
Fürsten der Finsternis
von Frank Rehfeld
© Zaubermond Verlag 2014
© "Dorian Hunter – Dämonenkiller"
by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Titelbild: Mark Freier
eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur
http://www.zaubermond.de
Alle Rechte vorbehalten
Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.
Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. So ging es fort bis in die Gegenwart.
Dorian Hunter begreift, dass er die Wiedergeburt de Condes ist. Es ist seine Aufgabe, den Dämonen nachzustellen und sie zu vernichten.
Dorians Hauptgegner ist die Schwarze Familie, in der sich nahezu alle Dämonen, die unerkannt unter den Menschen leben, zusammengeschlossen haben. Ihr Oberhaupt Luguri, der Fürst der Finsternis, gilt als tot, und der Kampf um seine Nachfolge entbrennt. Verschiedene Dämonen haben bereits Absichten geäußert, sich um den vakanten Posten zu bewerben. Der Lordkanzler Zakum, ein mächtiger Dämon im Hintergrund und bis auf Weiteres kommissarisches Oberhaupt, hat die Kandidaten vorzuschlagen, zwischen denen dann der Stichentscheid auf einer Versammlung der mächtigsten Dämonen fallen soll. Doch auch Zakum selbst hegt Pläne auf den Posten. Zwar hat er kein Interesse daran, selbst im Rampenlicht zu stehen, doch ein anderer Dämon, der ihm verpflichtet ist und als sein heimlicher Stellvertreter agiert, wäre dem verschlagenen Zakum auf dem Thron nur recht.
So gerät die Nachfolge Luguris zum erwarteten Intrigenspiel. Dorian Hunter versucht, die Schwäche der Dämonen für sich auszunutzen, obwohl er weiß, dass er dadurch selbst zur Zielscheibe wird. Er glaubt, die Gefahr einschätzen zu können – selbst dann noch, als Coco und ihr gemeinsamer Sohn Martin eines Tages aus London verschwinden und er sich auf die Suche nach ihnen machen muss. Doch den vollen Umfang der Intrige durchschaut diesmal auch der Dämonenkiller nicht ...
Isbrant
In der Nähe von London, vor einigen Monaten
Es herrschte ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagte, wie der Volksmund sagte. Selbst der Weltuntergang konnte kaum schlimmer sein.
Mit Einbruch der Dämmerung hatte der den ganzen Tag über nur leicht wehende Wind aufgefrischt und sich schließlich zum Sturm gesteigert. Er hatte dunkle, schwere Wolken herangetrieben, und wenig später war ein Gewitter losgebrochen, wie man es hier selten erlebt hatte. Im Sekundenabstand zerrissen grelle, vielfach verästelte Blitze die Dunkelheit und erfüllten die Nacht mit einem beängstigenden Feuerwerk. Der Donner grollte ununterbrochen, und der Regen rauschte wie ein Wasserfall herab, als hätte der Himmel alle seine Schleusen geöffnet.
Der Mann, der sich dem abgelegenen Anwesen einige Meilen außerhalb von London näherte, kümmerte sich nicht darum. Er trug einen dunklen Mantel und einen Hut, doch trotz des sintflutartigen Regens war seine Kleidung völlig trocken.
Vor dem schmiedeeisernen Tor in der Mauer, die das Grundstück umgab, blieb er stehen und blickte zu dem Gebäude hinüber. Genau wie der völlig verwilderte Garten hatte auch dieses schon bessere Zeiten erlebt. Einst musste es ein prachtvolles viktorianisches Herrenhaus gewesen sein, doch im Laufe der vergangenen Jahrzehnte war es dem Verfall anheimgefallen, und der Zahn der Zeit hatte kräftig zugebissen. In vielen Fenstern fehlten die Scheiben, aus der Fassade waren stellenweise Steine herausgebrochen, und ein Teil des Daches, aus dem unzählige Stürme bereits einen Großteil der Ziegel fortgerissen hatten, war eingesackt. Einer der Seitenflügel war sogar völlig in sich zusammengefallen. Es sah aus, als ob seit langer Zeit niemand mehr das Haus betreten hätte, geschweige denn, dass jemand darin wohnte – sah man einmal von Landstreichern ab, die von Zeit zu Zeit darin Unterschlupf gefunden haben mochten.
Der dunkel gekleidete Mann ließ sich davon jedoch nicht täuschen. Er kannte die Wahrheit und wusste, dass das heruntergekommene Bauwerk seit einigen Tagen wieder neue Bewohner hatte.
Er zögerte noch einen Moment, dann schob er das verrostete, erbärmlich in den Angeln quietschende Tor auf und trat über die Schwelle. Er fühlte ein kurzes Prickeln, und im gleichen Moment erlosch die magische Aura, die ihn bislang vor dem Unwetter geschützt hatte. Dass der Regen nun auch auf ihn niederströmte und seinen Mantel in Sekundenschnelle durchnässte, war jedoch noch die geringste Unannehmlichkeit. Ein starkes Schutzfeld umgab das Anwesen, das die Magie des Mannes völlig neutralisierte, doch er erschrak nicht. Er hatte gewusst, was ihn erwartete, und er wusste auch, dass er ein hohes Risiko einging. Solange er sich im Wirkungsbereich des Schutzzaubers befand, besaß er keine besonderen Kräfte mehr und war so machtlos wie ein ganz normaler Mensch.
Dennoch fürchtete er sich nicht, denn er war von der unerschütterlichen Gewissheit erfüllt, dass ihm nichts passieren und seine Mission Erfolg haben würde. In dieser Hinsicht lag die Zukunft wie ein offenes Buch vor ihm. Alles würde genau so geschehen, wie es geschehen musste, deshalb konnte er gar nicht scheitern.
Um dem Unwetter so schnell wie möglich zu entkommen, hastete er über einen von Unkraut überwucherten Weg auf das Haus zu. Orkanböen peitschten auf ihn ein und ließen die Kronen der mächtigen alten Bäume wild hin und her schwanken. Er musste seinen Hut mit einer Hand festhalten, damit er ihm nicht davongeweht wurde. Seine Schuhe versanken fast in dem Morast, in den der Regen den Weg verwandelt hatte. Erst das von zwei Säulen getragene Vordach vor dem Eingang bot ihm ein wenig Schutz. Er griff nach dem Türklopfer, doch noch bevor er ihn berühren konnte, glitt einer der beiden Flügel des Portals wie von Geisterhand bewegt vor ihm auf.
Das Innere des Hauses war ebenso heruntergekommen, wie es das Äußere vermuten ließ. Der durch die Fensteröffnungen hereinfallende Widerschein der Blitze reichte aus, dass der Mann seine Umgebung erkennen konnte. Eine große, von Schutt übersäte Eingangshalle erstreckte sich vor ihm. Ein Teil der Decke war heruntergebrochen, die völlig vergilbten Tapeten hatten sich an einigen Stellen von den Wänden gelöst und hingen in Fetzen herab.
Ohne zu zögern, trat der Mann ein. Hinter ihm schloss sich die Tür wieder. Er trat zwei Schritte vor, dann gelang es ihm plötzlich nicht mehr, seine Füße vom Boden zu heben, als klebten sie daran fest. Gleich darauf erkannte er, dass sein ganzer Körper wie gelähmt war. Er konnte kein Glied mehr rühren, lediglich sein Kopf war von der Starre nicht betroffen. Es gab keinen Zweifel, was das zu bedeuten hatte. Er war in eine magische Falle geraten, doch auch das erschreckte ihn nicht, denn damit hatte er ebenfalls gerechnet. Die Falle war recht simpel, und unter normalen Umständen hätte es ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitet, sich daraus zu befreien, doch jetzt war er hilflos.
Es dauerte nur wenige Sekunden, dann entstand im Hintergrund der Halle, der weitgehend im Dunkeln lag, Bewegung. Eine verhutzelte, alte Frau, die in bunte Lumpen gehüllt war, löste sich aus den dort herrschenden Schatten. Sie war mindestens achtzig Jahre alt, ging gebückt und musste sich auf einen Krückstock stützen, während sie langsam näher kam. Ihr Gesicht sah aus wie eine Kraterlandschaft mit tief eingekerbten Falten, Runzeln, Pusteln und mehreren hässlichen Geschwüren. Spärliches graues Haar hing ihr strähnig vom Kopf. Eines ihrer Augen war milchig trüb geworden. Alles in allem bot sie einen zwar mitleiderregenden, zugleich aber auch überaus abstoßenden Anblick. Der Mann ließ sich von ihrem Aussehen jedoch keinen Augenblick täuschen. Er wusste, wen er vor sich hatte.
»Besuch in meiner bescheidenen Behausung«, stieß sie mit krächzender Stimme hervor und entblößte beim Sprechen einige dunkle, verfaulte Zahnstümpfe in ihrem Mund. Humpelnd kam sie näher. »So etwas kommt selten vor. Warum zeigst du mir nicht dein Gesicht, Fremder?«
Ein Windstoß fauchte durch die Halle und wehte seinen Hut davon.
»Oh, und was für ein gut aussehender Jüngling. Es gibt wirklich keinen Grund, dein Gesicht zu verbergen, Fremder«, krächzte die Greisin.
»Ganz im Gegensatz zu dir«, entgegnete der Mann und grinste spöttisch. »Mir scheint, dein Aussehen hat in den vergangenen Wochen ein wenig gelitten, Rebecca.«
Die alte Frau zuckte fast unmerklich zusammen.
»Wie kommst du darauf, dass ich so heiße?«, fragte sie. Ein lauernder Unterton hatte sich in ihre Stimme geschlichen, und es gelang ihr nicht, den misstrauischen Ausdruck in ihrem Gesicht zu verbergen. Als Schauspielerin war sie nicht annähernd so gut, wie sie es vielleicht selbst glauben mochte. »Mein Name ist Ela und ...«
»Lass den Unsinn, Rebecca«, sagte der Mann ärgerlich. »Ich weiß, wer du bist. Du hast deine Auferstehung zwar geheim gehalten und dich bemüht, alle Spuren hinter dir zu verwischen, aber du warst dabei nicht gründlich genug, denn wie du siehst, habe ich dich gefunden.«
»Ich weiß nicht, was du für einen Unsinn faselst«, beharrte die Alte.
Der Mann seufzte.
»Nun, dann werde ich deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen. Ich habe deinen Kampf gegen Luguri mit großem Interesse aus der Ferne verfolgt. Es gelang dir, den Fürsten der Finsternis zu töten, aber bevor du seinen Thron einnehmen konntest, wurdest du selbst von Zakum ermordet. Dein zweites Leben verdankst du deinen Fledermäusen, die dir jede ein Jahr ihres eigenen Lebens schenkten. Wie du siehst, ist mir kein Detail der Geschichte entgangen, sodass du die Maske jetzt wohl getrost fallen lassen kannst.«
Einige Sekunden lang musterte die Alte ihn schweigend, dann ging eine jähe Veränderung mit ihr vor, als sie die magische Illusion in sich zusammenfallen ließ. Wo sich gerade noch die verhutzelte Greisin befunden hatte, stand nun eine bildschöne junge Frau mit langen schwarzen Haaren.
»Also gut«, sagte die Vampirin kühl. »Du hast mein Geheimnis also durchschaut und weißt, wer ich bin. Damit bist du mir einen Schritt voraus, aber das wird sich sicher gleich ändern. Wer bist du, und was willst du?«
»Mein Name tut nichts zur Sache. Er würde dir ohnehin nichts sagen.«
»Das zu entscheiden, kannst du ruhig mir überlassen. Mir scheint, du verkennst deine Situation«, entgegnete Rebecca drohend. »Da du dich ja für so schlau hältst, dürftest du schon bemerkt haben, dass du einer magischen Falle gefangen bist und innerhalb dieses Hauses über keinerlei magische Kräfte verfügst, während ich noch meine volle Macht besitze. Ich könnte dich mit einem Fingerschnippen töten, also solltest du mir besser gehorchen und mir rasch einen guten Grund nennen, aus dem ich dich am Leben lassen sollte. Meine Maskerade hat dich nicht beeindruckt? Nun, vielleicht beeindruckt dich das. Kommt her, meine Lieblinge!«
Ein Rauschen und Flattern erfüllte die Luft, übertönte sogar noch den Donner. Mehrere Dutzend mannsgroßer Vampirfledermäuse kamen aus ihren Verstecken hervor und kreisten flügelschlagend unter der Decke der Halle.
»Ein Wort von mir, und sie reißen dich in Stücke«, erklärte Rebecca. »Also sag mir endlich, was ich wissen will.«
»Mein Name würde dir nichts sagen«, wiederholte der Mann ungerührt. »Ich habe mich innerhalb der Schwarzen Familie ... nun sagen wir es so, ich habe mich ziemlich zurückgehalten und jedes Aufsehen vermieden. Wenden wir uns lieber dem Grund meines Kommens zu. Ich bin hier, um dir zu helfen.«
»Mir helfen?« Rebecca stieß ein unechtes Lachen aus. »Mache ich den Eindruck, als ob ich auf die Hilfe eines dahergelaufenen Kerls angewiesen wäre, von dem ich nicht einmal weiß, wer er ist?«
»Ja«, erwiderte der Fremde selbstsicher. »Du bist eine Gejagte, die sich an einem heruntergekommenen Ort wie diesem verstecken muss, damit niemand davon erfährt, dass du noch lebst. Zakum hat dich einmal getötet, und genau wie eine Menge anderer Dämonen aus der Schwarzen Familie, die du dir in den letzten Jahren zum Feind gemacht hast, würde er nicht zögern, es wieder zu versuchen, wenn er von deiner neuen Existenz wüsste.«
»Der Einzige, der außer mir und meinen Lieblingen weiß, dass ich noch am Leben bin, bist du«, zischte die Vampirin. »Ich denke, schon das allein ist ein guter Grund, dich zu töten, genau wie jeden anderen, der hinter mein Geheimnis kommen sollte.«
»Das könntest du natürlich tun«, gestand der Mann ein. »Ich bin dir hilflos ausgeliefert. Aber du solltest nicht zu sehr auf die Kristalle vertrauen, mit denen du dieses Schutzfeld erzeugt hast. Es gibt Möglichkeiten, ihre Wirkung außer Kraft zu setzen, wie du weißt. Im Grunde bist du nur eine unbedeutende, magisch nicht einmal besonders begabte Vampirin, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Treib es nicht zu weit!«, warnte Rebecca ihn zornig. »Um dich zu töten, reichen meine Kräfte allemal.«
»Und was hättest du davon? Nichts.« Er schüttelte den Kopf, um seine Worte damit zu unterstreichen. »Sieh es doch ein: Wenn ich dein Feind wäre, hätte ich dich nur an Zakum zu verraten und mich seiner Unterstützung zu vergewissern brauchen, statt allein hierher zu kommen und mich deiner Gewalt auszuliefern. Ich bin wirklich nur hier, weil ich dir helfen will. Ich habe dir einen Vorschlag zu machen, wie du diesem unwürdigen Dasein entfliehen und ohne jegliche Bedrohung durch die Schwarze Familie ein neues Leben beginnen kannst.«
»Dann sprich!«
»Nicht so. Das ist keine Grundlage, um gemütlich miteinander zu plaudern. Zuerst verlange ich, dass du mich aus dieser Falle befreist. Du gehst kein Risiko dabei ein, da ich innerhalb dieses Hauses über keine magischen Kräfte verfüge.«
Die Vampirin zögerte. Ihrem Gesicht war anzusehen, wie widerstreitende Gefühle in ihrem Inneren miteinander rangen, doch schließlich nickte sie. Im nächsten Moment erlosch die magische Falle, und er wäre fast gestürzt, als er von einem Augenblick auf den anderen die Kontrolle über seinen Körper wiedererlangte. Erleichtert atmete er auf. Die erste und schwierigste Hürde war genommen. Er hatte Rebeccas Interesse wecken können.
»Also gut, du bist frei. Komm mit, aber versuche keine Dummheiten!«, befahl die Vampirin und führte ihn auf eine Tür im Hintergrund der Halle zu. Dahinter lag ein Zimmer, das sich in einem kaum weniger heruntergekommenen Zustand als die Halle befand, doch hatte man den Schutt und Dreck hinausgeschafft, und es standen sogar einige alte Möbel darin, sodass es einen halbwegs sauberen und wohnlichen Eindruck machte. »Setz dich«, sagte Rebecca und deutete auf einen Sessel, während sie selbst in einem anderen Platz nahm.
»Das ist also dein neues Heim«, kommentierte der Fremde spöttisch. Er zog seinen nassen Mantel aus, ließ ihn achtlos zu Boden fallen und warf einen demonstrativen Blick in die Runde. »Understatement mag ja in Mode sein, aber du wirst mir sicherlich verzeihen, wenn ich deinen Geschmack nicht ganz teilen kann.«
»Komm zur Sache«, drängte Rebecca. »Du sagtest, du hättest mir einen Vorschlag zu machen. Es wäre besser für dich, wenn du meine Geduld nicht übermäßig strapazierst.«
»Wie du meinst.« Der Fremde lehnte sich zurück und presste die Hände mit den Fingerspitzen gegeneinander. »So wie ich deine Situation sehe, bleiben dir zurzeit nur drei Alternativen. Die erste wäre, du vegetierst weiter so vor dich hin, wie du es in den letzten Tagen getan hast. Du verkriechst dich an Orten wie diesem, eine Gejagte auf der Flucht, darum bemüht, auf keinen Fall aufzufallen, und ständig in der Angst, doch von einem Mitglied der Schwarzen Familie entdeckt und getötet oder zumindest verraten zu werden. Man wird dich nicht mehr fürchten, denn durch dein Verhalten offenbarst du selbst deine Schwäche. Ein solches Dasein ist unter deinem Niveau und deinen Fähigkeiten, außerdem ist es sicherlich nicht das, wie du dir dein neues Leben vorgestellt hast.«
»Nein«, gab Rebecca bedrückt zu. »Das ist es sicher nicht. Ich habe diesen Weg nur vorübergehend gewählt, bis sich die Lage etwas entspannt hat. Was sind die anderen Möglichkeiten?«
»Du könntest die Flucht nach vorne antreten und Anspruch auf den Thron des neuen Fürsten der Finsternis erheben. Mit deinem Sieg über Luguri hast du deine Macht eindrucksvoll unter Beweis gestellt, während Zakums vermeintlicher Triumph über dich offenkundig nur einen Pyrrhussieg darstellte, mit dem du dein Ansehen sogar noch steigern könntest. Außer uns beiden kennt niemand die Einzelheiten, und es weiß auch niemand, dass du einen Großteil deiner Fähigkeiten verloren hast. Je aggressiver du auftrittst, umso weniger wird man an deiner Macht zweifeln.«
»Nein!«, stieß Rebecca hervor. »Du magst recht haben; vielleicht könnte ich die Schwarze Familie eine Zeit lang täuschen, möglicherweise sogar bis an den Rest meines Lebens. Aber das ist es nicht, was ich will. Ich bin die ewigen Intrigen leid, und ich würde auch weiterhin ständig in der Angst schweben, durchschaut zu werden. Wenn es das ist, was du mir vorschlagen willst – deine Unterstützung bei meinem Versuch, das neue Oberhaupt der Familie zu werden –, dann hast du den Weg umsonst gemacht.«
»Ich habe keine andere Reaktion von dir erwartet«, sagte der Fremde und lächelte. »Wir wissen beide, dass du im Grunde gar nicht scharf auf den Thron bist. Es geht dir nur darum, dich an der Schwarzen Familie zu rächen. Ich weiß auch, dass du in Wahrheit nicht annähernd so verschlagen und böse bist, wie du dich gibst und wie man es von einem Fürsten der Finsternis erwartet. In dieser Hinsicht sind wir uns ähnlich.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht, was ich dir anbieten möchte.«
»Was dann?« Verwirrt blickte Rebecca ihn an.
»Ein Exil«, antwortete er. »Einen Ort, an dem du ein Leben führen kannst, wie es dir zusteht. Im Umkreis von hundert Meilen nur kleine Dörfer mit einfachen Menschen, die meisten von ihnen feige, ängstlich und abergläubisch, die dir keinerlei Schwierigkeiten bereiten werden. Und vor allem keine einzige Sippe der Schwarzen Familie in der Nähe, die dich entdecken und dir womöglich gefährlich werden könnte.«
Interesse blitzte in den Augen der Vampirin auf, zugleich überschattete aber auch Misstrauen ihr Gesicht.
»Das hört sich nach einem wirklich interessanten Angebot an«, sagte sie bedächtig und musterte ihn scharf. »Aber ich frage mich, warum du es mir machst. Was versprichst du dir davon? Ich glaube nicht daran, dass du als Fremder zu mir kommst, um mir völlig selbstlos deine Hilfe anzubieten, weil ich dir so sympathisch bin. Was also willst du wirklich?«
Der Fremde lachte.
»Es gibt einfach keine wahre Gutmütigkeit mehr auf der Welt«, seufzte er theatralisch, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Aber du hast recht, ganz uneigennützig ist mein Handeln natürlich nicht. Irgendwann innerhalb der nächsten Monate werde ich dich im Gegenzug um einen Gefallen bitten. Sei unbesorgt, es wird sich nur um eine Kleinigkeit handeln, die dir keine besonderen Umstände bereiten wird. Außerdem steht es dir immer noch frei, abzulehnen, wenn es so weit ist. Doch ich bin überzeugt davon, dass du dich nicht als undankbar erweisen wirst. Nun?«
Rebecca überlegte. Sie ließ sich viel Zeit dabei, und es dauerte mehrere Minuten, während derer sie ihn scharf beobachtete, bis sie schließlich fast unmerklich nickte.
»Also gut, ich bin einverstanden. Viel habe ich wohl ohnehin nicht zu verlieren. Wo liegt dieser Ort, von dem du gesprochen hast?«
Südirland, einige Wochen später
Es hätte eine Situation aus einem klassischen Drama sein können: eine Frau zwischen zwei Männern, von denen nur einer den Kampf um sie überleben würde. Dennoch gab es ein paar Unterschiede, wie sie einem Stückeschreiber fürs Theater schwerlich in den Sinn gekommen wären. So sah die Frau, um die es ging, zwar wie eine Erwachsene aus, war in Wirklichkeit jedoch noch keine zwei Wochen alt, und sie war auch kein Mensch – so wenig wie der Mann, der sie und ihren Begleiter von einem Hügel aus beobachtete. In seiner Tarngestalt, die er angenommen hatte, hätte allerdings niemand in ihm einen der mächtigsten Dämonen der Schwarzen Familie vermutet.
Mit einem kalten Lächeln auf den Lippen setzte sich Zakum in Bewegung, folgte mit schleppenden Schritten, die seiner Verkleidung als alter Mann angemessen waren, dem Pfad, der von dem Hügel herab zu dem einsam gelegenen Cottage führte, vor dessen Tür sein Widersacher gerade Holz hackte. Obwohl der Tag mild und einigermaßen warm war, hatte er sich von Kopf bis Fuß vermummt. Seine Hände steckten sogar in Handschuhen, und er hatte die Kapuze seines Mantels hochgeschlagen. Doch Zakum wusste, dass dies nichts mit den Temperaturen zu tun hatte. Im Kampf zwischen den beiden Schemen Alannah und Nathaniel war der Körper des ehemaligen Dämonenjägers Abi Flindt schrecklich verbrannt worden. Nur durch die Magie Nathaniels war er überhaupt noch lebensfähig. Mit einem kräftigen Hieb spaltete der Däne ein Holzscheit, dann bemerkte er die Gestalt, die sich ihm näherte. Er ließ die Axt ein wenig sinken und blickte dem einsamen Wanderer angespannt entgegen.
Als Zakum nur noch wenige Dutzend Schritte von ihm entfernt war, wurde die Tür der Hütte geöffnet, und die Frau, deretwegen er gekommen war, trat heraus.
»Geh zurück ins Haus und warte dort!«, befahl Flindt, doch sie schüttelte nur den Kopf und verharrte auf der Schwelle.
Niemand hätte beim Anblick der dunkelhaarigen schlanken Frau vermutet, dass sie erst eine knappe Woche alt war, denn sie sah aus wie eine Dreißigjährige. Aber sie war schließlich kein Mensch und auch kein Dämon im eigentlichen Sinne. Larissa war die Tochter Nathaniels, eines unbegreiflichen Wesens aus dem Volk der Schemen, die als Engel in die irdischen Mythologien Einzug gehalten hatten. Die Durchgänge zur Welt der Schemen waren schon vor Jahrtausenden verschlossen worden, doch aus Gründen, die Zakum unbekannt waren, war Nathaniel damals auf der Erde zurückgeblieben. Im Tiefschlaf hatte er die Zeit überdauert, bis seine Ruhestätte vor einiger Zeit bei archäologischen Ausgrabungen freigelegt wurde und er aus seinem Schlaf erwacht war. Seine neue Existenz hatte nicht lange gewährt. Im Kampf gegen Alannah, seiner früheren Gefährtin, die mittlerweile auf die Seite der Dämonen übergewechselt war, hatte er seinen endgültigen Tod gefunden.
Zuvor jedoch hatte er noch auf magischem Weg mit der Archäologin Helena Riedberg ein Kind gezeugt. Die Mutter war bei der Geburt gestorben, und Larissa hatte schon wenige Augenblicke, nachdem sie zur Welt gekommen war, deren Aussehen angenommen – ein deutliches Zeichen für die immensen in ihr schlummernden magischen Kräfte, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Es waren Kräfte, die Zakum sich zunutze machen und in die richtigen Bahnen lenken wollte.
Abi Flindt hatte seine und ihre Spuren gründlich hinter sich verwischt und sich mit ihr in diesem Cottage eingenistet, doch für Zakum war es trotzdem kein großes Problem gewesen, sie aufzuspüren.
»Wer sind Sie und was wollen Sie?«, rief Flindt ihm entgegen.
»Sie«, sagte Zakum, blieb einige Schritte vor ihm stehen und deutete auf Larissa. »Ich bin gekommen, um sie zu holen und in meine Obhut zu nehmen.«
»Ach ja?« Flindt packte seine Axt fester. Nur undeutlich waren unter seiner tief vorgezogenen Kapuze die verbrannten Überreste seines Gesichts zu erkennen. »Und wie kommen Sie darauf, dass sie mit Ihnen gehen wird?«
»Weil ich Sie einfach mitnehmen werde, und es gibt nichts, was du tun kannst, um mich daran zu hindern«, erwiderte der Archivar der Schwarzen Familie. Er gab seine Tarnung auf, zeigte sich in seiner wahren Gestalt als schmaler, eher kleinwüchsiger Mann mit spinnenartigen dünnen Gliedmaßen, einer grauen, verrunzelten Haut und einer abstoßenden Teufelsfratze.
Flindt prallte unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Zakum!«, krächzte er.
Der dämonische Archivar nickte.
»Da du weißt, wer ich bin, dürfte dir auch bewusst sein, dass du gegen mich keine Chance hast. Also geh mir aus dem Weg!«
Es war ein bösartiges Spiel, da er ohnehin nicht vorhatte, Flindt am Leben zu lassen. Der frühere Mitstreiter des Dämonenkillers konnte ihm in der Tat in keiner Form gefährlich werden, doch anders sah es mit Larissa aus, deren Kräfte er nicht richtig einschätzen konnte. Besser wäre es, wenn sie ihm folgte, ohne dass er Gewalt anwenden und damit ein schwer kalkulierbares Risiko eingehen musste. In diesem Fall konnte er wenig später immer noch zurückkehren und Flindt töten, um ihn als unliebsamen Zeugen zu beseitigen, der außer ihm als Einziger von Larissas Existenz wusste.
»Wer ist das?«, erkundigte sich die junge Frau und trat auf Flindt zu. »Er gefällt mir nicht. Ich will nicht mit ihm gehen.«
»Das wirst du auch nicht«, behauptete Flindt. »Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
»Überlege es dir, mein Kind«, entgegnete Zakum mit einschmeichelnder Stimme. »Dieser halb tote Narr da kann dir nichts beibringen. Er hemmt deine Entwicklung nur. Ich dagegen kann dir helfen, deine Fähigkeiten zu erkennen und mächtiger zu werden, als du es dir zurzeit überhaupt nur erträumen kannst.«
Misstrauen und auch eine Spur frisch erwachten Interesses lieferten sich einen Widerstreit in ihrem Gesicht.
»Hör nicht auf ihn, Larissa!«, stieß Abi Flindt hervor. »Er lügt, wenn er den Mund aufmacht.«
Zakum lachte kalt. »Immer noch der alte Dämonenhasser«, rief er höhnisch. »Sieh dich doch an, wohin dich deine Einstellung gebracht hat. Du bist praktisch schon tot. Nur die Magie Nathaniels hält dich derzeit noch am Leben, und auch sie wird irgendwann in naher Zukunft aufgebraucht sein. Ich aber kann dich heilen.«
»Ich verzichte auf dein Angebot«, entgegnete Flindt. »Ich werde mich niemals auf die Seite der Schwarzen Familie stellen.«
»Das erwarte ich auch gar nicht von dir«, behauptete Zakum. »Du brauchst mir nur das Mädchen zu geben. Ich bekomme es ja doch, ob mit oder ohne deine Zustimmung. Anschließend kannst du meinetwegen deinen Kampf fortsetzen. Wen stört es schon, wenn du ein paar unbedeutende Dämonen tötest?«
Flindt schwieg ein paar Sekunden lang. »Ich glaube dir nicht«, stieß er dann hervor. »Du würdest mich nie einfach so gehen lassen, und vor allem würdest du mich niemals heilen. Lauf ins Haus, Larissa!« Noch während er sprach, riss er die schwere Axt nahezu ansatzlos hoch und schleuderte sie auf Zakum zu. »Lauf weg, flieh vor ihm!«
Ohne die geringste Mühe änderte Zakum mit einer Handbewegung die Flugrichtung der Axt. Sie beschrieb in der Luft einen Bogen und flog wie ein Bumerang zu Flindt zurück. Fast waagerecht raste sie wie ein flirrendes Schemen auf ihn zu. Er schrie auf und warf sich mit einem verzweifelten Satz zur Seite. Die Axt flog haarscharf über ihn hinweg und hämmerte hinter ihm in das Holz der Hütte.
Sofort rappelte Flindt sich wieder auf. Er griff in die Tasche seines Mantels, zog etwas Kleines, Rundes heraus und schleuderte es Zakum entgegen. Es handelte sich um eine magische Gemme. Einen mächtigen Dämon wie Zakum konnte er damit zwar nicht ernsthaft gefährden, ihm wohl aber Schmerzen zufügen, weshalb der Lordkanzler dem Wurfgeschoss auswich und dadurch einige kostbare Sekunden verlor.
Sowohl Larissa wie auch Flindt nutzten diese Zeit, um ins Haus zu gelangen und die Tür hinter sich zu schließen.
Mit seinen magischen Sinnen tastete Zakum die Hütte ab. Wie er nicht anders erwartet hatte, war sie mit zahlreichen Dämonenbannern und anderen Symbolen geschützt, die es selbst ihm unmöglich machten, sie zu betreten. Dennoch gab er so schnell nicht auf. Zu viel stand für ihn auf dem Spiel.
Die Hütte bestand ganz aus Holz, und das brachte ihn auf eine Idee. Wenn er nicht hinein konnte, musste er Larissa und Abi Flindt eben zwingen, wieder herauszukommen. An einer Wand stapelte sich das bereits fertig gehackte Holz. Mit magischer Kraft setzte Zakum es in Brand. Sofort loderte es hell auf. Die Hitze und vor allem der Rauch zogen durch ein glasloses Fenster ins Innere, aus dem schon nach wenigen Sekunden keuchendes Husten zu hören war.
Nicht einmal eine Minute später wurde die Tür wieder aufgerissen. Larissa kam heraus gestürmt, obwohl Flindt noch versuchte, sie festzuhalten. Dann aber sah er ein, dass er ebenfalls auf verlorenem Posten stand, und auch er verließ die Hütte, deren eine Wand inzwischen Feuer gefangen hatte.
»Mein letztes Angebot«, sagte Zakum. »Überlasse mir das Mädchen und hilf der Kleinen, sich ein wenig an mich zu gewöhnen, dann verschone ich dich.«
»Lieber sterbe ich!«, schleuderte Flindt ihm entgegen.
»Gut. Wenn du es so willst.« Mit magischer Kraft riss Zakum die Axt aus dem Holz der Tür. Flindt schrie auf, als er sie auf sich zurasen sah. Im nächsten Moment endete sein Schrei abrupt, als die blitzende Schneide ihm den Kopf von den Schultern trennte.
An seiner Stelle stieß Larissa einen entsetzten Schrei aus. Fassungslos beobachtete sie, wie Abi Flindt wie in Zeitlupe zusammenbrach.
»Du ... du hast ihn getötet!«, keuchte sie. »Er war mein Freund!«
»Nein, das war er nicht, und das wirst du schon bald einsehen«, widersprach Zakum. »Er hat nur versucht, dich von deiner wahren Bestimmung abzubringen und ...«
»Du lügst!«, schrie sie.
Im gleichen Moment rasten magische Energien auf Zakum zu, trafen ihn wie ein Faustschlag und schleuderten ihn zurück. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn. Instinktiv murmelte er die Formel für einen starken Schutzzauber. Obwohl er es mit einer völlig fremdartigen Form von Magie zu tun hatte, wirkte der Schutzbann. Die unsichtbaren Energien, die Larissa ihm entgegenschleuderte, wurden ins Nichts abgelenkt und verpufften wirkungslos. Sie verstärkte ihre Anstrengungen noch, konnte seine Abwehr jedoch nicht durchdringen.
Zakum schnaubte erleichtert. Offenbar hatte er sich unnötige Sorgen gemacht. Larissa mochte gewaltige Kräfte besitzen, doch waren sie noch längst nicht richtig ausgeprägt und vor allem gänzlich untrainiert. An seine eigene Macht reichten sie nicht annähernd heran und konnten ihm deshalb nicht gefährlich werden.
Ohne seine Verteidigung zu schwächen, startete er seinerseits einen Angriff. Diesmal taumelte Larissa zurück. Langsam sank sie in die Knie, als er den Druck auf sie verstärkte und seine Kräfte wie eine unsichtbare, unbarmherzig zudrückende Faust um sie schloss. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Auch sie bemühte sich, einen Abwehrzauber zu erschaffen, doch sie war bereits zu schwach dafür. Mit einem wohldosierten magischen Hieb löschte Zakum ihr Bewusstsein vollends aus, ohne ihr irgendwelchen sonstigen Schaden zuzufügen.
Er trat auf ihren reglosen Körper zu, bis er direkt neben ihr stand. Für seine weiteren Pläne war sie von größerer Bedeutung, als sie auch nur ahnte. Auch wenn sie ihm zürnte, weil er Flindt umgebracht hatte, und ihm jetzt noch feindselig gesonnen war, würde sich dies schon bald ändern. Letzten Endes war sie in vielerlei Hinsicht noch wie ein kleines Kind, das er beeinflussen und formen konnte. Sie würde einsehen, dass es ihr an seiner Seite wesentlich besser gehen würde.
Im nächsten Moment begannen die Umrisse ihrer beider Körper durchscheinend zu werden und waren gleich darauf spurlos verschwunden.
Es war ein unwirklich anmutender Ort.
Die Ebene erstreckte sich in alle Richtungen, so weit der Blick reichte. Zahlreiche verwitterte Grabsteine ohne Inschrift, viele davon so schief, dass sie jeden Moment umzustürzen drohten, ragten ohne erkennbare Ordnung aus dem lehmigen Boden, auf dem keinerlei Leben gedieh, nicht einmal ein einziger Grashalm. Über allem spannte sich ein grauer wolkenloser Himmel, der wie eine Glocke aus flüssigem Blei aussah. Kein Lufthauch regte sich. Es gab keine Sonne oder sonst irgendwelche Gestirne, dennoch herrschte ein dämmriges Zwielicht.
Seit Minuten stand Zakum reglos an einen der Grabsteine gelehnt da. Nun verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte verärgert den Kopf, während er den stümperhaften Bemühungen der jungen Frau zusah, eine im Grunde ganz einfache Beschwörung durchzuführen, bei der sie zum wiederholten Male scheiterte. Wie er nicht anders erwartet hatte, hatte Larissa ihre anfängliche Abneigung gegen ihn überwunden, doch schien sie während der vergangenen Wochen, die sie sich nun schon in seiner Gewalt befand, so gut wie nichts gelernt zu haben.
»So wird das nichts. Bis aus der etwas wird, erfordert es noch ein hartes Stück Arbeit«, murmelte er leise vor sich hin. Laut rief er: »Larissa!«
Die Angesprochene schrak zusammen und fuhr zu ihm herum. Sie hatte seine Anwesenheit zuvor nicht einmal bemerkt. Hastig kam sie zu ihm herüber geeilt.
»Zakum!«, rief sie erfreut und sah zugleich wegen ihrer schlechten Leistungen auch ein wenig schuldbewusst aus, als sie ihn erreichte. »Ich bin froh, dass du hier bist. Dieser Kerl da ist einfach unerträglich. Ich hasse ihn und will nicht länger bei ihm bleiben.« Dabei deutete sie auf Eric Jong, einen älteren, hageren Mann mit einem totenkopfähnlichen Gesicht und einem Pferdegebiss, der ein paar Schritte abseits stand. Eric war ein mächtiger Hexer aus der sehr starken niederländischen Jong-Sippe. Schon seit langer Zeit schuldete er Zakum einen Gefallen, und diesen hatte der Lordkanzler nun eingefordert, indem er von ihm verlangte, Larissa in den magischen Künsten zu unterrichten – bislang jedoch ohne sonderlich großen Erfolg, wie es schien.
»Dieser Kerl, wie du ihn nennst, ist dafür hier, dir etwas beizubringen und dich auf deine kommenden großen Aufgaben vorzubereiten«, entgegnete Zakum und musste sich beherrschen, um seinen Zorn im Zaum zu halten. »Du bist launisch und faul, dabei solltest du lieber auf ihn hören, denn er hat dich viel zu lehren. Es dauert nicht mehr lange, dann verliere ich die Geduld mit dir, und darauf solltest du es besser nicht ankommen lassen.«
Das war eine weitgehend leere Drohung, doch das konnte Larissa nicht ahnen. Zakum hatte noch große Pläne mit ihr. Es entsprach ganz seinem Naturell, andere für sich arbeiten zu lassen. Er war ein Meister der Intrigen, und so hatte er auch für Larissa bereits einen Platz in seinem neusten Ränkespiel gefunden. Sie in seinem Sinne zu beeinflussen, war nicht schwer. Trotz ihres erwachsenen Aussehens, ihres ererbten Wissens und ihrer Fähigkeiten war sie im Grunde noch ein Kind, das nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte. Sie wäre zu diesem Zeitpunkt sicherlich überrascht gewesen, hätte sie gewusst, dass er sie für eine ganz besondere Aufgabe rekrutiert hatte.
»Es tut mir leid«, sagte sie leise und senkte den Kopf. »Ich gebe mir ja Mühe, aber ...«
»Kein Aber«, fiel Zakum ihr scharf ins Wort. »Du musst besser werden. Du musst lernen! Mir scheint, Jong verfährt immer noch zu milde mit dir ...«
Er brach ab, als er einen magischen Impuls spürte. Jemand versuchte sich über seine Kristallkugel mit ihm in Verbindung zu setzen. Rasch wob er einen Zauber um Larissa. Der feste Boden unter ihren Füßen löste sich auf, sodass sie bis über die Knöchel darin versank, dann wurde er wieder fest.
»Ich habe etwas zu erledigen«, erklärte er. »Derweil kannst du versuchen, meinen Bann abzuschütteln.«
Er entfernte sich ein paar Schritte, dann holte er die nur murmelgroße Kristallkugel aus einer Tasche seines togaähnlichen Gewandes hervor. In seiner Hand wuchs sie rasch bis auf Handballgröße heran. Schlieren waberten und wogten darin, aus denen sich rasch das Gesicht eines etwa fünfzigjährigen Mannes mit gewellten, dunkelblonden Haaren schälte. Zwar kam der Mann Zakum vage bekannt vor, doch wusste der dämonische Archivar ihn auf Anhieb nicht recht einzuordnen.
»Mein Name ist Jacques d'Arcy«, ergriff dieser das Wort und verneigte sich demütig vor dem Lordkanzler. Nun erinnerte sich Zakum wieder, dass er den Dämon bereits mehrfach bei Versammlungen der Schwarzen Familie gesehen hatte, doch war dieser ihm bislang nicht weiter aufgefallen. »Innerhalb unserer Sippe hat es in den letzten Monaten einen internen Machtkampf gegeben. Mein Onkel Alex d'Arcy, unser bisheriges Sippenoberhaupt, ist tot, und ich wurde zu seinem Nachfolger gewählt.«
»Meinen Glückwunsch«, sagte Zakum spöttisch, doch war er höchst beunruhigt. Die in Frankreich ansässigen d'Arcys stellten eine äußerst mächtige Sippe dar. Wenn Jacques d'Arcy sich nun mit ihm in Verbindung setzte, hatte dies vermutlich nichts Angenehmes zu bedeuten. Er glaubte nicht, dass der Dämon sich nur meldete, um sich ihm als neues Oberhaupt der Familie vorzustellen.
»Luguri ist tot«, fuhr d'Arcy fort. »Die Wahl eines neuen Fürsten der Finsternis steht an. Und hiermit melde ich meine Ansprüche auf den Thron an. Die gesamte d'Arcy-Familie und mehrere befreundete Sippen unterstützen meine Kandidatur. Deshalb werde ich mich auf der anstehenden Dämonenversammlung zur Wahl stellen.«
Zakums faltiges Gesicht zeigte keine Regung. Er dachte angestrengt nach. In den vergangenen Jahren, nach dem Ende der langjährigen Herrschaft Asmodis, hatte sich der Thron des Fürsten der Finsternis als eine Art Schleudersitz erwiesen. Olivaro, Hekate und selbst Luguri hatten sich nicht lange halten können. Dementsprechend gab es nicht viele, die noch Interesse an diesem Posten hatten. Mit einem Bewerber aus der d'Arcy-Sippe hatte er deshalb überhaupt nicht gerechnet, und es passte ihm ganz und gar nicht in den Plan. Dennoch konnte er die Kandidatur nicht einfach ablehnen. Es hätte einige Verwunderung in der Schwarzen Familie ausgelöst, eine anerkannte Sippe wie die d'Arcys so offensichtlich zu brüskieren.
»Diese Entscheidung kommt ... überraschend«, entgegnete Zakum bedächtig. Ihm kam eine Idee. Möglicherweise konnte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Da gab es nämlich noch ein anderes Detail, von dem bis jetzt niemand außer ihm in der Schwarzen Familie etwas wusste ... Ein hässliches Grinsen glitt über sein faltiges Gesicht. »Das Ansehen Ihrer Sippe steht außer Frage, Monsieur d'Arcy, doch haben Sie selbst innerhalb der Schwarzen Familie noch keine außergewöhnlichen Leistungen vorzuweisen, die Sie für eine Kandidatur als Fürsten der Finsternis besonders qualifizieren würden.«
Zorn blitzte in d'Arcys Augen auf. »Sie haben kein Recht, meinen Anspruch so einfach zurückzuweisen, Zakum, das wissen Sie. Sowohl ich wie auch meine Familie würden dies als grobe Beleidigung empfinden, die wir nicht einfach so auf uns sitzen lassen würden.«
»Aber wer sagt denn, dass ich Ihre Kandidatur ablehne?«, antwortete Zakum mit Unschuldsmiene. »Ich nehme lediglich mein Recht in Anspruch, Ihre Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Wie Sie vermutlich wissen, wurde mir einst mein Archiv von Olivaro geraubt und an verschiedenen Orten versteckt. In diesem Archiv befand sich ein ganz bestimmtes Artefakt, das für die Schwarze Familie nicht ohne Bedeutung ist. Es würde Ihre Chancen auf eine Kandidatur enorm verbessern, wenn Sie mir diesen Gegenstand beschaffen könnten ...«
»Das ist ...« D'Arcy brach ab und knirschte vor Zorn mit den Zähnen, doch er sah ein, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich Zakums Anordnung zu beugen. Er zwang sich zur Ruhe. Die Statuten der Schwarzen Familie gaben Zakum das Recht, eine solche Probe zu verlangen. »Ich werde tun, was ich kann, um meinen Anspruch auf diese Weise zu untermauern«, presste er hervor. »Aber ich brauche genauere Angaben. Was ist das für ein Artefakt?«
Zakum teilte ihm mit knappen Worten alles Notwendige mit, dann unterbrach d'Arcy grußlos die magische Verbindung. Die Kristallkugel färbte sich dunkel. Zakum steckte sie in die Tasche zurück.
Er hatte einen vorläufigen Sieg errungen, doch richtiger Triumph wollte in ihm nicht aufkommen. Seit langer Zeit bemühte er sich schon vergeblich, wenigstens Teile seines Archivs ausfindig zu machen und zurückzuerlangen. Insofern war die Aufgabe, die er d'Arcy gestellt hatte, nahezu unlösbar, vor allem innerhalb der kurzen Zeit, die diesem noch blieb. Mit ein wenig Glück würde d'Arcy dabei sogar den Tod finden. Das wäre vielleicht sogar die beste Lösung.
Im Grunde hätte Zakum mit sich und seinem Einfall höchst zufrieden sein müssen, aber ihm war bewusst, dass er sich die d'Arcy-Sippe damit nicht gerade zu Freunden machte und in Zukunft mit Schwierigkeiten aus dieser Richtung zu rechnen hatte.
Er warf einen Blick zu Larissa, die immer noch erfolglos versuchte, seinem magischen Bann zu entkommen, schüttelte zornig über ihr Unvermögen den Kopf und ging zu Jong hinüber.
»Es ist etwas eingetreten, womit ich nicht gerechnet habe«, teilte er ihm knapp mit. »Du musst ihre Ausbildung forcieren. Kümmere dich um dieses Mädchen. Es soll endlich zu einer Frau heranreifen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Ich tue mein Möglichstes«, versicherte der niederländische Hexer. »Aber um Fortschritte zu erreichen, bin ich auf ihren Willen zur Mitarbeit angewiesen. Sie besitzt ein gewaltiges Potenzial, aber sie bemüht sich in keiner Form, es zu entwickeln. Vielleicht sollten wir versuchen, sie besser zu motivieren ...«
Nur mühsam beherrschte Zakum seinen Ärger. In seinem langen Leben war er noch nie in eine Situation gekommen, dass er den Launen eines Kindes in solchem Maße ausgeliefert war. Noch aber war er nicht bereit, die in sie gesetzten Hoffnungen aufzugeben.
»Nun, dann müssen wir wohl einen neuen Anreiz für sie schaffen, damit sie sich mehr Mühe gibt«, sagte er so laut, dass sie es hören konnte. »Dieses Areal ist durch ein mächtiges magisches Feld geschützt. Du und ich können es problemlos passieren, aber für sie werde ich es nicht mehr öffnen. Entweder wird sie ihre Fähigkeiten so stark weiterentwickeln, dass sie es aus eigener Kraft überwinden kann, oder sie soll meinetwegen für alle Zeiten hier verrotten. Ich kann meine Zeit nicht an eine Versagerin vergeuden.«
Kaum hatte er ausgesprochen, nahm er hinter sich ein starkes Aufflackern von Magie wahr. Scheinbar mühelos hatte Larissa sich von dem magischen Bann befreit, mit dem er sie belegt hatte, und kam zu ihm herübergelaufen.
»Das kannst du nicht tun!«, stieß sie hervor. »Ich will nicht länger hierbleiben! Ich verspreche auch, mich von jetzt an mehr anzustrengen, nur ...«
»Dann tu es und sprich nicht nur davon«, unterbrach Zakum sie barsch. »Wenn du dir Mühe gibst, wirst du es bestimmt bald schaffen, das Feld zu überwinden. Betrachte es als eine Herausforderung, mit der du nicht nur deine Freiheit, sondern auch mein Wohlwollen wiedererlangen kannst.«
Ohne ihr Gelegenheit zu weiterem Protest zu geben, verließ er den Friedhof im nächsten Moment auf magischem Wege und ließ sie allein mit Eric Jong zurück.
Jacques d'Arcy schäumte vor Wut.
Erst vor wenigen Wochen hatte er sich zum neuen Oberhaupt seiner in Paris und mehreren anderen französischen Städten lebenden Familie aufgeschwungen. In monatelangen internen Machtkämpfen hatten die d'Arcys sich zuvor selbst zu zerfleischen gedroht und dabei einen beträchtlichen Teil ihrer einstigen Macht eingebüßt. Das jedoch gehörte mittlerweile der Vergangenheit an, und es war sein fester Vorsatz, die Sippe wieder zu früherer Macht und neuer Blüte zu führen. Wenn es ihm gelänge, Fürst der Finsternis zu werden, wäre dies ein entscheidender Schritt auf diesem Weg.
Trotzdem hatte er lange gezögert, ehe er sich zu seiner Bewerbung entschloss. Er besaß nicht unerhebliche Kräfte, doch war ihm bewusst, dass es einige weit stärkere Dämonen als ihn gab, zu denen sicherlich auch Zakum gehörte. Von diesen schien jedoch niemand Ambitionen auf den Thron zu haben, was ihn letztlich zu seinem Entschluss bewogen hatte. Zudem wusste er eine zwar etwas geschwächte, aber immer noch äußerst mächtige Familie hinter sich und war sich der Unterstützung durch mehrere befreundete Sippen gewiss. Dies untermauerte seinen Anspruch, denn wenn sich nicht überraschend noch ein extrem starker Gegenkandidat fand, hatte er gute Aussichten, gewählt zu werden.
Umso empörter war er über das, was gerade geschehen war. Auf Zakum schien das alles keinerlei Eindruck gemacht zu haben. Der Lordkanzler hatte ihn abgefertigt, als ob er es mit einem unbedeutenden Ghoul oder Vampir zu tun gehabt hätte. Von niemandem sonst hätte d'Arcy sich etwas Derartiges gefallen lassen, aber Zakum war einfach zu mächtig. Eine offene Auseinandersetzung mit ihm würde seiner Sippe in ihrem derzeitigen Zustand nicht gut bekommen. Nein, es war besser, wenn zunächst niemand erfuhr, was passiert war. Zudem hatte der Lordkanzler wenigstens formal das Recht auf seiner Seite. Es stellte eine beispiellose Schmähung dar, vom Oberhaupt der d'Arcy-Sippe eine solche Probe seines Könnens zu verlangen, aber er besaß die Möglichkeit dazu.
Jacques d'Arcy fragte sich, was Zakum sich davon versprach. Schließlich bemühte Zakum sich selbst bereits seit Jahren erfolglos, das Archiv, das Olivaro an verschiedenen geheimen Orten deponiert hatte, zurückzubekommen. Das verschaffte Jacques d'Arcy einen Eindruck von der Schwere seiner Aufgabe.
Trotzdem würde er nicht so leicht aufgeben. Was er brauchte, war zumindest ein Anhaltspunkt, einen Ansatz, von dem er seine Suche beginnen konnte. Der Inhalt des Archivs konnte sich praktisch überall befinden.
Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als seine Kristallkugel aufleuchtete. Nach dem Gespräch mit Zakum hatte er sie einfach auf dem Tisch liegen lassen, ohne sie zu deaktivieren. Nun herrschte erneut ein Wabern und Wogen darin. Irgendjemand versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Es war möglicherweise jemand aus seiner Sippe, vielleicht hatte Zakum aber auch eingesehen, wie unangemessen sein Verhalten gewesen war, und machte nun einen Rückzieher. Rasch trat Jacques d'Arcy an den Tisch und starrte in die Kugel. Aus den Schlieren formte sich ein Gesicht, doch handelte es sich weder um Zakum noch um sonst jemanden, den er kannte. Es war ein völlig Fremder mit dunklen Haaren, einem markanten, männlichen Gesicht und einer kleinen, sichelförmigen Narbe unter dem rechten Auge.
»Ich grüße dich, Jacques d'Arcy«, sagte der Fremde, nachdem das Bild klar geworden war. »Wir kennen uns nicht, und mein Name spielt keine Rolle, deshalb beabsichtige ich erst gar nicht, ihn dir zu nennen.«
»Was willst du?«, blaffte d'Arcy. Es war eine grobe Unhöflichkeit, dass der Fremde ihn nicht nur einfach duzte, sondern ihm auch seinen Namen nicht nennen wollte, und er war genau in der richtigen Laune, entsprechend darauf zu reagieren. Auf keinen Fall würde er dem Unbekannten den Gefallen tun, lange über die Preisgabe seiner Identität zu diskutieren. »Ich hoffe, du hast einen guten Grund, mich zu stören.«
»Ich denke schon«, antwortete der Fremde und nickte. »Ich möchte dir helfen.«
»Mir helfen? Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich deine Hilfe brauchen könnte?«
»Die Tatsache, dass du mit größter Sicherheit nicht weißt, wo du mit der Suche nach der Prophezeiung anfangen sollst, die Zakum als Beweis deiner Fähigkeiten von dir verlangt.«
Diese Worte verschlugen d'Arcy für einen Moment glatt die Sprache. Er stieß ein überraschtes Keuchen aus.
»Woher weißt du davon?«, fragte er verwirrt.
»Auch das spielt keine Rolle; ich weiß es eben. Und ich weiß noch einiges mehr. Beispielsweise könnte ich dir verraten, wo Olivaro den Teil des Archivs versteckt hat, bei dem sich auch diese Prophezeiung befindet.«
Jacques d'Arcys Verwirrung wuchs, und zugleich verstärkte sich auch sein Misstrauen. »Niemand kennt die Orte, auf die das Archiv aufgeteilt worden ist.«
Der Fremde seufzte. Er wirkte ungeduldig. »Es ist unwichtig, woher ich davon weiß. Bist du an meiner Hilfe interessiert?«
»Nicht so schnell«, sagte d'Arcy zweifelnd. »Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst? Und – was noch wichtiger ist – was verlangst du als Gegenleistung für deine Hilfe?«
»Um mit der Antwort auf deine letzte Frage zu beginnen: Ich verlange gar nichts von dir. Es genügt mir, wenn du Zakums Prüfung bestehst und er deine Kandidatur annehmen muss. Mir geht es nur um ihn. Ich beabsichtige, ihm einen Strich durch seine Rechnung zu machen. Genügt dir das?«