

Im Schein der Taschenlampe umspielte ein Lächeln seine Lippen. »Urquhart Castle steht hier schon seit dem sechsten Jahrhundert. Ich bezweifle, dass es verschwinden wird, wenn ich einen Moment nicht hinsehe.«

Ganz im Gegensatz zu dem Mann, der Kris geküsst hatte.

»Sie sind sicher, dass Sie niemanden gesehen haben?«

»Sie sind sicher, dass Sie jemanden gesehen haben?« Er betrachtete den tiefdunklen Himmel. »Die Nacht spielt einem gelegentlich einen Streich.«

Hätte sie nicht mehr als einen Schatten gesehen, wäre Kris geneigt gewesen, ihm zuzustimmen. Aber die Nacht war nicht Trickbetrüger genug, um solide, attraktive Männer, die mit schottischem Akzent sprachen und sich auf Zungenküsse verstanden, vorzugaukeln.

»Ich bin Alan Mac«, stellte er sich vor. »Der Polizeichef von Drumnadrochit.«

Kris blinzelte. »Nicht der Wächter?«

»Es gibt hier zwar einen.« Alan Mac wandte die Augen ab. »Aber der bin nicht ich.«

Kris folgte seiner Blickrichtung, konnte jedoch nirgendwo einen Wächter entdecken. Sie nahm an, dass es hier jede Menge dunkler Winkel und Ecken gab. Er konnte überall stecken. »Was tut der Polizeichef hier, wenn es einen Wachmann gibt?«

»Spazieren gehen.«

Kris fand das schwer zu glauben. Aber wollte sie den »Polizeichef« wirklich der Lüge bezichtigen? Und was sollte sein Motiv sein?

»Ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.«

»Kris.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Kris Daniels.«

Seine Finger waren kalt wie der Wind; Kris schrak zusammen. »Verzeihung.« Er rubbelte die Handflächen an seiner Hose. »Mein Blut war schon immer ein wenig dünn. Es freut mich, Sie kennenzulernen.« Alan Mac gestikulierte zur Treppe. »Wenn Sie jetzt die Freundlichkeit hätten, den Turm zu verlassen.«

»Natürlich.« Kris stieg die Treppe hinab, dankbar für die Taschenlampe des Polizisten, die den Weg beleuchtete.

Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, bestand er darauf, sie zurück zu ihrem Cottage zu begleiten. Er ließ keinen Einwand gelten.

Unterm Gehen zermarterte Kris sich das Gehirn nach irgendeiner Frage, die sie stellen konnte, um die gespenstische Stille zu unterbrechen. »Hat der Wachmann oft mit nächtlichen Besuchern zu kämpfen?«

»Ach, nein. Wer verirrt sich im Dunkeln schon hierher?«

»Aber …« Kris schielte zum Wasser. »Der Loch Ness. Das …« Es fiel ihr schwer, das alberne Wort auszusprechen, aber sie schaffte es. »Ungeheuer.«

»Nessie?« Er schüttelte den Kopf. »Niemand hat sie je bei Nacht gesehen.«

Kris rekapitulierte, was sie darüber gelesen hatte. Es stimmte, dass sich die meisten Sichtungen am Tag ereigneten, und das machte durchaus Sinn. Mittags war das Licht am hellsten, es wurde vom trüben Wasser des Sees reflektiert und erzeugte Trugbilder. Außerdem war es die Zeit, zu der die meisten Leute unterwegs waren. Je mehr Menschen sich in der Gegend aufhielten, desto mehr Ammenmärchen würden erzählt. Trotzdem …

»Ich weiß, dass es Sichtungen bei Nacht gegeben hat«, widersprach sie.

»Gewiss. Schauen Sie sich doch nur um.« Alan Mac wies mit seiner gewaltigen Pranke auf die plätschernden Wellen. »Würden Sie nicht auch Dinge sehen, wenn Sie dort draußen in der Finsternis wären?«

Kris’ Augen wurden schmal. »Ich habe diesen Mann wirklich gesehen.«

»Das bestreite ich ja gar nicht«, entgegnete er ruhig.

Kris beschloss, das Mysterium um den Mann, den sie auf der Burg geküsst hatte, auf sich beruhen zu lassen. Sie hatte ihn gesehen, Alan Mac nicht. Ende der Geschichte.

Für den Moment.

»Warten Sie.« Kris blieb stehen, und der Beamte tat es ihr nach. »1999 wurde Nessie das erste Mal seit 1963 an Land gesehen. Und zwar nachts!«, verkündete sie mit einem triumphalen Stups in Richtung seiner breiten Brust.

Er schwenkte den Strahl der Taschenlampe von der Straße auf eine Stelle knapp oberhalb ihres Bauchnabels und musterte sie nachdenklich in dem diffusen gelben Lichtkegel. »Sie scheinen eine Menge über das Ungeheuer zu wissen.«

Upps.

»Ich … äh …«

Ihr fehlte die Übung. Bestimmt wurde das Lügen einfacher, je häufiger man log. Was erklären würde, warum die besten Lügner meist auch die dreistesten waren.

Bei ihrer Rückkehr aus Schottland wäre sie vielleicht auch in der Lage, einem Kind ins Gesicht zu sehen und zu sagen: Ich werde dich niemals verlassen, Schätzchen. Fest versprochen.

Kris krümmte sich innerlich, als die letzten Worte, die ihre Mutter je gesprochen hatte, durch ihren Kopf wisperten.

»Sind Sie ein Nessie-Jäger?«

»Nein!«, sagte sie viel zu laut. »Ich meine, ich jage nicht. Und wie könnte ich etwas jagen, das nicht …« Sie bremste sich noch rechtzeitig, bevor ihr die Wahrheit herausrutschen konnte.

Man kann nichts jagen, was nicht da ist.

»Ich bin hier, um zu …« Warum um alles in der Welt war sie hier?

»Oh, warten Sie.« Sein verwirrtes – oder war es ein argwöhnisches? – Stirnrunzeln glättete sich. »Sie sind diese Schreiberin. Mir fällt ein, dass Effy von Ihnen gesprochen hat. Wollen Sie über Nessie schreiben?«

Kris hatte nicht gesagt, worüber sie schreiben wollte, aber dieses Thema war genauso gut wie jedes andere, gleichzeitig würde es erklären, warum sie so verdammt viel wusste.

»Selbstverständlich.«

»Ein Kinderbuch?«

Warum nur dachte jeder, dass sie an einem Kinderbuch arbeitete?

»Ja.«

Er nickte weise. »Ich habe gehört, dass ihr Schriftsteller nicht gern über eure Arbeit redet. Um keinen Fluch auf euch zu ziehen.«

»Genau.« Kris griff die angebotene Erklärung dankbar auf, auch wenn sie an Flüche ebenso wenig glaubte wie an die Märchen, in denen man sie fand. »Und das möchte ich auf keinen Fall riskieren.«

Sie setzten sich wieder in Bewegung. Die Lampe, die sie im Inneren des Cottages hatte brennen lassen, hob sich wie ein strahlend heller Blitz gegen die dunkle Nacht ab. Hinter dem Haus ragten die Berge, von denen Kris wusste, dass sie im Sonnenschein saphirgrün leuchteten, wie die großen, schwarzen Buckel eines mythischen Wesens auf.

Sie seufzte. Ein einziger Tag in Drumnadrochit, und schon ließ sie sich von der Massenparanoia anstecken.

»Mac ist Ihr Nachname?«, fragte sie, verzweifelt nach einem unverfänglichen Gesprächsthema suchend.

»Mackenzie«, korrigierte er. »Jeder nennt mich Alan Mac, weil mein Vater Mac ist, verstehen Sie?«

Das tat sie nicht, trotzdem nickte sie.

»Es gibt haufenweise Mackenzies. Der Name stammt aus dem Hochland.«

»Sind alle Mackenzies miteinander verwandt?«, fragte sie neugierig.

»Ja, wenn auch nicht zwingend blutsverwandt. In den alten Tagen hatte jeder Stamm einen Anführer. Einen sogenannten Clan-Chieftain. Jeder Clanangehörige nahm als Zeichen seiner Loyalität den Namen seines Chieftains an. Dieser Brauch reicht bis ins elfte Jahrhundert zurück.«

»Bis ins elfte Jahrhundert«, wiederholte Kris staunend. Es kam ihr unvorstellbar vor. Sie selbst hatte keine Ahnung, wann ihre Vorfahren nach Amerika gekommen waren oder woher sie ursprünglich stammten. »Leben Sie schon immer hier?«

»Allerdings.« Er hob die breiten Schultern, ließ sie wieder sinken. »Wo sollte ich hingehen? Warum sollte ich wegziehen?«

Der Gedankengang war ihr so fremd, dass Kris keine Erwiderung einfallen wollte. Er könnte überall hingehen. Alles Mögliche tun. Die Vorstellung, für immer am selben Ort zu wohnen wie zuvor schon die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, machte sie nervös. Zugegeben, sie lebte schon seit ihrem zwölften Lebensjahr in Chicago, aber könnte sie nicht reisen, würde sie durchdrehen.

»Wenn Sie schon immer hier gelebt haben, müssen Sie praktisch jeden kennen.«

»Jeden in der näheren Umgebung. Aber wir haben viele Touristen und andere Fremde, die eine Weile bleiben und wieder abreisen.« Er schaute sie direkt an. »So wie Sie.«

»Kennen Sie zufällig einen Mann, der etwa so groß ist wie ich und um die fünfundachtzig Kilo schwer? Er hat lange schwarze Haare.« Kris deutete mit der Hand in etwa Schulterlänge an, dann runzelte sie die Stirn.

Sie wusste nicht, ob wellig oder glatt, denn er hatte sie aus seinem attraktiven Gesicht gestrichen gehabt, weil sie nass gewesen waren. Aber warum?

Kris hatte ihn nicht gefragt. Ihre Zunge war anderweitig beschäftigt gewesen.

»Blaue Augen«, fuhr sie hastig fort. »Schottischer Dialekt. Circa fünfundzwanzig.«

»Diese Beschreibung passt auf viele im Dorf.« Alan Mac lachte. »Sie sollten dieses Phantom lieber aufgeben.«

Aber Kris gab nie etwas auf, das sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Andernfalls wäre sie nicht hier.

Ein schweres Platschen ertönte aus Richtung See.

»Was war das?«, fragte sie.

»Nessie.«

»Sie sagten doch, dass man sie nur am Tag sieht.«

Alan Mac wandte den Blick zum Loch Ness. »Nur, weil man sie nicht sehen kann, heißt das nicht, dass sie nicht da ist.«