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Wenn ich mein Leben noch mal leben könnte, würde ich versuchen mehr Fehler zu machen. Ich würde mich entspannen. Ich würde bis zum Äußersten gehen. Ich würde alberner als bei diesem Trip sein. Ich würde weniger hygienisch sein. Ich würde mehr Chancen wahrnehmen. Ich würde mehr unternehmen. Ich würde mehr Berge besteigen, in mehr Flüssen schwimmen und mehr Sonnenuntergänge beobachten. Ich würde mehr Eis und weniger Spinat essen. Ich würde mehr aktuelle Probleme und weniger eingebildete haben.

Wie du siehst, bin ich einer von den Menschen, die prophylaktisch und vernünftig und gesund leben. Stunde um Stunde, Tag für Tag. Oh, ich hatte meine Momente, und wenn ich noch mal leben könnte, hätte ich viel mehr. Eigentlich würde ich gar nichts anderes wollen. Einfach nur Augenblicke, einen nach dem anderen, anstatt so viele Jahre im Voraus zu leben und zu denken. Ich war eine von der Sorte Leute, die nirgendwohin ohne ein Thermometer, ein Gurgelwasser, einen Regenmantel und einen Fallschirm gehen. Wenn ich noch mal leben könnte, würde ich leichter reisen als bisher.

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich im Frühling früher anfangen, barfuss zu laufen und im Herbst später damit aufhören. Ich würde öfters die Schule schwänzen. Ich würde gute Noten nur aus Versehen schreiben. Ich würde öfter Karussell fahren. Ich würde mehr Gänseblümchen pflücken.

Wenn du dich andauernd nur schindest, vergisst du sehr bald, dass es so wunderschöne Dinge gibt, wie zum Beispiel einen Bach, der Geschichten erzählt, und einen Vogel, der singt.

Nadine Stair (85 Jahre, Marathonläuferin)

Vorwort

Teil 1

Erlebnis- und Interaktionspädagogik

1.

Was ist Erlebnispädagogik

 

1.1

Das Hahn’sche Konzept

 

1.2

»Moderne« Erlebnispädagogik

 

1.3

Aktualität der Erlebnispädagogik

 

1.4

Die Frage nach dem Transfer

 

1.5

Zusammenfassung der wichtigsten Thesen des ersten Kapitels

2.

Was sind Interaktionsspiele?

 

2.1

Ein Schritt seitwärts: die Interaktionspädagogik

 

2.2

Interaktionspädagogik und soziales Lernen

 

2.3

Beschreibung von Interaktionsspielen

 

2.4

… und ihre Kategorisierung nach Komplexität

 

2.5

Zusammenfassung der wichtigsten Thesen des zweiten Kapitels

3.

Die Verknüpfung von Interaktionspädagogik (bzw. Interaktionsspielen) und Erlebnispädagogik

 

3.1

Erlebnispädagogische Maßnahmen in der Interaktionspädagogik

 

3.2

Interaktionsspiele in der Erlebnispädagogik

 

3.3

Zusammenfassung der wichtigsten Thesen des dritten Kapitels

4.

Resümee, Kritik, Schlussgedanken

5.

Die Qualifikation eines Erlebnispädagogen

Teil 2

Interaktionsspiele: erlebt, beschrieben und bewertet

1.

Schritte beim Einsatz von Interaktionsspielen in der pädagogischen Arbeit

2.

Übersicht der Spiele

 

2.1

Interaktionsspiele der zweiten Stufe

 

2.2

Interaktionsspiele der dritten Stufe

 

2.3

Nachbesprechungshilfen

Anmerkungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Die Autorin

Vorwort

„Praktische Erlebnispädagogik 1“ wurde bereits vor einiger Zeit überarbeitet. Diese Überarbeitung betraf dabei vor allem die Aktualisierung des ersten Kapitels, das sich mit den Grundlagen der Erlebnispädagogik befasst. In der aktuellen Auflage sind im Spieleteil ein paar Ungenauigkeiten ausgebessert und, wo nötig, sicherheitstechnische Hinweise eingebaut worden. Nach dem Erscheinen des Nachfolgebandes „Praktische Erlebnispädagogik 2“ mit neuen handlungsorientierten Übungen wurde der Untertitel von Band 1 auf „Bewährte Sammlung motivierender Interaktionsspiele“ geändert, ebenso kamen einige Spiele hinzu. Die Länge der Sätze hat sich hingegen nur unwesentlich verkürzt. Trotzdem hoffe ich, dass der Inhalt verständlich ist. Das vorliegende Buch gliedert sich daher nach wie vor in zwei Teile. Der erste Teil versucht auf theoretischer Ebene die Fragen: »Was ist Erlebnispädagogik?« und »Was sind Interaktionsspiele?« zu klären, um anschließend die Vorteile einer Verknüpfung der beiden untersuchen zu können. Im zweiten Teil ist eine Sammlung praktischer Beschreibungen erprobter Interaktionsspiele mit Anwendungshinweisen zu finden, denen wir für die neunte Ausgabe weitere Spiele hinzugefügt haben.

Teil I:

Zu Beginn wird das Schlagwort »Erlebnispädagogik« mit den Gedanken Kurt Hahns, der als Vater dieses Ansatzes gesehen wird, beleuchtet. Dass er nicht der Erfinder einer neuen Pädagogik war, machte Prinz Max von Baden deutlich, als man ihn auf die Besonderheiten der von Hahn ins Leben gerufenen Schule in Salem ansprach: »Hier ist alles gestohlen, und das ist gut so, von Hermann Lietz, der wie kein anderer wagte, Jungen zu Mitträgern der Verantwortung zu machen, von Goethe, von den englischen Public Schools, von den Boy Scouts, von der deutschen Jugendbewegung nach den Freiheitskriegen, von Plato. Sie werden nichts finden, wovon wir sagen können: Das haben wir entdeckt.«1 Die Erlebnispädagogik nach Hahn ist daher als Teilbewegung der Reformpädagogik, die um die Jahrhundertwende einsetzte, zu sehen. Hahn gab mit ihr eine Antwort auf die Suche nach neuen Formen in der Erziehung, vor allem im schulischen Bereich, wobei er bereits vorformulierte Ideen anderer Pädagogen in die Tat umsetzte. In seiner Erziehung sollte nicht mehr die bloße Wissensvermittlung per Lehrbuch im Vordergrund stehen, sondern die Gesamtpersönlichkeit des Schülers, wobei die Betonung auf der Selbstentwicklung der schöpferischen Kräfte des Kindes lag. Die Einzelheiten dieses Konzeptes sind im Kapitel 1.1 dargestellt.

Im Kapitel 1.2 findet der Leser den am ausführlichsten überarbeiteten Teil dieses Buches. Er beschäftigt sich mit den aktuelleren Gedanken zum Thema »Erlebnispädagogik« und erfahrungsorientiertem Lernen. Hier geht es unter anderen um Definitionsversuche und methodisch-didaktische Umsetzungsprinzipien des erlebnispädagogischen Ansatzes. Die Entwicklungen, die gerade in der heutigen Zeit Erlebnispädagogik als alternative Erziehungs- und Lernmethode für unterschiedlichste Zielgruppen interessant erscheinen lassen, werden im Kapitel 1.3 beschrieben. Das darauf folgende Kapitel beschäftigt sich ausführlicher als in den vorangegangenen Auflagen dieses Bandes mit der Frage nach transferunterstützenden Aspekten erlebnispädagogischer Seminare.

Die Klärung der Frage: »Was sind Interaktionsspiele?« hat nicht unerhebliche Probleme bereitet, gibt es dazu zwar unzählige praktische Beispiele in der Literatur, jedoch kaum theoretische Abhandlungen. Deshalb wird der Leser einen Schritt seitwärts geführt: Zur Interaktionspädagogik, die über die Funktionsbereiche des sozialen Lernens nach Harm Prior erschlossen werden. Beides ist in den Kapitel 2.1 und 2.2 behandelt. Im Kapitel 2.3 ist eine theoretische Grundcharakterisierung der Interaktionsspiele (die praktische Beschreibung hat im zweiten Teil des Buches ihren Platz) zu finden. Im Anschluss (Kap. 2.4) werden die unterschiedlichsten Interaktionsspiele anhand der Funktionsbereiche des sozialen Lernens systematisiert. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt dabei in einer Kategorisierung der Interaktionsspiele bezüglich ihrer Komplexität. Als Grobraster dienen die drei aufeinander aufbauenden Ebenen (intrapersonelle, interpersonell und institutionell) des sozialen Lernen. Diese werden auf die Stufen der Interaktionspädagogik übertragen, wobei sich die Komplexität der Spielsituation von Stufe zu Stufe steigert. Bei der ersten Stufe steht die einzelne Person im Blickpunkt; daher versuchen die Spiele in dieser Stufe das Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl usw. der betreffenden Person zu steigern. Die zweite Stufe beschäftigt sich mit den zwischenmenschlichen Verhaltensmustern. Spiele dieser Stufe haben daher die Förderung der Kommunikationsfähigkeit und die Entwicklung von gegenseitigem Vertrauen zum Inhalt. In der dritten und letzten Stufe geht es um Lernprozesse, die eine Umsetzung der gewonnenen Handlungskompetenz in einer Welt außerhalb der Gruppe ermöglichen. Neben diesen stufenspezifischen Spielen werden auch kurz die stufenunabhängigen Reflexionsübungen erwähnt, weil sie für den Transfer einen hohen Wert besitzen.

Nachdem die theoretische Beschreibung und Grundkategorisierung der Interaktionsspiele abgeschlossen ist, werden der erlebnispädagogische Ansatz und die Interaktionspädagogik miteinander verknüpft. Hieraus ergibt sich eine erstaunlich konstruktive Wechselwirkung: Einerseits haben erlebnispädagogische Maßnahmen für die Interaktionspädagogik großen Nutzen (Kapitel 3.1), andererseits sind auch Interaktionsspiele in der Erlebnispädagogik sinnvoll, ja fast unverzichtbar (Kapitel 3.2).

Im vierten Kapitel findet sich eine Zusammenfassung inklusive kritischer Anmerkungen. Dabei geht es um den Widerspruch, den eine Verknüpfung des »Politischen Lernens« nach Prior und der »Erlebnispädagogik« in sich birgt. Es drängte sich dabei die Frage auf, ob gerade in Bezug auf Jugendliche der Begriff »politische Teilhabe« zutreffend bzw. ob er nicht auf den übergeordneten Begriff »Kultur« erweiterungsbedürftig ist. Unter diesen Gesichtspunkten erfolgt letztendlich auch die Zusammenfassung, die die Elemente der Erlebnispädagogik und die Stufen der Interaktionspädagogik gegenüberstellt.

Abschließend wird auf das Qualifikationsprofil eines Erlebnispädagogen eingegangen, das sich von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen über die pädagogische und psychologische Kompetenz und je nach Seminartypus bis hin zur natursportlichen Erfahrung erstrecken kann.

Teil II:

Im zweiten Teil dieses Buches dreht sich alles um die praktische Anwendung der Interaktionsspiele. Anfangs werden die Grundregeln der Spielanleitung besprochen, im Anschluss daran finden sich detaillierte Beschreibungen von Interaktionsspielen der zweiten und dritten Stufe. Diese Spiele haben weder den Anspruch, neue Spiele zu sein, noch habe ich sie selbst erfunden. Einen Großteil der Übungen habe ich in den erlebnispädagogischen Einrichtungen in Neuseeland kennen gelernt, der Urheber war für mich daher nicht feststellbar.

Die Beschreibungen der einzelnen Spiele gliedern sich in Ziele, Teilnehmerzahl, Altersgruppe, Materialien, Beschreibung des Spielablaufs, Variationsmöglichkeiten und Erfahrungen bzw. Tipps. Werden bei dem Abschnitt »Ziel« mehrere Angaben gemacht, so werden die Ziele entsprechend der Reihenfolge priorisiert. Bei den Teilnehmerzahlen und den Altersangaben berufe ich mich auf meine mit dem jeweiligen Spiel gemachten Erfahrungen, was aber nicht heißen soll, dass diese Daten nicht veränderbar wären. Auch bei dem verwendeten Material sind durchaus Änderungen möglich, sollten aber nur dann vorgenommen werden, wenn es die Sicherheit der Teilnehmer nicht gefährdet.

Im ersten Kapitel des zweiten Teils sind Interaktionsspiele der zweiten Stufe beschrieben. Es werden zuerst Spiele genannt, die als »warming up« dienen können (Kuschelfangen, Wäscheklammern, Rauslassen, Eingehängt, etc.). Danach folgen Spielbeschreibungen für Kommunikationsspiele (Tic Toc, Kommunikationschaos, Drunter und Drüber) und schließlich für Vertrauensspiele (Reise über Köpfe, Blind, Divergierendes Stahlseil, etc.).

Im zweiten Kapitel (Teil II) sind Beschreibungen von Interaktionsspielen der dritten Stufe (Problemlösungsspiele) zu finden. Ihre obersten Ziele sind das Erlernen von Problemlösungsstrategien und die Zusammenarbeit.

Das Kapitel II.3 enthält Beispiele für spielerische Nachbesprechungsübungen. Die ersten fünf Übungen (Metaplan, Wappen, Werbung, Teamarbeit, Effektive Arbeit) habe ich an den Anfang gestellt, da sie auch als Vorbereitungsübungen für Aktivitäten verwendet werden können. Die übrigen Spiele beinhalten das kritische Betrachten sowohl der eigenen Person als auch der Gruppe in bestimmten Situationen, das Aufarbeiten von bestimmten Ereignissen und das Ausdrücken von Gefühlen.

Besonders danken möchte ich zum Schluss meinem Freund Wolfgang Schmieder, der in mühevoller Arbeit den Großteil der spielbeschreibenden Zeichnungen für diese Arbeit angefertigt hat.

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Teil 1

Erlebnis- und Interaktionspädagogik