DER AUTOR
THiLO ist zwischen 18 und 65 Jahre alt – sieht aber jünger aus. Nach zahlreichen Drehbüchern für Sesamstraße, Bibi Blocksberg, Schloss Einstein und 1, 2 oder 3 begann er schließlich, richtige Bücher zu schreiben. Heute lebt THiLO mit seiner Frau und vier Kindern in Mainz – wenn er nicht gerade auf Lesereise ist.
Mehr zu THiLO findet ihr unter www.thilos-gute-seite.de
DER ILLUSTRATOR
Jan Saße sagt: Ich hab schon sooo viel Spaß beim Bilder ausdenken und Zeichnen. Wenn es euch Spaß macht die Bilder anzuschauen, hab ich sogar soooooooooooooooo viel Spaß beim Zeichnen. Danke euch!
www.jansasse.de
Erfinder in Gefahr
Mit Illustrationen von Jan Saße
KOSMOS
Umschlags- und Innenillustration: Jan Saße, Wilhelmsdorf
Umschlaggestaltung von init.büro für gestaltung, Bielefeld
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten findest du unter kosmos.de
© 2012, 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-13680-5
Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Raumschiff
Ben stand auf der Wiese und starrte in den Himmel. Unter seinem Arm klemmte ein Fußball. Tarnung. Seine Eltern durften ja nicht wissen, dass regelmäßig ein Raumschiff kam, um ihn abzuholen. Er drehte sich. Hochkonzentriert. Denn alles war voll von dunklen Wolken. »Da!«, brüllte er plötzlich. Sein Herz raste vor Aufregung. War das nicht der Zeitgleiter? »Sie kommen!«
Sein bester Freund Kalle rannte zu ihm. Er war schon zehn und mutig wie zwölf Mann, fand Ben. Kalle hielt sich ein Fernglas vor die Augen. »Fehlalarm«, schnaufte er nach wenigen Sekunden. »Nur ein normales Flugzeug.«
Sauer trat er gegen einen Stein. Seit drei Tagen standen sie nun schon auf dieser Wiese herum. »Wie lange sollen wir denn noch warten?«, schimpfte er.
Die Jungs waren mit Raketa23 und Maddox12 verabredet. Mit den Kids aus der Zukunft. Nur: Die beiden tauchten noch immer nicht auf.
»Meinst du, Maddox und Raketa hatten einen Unfall?«, fragte Ben besorgt.
Kalle zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, was im Jahr 2159 so alles passieren kann.« Ihm war die Sache auch nicht geheuer. Nach der aufregenden Entdeckung vor drei Tagen war es doch so dringend gewesen, gleich wieder loszufliegen! Und jetzt kam keiner …
Lustlos kickten sich die beiden Freunde ein paar Mal den Ball zu. Knacki Kolumbus, der schlimmste Verbrecher der Zukunft, hatte seine Verstecke an unterschiedlichen Orten in der Vergangenheit. Niemand wusste, in welcher Zeit er sich gerade befand. Bei den Piraten in der Karibik hatten sie Knacki dann endlich aufgespürt. Der Schurke war ihnen zwar im letzten Moment leider entkommen. Aber Kalle und Ben hatten belauscht, wie er einige Namen vor sich hinsagte. Die Namen von fünf genialen Erfindern: Daimler, Edison, Nobel, da Vinci und Gutenberg. Nur was dieser Verbrecher damit plante, blieb im Dunklen. Ben sah wieder in den Himmel. »Wo bleiben die denn bloß?«
Da schallte die Stimme von Bens Vater über die Fußballwiese. »Ben! Kalle! Schluss mit Fußball für heute!«
Notgedrungen flunkerte Ben. »Äh, Papa, ich gewinne gerade. Können wir nicht noch ein bisschen spielen?«
Sein Vater schüttelte den Kopf. »Nein, kommt mal rein. Ich will euch was zeigen!«
Volldampf
Neugierig gingen Ben und Kalle ins Haus. Auf dem Tisch in Bens Zimmer stand ein seltsames Gebilde. Nicht größer als eine Teekanne und ganz aus glänzendem Metall. »Überraschung!«, trompetete Bens Vater. »Na, das ist noch besser als Fußball, oder?«
»Was ist das denn?«, fragten Ben und Kalle wie aus einem Mund.
Bens Vater lachte sie an. »Das, meine Lieben, ist eine Dampfmaschine. Passt mal auf, wie die funktioniert.«
Er zündete einen kleinen Docht an. »Das Feuer erhitzt das Wasser in dem Kessel hier. Dem Dampf bleibt dann nur ein Weg nach draußen. Durch den Kolben. Der rattert hin und her. Diese Kraft versorgte die ersten Fabriken und Maschinen mit Energie. Bevor es Stromleitungen gab.«
Ben hielt den Kopf schief. Der Kolben stand still. Dafür qualmte die Maschine schon wie ein Fabrikschornstein. »Willst du nicht lieber die Gebrauchsanweisung lesen?« Unauffällig starrte er aus dem Fenster. Immer noch kein Raumschiff.
Sein Vater schüttelte den Kopf. »Warum? Ich hatte früher selbst eine Dampfmaschine. Ich weiß noch genau, wie die Dinger funktionieren. – Wir brauchen ein wenig mehr Hitze, das ist es.«
Er drehte die Flamme größer. »Wird das dann nicht zu heiß?«, fragte Ben mit ängstlicher Miene nach.
Sein Vater winkte ab. »Ach was. Wir geben mal richtig Stoff!« Das Dampfmaschinen-Fieber hatte ihn nun völlig gepackt.
Kalle wippte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Irgendwie spürte er, dass der Zeitgleiter unterwegs war. »Ich muss dann auch nach Hause«, schwindelte er.
»Warte noch zwei Minuten«, bat Bens Vater. »Du wirst staunen!«
Wenigstens brodelte jetzt das Wasser im Kessel. Der Dampf bewegte den Kolben. Langsam schob er sich vor und zurück. Vor und zurück. Er wurde immer schneller.
»Ist schon erstaunlich, was Dampf für eine Kraft hat«, bemerkte Kalle. Sein Gesicht war im Wasserdampf kaum noch zu sehen.
Bens Vater nickte. »Was ich noch spannender finde: Irgendjemand hat sich diese Maschine ausgedacht.« Er tippte sich an die Stirn. »Der Erfinder wollte wahrscheinlich Eier kochen und hat einen Topf auf den Herd gestellt. Als der Deckel zu klappern anfing, hat es in seinem Kopf Klick! gemacht und er malte die Dampfmaschine auf!«
Bens Vater haute mit der Faust auf den Tisch. »Millionen Menschen kochen Eier. Aber die Idee, diese Dampfkraft für eine Maschine zu nutzen, hatte bloß einer. Das nenne ich mal ein Genie!«
Ben und Kalle sahen sich an. Sie dachten beide das Gleiche: Irgendwas hat Knacki mit fünf dieser Genies vor. Nur was?
Als Ben die Dampfmaschine abwesend anstarrte, erschrak er plötzlich furchtbar. Der Kessel glühte ja!
»In Deckung!«, brüllte er, gerade noch rechtzeitig. Mit einem Riesenknall explodierte der Kessel. Die Einzelteile der Maschine flogen ihnen um die Ohren.
»Bieg mir ’ne Banane!«, staunte Kalle, als der Schreck vorbei war. »Echt eine mordsmäßige Kraft!«
»Alles in Ordnung?«, fragte Bens Vater kleinlaut.
»Jaja«, antwortete Ben schnell. Denn vor dem Fenster stand eine besondere Wolke. Genau so geformt, wie ein Zeitgleiter. Nun schwebte sie davon. In eine andere Richtung, als alle übrigen Wolken.
»Können wir noch mal raus?«, fragte Ben
»Jaja«, stammelte sein Vater schockiert. »Geht nur, ich räume solange hier auf.«
Entdeckungs-
wahrscheinlichkeit: 50 Prozent
So schnell sie konnten, rannten Ben und Kalle über die Fußballwiese. Zum Glück hatte Bens Vater ein schlechtes Gewissen wegen der Explosion.
»Hast du alles?«, fragte Kalle wie ein Zeitreiseprofi.