Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – CORPS OF ENGINEERS: SCHRITT FÜR SCHRITT wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Susanne Picard; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust und Gisela Schell; Cover Artwork: Martin Frei.
Titel der Originalausgabe: STAR TREK – CORPS OF ENGINEERS: SOME ASSEMBLY REQUIRED
German translation copyright © 2015 by Amigo Grafik GbR.
Original English language edition copyright © 2002 by CBS Studios Inc. All rights reserved.
™ & © 2015 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.
This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.
ISBN 978-3-86425-711-7 (Juni 2015)
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SCHRITT FÜR SCHRITT
SCOTT CIENCIN & DAN JOLLEY
Based on
Star Trek
and
Star Trek: The next Generation
created by Gene Roddenberry
Ins Deutsche übertragen von
Susanne Picard
Für Denise.
Danke an Jeff Mariotte, John Ordover, Keith R.A. DeCandido und Paula Block
… S. C.
Für meinen Dad und meinen Bruder Clint, die mich vor Urzeiten diesem Stoff nähergebracht
haben.
… D. J.
Korl Harland blickte konzentriert auf den zentralen Bildschirm. Er lauschte Drei Silveris’ Stimme und ignorierte die schimmernden Photonenanzeigen über sich, die ihn abzulenken versuchten, sowie die ständig stärker werdenden Erschütterungen unter seinen Füßen. Seine Finger huschten über die Kontrollkonsole.
»Professor«, sagte Silveris und hielt sich am Türrahmen des Eingangs zum Labor fest. Seine Augen waren fest auf den seismischen Monitor gerichtet, den er in der Hand hielt. »Es erreicht den Thetabereich! Die nächste Schockwelle erreicht uns in weniger als zwei Minuten!«
»Ich bin mir der begrenzten Zeit durchaus bewusst«, entgegnete Harland ruhig. Die Photonenanzeigen, deren tanzende und sich ständig ändernde Lichtmuster ihn normalerweise beruhigten, flackerten und wurden schwächer.
Silveris trat zögernd ins Labor und stellte fest, dass sein Verstand trotz all seiner Furcht und der Angst, die die nahende Katastrophe ihm einflößte, doch noch Bewunderung und eine Spur von Ehrfurcht angesichts dieser gigantischen fremdartigen und mysteriösen Maschine empfand, die dort untergebracht war.
Der Professor beugte sich noch tiefer über die Kontrollen und redete auf den Computer ein. Es war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich glaube, du kannst mich hören«, wisperte er. »Ich glaube, ich kann mit dir sprechen.«
Erneut war ein Zittern zu spüren, dieses Mal heftiger, ein Stapel Padds stürzte von einem nahe stehenden Arbeitstisch herab, und eines der Laborfenster zersplitterte. Harlands achtfingrige Hand flog nur so über die Kontrollkonsole der Maschine. Er bettelte das System geradezu an, ihm zu antworten.
Professor Korl Harland, der es mit der Entwicklung des keorganischen Warpantriebs möglich gemacht hatte, dass diese Welt die Aufnahme in die Föderation der Vereinigten Planeten hatte beantragen können, hatte sein Bestes getan, um diese riesenhafte fremde Computeranlage in seinem Labor aufzubauen, das sich in einem Gebäude in den Vororten von Yirgopolis, der Hauptstadt Keorgas, befand. Yirgopolis selbst, das weniger als drei Millionen Einwohner hatte, war eine Küstenstadt, die sich an einer Bucht am östlichen Rand des am dichtesten bevölkerten Kontinents des Planeten Keorga befand. Yirgopolis war Teil einer ganzen Kette von Städten, die sich sowohl südlich als auch nördlich an der Küste entlang aufreihten, und schimmerte klar erkennbar als Herz Keorgas, als das hell erleuchtete Zentrum der keorganischen Kunst. Kunst, die bereits interplanetare Aufmerksamkeit erregt hatte und die sich, so wie auch der Rest der keorganischen Kultur, einer Bedrohung von verheerenden Ausmaßen gegenübersah.
Harland arbeitete, so schnell er konnte, und versuchte es mit allen Kontrollkombinationen, die er sich nur vorstellen konnte. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn und liefen langsam über seine leuchtend bunten Augenbrauen hinab. Er wusste, dass es funktionieren würde. Er wusste, dass er es schaffen konnte. Er hatte es selbst gesehen.
Als er und einige Assistenten die Maschine vor sieben Tagen zusammengebaut hatten, war der große zentrale Bildschirm kurz zum Leben erwacht. Eine leuchtend violette Energiematrix war für wenige kostbare Sekunden über den Schirm gehuscht, bevor dieser wieder schwarz wurde. Seither war der Bildschirm noch drei Mal wieder lebendig geworden, aber nie länger als ein paar Sekunden und immer als Antwort auf etwas, was nichts weiter als zufällige Eingaben auf der Kontrollkonsole gewesen waren.
Jetzt, wo Erdbeben Yirgopolis erschütterten und die Schockwellen immer näher kamen, die die Stadt mit Leichtigkeit dem Erdboden gleichmachen konnten, wollte Harland nichts mehr, als den Computer erneut zum Leben erwachen zu sehen.
Folgerichtig füllten sich Harlands Augen mit Tränen der Freude, als die erste Schockwelle sie traf und grelles violettes Licht das Labor flutete.
Anderswo in der Stadt Yirgopolis, ungefähr einen Kilometer von Harlands Labor entfernt, schmiegten sich zwei kleine Kinder im Keller ihres Hauses aneinander. Sie hatten gespielt, aber als die Erde zu beben und zu grollen begann, hatten sie Angst bekommen und sich gemeinsam in einer Ecke versteckt.
Rand, der Junge, hielt seine kleine Schwester Ria fest an sich gedrückt, obwohl sie sich wehrte. »Ich will nachsehen, ob es Munna gut geht!«, weinte Ria. Sie meinte ihr Haustier, das in einem Flugkäfig hinter dem Haus wohnte.
»Munna geht es prima«, sagte Rand. »Sie wird einfach davonfliegen, wenn etwas Schlimmes passiert.« Aber Ria befreite sich aus der Umarmung ihres Bruders und lief durch den Keller davon.
Sie schaffte es nicht bis zur Treppe. Ein Ruck ging durch die Erde, dann brach sie genau zwischen den Geschwistern auf. Ein Abgrund tat sich auf und gähnte zwischen Bruder und Schwester. Hölzerne Balken und Splitter von Metall und Glas regneten auf sie beide herab, als das Haus beinahe entzweibrach. Doch Rand beachtete die Zerstörungen nicht. Alles, was er sehen konnte, war seine kleine Schwester, die am Rand des klaffenden Spalts stolperte und dann Hals über Kopf hineinfiel.
Er bemerkte auch nicht das rasche violette Flackern eines Blitzes in einer Ecke des Kellers knapp unter der Decke. Oder die kleine glitzernde Kugel, die plötzlich dort materialisierte, kurz verweilte und von deren Oberfläche kleine Lichtstrahlen ausgingen.
Das Einzige, was Rand beschäftigte, als er auf den Abgrund zustürzte und mit einem Satz nach Rias Kleidung griff, war der fieberhafte Wunsch tief in seiner Seele, dass die Beben endlich aufhörten, dass sich die Erde wieder schließen würde und dass alles wieder so würde, wie es gewesen war, bevor die Erdbeben begonnen hatten.
Die silbrig glitzernde Kugel begann sich zu drehen, blitzte einmal auf, dann barst ein Vorhang violetter Energie daraus hervor. Er dehnte sich um Rands und Rias Haus aus, um schließlich ganz Yirgopolis einzuschließen, ebenso wie die umgebende Landschaft. Das Ganze dauerte weniger als zwei Sekunden.
Die Schockwellen, die durch den Kontinent rasten, wurden auf der Stelle langsamer und hielten schließlich ganz an, gebremst von einem seltsamen neuen Zittern, einem Vibrieren, das Felsen und Erde durchdrang. Genauso schnell brachen gewaltige Dornen leuchtend violetter Strahlung aus dem Boden und vereinigten sich miteinander. Sie zerrten an der Erde, zogen sie wieder zusammen, richteten die zusammengestürzten Gebäude wieder auf und bewirkten Millionen von winzigen Reparaturen. Das alles dauerte kaum länger als einen Herzschlag.
Dann, bevor irgendwelche Keorganer es mitbekamen oder gar Zeit hatten, zu begreifen, was vor sich ging, brach die violette Energie wieder zusammen und verschwand.
Im Keller ihres Hauses bemerkte Rand, dass er eine schluchzende Ria in den Armen hielt. Beide hatten sich auf dem Boden zusammengekauert. Die vorherige gewaltige Zerstörung war nur noch an feinsten Haarrissen in der Wand zu erkennen.
Yirgopolis atmete auf, nachdem es vom Rand eines grauenvollen und vernichtenden Todes zurückgerissen worden war.
Als Rand seine Schwester tröstete, glänzte die silbrig glitzernde Kugel noch einmal auf. Niemand hatte sie gesehen, doch sie war bereits spurlos verschwunden und hinterließ nur das Echo einer seltsamen tiefen und flüsternden Stimme: »Testprogramm eins abgeschlossen. Intelligente Wesen sind mit Interface-Parametern kompatibel. Bereite Testprogramm zwei vor.«
In seinem Laboratorium lag Harland flach auf dem Rücken. Er starrte zum zentralen Bildschirm des Computers hinauf, auf dem die violette Energiematrix langsam verschwand. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass Silveris mit ihm sprach.
»Es hat aufgehört! Die Schockwellen haben vollständig aufgehört!«
Harland warf einen Blick zu Silveris, der zwischen seinem seismischen Monitor und dem Fenster, das auf die Stadt hinausblickte, hin- und herschaute. Silveris hastete an Harlands Seite, als der ältere Mann auf die Füße kam.
»Sie haben es geschafft, Sir! Sie haben es geschafft, dass das System Ihnen antwortet!«
Ein wenig zittrig ging Harland auf die Kontrollkonsole zu. Dann ließ er seine Finger darübergleiten. Er bekam keine Antwort. Die Energiematrix war verschwunden, die gewaltige Maschine stand wieder kalt und leblos da. Aber Silveris hatte recht: Das System hatte die Schockwellen aufgehalten. Es hatte Yirgopolis vor der Zerstörung gerettet. Und er hatte es zum Leben erweckt. Irgendwie hatte er die Maschine aus ihrem Schlummer geweckt, wenn auch nur kurz.
Der Boden unter ihm zitterte nicht länger, aber Harland wusste, das würde nur eine zeitweilige Erleichterung sein.
»Ich werde dich verstehen«, flüsterte er. »Ja, das werde ich.«
Er machte sich wieder an die Arbeit, entschlossener denn je.
Die Hochsicherheitsarrestzellen auf Sternenbasis 27 hätte wohl niemand als geräumig bezeichnet. Oder gar als gemütlich. Oder als bequem, wenn man schon dabei war. Als Gast dieser besonderen Haftanstalt der Sternenflotte wäre man vielleicht, wenn man großzügig sein wollte, geneigt gewesen, die Zellen spartanisch zu nennen. Vielleicht hätte man auch funktional sagen können. Aber die meisten der Insassen benutzten Worte wie beengt, klaustrophobisch und beklemmend, bevor sie mit den richtigen Schimpfworten begannen.
Thajus Stone hatte eine ganze Liste von Adjektiven zusammengetragen, die er benutzen wollte, um seine eigene Zelle zu beschreiben, aber als sich seine Tür öffnete und er den Sternenflottenoffizier, der mit seinem Fall betraut war, genauer betrachten konnte, entschied er sich, dass es wohl besser war, den Mund zu halten.