Modul 4:
Wie die Bank meine Firma sehen möchte
E-Book ISBN 978-3-93845341-4
Erfolgreich im Geschäft
Erfolgs-Kurs für
Selbstständige, Freiberufler
und Existenzgründer
Autoren |
Gerhard Gieschen |
Layout |
Miriam Prinke |
Alle Rechte bei
abc Buchverlag Ltd.
Poststr. 2-4
72072 Tübingen
Inhaltsverzeichnis
Modul 4:
1 Was ein Meister wissen sollte
1.1 Eine pragmatische Definition für Wohlstand
1.2 Wie Sie garantiert ein Vermögen aufbauen
1.3 So nutzen Sie die bilanziellen Hebel
1.4 Installieren Sie eine automatische Einnahmen-Überschuss-Rechnung
1.5 Sie wollen mehr Geld: So sieht es Ihre Bank
2 Systematisieren und automatisieren
2.1 Beschleunigen Sie Ihren Cashflow
2.2 So halten Sie Ihre Kosten niedrig
2.3 Für alle Fälle gewappnet: Sorgen Sie vor
3 Übergeordnet führen
3.1 Wahrnehmen
3.2 Kraftvoll Entscheiden
3.3 Hoch-/Tief-Status
„Die Armen und die Mittelschichtler arbeiten für Geld. Die Reichen lassen das Geld für sich arbeiten.“
Weil Selbstständige und Freiberufler gewohnt sind, jeden Tag Spitzenleistungen zu erbringen und diese anschließend an ihre Kunden zu berechnen, unterliegen sie in der Diskussion um Wohlstand und Reichtum immer wieder einem Trugschluss. Sie definieren sich durch ihre Leistung und damit durch die laufenden Einnahmen. So ist es nicht verwunderlich, dass oft Wohlstand und gehobenen Lebensstandard verwechselt wird.
Doch so zu denken, ist äußerst riskant. Denn so lange der Lebensstandard vom persönlichen Arbeitseinsatz erbracht wird, gibt es keine Wohlstandsgarantie. Politische Veränderungen, ein Markteinbruch, eine langwierige Krankheit, ein persönlicher Schicksalsschlag oder ein altersbedingtes Erlahmen der eigenen Schaffenskraft – jeder dieser Faktoren kann zu einem Verdienstrückgang und damit zu einer Gefährdung des Lebensstandards führen.
Aber wer in der ständigen Angst vor einbrechendem Auftragseingang, zunehmenden Wettbewerb und persönlicher Krankheit lebt, kann sich weder als frei noch als wohlhabend bezeichnen. Wirklicher Wohlstand ist die Freiheit, tun und lassen zu können, was man möchte. Dazu benötigt man Einnahmen, die unabhängig von der eigenen Arbeitsleistung sind. Diese bezeichnen wir als passives Einkommen.
Das passive Einkommen kann sich aus vielen unterschiedlichen Einnahmequellen zusammensetzen, so z.B.: Mieten, Pachten, Zinsen, Dividenden, Renten, Tantiemen und Lizenzen. Allen ist gemeinsam, dass sie unabhängig von der Arbeitszeit des Empfängers fließen. Nur wer es schafft, dass die passiven Einnahmen seine laufenden Kosten übersteigen, ist wirklich frei und kann sich damit als wohlhabend bezeichnen. Die Formel für Wohlstand lautet demnach:
Wohlstand = passives Einkommen
Ausgaben
Testen Sie nun Ihren aktuellen Wohlstandsindikator. Stellen Sie sich dazu vor, Sie würden die nächsten zwölf Monate eine Auszeit, eine Art Sabbatjahr, nehmen. Schätzen Sie die Höhe der Einnahmen, die Ihnen zufließen, obwohl Sie selbst keine aktive Leistung mehr erbringen. Lassen Sie dabei aber noch offene Rechnungen außen vor, denn diese stammen ja aus Ihrem aktiven Einkommen. Mieten / Pachteinnahmen
Zinsen +
Dividenden +
Wertsteigerungen +
Tantiemen und Lizenzen +
Renten +
Sonstige passive Einkünfte +
Summe passives Einkommen =
Ausgaben pro Jahr /
Ihr Wohlstandsquotient =
Sobald Ihr persönlicher Wohlstandsquotient regelmäßig größer als eins ist, haben Sie gewonnen. Sie haben die Zwangsjacke der arbeitenden Bevölkerung abgelegt und können frei über Ihre persönliche Zeit und Ihr Engagement entscheiden.
Führen Sie sich dabei immer vor Augen, dass Sie als Selbstständiger sozusagen dazu verpflichtet sind, dieses Ziel so schnell es geht zu erreichen. Denn Sie arbeiten länger und intensiver als Ihre angestellten Kollegen, tragen höhere Risiken und engagieren sich finanziell. Außerdem müssen Sie sich noch für Arbeitsausfall, Krankheit, Urlaub, Ruhestand sowie Ihr Insolvenzrisiko absichern – und es gibt keine Garantie, dass eines dieser Risiken erst eintritt, wenn Sie 65 sind!
„Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit.“
Obwohl Geld einen zentraler Mechanismus unseres Wirtschafts- und Sozialsystem bildet, erfahren wir in Schule, Berufsausbildung und Studium erstaunlich wenig darüber. Dabei führt schon die konsequente Anwendung einiger monetärer Grundregeln zu spürbaren Einkommens- und Vermögenszuwächsen. Und das ist erst der Anfang. Denn wer über die nachfolgenden Hinweise hinaus regelmäßig seine finanziellen Kenntnisse erweitert und das Wissen umsetzt, kann nachweislich bis zu zehn Jahre früher die Hürde zu wirklichem Wohlstand überwinden.
Legen Sie einen 50 Euroschein vor sich auf den Tisch und notieren, wofür diese 50 Euro stehen. Was können Sie sich dafür leisten? Einen Billigflug nach London oder die Taxifahrt zum Flughafen, ein Diner für Zwei, zwei Flaschen Champagner, mehrere Kisten Bier, eine Massage, einen Friseurbesuch oder zwei gute Bücher. Nun überschlagen Sie, wie lange Sie für diese 50 Euro nach Steuern und betrieblichen Ausgaben arbeiten müssen. Dreißig Minuten, sechzig Minuten, zwei Stunden, drei Stunden oder gar noch länger?
Egal wie lange Sie benötigen, um 50 Euro zu verdienen und wofür Sie es ausgeben. Der grundlegende Mechanismus des Geldes ist immer der gleiche. Sie tauschen erst Arbeitszeit gegen Geld und anschließend das Geld wieder in Arbeitszeit oder Ware. Wobei die meisten Waren wiederum zumindest anteilig Arbeitszeit beinhalten. Man könnte deshalb auch sagen: Geld ist nichts anderes als eingefrorene Lebenszeit, die Zusage, dass jemand Ihnen im Austausch für Ihren 50 Euroschein seine Zeit widmet.
Unser Wirtschaftssystem lässt es nun zu, dass Sie Waren und Leistungen auf Kredit bekommen. Das bedeutet, Sie versprechen, mit Ihren zukünftigen Verdiensten zu bezahlen. Wer einen Kredit aufnimmt, ist also bereit, seine zukünftige Lebenszeit zu verpfänden, um aktuelle Bedürfnisse zu befriedigen oder seine unternehmerischen Ideen umzusetzen. Solchen Verpflichtungen werden im kaufmännischen Sprachgebrauch als „Verbindlichkeiten“ bezeichnet. Um nicht den Überblick über seine Verbindlichkeiten zu verlieren, notiert der ordentliche Kaufmann diese Verpflichtungen in einer „Bilanz“ genannten 2-spaltigen Tabelle auf der rechten Seite. Diese Spalte wird auch die „Passivseite“ genannt.
Den Verbindlichkeiten des Unternehmens stehen in der Bilanz auf der linken Seite alle Vermögenswerte, die so genannten „Aktiva“, gegenüber. Aktiva können beispielsweise Immobilien, Maschinen, Fahrzeuge, Kapitalanlagen, Waren- oder Geldbestände sein. Die wohl verständlichste Definition von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten liefert Robert T. Kiyosaki, ein amerikanischer Experte in Sachen Geldanlage in seinem Bestseller „Reichtum kann man lernen“:
„Ein Vermögenswert ist etwas, was Geld in meine Tasche bringt. Eine Verbindlichkeit ist etwas, was Geld aus meiner Tasche nimmt.“
Die Bilanz zeigt nun das vorhandene Netto-Vermögen, indem sie die Vermögenswerte (Aktiva) von den Verbindlichkeiten (Passiva) abzieht.
Dieses stark vereinfachte Modell einer Bilanz kann uns nicht nur helfen, die betriebswirtschaftlichen Zahlen und Auswertungen zu verstehen, es zeigt uns auch, wo die Hebel und Fallstricke für eine effektive Vermögensbildung liegen.
1. Differenzieren Sie zwischen guten Schulden und schlechten Schulden
Auf der Passivseite steht eine Liste aller Ihrer Verbindlichkeiten. Allerdings gibt es da gravierende Unterschiede. Manche Verbindlichkeiten sind gut, andere schlecht für Ihre Zukunft. Gut sind Schulden dann, wenn Sie diese Verbindlichkeiten investieren, um damit zukünftig mehr Geld verdienen, als Sie Ihrem Investor zurückzahlen müssen. Deshalb nennt man gute Schulden auch Investitionskredite.