Rebeccas Rache

 

 

 

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Band 38

 

Rebeccas Rache

 

von Dario Vandis

 

 

© Zaubermond Verlag 2014

© "Dorian Hunter – Dämonenkiller"

by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Titelbild: Mark Freier

eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur

 

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Alle Rechte vorbehalten

 

 

 

 

Was bisher geschah:

 

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor.

Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen, auf die de Conde es abgesehen hatte, blieben ungeschoren.

Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. So ging es fort bis in die Gegenwart.

Dorian Hunter begreift, dass er die Wiedergeburt de Condes ist. Es ist seine Aufgabe, den Dämonen nachzustellen und sie zu vernichten.

Hunter wäre auf sich allein gestellt, blieben ihm nicht die engsten Mitstreiter im Kampf gegen die Dämonen: Zunächst wäre da die junge Hexe Coco Zamis, die früher selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor. Hin und wieder eine große Hilfe ist ebenfalls der rätselhafte Olivaro, der früher selbst einmal als Oberhaupt der Schwarzen Familie fungierte, inzwischen aber die Seiten gewechselt hat und Dorian unterstützt. Allerdings bleiben die wahren Absichten des undurchsichtigen Überläufers meist im Dunkeln. Weitere Mitstreiter sind Unga, der Steinzeitmann, und der magisch auf Zwergengröße geschrumpfte Ex-Secret-Service-Agent Don Chapman.

Dorians Hauptgegner ist die Schwarze Familie, in der sich nahezu alle Dämonen, die unerkannt unter den Menschen leben, zusammengeschlossen haben. Ihr Oberhaupt ist Luguri, der Fürst der Finsternis, der in alten Schriften als Heilsbringer der Schwarzen Magie gefeiert wurde und nun alle Mühe hat, diesem Ruf gerecht zu werden. Sein Thron wackelt, denn wie viele seiner Amtsvorgänger hat auch er keine glückliche Hand, wenn es darum geht, die zerstrittene Familie zu einigen und sie endlich in eine neue, großartige Zukunft zu führen.

Kürzlich erst gelang es seiner Gegnerin, der Vampirin Rebecca, die gesamte Stadt Wien von Dämonen zu befreien und die übrig gebliebenen Schwarzblütigen in Vampire zu verwandeln und sie damit auf ihre Seite zu bringen. Jetzt proben die Blutsauger den Aufstand innerhalb der Schwarzen Familie. Sie, die von anderen Dämonen stets aufgrund ihrer schwachen magischen Kräfte verlacht wurden, wollen endlich einen Vampir auf dem Thron der Finsternis sehen. Rebecca scheint dafür wie geschaffen, denn sie hat Baphomet, einem hohen Dämon, das Blut ausgesaugt und damit seine Kräfte übernommen. Im Überschwang der Gefühle hat sie in Wien eine Versammlung der Vampire einberufen und sich in einem zweifelhaften Abstimmungsverfahren zur Herausforderin des Fürsten der Finsternis küren lassen. Ihr Plan, Luguri von der Spitze der Schwarzen Familie zu drängen, steht kurz vor der Vollendung ...

 

 

 

 

Erstes Buch: Ränkespiele

 

 

Ränkespiele

 

 

1. Kapitel

 

Etwa zwanzig Kilometer vor dem Golf von Morbihan lag nahe der bretonischen Küste ein wenige Quadratkilometer umfassendes Eiland, das seit einigen Jahren unter der Verwaltung französischer Behörden stand. Der frühere Besitzer, ein gewisser Graf Charles-Henri de Calmont, war vor Jahren auf rätselhafte Weise verstorben. Man fand ihn mit eingeschlagenem Schädel im Thronsaal seines mittelalterlichen Schlosses, von dem aus er in wahrhaft mittelalterlicher Manier über die Insel geherrscht hatte.

Er war ein Sonderling gewesen, ein verrückter Adliger, der sich bemüht hatte, die Zeit ein paar Jahrhunderte zurückzudrehen. Er bezahlte junge Frauen, damit sie ihm als Mätressen das eintönige Leben auf der Paradiesinsel versüßten. Selbst die antiquierte Sprache des fünfzehnten Jahrhunderts hatten sie nachahmen müssen, wollten sie nicht den Zorn des Grafen auf sich laden.

Mit seinem gewaltsamen Tod jedoch – der um so mysteriöser erschien, da auch seine Tochter kurz zuvor einem Mord zum Opfer gefallen war – fand das seltsame Treiben ein Ende. Die Mädchen kehrten der Insel den Rücken, und die meisten von ihnen weinten dem toten Grafen keine Träne nach. Der Mörder wurde nie gefunden und die Akte des Falles nach einiger Zeit geschlossen.

Zurück blieb das weitgehend zerklüftete Eiland, für das sich seither kein Käufer hatte finden können. Auch der Staat wusste mit dem unwirtlichen Areal nur wenig anzufangen. Als liege ein Fluch über der Insel, hatte jeder Interessent nach einer kurzen Besichtigung des Geländes ohne Angabe von Gründen auf den Kauf verzichtet.

Das Schloss des Grafen verfiel, und auch der Rest des Eilands machte einen öden Eindruck, der den Namen »Paradiesinsel« immer fragwürdiger erscheinen ließ. Bis auf einen winzigen Abschnitt im Westen, in dem sich zwischen hohem Schilf einige Ölbäume auf sumpfigem Untergrund erhoben, gab es nichts als raues, kahles Felsgestein, das nur hin und wieder von kleinen widerstandsfähigen Buschgruppen durchsetzt war.

Etwa zwei Kilometer nordwestlich des Mittelpunkts der Insel fand sich sogar ein kleiner Hügel, in dessen Umkreis jegliche Vegetation verschwunden war. Ein unheimlicher, düsterer Hauch wehte um den niedrigen Höhleneingang, der direkt in das Innere des Hügels führte. Der Pesthauch des Bösen, der die ganze Insel zu einem trostlosen Gelände machte, fand an dieser Stelle seinen Ursprung. Deutlich war der Nachhall einer dämonischen Ausstrahlung zu spüren, die vor langer Zeit der Höhle ihren Stempel aufgedrückt hatte.

Die schwarzhaarige, schlanke Frau, die sich dem Hügel jetzt mit festen Schritten näherte, schien sich an diesem Odem nicht zu stören. Zielstrebig ging sie auf den etwa einen Meter hohen Felsenspalt zu, um geduckt darin zu verschwinden. Mit traumwandlerischer Sicherheit fand sie sich im Innern des Hügels zurecht.

Uralte, halb zerfallene Stufen führten einige Meter in die Tiefe und kündeten davon, dass der ganze Berg keineswegs natürlichen Ursprungs war, sondern irgendwann in grauer Vorzeit Teil eines großartigen, von Menschenhand geschaffenen Bauwerks gewesen sein musste.

Die Schritte der Schwarzhaarigen stoppten in einem etwa fünfzehn Quadratmeter bemessenden Raum, der einem überdimensionalen Dolmen ähnelte. Die Langsteine in den Wänden passten fugenlos ineinander, wie von kundiger Hand geformt, und auch die Decke des Raumes bestand aus meterlangen Megalithen, die nebeneinandergelegt das Grab vom Rest des Hügels abschlossen. Nur eine winzige Stelle in der Rückwand fügte sich nicht in dieses Bild. Dort war ein etwa faustgroßes Loch durch einen Stein geschlagen, das mit der Zeit von außen durch nachrückenden Lehm und Erde verschlossen worden war.

Die Schwarzhaarige ließ ihre Blicke durch den Raum schweifen und erkannte trotz der Finsternis die Überreste unzähliger Tiere und Menschen, die – fast vollständig verwest – immer noch einen furchtbaren Geruch verströmten. Eine unheimliche Macht, gefangen zwischen den Wänden dieser unfassbaren Grabstätte, hatte ihre Opfer einst in Stücke gerissen und im Ansatz aufgefressen.

Ein Großteil dieser Macht schien fort – für immer. Doch auch jetzt noch atmeten die steinernen Mauern das Böse, als habe es sich unwiderruflich zwischen den riesigen Megalithen festgesetzt. Als habe das Monstrum, das hier einst gefangen gehalten wurde, den Ort nicht vollständig verlassen …

Die etwa fünfundzwanzig Jahre alte Frau zeigte sich von der perversen Art von Leben, die den Ort erfüllte, sichtlich irritiert. Sie hatte fest damit gerechnet, eine leere, tote Höhle vorzufinden.

Eine Gänsehaut strich über ihren wohlgeformten Rücken, obgleich sie doch selbst nichtmenschlich war und zu den verdammten Geschöpfen der Nacht gehörte.

Sie entsann sich ihres Vorhabens und schritt augenblicklich zur Tat. Ihr ursprünglicher Plan, die Nacht und den darauffolgenden Tag in dieser entsetzlichen Grube zu verbringen, schien ihr nunmehr wenig annehmlich, aber ihr blieb keine andere Wahl, wenn sie ihr Ziel erreichen wollte.

Die Leichenreste machten ihr nichts aus. Auch nicht die stinkenden Exkremente, die die Luft verpesteten.

Das Andere allein war es, das sie berührte. Es war hier – und doch weit fort! Es fehlten ihr die Worte, um das Gefühl der Bedrohung zu beschreiben, das sie in der übergroßen Grabstätte empfand.

Sie atmete tief durch und versuchte die bösen Gedanken zu verscheuchen, die als leises Flüstern in ihr Hirn zu dringen suchten.

Bist du gekommen, mich zu wecken?

Sie wandte sich verwundert um.

»Wer spricht da?«, presste sie zwischen den Zähnen hervor und glaubte sich bereits getäuscht zu haben, als das unsichtbare Etwas antwortete. Das unhörbare Knirschen morscher Steine formte sich zu dunklen, tiefen Worten, die wie Messer in den Leib der Fremden schnitten.

Wie kannst du fragen! – Ich, Luguri!

Sie schüttelte den Kopf. Das war unmöglich. Luguri hatte diese Höhle schon vor langer Zeit verlassen! Sie lauschte angestrengt, doch auf einmal herrschte Totenstille in dem Grab. Das Wesen hatte sich zurückgezogen.

Mit unruhiger Hand bereitete sie den Zauber vor, der dem Erzdämon das schwarze Blut in den Adern gefrieren lassen sollte. Luguri – der vor langer Zeit den Thron der Finsternis bestiegen hatte und weitab von diesen Mauern existierte! Die Megalithen rumorten unter dunklen, magischen Bannern und gaben zerstörerische Kräfte frei, die sie seit Tausenden von Jahren in sich trugen.

In den nachfolgenden Stunden spalteten unzählige Blitze den Nachthimmel über der bretonischen Küste.

Die Paradiesinsel wurde von ihrem Fluch befreit.

Und als der Zauber abgeschlossen war, machte sich die Schwarzhaarige eiligst von dannen. Ihr Werk war erfüllt, der Untergang des Fürsten eingeleitet.

Wer von nun an einen Blick in die Gespensterhöhle warf, hätte darin kaum noch etwas Wunderliches schauen können.

Jene stinkende Fassade aus massivem Felsgestein, die das Grab des großen Erzdämons beherbergt hatte, war wie vom Erdboden verschluckt. Die Höhle war leer. Und der Odem des Bösen, der bisher daraus entströmte, war verschwunden.

An einen anderen Ort.

Um dort zu wüten …

 

Warren McCall benahm sich wie ein Gentleman, als er die junge Shelley Evans zum Essen ausführte, und niemand der Umsitzenden ahnte, dass das breite Lächeln auf seinen Lippen von der Vorfreude auf die blutige Mahlzeit herrührte, die er noch heute Abend zu sich zu nehmen gedachte.

Shelley Evans flirtete mit dem Tod.

Warren empfand nicht den Hauch eines Bedauerns für das junge Mädchen, das vermutlich nicht einmal gewusst hatte, wie ihm geschah, als es auf offener Straße von einem blonden, jungen Mann angesprochen worden war, dessen wunderschöne braune Augen es sofort in ihren Bann geschlagen hatten. Warren war sich seiner körperlichen Vorzüge durchaus bewusst, und so blieb es ihm während der Jagd oft erspart, seine magischen Kräfte ins Spiel zu bringen. Seine Opfer gingen ihm mit schöner Regelmäßigkeit ins Netz, ohne dass er einen Finger rührte, sie einzufangen.

Shelley war hingerissen, als sie Warren dabei beobachtete, wie er das Tablett mit den beiden überdimensionalen gebackenen Kartoffeln in den Händen balancierte und zu ihrem Tisch zurückkehrte. Sie saß für ihr Leben gern an diesen Plastiktischen im höchsten Stockwerk der Norwich Mall, von dessen Geländer man zwei Stockwerke tief auf die Passagen des überdachten Einkaufszentrums hinunterblicken konnte. Und baked potatoes, bestreut mit zerriebenem Käse, waren ihr Lieblingsessen.

Warren dagegen konnte sich ein leichtes Stirnrunzeln nicht verkneifen, während er das Fast-Food-Ambiente, das die gesamte Etage vereinnahmte, in sich aufsog. Er mokierte sich innerlich über die stil- und lieblos aneinandergereihten Sitzbänke und die unzähligen kleinen Pizzabäcker und Bratwurstverkäufer, die um das Tischfeld herum ihre Ware an den Kunden zu bringen versuchten. Warren war, entgegen der typisch englischen Esskultur, ein Genießer, und es behagte ihm nicht, eine Mahlzeit zwischen Tür und Angel zu verschlingen, während bereits die nächsten Gäste darauf warteten, dass man den Tisch freimachte.

Aber er tröstete sich damit, dass es sich ja nur um eine Vorspeise handelte. Und kein Mensch der Welt würde ihm den Genuss der Hauptmahlzeit verderben können.

»Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe«, seufzte Shelley fröhlich und machte sich augenblicklich über ihre Mahlzeit her. »Das ist fast zu schön, um wahr zu sein.«

Er lächelte freundlich und übte sich ein wenig in belangloser Konversation. Die Kartoffel wollte ihm nicht recht munden, aber er beschloss, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und schlang sie in tapferen Bissen hinunter. Er wollte der jungen Frau die letzten Stunden ihres Lebens nicht verderben.

Mit interessierter Miene erkundigte er sich nach ihrem Beruf, hörte aber nur noch mit halbem Ohr zu, als sie zu erzählen begann. »Ich studiere noch etwa anderthalb Jahre. Danach werde ich hoffentlich langsam das erste Geld verdienen.«

Nein, wirst du nicht, dachte Warren McCall vergnügt.

»Eigentlich komme ich aus London, aber vor einigen Jahren war ich bei einer Freundin hier in Norwich zu Besuch, und die Stadt hat mich derart verzaubert, dass ich es mir in den Kopf gesetzt habe, hier mein Studium zu beginnen. Die alte Kathedrale, die süße Innenstadt, das ist alles kein Vergleich zum stinkigen, abgasverseuchten London. Noch dazu eine Universität mitten im Grünen. Was kann man sich Schöneres wünschen?«

Warren nickte verständnisvoll. Shelley machte es ihm wunderbar einfach. Er gab ab und an ein paar Stichworte, und sie schwafelte unbekümmert drauflos, ohne ihm Zeit für eine Erwiderung zu lassen. Nicht einmal während sie ihr Essen zerkaute, hielt sie den Mund.

»Was treiben Sie denn so, wenn Sie nicht gerade wildfremde Mädchen zum Essen einladen?«, fragte sie, nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatte, und Warren fühlte sich fast augenblicklich in arge Erklärungsnöte gebracht.

»Ich bin Prokurist«, sog er sich eine schnelle Antwort aus den Fingern. »Eigentlich komme ich aus dem Süden, aus Brighton.«

»Das hört man«, lachte Shelley vergnügt, »Ihr Zungenschlag verrät Sie. Aber man muss schon ein besonderes Ohr dafür haben. Sie verbergen Ihre Herkunft sehr gut.«

»Danke«, erwiderte McCall. Seiner Ansicht nach war es an der Zeit, das Einkaufszentrum zu verlassen.

»Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang?«, schlug er vor.

Shelley nickte, und sie stiegen die Treppen ins Erdgeschoss hinunter. Es war kurz vor acht, und die meisten Läden schlossen gerade ihre Türen. Die Mall selbst würde aber noch einige Zeit offenstehen.

Sie verließen das Gebäude, und Warren lenkte ihrer beider Schritte unmerklich in Richtung Bahnhof, wo sein Wagen parkte.

»Ich glaube, wir haben heute Vollmond«, meinte Shelley leichthin, und Warren McCall konnte sich ein bedeutungsvolles Nicken nicht verkneifen. Die Straßen leerten sich zusehends, und er bemerkte, wie die junge Frau zusehends unruhiger wurde und auf Abstand zu ihm ging. Er beeinflusste sie leicht und wischte all ihr Misstrauen beiseite. Stumm und willig folgte sie ihm zur Railway Station, und nur ihr abruptes Schweigen zeugte davon, dass sie nicht mehr vollständig Herrin ihrer Sinne war. Die letzte Chance, ihr Leben zu retten, war dahin.

Er führte sie zu einem alten Ford, der direkt vor dem Eingang des Bahnhofsgebäudes stand, und öffnete ihr die Beifahrertür. Kommentarlos ließ sie sich auf dem zerschlissenen Sitz nieder. McCall nahm hinter dem Steuer Platz und startete den Wagen.

»Sie lieben ein lauschiges Plätzchen im Grünen?«, erinnerte er sich kichernd an den geringen Teil ihres Geschwafels, der bei ihm hängen geblieben war. »Nun gut. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«

Shelley hockte starr wie eine lebensgroße Puppe auf dem Beifahrersitz und machte keine Anstalten, sich gegen das drohende Unheil aufzulehnen. McCall steuerte den Wagen in Richtung Osten und bog in die Bluebell Road ein, die parallel zum Universitätsgelände verlief. Die Nacht war bereits hereingebrochen, und je deutlicher sich der Vollmond am Himmel abzeichnete, desto unruhiger wurde Warren. Er fühlte die dunklen Kräfte in sich aufsteigen und fürchtete, es nicht mehr bis zum See zu schaffen, an dessen Ufer er sich ungestört der ahnungslosen Shelley Evans widmen wollte.

Auf der Hälfte der Straße ging ein Sandweg in Richtung Universität ab, und Warren nutzte die Gelegenheit, um den Wagen auf dem Seitenstreifen zu parken. Er befahl Shelley, das Auto zu verlassen, griff sie draußen bei der Hand und hastete mit ihr den schmalen Fußweg entlang, wobei er jedoch nicht die Richtung zur Universität einschlug, sondern eine Abzweigung zur Südseite des East Anglia Lake nahm. Zusammen mit seinem Opfer verschwand er im dichten Ufergebüsch und warf Shelley an einer geeigneten Stelle auf den Boden.

Ein erleichtertes Knurren entrang sich seiner rauen Kehle. Endlich brauchte er sich nicht länger zurückzuhalten. Mit hastigen Bewegungen streifte er sich die Kleider vom Leib und warf sie achtlos in die Büsche. Sein hypnotisiertes Opfer im Blick ließ er sich nach vorn auf alle viere fallen, und die Verwandlung nahm ihren unabänderlichen Lauf. Mit gelben, glitzernden Pupillen verfolgte er, wie lange, dunkle Haare aus seinen Handrücken zu sprießen begannen. Die Haut seiner Unterarme war bereits mit einem dichten Flaum bedeckt. Es blieben der hilflos daliegenden Shelley Evans nur noch wenige Minuten, bis sie den messerscharfen Reißzähnen eines geifernden Dämonenmauls zum Opfer fallen würde.

Der schrecklich veränderte McCall stürzte sich mit einem tiefen Grollen auf das Mädchen – und prallte überrascht zurück, als seine Krallen über die unsichtbare Barriere schrammten, die sich in Sekundenschnelle über der Frau manifestiert hatte. Wütend schlug er mit seinen Pranken nach dem Hindernis und versuchte, es mit brachialer Gewalt zu überwinden.

»Nicht so ungestüm«, erklang eine fistelige, leise Stimme hinter ihm, und Warren warf sich erschrocken herum. Mit zusammengekniffenen Augen fixierte er die schwächliche Gestalt am Rand des Weges, die sich unbemerkt genähert hatte. Die Tatsache, dass der Fremde es geschafft hatte, die geschärften Sinne eines Raubtieres zu täuschen, hätte McCall eine Warnung sein müssen, aber in seiner veränderten Gestalt war er nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, und stürzte sich zornig auf sein neues Opfer, das es gewagt hatte, ihm bei seinem Festmahl in die Quere zu kommen.

Der schmale Mann mit den spinnenartig dünnen Gliedmaßen schaute ungerührt zu, wie das Monstrum vor ihm zum Sprung ansetzte, und machte nicht die geringsten Anstalten, der Bestie auszuweichen. McCall flog wie von der Sehne geschnellt auf den in ein beigefarbenes, bodenlanges Stoffgewand gehüllten Mann zu und glaubte die Beute bereits sicher, als seine Schnauze wie von einem Hammerschlag getroffen zurückgeschleudert wurde und er jaulend auf dem Sandweg zu liegen kam. Blut schoss dem ernüchterten Lykanthropen aus der gebrochenen Nase.

Der Fremde lächelte. »So viel überschüssige Energie? Lass dich mal ansehen.« Er heftete seinen durchdringenden Blick auf den sehnigen Körper des Tieres und seufzte vernehmlich.

»Eine Wolfskatze«, setzte er höhnisch hinzu. »Wie originell! – Es ist ein Schande, dass so eine jämmerliche Gestalt wie du sich zur Schwarzen Familie zählen darf.« Mitleidlos schaute er auf das Untier herab, das sich schmerzgepeinigt vor seinen Füßen wälzte.

»Steh auf!«, herrschte er das Monster an, und McCall bemühte sich taumelnd, auf die Beine zu kommen. Doch er schien wenig aus seiner Niederlage gelernt zu haben, denn sobald er wieder einigermaßen sicher auf den Hinterläufen stand, warf er sich erneut dem hageren Mann entgegen und riss den Rachen auf, um ihn mit einem einzigen Biss seiner schneidend scharfen Zähne zu zerfetzen.

Der Fremde verlor langsam, aber sicher die Geduld. Wie von einer unsichtbaren Faust getroffen wurde der Dämon zur Seite geschleudert und prallte gegen einen der umstehenden, dichten Laubbäume. Seine Rippenknochen barsten vernehmlich, und er blieb zuckend vor dem Baumstamm liegen. Blut versickerte im Sand, und ein gequältes Knurren entrang sich der perplexen Raubtierkehle.

Das faltige, verhärmte Gesicht des Fremden verzog sich zu einem dünnlippigen Lächeln. Die trockene, pergamentartige Haut schabte wie mumifiziertes Leder über den spitzen Kieferknochen, als sich der Mund des Hageren öffnete.

»Ich habe dich gewarnt, du Scheusal. Du bist es nicht einmal wert, dass man dich mit Füßen tritt, Warren McCall. Deine ganze Sippe ist ein verkommener, nichtsnutziger Haufen, der längst aus der Familie hätte ausgestoßen werden müssen.« Er trat auf den Verwandelten zu, der sich, immer noch halb gelähmt vom Schmerz, am Boden wälzte. Die Verletzungen begannen bereits zu verheilen, aber die Wolfskatze besaß noch längst nicht wieder die Kraft, sich aufzurichten.

Der Fremde beobachtete, wie sich die verletzte Schnauze langsam verformte und das menschliche Gesicht des Biedermannes Warren McCall darunter sichtbar wurde. Die dunkle Kraft, die vom Vollmond genährt im Körper des Lykanthropen gewühlt und ihn in eine Mischung aus Wolf und Luchs verwandelt hatte, war einer dumpfen Beklemmung gewichen, die sich mit dem Schmerz der gebrochenen Rippen zu einem wehklagenden Gefühl der Niederlage vermischte. McCall war zum ersten Mal in seinem Leben auf einen überlegenen Gegner gestoßen.

»Dein Bruder Cyrill hatte mehr Anstand als du«, zischte der Fremde verächtlich und blieb eine Handbreit vor dem armseligen Fabelwesen stehen. Das Gesicht und der Oberkörper eines Menschen sprossen aus dem fellüberwucherten, sehnigen Leib eines Raubtieres, und es wollte McCall nicht gelingen, die Rückverwandlung zu vollenden.

»Obgleich auch er ein Schwächling war, überschätzte er seine eigenen Kräfte nicht und stellte sich immer auf die Seite des Stärkeren. Mir scheint, dir fehlt es nicht nur an magischer Reife, sondern auch an Klugheit, Warren. Nicht einmal eine Menschenfrau kannst du reißen, ohne sie dir vorher gefügig zu machen«, stieß er mit einem Seitenblick auf die leblos daliegende Shelley Evans hervor.

Der Wolfsleib zuckte, und tatsächlich begann das Fell nun büschelweise von der rosafarbenen Haut des Dämons abzufallen. Warren McCall nahm all seine verbliebene Kraft zusammen und machte die Verwandlung rückgängig.

»Wer bist du?«, brachte er stöhnend hervor, als er sich endlich wieder artikulieren konnte.

»Man nennt mich Zakum«, entgegnete der andere leidenschaftslos. »Bilde dir also keine Schwachheiten ein, was einen neuerlichen Angriff angeht. Wenn du dich noch einmal widerspenstig zeigst, werde ich mir einen anderen Dämon zur Zusammenarbeit suchen. Ich hoffe, du weißt, was das für dich bedeutet …«

»Zusammenarbeit?« Warren erholte sich nur langsam. Aber die Gewissheit, einem der mächtigsten Dämonen der Welt gegenüberzustehen, ließ ihn Anstalten machen, sich zusammenzunehmen. Zakum, der mächtige Lordkanzler des Fürsten der Finsternis und Luguris rechte Hand! Warren McCall schimpfte sich einen Narren, dass er es gewagt hatte, den Hageren anzugreifen.

Doch der Lordkanzler, der innerhalb der Schwarzen Familie auch das Amt des dämonischen Archivars bekleidete, zeigte kein Interesse, sich an dem unbedeutenden Dämon zu rächen. McCall fühlte plötzlich einen unerklärlichen Kraftfluss durch seinen Körper strömen. Die Wunden, aufgrund der natürlichen Selbstheilungskräfte eines jeden Dämons bereits wieder im Verwachsen begriffen, schlossen sich schlagartig, und Augenblicke später wurde Warren wieder von der ursprünglichen Energie durchpulst, die ihn vor einer halben Stunde dazu getrieben hatte, Shelley Evans an den Rand der Stadt zu locken.

Er wusste, wem er diesen Kraftschub zu verdanken hatte, und verneigte sich artig vor dem Lordkanzler. Zakum winkte mit einer beiläufigen Geste ab und registrierte gleichzeitig den begehrlichen Blick, den McCall zu dem hypnotisierten Mädchen hinüberwarf. »Bezähme deinen Hunger. Nachher bleibt dir Zeit genug, dich mit dem Mädchen zu beschäftigen.«

Der Lykanthrop nickte und richtete sich behände auf. Die Schmerzen waren wie weggeblasen, und auf Zakums Befehl hin suchte er seine verstreuten Kleider zusammen und zog sich an.

»Du kannst die Frau mitnehmen«, meinte Zakum, »sie wird uns nicht hinderlich sein bei unserem Vorhaben. Es werden nur Vorbereitungen getroffen, um dich in die bevorstehende Aufgabe einzuweisen.«

McCall wusste mit den Worten des dämonischen Archivars wenig anzufangen. Dennoch schulterte er den Körper Shelley Evans' gehorsam und ging unter Führung des Lordkanzlers zu seinem Wagen zurück.

Überrascht registrierte er, wie Zakum die Tür öffnete und sich auf dem Beifahrersitz niederließ. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass der Lordkanzler sich bereitwillig in einem von Menschenhand geschaffenen Verkehrsmittel transportieren ließ. Auch Warren hätte im täglichen Leben gerne auf den Wagen verzichtet, aber er war nur ein kleines Licht innerhalb der Schwarzen Familie, und sich durch reine Gedankenkraft von einem Ort zum anderen zu bewegen, ging weit über seine Kräfte.

»Es wäre unnütz, das Gefährt hier stehen zu lassen. Ich habe keine Lust, dich später zurückzubringen, damit du es abholen kannst«, ließ sich der Lordkanzler zu einer Erklärung herab, und Warren nickte hastig, auch wenn ihm immer noch verborgen blieb, was der dämonische Archivar eigentlich plante.

Er öffnete die Heckklappe des Wagens und brachte Shelley Evans im Kofferraum unter. Ihr Gehirn war durch die Beeinflussung vollkommen blockiert, und so würde sie auch während der Fahrt keine Schwierigkeiten machen. Er warf die Klappe zu und setzte sich ans Steuer. Gerade hatte er den Schlüssel aus der Innentasche seines Anzuges hervorgeholt und wollte den Motor starten, als Zakum zu seiner Verwunderung die Beifahrertür öffnete und den Wagen verließ.

»Was …?«

Das Wort rann wie ein Windhauch über Warren McCalls Lippen, aber er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Erschrocken warf er einen Blick durch die Frontscheibe und starrte auf das unheimliche Bild, das sich seinen verdutzten Augen bot.

Er erblickte eine ehrwürdige, steinerne Mauer, die von einem ebenso hohen, schmiedeeisernen Gittertor durchbrochen wurde, in dessen Flügeltüren verschiedene Verzierungen und Ornamente eingelassen waren. Hinter dem Gitter erkannte er eine lehmig feuchte, erdige Ebene, in deren Grund scheinbar wahllos und ohne erkennbare Struktur unzählige Grabsteine eingelassen waren. Sie standen kreuz und quer auf dem riesigen Gelände und neigten sich zum Teil bedrohlich dem Boden entgegen, als müssten sie jeden Augenblick umstürzen.

Ein Friedhof?

Doch irgendwie schien das profane Wort diesem unheimlichen Areal nicht gerecht zu werden. Kein Grashalm war zu sehen, kein Gehweg, der zwischen den wüst herumstehenden Grabsteinen hindurchführte. Und kein Ende der Ebene, soweit das Auge reichte.

Warren McCall schauderte. Der Lordkanzler hatte sie beide mitsamt dem Wagen innerhalb eines Sekundenbruchteils an diesen unwirklichen Ort versetzt. Und McCall war sicher, diesen Friedhof in ganz Norfolk noch nicht zu Gesicht bekommen zu haben.

Insgeheim zweifelte er sogar daran, dass er sich überhaupt noch auf der Erde befand.

»Was suchen wir hier?«, konnte er sich nun nicht mehr verkneifen zu fragen, nachdem er, dem Lordkanzler folgend, ebenfalls den Wagen verlassen hatte. Kühle Nachtluft wehte um seine Nasenflügel und trug den faden Geruch der Lehmerde heran.

Zakum enthielt sich einer Antwort und näherte sich mit lautlosen Schritten dem großen Tor, dessen Flügel vor ihm, wie von Geisterhand bewegt, zur Seite glitten. Er drehte sich um und warf McCall einen ermutigenden Blick zu. »Tritt näher. Es wird dir niemand etwas zuleide tun.«

Da war sich Warren McCall gar nicht mehr so sicher. Aber er vertraute auf den Schutz des mächtigen Dämons und überwand sich, ihm auf den Friedhof zu folgen, obgleich ihm das Gelände fremdartig und unheimlich erschien. Nur weil er selbst ein Untier war, bedeutete das nicht, dass der die Gesellschaft anderer Bestien schätzte.

Der Friedhof jedoch schien verlassen zu sein. Eine dritte dämonische Aura suchte der Lykanthrop vergeblich.

Zakum durchschritt das Tor, und Warren blieb ihm auf den Fersen. Im Vorübergehen warf er einen scheuen Blick auf die durcheinandergewürfelten Grabsteine. Er hatte gehofft, dass die Inschriften ihm zumindest einen Hinweis auf das Land, in dem er sich befand, geben könnten, doch zu seiner Verwunderung musste er feststellen, dass die Steine, abgesehen von einigen von grober Hand eingemeißelten Mustern, gänzlich blank geschliffen waren. Die Wolfskatze hätte sich an einen anonymen Soldatenfriedhof erinnert gefühlt, wenn die Grabsteine nicht so unsystematisch und anscheinend dem puren Zufall folgend in die Erde gestampft worden wären.

Warren McCall dachte zurück an die paralysierte Shelley Evans und biss die Zähne zusammen bei dem Gedanken, dass er sich jetzt viel lieber am East Anglia Lake mit den Überresten der Studentin befasst hätte, als hier dem dämonischen Archivar an einen unbekannten Ort zu folgen, an dem eine ebenso unbekannte Aufgabe auf ihn wartete. Weshalb hatte sich der Lordkanzler nicht einen anderen Dämon ausgesucht, vielleicht einen mit etwas mehr Einfluss und Kraft, als die gesamte McCall-Sippe besaß? Hündisches Entsetzen packte den Wolfsmenschen bei dem Gedanken, dass dies, was er hier zu tun im Begriff war, vielleicht irgendwie – gefährlich sein könnte. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an das Versprechen Zakums, sich später noch um Shelley kümmern zu können. Das implizierte immerhin, dass es ein solches Später für ihn gab.

Schaudernd folgte er dem dämonischen Archivar auf einen Hügel, der weithin sichtbar über dem Gelände thronte. Auf halber Höhe blieb der Lordkanzler stehen. Zu seinen Füßen gähnte ein schwarzes Loch in der Erde, in dem Warren McCall ein frisch ausgehobenes Grab erkannte. Er zuckte bei dem Gedanken zusammen, dass vielleicht daran gedacht worden war, ihn selbst darin unterzubringen, und seine flehenden Blicke suchten die kalten Augen des dämonischen Archivars. Zakum erriet den Grund seiner Angst und lächelte schwach.

»Glaubst du im Ernst, ich würde mir solche Mühe machen, eine Wolfskatze zu töten?«, fragte er den zitternden Dämon.

Warren klirrten die Worte wie zerbrechendes Glas in den Ohren, als er registrierte, mit welcher Gleichgültigkeit der Lordkanzler von seinem Tod sprach.

»Auf dich wartet eine große Aufgabe, Warren!«, fuhr der Archivar fort, und seine deutlich hervortretenden Kieferknochen mahlten wie zwei spröde Mühlsteine aufeinander. »Ich hoffe nur, dass du dich ihrer würdig erweist. Falls nicht, wäre ich wirklich sehr enttäuscht, und du kannst dir vorstellen, was das für dich bedeutet.«

McCall nickte unmerklich. Natürlich konnte er das, welche Frage!

Der Lordkanzler erklärte ihm in wenigen Worten, was er von ihm erwartete, ohne dabei jedoch das Geheimnis zu lüften, weshalb er ausgerechnet ihn für diese Aufgabe ausersehen hatte. Doch Warren verbot sich jede Gegenfrage, denn das Wort des Lordkanzlers war Gesetz.

Kaum zehn Minuten später verließ der Archivar den Friedhof, und der Lykanthrop blieb, wie auf heißen Kohlen sitzend, allein zurück. Er dachte an Shelley Evans, den Geschmack ihres süßen Blutes auf seiner Zunge und ließ ein enttäuschtes Knurren hören. Er musste Zakums Befehl gehorchen und durfte diesen Platz nicht verlassen, bis der Lordkanzler zurückkehrte. Aber einen Freund hatte sich der dämonische Archivar damit nicht geschaffen. Doch wen kümmerte es schon, welchen Platz eine Wolfskatze im großen Spiel der Schwarzen Familie zugewiesen bekam? Warren hockte in sich zusammengesunken wie ein alter Mann, dem alle Kraft entwichen ist, auf einem der blankgeschliffenen Grabsteine und versuchte, das Dunkel des Friedhofs mit seinen Blicken zu durchdringen. Das Tor war meilenweit entfernt und in der Düsternis nicht zu erkennen.

Ob es in dieser Gegend wohl noch einmal Tag werden würde?

Doch selbst dann wäre Shelley Evans, die im Kofferraum seines Wagens auf ihn wartete, unerreichbar weit fort, denn jeden Augenblick konnte der Lordkanzler zurückkehren und ihn dabei erwischen, wie er seinen Posten verlassen hatte.

Nicht einmal die Kraft des Mondes reichte bis auf dieses einsame Stück Erde herab, und so blieb McCall auch die Verwandlung in seine geliebte Raubtiergestalt verwehrt.

 

 

2. Kapitel

 

Coco wälzte sich verschlafen im Bett, während Dorian und Chapman bereits aufgestanden waren und ihre Sachen zusammenpackten. Heute wollten sie endlich das Hotel verlassen und in das Helnwein-Haus in Hietzing umziehen, wie sie es eigentlich schon für den gestrigen Tag geplant hatten. Doch die Versammlung der Vampire hatte all ihre Pläne über den Haufen geworfen. Sie waren gezwungen worden, kurzfristig umzudisponieren, und hatten einen Plan ausgeheckt, um das Blutsaugertreffen zu belauschen.

Chapman war in die Zamis-Villa eingedrungen und hatte ein Abhörgerät im Keller installiert, das es Dorian und Coco möglich machte zu verfolgen, was auf der Versammlung gesprochen wurde. Dabei war der Puppenmann jedoch von einigen Vampiren entdeckt worden, und der Dämonenkiller musste zusammen mit der ehemaligen Hexe in das Haus eindringen, um Chapman aus dem Schlamassel zu befreien. Nur mit Mühe und Not hatten sie die Zamis-Villa wieder verlassen können. Coco hatte sich zusammen mit Dorian und dem Puppenmann in den schnelleren Zeitablauf versetzt und sie alle in Sicherheit gebracht. Diese Aktion hatte sie natürlich enorme Kraft gekostet, weshalb sie auch heute Morgen wahrscheinlich noch etwas wacklig auf den Beinen sein würde.

»Wir können also davon ausgehen, dass es demnächst zum großen Knall kommt!«, hatte Dorian das Ergebnis des Vampirtreffens kommentiert, nachdem sie das Hotel erreicht und sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatten. Natürlich war die Abstimmung eine Farce gewesen, da Rebecca nur diejenigen Vampire eingeladen hatte, deren Zustimmung sie sich im Voraus versichert hatte. Aber wen würde das in ein paar Jahren noch interessieren?

Nach dem Frühstück packten die drei ihre Sachen und verließen das Hotel. Mit dem Auto fuhren sie in die Jagdschlossgasse im 13. Bezirk. Helnweins Haus trug die Nummer 231 und lag ganz am östlichen Ende der Straße. Erinnerungen kamen in Dorian auf, als er das kleine, einstöckige Gebäude erblickte, das nur einige Meter von der Straße entfernt hinter einem kleinen Vorgarten stand.

Jahrelang hatte Norbert Helnwein, der Sammler okkulter Schriften und Gegenstände, hier gewohnt. Der alte Mann war Dorian oft eine große Hilfe im Kampf gegen die Dämonen der Schwarze Familie gewesen, indem er ihm wichtige Informationen oder geheimnisvolle magische Waffen wie das Henkersschwert zukommen ließ, mit dem der Dämonenkiller einen seiner entarteten Brüder hatte töten können.

Ebenso war es Helnwein zu verdanken, dass Dorian Coco nicht bei ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer in seinem ungezügelten Dämonenhass auf einem Scheiterhaufen verbrannt hatte, weil er sie für eine Hexe hielt. Der besonnene alte Mann hatte ihn davon überzeugen können, dass Coco Zamis aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hatte.

»Die alten Geschichten lassen einen niemals los«, sinnierte die ehemalige Hexe mit einem Blick auf den nachdenklich aus dem Fenster starrenden Dämonenkiller. Sie ahnte, womit er sich in Gedanken gerade beschäftigte.

Sie hatte ihm niemals einen Vorwurf daraus gemacht, dass er sie hatte umbringen wollen. Der Kampf zwischen Dämonen und Menschen war unerbittlich, und nicht selten waren es gerade die Schwarzblütigen, die einen perversen Spaß daran fanden, ihre Opfer mit unbeschreiblicher Grausamkeit zu quälen und zu foltern. Coco Zamis hatte Dorian lieben und schätzen gelernt, aber es hatte eine Weile gedauert, bis sie bereit gewesen war, den brennenden, erbarmungslosen Hass zu akzeptieren, der den Dämonenkiller immer wieder dazu trieb, den Kampf gegen die Geschöpfte der Finsternis zu suchen. Auch wenn es Tage gab, an denen ihn die Resignation übermannen wollte, und er insgesamt gesehen nicht mehr der unbändige Wüterich vergangener Jahre war, würde er doch niemals aufgeben, so lange nur noch ein einziger Dämon auf Erden wandelte, der den Sinn seines unwürdigen Lebens darin sah, unschuldige Menschen in Elend und Verderben zu stürzen. Der Beiname Dämonenkiller war eine Verpflichtung, die er nicht so einfach abschütteln konnte.

Er räusperte sich und fuhr sich mit der rechten Hand über die Stirn, als wolle er die Vergangenheit mit dieser kurzen Bewegung beiseitewischen. Dann verließ er den Wagen. Coco folgte ihm auf dem Weg zum Haus und trug den Rucksack mit dem Puppenmann darin in der Hand. Das wenige Gepäck, das sie besaßen, wollten sie nachher aus dem Wagen holen.

Einen Moment lang drohte Dorian das Misstrauen zu übermannen, als er die Stufen zur Haustür hinaufging, die Schlüssel aus der Tasche holte, aufschloss und die Diele betrat. Schließlich wusste Rebecca von ihrer Ankunft in Wien, und mit ebenso großer Sicherheit besaß sie Kenntnis von dem Domizil in der Jagdschlossgasse, das Coco und Dorian schon des Öfteren als Unterschlupf gedient hatte. Leider lag die Zamis-Villa nur wenige Minuten von hier entfernt, sodass es der Vampirin keine Schwierigkeiten machen würde, ihre Kreaturen binnen weniger Minuten herzuschicken.

Doch dann tat er die bösen Gedanken mit einer kurzen Handbewegung ab. Das Haus war abgesichert und besaß einen magischen Schutzschild, der von Coco und Unga während ihres letzten Besuches in Wien angebracht worden war. Kein Dämon – und schon gar keine dieser armseligen Vampirkreaturen Rebeccas – war in der Lage, das Haus zu betreten.

Coco schloss die Tür hinter sich, und sie schauten sich um. Alles schien unverändert.

Sie standen in einer klaustrophobisch engen Diele, die nur mit einer billigen Garderobenablage ausgestattet war. Coco öffnete den Rucksack und entließ den Puppenmann aus seinem Gefängnis.

Dorian betrat zuerst das Wohnzimmer, das er von seinen früheren Besuchen noch in guter Erinnerung hatte. Die Wände waren übersät mit wertvollen okkulten Waffen und anderen geheimnisvollen Gegenständen, und die Breitseite des Raumes war über und über von exotischen, grauenvoll anzuschauenden Dämonenmasken behängt. Einige Stücke darunter waren unter Sammlern von schier unschätzbarem Wert. Nach dem Tod Norbert Helnweins, der vor langen Jahren in Liechtenstein das Opfer des Vampirs Thören Rosqvana geworden war, hatte der Dämonenkiller das Erbe des alten Mannes angetreten. Leider hatte er jedoch nie Zeit gefunden, sich eingehend mit dem Besitz Helnweins zu beschäftigen. Dorian, früher selbst ein eifriger Sammler magischer Gegenstände, war im Laufe der Zeit immer mehr von seinem Kampf gegen die Dämonen in Anspruch genommen worden. Oft hatte er den Entschluss gefasst, Helnweins Haus leer räumen und den Besitz in die Jugendstilvilla nach London oder ins Castillo Basajaun schaffen zu lassen. Glücklicherweise hatte er zumindest Letzteres nie realisiert, da Helnweins Schatz dann zwangsläufig zusammen mit der Burg zerstört worden wäre. Außerdem hatte sich in der letzten Zeit gezeigt, dass es gar nicht von Nachteil sein konnte, in Wien über eine feste Unterkunft zu verfügen, da die Heimatstadt Cocos doch immer wieder, wie von unsichtbarer Hand gelenkt, in den Mittelpunkt der Geschehnisse zu rücken schien. Oftmals war die Initiative dabei von Skarabäus Toth, dem Schiedsrichter der Schwarzen Familie, ausgegangen. Doch auch nach seinem Tod rissen die merkwürdigen Vorkommnisse in der Donaustadt einfach nicht ab.

Der Dämonenkiller hörte, wie Coco sich im Flur mit Chapman unterhielt und die beiden sich schließlich auf den Weg in den ersten Stock machten. Das Obergeschoss des Hauses war nur zum Teil ausgebaut und besaß vor allem ein wohnlich eingerichtetes Gästezimmer, dessen Wandschrägen dem Raum ein urgemütliches Ambiente verliehen.

Natürlich mussten die Zimmer zuvorderst vom gröbsten Staub befreit werden. Ebenso waren Essensvorräte zu beschaffen, denn aller Wahrscheinlichkeit nach würde sich der Aufenthalt in Wien noch etwas hinziehen. Bislang stand noch nicht fest, auf welchen Tag Rebecca den Kampf gegen Luguri gelegt hatte.

Dorian besann sich jedoch erst einmal auf das Naheliegende und versicherte sich, dass die magischen Schutzzeichen, die Unga angebracht hatte, alle unverändert ihre Wirkung entfalteten. Eine unliebsame Überraschung, wie Chapman sie im Hotel am Stephansplatz erlebt hatte, wollten sie, wenn es möglich war, vermeiden.

Dann folgte er Coco und dem Puppenmann in den ersten Stock. Das Gästezimmer war relativ winzig, erhielt aber gerade dadurch seine Gemütlichkeit. Neben der Tür stand ein klobiger alter Holzschrank, und gegenüber konnte man durch ein Dachfenster auf die Jagdschlossgasse hinabblicken. Ein antiker, aber reichlich unbequemer Holzstuhl fristete in der hinteren Ecke des Zimmers als Staubfänger sein undankbares Dasein. Er stand neben einem kleinen Holztisch, an dessen anderem Ende sich auch schon das schmale Bett anschloss, in dem der Puppenmann übernachten würde. Coco und Dorian würden im Erdgeschoss in Helnweins Bett schlafen. Der alte Sammler hatte ein Doppelbett in seinem Schlafzimmer stehen, obgleich er nie verheiratet gewesen war. Dieser Umstand kam Dorian und Coco gut zupass.

»Jemand muss sich um das Essen kümmern«, meinte Dorian an die beiden anderen gewandt, die sich bereits jeweils ein Reinigungstuch geschnappt und begonnen hatten, das Zimmer vom gröbsten Staub zu befreien.

Coco nickte, ohne sich umzudrehen.

»Und weshalb sagst du uns das?«, fragte sie zurück, wobei sie das amüsierte Lächeln, das um ihre Lippen spielte, vor den Blicken des Dämonenkillers verbarg. »Siehst du nicht, dass wir gerade beschäftigt sind?«

Chapman nickte zur Bestätigung.

»Sehr beschäftigt!«, fügte er hinzu und schaute Dorian auffordernd an.

»Schon gut, schon gut!«, bequemte sich der Dämonenkiller zu einer Antwort. »Ich werde uns etwas besorgen.«

Sie einigten sich auf ganz normale Wiener Hausmannskost: ein paar Schnitzel mit Beilagen, die er irgendwo in den Tiefkühlfächern des nächsten Supermarktes auftreiben wollte.

Er verließ das Zimmer und stieg die Stufen ins Erdgeschoss hinunter. Selbst die Wände des Treppenaufganges und der kleinen Diele im ersten Stock waren von Dämonenmasken und magischen Waffen bedeckt. Dorian hatte sich bis jetzt überhaupt nur einen groben Überblick über den Besitz des alten Helnwein schaffen können. Aber es stand zu vermuten, dass sich in diesem Haus noch einige sehr interessante Gegenstände verbargen, die das Dämonenkiller-Team im Kampf gegen die Schwarze Familie vielleicht gut gebrauchen konnte.

Er verließ das Haus und besorgte den Einkauf in Rekordzeit. Zu Hause angekommen warf er die Lebensmittel in den wieder in Betrieb genommenen Tiefkühlschrank und verabschiedete sich dann erneut von Coco und Chapman, um sich auf den Weg zur Polizeidirektion zu machen. Die ehemalige Hexe und der Puppenmann würden derweil das Haus ein bisschen wohnlicher gestalten und sich dann am Nachmittag mit Dorian treffen, um die weiteren Unternehmungen abzusprechen.

 

Eine Stunde später schaute der Puppenmann interessiert aus dem Fenster des Gästezimmers auf die Jagdschlossgasse herab. Eine ältere Dame führte auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihren Hund spazieren: einen scheußlich fetten, uralten Pudel, der bereits einen Großteil seines Fells verloren hatte und dessen nackter Rücken in einem hässlichen Rosa schimmerte. Das armselige Tier schleppte sich kraftlos dahin und quälte sich anscheinend mit jedem Schritt dem Tode entgegen.

Chapman wandte den Blick angewidert ab.

Ansonsten war es auf der Straße verhältnismäßig ruhig. Nur hin und wieder rollte ein Auto die Fahrbahn entlang oder lief ein Kind auf dem Nachhauseweg von der Schule über den Bürgersteig. Wer hier am Rande der Großstadt wohnte, führte in der Regel ein ruhiges, von finanziellen Sorgen befreites Leben.

Dennoch hätte Chapman um nichts mit diesen Leuten tauschen wollen. Sie lebten ahnungslos vor sich hin, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein, die sich in Gestalt der Dämonen mitten unter sie geschlichen hatte. Nicht einmal das Versprechen, seine ursprüngliche Gestalt zurückzuerhalten, hätte ihn bewegen können, dem Dämonenkiller-Team den Rücken zu drehen.

Er sprang vom Fensterbrett herunter und verließ das Gästezimmer. Staunend blickte er im Flur auf die unzähligen Dämonenmasken, die an der Wand des Stiegenabganges hingen. Unten hörte er Coco im Schlafzimmer hantieren. Wahrscheinlich schüttelte sie das verstaubte Bettzeug aus.

Die Masken mochten teilweise jahrhundertealt sein. Sie zeigten die abscheulichen Fratzen irgendwelcher urtümlichen Gottheiten, und manche von ihnen strahlten genau jenes fein nuancierte Grauen aus, das ihre Echtheit und Gefährlichkeit verriet, wenn sie nur von jemandem benutzt und aktiviert wurden, der sich auf die entsprechende uralte Magie verstand.

Ganz rechts befand sich ein grob geschnitztes Teufelsgesicht, dessen Augen, Nase und Mund herausgebrochen worden waren, sodass sie offensichtlich geschaffen worden war, um bei irgendeinem düsteren Sabbat von einem Satansanbeter aufgesetzt zu werden. Ob das Antlitz allerdings dem Asmodis entsprach, vermochte Chapman nicht zu sagen. Er bezweifelte es jedenfalls stark. Asmodi II. war ein Gestaltwandler gewesen, und nur wenige Dämonen hatten sein ursprüngliches Aussehen überhaupt gekannt.

Neben der Satansfratze hing ein winziger, grauenvoll anzuschauender Schädel, der wie das Überbleibsel eines Schrumpfkopfes wirkte. Seine pupillenlosen Augen starrten blind zur Mitte des Zimmers.

Es folgten mehrere Masken süd- und mittelamerikanischer Art, dann welche, denen ihre zentralafrikanische Herkunft deutlich anzusehen war. Helnwein schien sie alle sorgfältig und einer gewissen geografischen Logik folgend an der Wand befestigt zu haben.

Die untere Reihe der Fratzen, die ganz in schwarz gehaltene Motive aus unbekannten Dämonenmythologien enthielt, folgte der Treppe wie eine Art makabres Geländer in das Erdgeschoss hinab. Chapmans Blicke saugten sich an den grotesken Zügen der einzelnen Gesichter fest, von denen ihm das eine oder andere sogar bekannt vorkam. Die Ähnlichkeit mit existierenden Dämonen oder Geistern war frappierend und vielleicht sogar beabsichtigt. Ob man mit diesen Masken Macht über die jeweiligen Schwarzblütigen ausüben konnte?

Der Blick des Puppenmanns schweifte jedoch plötzlich zu einer der schwarzen Masken in der unteren Reihe ab. Hatten sich ihre Züge nicht soeben bewegt und ihm ein verächtliches Lächeln zugeworfen?

Er atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Bei dieser Anzahl grässlicher Gesichter konnte schon mal die Einbildung mit einem durchgehen.

Da! Schon wieder!

Diesmal hatte er sich bestimmt nicht getäuscht. Eine Maske auf der anderen Seite hatte ihren Mund zu einem höhnischen Grinsen verzogen, und als Chapman sie mit seinen Blicken sezierte, verbreiterten sich ihre Lippen weiter.

Der Schweiß schoss dem Puppenmann plötzlich aus allen Poren. Halluzinierte er etwa? Augenblicklich kam ihm Cocos Bemerkung in den Sinn, dass das Haus vor eventuellen dämonischen Einflüssen abgesichert sei. Was hier geschah, war absolut unmöglich.

Sein Blick irrte kreuz und quer über die Wand, und tatsächlich: Mehrere der Masken begannen sich plötzlich zu regen, verzogen ihre Mienen, formten ordinäre Worte mit ihren stummen Lippen und schienen den Puppenmann zu verhöhnen. Ein Dämonenantlitz aus der unteren Reihe löste sich von der Wand. Enervierend langsam schwebte es auf den zur Salzsäule erstarrten Ex-Agenten zu.

Er wollte nach Coco rufen, doch die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Ein unheimlicher Bann hatte sich auf ihn gelegt und hinderte ihn am Sprechen. Hilflos und stumm wie ein Fisch musste er den Dämonenreigen ertragen, den die zum Leben erwachten Masken plötzlich exerzierten. Wie auf ein stilles Kommando hin hatten sie sich allesamt von der Wand gelöst und schwebten nun in geringem Abstand um den Puppenmann herum.

Mit leuchtenden Augen tanzten sie im Kreis und bewegten sich im Rhythmus einer unhörbaren, gespenstischen Musik.