Exodus Europa

 

Die Flüchtlingskrise 2015

 

 

JÜRGEN BECK

(Hrsg.)


cover

 


Exodus Europa, J. Beck

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849646714

 

Frontcover: © doom.ko - Fotolia.com

 

www.jazzybee-verlag.de

admin@jazzybee-verlag.de

 

 

 


 

 


Inhalt:

Vorwort 1

Lizenz. 2

Zusammenfassung. 3

Hintergrund. 5

Migranten in der EU vor 2015. 5

Weltweite Flüchtlingskrise. 6

Der Beginn der Krise in Europa. 7

Migration. 9

Statistiken. 9

Ankünfte in der EU über Land und Meer 9

Asylanträge. 11

Herkunft und Motivation. 12

Herkunftsländer 13

Syrien. 13

Afghanistan. 15

Irak. 17

Eritrea. 19

Migrationsrouten. 23

Türkei 23

Malta. 23

Melilla und Ceuta (Spanien) 24

Lampedusa (Italien) 24

Griechenland. 26

Ungarn. 28

Kroatien. 30

Slowenien. 31

Österreich. 32

Deutschland. 32

Dänemark. 33

Calais (Frankreich) 33

Finnland. 34

Auslöser der Krise. 36

Grenzkontrollen und –maßnahmen. 37

Reaktionen. 38

Europäische Union. 38

Grenzpatrouillen. 40

Umsiedlung und Umverteilung  von Flüchtlingen. 41

Liste der sicheren Herkunftsländer 43

Auswirkungen auf die Dublin-  und Schengen-Regularien. 44

Reaktionen der EU-Mitgliedsstaaten. 47

Internationale Reaktionen. 53

Lexikon. 55

Boko Haram... 55

Displaced Persons. 56

Dschihadisten. 57

Dublin-III-Abkommen. 58

EU-Kommission. 59

EU Navfor Med. 60

Frontex. 62

Internationale Organisation  für Migration. 63

Islamischer Staat 64

Königsteiner Schlüssel 66

Operation Mare Nostrum... 68

Operation Triton. 69

Schengener Abkommen. 71

UN-Flüchtlingskommissar 73

UN-Sicherheitsrat 74

Quellenverzeichnis. 76

 

Vorwort

 

Wir schaffen das! Gebetsmühlenartig wiederholen Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Regierungsvertreter diese Theorie. Die Frage stellt sich nur: was ist "das"? Schaffen wir es, die Flüchtlinge, die bis Ende September 2015 in unser Land gekommen sind, vollständig zu integrieren? Oder redet die Kanzlerin von einer zukünftigen Flüchtlingszahl, eventuell Ende 2015 oder gar erst in einigen Jahren?

Wir wollen und können in diesem Buch nicht in die Zukunft schauen, weil keiner weiß, wie genau diese Zukunft aussehen wird, weder gemessen in Zahlen, noch in Integrationsstatus, noch sonstwie. Dieses Buch befasst sich mit den Fakten der Flüchtlingskrise, so wie sie sich uns Ende September 2015 darstellen. Nicht mehr und nicht weniger. Dazu gibt es umfangreiche, lexikalische Erklärungen zu Begriffen, die immer wieder in den Medien gebraucht werden.

Es sei darauf hingewiesen, dass die Recherchen ca. am 24. September 2015 abgeschlossen waren. Die Situation verändert sich täglich, so dass wir um Verständnis bitten, wenn sich Zahlen etc. beim Zeitpunkt des Erwerbs des Buches bereits verändert haben. Es sind allerdings auch überarbeitete Auflagen, die dann den Stand der Dinge widerspiegeln, für die Zukunft geplant.


 

Lizenz

 

Die Informationen in diesem Buch stammen zu einem großen Teil aus der englischsprachigen bzw. deutschen Wikipedia. Texte der Wikipedia sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar (genaue Informationen zu dieser Lizenz unter https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Lizenzbestimmungen_Commons_Attribution-ShareAlike_3.0_Unported) Aus diesem Grund steht auch der Text dieses Buch unter der gleichen Lizenz und darf entsprechend weiter verwendet werden. Näheres dazu ebenfalls unter dem gerade zitierten Link. Informationen zu den Urhebern und zum Lizenzstatus eingebundener Bilder finden Sie direkt unter dem Bild. Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen (siehe jeweilige Lizenz).

 

 

 

Zusammenfassung

 

Die europäische Flüchtlingskrise, manchmal auch als Migrationskrise bezeichnet, entstand durch eine stetig steigende Zahl von Flüchtlingen und Migranten, die über das Mittelmeer oder Südosteuropa in die Europäische Union drängen und dort um Asyl bitten. Die Menschen kommen hauptsächlich aus dem Mittleren Osten (Syrien, Irak), Afrika (Eritrea, Nigeria, Somalia, Sudan, Gambia), Süd- und Zentralasien (Afghanistan, Pakistan, Bangladesch) und dem Westbalkan (Albanien, Kosovo). Gemäß Aussagen des UN-Flüchtlingskommissars kommen fast zwei Drittel der Flüchtlinge, die seit Anfang 2015 bis Mitte September über das Mittelmeer kamen, aus Syrien (54%), Afghanistan (13%) und Eritrea (7%). Die meisten sind Männer (69%). [1] Gemeinhin wird die Entwicklung der Situation ab ca. April 2015 als Krise bezeichnet. In diesem Monat starben über 1200 Menschen, als zwei Boote mit insgesamt über 2000 Flüchtlingen, die nach Europa wollten, im Mittelmeer kenterten.

Die Schiffsunglücke sind nicht nur den andauernden Konflikten und Flüchtlingskrisen in vielen Ländern des Mittleren Ostens und Afrikas geschuldet, sondern auch der Weigerung vieler EU-Regierungen, die von Italien durchgeführte Operation Mare Nostrum, die im November 2014 durch die Frontex-Operation Triton ersetzt wurde, weiter zu finanzieren. Seit April 2015 versucht die EU der Krise Herr zu werden, indem sie die Fonds für Grenzpatrouillen im Mittelmeer erhöhte, Pläne zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität in die Tat umsetzte und ein neues Quotensystem zur Umverteilung von Asylsuchenden innerhalb der EU und damit eine Verbesserung der Situation in EU-Ländern mit Außengrenzen vorschlug. Einzelne Länder haben mittlerweile innerhalb der Schengen-Zone wieder Grenzkontrollen eingeführt und zwischen den Ländern, die gewillt sind, Asylbewerber aufzunehmen und denen, die deren Ankunft verhindern wollen, sind große Gräben entstanden.

Gemäß EUROSTAT haben im Jahr 2014 626000 Menschen in der EU Asyl beantragt, die höchsten Zahl seit dem Jahr 1992, in dem es 672000 Menschen waren. [2]. Genehmigt wurden 185000 Anträge [3]. Auf vier Länder – Deutschland, Schweden, Italien und Frankreich – entfielen dabei zwei Drittel der Asylanträge, von denen wiederum fast zwei Drittel genehmigt wurden. Gerechnet nach Anzahl der Anträge pro Einwohner sind Österreich, Schweden und Ungarn die Länder mit den meisten Asylanträgen [4]. Alleine in der ersten Hälfte 2015 wurden in der EU 395000 neue Asylanträge gestellt. [5]

 

 

Hintergrund

 

Migranten in der EU vor 2015

 

Im Jahr 2014 betrug der Anteil der Bevölkerung der EU, die nicht innerhalb derer Grenzen geboren wurde, 7% - also 33 Millionen Menschen in Relation zu den 500 Millionen Menschen, welche die Gesamtbevölkerung der 28 EU-Länder ausmachen. Als Vergleich sollte man wissen, dass die im Ausland geborene Bevölkerung in Japan 1,63% ausmacht, in Russland 7,7%, in den USA 13%, in Kanada 20% und in Australien 27%. Zwischen 2010 und 2013 wanderten 1,4 Millionen Nicht-EU-Bürger, die weder Asylsuchende noch Flüchtling waren, in die EU ein, wobei seit 2010 eine fallende Tendenz zu verzeichnen ist. [6]

Vor 2014 gab es Spitzen in den Jahren 1992 (672000), 2001 (424000) und 2013 (431000). Gemäß dem UN-Flüchtlingswerk waren Ende 2014 die Länder mit den meisten, anerkannten Flüchtlingen, Frankreich (252264), Deutschland (216973), Schweden (142207) und Großbritannien (117161). Unter den Top Ten der Länder der Welt, die Flüchtlinge aufnehmen, findet sich kein europäisches Land. [7]

Vor 2014 fand laut Frontex die höchste Zahl illegaler Grenzübertritte an den Außengrenzen der EU im Jahr 2011 statt. 141053 Menschen versuchten sich über Land oder Meer Zutritt zur EU zu verschaffen.


 

Weltweite Flüchtlingskrise

 

Gemäß dem UN-Flüchtlingswerk zählten weltweit 59,5 Millionen Menschen zu den "Displaced Persons" (durch Gewalt Vertriebene). Dies ist der höchste Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. [8] Unter den 59,5 Millionen Menschen waren 19,5 Millionen Flüchtlinge (davon 14,4 Millionen unter Mandat des UN-Flüchtlingswerks) und 1,8 Millionen Asylbewerber. Der Rest war innerhalb des eigenen Landes vertrieben worden. Die 14,4 Millionen, die unter UNHCR-Mandat standen, bedeuteten einen Zuwachs von 2,7 Millionen, oder 23%, gegenüber 2013 und den höchsten Stand seit 1995. Die Zahl syrischer Flüchtlinge unter diesen Menschen stieg gegenüber 2013 um 1,55 Millionen auf 3.9 Millionen und überholte damit die Zahl der 2,6 Millionen Afghanen, die über drei Jahrzehnte an der Spitze dieser Statistik standen. Sechs der Länder mit den meisten Flüchtlingen liegen auf dem afrikanischen Kontinent: Somalia, Sudan, Südsudan, Demokratische Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik und Eritrea. [9] 86% der Flüchtlinge fanden Unterschlupf in Entwicklungsländern, ebenfalls ein Höchststand der letzten zwei Dekaden; die am wenigsten entwickelten Länder boten immerhin 25% der weltweiten Flüchtlinge Schutz. Obwohl die meisten syrischen Flüchtlinge von den Nachbarländern Türkei, Libanon und Jordanien aufgenommen wurden, stieg die Zahl der in Europa nach Asyl suchenden Syrer zwischen 2011 und 2015 ständig und summierte sich im Juli 2015 auf 348540 Menschen. [10]


 

Der Beginn der Krise in Europa

 

Zwischen 2007 und 2011 überquerte eine große Anzahl nicht dokumentierter Migranten die Grenze zwischen der Türkei und Griechenland, was dazu führte, dass Frontex, die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, und Griechenland selbst an dieser Grenze verstärkte Kontrollen einführten. [11] Nach dem Bau eines Zaunes entlang dem Teil der Grenze, der nicht dem Lauf des Flusses Maritsa folgt, verringerte sich die Zahl der dort eindringenden Flüchtlinge um 95%. [12] 2015 folgte Bulgarien diesem Beispiel und verstärkte einen Grenzzaun, um den Zustrom aus der Türkei zu unterbinden. [13]

Der zweite Bürgerkrieg in Libyen und die damit einhergehende Instabilität machten es Flüchtlingen einfacher, von dort den Sprung nach Europa zu wagen. Es gab keine Abkommen mit Europa, die Häfen wurden nicht oder kaum kontrolliert und die Schleppernetzwerke florierten. Der Krieg war möglicherweise auch eine Ursache für viele afrikanische Immigranten in Libyen das Land zu verlassen, das für viele Jahre selbst ein Einwanderungsland für Migranten auf der Suche nach Arbeit war.

Als am 3. Oktober 2013 bei einem Bootsunglück vor Lampedusa mehr als 360 Flüchtlinge ihr Leben verloren, leitete die italienische Regierung die Operation Mare Nostrum in die Wege, eine groß angelegte Marine-Operation zur Suche und Rettung von Schiffbrüchigen. 2014 stellte Italien diese Operation mit der Begründung, dass ein Land allein dafür nicht länger die Kosten übernehmen könne, ein; Frontex übernahm die Hauptverantwortung für diese Art Operationen und startete Triton. [14] Die italienische Regierung hatte zusätzliche Gelder von der EU gefordert, um ihre Operation fortführen zu können, erhielt aber von den Mitgliedstaaten keine Unterstützung. Die britische Regierung gab als Begründung dafür die Angst an, dass die Operation als "unbeabsichtigter Pull-Faktor dienen könne, mehr Flüchtlinge dazu verleiten würde, die gefährliche Reise anzutreten und damit noch mehr tragische und unnötige Todesfälle herauf beschwören könnte." [15] Die Kosten für die neue Operation Triton werden auf monatlich 2,9 Millionen Euro geschätzt.


 

 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b5/Karte_Fl%C3%BCchtlingskrise_in_Europa_2015.png/1024px-Karte_Fl%C3%BCchtlingskrise_in_Europa_2015.png

 

Quelle: Wikipedia, „Karte Flüchtlingskrise in Europa 2015“ von Maximilian Dörrbecker (Chumwa) - Eigenes Werk, using data and information from these web sites:Eurostat dataset migr_asyappctzm (direct download)Eurostat dataset tps00001 (direct download)FRONTEX Migratory Routes MapThis base map by alexrk. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karte_Fl%C3%BCchtlingskrise_in_Europa_2015.png#/media/File:Karte_Fl%C3%BCchtlingskrise_in_Europa_2015.png.


 

Migration

 

Statistiken

 

Ankünfte in der EU über Land und Meer

 

Gemäß der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben 2014 bis zu 3072 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu immigrieren. [16] Insgesamt schätzt man, dass zwischen 2000 und 2014 mehr als 22000 Menschen dabei ihr Leben verloren haben.

2014 betraten 283532 Flüchtlinge illegal die EU, die meisten davon über das zentrale oder östliche Mittelmeer oder die Route über den Westbalkan. 220194 Migranten überquerten die Seegrenzen im zentralen, westlichen und östlichen Mittelmeer, eine Steigerung gegenüber 2013 um 266%. Die Hälfte davon kam aus Syrien, Eritrea oder Afghanistan. [17]