Cover
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Abbildung

Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft - Steuern - Recht GmbH

[IV]Autor:

Prof. Dr. Dr. h. c. Dietmar Vahs,

Direktor des Instituts für Change-Management und Innovation (CMI)

Dozenten finden ergänzende Unterlagen zu diesem Lehrbuch unter www.sp-dozenten.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Print: ISBN 978-3-7910-4281-7 Bestell-Nr. 20608-0003
ePub: ISBN 978-3-7910-5053-9 Bestell-Nr. 20608-0101
ePDF: ISBN 978-3-7910-4283-1 Bestell-Nr. 20608-0152

Dietmar Vahs

Organisation

10. Auflage, September 2019

© 2019 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

www.schaeffer-poeschel.de

service@schaeffer-poeschel.de

Bildnachweis (Cover): © Denis Ulyanov, shutterstock

Produktmanagement: Frank Katzenmayer

Lektorat: Adelheid Fleischer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Für Julia, Maximilian, William und meine Eltern

[V]Vorwort zur 10. Auflage

Die strukturelle Gestaltung von Unternehmen ist ein ebenso altes wie stets aktuelles Thema: Kaum ist eine Restrukturierungsmaßnahme abgeschlossen, steht bereits die nächste Neuorganisation an. Das haben die zahlreichen Beispiele aus der Wirtschaftspraxis in den früheren Auflagen den Leserinnen und Lesern der »Organisation« gezeigt – und sie haben deutlich gemacht, dass sich die Beschäftigung mit der Organisationsthematik lohnt. Sie lohnt sich zum einen deswegen, weil heute alle Mitarbeitenden in Profit- und Nonprofit-Unternehmen, öffentlichen Verwaltungen und sonstigen Organisationen regelmäßig mit strukturellen Veränderungen konfrontiert werden. Wer dann weiß, worum es geht und worauf es ankommt, ist im Vorteil. Zum anderen lohnt es sich, weil das Thema »Organisation« mit seinen vielfältigen Implikationen ebenso spannend wie herausfordernd ist. Es ist spannend, weil es den Blick für wirtschaftliche und sozialpsychologische Zusammenhänge erweitert und es ist herausfordernd, weil die Beantwortung struktureller Fragen in einer turbulenten Umwelt ein hohes Maß an Kreativität und Gestaltungskraft erfordert. Insofern ist es sehr erfreulich, dass nun die zehnte Auflage des vorliegenden Lehr- und Managementbuches erscheinen kann.

In der Neuauflage wurden verschiedene Aktualisierungen und inhaltliche Ergänzungen vorgenommen. Einen Schwerpunkt bildete dabei erneut das Thema »Change-[VI]Management«, das in den vergangenen Jahren weiter an Bedeutung gewonnen hat und für die Unternehmen vielfältige Ansatzpunkte bietet, um ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit durch professionell geplante und gestaltete Veränderungsprozesse zu verbessern. Neu aufgenommen wurden aktuelle Themen wie beispielsweise digitale Transformation, Holokratie und agile Organisation. Außerdem wurden die mehr als 180 Beispiele bekannter Unternehmen insbesondere aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ergänzt beziehungsweise aktualisiert. Sie machen deutlich, welche Fragen derzeit im Mittelpunkt des Managementinteresses stehen und wie konkrete organisatorische Probleme erfolgreich gelöst werden können. Schließlich sind auch in dieser Auflage die Unternehmensdaten und die Literaturangaben auf den neuesten Stand gebracht worden. Die bewährte Struktur und der didaktische Aufbau des Werkes wurden nicht verändert.

Abb. 0-1 Aufbau des Lehr- und Managementbuches »Organisation«

Abbildung

Die Abbildung 0.1 gibt einen ersten Überblick über den inhaltlichen Aufbau der »Organisation« und erleichtert es den Leserinnen und Lesern zu entscheiden, wo sie gerne einsteigen oder wo sie Schwerpunkte bei ihrer Lektüre setzen möchten. Wenn es gewünscht wird, ermöglichen kapitelweise integrierte Wiederholungsfragen mit Lösungshinweisen eine systematische Lernkontrolle. Dozierende finden vorlesungsbegleitende Unterlagen zu diesem Lehrbuch auf der Homepage des Schäffer-Poeschel Verlages.

An dieser Stelle danke ich erneut Frau Adelheid Fleischer und Herrn Dipl.-Volksw. Frank Katzenmayer vom Lektorat des Schäffer-Poeschel Verlages für die nun schon seit vielen Jahren engagierte Betreuung des Buches und die stets angenehme Zusammenarbeit.

Über Anregungen und Hinweise zur Weiterentwicklung der »Organisation« freue ich mich getreu dem Motto, dass nichts beständiger ist als der Wandel!

Tübingen, im Mai 2019 Dietmar Vahs

[VII]Vorwort zur 1. Auflage

Wer Aufgaben arbeitsteilig bewältigen möchte, wird zwangsläufig mit Organisationsproblemen konfrontiert. Das war in früherer Zeit grundsätzlich nicht anders als in unseren Tagen. Allerdings haben die Aufgabenkomplexität und die Aufgabendynamik ständig zugenommen. Organisatorischer Wandel ist zu einem wesentlichen Element geworden, um die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu verbessern. Letztendlich trägt Organisation zur langfristigen Erfolgssicherung bei. Führungskräfte der privaten Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung müssen in der Lage sein, organisatorische Maßnahmen für ihren Zuständigkeitsbereich zielgerichtet zu planen und erfolgreich umzusetzen, wenn sie ihrer Verantwortung gerecht werden wollen. Die vorliegende Einführung in die Organisationstheorie und -praxis wendet sich an drei Gruppen von Adressaten (und selbstverständlich auch Adressatinnen, was an dieser Stelle pars pro toto zum Ausdruck gebracht werden soll): Zunächst sind Studierende angesprochen, die sich im Rahmen ihres Studienfaches mit Organisationsfragen auseinandersetzen müssen und nach einem Lehrbuch suchen, das wissenschaftliche Grundlagen mit konkretem Praxisbezug verbindet. Zweitens wendet es sich an Praktiker, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit organisatorischen Problemen konfrontiert werden und sich schnell einen fundierten Einblick in den gegenwärtigen Stand der Organisationslehre verschaffen wollen. Drittens soll dieses Buch jenen Lesern zur Lektüre dienen, die sich ohne unmittelbaren Zwang auf einem Gebiet »fit« machen wollen, von dem sie zu Recht annehmen, dass es in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Um den Ansprüchen der drei Adressatengruppen so gut wie möglich gerecht zu werden, hat sich der Verfasser bei der Auswahl des Stoffes, dessen Gliederung und der Darstellung von seinen eigenen Erfahrungen als Student, Organisator in einem großen Unternehmen, Hochschullehrer und Unternehmensberater leiten lassen. Zahlreiche Abbildungen und eine entsprechende drucktechnische Gestaltung mit Hervorhebungen im Text und Marginalien sollen dem Leser eine schnelle Orientierung ermöglichen und visuelle Unterstützung bieten. Anhand einer Vielzahl von Beispielen werden organisatorische Probleme und deren Lösungsansätze realitätsnah erörtert. Sie konfrontieren den Leser immer wieder mit der Praxis und zeigen die zunehmende Bedeutung des Erfolgsfaktors Organisation. Wiederholungsfragen am Ende eines jeden Kapitels dienen der Selbstkontrolle. Für Anregungen zur kontinuierlichen Verbesserung der »Organisation« ist der Verfasser immer dankbar.

Stuttgart, im Januar 1997 Dietmar Vahs

[XI]Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 10. Auflage

Vorwort zur 1. Auflage

Abkürzungsverzeichnis

1 Grundlagen der Organisation: Was ist unter Organisation zu verstehen?

1.1 Ein erster Blick in die Organisationspraxis: Organisation als Erfolgsfaktor

1.2 Grundbegriffe der Organisation

1.2.1 Was ist »Organisation«?

1.2.2 Effektivität und Effizienz von Organisationen.

1.2.3 Organisation und Unternehmen.

1.3 Organisation als Instrument der Unternehmensführung

2 Ansätze der Organisationstheorie: Vom Bürokratiemodell zum situativen Ansatz

2.1 Einordnung organisationstheoretischer Ansätze

2.2 Klassische Ansätze der Organisationstheorie

2.2.1 Bürokratiemodell

2.2.2 Scientific-Management.

2.2.3 Ansatz der Administrations- und Managementlehre

2.2.4 Betriebswirtschaftliche Organisationslehre

2.3 Verhaltenstheoretische Ansätze

2.4 Entscheidungstheoretische Ansätze

2.5 Systemtheoretische Ansätze

2.6 Ökonomische Ansätze

2.7 Situativer Ansatz

2.8 Bedeutung der organisationstheoretischen Ansätze für die praktische Organisationsarbeit

3 Organisatorische Differenzierung und Integration

3.1 Von der Gesamtaufgabe zur formalen Organisationsstruktur

3.2 Das Problem der Aufgaben- und Arbeitsteilung

3.2.1 Aufgabenanalyse.

3.2.2 Arbeitsanalyse.

3.3 Das Problem der Aufgaben- und Arbeitsvereinigung

3.3.1 Aufgabensynthese.

3.3.2 Arbeitssynthese.

3.4 Bedeutung des Analyse-Synthese-Konzeptes für die praktische Organisationsarbeit

[XII]4 Organisationseinheiten als Elemente der Aufbauorganisation

4.1 Merkmale von Organisationseinheiten

4.2 Arbeitsteilung: Bildung von Organisationseinheiten

4.3 Arten von Organisationseinheiten: Stellen und Gremien

4.3.1 Stellenarten.

4.3.1.1 Kriterien zur Unterscheidung von Stellen

4.3.1.2 Linienstellen.

4.3.1.3 Unterstützende Stellen.

4.3.2 Gremienarten

4.3.2.1 Merkmale und Entwicklungsphasen von Gremien.

4.3.2.2 Kriterien zur Unterscheidung von Gremien

4.3.2.3 Hauptamtliche Gremien

4.3.2.4 Nebenamtliche Gremien

4.3.2.5 Projektgruppen.

4.4 Konfiguration: Zusammenfassung von Organisationseinheiten

4.4.1 Gründe für die Konfiguration.

4.4.2 Kriterien für die Konfiguration.

4.4.3 Leitungsspanne, Leitungstiefe und Leitungsintensität.

4.5 Koordination: Gestaltung der Beziehungen zwischen Organisationseinheiten

4.5.1 Notwendigkeit der Koordination.

4.5.2 Der »Beziehungs-Eisberg«

4.5.3 Formale Beziehungen.

4.5.3.1 Gestaltung der Leitungsbeziehungen.

4.5.3.2 Einsatz formaler Koordinationsinstrumente.

4.5.4 Informale Beziehungen

4.5.4.1 Arten informaler Beziehungen.

4.5.4.2 Organisationskultur als Instrument zur Beeinflussung informaler Beziehungen.

5 Organisationskonzepte

5.1 Gestaltungsalternativen: Primär- und Sekundärorganisation

5.2 Anforderungen an die Organisationskonzepte

5.3 Formen der Primärorganisation

5.3.1 Funktionale Organisation.

5.3.2 Divisionale Organisation.

5.3.3 Matrix- und Tensororganisation.

5.3.4 Holdingorganisation.

5.4 Formen der Sekundärorganisation

5.4.1 Produktmanagement.

5.4.2 Kundenmanagement.

5.4.3 Funktionsmanagement.

5.4.4 Projektmanagement

5.4.5 Strategische Geschäftseinheiten

[XIII]6 Prozessmanagement als bereichsübergreifendes Organisationskonzept

6.1 Gründe für eine Prozessorientierung der Unternehmensorganisation

6.2 Grundlagen des Prozessmanagements

6.2.1 Begriff des Prozesses.

6.2.2 Merkmale von Prozessen.

6.2.3 Arten von Prozessen.

6.3 Prozessorientierte Organisationsgestaltung

6.3.1 Ziele der Prozessgestaltung

6.3.2 Prozessmanagement als Primär- oder Sekundärorganisation?.

6.3.3 Vorgehensweise zur Prozessgestaltung.

6.3.3.1 Prozessdefinition

6.3.3.2 Prozessstrukturierung

6.3.3.3 Prozessrealisation.

6.3.3.4 Prozessoptimierung

6.3.4 Aktionsträger im Prozessmanagement.

6.4 Prozessmanagement als neuer Organisationsansatz?

7 Change-Management – Gestaltung des organisatorischen Wandels

7.1 Unternehmenswandel als kontinuierlicher Prozess

7.1.1 Formen des Wandels.

7.1.2 Change-Management – Modewort oder Erfolgsmodell?

7.1.3 Drei Beispiele organisatorischen Wandels

7.1.4 Ursachen und Ziele des organisatorischen Wandels.

7.1.5 Ansätze zur Erklärung der Organisationsdynamik

7.1.5.1 Überblick über die Modelle des Wandels.

7.1.5.2 Das Wachstumsmodell von Greiner.

7.1.5.3 Das Phasenmodell der Unternehmensentwicklung von Bleicher

7.1.5.4 Das Learning-and-Performance-Modell von Hurst.

7.2 Handlungsfelder des Change-Managements

7.3 Hemmnisse des organisatorischen Wandels

7.3.1 Ursachen von Widerständen.

7.3.2 Arten und Merkmale von Widerständen.

7.3.3 Umgang mit Widerständen.

7.4 Konzepte des organisatorischen Wandels

7.4.1 Organisationsgestaltung als sachlogisch orientiertes Veränderungskonzept.

7.4.1.1 Grundgedanken der Organisationsgestaltung

7.4.1.2 Der Ansatz des Systems-Engineering als Vorgehensmodell

7.4.1.3 Vorgehensweise der Organisationsgestaltung.

7.4.2 Organisationsentwicklung als verhaltensorientiertes Veränderungskonzept.

7.4.2.1 Grundgedanken der Organisationsentwicklung.

[XIV]7.4.2.2 Der Drei-Phasen-Ansatz von Lewin als Vorgehensmodell.

7.4.2.3 Alternative Vorgehensweisen der Organisationsentwicklung.

7.4.3 Revolutionärer und evolutionärer Wandel

7.4.3.1 Revolutionärer Wandel als radikale Veränderung.

7.4.3.2 Evolutionärer Wandel als kontinuierlicher Veränderungsprozess

7.4.4 Change-Management als integrativer Ansatz.

7.4.4.1 Das Spannungsfeld des Unternehmenswandels.

7.4.4.2 Das Problem der »Realitätslücke«

7.4.4.3 Vorgehensweise des integrativen Ansatzes.

7.4.5 Organisation des Change-Managements.

7.5 Controlling des organisatorischen Wandels

7.5.1 Steuerungserfordernisse in Veränderungsprozessen.

7.5.2 Instrumente des Veränderungscontrolling.

7.5.3 Möglichkeiten und Grenzen des Veränderungscontrolling.

7.6 Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren des organisatorischen Wandels

7.6.1 Überblick über mögliche Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren.

7.6.2 Ergebnisse ausgewählter Studien über die Gestaltung erfolgreichen Unternehmenswandels.

7.6.3 Konsequenzen für die Praxis des Change-Managements

7.6.4 Exkurs: Change-Management und Mitbestimmung

7.7 Organisationales Lernen als Veränderungskonzept der Zukunft?

7.7.1 Zukünftige organisatorische Herausforderungen

7.7.2 Das Konzept des organisationalen Lernens.

8 Techniken der Organisationsgestaltung

8.1 Einsatz von Organisationstechniken in der betrieblichen Praxis

8.1.1 Überblick über die Techniken der Organisationsgestaltung.

8.1.2 Bedeutung der Organisationstechniken für die Praxis.

8.1.3 Grenzen des Einsatzes von Organisationstechniken.

8.2 Darstellung wichtiger Techniken der Organisationsgestaltung

8.2.1 Informationsgewinnung.

8.2.1.1 Ziele und Probleme der Informationsgewinnung.

8.2.1.2 Techniken der Informationsgewinnung.

8.2.2 Situationsanalyse.

8.2.2.1 Ziele und Probleme der Situationsanalyse

8.2.2.2 Techniken der strategischen Situationsanalyse.

8.2.2.3 Techniken der operativen Situationsanalyse

8.2.3 Zielbildung

8.2.3.1 Ziele und Probleme der Zielbildung

8.2.3.2 Techniken der Zielbildung.

8.2.4 Alternativensuche und -bewertung

8.2.4.1 Ziele und Probleme der Alternativensuche und -bewertung

8.2.4.2 Techniken der Alternativensuche.

8.2.4.3 Techniken der Alternativenbewertung.

[XV]8.2.5 Dokumentation.

8.2.5.1 Ziele und Probleme der Dokumentation.

8.2.5.2 Techniken der Dokumentation.

9 Anmerkungen zum Berufsbild des Organisators

10 Ausblick: Organisation – quo vadis?

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Autor

[XVII]Abkürzungsverzeichnis

A. Auflage
ABB Asea Brown Boveri
Abs. Absatz
AEG Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft
AfürO Akademie für Organisation
AG Aktiengesellschaft
AktG Aktiengesetz
ARIS Architektur integrierter Informationssysteme
ASQ Administrative Science Quarterly
BAB Betriebsabrechnungsbogen
Bd. Band
BDI Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.
BDSG Bundesdatenschutzgesetz
BetrVG Betriebsverfassungsgesetz
BFuP Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BMW Bayerische Motoren Werke AG
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
BVW Betriebliches Vorschlagswesen
bzw. beziehungsweise
ca. cirka
CDO Chief-Digital-Officer
CEO Chief-Executive-Officer
CF Corporate Functions
CHF Schweizer Franken
CIO Chief-Information-Officer
CMI Institut für Change-Management und Innovation
COO Chief-Operating-Officer
CoP Communities-of-Practice
Corp. Corporation
CRM Customer-Relationship-Management
CTO Chief-Technical-Officer
DAG Daimler AG
DASA Daimler-Benz Aerospace
DAX Deutscher Aktienindex
DB Der Betrieb
DCAG DaimlerChrysler AG
Debis Daimler-Benz InterServices
DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft
DGFP Deutsche Gesellschaft für Personalführung
d. h. das heißt
DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag
[XVIII]DIHT Deutscher Industrie- und Handelstag
DIN Deutsche Industrie-Norm(en)
Diss. Dissertation
DM Deutsche Mark
DMJ Diebold Management Journal
DNA deoxyribonucleic acid
DNS Deoxyribonukleinsäure
DSV Deutscher Sparkassenverlag
EAC Executive Automotive Committee
ebda. ebenda
EBIT Earnings Before Interest and Taxes
EDI Electronic-Data-Interchange
EDV Elektronische Datenverarbeitung
EFQM European Foundation for Quality Management
engl. englisch
Eopt Erfolg, optimaler
EPK Ereignisgesteuerte Prozesskette
et al. et alii (und andere)
EVA Economic-Value-Added
e. V. eingetragener Verein
F + E Forschung und Entwicklung
f. folgende
ff. fortfolgende
FTC Federal Trade Commission
FTD Financial Times Deutschland
GBS Global Business Services
GE General Electric
GfK Gesellschaft für Konsumforschung
ggf. gegebenenfalls
GfürO Gesellschaft für Organisation
GM General Motors
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GmbHG GmbH-Gesetz
griech. griechisch
HBM Harvard Business Manager
HBR Harvard Business Review
HGB Handelsgesetzbuch
HM Harvard Manager
HMC Hyundai Motor Company
HP Hewlett-Packard
HR Human Resources
Hrsg. Herausgeber
hrsg. herausgegeben
HWFü Handwörterbuch der Führung
[XIX]HWO Handwörterbuch der Organisation, Handwörterbuch Unternehmensführung und Organisation
IBM International Business Machines
i. e. id est, das heißt
IfD Institut für Demoskopie Allensbach
I. G. Interessen-Gemeinschaft
IHK Industrie- und Handelskammer
IKT Informations- und Kommunikationstechnologie
Inc. Incorporation
Intl. International
ISO International Organization for Standardization
IT Informationstechnologie
IuK Information und Kommunikation
KGaA Kommanditgesellschaft auf Aktien
KPI Key Performance Indicator
KVP kontinuierlicher Verbesserungsprozess
KWA Kosten-Wirksamkeits-Analyse
lat. lateinisch
LKW Lastkraftwagen
Ltd Limited
MBB Messerschmitt-Bölkow-Blohm
MCC Micro Compact Car
Mio. Million(en)
MIT Massachusetts Institute of Technology
MitbestG Mitbestimmungsgesetz
mm manager magazin
MMC Mitsubishi Motors Corporation
MontanMitbestG Montan-Mitbestimmungsgesetz
MTU Maschinen-Turbinen-Union
Nr. Nummer
NV Naamloze Vennootschap
NWA Nutzwertanalyse
o. Ä. oder Ähnliche(s)
ÖBB Österreichische Bundesbahnen
OE Organisationsentwicklung
OEM Original Equipment Manufacturer
o. J. ohne Jahr
o. O. ohne Ort
o. V. ohne Verfasser
PKW Personenkraftwagen
PPO Porsche-Prozess-Optionierung
Prod. Produktion
P&G Procter & Gamble
PuK Planung und Kontrolle
PVP Porsche-Verbesserungs-Prozess
[XX]QM Qualitätsmanagement
QS Qualitätssicherung
REFA Verband für Arbeitsstudien, REFA e.V.
ROCE Return on Capital Employed
Ropt Regelungsgrad, optimaler
S. Seite(n)
S. A. Société Anonyme
SBA Strategic Business Area
SBB Schweizerische Bundesbahnen
SBU Strategic Business Unit
SE Systems Engineering bzw. Societas Europaea
SGE Strategische Geschäftseinheit
SGF Strategisches Geschäftsfeld
SGO Schweizerische Gesellschaft für Organisation und Management
SNI Siemens Nixdorf
sog. sogenannt(e)
Sp. Spalte
SPE Synchrone Produktentwicklungs-Teams
SPSS Statistical Package for the Social Sciences
StZ Stuttgarter Zeitung
TCT Total-Cycle-Time
top time optimized processes
TQM Total Quality Management
u. a. und andere(n/m)
u. U. unter Umständen
u. v. m. und vieles mehr
USA United States of America
USD US-Dollar
usw. und so weiter
v. a. vor allem
VDA Verband der Automobilindustrie e.V.
vgl. vergleiche
Vol. Volume
vs. versus
WiSt Wirtschaftswissenschaftliches Studium
WZB Wissenschaftszentrum Berlin
z. B. zum Beispiel
ZfB Zeitschrift für Betriebswirtschaft
zfbf Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung
zfo Zeitschrift Führung und Organisation
ZfürO Zeitschrift für Organisation
ZP Zeitschrift für Planung und Unternehmenssteuerung (Journal of Management Control)
ZWF Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb

[1]1 Grundlagen der Organisation: Was ist unter Organisation zu verstehen?

Lernziele

Im ersten Kapitel soll der Leser

1.1 Ein erster Blick in die Organisationspraxis: Organisation als Erfolgsfaktor

»Erfolgreiche Neuorganisation«, »Optimierung der Strukturen und Prozesse«, »Reorganisation zur Steigerung von Rentabilität und Wachstum«, »Digitale Transformation« oder »Industrie 4.0 im Mittelstand« – wer sich mit der aktuellen Situation unserer Unternehmen auseinandersetzt, stößt sehr schnell auf das Thema Organisation. Offensichtlich spielen unternehmensstrukturelle Fragestellungen bei der Lösung der anstehenden Aufgaben nach wie vor eine besonders wichtige Rolle, gleichgültig ob es beispielsweise um die Marktausrichtung, die Kundenorientierung, die Mitarbeitermotivation oder das Risikomanagement geht. Die planvolle Gestaltung der betrieblichen Strukturen und Abläufe ist für alle Führungsebenen zu einer Aufgabe geworden, deren zielgerichtete Bewältigung einen wesentlichen Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb darstellt.

Impulse durch neue Konzepte

Gerade die letzten drei Jahrzehnte haben sich hinsichtlich des Umfangs und der Intensität des organisatorischen Wandels als eine beispiellose Phase der Neuausrichtung und Restrukturierung erwiesen. Angestoßen durch die Lean-Production- und Lean-Management-Welle am Anfang der 1990er-Jahre und gefördert durch eine anhaltend schwache Konjunktur mit den entsprechenden wirtschaftlichen Folgewirkungen, fanden in vielen Unternehmen weit reichende und tief greifende organisatorische Veränderungen bisher nicht gekannten Ausmaßes statt, wie die Einrichtung von Cost- und Profit-Centern, der – zumindest zeitweise – radikale Abbau von Hierarchieebenen, die Neugestaltung der Unternehmensprozesse entlang der Wertschöpfungskette usw. Als Vorbilder dienten zunächst japanische Unternehmen, die mit ihrer hohen Produktivität und ihrer herausragenden Qualität im internationalen Wettbewerb sehr schnell immer größere Marktanteile eroberten. Weitere Organisationskonzepte wie Business-(Process-)Reengineering und Total-Quality-Management folg[2]ten in den USA und in Europa in der Mitte der 1990er-Jahre. Sie versprachen noch umfassendere Verbesserungen und weiter gehende Kostenreduzierungen. Heute stehen neben den klassischen Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogrammen beispielsweise das Netzwerkmanagement, die Digitalisierung, das Thema Agilität oder das Prozessmanagement (erneut) im Vordergrund, wenn es darum geht, die Unternehmen »fit« zu machen und den wachsenden Anforderungen der Kunden und der Kapitalgeber gerecht zu werden.

Empirische Unter­suchungsergebnisse

Nun lässt sich über die praktische Umsetzbarkeit und den Erfolg früherer wie gegenwärtiger Management-Programme trefflich streiten, und verschiedene Veröffentlichungen weisen nach, dass die oft allzu großen Erwartungen ex post häufig nicht erfüllt worden sind (vgl. hierzu Kapitel 7). Empirische Untersuchungen zeigen aber, welche Bedeutung den organisatorischen Fragestellungen nach wie vor zukommt. So ergab eine Studie des Instituts für Change-Management und Innovation (CMI) in 178 deutschen Unternehmen unterschiedlicher Branchenzugehörigkeit bereits im Jahr 2002, dass die befragten Firmen in den fünf Jahren zuvor eine Vielzahl von tief greifenden Veränderungsmaßnahmen umgesetzt haben, bei denen die Einführung von neuen Organisations- und Führungsstrukturen an erster Stelle stand. Auch die Realisierung von Prozessmanagement wurde von rund einem Drittel der Unternehmen explizit als Gegenstand eines Veränderungsprozesses genannt. Zudem führten die meisten Unternehmen in dem erhobenen Zeitraum zwei oder mehr Veränderungsvorhaben gleichzeitig durch, wie die Abbildung 1–1 zeigt (vgl. Vahs, D./[3]Leiser, W. 2007 S. 28 ff.). Dies ist auch nachvollziehbar, denn häufig geht beispielsweise die Entwicklung einer neuen Unternehmensstrategie mit einer Veränderung der Aufbau- und Ablauforganisation und der Weiterentwicklung der Unternehmenskultur einher. Die erkennbar große Bedeutung der Restrukturierungsmaßnahmen und der strategischen Neuausrichtung lässt in jedem Fall auf einen entsprechenden Handlungsbedarf schließen, wie auch andere Praxisstudien zeigen (vgl. zum Beispiel Capgemini [Hrsg.] 2010 S. 14, nach deren aktueller Studie in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Reorganisation/Restrukturierung mit 57 Prozent der Nennungen mit großem Abstand zu den häufigsten Veränderungsmaßnahmen zählt).

Abb. 1-1 Arten von Veränderungsprozessen

Abbildung

Organisation aus Praxissicht

Die von den Unternehmen in neueren Studien genannten Gründe für eine Anpassung ihrer Strukturen und Prozesse in Richtung einer »agilen Organisation« umfassen insbesondere die Steigerung der strategischen und strukturellen Flexibilität, die Verkürzung ihrer Reaktionszeiten auf veränderte Marktbedingungen, die stärkere Vernetzung ihrer Wissensträger über Abteilungs- und Bereichsgrenzen hinweg und die Etablierung eines höheren Grades an Selbstorganisation ihrer Mitarbeiter. Eng verbunden mit derartigen Maßnahmen ist häufig eine Anpassung der Unternehmens- und Führungskultur an die sich verändernden Rahmenbedingungen, die zu Recht auch als »Veränderungsturbo« bezeichnet wird. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus den vorliegenden empirischen Studien ist die Tatsache, dass sich die Weiterentwicklung zur agilen Organisation grundsätzlich evolutionär und nicht revolutionär vollzieht – und dass die Transformation des Unternehmens »Chefsache« ist, also durch den CEO verantwortet und vorangetrieben werden muss (vgl. Capgemini [Hrsg.] 2017 S. 17, Hays [Hrsg.] 2018 S. 16 ff., Kienbaum [Hrsg.] 2017 S. 5 ff.).

Den Eindruck, dass dem »Erfolgsfaktor Organisation« in vielen Unternehmen nach wie vor eine große Bedeutung zukommt, vermittelt auch die Lektüre von Firmendokumenten, wie beispielsweise der jährlichen Geschäftsberichte großer Kapitalgesellschaften. Wesentliche branchenübergreifende Attribute von modernen, leistungsfähigen Unternehmensstrukturen und -prozessen sind demnach insbesondere die strategische Fokussierung des Leistungsangebotes, die Steigerung der Wertschöpfung, die Verbesserung der Kundenorientierung, die Komplexitätsreduzierung und Strukturvereinfachung, die Optimierung der Prozesseffizienz, das Vorhandensein flacher Hierarchien sowie die Erhöhung der Agilität und damit letztlich ein messbarer Beitrag zum Unternehmenserfolg. In der Abbildung 1-2 sind zwölf ausgewählte Aussagen von namhaften Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen rund um die Themen »Organisation und Veränderung« zusammengestellt (Hervorhebungen durch den Verfasser). Diese Übersicht in alphabetischer Reihenfolge erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Repräsentativität. Die Zitate verdeutlichen aber, dass die Organisationsgestaltung in ihren unterschiedlichen Bezügen aus der Sicht der Wirtschaftspraxis einen außerordentlich wichtigen Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen leistet.

Erfolgsfaktorenmodell

Die Verlautbarungen in den ausgewählten Geschäftsberichten von ABB, Credit Suisse, E.ON, Linde, Nestlé, OMV, Procter & Gamble, SBB, Schaeffler, Schindler, voestalpine und Volkwagen zeigen, dass mit »Organisation« nicht nur eine bestimmte strukturelle Ordnung von Aufgaben-, Verantwortungs- und Kompetenzbereichen gemeint ist, die ihren Niederschlag in Organigrammen, Stellenbeschreibungen, Flowcharts

[4]Abb. 1-2 Organisation im Spiegel der Praxis

Abbildung
[5]Abbildung

usw. findet. Vielmehr wird die Organisation als ein wichtiges Instrument zur Zielerreichung gesehen (Stichworte: »profitables Wachstum«, »Steigerung der Wertschöpfung«, »structural cost savings«), das insbesondere Bezüge zur Unternehmensstrategie (Stichworte: »become a digital leader«, »Zukunftsprogramm«), zur Personalführung (Stichworte: »Handlungsspielräume für Führungskräfte und Mitarbeiter«, »klare Verantwortlichkeiten«) und zur Organisationskultur (Stichworte:

[6]»Entscheidungsfreiheit und -kompetenz«, »mehr gegenseitiges Vertrauen«) aufweist und damit letztendlich auch der Erhöhung von »Agilität und Veränderungsfähigkeit« dient.

Erfolgsfaktorenmodell

Insofern ist die inzwischen schon als »historisch« zu bezeichnende Feststellung von Tom Peters und Robert Waterman nachvollziehbar, dass »Organisation« mehr als nur »Struktur« ist. Eine Betrachtungsweise, die sich ausschließlich auf die Unternehmensstruktur beschränkt, ermöglicht aus der Sicht dieser beiden Erfolgsautoren der 1980er-Jahre keine zufrieden stellende Lösung von Organisationsproblemen (»structure is not organization«). In dem Erfolgsfaktoren- oder 7-S-Modell werden die Zusammenhänge zwischen der Struktur einerseits und den sechs anderen als erfolgsrelevant identifizierten Handlungsfeldern andererseits dargestellt (vgl. Abbildung 1-3).

Das Modell beruht auf einer Untersuchung von 62 US-Unternehmen (u. a. Hewlett-Packard, IBM, 3M, Kodak, Procter & Gamble) und der Auswertung von Erfahrungen der Autoren, die sie als Mitarbeiter eines international tätigen Beratungsunternehmens gemacht haben. Es soll den herausragenden Erfolg (die »Spitzenleistungen«) dieser – zum Zeitpunkt der Untersuchung zu Anfang der 1980er-Jahre – exzellenten Unternehmen erklären (vgl. Peters, T. J./Waterman, R. H. 1984 S. 32, Waterman, R. H./Peters, T. J./Phillips, J. R. 1980 S. 2 ff.).

Hard and soft factors

Peters/Waterman unterscheiden in ihrem Erfolgsfaktorenmodell »harte« Faktoren (Struktur, Strategie, Systeme), die einen eher rational-quantitativen Charakter aufweisen, und »weiche« Faktoren (Selbstverständnis, Spezialkenntnisse, Stammpersonal, Stil), die vorwiegend emotional-qualitativer Natur sind. Die »hard factors« und die »soft factors« machen ein Unternehmen erst durch ihre sinnvolle Verknüpfung und durch ihre Wechselwirkungen erfolgreich. Von besonderer Bedeutung ist die [7]Aussage von Peters und Waterman, dass es vor allem die weichen Faktoren sind, die Unternehmen zu Spitzenleistungen führen, während die harten Faktoren hinsichtlich ihrer Erfolgswirkungen oftmals überschätzt würden. Mit dieser These lösten die beiden Autoren eine intensive und bis heute anhaltende Diskussion über die Wirkung der Unternehmenskultur und -philosophie auf den Unternehmenserfolg aus.

Abb. 1-3 Das 7-S-Modell

Abbildung

Die wesentlichen Erkenntnisse ihrer Untersuchung haben Peters und Waterman wie folgt beschrieben (Peters, T. J./Waterman, R. H. 1982 S. 13): »Our findings were a pleasant surprise. The project showed, more clearly than could have been hoped for, that the excellent companies were, above all, brilliant on the basics. Tools didn’t substitute for thinking. Intellect didn’t overpower wisdom. Analysis didn’t impede action. Rather, these companies worked hard to keep things simple in a complex world. They persisted. They insisted on top quality. They fawned on their customers. They listened to their employees and treated them like adults. … They allowed some chaos in return for quick action and regular experimentation.«

Als das »wirklich Besondere« an den herausragend erfolgreichen, innovativen Unternehmen identifizierten sie acht Merkmale, die einen engen Bezug zu organisatorischen Fragestellungen aufweisen (vgl. Peters, T. J./Waterman, R. H. 1982 S. 13 ff., Peters, T. J./Waterman, R. H. 1984 S. 36 ff.):

Merkmale exzellenter Unternehmen

  1. Primat des Handelns (»A bias for action«): Erfolgreiche Unternehmen handeln nach dem Motto »Do it, fix it, try it«, das heißt, sie finden eine Lösung und setzen diese auch schnell um. Eine ausgeprägte Experimentierfreude ergänzt die analytisch-systematische Vorgehensweise.
  2. Nähe zum Kunden (»Close to the customer«): Die besten Unternehmen bieten eine herausragende Qualität ihrer Produkte und Leistungen, pflegen einen engen Kundenkontakt, und sie lernen von ihren Kunden.
  3. Freiraum für Unternehmertum (»Autonomy and entrepreneurship«): In den besten Unternehmen werden Kreativität und Risikobereitschaft gezielt gefördert. »Neuerer« und »Champions« haben eine Chance, ihre Ideen umzusetzen.
  4. Produktivität durch Menschen (»Productivity through people«): Die Mitarbeiter werden als wertvolle Quelle für Qualitäts- und Produktivitätssteigerungen betrachtet. Diese Sichtweise dominiert im Top-Management von erfolgreichen Unternehmen.
  5. Sichtbar gelebtes Wertesystem (»Hands-on, value driven«): Die gelebte Unternehmenskultur und das ihr zugrunde liegende Wertesystem mit vorrangig qualitativen Dimensionen, wie beispielsweise Kundenzufriedenheit und Fairness, sind zentrale Erfolgsfaktoren für die Leistungsfähigkeit exzellenter Unternehmen.
  6. Bindung an das angestammte Geschäft (»Stick to the knitting«): Überragende Leistungen gelingen offenbar am ehesten solchen Unternehmen, die sich in ihrem angestammten Kerngeschäft bewegen und nicht versuchen, in fremde Geschäftsfelder zu diversifizieren. Im Mittelpunkt stehen die Nutzung und der Ausbau der eigenen Stärken (zum Beispiel mittels Akquisitionen).
  7. Einfache, flexible Organisationsstruktur (»Simple form, lean staff«): Die grundlegenden Strukturen und Systeme erfolgreicher Unternehmen sind einfach, überschaubar und flexibel mit wenigen Führungskräften an der Spitze sowie kleinen Stäben.
  8. [8]Straff-lockere Führung (»Simultaneous loose-tight properties«): Exzellente Unternehmen handeln nach dem Grundsatz »So viel Führung wie nötig, so wenig Kontrolle wie möglich«.

Modellkritik

Während die Thesen ihrer »In Search of Excellence«-Studie von der Praxis überwiegend begeistert als heuristische Denkanstöße aufgegriffen wurden, distanzierte sich die Wissenschaft von der Arbeit von Peters und Waterman. Kritisiert wurden vor allem die willkürliche Auswahl der untersuchten Unternehmen, die Unterstellung von bestimmten Kausalitäten und die Aufdeckung von trivialen Gemeinsamkeiten (vgl. Scholz, C. 2000 S. 63). Viele Aussagen sind tatsächlich eher vage und bleiben an der Oberfläche. Eine auf das jeweilige Unternehmensumfeld bezogene Relativierung der »Erfolgsfaktoren« und ihrer Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg findet nicht statt. Trotzdem bescherte die Studie ihren beiden Autoren einen großen publizistischen Markterfolg, der sicherlich auch auf die provozierenden und zum Nachdenken anregenden Thesen zurückzuführen war. Insbesondere im Kapitel 7 dieses Buches, wenn es um das Management von Veränderungsprozessen geht, werden wir uns noch ausführlich mit den weichen und den harten Faktoren und ihrer Bedeutung für den Unternehmenserfolg befassen.

Wirtschaftspraxis

Unternehmens-DNA entschlüsselt?

Auch rund 25 Jahre nach der Studie von Peters/Waterman versuchen findige Unternehmensberater noch immer, die »Bausteine für eine effektive Organisation« zu identifizieren. So haben die beiden Booz Allen Hamilton-Berater Neilson und Pasternack jüngst ein Buch mit dem ebenso verheißungsvollen wie modernen Titel »Erfolgsfaktor Unternehmens-DNA« vorgelegt, in dem sie behaupten, anhand einer in den Jahren 2003 bis 2005 durchgeführten weltweiten Analyse mit Hilfe eines Instruments namens »Org DNA Profiler« von nahezu 50.000 Unternehmensprofilen die vier (Erfolgs-)Bausteine einer Organisation ge­ funden und entschlüsselt zu haben: Structure, Decision Rights, Information und Motivators (vgl. Neilson, G. L./Pasternack, B. A. 2006 S. 12 ff.). Selbstverständlich vertreten die beiden Autoren, wie ihre »Vorgänger« Peters und Waterman, eine sehr pragmatische Sichtweise: »Die gute Nachricht lautet, dass die DNA einer Organisation – anders als die menschliche – geändert werden kann«. – Und natürlich wissen sie auch, worauf es dabei ankommt und was zu tun ist! Schließlich: Offenbar hat dies die Mehrzahl der Unternehmen dringend nötig: »Most organizations are ›unhealthy‹, meaning they cannot convert strategy into action.«

Quelle: Neilson, G. L./Pasternack, B. A. 2006 S. 12, vgl. auch die einschlägige Studie von Aguirre, D. M. et al. 2005.

Fallbeispiel Die Zukunft der Speedy GmbH

Abbildung Die Speedy GmbH ist ein fiktives international tätiges Unternehmen der Fahrzeugindustrie, das als Hersteller und Anbieter von Automobilen seine Marktschwerpunkte in Deutschland und dem europäischen Ausland hat. Die beiden Kernprodukte der Speedy GmbH sind der Speedster City als Kleinwagen für die Stadt und der familienfreundliche Speedster Family. Dieses Fahrzeug ist auf dem neuesten technischen Stand. Es wird mit einer Brennstoffzelle betrieben und in verschiedenen Produktvarianten angeboten. Mit rund 160.000 Einheiten pro Jahr und etwa 2.800 Beschäftigten erreichte die Speedy GmbH in dem soeben abgelaufenen Geschäftsjahr [9]einen Umsatz von 1,6 Mrd. Euro. Davon werden zurzeit rund 90 Prozent im Inland und 10 Prozent im europäischen Ausland erzielt. Das Unternehmen verfolgt eine langfristige Wachstumsstrategie, die auch neue, dem Kerngeschäft nahe stehende Geschäftsfelder erschließen soll.

Bisher sah es so aus, als ob die Wachstumsziele erreicht werden. Durch das Auftreten von Fahrzeugherstellern aus dem südostasiatischen Raum und eine eher verhaltene Nachfrage nach Neufahrzeugen ist der Erfolg der Unternehmensstrategie jedoch in Frage gestellt. In letzter Zeit zeigte sich mehrfach, dass die Wettbewerber mit qualitativ teilweise höherwertigen Produkten schneller auf dem Markt waren – und das mit Preisen, die um 10 bis 20 Prozent unter den eigenen Verkaufspreisen lagen. In der Folge gingen Marktanteile verloren, insbesondere im »home market« Deutschland. Der Kostendruck und die in der jüngsten Vergangenheit geradezu dramatisch rückläufige Ergebnisentwicklung haben in der Geschäftsführung Zweifel unter anderem daran aufkommen lassen, ob die Organisationsstrukturen des Unternehmens noch den Anforderungen und den veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden.

Wie sieht die Organisation der Speedy GmbH zurzeit aus?

Die Speedy GmbH ist seit Jahren funktional organisiert (vgl. Abbildung 1-4). Die Geschäftsleitung setzt sich aus den Vertretern der Bereiche Finanzen (Manfred Kolb), Vertrieb/Marketing (Dirk Süßlich) und Produktion (Hermann Röthi) zusammen. Vorsitzender ist Dr. Karl-Heinz Scharrenbacher, dem die beiden Stabsstellen Controlling und Recht direkt unterstellt sind. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit der Zusammenarbeit, die beispielsweise dazu führten, dass der frühere Leiter Finanzen und der Leiter Produktion kaum noch miteinander redeten. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung meinte aber, diese Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. »Schließlich menschelt es überall« wurde zum vielzitierten Satz von Dr. Scharrenbacher. Mit der Pensionierung des früheren Finanzchefs glaubten alle an [10]eine reibungsärmere Zusammenarbeit. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Auch heute haben die Funktionsbereiche immer wieder große Schwierigkeiten, miteinander zu kommunizieren und gemeinsam Aufgaben zu bewältigen.

Abb. 1-4 Organisation der Speedy GmbH

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Nach dem Besuch eines Seminars mit dem verheißungsvollen Titel: »Digitale Transformation – Wege zur agilen Struktur und Kultur« ist sich der Vorsitzende der Geschäftsleitung sicher: So geht es mit unserer Organisation nicht weiter! Weil er weiß, dass letztendlich die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel steht, will Dr. Scharrenbacher bisher Versäumtes nachholen und sich mit dem für ihn noch relativ neuen Gebiet der Organisation und ihrer zielgerichteten Weiterentwicklung intensiv auseinandersetzen.

Bei seinem Vorhaben stößt Dr. Scharrenbacher jedoch auf eine wahrhaft babylonische Begriffsverwirrung: Lean-Management, Business-Reengineering, Total-Quality-Management, Prozessorganisation, agiles Unternehmen, Digitale Transformation, … alles hat offenbar etwas mit der Organisation von Unternehmen und deren Weiterentwicklung zu tun. Schnell stellt sich für ihn die Frage, was »Organisation« angesichts der Vielzahl von Erklärungsansätzen, »Rezepten« und Schlagwörtern eigentlich bedeutet und wie er sein neu erworbenes Wissen im Sinne seines Unternehmens optimal einsetzen kann.Abbildung