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Inhalt

Zur vorliegenden Neuausgabe

 

1 Fischkunde: Allgemeiner Teil

 

1.1 Die äußere Gestalt

1.1.1 Körperformen

1.1.2 Gliederung des Fischkörpers

1.1.3 Die Fischhaut

1.1.3.1 Funktion der Oberhaut mit Schleimschicht

1.1.3.2 Funktion der Unterhaut

1.1.3.3 Verschiedene Schuppenarten

1.1.3.4 Bedeutung und Form der Schuppen

1.1.3.5 Färbung des Fisches

1.1.4 Die Flossen

1.1.4.1 Flossenformel

1.1.4.2 Anzahl der Flossenstrahlen

1.1.4.3 Unterschiede in der Gestalt der Schwanzflosse

1.1.4.4 Beweglichkeit der Flossen

1.1.5 Barteln oder Bartfäden

1.1.6 Maul, Maulstellungen

1.1.6.1 Bezahnung

 

1.2 Verdauungsorgane

1.2.1 Schlund, Magen und Darm

1.2.2 Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Milz, Nieren

 

1.3 Geschlechtsorgane

1.3.1 Eientwicklung und Dottersackstadium

 

1.4 Weitere innere Organe des Fisches

1.4.1 Schwimmblase

1.4.2 Atmungsorgane

1.4.3 Herz und Kreislauf

 

1.5 Skelett und Gräten

1.5.1 Muskulatur

 

1.6 Sinnesorgane

1.6.1 Gehirn und Nervensystem

1.6.2 Das Seitenlinienorgan

1.6.3 Der Gesichtssinn

1.6.4 Gleichgewichtsorgan und Gehörsinn

1.6.5 Geruchssinn

1.6.6 Geschmackssinn

1.6.7 Der Temperatursinn

 

1.7 Wachstum der Fische

 

Prüfungsfragen

 

2 Fischkunde: Spezieller Teil

 

2.1 Allgemeines

 

2.2 Edelfischarten mit einer Fettflosse

Bachforelle, Seeforelle, Meerforelle, Lachs, Stint, Bachsaibling, Seesaibling, Huchen, Regenbogenforelle, Äsche, Renken

 

2.3 Weißfische (Karpfenfische)

Karpfen, Grasfische, Schleie, Karausche, Giebel, Plötze, Rotfeder, Barbe, Nase, Brachse, Güster, Zope, Zobel, Zährte, Döbel, Hasel, Nerfling, Rapfen, Frauennerfling, Perlfisch, Ziege

 

2.4 Raubfischarten

Hecht, Wels/Waller, Zwergwels, Rutte/Quappe

 

2.5 Die barschartigen Fische

Barsch, Zander, Kaulbarsch, Schrätzer, Streber, Zingel, Forellenbarsch

 

2.6 Der Aal

Flussaal

 

2.7 Neunaugen (Rundmäuler)

2.7.1 Störe

 

2.8 Kleinfische, gegebenenfalls Köderfische

Mühlkoppe, Stichlinge, Elritze, Bitterling, Gründling, Steingressling, Strömer, Ukelei/Laube, Schneider, Mairenke, Moderlieschen, Blaubandbärbling, Schlammpeitzger, Schmerle, Steinbeißer,

 

2.9 Krebse

Edelkrebse, Galizischer Sumpfkrebs, Steinkrebs, Dohlenkrebs, Amerikanische Krebsarten, Signalkrebs

 

2.10 Muscheln

 

2.11 Fischersprache

 

Prüfungsfragen

 

3 Gewässerkunde

 

3.1 Allgemeines

 

3.2 Wasserpflanzen

3.2.1 Überwasserpflanzen

3.2.2 Schwimmblattpflanzen

3.2.3 Unterwasserpflanzen

3.2.4 Plankton

3.2.5 Aufwuchs, Bewuchs

 

3.3 Nahrungskette

3.3.1 Kleintierwelt der Gewässer

3.3.2 Fischnährtiere

Kleinkrebse, Insekten- und Insektenlarven, Wasserschnecken, Kleinmuscheln

3.3.3 Fischfeinde unter den Kleintieren

Libellenlarven, Wasserkäfer, Wasserwanzen

 

3.4 Gewässertypen

3.4.1 Regionen fließender Gewässer

Forellenregion, Äschenregion, Barbenregion, Brachsen-/Bleiregion, Brackwasserregion

3.4.2 Typen und Zonen stehender Gewässer

Uferzone, Freiwasserzone, Bodenzone

3.4.3 Seentypen

Forellensee, Seesaiblingsee, Coregonensee, Bleisee, Hecht-Karpfen-Schleien-Aal-See, Zandersee, Seeforellensee

 

3.5 pH-Wert – Säurebindungsvermögen

 

Prüfungsfragen

 

4 Fischhege und Gewässerpflege

 

4.1 Fangübersicht

 

4.2 Besatzmaßnahmen

4.2.1 Besatzwahl

4.2.2 Besatzmengen

4.2.3 Besatzweise

4.2.4 Gesundheitskontrolle

 

4.3 Fischkrankheiten, Diagnose und Therapie

 

4.4 Abwasserschäden

 

4.5 Gewässerpflege

4.5.1 Schutzmaßnahmen

 

Prüfungsfragen

 

5 Gerätekunde

 

5.1 Theoretischer Teil der Angelfischerausbildung

5.1.1 Angelruten

5.1.2 Angelrollen

5.1.3 Angelschnüre und Vorfächer

5.1.4 Angelhaken

5.1.5 Landegeräte und Verschiedenes

 

5.2 Praktischer Teil der Angelfischerausbildung

5.2.1 Anleitung für fischgerechte Gerätezusammenstellung

 

Prüfungsfragen

 

6 Wurftechnik

 

6.1 Das Werfen mit der Grund- und Spinnrute

6.1.1 Die Rute

6.1.2 Die Rolle

6.1.2.1 Das Werfen mit der Stationärrolle

6.1.2.2 Das Werfen mit der Multirolle

 

6.2 Das Werfen mit der Fliegenrute

 

6.3 Casting-Sport

 

7 Rechtliche Bestimmungen

 

7.1 Einführung

 

7.2 Fischereirecht und Fischereigesetz

7.2.1 Fischnacheile

7.2.2 Fischereipachtverträge

7.2.3 Fischereischein

7.2.4 Fischerprüfung

7.2.5 Fischereiabgabe

7.2.6 Erlaubnisvertrag/Erlaubnisschein

7.2.7 Fischereiaufseher

 

7.3 Fischereiverordnungen

7.3.1 Artenschutz

7.3.2 Generelle Schonzeiten

7.3.3 Spezielle Schonmaße/Mindestmaße und Schonzeiten

7.3.4 Elektrofischerei

 

7.4 Jagdrecht

 

7.5 Pflanzenschutz, Naturschutz, Tierschutz, Bisambekämpfung

 

7.6 Wasserrecht

 

7.7 Tierseuchengesetz

 

7.8 Adressen von Ansprechpartnern

 

Prüfungsfragen

 

8 Organisation, Verwaltung und Presse

 

8.1 Einleitung

 

8.2 Organisation der Fischerei

 

8.3 Vereinsrecht

 

8.4 Gemeinnützigkeit von Organisationen

 

8.5 Fischereiorganisationen im Natur- und Umweltschutz

 

8.6 Fischereiverwaltung

 

8.7 Fachpresse

 

9 Angeln in Küstengewässern

 

9.1 Die fischereirechtlichen Verhältnisse

 

9.2 Fische an der Küste und ihr Fang

 

9.3 Angelgeräte für das Fischen in Küstengewässern

 

Prüfungsfragen

 

Anhang

Kosmos Infoline

Zum Weiterlesen

Adressen

 

Impressum

Zur vorliegenden aktualisierten Neuausgabe

Vor über 20 Jahren habe ich den »Rehbronn« benutzt, um mich auf meine Sportfischerprüfung vorzubereiten. Jetzt habe ich die Möglichkeit bekommen, das Handbuch für den Angelfischer einmal selbst zu überarbeiten. Dieses Lehrbuch wird schon seit Jahren nur noch »Der Rehbronn« genannt und hat mittlerweile schon Hunderttausenden jungen und alten Anglern den richtigen Weg in die Welt der Fische gezeigt. Inzwischen ist dieses Buch zum unentbehrlichen Standardwerk für die Fischerprüfung geworden. Dr. Edmund Rehbronn war jahrzehntelang Leiter der Bayrischen Landesanstalt für Fischerei in Starnberg, aus deren Lehrplan dieses Buch hervorging. Dort wurde auch der Grundstein gelegt für eine Fischerprüfung, wie sie heute in fast allen Bundesländern durchgeführt wird und durch systematische Ausbildung in der Fisch- und Gewässerkunde das Ansehen der Angler besonders gefördert hat. Umwelteinflüsse wie Wasserverschmutzungen, organische und anorganische Abwässer, ein naturfremder Gewässerausbau und die Schifffahrt haben ganze Lebensgemeinschaften ihrer Existenzgrundlage beraubt oder sie gar vernichtet. Eine gründliche Ausbildung vermittelt ein breites, fundiertes Wissen und eine umfassende Kenntnis der Naturzusammenhänge. Es ist eine wichtige Aufgabe der Sportfischerprüfung, diese Ausbildung zu einer wirksamen Hilfe werden zu lassen. Zahlreiche Initiativen haben schon Erfolge gebracht. Es muss in der Zukunft aber noch sehr viel mehr geschehen. Der »Rehbronn« ist entstanden als Gemeinschaftsarbeit des ehemaligen Leiters der Bayrischen Landesanstalt für Fischerei, Reg. Dir. Dr. Edmund Rehbronn, und Dipl.-Ing. Franz Menzebach, der die ursprünglichen Kapitel Geräte und Wurftechnik schrieb. Dr. Karl Altnöder war für die rechtlichen Bestimmungen, Bruno Lang für das Kapitel Organisation, Verwaltung und Presse, sowie Dr. Neuhaus für den Bereich Angeln in Küstengewässern zuständig.

Sie wirkten außerdem zusammen mit weiteren namhaften Mitarbeitern und Organen des Verbandes Deutscher Sportfischer e.V. im Deutschen Fischereiverband e.V. Mit der vorliegenden aktualisierten Neuausgabe stellt sich das Handbuch erstmals als Hardcover-Buch vor und enthält wichtige Ergänzungen. Dies betrifft insbesondere Weiterentwicklungen im Gerätebereich, wie beispielsweise Schnüre, Ruten- oder Rollentechnik. Die rechtlichen Bestimmungen wurden überarbeitet. Was den Lehrstoff betrifft, so ist die Aufgliederung beibehalten worden, wie sie von den Landesorganisationen gutgeheißen wird. Die Ausbildung liegt meist in den Händen der Organisationen, die mehrwöchige Kurse für Vereinsmitglieder abhalten, zu denen auch Nichtmitglieder zugelassen sind. Bei dieser Gelegenheit sollte gesagt werden, dass sich jeder Fischereiausübende unbedingt einer Fischereiorganisation anschließen sollte. Die Fischerei ist heute zunehmend Angriffen und Gefahren ausgesetzt, denen der Einzelne nur als Mitglied einer großen angesehenen und schlagkräftigen Fischereigemeinschaft begegnen kann. Aus diesem Grund ist den Vereinen, Verbänden, der Verwaltung und Presse ein besonderer Abschnitt gewidmet. Zu den rechtlichen Bestimmungen sei auch hier noch einmal darauf verwiesen, dass Fischereirecht Landesrecht ist. Sollten Sie Informationen für bestimmte Bundesländer benötigen, so haben Sie die nötigen Adressen im Abschnitt Rechtliche Bestimmungen vorliegen. Eine Ausbildung darf nicht nur auf die Prüfung ausgerichtet sein, sondern muss eine umfassende Bildung auf jedem Fachgebiet zum Ziel haben. Nicht allein für die Fischerprüfung lernen wir, sondern auch und nicht zuletzt für unser späteres Anglerleben und für unseren Einsatz für die stumme Kreatur. So möge dieses Buch nicht nur den Anglern und Ausbildern, sondern auch den Gewässerwarten und Fischereiaufsehern, deren Aufgaben mehr und mehr Bedeutung bekommen, ein ständiger und unentbehrlicher Begleiter sein.

 

Ich wünsche ihnen viel Spaß beim Lesen.

Petri Heil Ihr Markus Wolff
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Fischkunde: Allgemeiner Teil

Wasser ist ein anderer Lebensraum als Luft und Erde. Es bedeckt den weitaus größten Teil (4/5) unseres Planeten. Das Süßwasser tritt in recht unterschiedlichen Formen als Fischgewässer auf, stehend als Tümpel, kleiner und großer See, fließend als Quelle, Bach, Fluss, Strom und künstlich von Menschenhand geschaffen, als Teich (ablassbar), Baggersee, Talsperre u.a.

Die Fische gehören zu den Wirbeltieren und sind unter diesen die entwicklungsgeschichtlich älteste Klasse. Sie sind sehr artenreich. Die Anzahl aller Wirbeltierarten (Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säuger) wird auf ca. 38.000 beziffert, davon sind mehr als die Hälfte ca. 20.000 Fischarten, von denen rund 5.000 Arten im Süßwasser leben. Alle Fische sind vorzüglich an das Leben im Wasser nach Körperform, Körperbau und Lebensweise angepasst. Zur Hege und zum Fang der bevorzugten Fische und zur Beurteilung der Lebensgemeinschaften ist eine möglichst breite Artenkenntnis, ein Verständnis für ihre unterschiedlichen Lebensbedürfnisse und Verhaltensweisen und voran eine gute Grundkenntnis über den Bau des Fischkörpers notwendig.

Erklärung der Abkürzungen und Bezeichnungen:

Afl = Afterflosse, Bfl = Bauchflossen, Brfl = Brustflossen, Fl = Flossen, Ffl = Fettflosse, Rfl = Rückenflosse, Sfl = Schwanzflosse, A = After, B = Barteln, Ksp = Kiemenspalte, Kd = Kiemendeckel, Sl = Seitenlinie, Hstr = Hartstrahlen, Wstr = Weichstrahlen, Ststr = Stachelstrahlen, a = Männchen = Milchner, o = Weibchen = Rogner.

1.1 Die äußere Gestalt

1.1.1 Körperformen

Die Körperform der Fischarten ist nach ihrer Lebensweise recht unterschiedlich: Fische, die schnell und ausdauernd schwimmen, in stärkerer Strömung stehen oder plötzlich auf einen Beutefisch zustoßen, haben die Form eines Torpedos oder einer Spindel (Salmonidenarten wie Lachs, Forellen, Saiblinge, Huchen, Äschen) oder eines Pfeiles, wie etwa beim Hecht. Diese Formen bieten wenig Widerstand gegen das Wasser, das bekanntlich dichter ist als die Luft und bei einer Bewegung den Fisch stärker bremst. Dasselbe trifft für lang gestreckte Weißfischarten zu wie z.B. Rapfen (Schied), Aitel (Döbel), Hasel, Barbe, Lauben u.a. sowie für die im Meer lebenden Makrelen. – Fischarten, die am Ufer und im Kraut leben, sind hochrückiger wie Karpfen, Blei (Brachsen), Karausche oder seitlich abgeplattet wie Rotauge (Plötze), Rotfeder u.a. »Bodenfischarten«, die am Grund des Gewässers leben, haben einen abgeplatteten Kopf wie Wels (Waller) oder Keulenform wie Mühlkoppe oder Schlangenform wie Aal, Rutte (Trüsche) oder sind tellerförmig flach wie Scholle und Flunder. Diese Plattfische nehmen nach einem Jugendstadium mit normaler Haltung erst später eine ständige Seitenlage auf dem Gewässerboden und beim Schwimmen ein, und das Auge der unteren Seite ist auf die obere Seite gewandert.

Weitere Körperformen sind im Teil 2 der Fischkunde behandelt.

1.1.2 Gliederung des Fischkörpers

Der Körper des Fisches besteht aus 3 Partien: Kopf, Rumpf und Schwanz. Der Kopf endet mit dem hinteren Rand der beweglichen Kiemendeckel, der Rumpf mit dem bauchseitigen After und dem unmittelbar dahinter liegenden Ausgang des Harnleiters vor der Afterflosse und der Schwanz mit der für die Fortbewegung wichtigen Schwanzflosse. – Die Übergänge zwischen diesen 3 Teilen sind ohne Absätze und nicht besonders markiert, um die Stromlinienform nicht zu stören.

1.1.3 Die Fischhaut

Schleimzellen und Schuppen

Die Körperdecke besteht bei allen Wirbeltieren aus 2 Hautschichten: Oberhaut und Unterhaut (auch Lederhaut genannt).

Die Oberhaut ist bei den Landtieren verhornt, um die Austrocknung an der Luft zu verhindern. Die Oberhaut der Fische besteht aus lebenden Zellschichten. Unter einer Reihe abgeplatteter Deckzellen befinden sich mehrere weiche Zelllagen, die besonders bei schleimigen Fischen wie Aal, Neunaugen, Schleien zahlreiche Schleimdrüsenzellen enthalten und Schleim absondern, besonders wenn sie sich auflösen. Man spricht in der Praxis fälschlicherweise von einer »Schleimhaut«, was der Struktur nicht gerecht wird. Bei bestimmten Reizen ist die Absonderung besonders stark. Berührung, Stoß, Fall, Druck mit der Hand kann leicht zur Verletzung dieser Zellen führen.

1.1.3.1 Funktion der Oberhaut mit Schleimschicht

Sie ermöglicht die Verringerung der Reibung im Wasser und damit leichtere Fortbewegung, schnelleren Wundverschluss und Schutz vor Verletzungen, Abstoßen von Außenparasiten und Krankheitskeimen und festen Partikeln durch Schleimabsonderung. Sie bietet außerdem begrenzten Schutz vor chemischen Einflüssen und plötzlichen Temperaturänderungen. Bei einzelnen Arten vermittelt sie Artgeruch und kann Warn-, Schreck- und Giftstoffe abgeben.

Der Fisch, der als Satzfisch eingesetzt oder untermaßig lebend ins Wasser zurückgesetzt oder lebend behalten werden soll, muss schonend behandelt werden. Er darf nicht mit trockener Hand oder mit einem trockenen Tuch berührt werden. Der Fisch darf sich nicht im Sand scheuern, da sich dabei die obersten Zellen ablösen würden. Wenn die Schleimzellen in der Oberhaut vernichtet sind, tritt an diesen Stellen eine Verpilzung ein, und der Fisch stirbt später ab.

Sorgfalt bei Abfischungen, Transporten, Hälterung und Bäderbehandlung!

Bilder/fragezeichen.jpg Was ist Laichausschlag?

Zur Fortpflanzungszeit (Laichzeit) bilden sich bei Weißfischen und Coregonen harte Körnchen, perlartige Gebilde oder kegelförmige Erhebungen auf der Haut.

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Laichausschlag

Es sind Verhornungen der Oberhaut. Sie finden sich verschieden verteilt von der Maulspitze auf dem Kopf, auf dem Kiemendeckel, entlang den Flanken bis zur Schwanzflosse und kommen meist nur bei den geschlechtsreifen Männchen (Milchnern) von karpfenartigen Fischen wie Karpfen, Brachsen, Barben, Nasen, Frauennerfling vor, besonders stark und für längere Zeitdauer beim Perlfisch, ferner bei Elritzen, Gründlingen und beim Bitterling. Bei den Coregonen (Renken, Felchen, Maränen) tragen beide Geschlechter mehrere Reihen von diesen Körnchen längs der Flanken, die Milchner (Männchen) mehr und stärkere Reihen als die Rogner (Weibchen). – Dieser Laichausschlag dient zum stärkeren Kontakt und Gefühlsreiz beim Laichspiel während der Abgabe der Geschlechtsprodukte ins Wasser und stellt ein spezielles Paarungskleid dar.

1.1.3.2 Funktion der Unterhaut

Sie hat ebenfalls mehrere Schichten lebender Zellen, enthält Bindegewebe, die in Schuppentaschen gebildeten Fischschuppen, ferner Farbzellen, Blut- und Lymphgefäße und Nervenenden. Infolge der Bindegewebsfasern ist die Unterhaut fest (Lederhaut) im Gegensatz zur Oberhaut. An die Unterhaut schließt sich eine Schicht Fettgewebe an. Fischarten, die stark schleimen, haben oftmals keine oder tief gelegene kleine oder nur vereinzelte Schuppen, Fischarten mit einem starken Schuppenkleid schleimen weniger. Es trifft jedoch nicht für alle beschuppten Fische zu (z.B. Schleie).

Lage und Anordnung der Schuppen

(Schuppenformel)

Das Schuppenkleid besteht aus regelmäßigen Längs- und Querreihen. Die Zahl der Reihen ist für die Fischart konstant und bestimmend, ebenso die Anzahl der Schuppen in den Reihen. Die Schuppen in der mittleren Längsreihe an den Flanken sind durchlöchert und zeigen das »Seitenlinienorgan«, ein wichtiges Sinnesorgan, an. Die Zahl der Reihen parallel zur Seitenlinie oberhalb und unterhalb ist ebenfalls artkonstant. Den Längsreihen entsprechen Querreihen (s. Abb. S. 77, Schuppenkarpfen).

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O = Oberhaut

U = Unterhaut

SZ = Schleimzellen

Schu = Schuppen

P = Pigmentschicht

Die Schuppen überdecken sich dachziegelartig. Der sichtbare, nicht überdeckte Schuppenteil ist auch noch von Haut überzogen.

1.1.3.3 Verschiedene Schuppenarten

Placoidschuppen (Schmelzschuppen) der Haie und Rochen, die von Ober- und Unterhaut gebildet werden. Sie tragen frei über die Oberfläche vorragende Zähnchen, die von Schmelz (Dentin), einer Abscheidung der Oberhaut, überzogen sind: Hautzähne, daher raue Haut.

Ganoidschuppen (Knochenplatten) der Störe. Es sind Fischarten mit knorpeligem Skelett, aber festen Knochenplatten auf Kopf, Rücken, Seitenlinie und Bauch, insgesamt 5 Reihen großer, eckiger und gekielter Knochenschilde und dazwischen eingestreut kleine Knochenplättchen auf der schuppenlosen Haut. Sie greifen nicht übereinander.

Unter den echten Plasmoidschuppen, die elastisch sind, unterscheidet man:

Kammschuppen der barschartigen Fische (Flussbarsch, Zander und verwandte Donaufischarten (Zingel, Streber, Schrätzer), Kaulbarsch, Schwarzbarsch und Sonnenbarsch), Ctenoidschuppen genannt. Der von den davorliegenden Schuppen nicht verdeckte freie Teil der Schuppen ist mit mehreren Reihen von kleinen Dornen besetzt. Diese Fische fühlen sich rau an und dürfen nicht zu dicht untereinander und nicht mit anderen Fischarten gehältert und transportiert werden (folgende Zeichnung Z).

Rundschuppen (Cycloidschuppen) sind die am häufigsten vorkommende Schuppenart bei den Süßwasserfischen. Ihre Oberfläche ist glatt (folgende Zeichnung B, K, H, F, S).

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Fischarten haben keine Schuppen?

Wels (Waller), Zwergwels, Stichling (er hat größere Knochenplatten an den Seiten), Neunaugenarten, Groppen bzw. Koppen. Die Mühlkoppe hat stark verkümmerte kleine Schuppen nur am hinteren Ende der Seitenlinie und wird deshalb oft als schuppenlos angegeben.

Schuppenlose oder nur teilweise beschuppte Karpfen (Spiegel-, Zeil- und Leder- bzw. Nacktkarpfen) sind Zuchtprodukte.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Fischarten haben verkümmerte, sehr kleine Schuppen?

Aal, Rutte (Trüsche, Aalquappe) und Schmerlen (Schlammpeitzger, Schmerle (Bartgrundel), Steinbeißer).

1.1.3.4 Bedeutung und Form der Schuppen

Die Schuppen sind ein Hautskelett, um den unter ihnen liegenden Muskelpartien bei der schlängelnden Bewegung des Fisches Halt zu geben. Die Form ist bei Fischen derselben Art gleich, aber von Art zu Art sehr verschieden, so dass sie für jede Fischart charakteristisch ist.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Zeichnungen haben die Schuppen?

Radialfurchen und Ringe

Neben den konzentrischen Ringen oder Ringleisten zeigen die Schuppen die Radialfurchen, wie auf den Schuppenbildern B, K, H und Z ersichtlich, die auf dem Vorder- oder Hinterfeld vom Mittelpunkt zu den Stellen zielen, die am Rand der Schuppe Einkerbungen zeigen. Sie sind kennzeichnend für das Schuppenbild der betreffenden Fischart und erleichtern zusammen mit der Schuppenform und der Ausprägung des Schuppenrandes die Bestimmung der Artzugehörigkeit.

Bilder/fragezeichen.jpg Was können die Ringe auf den Fischschuppen anzeigen?

Sie dienen zur Altersbestimmung. Die Schuppe wächst mit dem Wachstum des Fisches, besonders in Zeiten intensiver Nahrungsaufnahme. Die Länge der Schuppe wächst proportional zur Körperlänge. Das Wachstum erfolgt in der Form, dass sich weitere größere Ringleisten um die bisherigen bilden. Wächst der Fisch stärker, ist die neue Zuwachsschicht größer. Wächst er langsam, ist sie nur wenig größer als die bisherige. Hält man nun eine Fischschuppe nach erfolgter Reinigung gegen das Licht, so sieht man die Ränder dieser einzelnen Ringleisten kreisförmig um einen Mittelpunkt, ähnlich wie die Jahresringe des Baumes in seinem Stamm. Die Kreise haben einen weiten Abstand voneinander, wenn das Wachstum stärker war, also im Sommer. Im Winter ist der Abstand viel kleiner. Mehrere solcher Ringe mit weitem Abstand bilden eine Sommerzone, Ringe mit engem Abstand eine Winterzone. Diese wirkt daher dunkler. Man kann, indem man die Anzahl der Sommerzonen auszählt, das Alter des Fisches bestimmen, schon mit dem bloßen Auge, wenn die Fischart große Schuppen hat. Sonst empfiehlt sich die Zuhilfenahme einer kleinen Lupe oder einereinfachen Lichtquelle (z.B. einer Taschenlampe).

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Bedeutung hat die Altersbestimmung?

Nur wenn man das Alter des erbeuteten Fisches feststellt, es mit der Länge und dem Gewicht des Fisches vergleicht, sind Rückschlüsse auf das Wachstum möglich. In einem guten Wasser werden die Fische schneller wachsen als in einem nahrungsarmen Gewässer. Große Fische, die verhältnismäßig jung sind, passen in das Gewässer, weil sie gut gewachsen sind. Das Wasser ist in diesem Falle nicht überbesetzt. Fische, die alt und doch nicht gut gewachsen sind, passen nicht in das Gewässer oder haben infolge Überbesetzung nicht genug Nahrung. Das kann mitunter der Fall sein, wenn sie nicht zahlreich genug herausgefangen werden (Weißfische).

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Schuppen einiger Fischarten zur Altersbestimmung:

Z = Zander, B = Brachse, K = Karpfen, H = Hecht, (l. bis IV. Winterzone).

F = Forelle, S = Schleie.

Innere Organe eines Weißfisches:

1 = Kiemen, 2 = Herz (Hauptkammer), 2a = Herzvorkammer, 2 b = Arterienbulbus,

2c = Venensinus, 3 = Leber, 4 = Darmschlingen, 5 = Geschlechtsorgan (Männchen), 5a = Samenleiter (beim Rogner Eileiter), 6 = Niere, (6a = Kopfniere, 6b = Bauchniere), 7 = Schwimmblase, 7a = Schwimmblasengang, 8 = Harnblase, 9 = Darmausgang (After), 9a = Harn­ und Geschlechtsausgang.

Aus dem Schuppenbild lässt sich noch mehr ablesen. Kleine Unterbrechungen innerhalb einer Sommerzone können Krankheiten oder Schlechtwetterperioden anzeigen. Das Ablaichen erscheint als Laichmarke im Schuppenbild, besonders bei den Fischen, die zum Laichen vom Salzwasser ins Süßwasser aufsteigen (Lachs, Meerforelle = anadrome Wanderfische).

Es sollte also zu einer ständigen Gepflogenheit des Angelfischers gehören, sich von seinen Beutetieren Schuppen anzusehen und das Alter selbst zu untersuchen. Das geht beispielsweise bei Hecht und Zander, bei der Äsche und bei den Weißfischen sehr leicht. Wenn man sich einen präparierten Kopf aufhebt, so gehört dazu eine Schuppe, um jederzeit das Alter dieses Fisches beweisen zu können (Seite 16 H, Z, B, K).

Bilder/fragezeichen.jpg Wie bestimmt man das Alter bei Fischarten, die kleine oder gar keine Schuppen haben?

Die größte von den 4 Knochenplatten des Kiemendeckels zeigt bei einigen Fischarten ähnliche Ringbildungen wie die Schuppe und lässt die Wachstums-Zonen erkennen.

Die trichterförmigen Aushöhlungen an beiden Enden eines Wirbelkörpers aus der Wirbelsäule zeigen ringförmige Abstufungen als Winterzonen (Abb. s. 1.5 Skelett und Gräten).

Die Wissenschaft benutzt auch die sog. Gehörsteinchen, die sich im Inneren des Schädels, in den Labyrinthen oberhalb der Kiemen befinden, zur Altersbestimmung. Diese Steinchen müssen im Laboratorium geschliffen werden (s.a. 1.6.4 Gehörsinn).

1.1.3.5 Färbung des Fisches

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Farben zeigt der Fisch?

Eine starke natürliche Färbung zeigt die Gesundheit des Fisches an. Die Fische passen sich der Umwelt an (Schutzfarbe): auf dunklem Boden dunkler, auf hellem Grund heller gefärbt. Fast immer ist der Rücken dunkler, um von oben – im Wasser von den Raubfischen und aus der Luft von den Raubvögeln – schwerer gesehen zu werden. Die Bauchseite ist heller, damit die höher stehenden Fische aus der Sicht von unten gegen das Licht durch Reflexion schlechter gesehen werden.

Der häufige Silberglanz ist eine Reflexion des Lichtes einmal in einer besonderen Guaninschicht an der Unterseite der Schuppen (besonders bei der Laube oder Ukelei – sie fehlt völlig beim Stint –), zum anderen in kleinen Kristallen von Glanzzellen der Unterhaut. – Die echten Farben Schwarz, Gelb und Rot (und Gemische aus denselben) stammen aus speziellen Farbzellen der Unterhaut. Die kleinen Farbkörper oder Tropfen dieser Zellen können kontrahiert oder verbreitert werden und bestimmen so den Farbton und die Farbintensität. Die Steuerung erfolgt über die Augen, Nerven oder Hormone (Laichfärbung). Blinde Fische sind stets auffallend schwarz gefärbt. Das Auge ist zur Regulierung ausgefallen. In den schwarzen Chromatophoren (Farbträger) ist der Farbstoff in Ruhestellung ausgebreitet. Auch die Flossen können in den genannten Farben gefärbt sein, was die Unterscheidung der Fischarten erleichtert. Z.B. bei den Saiblingen oder den Brachsen, Güster oder bei Rotfeder, Rotauge oder bei den verschiedenen Zeichnungen auf den Flanken und Flossen der barschartigen Fische der Donau (Zingel, Streber, Schrätzer). – Die Schuppenränder vom älteren Aitel (Döbel) und Nerfling sind dunkel eingefasst und geben diesen Fischen eine netzartige Zeichnung. – Als Laichfarbe ist oftmals Rot bevorzugt.

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a = Farbstoff zusammengezogen
b = Farbstoff ausgebreitet (farbbetont)

Bilder/fragezeichen.jpg Welche markantesten Kennzeichen hat der Fischkörper?

1.1.4 Die Flossen

Sie dienen dem Menschen zur Unterscheidung und Bestimmung der Fischarten. Flossen sind bewegliche Hautsäume, die durch verschiedenartige Strahlen, die Flossenstrahlen, gestützt werden.

Bilder/fragezeichen.jpg Wie unterscheidet man die Flossen?

Man unterscheidet unpaare und paarige Flossen. Nicht paarig sind stets die Rücken-, After- und Schwanzflosse. Es können mehrere Rücken- und Afterflossen hintereinander vorkommen:

 

2 Rfl = Barschartige, Koppen, Rutte, Makrele, Neunaugen

3 Rfl = Dorschartige

2 Afl = Dorschartige

 

Paarig sind stets die Brust- und Bauchflossen. Diese Namen geben die Lage am Fischkörper an.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Fischarten haben eine zusätzliche kleine Rückenflosse besonderer Art?

Alle Salmoniden wie Lachse, Forellen, Saiblinge, Huchen, Äschen, Coregonen (Maränen, Felchen, Renken) und Stint, ferner Zwergwels. Sie befindet sich zwischen der Rücken- und Schwanzflosse, enthält keine Strahlen, wird von Fettgewebe gestützt und ist weich, Fettflosse genannt.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Funktion haben die Flossen?

Die Flossenstrahlen der paarigen Brustflossen stehen an ihrer Basis über längliche Knochen mit dem äußerlich nicht sichtbaren Schultergürtel in Verbindung. Diese Flossen sind wie die paarigen Bauchflossen ein Höhen-, Tiefen- und Seitensteuer, dienen zum Bremsen, zum Rückstoß und zur Ruhestellung. Die Flossenstrahlen der Bauchflossen setzen an zwei Beckenknochen an, die bauchseits frei (ohne Verbindung mit der Wirbelsäule) in der Muskulatur liegen.

Die Flossenstrahlen der Rückenflosse und der Afterflosse sind mit besonderen Knochen, den Flossenstrahlenträgern, verbunden, die – äußerlich nicht sichtbar – sich als besonderer Saum in der Muskulatur befinden und auf diese Weise verankert sind. Diese Flossen dienen zur Stabilisierung des Fischkörpers, erhalten die Gleichgewichtslage und verhindern ein »Umkippen«. – Die Schwanzflosse ist das hintere Ende der Wirbelsäule und mit dem Schwanzstiel (-teil) des Fischkörpers das wichtigste Fortbewegungsorgan.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Flossen fehlen bei bestimmten Fischarten?

Der Aal hat keine Bauchflossen, Rücken-, Schwanz- und Afterflosse bilden einen einheitlichen weichen Saum. Den Neunaugen fehlen Brust- und Bauchflossen. Die Weibchen der Flussneunaugen bilden zur Laichzeit eine Art Afterflosse aus.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche verschiedenen Stellungen haben die Bauchflossen am Körper?

Man unterscheidet brustständig: wenn sie sich unter den Brustflossen befinden, wie bei den Barscharten (Zander und verwandte Arten), bei den Koppen (Mühlkoppen) und Stichlingen; kehlständig: wenn sie vor den Brustflossen stehen (beginnen), wie bei der Rutte, Kabeljauarten und Plattfischen, und bauchständig: häufigste Anordnung (z. B. bei Weißfischen, Salmoniden und Coregonen, Hecht), am Bauch, zwischen den Brustflossen und der Afterflosse.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Flossenstrahlen werden unterschieden?

Hart- oder Stachelstrahlen einerseits und Weich- oder Gliederstrahlen andererseits. – Erstere sind hart, gänzlich verknöchert, ungegliedert und spitz auslaufend. Beispielsweise sämtliche Strahlen der ersten Rückenflosse bei allen Barscharten und bei der Mühlkoppe (mit Hautfalte) und bei Stichlingsarten 3 bzw. 9 Strahlen (ohne Hautfalte).

Die Weichstrahlen sind häufiger und zu ihrer Spitze hin meist gefiedert. Sie stellen – von der erwähnten 1. Rückenflosse abgesehen – den Hauptanteil am Strahlengerüst sämtlicher Flossen, so auch für die 2. Rückenflosse aller barschartigen Fische. Einige Fischarten haben Saumflossen mit zahlreichen kurzen, sehr weichen Strahlen, z. B. Afl von Wels und Zwergwels und Afl wie hintere Rfl bei der Rutte, Rfl, Sfl und Afl beim Aal.

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links: Hartstrahlen
rechts: Weichstrahlen

1.1.4.1 Flossenformel

Fischarten mit Flossen aus Weichstrahlen haben am Vorderrand ihrer Flossen mitunter einige, meist kleinere Hartstrahlen, so an der Rückenflosse bis zu 4, an der Afterflosse 3, an der Brustflosse 1, an der Bauchflosse 2. Die Anzahl der Hartstrahlen wird vor einem Schrägstrich, die eigentlichen Weichstrahlen nach diesem angegeben. So hat z. B. der Karpfen mit einer langen Rfl folgende Formel: Rfl 3–4/17–22, Afl 3/5–6, Brfl 1/15–16, Bfl 2/8–9.

Bei Karpfen, Karausche und Giebel ist der längste Hartstrahl an der Rfl und Afl, bei der Barbe nur an der Rfl auf der hinteren Seite gezähnt (Sägestrahl).

1.1.4.2 Anzahl der Flossenstrahlen

Sie ist in gewissen Grenzen in jeder Flossenart konstant, aber bei den Fischarten verschieden und somit ein Artenmerkmal. Die verschiedene Anzahl zum Bestimmen der einheimischen Süßwasserfische ist bei der Artenbeschreibung im speziellen Teil der Fischkunde aufgeführt, soweit es zur Unterscheidung erforderlich ist.

Zur Bestimmung der sich ähnelnden Brachsenarten ist die Anzahl der Flossenstrahlen in der langen Afterflosse heranzuziehen, bei den Barscharten die Trennung oder der Übergang der beiden Rückenflossen, bei den Neunaugenarten in derselben Weise. Auffällig ist die Anordnung der Rfl und Afl weit hinten am Schwanzteil beim Hecht und bei den Stören.

1.1.4.3 Unterschiede in der Gestalt der Schwanzflosse

Sie ist sehr vielgestaltig: meist gegabelt (die untere Hälfte ist mitunter länger), abgerundet, gerade endend, zugespitzt, mond- oder sichelförmig (letzteres bei Haien und Thunfischen).

Bei Stören ist das Wirbelsäulenende im Schwanzteil nach oben gebogen, die Flosse stark unsymmetrisch, auch bei Haien (wissenschaftl. heterocerk). Die übrigen wissenschaftlichen Bezeichnungen sind: gleichmäßig = homocerk, gerundet = cyclocerk, gegabelt = schizocerk.

1.1.4.4 Beweglichkeit der Flossen

Die paarigen Flossen können gespreizt, seitwärts vorgestellt und angelegt, die unpaaren auf dem Rücken und am Bauch aufgerichtet und angelegt werden und arbeiten in Wellenform.

 

Besondere Gebilde am Kopf einiger Fischarten

1.1.5 Barteln oder Bartfäden

Die Rutte (Trüsche, Aalquappe) hat einen Bartfaden am Kinn,

die Schleie 2 (je einen an den Maulwinkeln),

der Karpfen 4 (an der Oberlippe 2 längere und 2 kürzere),

die Barbe 4 (am Oberlippenrand),

der Wels 6 (auf dem Oberkiefer 2 sehr lange Fäden, auf der Kopfunterseite 4 kürzere),

der Zwergwels 8 (oberhalb der Maulspalte 4 längere, unterhalb 4 kürzere).

 

Von den Kleinfischarten hat

der Gründling 2 kurze Barteln in den Maulwinkeln,

der Steingrässling – er ähnelt dem Gründling – 2 längere an den selben Stellen (Unterscheidungsmerkmal!),

die Schmerle (Bartgrundel) hat 6 (davon 4 auf der Oberlippe und 2 in den Maulwinkeln),

 

Die höchste Zahl von Barteln hat der Schlammpeitzger mit 10 (davon 6 längere an der Oberlippe und 4 kürzere an der Unterlippe).

Von den im Meer vorkommenden Kabeljauarten hat der Dorsch 1 Bartfaden am Kinn, der Schellfisch einen wesentlich kleineren, verkümmerten an der gleichen Stelle.

Die verwandten Köhler, Pollak und Wittling besitzen keine Barteln.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Funktion haben die Barteln?

Sie dienen als Tast- und Geschmacksorgan. Sie sind beweglich und steuerbar. Sie finden sich bei den Fischen, die ihre Nahrung vorwiegend vom Boden aufnehmen.

 

Unterschiedliche Maulstellungen der Fische

1.1.6 Maul, Maulstellungen

Die Stellung des Maules gibt Aufschluss über die Nahrungsaufnahme und erleichtert die Unterscheidung der Fischarten. Man unterscheidet 3 verschiedene Stellungen der Maulspalte: Endständig, oberständig und unterständig. Wenn der Unterkiefer kürzer ist als der Oberkiefer, ist das Maul unterständig, die Maulspalte fast waagrecht, nur wenig nach oben gerichtet bzw. geöffnet. Die Nahrung kann vom Boden leichter aufgenommen werden. Ein unterständiges Maul haben Barbe, Nase, Zährte (Rußnase), Gründling – leicht unterständig der Frauenfisch (Frauennerfling), der Perlfisch und der Hasel sowie von den barschartigen Fischen Zingel, Streber und Schrätzer. Bei der Nase ist das Maul quergestellt im Gegensatz zur Rußnase (Zährte).

Wenn der Oberkiefer kürzer ist als der Unterkiefer, ist das Maul oberständig, nach oben gerichtet wie bei Rapfen (Schied), Ziege, Stint, Mairenke, Laube (Ukelei) und leicht oberständig bei der Rotfeder.

Die häufigste Stellung ist endständig. Beide Kiefer sind gleich lang. Die Maulspalte ist nach vorn gerichtet. Beispielsweise Karpfen, Karausche, Schleie, Döbel (Aitel), Nerfling (Orfe, Aland), Zander, Forellen u.a.m.

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Unterseitig, d.h. nicht an der Kopfspitze, sondern weiter zurück auf der Unterseite ist das Maul von Haien, Rochen und Stören.

Die Neunaugen haben ein völlig anders gestaltetes Maul: ein Rundmaul, ein endständiges, trichterförmiges Saugmaul mit einer Reihe horniger Randzähne.

Bilder/fragezeichen.jpg Welche Fische haben ein vorstülpbares Maul?

Die Mundöffnung kann rüsselartig vorgestreckt werden beim Karpfen, bei der Karausche, Brachse, Schleie und beim Gründling (wie auch beim Stör), um die Nahrung vom Boden aufzusaugen oder von Unterwasserpflanzen abzusaugen.

1.1.6.1 Bezahnung

Die Verdauung beginnt bei den höheren Wirbeltieren im Maul mit der Tätigkeit der Zähne, die Nahrung zu zerkleinern. Das trifft für die Fische nicht zu. – Dennoch sind fast alle Fischarten, wenn auch in unterschiedlicher Weise, bezahnt.

Schon die nieder organisierten wurmförmigen Neunaugen, die zu den Rundmäulern gehören, haben einen Maultrichter, ein Saugmaul mit hornigen Zähnen. Außerdem ist ein im Trichter befindlicher Zungenkopf mit 2 Zahnreihen besetzt, mit denen diese Arten sich durch Raspeln in den Beutefisch hineinfressen.

Sämtliche forellenartigen Fische, die Salmoniden, haben zahlreiche kleine, echte Zähne nicht nur auf den Ober- und Unterkieferknochen und dem Zwischenkiefer, sondern auch auf mehreren Knochen der Maulhöhle (Zungenknochen, Gaumenbein, Pflugscharbein (Vomer), Schlundknochen und Innenseiten der Kiemenbögen).

Das Pflugscharbein kann zur Artenunterscheidung besondere Aufmerksamkeit beanspruchen. Denn dieser unpaare Knochen ist bei den einzelnen Salmonidenarten verschieden bezahnt. Der Knochen besteht aus 2 Teilen, einer vorderen breiteren, oft dreieckigen »Platte« und einem wesentlich längeren, nach hinten schmal auslaufenden »Stiel«.

Bei manchen Arten sind Platte und Stiel, bei anderen nur die Platte oder nur der Stiel bezahnt. So ist die verschiedene Bezahnung des Pflugscharbeins eine sichere Möglichkeit, nahe verwandte Arten unter den Salmoniden zu unterscheiden oder Kreuzungen festzustellen.

Beim Lachs ist die Platte zahnlos, der Stiel dagegen bezahnt.

Bei Meer-, See-, Bach- und Regenbogenforelle sind Platte und Stiel bezahnt, jedoch bei den einzelnen Arten unterschiedlich. Beim Huchen und den Saiblingen ist nur die Platte bezahnt. Die Zähne des Zanders sind verschieden groß, die zahlreichen kleinen nennt man Hechel-, Bürsten- oder Samtzähne, die größeren, kegelförmigen Hunds- oder Fangzähne. Wenige Fangzähne vorn auf dem Oberkiefer, anschließend zahlreiche Hechelzähne, auf dem Unterkiefer mehr Fangzähne. Vorderteil des Pflugscharbeins und Gaumenbeine bezahnt. Hinten im Maul reibeartige Zahnfelder. Zungenbein frei von Zähnen.

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Pf = Lage des Pflugscharbeins beim Lachs

 

Mittlere Reihe:

Unpaares Pflugscharbein von Lachs,

Forelle und Regenbogenforelle.

Huchen, Seesaibling und Bachsaibling

 

Untere Reihe:

Schlundknochen von Karpfen und Barbe

Der Barsch hat nur kurze, dicht stehende Zähne auf denselben Knochen wie der Zander.

Das tief gespaltene, entenschnabelartige und oberständige Maul des Hechtes ist außerordentlich stark bezahnt mit Ausnahme des Oberkiefers und des Zwischenkiefers. Oberkiefer nur vorn kleine Zähne. Viele seiner Knochen tragen mehrere Reihen nach rückwärts gerichteter Zähne. Eine Längsreihe großer Fangzähne liegt im hinteren Teil des Unterkiefers. Pflugscharbein, Gaumenbeine und Zungenbein bezahnt. Die ganze Anordnung weist darauf hin, dass der Hecht den Beutefisch total schluckt und die Zähne nur zum Halten des geschnappten Fisches dienen. Die viel vertretene Ansicht, dass der Hecht durch Zahnwechsel beißunlustig wird, trifft wohl nicht zu, da nur vereinzelte Fangzähne ausfallen und von der Innenseite der Unterkiefer nachwachsen. Es bleiben zur gleichen Zeit genügend Fangzähne zum Halten der Beutefische.

Kein Griff ins Maul und hinter die Kiemendeckel, da Zähne im Maul und Dorne auf den Kiemendeckeln scharf und hart sind und verletzen können!

Der Aal hat kleine Bürstenzähne auf den Kiefern und dem Pflugscharbein.

Unser größter Raubfisch, der Wels (Waller) hat am unteren Kieferteil zu einem Querband angeordnete Reihen kleinster Zähne, hinter dem oberen Kiefer sind es zwei solcher Bänder und vor dem Schlund an jeder Seite ein ovales, knopfartiges Knochengebilde mit rückwärts gerichteten, kleinen Zähnchen, die »Schlundknöpfe«; sie sollen den Beutefisch zur Schlundöffnung drücken.

So haben alle »Raubfischarten« (Fisch fressende Arten) eine stattliche Bezahnung, sie dient jedoch nicht zum Zerreißen, Teilen oder Zerkleinern der Beute, sondern lediglich zum Festhalten der Fische.

Eine Ausnahme bilden die Haie der Meere. Den erwachsenen Stören fehlen die Zähne.

Bilder/fragezeichen.jpg Was sind Reusenzähne (Reusendorne)? (Abb. s. 1.4.2 Atmungsorgane)

Die Innenseiten der Kiemenbögen tragen kleine, zähnchenartige Gebilde, die Reusenzähne. Sie sind bei Raubfischen grob, aber scharf ausgebildet, um wiederum ein Freikommen der Beute zu verhindern. Sie kommen ebenfalls bei »Friedfischen« vor, z.B. bei den Arten, die von kleinstem, schwebendem tierischem Plankton leben, das sie im Schwimmen aufnehmen und mit der dichten Reihe von Reusenzähnen aussieben. Gleichzeitig vermeiden diese Zähne eine Verstopfung der Kiemenblätter.

Wenn die Reusenzähne lang, zart und engstehend in großer Zahl auf jedem Kiemenbogen angeordnet sind (z.B. bei Blaufelchen und den im Gewässer höher stehenden Maränenarten), so sind es ausgesprochene Planktonfresser. Wenn die Zähnchenreihen gröber, nicht ganz so dicht und kürzer sind, so handelt es sich um Bodenfischarten unter den Felchen (Renken oder Maränen), die kleine Bodentiere aufnehmen.

Bilder/fragezeichen.jpg Was sind Schlundzähne?

Die Weißfische (karpfenartige Fische) sind mit wenigen Ausnahmen »Friedfische« oder besser »Kleintierfresser«. Sie leben anfänglich von tierischem Plankton, dann von Insektenlarven, kleinen Krebsarten, Schnecken und Würmern. Sie sind keine Fischräuber. Sie haben auf den Kiefern und Knochen im Maul keine Zähne, wohl aber sehr ausgeprägt zum Schlund hin die »Schlundzähne«, die sich auf den beiden »Unterschlundknochen«, den umgewandelten fünften Kiemenbögen, befinden. Sie drücken gegen eine besondere Kauplatte als Widerlager und können auf diese Weise die kleingestaltige und wasserhaltige Nahrung trocken pressen und je nach deren Größe mehr oder weniger zerdrücken. Im Maul zahnlos, sind diese Fische die einzigen unserer Angel- oder Nutzfische, die eine aufgenommene Nahrung vor dem Eintritt in den Darm teilweise zerkleinern (z.B. Schnecken).

Die paarigen Schlundknochen sind in ihrer Gestalt, Form und Größe bei den Weißfischarten recht verschieden, sie laufen stets in Richtung der Maulöffnung länglich aus- und aufeinander. Sie tragen auf dem hinteren, stärkeren Teil die eigentlichen Zähne, die für die einzelnen Fischarten nach Anzahl, Form, Größe und der Zahl ihrer reihenförmigen Anordnung verschieden und charakteristisch für die betreffende Fischart sind, so dass sie zur Artbestimmung dienen können (Abb. s. 1.1.6.1 Bezahnung).

Einige Beispiele: Die Schlundzähne der Brachse (Blei) stehen in einer Reihe, bei der ähnlichen Güster in zwei Reihen, bei dem Rotauge (Plötze) in einer Reihe, bei der Rotfeder in zwei Reihen. Zweireihig sind sie beim Aitel (Döbel, Dickkopf, Mönne), dreireihig bei der Barbe. Grasfische (Graskarpfen) haben eine große, viereckige Kauplatte, beim Rapfen (Schied) hat die innere Reihe größere Zähne, deren Spitzen hakenförmig umgebogen sind, bei der Nase sind die Kronen der Zähne scharfkantig, messerartig, beim Karpfen wie Mahlzähne ausgebildet. Da die Weißfische im Wildgewässer mitunter bastardieren und die Kreuzungsform im Allgemeinen schlechter wüchsig ist, spielt die Kenntnis von diesen sicheren Unterscheidungsmerkmalen eine Rolle bei der Pflege von Weißfischbeständen. Stärkerer Fang der unerwünschten Art und der Bastarde besonders vor der Laichzeit!

Stärkere Schlundknochen mit Zähnen sind begehrte Weißfischtrophäen und zieren gern den Hut des Angelfischers.

1.2 Verdauungsorgane

1.2.1 Schlund, Magen und Darm

Fische haben im Maul keine Speicheldrüsen.

Die hintere Maulhöhle mündet in den Schlund, der meist kurz ist und bei Raubfischen – besonders beim Hecht – sehr erweiterungsfähig sein kann. Er mündet in den ebenfalls stark ausdehnbaren Magen, der eine saure Reaktion aufweist (pH-Wert 1.5–4.5). Hier findet die Eiweißverdauung statt. Die Form des Magens ist bei den Fischarten unterschiedlich, bei Salmoniden U-förmig, oder Schlund und Magen bilden eine U-Form, zusammen mit dem Mitteldarm eine Schleife, beim Hecht einen länglichen Sack mit inneren Längsfalten, beim Zander einen mehr hängenden Sack, ähnlich beim Barsch, bei Aal und Waller die Form eines liegenden Y.

Weißfischarten und Schmerlen haben keinen Magen. Die einzige Ausnahme bildet die Bartgrundel (Noemacheilus). Der Darm beginnt bei den magenlosen Fischarten am Schlundende und ist lang mit mehreren Schleifen. Hier findet eine starke Kohlenhydratverdauung und ein langsamer Eiweißabbau bei alkalischer Reaktion statt.

Blindsäcke am Darmbeginn

Nach der Verengung des Magenendes beim Übergang zum Darm treten – unterschiedlich an Zahl – Blindsäcke auf, Pförtner-Blindschläuche oder Pylorusanhänge genannt. Sie werden als blind endende Darmausstülpungen definiert. Bei Makrelen sind es rund 190, bei Renken bis 150, bei Forellenartigen 30–50, beim Lachs 50–70, jedoch bei Plattfischen nur 5, bei Groppen 4, beim Zander 7 und beim Barsch 3.

Die Blindsäcke fehlen bei allen Weißfischarten, Schmerlen, Hecht und Wels. Ihre Funktion ist noch nicht vollständig geklärt, wahrscheinlich stellen sie eine Vergrößerung der Darmoberfläche dar. Sie kommen bei Fischen mit verhältnismäßig kurzem Darm vor. Bei Bachforellen sollen sie bestimmmte Fermente liefern.

Darmlängen

Raubfische haben einen kürzeren Darm, Kleintier- und Pflanzenfresser einen langen Darm. Doch darf dies nicht zu sehr verallgemeinert werden. Die Darmlänge entspricht etwa der Körperlänge bei Hecht, Schleie und einigen Weißfischarten, ist kürzer bei Barschartigen, Forellen und Aal, dagegen länger bei vielen Weißfischarten und erreicht beim Karpfen mindestens die doppelte Körperlänge.

Ein langer Darm ist in Schlingen gelegt, die am auffälligsten beim Karpfen in Leberlappen eingebettet sind. Die Länge des Darms hat keine klare Beziehung zur Ernährungsweise. Fischarten mit gleicher Ernährungsweise haben unterschiedliche Darmlängen. Das zeigt deutlich ein Vergleich von Karpfen und Schleie.

Der kurze Enddarm mündet im After vor der Afterflosse.

1.2.2 Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Milz, Nieren

Die Leber ist je nach Fischart verschieden geformt, sie bildet mehrere Lappen um die vorderen Darmschlingen oder eine länglich gestreckte Form (die meisten Lappen bei Weißfischen, 2 bei Neunaugen und ist einfach bei den Barschartigen). Sie liegt mehr bauchwärts in der ersten Hälfte der Leibeshöhle. Ihre Farbe ist gelbbraun bis braunrot. Sie hat mehrere Funktionen, bildet den grünen Gallensaft, der in der Gallenblase gesammelt wird, reinigt das Blut und dient als Speicherorgan (Glykogen). Sie bildet Enzyme. Sie ist fettreich, enthält Lebertran (besonders bei Rutten und Schellfischen) und die Vitamine A und B.

Die Färbung der Leber wird – besonders bei gefütterten Fischen – zur Kontrolle des inneren Gesundheitszustandes gewertet. Sie ist normalerweise braunrot. Um nicht zu falschen Schlüssen zu kommen, muss erwähnt werden, dass die Farbe der Leber bei einigen Fischarten in gesundem Zustand von der braunroten Färbung abweicht.

So ist die auffallend lang gestreckte Leber des Hechtes hell bis ockergelb, die zwei ungleich langen Lappen beim Waller lehmfarben, ebenso bei der Rutte und ähnlich beim Zander und Barsch. Bei Aal, Salmoniden und Weißfischen ist sie braunrot bis rotbraun gefärbt.

Die Gallenblase liegt meist basal zwischen den Leberlappen und gibt durch einen besonderen Ausfuhrgang ihre in der Leber erzeugte Flüssigkeit in den vorderen Teil des Mitteldarmes ab – besonders zur Fettverdauung.

Zur Beachtung in der Praxis: Beim Ausnehmen des Fisches sollte man sorgfältig auf die inneren Organe des Fisches achten, da man daraus den Gesundheitszustand ersehen kann.

Bilder/fragezeichen.jpg Was kann der Mageninhalt anzeigen?

Aus der art- und mengenmäßigen Zusammensetzung des Mageninhalts bei »Raubfischen« und der Füllung des Darmes bei »Friedfischen« ist ersichtlich, welche Beutefische oder Kleintiere der gefangene Fisch bevorzugt hat.

Bilder/fragezeichen.jpg Was zeigt die Fischleber an?

Eine große Leber mit natürlicher Färbung garantiert einen gut genährten, gesunden Fisch. Die Fischleber ist eine besondere Delikatesse!

Bilder/fragezeichen.jpg Was zeigt die Gallenblase an?

Ein hungernder oder gehälterter Fisch wird stets eine große, gefüllte Gallenblase haben. Die Galle ist durch Fehlen der Verdauung nicht zur Abgabe der Flüssigkeit gereizt worden. Sollte beim Ausnehmen, die zwischen den Leberlappen geschützt liegende Gallenblase verletzt werden, genügt ein kurzes Ausspülen der Leibeshöhle.

Die Bauchspeicheldrüse ist kein kompaktes, aber ein wichtiges Organ. Sie besteht aus mehreren unscheinbaren kleinen Teilen, mündet nach den Blindsäcken in den Darm, bei Weißfischen kurz hinter dem Schlund und gibt Verdauungssäfte (Bauchspeichel) sowie Insulin und Glukagon für das Blut ab.

 

Die Milz ist am Magenende oder Darmanfang durch die schwarzrote Färbung als kompaktes Organ gut erkennbar, beim Hecht an einer Schlinge des Mitteldarmes. Sie ist an der Blutbildung beteiligt sowohl der roten Blutkörper (Erythrozyten) wie der weißen (Leukozyten) und bewirkt auch deren Abbau. Sie ist von vielen Blutgefäßen durchzogen.

Lage und Funktion der Nieren