
Viel mehr ist über Wirtschaftskrisen, Euphorie und Panik geschrieben worden, als wir auch mit dem umfassendsten Intellekt zu verfolgen vermögen; aber eine Sache ist sicher, dass nämlich zu bestimmten Zeiten viele dumme Menschen eine sehr große Menge dummen Geldes halten … Zu gewissen Zeiten ist das Kapital dieser Leute – wir nennen es das »blinde Kapital des Landes« – besonders groß und anlagebedürftig; es sucht jemanden, der es verschlingt, und es entstehen »neue Anlagemöglichkeiten«; es findet diese und es blüht die »Spekulation«; es wird verschlungen und es gibt eine »Panik«.
Walter Bagehot,
englischer Finanzjournalist1
Warum die Krise kommt
In den vergangenen fünfundzwanzig Jahren war es trotz aller Umwälzungen trügerisch ruhig in den westlichen Ökonomien. Der scheinbar unaufhaltsame Fortgang der Globalisierung hat die Illusion genährt, dass große Weltwirtschaftskrisen der Vergangenheit angehören. Zwar gibt es viele Verlierer dieses Prozesses, aber die Weltwirtschaft insgesamt schien mit einer geradezu logischen Gesetzmäßigkeit immer leistungsfähiger zu werden und in der Summe immer mehr Menschen zu materiellem Wohlstand zu verhelfen.
Es ist höchste Zeit, diese Annahme in Frage zu stellen. Nach allem, was mir meine Daten sagen, ist eine Weltwirtschaftskrise in den nächsten fünf Jahren sehr wahrscheinlich. Die Globalisierung selbst hat eine große Blase erzeugt, die über kurz oder lang entweder schnell platzen oder langsam in sich zusammensinken muss. Zwar weist die gesamtwirtschaftliche Statistik in den Industrienationen noch überwiegend gute Zahlen auf, aber viele Menschen beschleicht bei der Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre doch ein ungutes Gefühl. Zu Recht: Der Aufschwung der jüngsten Vergangenheit war zu großen Teilen eine Scheinblüte, getragen durch eine Aufblähung der Geldmenge – und zwar auf Kosten immer ungesunderer Wirtschaftsstrukturen.
Seit der Großen Depression von 1929 betreiben die westlichen Industrienationen, allen voran die USA, bewusst oder unbewusst eine Politik der Ausdehnung von Kredit und Geld. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben das trotz des Rufs, den sie vor allem in Entwicklungsländern haben, im Großen und Ganzen voll unterstützt. Durch diese leichtsinnige Geldpolitik wurde die Welt mit Liquidität geradezu überschwemmt. Die Geldmenge der Welt hat sich in den letzten dreißig Jahren mehr als vervierzigfacht, die Gütermenge nur vervierfacht. Der Dow-Jones-Index verzwölffachte sich seit 1982, das Inlandsprodukt der USA stieg lediglich um den Faktor vier.
Mehr als siebzig Jahre dauert das nun schon an. Fast alle Ökonomen glauben heute, damit den Königsweg zu immer währendem Wachstum und Wohlstand gefunden zu haben. Sie irren sich fatal. Eigentlich hätte das viele Geld ja zu einer Inflation führen müssen. Stattdessen sind die Schulden des gesamten Wirtschaftssystems explodiert. Kurt Biedenkopf spricht davon, dass unser Land – und mit ihm fast alle Länder der westlichen Welt – so hoch verschuldet ist, als hätte es erneut Krieg geführt.2
Das globale Finanzsystem ist mittlerweile ein komplexes Kartenhaus von Krediten auf vielen Ebenen, die beim besten Willen nicht mehr zurückgezahlt werden können. 2005 betrug allein das Volumen der Finanzderivate – die der amerikanische Superinvestor Warren Buffett als »finanzielle Massenvernichtungswaffen« bezeichnet – fast das Fünffache des Weltsozialprodukts.3 Irgendwann wird die Masse der Schulden unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen.
Bei der aktuellen Diskussion hierzulande geht es vor allem darum, ob »Deutschland noch zu retten ist«, wie ein aktueller Bestseller fragt, nicht darum, ob der Weltwirtschaft insgesamt erhebliches Unheil droht. Aber wir können Deutschland nicht »retten«, wenn eine Weltwirtschaftskrise über uns hereinbricht. Als exportabhängige Nation wird sich Deutschland der globalen Depression nicht entziehen können, egal welche Reformanstrengungen wir unternehmen.4 Ich halte es daher für sehr wichtig, neben der Reform- und der Globalisierungsdebatte die Frage nach der Krisenanfälligkeit der Weltwirtschaft insgesamt zu stellen, denn in der kommenden Krise wird Europa eine Nebenrolle spielen – und Deutschland ist bestenfalls Statist.5
Das letzte Mal machte sich in den siebziger Jahren anhaltende Krisenstimmung breit. Das ist immerhin schon über dreißig Jahre her. Nach dem viel diskutierten Bericht des Club of Rome sollten sich die Rohstoffvorräte rasch erschöpfen. Inflation, Ölkrisen und abnehmendes Produktivitätswachstum erweckten bei vielen Wirtschaftsexperten den Eindruck, dass das westliche Wirtschaftssystem insgesamt an seine Grenzen stoßen würde.6
Es kam alles ganz anders. Im Jahr 1979 begann Paul Volker, damaliger Chef der amerikanischen Zentralnotenbank Federal Reserve System, die Inflation radikal zu bekämpfen. Die Zinsen in den USA stiegen zeitweilig bis auf über 20 Prozent,7 und die amerikanische Wirtschaft rutschte in die Rezession. Danach war das Gespenst der weltweiten Inflation gebannt. (Später, als Professor an der Princeton University, berichtete Volker äußerst ungern über diese Zeit. Wir Studenten mussten ihm die Details förmlich aus der Nase ziehen. Offensichtlich war die Erinnerung an die wirtschaftlichen Probleme, die er vielen Menschen zwangsläufig bereiten musste, um die Inflation zu besiegen, auch knapp zehn Jahre später noch sehr schmerzhaft für ihn.)
Seitdem hat die Welt einen Wirtschaftsaufschwung in einem noch nie da gewesenen Ausmaß erlebt. Seit 1982 fallen die Zinsen. Der Dow-Jones-Aktienindex ist von 808 Punkten im Juli 1982 auf 10 864 Punkte im Januar 2006 gestiegen. Die amerikanische Wirtschaft eilt – zumindest oberflächlich betrachtet – von einem Rekord zum nächsten; und Asien ist zur Wirtschaftswunderregion geworden. Mit dem Fall der Berliner Mauer hat sich das westliche Wirtschaftssystem offenbar endgültig durchgesetzt. Der Fortschritt des globalen Kapitalismus erscheint unaufhaltbar.
Sicher, Krisen gab es auch nach der zweiten Ölkrise von 1979 und der Reagan-Rezession von 1981 bis 1982 zuhauf. Diese waren allerdings immer nur kurz und von begrenztem Ausmaß:
Der Dow-Jones-Index ist von Juni 1982 bis Februar 2006 um mehr als 1200% gestiegen

Die Krisen der letzten fünfundzwanzig Jahre waren keinesfalls trivial. Stellen Sie sich zum Beispiel die Wertvernichtung in der immerhin zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt – Japan – vor: Von 38 806 Punkten im Dezember 1989 sank der Nikkei bis auf 7607 Punkte im April 2003. Das sind vierzehn Jahre eines ununterbrochenen Abstiegs. Gleichzeitig brachen die Immobilienpreise dramatisch ein. In den vierzehn Jahren zwischen 1990 und 2004 sank das japanische Volksvermögen um mehr als 20 Prozent. Auch Konjunkturprogramme halfen nichts: Heute drücken Japan Staatsschulden in Höhe von 150 Prozent des Bruttosozialprodukts. Da sind die gut 60 Prozent, die der deutsche Staat mittlerweile aufgetürmt hat, noch vergleichsweise bescheiden. Durch das Platzen der Technologieblase wurden nach dem Jahr 2000 unvorstellbare zwölf bis fünfzehn Billionen Dollar an Anlegervermögen vernichtet.
Aber irgendwie waren alle Krisen kurzlebig (wie der Börsencrash von 1987 und die Mexikokrise von 1994/95) oder regional beschränkt wie in Japan nach 1990. Die Weltwirtschaft insgesamt wurde nicht nachhaltig aufgehalten. Trotz all der kleineren und mittleren Krisen hält der globale Aufschwung bis heute an. Erkauft wurde er mit leichtem Geld und immer höheren Schulden in den Industrienationen.
Das kann nicht mehr lange so weitergehen. Schon deuten sich die nächsten Blasen an: Die Rohstoff- und Ölmärkte eilen seit dem Jahr 2003 von einer Rekordmarke zur nächsten. Der Immobilienboom in einigen amerikanischen und europäischen Märkten hat die Preise auf ein Niveau steigen lassen, das bestenfalls mit den Immobilienpreisen in Tokio Ende der achtziger Jahre vergleichbar ist.
Unter »Crash« verstehe ich hier den großen Unfall der Weltwirtschaft, nicht nur eine schleichende Krankheit, wie zum Beispiel die Inflation, die Rohstoffverknappung und das mangelnde Produktivitätswachstum in den siebziger Jahren. Solange einzelnen Blasen die Luft ausgeht, die Weltwirtschaft sich aber insgesamt weiterentwickelt, kann man nicht wirklich von einem Crash sprechen. Bei einem Crash platzen mehrere Blasen, oder eine ganz große. Die darauf folgende Vermögensvernichtung – selbst wenn sie zunächst nur auf dem Papier stattfindet – ist so gravierend, dass die einzelnen Teilnehmer am Wirtschaftsgeschehen ihre Konsum- oder Investitionspläne einschränken. Darunter wiederum leidet die wirtschaftliche Nachfrage. In einem Teufelskreis schrumpft die Wirtschaft, ohne dass sie davon gesünder würde.
Der amerikanische Wirtschaftshistoriker Charles Kindleberger definierte die ernsthafte Krise pragmatisch als »Vorfall, der mindestens zwei große Volkswirtschaften sowie mehrere Klassen von Wirtschaftsgütern und Vermögensgegenständen umfasst«.8 In dieser Hinsicht wären die Implosion der japanischen Wirtschaft nach 1990, die Asienkrise nach 19979 (nur ein Land beziehungsweise eine Wirtschaftsregion) oder das Platzen der Technologieblase (nur eine Vermögensklasse, nämlich Aktien) – so schmerzhaft sie auch für die Betroffenen waren – keine wirklich großen Unfälle.
Ein Crash erfolgt zudem plötzlich, obwohl die Vorzeichen im Nachhinein meist für jedermann erkennbar waren. Aber gerade Ökonomen, die vom rationalen Menschenbild ausgehen, tun sich schwer mir Krisen.10 Kurz vor dem großen Crash im Herbst 1929 stellte der bekannte US-Ökonom Irving Fisher fest: »Die Aktienkurse haben ein dauerhaft hohes Niveau erreicht.« Professor Joseph Lawrence von der Princeton University stimmte zu: »Der Konsens und das Urteil der Millionen, deren Bewertungen den Aktienmarkt ausmachen, ist«, so sein Kommentar dazu, »dass Aktien derzeit nicht überbewertet sind. Wo ist die Gruppe von Menschen mit der allumfassenden Weisheit, die sich berechtigt fühlt, das Urteil dieser intelligenten Masse anzuzweifeln?«11 Nur einen Monat später begann die längste und schwerste Krise der neueren Wirtschaftsgeschichte.
Die Grundlage zu meinen Analysen bildet die politische Ökonomie, wie sie von Denkern wie Friedrich List, Karl Marx, John Maynard Keynes, John Kenneth Galbraith, Charles Kindleberger und Robert Gilpin begründet und weiterentwickelt wurde. List – der deutsche demokratische Patriot und spätere amerikanische Staatsbürger – erkannte, dass wirtschaftliche Entwicklung immer eine Heimatbasis, eine funktionierende Nationalökonomie benötigt. Marx, Keynes und Galbraith wiesen darauf hin, dass in einer Wirtschaft, bei welcher die Produktivität dauerhaft schneller wächst als die Löhne und Einkommen, die Neigung zu Spekulationen und die Krisenanfälligkeit steigen. Galbraith und Kindleberger beschäftigten sich mit Spekulationsblasen. Kindleberger und Gilpin zeigten schließlich, dass es immer dann zu Krisen in der Weltwirtschaft kommt, wenn sich ihr Zentrum verschiebt.
Auch heute nehmen sich einige Ökonomen wieder vermehrt der Problematik einer möglichen Weltwirtschaftskrise an. Der amerikanische Ökonom Paul Krugman verfasste schon 1999 ein kleines Büchlein mit dem Titel The Return of Depression Economics (dt.: Die Große Rezession. Was zu tun ist, damit die Weltwirtschaft nicht kippt?).12 Robert Shiller von der Yale University schrieb eine Analyse der Technologieblase, der er den Titel Irrationaler Überschwang gab.13 Harold James von der Princeton University schrieb 2001 ein Buch mit dem Titel The End of Globalization – Lessons from the Great Depression (2003 unter dem Titel Der Rückfall – die neue Weltwirtschaftskrise in Deutschland erschienen). In einer detaillierten Analyse der letzten Großen Depression zeigt der führende Experte für die Finanz- und Wirtschaftgeschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts auf, wie die letzte Depression entstand und zieht Parallelen zur Situation um das Jahr 2000. Bemerkenswert ist, dass das Buch vor den Anschlägen vom 11. September 2001 erschien.
Sie sehen, wenn sich auch nicht viele Akademiker mit der großen Krise auseinander setzen – es gibt sie doch, und zwar an führenden Hochschulen. Die internationale politische Ökonomie dieser Ausprägung findet heute vor allem in den USA statt. Das ist paradox, denn eigentlich sind die Vereinigten Staaten das Zentrum des modernen, entfesselten neoklassischen Kapitalismus. In Deutschland, wo die politische Ökonomie einmal eine große Tradition hatte, führt sie nur noch ein Schattendasein. Die Kritische Theorie existiert hierzulande vor allem bei den Soziologen und Politologen, und die haben – Verzeihung! – von der Ökonomie meistens keine Ahnung.14
Krisen beginnen in der Phase der größten Euphorie, Aufschwünge in der tiefsten Niedergeschlagenheit

Der gegenwärtige Boom dauert nun schon fast ein Vierteljahrhundert an. Zweieinhalb Jahrzehnte eines halbwegs stabilen Aufschwungs, halbwegs stabilen Geldes und fallender Zinsen haben dazu geführt, dass die meisten Menschen, die derzeit aktiv am Wirtschaftsleben teilnehmen, keinerlei Erinnerung mehr daran haben, dass es auch andere Zeiten geben kann. Aber Krisen werden immer in einem Zeitalter der Euphorie und des Optimismus geboren.15 Wenn die Menschen anfangen zu glauben, dass der Konjunkturzyklus endgültig besiegt sei (oder die Malaria oder die Pest), werden sie früher oder später eines Besseren belehrt.
Dabei wird die Stimmung in der Wirtschaft und an der Börse meistens nur von den Verhältnissen bestimmt, die in den letzten zwei, drei Jahren vorherrschten. Bewusst oder unbewusst denken die meistens Menschen, dass es so weitergehen wird wie in den letzten Jahren.
Gut ließ sich dieses Verhalten nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 beobachten. 2001 und 2002 kauften Privatanleger verstärkt noch einmal kräftig »billige« Aktien ein, nur um zu sehen, wie es noch weiter nach unten ging. 2003 und 2004 gaben dann viele entnervt auf und verkauften ihre Aktien, gerade als der DAX drehte und traumhafte Gewinne zu machen waren. Und erst in der zweiten Hälfte 2005 begannen die Privatanleger zurückzukehren.
In einer Rezession werden auch solvente Kreditnehmer oder gute Projekte keinen Kreditgeber finden, weil die Grundstimmung pessimistisch bis verzweifelt ist.16 Im Boom werden viele, auch schlechte Kredite vergeben, weil Optimismus und Euphorie vorherrschen. Gegen Ende – wenn der Boom in seine manische Phase übergeht – beginnen die Menschen dann zu glauben, dass der Wirtschaftszyklus abgeschafft sei. Das verführt sie dazu, Investitionen mit Geld zu tätigen, das sie nicht haben. Sie investieren in Unternehmen und Wertpapiere, die nur überleben können, wenn sich der Boom endlos fortsetzt. Sie arbeiten für Firmen, die schon eine kleinere Krise umwerfen würde. Ökonomen nennen das »Fehlallokation von Kapital«. Je länger sich diese Fehlallokation von Kapital fortsetzt, umso größer muss nachher die Bereinigung ausfallen. Die Investments, Arbeitsplätze und Unternehmen, die nur in einer perfekten Welt existieren können, müssen verschwinden, um Raum für neues, für gesundes Wachstum zu schaffen.
Die Hauptindikatoren der amerikanischen Wirtschaft haben sich dramatisch verschlechtert

Genau in einer solchen Welt leben und arbeiten wir derzeit, und die Situation hat sich über Jahrzehnte aufgebaut. Die westlichen Volkswirtschaften schleppen sich auf Kosten immer höherer Schulden und immer ungesünderer Wirtschaftsstrukturen mehr schlecht als recht dahin. Der amerikanische Börsenexperte Robert Prechter stellte 2002 die Zahlen des US-Aufschwungs von 1942 bis 1966 denen von 1975 bis 1999 gegenüber.17 Sie sprechen auch heute noch für sich:
Sehr deutlich ist auch, dass der lange Aufschwung von 1975 bis 1999 zu einer Explosion der Schulden geführt hat. Diese liegen erheblich über den Schulden am Ende der letzten langen Aufschwungphase (siehe Grafik oben).
Der Schuldenstand ist explodiert

Tatsächlich waren Amerika und die Weltwirtschaft schon 1999 so ungesund, dass Prechter den Ausbruch der Krise unmittelbar bevorstehen sah. Eine unerwartete Entwicklung, auf die im dritten Kapitel eingegangen wird, hat uns noch einmal gerettet. Allerdings haben sich dadurch die oben aufgeführten Zahlen deutlich weiter verschlechtert. Ende 2004 betrugen die US-Schulden 437 Prozent der Wirtschaftsleistung, die Sparquote der privaten Haushalte lag in der Nähe von 0 Prozent!
Es kann nicht gesund sein, dass in Amerika und Europa ganze Industrien zusammenbrechen und in Entwicklungsländer verlagert werden. Es kann nicht gesund sein, dass Börsenindizes wie der DAX in gut einem halben Jahrzehnt eine Achterbahnfahrt von 8000 auf 2200 und dann wieder auf 6000 Punkte machen. Die »Bewältigung« der vielen kleinen und mittleren Krisen seit 1981/82 zeigt vor allem eins: Die Finanzmärkte werden immer nervöser, die »Psychologie« spielt eine immer größere Rolle. Wenn die Stimmung der Märke so entscheidend ist für die Weltwirtschaft, kann die Basis nicht gesund sein.
Das Vertrauen der Finanzmärkte wird stabil und hoch gehalten, damit die Vergabe von Kredit einfach ist. Warum eigentlich? Kredit ist ein kostbares Gut. Wenn man einen aufnimmt, geht man wirtschaftliche Risiken ein. Die Zukunft ist immer ungewiss. Ein gewisses Misstrauen – nennen wir es »kaufmännische Vorsicht« – sollen sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber walten lassen. Ansonsten werden irgendwann zu viele »schlechte« Kredite vergeben, die in einer Krise nicht mehr bedient werden können.
Zudem befinden wir uns schon seit fast zwei Jahrzehnten in einer lang anhaltenden deflationären Situation, wie sie ähnlich zuletzt von 1870 bis 1914 vorlag. Die meisten Waren und Güter werden immer billiger. Der moderne Kapitalismus hat eine Effizienz und Reichweite entwickelt, die sich Marx und Lenin (oder Adam Smith) nicht in ihren kühnsten Träumen vorstellen konnten. Ein großer Teil der im Westen konsumierten Waren wird heute in Asien hergestellt, und ein brutaler globaler Wettbewerb drückt auf die Preise.
Bei der Globalisierung der Industrieproduktion ist es nicht geblieben. Wenn heute viele Nachrichten von der internationalen Informationsagentur Reuters in Indien »produziert« werden, indische Callcenter-Agenten Krankenversicherte in England betreuen und die Lufthansa einen Großteil ihrer Buchhaltung in Bangalore abwickelt, wird klar, dass zurzeit auch viele Dienstleistungen und damit qualifizierte Arbeitskräfte im globalen Wettbewerb stehen. Das drückt noch einmal auf die Preise und reduziert die Kaufkraft in den Industrienationen.
Bislang wurden diese deflationären Kräfte durch die Aufblähung der Schulden in den Industrienationen im Zaum gehalten. Irgendwann wird das nicht mehr funktionieren. Plötzlich wird die Psychologie der Finanzmärkte kippen – und zwar dauerhaft: Wo vor kurzem Kredite noch mit vollen Händen ausgeteilt wurden, steht jetzt die Erhaltung des Bestehenden absolut im Vordergrund. Wo vorher ein Kredit den anderen ergänzte und so eine gigantische Kreditblase ermöglichte, werden jetzt Kredite nicht mehr verlängert, was wiederum Geldknappheiten an anderer Stelle auslöst und so zu einer immer schnelleren Kontraktion der Kreditsummen führt.
Neben den äußerst ungesunden Entwicklungen im internationalen Finanzsystem müssen die Industrienationen zusätzlich noch mit mehreren bedrohlichen realwirtschaftlichen Megatrends fertig werden. Zum einen werden – entgegengesetzt zu den allgemein vorherrschenden deflationären Tendenzen – Öl, Energie und Rohstoffe immer teurer. Dieser Trend wird sich – wenngleich unter Schwankungen – in den nächsten Jahren fortsetzen, denn die aufstrebenden Schwellenländer, allen voran China, beanspruchen nun ihren Teil an den Ressourcen der Welt.18 Die »alten« Industrienationen werden also mit dauerhaft fallenden Preisen für ihre Industriegüter und Dienstleistungen und – damit verbunden – mit einem Rückgang ihrer Kaufkraft bei gleichzeitig steigenden Rohstoffpreisen zu kämpfen haben.
Doch damit nicht genug: Alle Industrienationen sind mit dem Problem alternder Bevölkerungen und fallender Geburtenzahlen konfrontiert. Das belastet die Volkswirtschaften nicht nur im Hinblick auf die sozialen Sicherungssysteme, sondern auch auf einer viel fundamentaleren Ebene. Menschen, die auf den Ruhestand zugehen, vermeiden wirtschaftliche Risiken. Das bremst die Wirtschaftsentwicklung empfindlich. Der Fall Japan, ein Land, in dem das Problem der Überalterung am weitesten fortgeschritten ist, zeigt uns, was in ähnlicher Form auf die anderen Staaten des Westens zukommen wird: Seit fünfzehn Jahren befindet sich das Land in einer schleichenden Depression.19
Letztlich müssen die ungesunden Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte in einer Depression enden.20 Die wirtschaftliche Tätigkeit wird über einen längeren Zeitraum zurückgehen, Börsenkurse werden einbrechen, die Arbeitslosigkeit wird explodieren. Der Vertrauensverlust wird massiv sein. Die Kreditvergabe implodiert, da nur noch die vertrauenswürdigsten Unternehmen und Privatpersonen überhaupt Kredit bekommen. Firmen und Arbeitnehmer kämpfen um ihr Überleben – und sehen schwarz für die Zukunft. Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust führt zu verminderten Ausgaben, Unternehmen investieren nicht mehr. Damit schrumpft die Wirtschaft, was wiederum weitere Entlassungen nach sich zieht.
Die Gefahr ist groß, dass es genauso schlimm, wenn nicht sogar schlimmer wird als 1929. Auch dieses Mal wird die Weltwirtschaftskrise von den USA ausgehen.21 Wenn die amerikanische Wirtschaft ernsthaft leidet, haben Europa, Japan und China in ihrer jetzigen Form dem nichts entgegenzusetzen. Im Gegenteil, sie werden sich – genau wie 1929 – »anstecken«.22
Glauben Sie nicht, dass unsere »modernen« Regierungen die Wirtschaft im Griff haben. In letzter Instanz werden unsere gewählten Politiker, abhängig von den Stimmungen der Wähler, dem Crash machtlos gegenüberstehen. Die Frage ist nur, ob sie die Krise durch ihr kopfloses Handeln verschärfen werden (was leider wahrscheinlich ist) oder ob sie die Realität erkennen und wenigstens nicht schlechter machen.
Die neue Globalisierung und der Mythos des Fortschritts
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein Prozess, den wir heute als »Globalisierung« bezeichnen und der uns zunächst langsam, seit etwa 1980 aber mit voller Wucht erfasste. Der Welthandel stieg wesentlich schneller als das Weltsozialprodukt, was zu einer immer engeren Verflechtung der Volkswirtschaften führte. Zeitgleich ermöglichte der Fortschritt in Informationstechnologie, Finanzmärkten und Logistik eine immer engere Verzahnung von Produktions- und Wirtschaftsprozessen. Momentan versuchen wir immer noch, Antworten auf diesen Jahrhundertprozess zu finden.
Die Globalisierung wird sowohl von ihren Gegnern als auch von ihren Befürwortern gerne als Naturgesetz mit einer unerbittlichen Logik gesehen. Dabei ist sie – zumindest in ihrem gegenwärtigen überzogenen Stadium – seit längerem eine gigantische Blase, die bereits den Kern ihrer eigenen Zerstörung in sich trägt.
Kritiker und Gegner zeigen vor allem die sozialen und politischen Kosten des Prozesses auf. In ihrem viel beachteten Buch Die Globalisierungsfalle beschrieben 1997 die Autoren Hans-Peter Martin und Harald Schumann das Verschwinden der Mittelklasse, den Aufstieg radikaler Verführer und den Niedergang der Politik.23 Ihre Analyse hat mit den Jahren an Aktualität gewonnen.
Den weiteren Fortgang der Globalisierung haben aber alle kritischen Analysen und Aktionen, beispielsweise von Attac, nicht behindern können. Man hat oft den Eindruck, dass selbst die Gegner den Prozess heimlich und stillschweigend akzeptiert haben und sich lediglich in einem Akt heroischer Selbstaufgabe dagegen auflehnen.
Die Befürworter der Globalisierung weisen auf die enormen Möglichkeiten hin, die diese dem Einzelnen bietet. König der Globalisierungsbarden und Hofsänger der globalen Elite ist Thomas L. Friedman, Auslandskorrespondent der New York Times.24 Er wartet in seinem Buch The World is Flat mit zehn Kräften auf, welche die Globalisierung auf ein neues Niveau, »Globalisierung 3.0«, gehoben hätten. Wo sich früher nur Länder und später Unternehmen global orientierten, ermögliche 3.0 die globale Vernetzung von einzelnen Menschen: »Was Globalisierung 3.0 ihren einzigartigen Charakter gibt, ist die neu gefundene Macht der Individuen, global zusammenzuarbeiten und in Wettbewerb zu treten … Individuen von allen Ecken und Enden der flachen Welt werden hierzu in die Lage versetzt.«25
Es verwundert, mit welchem Enthusiasmus Friedman diese Aussagen im Jahr 2005 – gerade vier Jahre nach 9/11 – niederschreiben konnte. Jedenfalls findet man in seinem Buch nichts, was auch nur annähernd als ernsthafte Analyse bezeichnet werden könnte. Paul Krugman, seinerseits Kolumnist der New York Times, nannte das, was Thomas Friedman und andere dieser Denkrichtung betreiben, zutreffend »Pop-Internationalismus«.26
Wenn heute ein Zulieferer von Wal-Mart seine Waren in Bentonville, Arkansas, ablädt und diese dann auf einem Strom von Förderbändern automatisch zu den Lastwagen geliefert werden, die die entsprechenden Filialen beliefern, und wenn zudem der Zulieferer genau dann neue Waren bringt, wenn die alten Waren verkauft sind und der Scanner an der Kasse diesen Verkauf registriert hat, dann könnte das tatsächlich als eine neue Ära der globalen Koordination wirtschaftlicher Aktivität verstanden werden. Fast könnte man sogar behaupten, dass in einigen Bereichen die vom Sozialismus gewünschte perfekte Planwirtschaft mittlerweile Realität geworden ist. Können wir daraus aber politische Schlussfolgerungen ziehen? Ich meine: nein. Für mich ist das reine Bestandsaufnahme. Dort, wo diese aufhört, muss die politische Analyse erst beginnen.
Dennoch ist Friedman einer der Top-Souffleure der wirtschaftlichen und politischen US-Elite. Bill Gates hält seine Bücher für die wichtigsten, die in den letzten Jahren erschienen sind. Auch Bill Clinton lässt sich von Friedman inspirieren. Und wenn George W. Bush die angeblich linksliberale New York Times lesen würde, würde er wahrscheinlich feststellen, dass er mit fast allen Gedanken Friedmans übereinstimmt.
Der Mythos vom Fortschritt scheint für den modernen Menschen ein unabdingbarer Bestandteil seiner Glaubenssätze und seiner Weltanschauung zu sein. Ohne diesen Glauben würden viele Menschen wohl ihre letzte Orientierung verlieren. Dabei ist Fortschritt in der Tat nichts anderes als ein Mythos. Der Sozialforscher Meinhard Miegel hat dies treffend als »Wachstumsmythos« und »Wohlstandswahn« bezeichnet.27
Man kann darüber streiten, ob die Globalisierung wirklich ein »Fortschritt« ist. Fast jede technische Entwicklung kann zum Segen oder Fluch geraten; wirtschaftliche Veränderungen produzieren Gewinner und Verlierer. Noch nie lebten so viele reiche Menschen auf dem Globus, aber noch nie gab es zugleich so viele bettelarme Menschen ohne jede Hoffnung auf Würde. Ja, im Durchschnitt werden die Menschen reicher, aber für die mittlerweile zwei Milliarden Menschen, die in extremster Armut leben, ist das kein Trost. Im Durchschnitt mag der See einen Meter tief sein. Vor dem Ertrinken in tiefen Stellen rettet das nicht.
Wie oft schon wurde ewiger Wohlstand, Wohlstand für alle oder auch der Weltfrieden ausgerufen! Und genauso oft enttäuschten diese hehren Visionen, nicht, weil sie es nicht wert waren, dass man für sie kämpfte, sondern weil sich die Natur der menschlichen Zivilisation nicht einfach grundlegend verändern lässt. Auf Aufschwungphasen folgen Abschwünge, auf lange Jahre der Ruhe stürmische Veränderungen, auf Frieden Krieg. Was viele vergessen oder verdrängen wollen: Die Geschichte verlief noch nie linear, sondern vielfach zyklisch, wobei scheinbar zufällige Diskontinuitäten und lange Phasen des Rückschritts dazugehören.
Zwischen 1870 und 1914 existierte ebenfalls ein globales Wirtschaftssystem. Es fand in diesen Jahrzehnten ein weltumfassender Güter- und Kapitalverkehr statt, und Menschen bewegten sich mit großer Freiheit zwischen den einzelnen Kontinenten hin und her. Erst heute wird Ähnliches wieder erreicht, und im Falle der freien Niederlassung von Menschen und Unternehmen auf anderen Kontinenten ist es noch lange nicht so weit wie vor hundert Jahren. Damals gab es auch ein Weltwährungssystem, das viel besser als unser heutiges System funktionierte. Der Goldstandard sorgte dafür, dass sich kein Weltbürger Gedanken um den Wert seines Geldes machen musste, nicht im Heimatland und auch nicht im Ausland. Er war eine Errungenschaft der westlichen Zivilisation, die auf langer Erfahrung beruhte und die wir im 20. Jahrhundert leichtsinnig aufgegeben haben.
Über ein weltweites Netz von Telegrafenleitungen kamen bereits 1905 die wichtigsten Meldungen mit Lichtgeschwindigkeit aus Übersee nach England. Das erste Überseekabel wurde schon 1858 zwischen Irland und Neufundland verlegt. Zwar funktionierte es nur wenige Wochen, aber immerhin existierten seit 1874 zuverlässige Telegrafenverbindungen zwischen Großbritannien und Amerika. Die Börse von England fungierte als Kapitalsammelstelle, über die sehr große Mengen von Kapital – in manchen Jahren bis zu 5 Prozent der Wirtschaftsleistung Großbritanniens – in Unternehmen und Unternehmungen in Übersee investiert wurden.
Demgegenüber war die Zeit von 1914 bis weit in die siebziger Jahre hinein vom Prinzip der nationalen Wirtschaftspolitik geprägt. Der Gedanke des britischen Wirtschaftswissenschaftlers John Maynard Keynes, dass nämlich die Nationalstaaten das Wirtschaftswachstum bis zu einem gewissen Grade steuern können und müssen, setzte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schnell durch. Während der internationale Handel in vielen Bereichen zügig liberalisiert wurde, bestanden noch Ende der siebziger Jahre umfassende Beschränkungen im internationalen Kapitalverkehr. François Mitterrand versuchte nach seiner Wahl zum Präsidenten Frankreichs im Jahr 1981 weit reichende Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die internationalen Kapitalmärkte aber bereits eine Dynamik erreicht, die Mitterrand zwang, sein Vorhaben sehr schnell aufzugeben.
Zu den Weltanschauungen, die wie der moderne Kapitalismus und Neoliberalismus auf einem starken Fortschrittsglauben beruhen, zählen auch der Marxismus und der Sozialismus, die eine Überwindung des Kapitalismus und eine klassenlose Gesellschaft vorausgesagt hatten. Mehr als hundert Jahre nach Marx hat die kommunistische Gesellschaft allerdings immer noch nicht obsiegt. Von 1914 bis 1945 befand sich der globale Kapitalismus tatsächlich in der Krise, so wie es Marx und später Lenin prognostiziert hatten. Zunächst brach der Erste Weltkrieg aus. Die Goldenen Zwanziger endeten abrupt mit dem Schwarzen Freitag, dem 25. Oktober 1929, und der Weltwirtschaftskrise. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es allgemeine Auffassung, dass man die Wirtschaft nicht sich selbst überlassen könne. Präsident Franklin Delano Roosevelt schuf in den USA staatliche Aufsichtsbehörden, ausgestattet mit einer für die Vereinigten Staaten ungewohnten Machtfülle in Wirtschaftsfragen. Kommunistische und sozialistische Strömungen wurden im Nachkriegseuropa als eine der großen, wenn nicht die größte legitime politische Richtung angesehen. Noch 1947 setzte sich die CDU in ihrem Ahlener Programm für weit reichende Verstaatlichung von Schlüsselindustrien ein.
In den siebziger Jahren begann dann der langsame Rückzug des Staates. Und erst in der letzten Zeit hat der Kapitalismus wieder die globale Dimension erreicht, die er schon um 1900 hatte. Unser jetziges weltumfassendes Wirtschaftssystem sieht in vielen Bereichen dem System von 1914 gar nicht so unähnlich. Wenn wir also von einer »neuen Ära der Globalisierung« sprechen, sollten wir uns besser daran erinnern, dass die Menschheitsgeschichte in Zyklen verläuft.
Als ich 1989 mein Studium der internationalen politischen Ökonomie an der Princeton University aufnahm, wurde gerade der Aufsatz Das Ende der Geschichte des amerikanischen Politologen Francis Fukuyama heiß diskutiert.28 Fukuyama argumentierte darin, dass mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems der westliche Liberalismus und der angelsächsische Kapitalismus – das aktuelle Modell der Globalisierung – triumphiert hätten. Da sich die Menschheit nun im Prinzip einig sei, wie sie sich zu organisieren habe, würde es in Zukunft nur noch lange, langweilige Sitzungen und Diskussionen um die optimale »technische« Lösung von Problemen geben. Große Grundsatzkonflikte würden der Vergangenheit angehören.29
Viele Menschen nahmen diesen Unsinn ernst. George H. W. Bush Senior sprach zum Beispiel im Rahmen des Irakkriegs von 1989/90 von einer »neuen Weltordnung«. Unter der Führung der Vereinigten Staaten sollte sich eine Völkergemeinschaft etablieren, die dann alle großen Probleme der Zeit lösen würde.
Diese Hoffnung hielt kein Jahrzehnt. Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, mit ihren abscheulichen Verbrechen mitten in Europa, der Völkermord in Ruanda sowie der Krieg in Tschetschenien zeigten schon in den neunziger Jahren, wie fragil diese Vorstellung von einer neuen Weltordnung ist und wie machtlos die internationale Völkergemeinschaft letztlich war (und noch immer ist).
Die beispiellose Entwicklung der Weltwirtschaft seit 1945 war nur möglich, weil die politischen Rahmenbedingungen mehr als ein halbes Jahrhundert stabil und günstig waren. Die Anschläge vom 11. September 2001 haben uns jedoch gezeigt, wie brüchig das Fundament der Globalisierung sein kann. Auch die Massenproteste in der islamischen Welt Anfang 2006 gegen den Westen, in diesem Fall sogar gegen das äußerst friedliche Dänemark, führten sehr deutlich vor Augen, dass jede wirtschaftliche Aktivität letztlich von dem politischen Fundament abhängt, das sie trägt.30 Das sieht schon eher nach Samuel Huntingtons Kampf der Kulturen als nach Fukuyamas Ende der Geschichte aus.31
Gerade dann, wenn sich Trends anscheinend fest etabliert haben und Entwicklungen unumkehrbar geworden sind, lohnt es sich, den eigenen Verstand zu gebrauchen und nach möglichen Brüchen Ausschau zu halten. Leider tun das viel zu wenige: Die Welt ist bei weitem nicht so wohl geordnet, wie es sich viele im Westen nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 erhofft hatten. Heute stehen wir nicht am Beginn einer neuen globalen Ära, sondern am Ende eines langen Globalisierungszyklus. Die Globalisierung hat mittlerweile ein Ausmaß erreicht, das keinesfalls unumkehrbar ist, sondern das im Gegenteil nicht nachhaltig sein kann. Zu sehr werden die Kräfte des Einzelnen angespannt, zu sehr das Sozialgefüge ganzer Nationen und Wirtschaftsräume belastet, als dass es auf Dauer gut gehen könnte.
Es kann nicht mehr lange dauern, bis die Globalisierungsblase platzt. Wir müssen uns auf Diskontinuitäten einstellen, die uns erwarten, und nicht einfach die Entwicklung der letzten Jahre in die Zukunft fortschreiben. Das wirtschaftliche Umfeld, das zwei Generationenlang unser Denken bestimmt hat, wird früher oder später verschwinden. Etwas radikal Neues, das wir bislang nur in seinen Umrissen erahnen können, wird an seine Stelle treten.
Wenn Blasen platzen
Die moderne Volkswirtschaftslehre, wie sie von dem Schotten Adam Smith begründet wurde, auch »klassische« oder »neoliberale Ökonomie« genannt, geht vom Bild des rationalen Menschen aus. Mit der Wahl von Großbritanniens Premierministerin Margaret Thatcher und US-Präsident Ronald Reagan Ende der siebziger Jahre bestimmte die neoliberale Theorie zunehmend die Politik. Die »Befreiung« der Wirtschaft vom Staat, Privatisierung und Deregulierung wurden nun zu vorrangigen Zielen. Mit dem so genannten »Washington Consensus« wurden die Prinzipien der neoliberalen Ökonomie ab 1990 auch zum offiziellen Leitbild für die Dritte Welt gemacht.
Prinzipiell ist der Neoliberalismus geeignet, wenn es darum geht, die Effizienz von ökonomischen Prozessen zu erklären. Der konsequenten Anwendung von neoliberalen Gedanken haben wir zudem die Globalisierung und den globalen Aufschwung seit 1982 zu verdanken. Auch wenn Oskar Lafontaine und Heiner Geißler es nicht wahrhaben wollen – bislang hat das Diktat des Shareholder Value trotz aller Fehlentwicklungen zu einer deutlichen Steigerung der Effizienz und Leistungsfähigkeit der Weltwirtschaft geführt und damit auch die Menschheit insgesamt besser gestellt, wenn auch auf Kosten vieler, die zurückblieben.
Aber die Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre wurde erkauft mit einer stärker werdenden Instabilität des Systems und zunehmender Ungleichheit zwischen den Ländern und den Bürgern, die in diesen leben. Die klassische ökonomische Theorie versagt völlig, wenn es darum geht, zu erklären, warum viele Menschen plötzlich dem systematischen Wahnsinn oder zumindest der Irrationalität verfallen. Das war zum Beispiel in Holland während des Tulpenwahns von 1634 bis 1637 oder während der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1938 oder des Technologiebooms von 1995 bis 2000 der Fall.
Irrationales Verhalten kann für den Einzelnen eben doch rational sein. Nicht wenige smarte Geschäftsleute sind in Zeiten der New Economy zu viel Geld gekommen, weil sie Unternehmen, die eigentlich nicht funktionieren konnten, mit astronomischen Bewertungen an der Börse platzierten. Wie bei einem Kettenbrief oder Strukturvertrieb werden auch in einer Börsenblase nur die Letzten von den Hunden gebissen. Jeder hofft natürlich, dass er nicht zu diesen gehört. Charles Kindleberger nannte dies dann folgerichtig die »greater fool theory« – es gibt immer noch einen größeren Narren, dem man seine bereits teuren Aktien (oder Häuser oder Tulpenzwiebeln oder was auch immer das gerade aktuelle Spekulationsobjekt ist) noch teurer verkaufen kann.
In der modernen Ökonomie gibt es endlose und mathematisch komplexe Diskussionen über die Frage, ob Märkte, gleich welcher Art, effizient sind. Wenn Märkte – also auch die internationalen Kapitalmärkte – effizient sind, dann müssen wir uns über die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte keine Sorgen machen. Alle beteiligten Wirtschaftssubjekte haben ihre rationalen Entscheidungen getroffen. Diese führen zu einem optimalen Ergebnis.
Tatsächlich ist es aber so, dass immer wieder gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichte auftreten. Diese rechtzeitig zu erkennen mag nicht immer einfach und oft sogar sehr schwer sein. Im Rückblick lassen sich jedoch viele Übertreibungen der Märkte erkennen. Die Theorie mag sagen, was sie will: Viele Privatanleger haben zwischen 2000 und 2003 die sehr schmerzhafte Lektion erhalten, dass die Börse übertreiben kann.32
Der zu Beginn dieses Kapitels zitierte Satz von Walter Bagehot drückt den Ablauf einer typischen Krise prägnant aus: Überschüssiges Kapital wird auf wenig intelligente Weise in riskante Investments gesteckt – und zwar in großem Stil. Der Herdentrieb sorgt dafür, dass immer mehr Menschen ihr Geld in diese »neuen Anlagemöglichkeiten« stecken und dass sich immer weniger Personen der Euphorie entziehen können. Gegen Ende der Spekulationsphase wird von vielen erkannt, wie dumm sie bei ihren Investments vorgegangen sind und versuchen nun auszusteigen. Die Stimmung schlägt um. Es kommt zur Panik. Wenn diese groß genug ist, leidet die gesamte Volkswirtschaft eines Landes darunter, beim Super-GAU sogar die Weltwirtschaft.
In der New Economy fielen die realwirtschaftlichen Konsequenzen glücklicherweise vergleichsweise harmlos aus. Sie beschränkten sich auf eine kurze Rezession in den Jahren 2001/02. Beim Platzen der nächsten Blase – der Immobilienblase in den USA – werden wir nicht so einfach davonkommen. Zudem haben die meisten Länder kaum noch finanzpolitischen Spielraum, um einer solchen Situation gegensteuern zu können.
Charles Kindleberger (1910–2003): Von Manien, Paniken und Crashs33
Obwohl Charles Kindleberger von 1948 bis 1981 am berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) lehrte und eine Zeit lang Dekan der dortigen wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät war, mehr als dreißig Bücher schrieb, und ein allseits geschätzter Kollege sowie ein humorvoller und brillanter Redner war, kam seine große Zeit erst nach seiner Pensionierung im Jahr 1976.
In den letzten Jahrzehnten, in denen die Ökonomie mehr und mehr zu einer Spezialwissenschaft wurde, die nur noch von wenigen Menschen begriffen wird, verstand sich Kindleberger als »literarischer Wirtschaftswissenschaftler«, dessen Studium in den dreißiger Jahren ihn eher in Kontakt mit den klassischen Schriften großer Nationalökonomen brachte. Wo seine Kollegen am MIT sich auf Modelle stürzten, die Kindleberger für übertrieben rational und eindimensional hielt, verließ er sich auf seine Bildung und seinen enormen Erfahrungsschatz.
Als Militär und Mitarbeiter des US-Finanz- und Außenministeriums sowie der amerikanischen Notenbank war Kindleberger bei so ziemlich allen interessanten Planungen und Entscheidungen in Europa während des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach beteiligt gewesen – zum Beispiel als Büroleiter für deutsche und österreichische Fragen im US-Außenministerium und als Berater für den Marshall-Plan.
1978 schrieb er Manias, Panics and Crashes. A History of Financial Crises (dt.: Manien, Paniken, Crashs. Die Geschichte der Finanzkrisen der Welt). Krisen können nach Kindleberger immer dann auftreten, wenn durch wirtschaftliche Umwälzungen neue Märkte oder Branchen entstehen. Die Ausbeutung dieser neuen Möglichkeiten führt oftmals zu einer Übertreibung an den Finanzmärkten, die dann irgendwann zusammenbrechen müssen. Krisen sind also ein normaler Begleitumstand des Wirtschaftens. Der Staat hat damit wenig zu tun – die Übertreibung ist Folge von Euphorie und Panik vieler Einzelner.
Damit machte es Kindleberger keinem der beiden großen Lager der Volks wirtschaftslehre in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts recht. Die Keynesianer gehen davon aus, dass der Staat Krisen durch die Steuerung der Nachfrage weitestgehend verhindern kann, die Monetaristen sehen den Staat als Ursache aller ökonomischen Probleme an. Sie gehen davon aus, dass der Marktmechanismus stabilisierend wirkt, wenn er sich frei entfalten kann.
Noch vor wenigen Jahren hätten jüngere Kollegen das Buch eher aufgrund seines Unterhaltungswerts denn wegen seiner ökonomischen Erkenntnisse gelesen. Mit der Schuldenkrise in der Dritten Welt begannen jedoch auch moderne Ökonomen, sich mit Kindleberger zu beschäftigen. Spätestens nach dem Börsencrash von 1987, der Asienkrise von 1997/98 und dem Platzen der Technologieblase wurden seine Erkenntnisse im Bereich der Börsenblasen und -krisen immer bedeutsamer. Kindleberger lebte lang genug, um zu sehen, dass seine Ideen von vielen Wissenschaftlern aufgegriffen wurden, die ihn noch wenige Jahre zuvor als untheoretischen »Oldie« ignoriert hatten.34
Nur durch den allgemeinen Herdentrieb ist es zu erklären, dass gerade konservative Anleger zum Höhepunkt der Technologieblase in den Jahren 1999/2000 – und sogar nach deren Platzen 2001 – massiv in irrwitzig hoch bewertete Technologiewerte investierten. Nachdem der Boom bereits fünf Jahre andauerte, waren auch die letzten Skeptiker davon überzeugt, dass sie eine solide Anlagemöglichkeit verpassen würden, wenn sie nicht zugriffen. Die alte Börsianerweisheit »Gier frisst Hirn« trifft hier den Nagel auf den Kopf.
Es ist keinesfalls so, dass Regierungen, Banken oder Großinvestoren von gelegentlichen Anfällen kollektiven Wahns verschont bleiben. In der Schuldenkrise der Dritten Welt nach 1982 traf es zum Beispiel diejenigen, die eigentlich von Finanzen am meisten verstehen sollten: die Banken. Die Finanzüberschüsse der OPEC hatten nach dem ersten Ölpreisschock von 1973 stark zugenommen und wurden als Petro- und Eurodollars recycelt, weil sie weder von den OPEC-Ländern verbraucht (obwohl man sich alle Mühe gab) noch in Europa oder den USA investiert werden konnten. Die westlichen Banken überschlugen sich mit billigen syndizierten Krediten (bei denen ein Konsortium einen einheitlichen Kreditvertrag abschließt) an Entwicklungsländer, bis 1982 das böse Erwachen kam. Nur durch das Eingreifen des Internationalen Währungsfonds und der beteiligten Industrienationen konnten größere Bankinsolvenzen und damit eine umfassendere Krise verhindert werden. Die Kosten trugen wie so oft die Steuerzahler.
Der französische Arzt und Begründer der Massenpsychologie, Gustave Le Bon, hat 1895 mit seinem Buch Psychologie der Massen eine umfassende Theorie des Herdentriebs vorgelegt. Systematisch zeigt Le Bon auf, wie in vielen Massenphänomenen das Unterbewusste die Entscheidungen des Menschen beeinflusst: »Die bewusste Persönlichkeit schwindet, die Gefühle und Gedanken aller Einzelnen sind nach derselben Richtung orientiert.«35 Das Gehirnleben tritt zurück, das Rückenmarkleben herrscht vor. »In der Gemeinschaftsseele versinkt das Ungleichartige im Gleichartigen, und die unbewussten Eigenschaften überwiegen.«36
Der israelisch-amerikanische Psychologe Daniel Kahneman erhielt 2002 den Nobelpreis für Ökonomie – und zwar für seine Forschungen im Bereich »Behavioral Finance« (verhaltenstheoretische Erklärungsansätze bei ökonomischen Entscheidungen), mit denen der Forscher das Herdenverhalten bei Investmententscheidungen auf spezielle Gehirnaktivitäten zurückführen konnte. Probanden wurden in einen Kernspintomographen geschoben und mit Fragen zu Geldanlagen konfrontiert, die sie per Knopfdruck zu beantworten hatten. So wurden sie beispielsweise gefragt: »Hätten Sie lieber 100 Dollar jetzt oder 110 Dollar in vier Monaten?« Die Fragen waren zum Teil sehr einfach, zum Teil aber auch recht knifflig. Der Kernspintomograph maß dabei, welche Bereiche des Gehirns bei der Beantwortung bestimmter Fragen besonders aktiv waren.
Die Erkenntnisse waren verblüffend: Immer wenn sich der Proband für die sofortige Geldauszahlung entschied, war besonders das Kleinhirn aktiv. Dieser evolutionsgeschichtlich sehr alte Gehirnteil ist auch bei Reptilien vorhanden. Das bewusste Denken, für das das Großhirn verantwortlich ist, wurde nur dann »eingeschaltet«, wenn der Teilnehmer der Studie sich für eine spätere Geldannahme entschied.
Die Schlussfolgerung: Ein Großteil unseres Investmentverhaltens wird von Mechanismen gesteuert, die aus einer Zeit stammen, als es nur um eines ging, ums Fressen oder Gefressenwerden. Kampf, Angriff oder Flucht sind damit Verhaltensmuster, die uns bis heute beeinflussen. Bei der Anlage von Geld sollten jedoch nicht Emotionen den Ausschlag geben, sondern ein kühl kalkulierender Kopf, der zukünftige Renditen und Risiken möglichst sachlich und nüchtern analysiert. Spontane Reaktionen sind absolut kontraproduktiv. Unser Gehirn ist mithin denkbar ungeeignet für Geldanlageentscheidungen. Wir steuern unsere Investmententscheidungen mit Mechanismen, auf die sich auch Reptilien verlassen. Erfahrene Anleger haben jetzt den Beleg für das, was sie schon immer wussten: 90 Prozent des Anlageerfolgs bestehen darin, die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu halten. Das Kahneman-Experiment hat gezeigt, warum Anleger sich gelegentlich extrem idiotisch verhalten.
Wenn Sie selber beim Platzen der Technologieblase Geld verloren haben, wird Sie vielleicht das Beispiel von Sir Isaac Newton, neben seinem Zeitgenossen Gottfried Wilhelm Leibniz wohl der klügste Mann seiner Zeit, etwas trösten. 1720 wurden an der Londoner Börse Anteilsscheine der South Sea Company zu immer höheren Kursen ausgegeben. Viele Vorgänge aus diesem Jahr könnte man problemlos auf Vorgänge der New Economy übertragen, etwa ein Emissionsprospekt, das »ein Unternehmen von großem Gewinnpotenzial aber noch unbekannter Natur« ankündigte.37
Newton hatte zu einem relativ frühen Zeitpunkt in Aktien der South Sea Company investiert. Am 20. April 1720 verkaufte er seine Anteile (Aktien) an der South Sea Company mit einem Gewinn von 100 Prozent. Damit konnte er sich einen Gewinn von 7000 Pfund in die Tasche stecken – zu seiner Zeit ein äußerst ansehnliches Vermögen. Wenige Wochen später aber überfiel ihn der drängende Impuls, sein Geld wieder in eben dieselben Aktien zu reinvestieren, gerade als die Spekulationsblase ihren Höhepunkt erreichte. Einer der rationalsten Geister des Jahrhunderts, ein großer Physiker und Astronom, verfiel dem Herdentrieb. Das Resultat: Newton verlor über 20 000 Pfund. Entnervt gab er mit dem Kommentar auf: »Ich kann die Bewegung der Himmelskörper berechnen, aber nicht den Wahnsinn der Menschen.«38
Eine kurze Übersicht über spekulative Exzesse:39*



* Unberücksichtigt bleiben bei dieser Aufstellung unter anderem die mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks auftretenden lateinamerikanischen Schuldenkrisen (etwa alle fünfzig Jahre): 1822–1827, 1873 und den folgenden Jahren,40 den 1930ern, 1982, 1994 (nur Mexiko) und 1998–2000 (nur Argentinien); weiterhin die weltweite Spekulation in Gold und Silber 1978–1980, die Spekulation in Bauherrenmodellen in Deutschland 1976 bis ca. 1980 (»Betongold«) und das Aufkommen von Hedgefonds im großen Stil seit ungefähr 2000.
** Unlizensierte Banken (Banken ohne Bankenlizenz)
*** In der Erstausgabe dieses Buches, stand hier anstelle von 2007 noch ein Fragezeichen. Mittlerweile ist das von mir vorausgesagte Ende der Immobilienblase Realität.
Die neue Weltwirtschaftskrise
In diesem Buch analysiere ich vor allem die Ursachen der neuen Weltwirtschaftskrise und entwickele mögliche Überlebensstrategien. Es wäre unseriös, genau »vorhersagen« zu wollen, wie die Krise ablaufen wird. Anhand der Großen Depression lassen sich aber einige Parallelen und Unterschiede zur heutigen Situation aufzeigen sowie wahrscheinliche Szenarien entwickeln. Auch damals hatte – zumindest in den USA – die Verbreitung von zwei Basistechnologien (Automobile und Telefon) und einer wichtigen Finanzinnovation (Ratenkredit) eine Spekulationsblase erzeugt. Zum Platzen der Blase kam wiederholtes Fehlverhalten von Regierungen und Notenbanken hinzu, sodass die Krise unnötigerweise verschärft wurde.