
»Rechtszwo-Linkszwo, wo steckst du?«, sagte Zeter-Mordio, der Noid, der sich nervös nach dem Bot und den Sturmtuppern umschaute. Dann bemerkte er eine gutaussehende Frau, die eine Kreditkarte in den Bot steckte. In den Augen eines Noids wirkte das erlesene Kleid der Frau im vom Rauch der schwelenden Einschüsse gedämpften rosafarbenen Licht der Notleuchten wie ein Postkartenmotiv. Die Frau wartete einen Moment. Dann, ohne Bargeld oder eine Quittung zu entnehmen, drehte sie sich um und ging davon.
Auf einem leichten Diagonalkurs rollte der Bot auf Zeter-Mordio zu. Er prallte gegen ein Schott, bevor er seinen Kurs korrigierte. Schließlich kam er neben dem Noid zum Stehen.
»Endlich, da bist du ja!«, sagte Zeter-Mordio.
»Hup hup«, sagte der Bot.
»Vergiss es. Die Sturmtupper kommen direkt auf uns zu! Sie werden uns in die Gewürzminen von Ostmann schicken und zu Laserdisc-Spielen verschrotten! Wo gehst du hin?«
»Klack klack klack pling!«
Die gutaussehende Frau, die gerade neuen Lippenstift aufgetragen hatte, beugte sich aus einer Nische heraus, warf Rechtszwo-Linkszwo einen Blick zu und verschwand wieder in der Nische.
Unter strenger Bewachung wurde eine Gruppe gefangener Rebellen und unglücklicher Bots durch einen Gang geführt. Bald würden sie für einen Mindestlohn ohne Zuschüsse für das Imperium arbeiten. Ein Sturmtupper trat aus der Reihe und in ein Konferenzzimmer, in dem der womöglich an Asthma leidende Kerl in Schwarz mit einem Rebellenoffizier gerade ein Entlassungsgespräch führte.
»Die Pläne vom Todescenter sind nicht im Computer«, meldete der Sturmtupper.
»Wo sind die Pläne? (Keuch.) Deine Abfindung steht auf dem Spiel!«, fragte der Mann in Schwarz den Rebellen.
»Ich kann nicht antworten, solange Sie mich würgen! Das ist die nutzloseste Befragung, die ich je erlebt habe!«, sagte der Rebellenoffizier. Sein Mund bewegte sich weiter, aber es kamen keine Worte mehr heraus.
»Ich glaube, er möchte uns sagen, dass dies ein Schiff der Konsular-Klasse ist und sich auf einer diplomatischen Mission befindet«, sagte ein Sturmtupper.
Der Rebell nickte.
»Wenn das hier ein Konsularschiff ist, wo ist dann der Botschafter?«, fragte der Kerl in Schwarz. Er zerquetschte die Kehle des Rebellen wie eine Bierdose und schleuderte ihn zu Boden, wie er es auch mit einer Bierdose machen würde. Er gab sich nicht die Mühe, Müll zu trennen oder ihn auch nur in die dafür vorgesehenen Behälter zu entsorgen. Er war böse. Falls sein Verhalten das nicht schon deutlich machte, dann auf jeden Fall sein schwarzer Mantel und die totenschädelartige Maske.
»Commander, nehmen Sie das Schiff auseinander, bis Sie die Pläne haben, und bringen Sie mir die Passagiere. Lebend! Und besorgen Sie mir einen galaktischen Kaffee!«
Überall suchten die Sturmtupper nach Passagieren und sahen sogar in Ecken nach, in denen sich kaum ein Welpe hätte verstecken können. Zum Glück fanden sie keine Welpen, wohl aber die gutaussehende Passagierin mit dem frischen Lippenstift. Allerdings versteckte die sich streng genommen gar nicht, sondern sie legte ihnen einen Hinterhalt.
»Da ist eine. Betäubungsschuss!« Sie folgten gehorsam dem Befehl, die Passagiere »lebend« zu fangen. Die Pistole jedoch, mit der diese Passagierin bewaffnet war, sah funktionstüchtig aus und besaß genauso wenig eine Betäubungsfunktion, wie sie bügelfrei war. Die Frau schoss, bevor einer der Berufssoldaten der Sturmtupper auch nur die Waffe heben konnte. Das Geschoss durchdrang das billige, vom Staat finanzierte Tupper des ersten Stürmers und tötete ihn. Sein Kamerad stieg über die Leiche hinweg und eröffnete das Feuer.
Weder zuvor noch danach wurde in der gesamten Geschichte des Galaktischen Imperiums außer in diesem einen Fall je eine Waffe, welcher Bauart auch immer, auf Betäuben gestellt. Die Schreibtischtäter des Imperiums vertraten nämlich ausnahmslos die Meinung, dass die Betäubungsfunktion eine »Funktion ohne Nutzen« sei. Indem man herkömmliche Blasterwaffen jedoch mit diesem Gimmick ausrüstete, ließ sich viel Geld machen, weshalb alle Waffen diese Funktion besaßen, auch wenn sie nie verwendet wurde. Es war erstaunlich, dass sich überhaupt ein Sturmtupper an die Funktion erinnerte. Nun, diese Sturmtupper jedenfalls erinnerten sich, und einer von ihnen schoss. Noch erstaunlicher war, dass die Funktion funktionierte.
Der sich ausbreitende Kreis aus blauer Energie erzeugte ein verblüffendes »Zapzarap«-Geräusch und warf die Passagierin um. Sie war bewusstlos.
»Der fehlt nichts. Sagt Lord Mieder, dass wir eine Gefangene haben.« Der Soldat hoffte tatsächlich, dass der Gefangenen nichts fehlte und sie nicht wegen eines Konstruktionsfehlers oder eines Defekts getötet worden war. Er wollte kein Entlassungsgespräch über sich ergehen lassen müssen.
»Halt, da darfst du nicht rein!«, sagte Zeter-Mordio, als er Rechtszwo-Linkszwo endlich eingeholt hatte. »Auf diesen Rettungskapseln steht klar und deutlich: ›Nutzung durch Noids, intelligente Wartungsgeräte und Fahrgäste der dritten Klasse verboten!‹«
»Ding dong«, sagte der Bot.
»Nun! Ich, niemals!«
»Boing.«
»Geheimauftrag? Was für Pläne? Wovon redest du? Da gehe ich nicht rein. Komm schon, ergeben wir uns. Je eher sie uns in der Schrottpresse in Spielplatzgeräte verwandeln, desto eher haben wir es hinter uns.«
Hinter ihm ging ein Blastergeschoss in die Luft. Irgendein Sturmtupper feuerte einfach so, ohne die Betäubungsfunktion einzustellen. Und ohne Gefangene machen zu wollen.
»Das wird mir noch leid tun«, jammerte Zeter-Mordio, als er sich in die Rettungskapsel zwängte. Hinter ihm schloss sich krachend die Luke, und die Kapsel schwirrte davon.
Ein Schütze auf dem nächstgelegenen Geschützturm des imperialen Sternenschiffs bemerkte die Kapsel. »Schon wieder so ein Ding. Sollen wir es abknallen wie die anderen Rettungskapseln? Bin ich froh, dass wir nicht darauf achten müssen, Gefangene zu machen!«
Der befehlshabende Offizier gab eine sonderbare Order. »Feuer einstellen. Da ist kein Lebewesen an Bord. Schließlich bin ich ein Offizier des Imperiums und kein schießwütiger Sturmtupper.« Hätten die Sensoren einen Noid geortet, hätte der Offizier vielleicht einen anderen Befehl gegeben. Aber er wollte sich den Papierkram sparen, der mit dem Abschuss einer Blasterkanone ohne stichhaltigen Anlass verbunden war. Außerdem hatte er noch nie etwas von Flaschenpost gehört.
»Hat sicher einen Kurzschluss gehabt. Lausige Rebellenmechaniker. Die sind bloß gut im Spionieren, Schmuggeln und Dinge-in-die-Luft-Jagen, aber was Vernünftiges bauen können die nicht. Wieder ein Beispiel dafür, weshalb die Rebellen nie gewinnen werden.« Die Geschützmannschaft nickte, aber die Soldaten wünschten sich, sie hätten geschossen. Dann wäre der Tag schneller vergangen. Und der Lauf der galaktischen Geschichte hätte sich verändert.
Im Innern der Kapsel sagte Zeter-Mordio: »Von hier draußen betrachtet wirkt das imperiale Sternenschiff noch viel beeindruckender. Was für ein unglaublicher Anblick!«
Rotierend stürzte die Kapsel auf den näheren von zwei Planeten herab. »Bist du sicher, dass dieser Planet kein Gasriese ist?«