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Widmung

Dieses eBook ist der Übersetzerin Grete Reiner (geb. Grete Stein, * 20. November 1892; † März 1944) gewidmet, die von den Nationalsozialisten im Dezember 1942 in das Sammellager Theresienstadt verschleppt und im März 1944 in Auschwitz ermordet wurde.

Grete Reiner war als Herausgeberin und Übersetzerin tätig. 1926 beendete sie ihre kongeniale Übertragung des »Braven Soldaten Schwejk«. Was anderen Übersetzern unmöglich erschien, nämlich die tschechisch-böhmische Alltagssprache des Buches, die zwischen derb und ungehobelt, augenzwinkernd und ironisch schwankt, angemessen ins Deutsche zu übertragen, gelang Grete Reiner aufs Beste. Die mehrsprachige Reiner übersetzte zahlreiche weitere Werke, auch einige andere von Jaroslav Hašek. Nebenbei gab sie auch die tschechische Emigrantenzeitung ›Deutsche Volkszeitung‹ heraus.

Grete Reiner ist eines der vielen Opfer unter den Kulturschaffenden und Intellektuellen des Landes, die den Nazis mit ihrer primitiven und dumpfen Weltanschauung zum Opfer fielen.

Der Herausgeber

 


Vorwort des Herausgebers

Jaroslav Hašek (1883–1923), der tschechische Schriftsteller und Satiriker, schuf mit seinem ›braven Soldaten Schwejk‹ eine der bekanntesten Figuren der Literaturgeschichte. Der Autor verarbeitete in dem Buch ironisch, jedoch mit ernsten und nachdenklichen Zwischentönen, seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg.

Zur k.u.k.-Armee eingezogen, hatte Hašek zunächst im Böhmischen Infanterie Regiment ›Freiherr von Czibulka‹ Nr. 91 an der Ostfront gedient. In russischer Kriegsgefangenschaft schloss er sich dann der tschechischen Legion an und wechselte auf die Gegenseite, zur Roten Armee. 1920 kehrte er als Bigamist mit einer russischen Ehefrau nach Prag zurück, denn er war von seiner tschechischen Angetrauten noch nicht geschieden. Die Arbeit am ›braven Soldaten Schwejk‹ nahm der Autor noch während des Weltkriegs auf.

Man sagt Hašek nach, er sei ein Scherzbold, ja ein Trunkenbold gewesen und hätte die meiste Zeit seines Lebens im Wirtshaus verbracht. Sogar große Teile des »Schwejk« soll er dort verfasst haben. Gern wird dabei übersehen, dass der Autor schon früh auf eine journalistische und literarische Karriere zusteuerte. Mit 17 Jahren veröffentlichte er seine ersten Gedichte und Reiseskizzen. In den Jahren 1908 bis 1911 schrieb er viele Humoresken für verschiedene Prager Zeitschriften, z. B. ›Kopřivy‹ und ›Karikatury‹. Auch gibt es viele Vorformen des ›Schweik‹ in anderen seiner Bücher und Schriften. Diese literarische Gesamtleistung erfordert große Disziplin und kann schwerlich das Produkt eines (nur) leichtlebigen Tagträumers und Trinkers sein.

Hašeks Schreibstil widersprach der damaligen Literaturkonvention, ungeniert legte er seinen Protagonisten die oft derbe und vulgäre Volkssprache in den Mund – während er als Erzähler im Hochdeutschen blieb. Die etablierte Literaturszene ignorierte ihn weitgehend, Hašeks genial eingesetzte Stilmittel verkennend.

Der ›Schwejk‹ sollte unvollendet bleiben. Der Autor litt an einer aus dem Krieg mitgebrachten Tuberkulose und war offenbar auch geschwächt durch langjährigen Alkoholkonsum. Jaroslav Hašek starb am 3. Januar 1923 im Alter von nur 39 Jahren in Lipnice (deutsch Lipnitz).

Die Erlebnisse des ›braven Soldaten Schwejk‹ sind in der Folgezeit vielfach nacherzählt und verfilmt worden. Und der ›Schwejk‹ wurde zum Sinnbild des schlitzohrigen, subversiven ›Kriegsdienstverweigerers‹.

Redaktion ModerneZeiten

 


Vorwort des Verfassers

Eine große Zeit erfordert große Menschen. Es gibt verkannte, bescheidene Helden, ohne den Ruhm und die Geschichte eines Napoleon. Eine Analyse ihres Charakters würde selbst den Ruhm eines Alexander von Mazedonien in den Schatten stellen. Heute könnt ihr in den Prager Straßen einem schäbigen Mann begegnen, der selbst nicht weiß, was er eigentlich in der Geschichte der neuen großen Zeit bedeutet. Er geht bescheiden seines Wegs, belästigt niemanden und wird auch nicht von Journalisten belästigt, die ihn um ein Interview bitten. Wenn ihr ihn fragen wolltet, wie er heißt, würde er euch schlicht und bescheiden antworten: »Ich heiße Schwejk …«

Und dieser stille, bescheidene, schäbige Mann ist wirklich der alte, brave, heldenmütige, tapfere Soldat Schwejk, der einst unter Österreich im Munde aller Bürger des Königreichs Böhmen war und dessen Ruhm auch in der Republik nicht verblassen wird.

Ich habe diesen braven Soldaten Schwejk sehr lieb und bin bei der Niederschrift seiner Abenteuer im Weltkrieg überzeugt, dass ihr alle für diesen bescheidenen, verkannten Helden Sympathie empfinden werdet. Er hat nicht den Tempel der Göttin von Ephesus in Brand gesteckt wie jener Dummkopf Herostrates, um in die Zeitungen und Schulbücher zu kommen.

Und das genügt.

Der Verfasser