An einem schönen Sonntagnachmittag beschlossen Hans und Fritz einen Teil des nahegelegenen Waldes zu erkunden, der als etwas gefährlich galt. Es war dort etwas sumpfig und im Waldboden gab es so manches Loch, in das man hineinfallen konnte. Hans war schon ein paar Mal mit seinen Eltern dort gewesen, um Pilze zu suchen.
Auch sah man dort vermehrt Tiere und hörte Vögel, die sonst eher selten waren.
Hans drehte sich zu Fritz um: „Mein Papa hat gesagt, wir sollen ja aufpassen! Er meint, es gäbe Sumpflöcher dort im Wald!“ Außerdem könnten wir uns bei den vielen Wurzeln und durch das herumliegende Geäst verletzen. Er wollte mich schon gar nicht alleine mit dir hierher kommen lassen. Er hat mir extra sein Handy mitgegeben...
„Uns wird schon nichts passieren“, erwiderte Fritz unbekümmert.
Also nahmen sie ihre Fahrräder und fuhren los. Am Waldrand angekommen stellten sie ihre Fahrräder ab und gingen tiefer in den Wald hinein. Fritz war ganz begeistert von diesem gut erhaltenen Wald, weil so viele kleine Pflanzen auf dem Boden wuchsen und in den Wipfeln alles schön grün war, und hatte die Warnung bald schon wieder vergessen. Er war so vertieft in die Schönheit des Waldes, dass er nicht bemerkte, dass er sich immer näher auf ein Sumpfloch zu bewegte. Fritz hatte seinen Fuß schon gefährlich nahe an dem Loch. Hans bemerkte das jedoch, weil er wegen der Worte seines Vaters heute besser auf den Boden achtete, erschrak und konnte noch rufen: „Haaaaalt !!!“ Fritz fuhr zusammen wegen des Schreis, den sein Freund ausgestoßen hatte, und setzte, so aufgerüttelt, seinen Fuß ganz knapp neben das Loch auf den Boden. „Gerade noch mal gut gegangen“, atmete Fritz auf. Doch kaum 15 Meter weiter war schon das nächste Loch im Boden, mit dem Fritz ebenfalls nicht gerechnet hatte. – Hatte er gedacht, wenn da schon eins war, kann nicht noch eins kommen? Konnte er sich an diesem Tag nicht in Ruhe auf den Weg konzentrieren, oder hatte er es einfach wieder nicht gesehen? Diesmal jedenfalls konnte Hans nicht mehr schnell genug eine Warnung ausrufen, und schon lag Fritz mitten im Sumpfloch.
Hans (der seit gut einer Woche ständig ein Seil mit mehreren Karabinerhaken herumschleppte aber nicht darüber reden wollte) holte dieses nun ganz schnell aus seinem Rucksack hervor. „ Halte dich an dem Seil fest!“, rief Hans. Fritz hatte aber gerade irgendetwas mit dem Fuß ertastet. „Stopp!“, rief er. „ Ich bin da unten auf irgendetwas gestoßen. Es könnte eine Kiste oder so sein, ich knote das Tau zuerst daran fest. Vielleicht ist das ja schon wieder ein Schatz!“
Trotz der brenzligen Situation konnte Hans es sich nicht verkneifen, Fritz zu verbessern, denn sein Bergsteigerseil war ihm heilig: Edi, sein Lieblingsonkel und begeisterter Bergsteiger, hatte es ihm beim letzten Besuch geschenkt und Hans versprochen, ihn irgendwann einmal mit auf Tour zu nehmen.
Also rief er aufgebracht: „Mann, das ist kein Tau, sondern ein Bergsteigerseil!“
Fritz war etwas verdattert, weil es ihm in diesem Moment wirklich egal war, was das für eine Art Seil war; er erinnerte sich dafür gerade daran, dass jemand gesagt hatte, man könnte für immer in einem Sumpf versinken und er wusste ja nicht, ob das ein richtig gefährlicher Sumpf war. Obendrein schwirrte noch der Gedanke an einen möglichen Schatz in seinem Kopf herum. Das verwirrte Fritz immer mehr und er begann etwas zu zittern, als er das Seil da unten festmachen wollte. Der Matsch stand jedoch schon sehr hoch im Loch und Fritz schaffte es einfach nicht, das, was da unten war, am Seil zu befestigen. Alle Versuche scheiterten! Hans schrie ihm zu: „Jetzt hör doch mal auf, da herumzufummeln! Binde endlich das Seil um deinen Bauch, damit ich dich herausziehen kann. Du sinkst doch sonst immer tiefer!“
Jetzt versuchte Fritz von selbst aus dem Loch heraus zu kommen. Doch alle Versuche waren vergebens. Er geriet ein wenig in Panik und je aufgeregter er wurde, umso weniger gelang es ihm nach oben zu kommen. Hans merkte, dass es nicht klappte, band sich das Seil fest um den Körper und forderte Fritz auf, es ebenso zu machen. Hans hatte darin schon etwas Übung, Fritz allerdings stellte sich etwas ungeschickt an. Aber mit Hans` Anleitung von oben ging es dann doch irgendwie. Mit viel Anstrengung schaffte Hans es schließlich, Fritz aus dem Sumpf zu ziehen. Mit klebrigem und schwerem Matsch übersät saß Fritz geschockt und erschöpft neben dem Loch.