Einsteins Versprechen
Roman
Aus dem Spanischen
von Maria Hoffmann-Dartevelle
List
Die Originalausgabe erschien 2009
unter dem Titel La última respuesta
bei Random House Mondadori, Barcelona.
Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie
etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder
Übertragung können zivil- oder strafrechtlich
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List ist ein Verlag
der Ullstein Buchverlage GmbH
ISBN 978-3-8437-0074-0
© 2009 by Àlex Rovira und Francesc Miralles
© der deutschsprachigen Ausgabe
2011 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten
Satz und eBook: LVD GmbH, Berlin
Für meine Eltern Gabriel und Carmen,
und einmal mehr für meine Kinder
Laia, Pol und Mariona
À. R.
Für meine Mutter
F. M.
Erster Teil
Erde
Die Erde ist das Element des Körpers, sie ist Beständigkeit.
Sie symbolisiert unseren Platz in der Welt,
den Stoff, der uns mit Nahrung versorgt
und unser Zuhause ist.
Wohlstand ist auf der Erde möglich, wenn wir sie bestellen.
Die Erde ist unter allen Elementen
die dichteste Form von Energie.
In ihr verbinden sich Ausdauer, Mühe, Beharrlichkeit,
Sachlichkeit, Zuverlässigkeit, Beständigkeit,
Geduld, Behutsamkeit, Nüchternheit und,
Reichtum schaffend, die Gesetze von
Saat und Ernte.
Sie ist unser Zuhause und unser Schicksal:
Aus der Erde werden wir geboren,
und zur Erde kehren wir zurück.
Wir sind Sternenstaub, auf der Erde Mensch geworden.
Deshalb sind wir lebendige Erde, Splitter eines Universums,
das sich auf der Erde seiner selbst bewusst wird.
1
Fünfzig Minuten Ruhm
Wir sind alle unwissend, aber
nicht alle auf demselben Gebiet.
Albert Einstein
Ich lag in der Badewanne und war fast eingeschlafen, als mein Handy klingelte. Den ganzen Tag über hatte ich mich mit einem Skript für eine Radiosendung herumgeschlagen; es ging um die Möglichkeit von Zeitreisen. Nachdem mir endlich eine vorläufige Fassung gelungen war, beschloss ich zur Entspannung ein heißes Bad zu nehmen.
Bis zur Abgabe des Skripts blieben mir zwar noch zwei Stunden, mir schwante aber nichts Gutes, als ich »Yvette«, den Namen der Programmdirektorin, auf dem Display sah.
Seit zwei Jahren arbeitete ich als Skriptautor für Netzwerk, eins der Programme des Senders mit besonders niedriger Quote. Für einen Stadteremiten wie mich war das die ideale Tätigkeit. Der Sender rief immer nur an, um in letzter Minute das Thema zu ändern. Im Fall der Zeitreisen wäre ich dafür fast dankbar gewesen, aber nun erwartete mich etwas ganz anderes.
»Was machst du heute Abend?«, fragte Yvette.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis mir eine vernünftige Antwort einfiel. Die Koordinatorin von Netzwerk war eine der attraktivsten Frauen, die ich kannte, doch hätte ich mir nie im Leben irgendwelche Chancen bei ihr ausgerechnet. Sie war eine taffe Frau, die strikt Privates von Beruflichem trennte.
Da ich fest damit rechnete, dass sie mit mir essen gehen wollte, antwortete ich schließlich:
»Eigentlich nichts. Ich habe den ganzen Tag versucht herauszufinden, wie man durch die Zeit reist. Aber ich bin nur auf die Erzählung von H. G. Wells und mehrere unerträgliche Filme gestoßen. Und auf ein paar Theorien, die noch bescheuerter sind als die Filme.«
»Leg die Zeitreisen erst mal auf Eis, ich habe etwas viel Interessanteres für dich.«
›Lass uns zusammen essen gehen‹, ergänzte ich in Gedanken und sah mich bereits mit der göttlichen Yvette bei Kerzenlicht im Restaurant sitzen. Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg, als ich fragte:
»Was könnte es Interessanteres geben als eine Zeitreise?«
»Die fünfzehn Minuten Ruhm, die angeblich jedem Menschen zustehen. Du hast sogar besonderes Glück und Anspruch auf fünfzig Minuten Ruhm. Dreimal so viel wie der Rest der Menschheit.«
»Wovon zum Teufel sprichst du?«
»Von deinem Debüt als Talkshowteilnehmer. Einer der Gäste, die für heute Abend eingeladen waren, hatte einen Unfall, und ich finde keinen Ersatz.«
Im Handumdrehen war meine Hochstimmung verflogen. Nicht nur der romantische Abend, den meine kindliche Phantasie heraufbeschworen hatte, löste sich in Luft auf. Ich sollte auch noch in einer Hörfunksendung auftreten, ausgerechnet ich; dabei bekam ich ja schon bei einer Nachbarschaftsversammlung vor lauter Schüchternheit kaum den Mund auf. Außerdem hatte ich keine Ahnung, um welches Thema es an diesem Abend gehen sollte, da die Skripte immer Wochen im Voraus geschrieben wurden.
»Die Sendung fängt doch schon in zwei Stunden an«, wandte ich ein.
»Ich weiß. Aber bist du denn nicht auf fast jedem Gebiet Experte?«
»Überhaupt nicht, ich bin ein Meister des copy and paste. Aber vor 50 000 Zuhörern live an einer Diskussion teilzunehmen, das ist etwas ganz anderes.«
»40 000«, korrigierte mich Yvette, »in der letzten Medienstudie sind wir noch eine Stufe tiefer in den Keller gerutscht.«
»Immer noch genug Hörer, die meine erbärmliche Redekunst belächeln können. Gibt es denn gar keine andere Lösung?«
»Nein, nichts. Komm schon, drück dich nicht. Das ist ein Kinderspiel. Den größten Teil des Interviews bestreitet sowieso Hernán. Du brauchst nur zwei- oder dreimal im Lauf der Sendung etwas Intelligentes zum Thema beizusteuern.«
»Zum Auspolstern sozusagen«, ergänzte ich und durchforstete mein Gedächtnis nach dem Skript, das ich vergangene Woche verfasst hatte.
Aber mein Erinnerungsvermögen hatte sich offenbar im heißen Badewasser aufgelöst.
»Einstein relativ einfach, weißt du nicht mehr?«, fragte Yvette ungeduldig. »In der Sendung soll das Buch vorgestellt werden, und wir wollen uns die Anwesenheit des Autors im Studio zunutze machen.«
»Ein langweiliges Teil«, erwiderte ich beim Gedanken an das Buch, das mir jetzt wieder präsent war. »Ich bezweifle, dass irgendjemand nach der Lektüre mehr von Relativität versteht. Ich habe den Eindruck, nicht mal der Autor selbst hat Einsteins Thesen wirklich begriffen. Ich übrigens auch nicht, falls du das glauben solltest.«
»Toll«, sagte Yvette, ohne überhaupt auf meine Worte einzugehen. »Also bist du unser Mann für heute Abend. Sei pünktlich, okay?«
Dann legte sie auf.
Lange Zeit lag ich wie vor den Kopf gestoßen im allmählich erkaltenden Badewasser. Als ich irgendwann das Handy vom Boden aufhob, um nach der Uhrzeit zu schauen, wurde mir bewusst, dass ich in weniger als einer Stunde aufbrechen musste, wenn ich noch rechtzeitig im Sender sein wollte.
Ich stieg aus der Wanne und hinterließ eine große Pfütze auf dem Badezimmerboden. In meiner Wohnung war das Bad der einzige Raum mit menschenwürdigen Ausmaßen. Daneben gab es noch ein Wohnzimmerchen für Gnome und eine Küche, in die man nur seitlich hineingehen konnte.
Da ich nun als Sparringspartner für eine Nervensäge herhalten musste, statt mit Yvette essen zu gehen, schlüpfte ich in die erstbesten Sachen, die ich in meinem Kleiderschrank fand. Dann druckte ich mir das Skript aus, das ich in der vergangenen Woche selbst verfasst hatte, im Wesentlichen eine Einführung für Hernán, den Programmleiter, und eine Liste mit Fragen an Juanjo Bonnín, den Studiogast.
Jetzt musste ich nur noch das verflixte Einstein relativ einfach finden, in das ich ein paar Haftzettel mit Kommentaren geklebt hatte. Allmählich wurde es Zeit, aber das Buch schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
Ich hatte es schon aufgegeben und wollte gerade die Tür öffnen, um meine Wohnung zu verlassen, da sah ich das Buch auf der Flurkommode liegen. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich es dort hingelegt hatte, um es dem Sender zurückzugeben. Zusammen mit dem Skript steckte ich es in meinen Rucksack und lief, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter. Mir blieben noch zehn Minuten, um rechtzeitig in den Sender zu gelangen, bevor der Netzwerk-Jingle ertönte, bei dem sich immer alles in mir zusammenzog.
Ich trat aufs Gaspedal meiner alten Vespa und schlängelte mich durch den Abendverkehr von Barcelona. Noch ahnte ich nicht, dass meine fünfzig Minuten Ruhm eine VIP-Freikarte ins Auge des Orkans sein würden.
2
Eine geheimnisvolle Sendung
Gott würfelt nicht nur, sondern wirft
die Würfel sogar manchmal dorthin,
wo man sie nicht sehen kann.
Stephen Hawking
Der Studiogast entpuppte sich als eine Nervensäge von ungeahnten Ausmaßen. Bei jeder Frage, die Hernán ihm stellte, schweifte er vom Thema ab, und schließlich gelang es ihm sogar, uns mit seinem kompletten Lebenslauf zu bedenken. Zehn kostbare Minuten Sendezeit verbrauchte Bonnín allein damit, den Ablauf eines Aufbaustudiums an der Stanford University zu erläutern, das er als Gastprofessor mitgestaltet hatte.
Hinter der Glasscheibe schob Yvette den Tontechniker beiseite und bildete mit Zeige- und Mittelfinger eine zuklappende Schere, was hieß: ›Mach seinem Geschwafel endlich ein Ende.‹
Bis zu diesem Augenblick hatte meine Teilnahme am Gespräch sich auf die Begrüßung am Anfang der Sendung und auf eine kurze bibliographische Richtigstellung beschränkt. Nun aber, nachdem der Äquator der Sendung überschritten war, schob man mir die Rolle des Bösewichts zu. Zaghaft hob ich die Hand, was Hernán sogleich dazu nutzte, den Autor von Einstein relativ einfach zu unterbrechen.
»Ich glaube, Javier möchte etwas dazu sagen.«
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was dieses »Etwas« sein sollte. Schon vor einer Weile war ich mit den Gedanken abgeschweift, erst Yvettes Geste hatte mich in unser Gespräch zurückgeholt, das sich unterdessen in einen Monolog des Studiogastes verwandelt hatte. Mit einer klassischen Frage zur Relativitätstheorie zog ich mich aus der Affäre:
»Es wäre schön, wenn der Herr Professor unseren Hörern erklären könnte, wie Einstein die Zeit als vierte Dimension in seine Theorie einbezogen hat. Sonst kann man sie nicht verstehen.«
Bonnín warf mir einen missbilligenden Blick zu – zweifellos fand er es wesentlich aufregender, über sich selbst zu reden – und begann mit einer Erklärung, die er vermutlich schon hundertmal vor seinen Studenten wiederholt hatte:
»Einstein hat den Raum nicht als dreidimensional, sondern als vierdimensional begriffen. Bis dahin hatte man den Raum stets wie etwas Starres, zu einem bestimmten Zeitpunkt Eingefrorenes behandelt, wodurch zahlreiche Phänomene unverständlich blieben. Klassisches Beispiel: Fände in einer zwei Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie eine Explosion statt, bekämen wir nicht einmal nach zwei Millionen Jahren etwas davon mit, so lange braucht nämlich das Photon – wir betrachten es als das schnellste Teilchen –, bis es zur Erde gelangt. Deshalb können wir alles, was im Universum geschieht – sowohl das, was wir sehen, als auch das, was wir nicht sehen –, nur begreifen, wenn wir die vierte Dimension mit einbeziehen: die Zeit.«
»Apropos Zeit«, schaltete sich Hernán ein. »Uns bleiben nur noch ein paar Minuten bis zum Ende der Sendung. Die Überschrift des letzten Kapitels Ihres Buches gibt einem zu denken. Sie lautet: ›Was Einstein nicht gesagt hat‹. Verzeihen Sie bitte, wenn ich jetzt etwas Offensichtliches frage, aber: Was hat Einstein nicht gesagt?«
Während der Befragte erneut abschweifte, schlug ich das letzte Kapitel des Buches auf, das ich mit einem Haftzettel markiert hatte. Zu meinem Pech hatte man den Professor genau neben mich gesetzt, so dass er lesen konnte, was ich auf den gelben Zettel geschrieben hatte: »Hirnwichserei«.
Erschrocken merkte ich, wie er mich erst ungläubig, dann mit unterdrückter Wut anstarrte. Mir wurde klar, dass diese kleine persönliche Notiz mich meine Stelle als Skriptautor kosten konnte, selbst wenn ich gar nicht als solcher an der Sendung teilnahm.
Einstweilen aber bekam das Gespräch durch meine Leichtfertigkeit eine neue Richtung:
»Es wäre vermessen, in wenigen Minuten zusammenfassen zu wollen, was Einstein nicht gesagt hat. Doch ich bin mir sicher, dass der Journalist, der hier mit uns in der Runde sitzt, seine eigenen Ansichten zu diesem Punkt hat.«
Jetzt hatte er mich. Notgedrungen musste ich improvisieren, um vor den Hörern nicht als Vollidiot dazustehen. Natürlich hatte ich nicht die leiseste Ahnung, was Einstein verschwiegen hatte – zu verstehen, was er tatsächlich geschrieben hatte, war schon schwierig genug –, deshalb beschloss ich, mit einer Spekulation die Flucht nach vorne anzutreten:
»Na ja, ein Blick auf Einsteins Forschungen vermittelt bisweilen den Eindruck, dass noch irgendetwas fehlt. 1905 begann er, die Relativitätstheorie zu entwickeln, und 1921 bekam er den Nobelpreis, wenn auch nicht für die Theorie, die ihn berühmt machen sollte.«
»Logisch«, fiel mir der Professor herrisch ins Wort, »die Relativität hat ja nicht einmal das Nobelpreiskomitee verstanden. Sie hatten Angst, den Nobelpreis für eine Theorie zu verleihen, die sich möglicherweise als falsch erweisen würde. Da aber außer Zweifel stand, dass Einstein ein Genie war, gab man ihm den Nobelpreis für eine eher technische Erkenntnis, für seine Erklärung des photoelektrischen Effekts.«
»Ich wollte eigentlich nur sagen, dass er zwischen 1905 und 1921, also in relativ jungen Jahren, sehr weitreichende Entdeckungen gemacht hat; erstaunlicherweise konnte er aber in den folgenden 34 Jahren seines Lebens nicht mit allzu viel Neuem aufwarten.«
Als ich so aus dem Stegreif argumentierte, hatte ich mich auf die Chronologie des Buches gestützt, dessen Autor jetzt zutiefst entrüstet schien.
»Aha, die Bose-Einstein-Statistik und die Einheitliche Feldtheorie sind für Sie also etwas Belangloses.«
»Wie ihr Name schon sagt«, wandte ich zu meiner Verteidigung ein, »hat Einstein die Statistik, von der Sie sprechen, gemeinsam mit einem jungen indischen Physiker veröffentlicht, der die Berechnungen übernommen hat. Und die Einheitliche Feldtheorie war nichts weiter als ein Traum. Einstein ist es nie gelungen, alle bekannten physikalischen Phänomene in einer einzigen Theorie zusammenzufassen.«
Hernáns scharfer Blick sagte mir, dass ich zu weit gegangen war. Die Sendung lag schon in den letzten Zügen, da beschloss Juanjo Bonnín seinerseits, mich bloßzustellen.
»Soso«, sagte er, »dieser Herr, den zu kennen ich bisher nicht das Vergnügen hatte, behauptet also, das größte Genie der modernen Wissenschaft hätte in der zweiten Hälfte seines Lebens sinnlos Zeit vergeudet. Einstein hat demnach eine Berechnung veröffentlicht, die gar nicht seine eigene war, und erfolglos versucht, eine Theorie aufzustellen. Nicht wahr?«
»Nein, ich vermute eher, dass er in dieser Zeit andere bedeutende Entdeckungen gemacht hat«, erwiderte ich, wohl wissend, dass ich nicht mehr aus dem Schlamassel herauskam, »aber aus irgendeinem Grund hat er sie nicht veröffentlicht.«
»Und aus welchem Grund sollte er diese Entdeckungen zurückgehalten haben?«, fragte Bonnín bissig. »Schließlich stand Einstein liebend gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.«
»Richtig. Aber er wusste auch, dass seine Formel E = mc² die Atombombe möglich gemacht hatte. Vielleicht genügte das als Grund dafür, weitere Entdeckungen, für die die Menschheit noch nicht reif war, zu verschweigen. Vielleicht hat er deshalb eine letzte Erkenntnis mit ins Grab genommen.«
Hinter der Glasscheibe machte Yvette abermals das Scherenzeichen – diesmal allerdings meinte sie mich –, denn es fehlten nur noch wenige Sekunden bis zum Zeitzeichen. Der Verfasser von Einstein relativ einfach sprang von seinem Stuhl auf, empört über das soeben Geschehene: Ein völlig unbedeutender Journalist hatte das Ende der Sendung, also den Höhepunkt, der rechtmäßig dem Autor zugestanden hätte, an sich gerissen.
Hernán rannte hinter dem Professor her, der bereits entschlossenen Schrittes das Studio verließ, nicht ohne mir vorher ein drohendes »Wir sprechen uns noch!« zuzurufen.
Das ganze Experiment war auf die denkbar schlechteste Art zu Ende gegangen. Zum Glück war es nicht meine Idee gewesen, an der Sendung teilzunehmen. Doch das war nur ein kleiner Trost. Der Schuss war nach hinten losgegangen, und ich würde eindeutig die Zeche zahlen müssen.
Es wehte ein für den Monat Mai viel zu kalter Wind, als ich das Hängeschloss meiner Vespa öffnete. Gerade wollte ich mich auf den Sattel schwingen, da öffnete sich die Eingangstür des Rundfunkgebäudes und der Portier rief mich zu sich. Er hielt etwas in der Hand.
Mit dem mulmigen Gefühl, dass meine Probleme noch nicht ausgestanden waren, ging ich zu ihm und stellte mich auf den nächsten Vorwurf ein. Aber er sagte nur: »Das hier hat ein Hörer während der Sendung für Sie abgegeben«, und händigte mir einen Briefumschlag aus.
Überrascht nahm ich den dünnen Umschlag, auf dem tatsächlich mein Name stand.
»Hat er irgendetwas dazu gesagt?«, fragte ich.
»Ich habe ihn gar nicht gesehen. Der Brief lag an der Rezeption, als ich von der Toilette kam«, erwiderte der Portier und kehrte ins Gebäude zurück, um ein Telefongespräch entgegenzunehmen.
»Ein Hörer«, dachte ich und drehte den Zündschlüssel meines Motorrollers, um mir den Umschlag im Scheinwerferlicht ansehen zu können. Ich hielt ihn voll ins Licht und las noch einmal meinen in altertümlicher Schrift geschriebenen Namen. Als ich den Brief öffnen wollte, entdeckte ich auf der Rückseite eine Formel, die mich peinlich berührte:
E = ac²
Der Absender der Nachricht war offenbar ein Mensch mit äußerst dürftigen Physikkenntnissen; denn er hatte das m für Masse mit einem a verwechselt. Außerdem wunderte mich, dass der Unbekannte noch Zeit gehabt hatte, diesen Unsinn beim Sender vorbeizubringen, denn ich hatte mich doch erst in der letzten Viertelstunde der Sendung geäußert.
Neugierig öffnete ich den Umschlag im Scheinwerferlicht der Vespa, deren laufender Motor vermutlich die gesamte Nachbarschaft störte.
Darin lag eine alte Postkarte. Das Farbfoto war eine Ansicht von Cadaqués, was mir unter den gegebenen Umständen noch merkwürdiger erschien. Ich drehte die Karte um und entdeckte auf der Rückseite eine Adresse, ein Datum und eine Uhrzeit, in der gleichen makellosen Schrift wie mein Name auf dem Umschlag. Und darunter prangte ein einziger Satz, auf den keine Unterschrift folgte:
In der Tat, es gibt eine letzte Erkenntnis.
3
Der Sommer des Genies
Es heißt, die Zeit verändere die Dinge,
aber in Wirklichkeit kannst nur du selbst sie verändern.
Andy Warhol
Am Samstag blieb ich bis mittags im Bett liegen, nachdem ich die halbe Nacht damit verbracht hatte, mir die frühen Filme von Jim Jarmusch anzuschauen; ich wollte vergessen, was im Netzwerk passiert war. Die orkanartigen Winde schienen den über der Stadt liegenden Smogschleier weggeblasen zu haben, denn zum ersten Mal seit Wochen strahlte die Sonne an einem wolkenlosen Himmel.
Während ich mit der Kaffeetasse in der Hand den Wohnzimmertisch von Büchern und Papieren befreite, fiel mir wieder der Umschlag in die Hände, den jemand tags zuvor beim Sender abgegeben hatte. Abermals blickte ich kopfschüttelnd auf das E = ac², bevor ich die Ansichtskarte von Cadaqués herauszog und noch einmal die Adresse und den Termin betrachtete, die über dem rätselhaften Satz standen. Ich wurde also am morgigen Sonntag um halb zwei in dem Küstenort erwartet. Lud mich vielleicht irgendein Hörer, der die Sendung verfolgt hatte, zum Mittagessen in sein Sommerhaus ein?
Ratlos steckte ich die Postkarte wieder in den Umschlag und wollte ihn gerade wegwerfen, als ein Zettel herausflatterte, den ich noch gar nicht bemerkt hatte. Ich hob ihn auf. Es war ein Busticket für den nächsten Tag:
SARFA/Abfahrt (Barcelona): 10:30
– Ankunft (Cadaqués): 13:15
SARFA/Abfahrt (Cadaqués): 17:00
– Ankunft (Barcelona): 19:45
Der Fremde lud mich also nicht nur in sein Haus ein, er spendierte mir auch noch eine Fahrkarte – immerhin zum Preis von 42,30 Euro hin und zurück. Ein erstaunlicher Akt des Vertrauens. Wie kam dieser Mensch nur auf die Idee, dass ich einen ganzen Sonntag verplempern würde, um einen Unbekannten zu besuchen?
Aus der Zeit, die zwischen Ankunft und Abfahrt des Busses lag, schloss ich, dass man mich zum Mittagessen mit dem üblichen anschließenden Beisammensein erwartete. Aber wer?
Ich legte Busticket und Postkarte in ein Kästchen. Dann steckte ich eine blaue Vivalto-Kapsel in meine Nespresso-Kaffeemaschine, um mir einen doppelten Espresso zu machen, betröpfelte ein paar Scheiben Toast mit Öl und streute ein wenig Salz darüber.
Dieses bescheidene Frühstück trug ich zu dem freigeräumten Wohnzimmertisch, auf dem nur noch der Laptop stand, in dem ich morgens immer Online-Zeitungen las. An diesem Samstagmittag aber interessierte mich vor allem der rätselhafte Brief. Aus Neugier gab ich bei Google die Begriffe »Einstein« und »Cadaqués« ein. Ich klickte auf den dritten Treffer in der Liste und las einen Artikel mit der Überschrift Der alte Glamour von Cadaqués:
Dieses kleine Fischerdorf an der Costa Brava war in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein beliebtes Reiseziel berühmter Künstler und Intellektueller. Die ältesten Bewohner des Ortes erinnern sich noch heute an Besuche von Picasso, García Lorca, Luis Buñuel, Walt Disney und vielen anderen, zu einer Zeit, da Cadaqués für Glamour und eine gewisse exzentrische Atmosphäre stand. Ganze drei Stunden dauerte damals die Fahrt von der »nahe gelegenen« Stadt Figueras bis in den Küstenort, über eine Landstraße, auf der Straßenräuber ihr Unwesen trieben. Zu den zahlreichen Prominenten, die nach Cadaqués kamen, gehörte auch Albert Einstein, der hier Urlaub machte, um Geige zu spielen. Einmal soll er sogar auf einem öffentlichen Platz ein Konzert gegeben haben.
Ich malte mir die Szene aus, die ich dem Vater der Relativitätstheorie durchaus zutraute, und musste lächeln: Einstein mit seiner wilden Mähne sitzt fiedelnd auf dem Platz, inmitten einer Menge Schaulustiger, von denen viele eine Baskenmütze tragen.
Bei dieser Vorstellung packte mich regelrecht Lust, in den Bus zu steigen und nach Cadaqués zu fahren, wo ich seit meiner Kindheit nicht mehr gewesen war. Doch die Liste der in der kommenden Woche zu verfassenden Skripte, die mich auf meinem Schreibtisch erwartete, brachte mich wieder zur Vernunft. Ich konnte diese Einladung auf keinen Fall annehmen.
Zwei Sekunden bevor die Türen sich schlossen, stieg ich in den orangefarbenen Bus. Warum und wozu fragte ich mich erst wieder, als das knallige Gefährt über die Ausfahrt der Estación del Norte rollte. In nur 24 Stunden hatte sich meine Meinung um 180 Grad gedreht. Auch wenn ich die Einladung nach wie vor absurd fand, hatte ich mich aus lauter Neugier entschlossen, fast sechs Stunden Hin- und Rückfahrt in Kauf zu nehmen.
Allerdings gab es noch einen zusätzlichen Anreiz, der mich in meiner Entscheidung bestärkt hatte. Meine Schwester hatte gedroht, am selben Sonntag mit ihren drei Kindern bei mir aufzukreuzen. Da war mir der Ausflug als Ausrede gerade recht gekommen. Selbst eine Begegnung mit dem obskuren Absender der Postkarte war mir lieber als die Gewaltattacken dreier Wilder in meiner Wohnung.
Seit meiner Scheidung waren diese Verwandtschaftsbesuche die einzige Unterbrechung in meiner Einsamkeit.
Ich ahnte nicht, dass ich beim Einsteigen in den Bus einer Fahrt in eine Welt zugestimmt hatte, in der man nur dann mit beiden Beinen auf der Erde blieb, wenn man rannte.
Nach einer endlosen Fahrt mit zahlreichen Stopps in ausgestorbenen Dörfern passierte der Bus eine Art Mondlandschaft, die von Kurven durchschnitten war. Ich bereute schon, mich auf dieses Spiel eingelassen zu haben, das eine so lange, beschwerliche Reise einfach nicht rechtfertigte.
Unglücklicher- oder glücklicherweise trafen wir mit einer halben Stunde Verspätung in Cadaqués ein, so dass ich nicht mehr rechtzeitig am angegebenen Ort sein konnte. Da ich nun frei über meine Zeit verfügte, wanderte ich erst einmal eine halbe Stunde durch die Gassen mit ihren kleinen Kunstgalerien. Die salzige Meeresluft machte mich hungrig, dennoch schlenderte ich weiter durch eine Szenerie, die nichts mehr mit meinen Kindheitserinnerungen gemein hatte.
Nur den dicken Turm mit der von Dalí entworfenen, bedrohlich wirkenden Freiheitsstatue, die in jeder Hand eine Fackel hält, erkannte ich wieder. Zu Füßen des Monuments fragte ich einen alten Mann nach der Calle de la postal. Sie lag nicht weit entfernt.
Ich kam mir plötzlich lächerlich vor, als ich die Nummer 29 suchte. Warum zum Teufel hielt ich hier an einem Sonntagnachmittag nach einem verrückten Radiohörer Ausschau?
Den Satz auf der Postkarte – »In der Tat, es gibt eine letzte Erkenntnis.« – im Kopf, stand ich schließlich vor der richtigen Haustür. Sie gehörte zu einem in rationalistischem Stil erbauten und mit Efeu überwucherten Haus, einer Art großem, weißem Würfel. Rechts neben der Tür, unterhalb einer Aluminiumtaste, stand der Name des Bewohners: Yoshimura.
Ich schaute auf die Uhr: Es war fast drei Uhr, also über eine Stunde später als auf der Einladung angegeben. Ich warf alle Vernunft über Bord und klingelte. Das eigentlich Unsinnige war ja gewesen, hierherzufahren. Jetzt war ich in Cadaqués und konnte einfach nicht wieder kehrtmachen, ohne herauszufinden, was zum Kuckuck dieser Mensch, der in dem efeuberankten Haus wohnte, von mir wollte.
4
Die geheime Tochter
Was weiß ein Fisch von dem Wasser,
in dem er sein ganzes Leben lang schwimmt?
Albert Einstein
Ein alter, mürrisch dreinblickender Japaner öffnete mir die Tür. Er trug einen schlichten Kittel, und er musterte mich mit einem forschenden Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass ich nicht erwartet worden war.
Schon beschlich mich die Furcht, dass ich einem üblen Scherz aufgesessen war, als der Mann namens Yoshimura sich vorstellte und erklärte:
»Sie sind heute Nachmittag schon der vierte Unbekannte, der vor meiner Tür steht. Kommen noch mehr? Dann setze ich nämlich noch einmal Wasser auf. Ihre Kollegen sitzen schon beim Tee.«
Den letzten Satz hatte er mit sanftem Lächeln hinzugefügt, als fände er die ganze Situation im Grunde amüsant.
»Kollegen? Was meinen Sie damit?«, fragte ich verwirrt und zeigte ihm die Postkarte. »Ich habe nur dies hier …«
»Ich weiß«, unterbrach er mich. »Alle, die in meinem Haus sind, haben mir so eine Postkarte gezeigt. Ist das eine Wette … oder steckt irgendein Fernsehsender dahinter?«
Die ganze Sache schien noch merkwürdiger zu sein, als ich angenommen hatte. Ich beschloss deshalb, mich von dem alten Mann zu verabschieden und das Weite zu suchen. Aber der Gastgeber bat mich bereits mit ausgestreckter Hand herein.
»Bitte trinken Sie eine Tasse Tee mit uns. Ich habe zwar nichts mit dieser Versammlung zu tun, aber irgendeinen Grund dafür, dass Sie und die anderen hier sind, muss es ja geben.«
Dann ging er ins Haus zurück, überzeugt, dass ich ihm folgen würde. Hinter mir fiel leise die Tür ins Schloss. Wir betraten einen hellen Raum, eine Kombination aus Wohnzimmer und Bibliothek. Durch eine große Fensterfront blickte man auf einen im Zen-Stil angelegten Innengarten, den ein großer, von einem Meer aus Kieswellen umgebener Felsbrocken beherrschte.
Ich war derart beeindruckt von dem ausgefallenen Haus, das so gar nicht in dieses traditionelle Küstendorf passte, dass es eine Weile dauerte, bis ich mich den Anwesenden zuwandte, die um einen großen Teakholztisch saßen und sich leise unterhielten.
»Ich liebe Architektur«, sagte Yoshimura, als er mein Interesse für das Haus bemerkte, »allerdings scheint irgendjemand auch meine Leidenschaft für Einstein entdeckt zu haben. Möchten Sie sich nicht zu den anderen setzen?«
Verwirrt steuerte ich wie ein Roboter auf den Tisch zu, an dem zwei unsympathisch aussehende Männer und eine elegante Frau um die dreißig saßen. Während ich mich auf einen freien Stuhl setzte, fragte ich mich, ob wohl einer von ihnen das merkwürdige Treffen eingefädelt hatte.
Nachdem mein Gastgeber mich vorgestellt hatte, entschuldigte er sich und sagte, er gehe noch einmal Wasser aufsetzen. Mit gemischten Gefühlen stellte ich mich kurz vor. Gleichzeitig fragte ich mich, wie der bittere Tee wohl meinem leeren Magen bekommen würde.
Der Erste, der mir die Hand reichte, war ein Doktor der Physik von der Universität Krakau. Er war um die fünfzig und trug eine Brille mit dicken Gläsern, die seine ohnehin vorstehenden Augen gespenstisch vergrößerten.
»Meinen Namen können Sie nicht aussprechen«, sagte er in korrektem Spanisch, während er sich über den rötlichen Bart strich, »nennen Sie mich deshalb einfach beim Vornamen: Pawel.«
Als Zweiter stellte sich ein gewisser Jensen vor, ein kleiner, magerer Däne von schwer schätzbarem Alter. Seine kindlichen Züge standen in auffälligem Gegensatz zu seinem faltenzerfurchten Gesicht und einer beginnenden Glatze.
»Ich lebe zwar in Alicante, bin aber der Herausgeber von Mysterie«, erklärte er mit stark skandinavischem Akzent, »einer Zeitschrift für wissenschaftliche Spekulation, die in meinem Land über 30 000 Abonnenten hat. Die Titelgeschichte unserer letzten Ausgabe haben wir Einsteins sieben Rätseln gewidmet.«
Unter Pawels geringschätzigem Blick, vermutlich hielt er Jensen für einen Scharlatan, verkniff ich mir die Frage, die mir auf der Zunge lag: Welche sieben Rätsel?
Als Yoshimura mit heißem Tee und Gebäck ins Wohnzimmer zurückkehrte, war die Dreißigjährige an der Reihe. Ihr schwarzer Rollkragenpullover unterstrich ihre schlanke Figur. Sie hatte ein blasses, von halblangem braunem Haar eingerahmtes Gesicht und strahlend blaue Augen.
»Mein Name ist Sarah Brunet. Ich bin Französin, arbeite aber seit vier Jahren an der Universität Complutense in Madrid, wo ich zurzeit meine Doktorarbeit über Einsteins erste Frau Mileva Maric abschließe.«
»Arme Mileva«, schaltete sich Jensen ein, »so viele Jahre hat sie die Drecksarbeit für Einstein gemacht, um dann am Ende wie eine Zigarettenkippe weggeworfen zu werden. Ohne ihre mathematischen Berechnungen hätte man Albert nicht einmal ein Promotionsstipendium verliehen.«
»Was Sie da behaupten, ist vollkommen aus der Luft gegriffen«, bemerkte Pawel energisch. »Es ist keineswegs erwiesen, dass Mileva entscheidend an seinen Berechnungen mitgewirkt hat. Sie hat es doch nicht einmal geschafft, am Zürcher Polytechnikum, an dem sie Einstein kennengelernt hatte, einen Abschluss zu machen.«
Die Französin warf beiden einen kalten Blick zu, bevor sie mit ruhiger, fester Stimme entgegnete:
»Sie hat ihr Studium deshalb nicht abgeschlossen, weil der gute Albert sie geschwängert hatte. Damals war es ein Skandal, als unverheiratete Frau ein Kind zu bekommen. Deswegen hat sie die Hochschule verlassen, hat aber auf eigene Faust weiterstudiert.«
»Und was wurde aus dem Kind?«, fragte ich.
»Es war eine Tochter«, erklärte sie. »Das Mädchen kam 1902 zur Welt, ein Jahr bevor das Paar heiratete. Sie nannten es Lieserl, eine Verkleinerungsform von Elisa. Geboren wurde die Kleine in der serbischen Heimatstadt ihrer Mutter, während Einstein in Bern beim Patentamt arbeitete. Sie soll ein Jahr später an Scharlach gestorben sein.«
»Es mag für Ihre Doktorarbeit von Nutzen sein, zu erfahren, dass es noch eine zweite Version der Fakten gibt«, warf Jensen mit triumphierender Miene ein. »Laut jüngsten Quellen ist dieses Lieserl nicht ein Jahr nach der Geburt gestorben, sondern wurde von einer engen Freundin Milevas, einer gewissen Helene Savic, adoptiert.«
»Diese Hypothese ist mir bekannt«, erwiderte die Französin, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, »danach soll das Mädchen Zorka Savic geheißen haben, und man glaubt, dass sie bis 1990 gelebt hat.«
Der promovierte Physiker schien nun endgültig die Geduld zu verlieren:
»Wen zum Teufel interessiert dieses Altweibergeschwätz? Wir sprechen hier vom Vater der Relativitätstheorie und – auch wenn er sie nicht für sich beansprucht hat – der Quantenphysik.«
»Lieserls Geschichte ist in diesem Zusammenhang sehr wohl von Interesse«, widersprach Jensen, »weil sie voller Rätsel steckt. War Ihnen klar, dass Einsteins Biographen bis 1986 nichts von Lieserls Existenz wussten?«
»Genau«, erwiderte Sarah, »Einstein hat die Geburt dieser Tochter sein Leben lang verheimlicht. Die Sache kam erst ans Licht, als seine legale Enkelin ein Bündel Briefe von Albert und Mileva fand.«
Es schien den Verleger von Mysterie zu beflügeln, dass seine Hypothese untermauert wurde. Pawels vorwurfsvolle Blicke ignorierend, erklärte er mit lauter Stimme:
»Ich würde es sogar wagen, noch weiter zu gehen und hier an diesem Tisch eine Frage zu stellen: Was wäre, wenn Einsteins älteste Tochter gar nicht in den neunziger Jahren gestorben wäre? Wenn sie noch lebte und die Trägerin eines Geheimnisses wäre, das ihr Vater nie enthüllt hat? Wir dürfen nicht vergessen, dass Einstein Mileva, von der er bereits geschieden war, das mit seinem Nobelpreis verbundene Preisgeld in vollem Umfang überlassen hat. Darüber hinaus wäre denkbar, dass Alberts Tochter Lieserl in den Tagen vor dem Tod ihres Vaters eine Entschädigung anderer Art von ihm erhalten hat. Zum Beispiel eine letzte Erkenntnis.«
Meine eigenen Worte aus dem Munde dieses Spekulierers zu vernehmen, der obendrein den Blick nicht von den Brüsten der Französin wandte, war mir geradezu peinlich. Höchstwahrscheinlich hatte er sich die Sendung angehört.
»Selbst wenn dieses Lieserl, das Sie so sehr interessiert, noch lebte«, erwiderte Pawel zynisch, »und irgendein wissenschaftliches Geheimnis ihres Vaters besäße, was in meinen Augen pure Einbildung ist, weiß ich nicht, ob sie mit 108 Jahren noch in der Verfassung wäre, es zu enthüllen. Um über Physik zu reden, muss man einen klaren Kopf haben, meine Herrschaften.«
Diese Spitze richtete sich nicht nur gegen den Verleger, sondern auch gegen Sarah Brunet und mich, obwohl ich es bisher noch gar nicht gewagt hatte, den Mund aufzumachen.
»Bei der japanischen Teezeremonie«, schaltete sich Yoshimura in versöhnlichem Ton ein, während er erneut die Tassen füllte, »ist Streiten untersagt. Wussten Sie das? Man darf sich dabei nur über Themen unterhalten, die die Teilnehmer harmonisch stimmen, zum Beispiel über Kunstwerke oder über die Schönheit der Welt in den verschiedenen Jahreszeiten.«
Bei dieser Bemerkung lächelte Sarah unverhohlen. Offenbar war auch sie erleichtert über das Ende der Auseinandersetzung. Ich betrachtete sie aus den Augenwinkeln, und mir ging durch den Kopf, dass in diesem Wohnzimmer sie das beste Beispiel für die Schönheit der Welt war.
»Und da Sie sich wieder beruhigt haben«, sagte der Japaner, der die gusseiserne Teekanne auf dem Tisch abstellte, »werde ich Ihnen jetzt eine hübsche Geschichte erzählen.«
5
Die goldene Meeresmuschel
Jeder Garten ist ein Buch Gottes, aus dem das Wunder
ersehen werden kann, das Gott täglich tut.
Martin Luther
Yoshimura hatte uns in den Zen-Garten hinausgebeten, in den man durch einen Raum gelangte, der neben dem Wohnzimmer lag. Der große, geschliffene Felsbrocken erinnerte mich an den Panzer einer sonderbaren Schildkröte, die ihren Kopf in einem Meer aus Kies verbarg. Im Kies zeichnete sich die Form einer von Runde zu Runde breiter werdenden Spirale ab.
Der Gastgeber blickte in den blauen Himmel, dann zeigte er auf die Kiesspirale.
»Sie entspricht dem goldenen Schnitt. Das bedeutet, dass jede Spiralwindung 1,618 mal größer ist als die vorherige. Diese Zahl ist die sogenannte Goldene Zahl.«
»Und wozu dient sie?«, fragte Sarah interessiert, die sich bückte, um ein Kieselsteinchen an seinen Platz zu legen.
Bevor er antwortete, ließ der Physiker seinen Blick einen kurzen Moment auf dem runden Hintern der Französin ruhen.
»In der Algebra wird die Goldene Zahl seit Jahrtausenden verwendet«, erklärte er. »Die Ägypter entdeckten sie, als sie geometrische Messungen in der Natur vornahmen, wo vieles diese Proportion hat. Zum Beispiel basieren die Windungen der Meeresmuscheln oder das Gerippe mancher Blätter in ihrer Struktur auf dem goldenen Schnitt. Das heißt: Wenn eine Spirale an der Basis zehn Millimeter groß ist, misst sie bei der nächsten Windung 16,18 Millimeter, und so weiter. Die Griechen haben diese Zahl beim Entwerfen von Bauwerken oder Statuen sehr ernst genommen.«
»Bravo«, gratulierte ihm der Japaner. »Ich glaube, besser hätte ich es auch nicht erklären können.«
»Das ist ja auch wesentlich einfacher als Quantenphysik«, erwiderte Pawel, zufrieden, dass er die Hauptrolle spielte. »Auf jeden Fall muss es Sie eine Menge Arbeit gekostet haben, diese Kiesmuschel zu formen.«
»Ehrlich gesagt, überhaupt keine«, antwortete der Alte und legte bescheiden die Hände ineinander. »Dieser Garten war bereits gestaltet, als ich das Haus gekauft habe. Ich musste ihn nur von den Blättern befreien, die im Lauf der Jahre von den Bäumen gefallen waren. Sie hatten die um den Felsen laufende Spirale vollständig verdeckt. Stellen Sie sich vor, wie überrascht ich war, als sie zum Vorschein kam.«
»Es wundert mich, dass jemand aus Cadaqués einen Zen-Garten angelegt hat«, schaltete ich mich ein. »Außer Dalís exzentrischen Konstruktionen in seinem Haus in Port Lligat findet man in dieser Gegend doch nur sehr traditionelle Architektur.«
»Genau darauf kommen wir jetzt«, erwiderte der Japaner. »Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund. Ich will Ihnen eine hübsche Geschichte erzählen. Wissen Sie, wer dieses Haus im Jahr 1927 bauen ließ? Ich gebe Ihnen einen Hinweis: Es war dieselbe Person, die auch diesen Garten mit eigenen Händen geschaffen hat. Und diese Hände waren wiederum dieselben, die …«
»… wahrscheinlich auf irgendeinem Platz hier in der Nähe Geige gespielt haben«, beendete ich seinen Satz.
»Albert Einstein!«, rief Jensen. »Herr Yoshimura, ich muss Sie unbedingt um Erlaubnis bitten, dass meine Jungs eine Reportage über dieses Haus und den Garten machen dürfen. Wenn Einstein ihn eigenhändig angelegt hat, birgt er zweifellos irgendetwas Geheimnisvolles.«
»1,618«, sagte Pawel, »das ist das ganze Geheimnis, das Sie hier finden werden. Eine Schlüsselzahl, die im alten Griechenland jedes Kind kannte.«
»Moment mal«, warf Sarah ein, und ihre Augen leuchteten blau auf, »das Erstaunliche ist doch, dass wir uns hier in einem Haus Einsteins befinden, von dem seine Biographen nichts wussten …«
»Bis jetzt nichts wussten«, unterbrach sie der Japaner. »Ich bin gerade dabei, eine Biographie abzuschließen, in der auch dieser Teil seines Lebens vorkommen wird. Viel wissen wir nicht über Einsteins Besuche in Cadaqués. Angeblich ließ er sich hier ein Haus bauen, um sich von Zeit zu Zeit in diesem Nest am Mittelmeer verkriechen zu können. Der Erbauer war ein Freund von ihm und hat sich auch um den Besitz gekümmert, der übrigens auf seinen Namen eingetragen war, damit das Geheimnis gewahrt blieb. Nach Einsteins Tod hat der Sohn dieses Erbauers das Haus geerbt und fünfzehn Jahre später, als an der Costa Brava der Tourismus boomte, zum Verkauf angeboten. Glücklicherweise konnte ich es erwerben, bevor irgendein Spekulant es abriss, um auf dem Grundstück einen Wohnblock mit Ferienwohnungen hochzuziehen.«
»Und wie haben Sie von diesem Haus erfahren?«, fragte Sarah. »Wenn es nicht einmal auf Einsteins Namen eingetragen war, war es doch bestimmt nicht einfach, es zu finden.«
Yoshimura lächelte verlegen.
»Wir Japaner«, antwortete er, »sind sehr hartnäckig, wenn wir uns einmal etwas in den Kopf gesetzt haben. Seit meinem Examen in Wissenschaftsgeschichte sitze ich an der Biographie Albert Einsteins, an der endgültigen Biographie. Außerdem habe ich das Glück, aus einer wohlhabenden Familie zu stammen. Sie hat mich im Übrigen bei meinen Forschungen, denen ich bereits mein halbes Leben gewidmet habe, stets unterstützt. Als ein Immobilienmakler aus Tokio mich darüber informierte, was für ein Juwel in Cadaqués zum Verkauf stehe, habe ich keinen Moment gezögert, es zu kaufen. Und dann bin ich hierhergezogen, um meine Arbeit fortzusetzen. Ende dieses Jahres will ich sie abschließen.«
»Sie sind mein Held«, verkündete Jensen überschwänglich. »Neben der Fotoreportage über das Haus und den goldenen Garten würde ich gerne in Mysterie, falls Sie damit einverstanden sind, ein ausführliches Interview mit Ihnen zu Ihren Forschungen über das Genie bringen.«
»Ich weiß nicht, ob mein Verlag das erlaubt«, antwortete der Japaner und bat uns mit einer Geste ins Wohnzimmer zurück. »Seit zwei Jahren zahlt er mir ein monatliches Honorar, das an die Bedingung geknüpft ist, dass nichts von dem, was meine Forschung an Enthüllungen hervorbringt, ans Licht kommt.«
»Enthüllungen!«, rief Jensen begeistert.
»Aber ich kann Ihnen einige Einzelheiten aus Einsteins Leben verraten, die kein Geheimnis sind, wenn auch die breite Öffentlichkeit nichts davon weiß. Zum Beispiel bewahre ich im Obergeschoss seine Geige auf. Die will ich Ihnen gerne zeigen. Möchten Sie mich begleiten?«
Während wir gemeinsam die Treppe hinaufstiegen, beharrte der Däne auf seinem Wunsch, am nächsten Tag »seine Jungs« für eine Fotoreportage mitzubringen, aber der Japaner sagte:
»Ich fürchte, Sie werden damit ein paar Wochen warten müssen. Ich fliege nämlich morgen nach Princeton. Sie wissen ja, dass Einstein in den letzten Jahrzehnten seines Lebens dort gearbeitet hat.«
»Zwischen 1935 und 1955«, präzisierte Sarah.
»Genau«, fuhr der Japaner fort, »und anscheinend wurde soeben in dem Büro, in dem er damals gearbeitet hat, ein von ihm geheim gehaltenes Dokument entdeckt.«
»Noch eine Enthüllung …«, sagte Jensen, wobei er sich sichtlich bemühte, seine Begeisterung über diese Neuigkeit zu verbergen.
»Vielleicht ist es ja gar nichts Großartiges. Der Direktor des Instituts hat mir allerdings versichert, ich sei der Erste, dem er es zeigen wolle. Sollte es von Interesse sein, werde ich es auf jeden Fall in die Endfassung meines Buches aufnehmen.«
»Aber dann ist es doch keine Neuigkeit mehr!«
»Berichten Sie einstweilen über die goldene Spirale und Einsteins Geige. Ich glaube, Sie schenken ihr nicht die gebührende Aufmerksamkeit.«
Ein wenig beschämt richteten wir den Blick auf eine schlichte Vitrine, in der eine Geige lag. Ihr stark verzogenes Holz machte den Eindruck, als sei das Instrument in den Jahren, in denen es nicht benutzt wurde, zeitweise Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. Hinter der Geige und dem Bogen lehnte eine vergilbte Partitur: Der Hexentanz von Paganini.
»Meines Wissens hat er außer Mozart auch dieses Stück sehr gern gespielt«, erklärte Yoshimura, der angesichts des allgemeinen Schweigens recht zufrieden wirkte. »Geige und Partitur sind alles, was von Einsteins Aufenthalt in diesem Haus geblieben ist. Und natürlich der Garten.«
Während wir uns an den Wänden alte Fotografien von Cadaqués ansahen, schien das Tageslicht schlagartig abzunehmen.
»Solange die Enthüllungen nicht an die Öffentlichkeit dringen«, traute ich mich schließlich zu sagen, »bleibt das bislang größte Rätsel, wer die Postkarten verschickt und uns hierherbestellt hat.«
Alle, auch der Gastgeber, sahen einander schweigend an. Falls einer aus unserem Kreis hinter dem Unterfangen steckte, war nun klar, dass er sich aus irgendeinem Grund nicht zu erkennen geben wollte.
6
Großvatermord
Wir können die Zeit nicht totschlagen,
ohne die Ewigkeit zu verletzen.
H. D. Thoreau
Der Montag nach jenem merkwürdigen Treffen begann ausgesprochen schlecht. Als Erstes stellte ich fest, dass ich mein kleines Moleskine, das jede Menge Notizen aus den vergangenen Jahren enthielt, in Yoshimuras Haus vergessen hatte. Ich hatte es aus der Jackentasche gezogen, um die Busfahrkarte herauszunehmen, die ich ins Geheimfach des Notizbuchs geschoben hatte, und es nicht wieder eingesteckt.
Siedend heiß fiel mir ein, dass ich das Notizbuch auf dem Teewagen hatte liegenlassen, als wir in den Garten hinausgegangen waren. Wahrscheinlich würde ich es frühestens in zwei Wochen abholen können, und der Gedanke, dass ein Fremder, selbst wenn er Japaner war, in meinen schriftlichen Notizen über Leben und Bücher herumschnüffelte, gefiel mir gar nicht.
Doch das Schlimmste sollte erst noch kommen.
Am späten Vormittag kam eine E-Mail von Yvette. Sie teilte mir mit, ich müsse mir meine Arbeit künftig mit einem festangestellten Skriptautor teilen. Das bedeutete, dass meine Einkünfte um die Hälfte schrumpfen würden.
Allein die Miete für meine Wohnung und die 600 Euro Unterhaltszahlung an meine Exfrau, die sich auf Lanzarote niedergelassen hatte, waren dann höher als mein Monatseinkommen. Wovon sollte ich leben? Falls ich keine neue Einnahmequelle fand, steckte ich ganz schön in der Patsche.
Während ich mich bedrückt an die Arbeit machte, um das Skript für die anstehende Montagabendsendung mit dem Titel Paralleluniversen fertigzustellen, fragte ich mich, ob die Strafe, die ich soeben verpasst bekommen hatte, wohl mit meinem Debüt als Talkshowteilnehmer bei Netzwerk zusammenhing. Möglicherweise hatte sich Juanjo Bonnín bei der Direktion des Senders über mich beschwert, und die hatte beschlossen, mich – zumindest teilweise – kaltzustellen.
Wütend und niedergeschlagen begann ich meine Notizen zu ordnen. Bis zu diesem Vormittag hatte ich nie so recht begriffen, warum die Leute sich so brennend für das Thema Paralleluniversen interessierten. Immer, wenn in der Sendung die Rede von Quantenmechanik war, trafen kurz darauf Mails von Hörern ein, die Fragen zu diesen Universen stellten.
Jetzt aber verstand ich plötzlich, dass, wenn das eigene Universum nichts mehr hergibt, nur noch die Hoffnung bleibt, in einem anderen so zu leben, wie man es sich wünscht.
Passierte mir vielleicht gerade dasselbe? War mein Entschluss, nach Cadaqués zu fahren, nur der Beweis dafür gewesen, dass wir alle von Zeit zu Zeit das Bedürfnis haben, in ein Paralleluniversum zu entfliehen, um unser aus dem Ruder gelaufenes Leben wieder auf Kurs zu bringen?
Erneut las ich einen Artikel über Everetts Theorie der multiplen Universen, fand diese aber zu kompliziert, um sie einem breiten Publikum näherzubringen. Nicht einmal ich als Wissenschaftsjournalist war mir sicher, ob ich sie wirklich verstanden hatte.
Einen Ausweg aus der Verwirrung bot mir die in Science-Fiction-Romanen und -Filmen gängige Beschreibung von Paralleluniversen. Wenn dort jemand in die Vergangenheit reiste und irgendwann wieder in die Gegenwart zurückkehren wollte, landete er in der Regel nicht in seiner ursprünglichen Welt. Er musste, nachdem er die Gesetze der Zeit durchbrochen hatte, in einem Paralleluniversum weiterleben, das dem, welches er bisher gekannt hatte, zwar stark ähnelte, aber nicht mit ihm identisch war.
Mit dieser Lösung umgingen Autoren und Filmemacher das sogenannte »Zeitreisen-Paradoxon«. Es beruht darauf, dass man – nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung –, ginge man in die Vergangenheit zurück und brächte den eigenen Großvater um, gar nicht geboren werden und deshalb auch nicht mehr in seine Ausgangszeit zurückkehren könnte. Es würde sich also folgendes Problem stellen – und genau hier lag das Paradoxon –: Wenn man gar nicht erst geboren worden war, wie zum Teufel konnte man dann in die Vergangenheit reisen, um den eigenen Großvater umzubringen?
Vollkommen absurd.
Paralleluniversen waren ein geeignetes Hilfsmittel zur Umgehung dieses Problems, zumindest im Film: Dort entschwindet der Zeitreisende in die Vergangenheit und bringt den Großvater um die Ecke. Um danach weiterleben zu können, wechselt der Zeitverbrecher in eine Parallelwelt, in der er selbst zwar existiert, wo es aber keinen Großvater geben muss.
Nach all diesen Grübeleien gelang es mir schließlich, zumindest die theoretische Einleitung für die Sendung zu verfassen. Danach war ich plötzlich todmüde. Als hätte mir ein Quantensauger die letzten Energie-Elektronen entzogen, schleppte ich mich zum Bett und schlief vor Erschöpfung sofort ein.
Während ich in die durch keinerlei Netz gesicherte Leere des Unbewussten stürzte, erwachten in mir alle möglichen Parallelszenen wieder zum Leben: die Goldene Zahl, Sarah Brunets Hintern … und schließlich der Satz »In der Tat, es gibt eine letzte Erkenntnis.«
Abblende.
Als ich aufwachte, war es bereits nach acht, und in der Wohnung war es dämmrig – ich hasste das.
Als sich meine Augen allmählich an das trübe Licht gewöhnten, war mir, als hätte sich etwas Wichtiges verändert. Nicht, dass ich ein Paralleluniversum oder etwas Ähnliches betreten hätte, nein, es schien sich etwas Wesentliches verändert zu haben, während ich mich vor der Welt des Alltags versteckt hatte.
Bad Banks,