Robert Louis Stevenson


Der Junker von Ballantrae



Abenteuerroman

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Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-95923-115-2


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Zwölftes Kapitel - Die Irrfahrten in der Wildnis (Fortsetzung)



Die Erzählung Mountains, wie sie Sir William Johnson und meinem Lord vorgetragen wurde, war natürlich ohne alle Einzelheiten über den früheren Abschnitt der Expedition, die als ereignislos dargestellt wurde, bis zur Erkrankung des Junkers. Aber der letzte Teil wurde so stark aufgetragen, der Sprecher sichtbar so von seinen Erinnerungen gepackt, daß bei dem lebhaften persönlichen Interesse eines jeden Zuhörers alle in dieselbe Erregung gerieten. Mountains Bericht veränderte nicht nur für Lord Durrisdeer die ganze Welt, sondern bestimmte auch wesentlich die Pläne von Sir William Johnson.

Diese Pläne muß ich nach meiner Ansicht dem Leser ausführlich darlegen. In Albany waren Gerüchte von fragwürdiger Bedeutung eingetroffen, man hatte die Nachricht verbreitet, daß Feindseligkeiten ausbrechen würden, und der Indianerdiplomat war daraufhin in die Wildnis geeilt, ungeachtet des drohenden Winters, um das Unheil im Keime zu ersticken. Hier an den Grenzen merkte er, daß er zu spät kam, und der Mann, der im allgemeinen nicht kühner als klug war, stand vor einer schwierigen Entscheidung. Sein Verhältnis zu den bemalten Kriegern kann man mit dem des Lord-Präsidenten Culloden zu den Führern unserer Hochländerregimenter im Jahre 1745 vergleichen. Man kann sagen, daß er für diese Leute die einzige Stimme der Vernunft war, und nur sein Einfluß vermochte Frieden und Mäßigung herbeizuführen, falls sie überhaupt noch herbeizuführen waren. Wenn er also umkehrte, war das Land den entsetzlichen Tragödien indianischer Kriegsführung ausgeliefert: die Häuser wurden in Brand gesetzt, die Reisenden abgeschnitten, und die Bewohner der Wälder sammelten ihre entsetzliche Beute, menschliche Skalps. Andererseits kann man leicht verstehen, daß seine Seele zurückschreckte vor dem Äußersten, nämlich weiter vorzurücken, einen so kleinen Trupp Menschen in der Wildnis aufs Spiel zu setzen und Worte des Friedens kriegführenden Wilden vorzutragen, die mit Freuden wieder den Kriegspfad beschritten hatten.

"Ich bin zu spät gekommen", sagte er mehr als einmal und verfiel in tiefes Nachdenken, den Kopf in die Hände gestützt und mit den Füßen den Boden stampfend.

Schließlich erhob er das Haupt und blickte uns an, das heißt den Lord, Mountain und mich, die wir rund um ein kleines Feuer saßen, das wir, um allein zu sein, in einer Ecke des Lagers angezündet hatten.

"Mein Lord, um ganz offen Ihnen gegenüber zu sein, ich befinde mich in einem Zwiespalt", sagte er. "Ich halte es für sehr nützlich, wenn ich weiterziehe, aber für durchaus unangebracht, das Vergnügen Ihrer Gesellschaft noch länger zu genießen. Wir sind hier ja in der Nähe des Wassers, und nach Süden zu wandern ist nicht sehr gefährlich. Wollen Sie und Mr. Mackellar nicht Leute für ein einzelnes Boot nehmen und nach Albany zurückkehren?"

Der Lord hatte Mountains Erzählung zugehört, indem er ihn die ganze Zeit mit qualvoll scharfen Blicken beobachtete, und als der Bericht vorüber war, saß er da wie im Traum. In seinem Blick lag etwas Drohendes, etwas, was meinen Augen nicht ganz menschlich schien, sein Gesicht war mager, finster und gealtert, der Mund schmerzverzogen, die Zähne ständig entblößt, der Augapfel schwamm über den Lidern in einem blutdurchfurchten Weiß. Ich konnte ihn nur mit bebender Erregung ansehen, die sehr häufig mit dem stärksten Mitgefühl für die Erkrankung eines Menschen verbunden ist, der uns lieb ist. Die andern waren, wie ich feststellen mußte, kaum noch imstande, seine Nähe zu ertragen. Sir William vermied seine Gesellschaft, Mountain wandte den Blick ab, zögerte und hielt inne in seinem Bericht, wenn er das Auge des Lords traf. Bei der Anrede Sir Williams schien der Lord jedoch die Gewalt über sich zurückzugewinnen.

"Nach Albany?" sagte er mit beherrschter Stimme.

"Jedenfalls nicht weit davon", erwiderte Sir William. "Näherbei sind Sie nicht in Sicherheit."

"Ich möchte sehr ungern zurückkehren", sagte der Lord. "Ich fürchte mich nicht, vor Indianern", fügte er mit Nachdruck hinzu.

"Ich möchte das auch sagen können", entgegnete Sir William lächelnd, "und ich bin gewiß der einzige, der es sagen dürfte. Sie müssen jedoch die Verantwortung in Betracht ziehen, die ich trage, und bedenken, daß die Reise jetzt sehr gefährlich geworden ist und Ihr Ziel, wenn Sie eines hatten, völlig erreicht ist angesichts der traurigen Familiennachricht, die Sie erhielten. Es wäre kaum zu rechtfertigen, wenn ich duldete, daß Sie noch weiter vorrückten, und ich würde mich Vorwürfen aussetzen, wenn etwas Bedauerliches sich ereignete."

Der Lord wandte sich an Mountain. "Woran gab er vor zu sterben?" fragte er.

"Ich glaube nicht, daß ich Euer Hochwohlgeboren verstehe", sagte der Händler und unterbrach das Verbinden einiger furchtbarer Frostwunden wie ein Mensch, der sehr überrascht ist.

Einen Augenblick schien der Lord schweigen zu wollen, aber dann sagte er etwas ärgerlich: "Ich frage Sie, woran er starb. Das ist sicher eine bestimmte Frage."

"Ach, ich weiß es nicht", sagte Mountain, "selbst Hastie wußte es nicht, er schien auf natürliche Weise zu erkranken und dann dahinzusterben."

"Das ist es, sehen Sie!" antwortete der Lord und wandte sich an Sir William.

"Sie sprechen zu tief für mich, mein Lord", entgegnete Sir William.

"Nun", sagte der Lord, "es handelt sich um die Titelnachfolge. Der Titel meines Sohnes kann in Frage gestellt sein, und da der Mann angeblich an einer Krankheit gestorben ist, von der niemand etwas Sicheres aussagen kann, wird viel Argwohn entstehen."

"Aber, Gott verdamm' mich, der Mann ist doch beerdigt!" rief Sir William aus.

"Das glaube ich nicht", entgegnete der Lord, qualvoll zitternd, "das glaube ich nicht!" schrie er noch einmal und sprang hoch. "Sah er tot aus?" fragte er Mountain.

"Ob er tot aussah?" wiederholte der Händler. "Er sah bleich aus. Was soll mit ihm sein? Ich sage Ihnen doch, daß ich die Erdschollen auf ihn geworfen habe."

Der Lord ergriff Sir William mit gekrümmter Hand am Rock. "Dieser Mann trägt den Namen meines Bruders", sagte er, "aber Sie müssen wissen, daß er nie normal war."

"Normal?" fragte Sir William, "was soll das heißen?"

"Er ist nicht von dieser Welt", flüsterte der Lord, "er nicht und der schwarze Teufel nicht, der ihm dient. Ich habe mein Schwert durch seine Eingeweide gestoßen", schrie er, "ich habe gespürt, wie der Griff gegen sein Brustbein rieb, das heiße Blut spritzte mir ins Gesicht, immer wieder, immer wieder!" wiederholte er mit einer unbeschreibbaren Geste. "Aber deshalb war er doch nicht tot!" Er seufzte laut, als er das sagte. "Warum soll ich annehmen, daß er jetzt tot ist? Nein, nicht bevor ich ihn verwesen sehe!" schloß er.

Sir William blickte mich mit langgezogenem Gesicht an, Mountain vergaß seine Wunden und starrte mit offenem Munde auf den Lord.

"Mein Lord", sagte ich, "ich wollte, Sie kämen zur Vernunft!" Aber meine Kehle war so trocken und mein eigener Verstand so verwirrt, daß ich nichts weiter hervorbrachte.

"Nein", sagte der Lord, "es ist nicht anzunehmen, daß er mich begreift. Mackellar versteht mich, er weiß alles und war dabei, als er früher einmal begraben wurde. Es ist mein treuer Diener, Sir William, dieser Mensch Mackellar, er begrub ihn mit seinen eigenen Händen, er und mein Vater, beim Licht zweier silberner Leuchter. Der andere Mensch ist ein ihm verwandter Geist, er brachte ihn mit sich aus Koromandel. Ich hätte Ihnen das schon längst erzählt, Sir William, aber es sind Familienangelegenheiten." Diese letzten Bemerkungen machte er in einer Art tieftrauriger Selbstbeherrschung, und die Zeit der Verwirrung schien vorüber zu sein. "Sie können sich selbst die Frage vorlegen, was alles das bedeutet", fuhr er fort, "mein Bruder wird krank, stirbt und wird begraben, wie man erzählt, und alles scheint sehr klar zu sein. Aber warum lief der Diener zurück? Ich denke, Sie müssen selbst zugeben, daß dieser Punkt aufgeklärt werden muß."

"Ich stehe Ihnen in einer halben Minute zu Diensten, mein Lord", sagte Sir William und erhob sich. "Mr. Mackellar, gestatten Sie mir ein Wort", und er führte mich aus dem Lager, der Boden krachte unter unsern Schritten, die Bäume standen bereift vom Frost da und streiften uns wie in jener Nacht im Gehölz. "Das ist tatsächlich eine Hundstagsverrücktheit!" sagte Sir William, als wir außer Hörweite gelangt waren.

"Gewiß", erwiderte ich, "der Mann ist verrückt, das ist nach meiner Ansicht klar."

"Soll ich ihn festnehmen und fesseln?" fragte Sir William. "Ich werde es tun auf Ihre Verantwortung hin. Wenn das alles Phantasien sind, sollte es sicher geschehen."

Ich sah zu Boden und blickte zurück zum Lager mit den hellen Feuern und den Leuten, die uns beobachteten, und ringsumher waren die Wälder und Berge. In eine Richtung vermochte ich jedoch nicht zu sehen, in das Gesicht Sir Williams.

"Sir William", sagte ich schließlich, "ich halte den Lord für wahnsinnig, und zwar schon seit langer Zeit. Aber es gibt Grade des Wahnsinns, und ob er gefangengesetzt werden sollte, darüber, Sir William, habe ich kein Urteil", fügte ich hinzu.

"Überlassen Sie mir das", sagte er. "Ich wünsche die Tatsachen zu wissen. War in allen diesen Reden ein Körnchen Wahrheit? Zögern Sie mit der Antwort?" fragte er. "Soll ich glauben, daß Sie jenen Menschen früher schon einmal begruben?"

"Wir haben ihn nicht begraben", sagte ich, und dann faßte ich endlich Mut. "Sir William", sagte ich, "wenn ich Ihnen nicht eine lange Geschichte erzähle, die eine edle Familie und auch mich im besonderen betrifft, kann ich Ihnen diese Dinge nicht klarmachen. Sagen Sie ein Wort, und ich werde es tun, ob es recht ist oder nicht. Jedenfalls will ich so viel sagen, daß der Lord nicht so verrückt ist, wie es den Anschein hat. Es ist eine sonderbare Sache, und Sie sind unglücklicherweise gegen das Ende zu hineingeraten."

"Ich wünsche nicht in Ihre Geheimnisse einzudringen", entgegnete Sir William, "aber ich will aufrichtig sein, auch wenn ich unhöflich erscheine, und Ihnen bekennen, daß ich an der gegenwärtigen Gesellschaft wenig Freude empfinde."

"Ich kann Ihnen durchaus keinen Vorwurf daraus machen", antwortete ich.

"Ich habe Sie nicht um Ihre Zustimmung oder Ihre Ablehnung ersucht, mein Herr", entgegnete Sir William. "Ich wünsche Sie ganz einfach loszuwerden, und zu diesem Zweck stelle ich Ihnen ein Boot und eine Besatzung zur Verfügung."

"Das ist ein faires Angebot", sagte ich nachdenklich. "Aber Sie müssen mir gestatten, daß ich ein Wort der Erwiderung spreche. Wir sind naturgemäß sehr begierig, die volle Wahrheit auszukundschaften, ich selbst und, das ist verständlich, besonders der Lord. Die Rückkehr des Inders zum Grab ist uns ein Rätsel."

"Das ist auch meine Meinung", unterbrach mich Sir William, "und ich schlage vor, daß ich der Sache auf den Grund gehe, da ich ja doch in diese Richtung ziehe. Ob der Mann wie ein Hund auf seines Herrn Grab gestorben ist oder nicht, jedenfalls ist sein Leben in großer Gefahr, und ich bin bereit ihn zu retten, wenn ich es vermag. Gegen seinen Ruf ist nichts einzuwenden?"

"Nichts, Sir William", entgegnete ich.

"Und der andere?" fuhr er fort. "Ich habe natürlich die Worte des Lords gehört, aber ich muß aus der Treue jenes Dieners schließen, daß er manche edle Eigenschaft besitzt."

"Sie dürfen mich nicht danach fragen!" rief ich aus. "Auch die Hölle mag edle Flammen haben, ich kenne ihn seit langen Jahren und habe ihn stets gehaßt, stets bewundert und stets sklavisch gefürchtet."

"Es scheint mir, als ob ich wieder in Ihre Geheimnisse eindringe", sagte Sir William, "aber glauben Sie mir, das ist nicht meine Absicht. Genug, ich werde das Grab besichtigen und, wenn möglich, den Inder retten. Können Sie unter diesen Bedingungen Ihren Herrn veranlassen, nach Albany zurückzukehren?"

"Sir William", erwiderte ich, "ich will Ihnen sagen, wie es ist. Sie sehen den Lord in unvorteilhaften Verhältnissen, es mag Ihnen sogar sonderbar erscheinen, daß ich ihn liebe, aber ich liebe ihn, und nicht ich allein. Wenn er nach Albany zurück soll, so kann es nur durch Gewalt geschehen, und er wird dabei seinen Verstand und vielleicht sein Leben verlieren. Das ist meine feste Überzeugung, aber ich bin in Ihrer Hand und bereit zu gehorchen, wenn Sie die Verantwortung tragen wollen und mir Befehle erteilen."

"Ich wünsche nicht die Spur einer Verantwortung zu übernehmen, mein einziges Bestreben ist, das zu vermeiden", rief Sir William aus. "Sie bestehen darauf, die Reise fortzusetzen. Sei es also! Ich wasche meine Hände in Unschuld."

Mit diesen Worten wandte er sich um und gab den Befehl, das Lager abzubrechen, und der Lord, der in der Nähe herumgelungert hatte, eilte sofort zu mir.

"Was soll geschehen?" fragte er.

"Sie sollen Ihren Willen haben", antwortete ich, "Sie sollen das Grab sehen."


* * *


Die Lage des Grabes des Junkers war unserem Führer leicht zu bezeichnen. Es lag an einem der weithin sichtbaren Punkte der Wildnis, in der Nähe einer Höhenkette, die durch ihre Formen und ihre große Steilheit auffällig war, bei der Quelle vieler reißender Bäche, die in den Champlainsee fließen, einen Inlandsee. Es war deshalb möglich, auf direktem Wege dorthin zu gelangen, ohne den blutbedeckten Pfad der Flüchtlinge zu verfolgen. In ungefähr sechzehn Stunden konnte der Weg zurückgelegt werden, zu dem sie bei ihren wirren Wanderungen mehr als sechzig gebraucht hatten. Unsere Boote ließen wir mit einer Wache am Fluß zurück, und es war wahrscheinlich, daß wir sie bei unserer Rückkehr eingefroren vorfinden würden. Die geringfügige Ausrüstung, mit der wir aufbrachen, schloß nicht nur eine Unmenge Pelze ein zum Schutz gegen die Kälte, sondern auch viele Schneeschuhe, die das Fortkommen ermöglichen sollten, wenn der unvermeidliche Schnee gefallen war. Der Aufbruch geschah unter den größten Vorsichtsmaßregeln, der Marsch ging in soldatischer Disziplin vor sich, das Nachtlager wurde sorgfältig gewählt und bewacht, und Überlegungen dieser Art waren es, die uns am zweiten Tage nur einige hundert Meter von unserem Ziel entfernt aufhielten. Die Nacht war bereits nahe, der Ort, an dem wir uns befanden, für ein Lager, das so vielen Menschen dienen sollte, vorzüglich geeignet, und Sir William beschloß deshalb plötzlich, den Vormarsch zu unterbrechen.

Vor uns lag die hohe Bergkette, der wir den ganzen Tag unentwegt näher gerückt waren. Seit dem ersten Lichtstrahl in der Frühe waren ihre silbernen Gipfel das Ziel unseres Vormarsches gewesen, wir waren durch einen mit dichtem Unterholz bestandenen ebenen Wald marschiert, den reißende Ströme durchquerten. Überall lagen gewaltige Felsblöcke. Die Gipfel waren, wie ich bereits sagte, silbern, denn in den Höhenlagen fiel nachts schon Schnee, während in den Wäldern und im Tal Frost herrschte. Den ganzen Tag war der Himmel behangen mit finsteren Nebeln, in denen die Sonne wie ein Schillingstück schwamm und schimmerte, den ganzen Tag blies der Wind bitter kalt gegen unsere linke Seite, und das Atmen war schwer. Gegen Ende des Nachmittags flaute der Wind jedoch ab, die Wolken erhielten keinen Zuzug und zerstreuten oder verflüchtigten sich. Die Sonne ging in unserem Rücken mit winterlicher Pracht unter, und das weiße Gewand der Berge lag in sterbendem Glanz.

Es war bereits dunkel, als wir unser Abendessen einnahmen; wir aßen schweigend, und das Mahl war kaum vorüber, als der Lord sich vom Feuer entfernte und zum Rande des Lagers ging, wohin ich ihm rasch folgte. Das Lager war auf einer Erhöhung aufgeschlagen, von der man einen zugefrorenen See überblicken konnte, der in seiner größten Ausdehnung eine Meile breit sein mochte. Ringsumher lag der Wald mit seinen Höhen und Tälern, darüber erhoben sich die weißen Berge, und noch höher schwamm der Mond am hellen Himmel. Kein Luftzug rührte sich, kein Zweig knackte, und die Geräusche unseres Lagers wurden von der großen Stille erdrückt und aufgesogen. Nachdem nun die Sonne und der Wind beide geschwunden waren, schien es fast warm zu sein wie in einer Julinacht: eine eigenartige Illusion der Sinne, da Erde, Luft und Wasser von schärfstem Frost erfüllt waren.

Der Lord, oder was ich noch immer mit diesem geliebten Namen bezeichnete, stand da, den Ellenbogen in der einen Hand, das Kinn in der anderen, und starrte regungslos auf die Wipfel des Waldes. Meine Augen folgten derselben Richtung und ruhten fast wohlgefällig auf den gefrorenen Formen der Pinien, die auf mondbeschienenen Hügeln ragten oder in den Schatten kleiner Täler versanken. Ganz in der Nähe, so sagte ich mir, war das Grab unseres Feindes, der nun dahin gegangen war, wo die Verworfenen niemand mehr wehe tun, die Erde gehäuft auf seinen einst so lebendigen Gliedern. Ich mußte ihn fast für glücklich halten, da er jetzt irdischer Sorge und Mühe entronnen war, dieser täglichen Geistesqual und diesen Wassern des Schicksals, das wir täglich unter vielen Gefahren zu durchschwimmen haben, um Schande oder Tod zu ernten. Ich konnte mir nicht verhehlen, daß es gut sei, die lange Reise beendet zu haben, und dann wandte sich mein Geist dem Lord zu. War der Lord nicht auch tot? War er nicht ein verwundeter Soldat, der vergebens nach Ablösung Ausschau hält und sich wie ein Spottbild in der Kampffront herumtreibt? Ich dachte daran, welch liebenswürdiger Mensch er gewesen war, klug, mit bescheidenem Stolz, ein allzu pflichtgetreuer Sohn, ein allzu liebender Gatte, der leiden und schweigen konnte, und dessen Hand ich zu drücken liebte. Plötzlich stieg in meiner Kehle das Mitleid in einem Seufzer auf, ich hätte bei den Erinnerungen laut aufweinen können, da ich ihn nun so vor mir sah, und während ich im hellen Mondschein dicht neben ihm stand, betete ich inständig, er möge erlöst werden, oder ich möge die Kraft gewinnen, in dieser Liebe zu beharren.

"O Gott", sagte ich bei mir, "er war der gütigste Mann gegen mich und gegen sich selbst, und nun schaudere ich vor ihm. Er tat kein Unrecht, jedenfalls nicht, bevor die Sorgen ihn niederschmetterten. Wir schaudern vor seinen Wunden, die ehrenvoll sind. O Gott, decke sie zu, ach, nimm ihn hinweg, bevor wir ihn hassen!"

Ich war in meinem Herzen noch bewegt, als plötzlich ein Geräusch die Nacht durchdrang. Es war nicht sehr laut und nicht sehr nahe, aber da es aus einer so tiefen und langen Stille hervorbrach, alarmierte es das Lager wie ein Trompetenstoß. Bevor ich zur Besinnung kam, stand Sir William neben mir, und hinter ihm drängte sich die Mehrzahl seiner Leute, die alle aufmerksam horchten. Mir schien, als ich über die Schulter zurückblickte, daß auf ihren Stirnen eine Blässe lag, die nicht vom Mondlicht kam, und die Strahlen des Mondes wurden von den Augen der einen wie sprühende Funken widergespiegelt, während unter den Brauen der anderen tiefe Schatten lagen, je nachdem sie die Köpfe hoben oder senkten, um zu lauschen, was der Gruppe eine sonderbare und angsterfüllende Erregung verlieh. Der Lord stand ganz vorn, ein wenig vorgebeugt, die Hand erhoben, als ob er Stille gebieten wolle, wie in Stein verwandelt. Die Geräusche brachen nicht ab, in überstürzter Folge klangen sie herüber.

Plötzlich redete Mountain mit heftigem, gebrochenem Flüstern wie ein Mensch, der von einem Druck erlöst wird. "Jetzt habe ich es", sagte er, und als wir uns alle zu ihm wandten, um ihm zuzuhören, fügte er hinzu: "Der Inder muß das Versteck gewußt haben. Er ist es, er gräbt den Schatz aus."

"Natürlich, so ist es!" rief Sir William. "Wir sind Esel, daß wir das nicht längst vermutet haben."

"Allerdings", fuhr Mountain fort, "ist das Geräusch sehr nahe bei unserem alten Lager, und ich kann nicht begreifen, wie er vor uns dort sein kann, wenn der Mensch nicht Flügel hat!"

"Habsucht und Angst haben Flügel", bemerkte Sir William, "Aber dieser Kerl hat uns aufgeschreckt, und ich möchte ihm gern seinen Gruß zurückgeben. Was denken Sie, meine Herren, wollen wir eine Mondscheinjagd veranstalten?"

Man entschloß sich dazu, und es wurde alles vorbereitet, um Secundra bei der Arbeit zu umzingeln. Einige der Indianer Sir Williams eilten voraus, und nachdem wir eine starke Wache beim Hauptquartier zurückgelassen hatten, zogen wir auf dem unebenen Boden des Waldes von dannen. Die gefrorene Erde krachte unter unseren Füßen, und das Eis zersplitterte manchmal mit lautem Getöse. Über unseren Häupten war die Finsternis der Pinienwälder und streifenweise der Glanz des Mondes. Unser Weg führte abwärts in einen Talkessel, und während wir hinunterstiegen, wurden die Geräusche geringer und starben fast ab. An dem anderen Abhang war das Land offener, nur wenige Pinien standen verstreut da, und zwischen ihnen lagen mehrere große Felsblöcke, die im Mondschein schwarze Schatten warfen. Hier erreichten uns die Geräusche wieder deutlicher, wir konnten jetzt das Klingen von Eisen hören und genauer abschätzen, mit welch wütender Hast der Grabende sein Handwerkszeug benutzte. Als wir uns der Höhe näherten, flatterten ein oder zwei Vögel hoch und strichen dunkel im Mondlicht dahin. Im nächsten Augenblick blickten wir durch einen Vorhang von Zweigen auf ein höchst eigenartiges Bild.

Eine schmale Hochfläche, überdacht von den weißen Bergen und näherbei von Wäldern eingerahmt, lag im hellen Mondlicht entblößt vor unseren Augen. Allerlei einfache Sachen, die den Reichtum der Waldwanderer ausmachen, lagen hier und da auf dem Boden wild zerstreut. Ungefähr in der Mitte stand ein Zelt, von Reif versilbert, die Tür offen, und dahinter schwarz das Innere. Auf der einen Seite dieser kleinen Bühne lagen, wie es schien, die zerfetzten Überreste eines Menschen. Ohne Zweifel hatten wir den Ort erreicht, wo das Lager von Harris gewesen war. Dort lagen die Sachen, die in der Panik der Flucht zurückgelassen waren, in jenem Zelt hauchte der Junker seinen Lebensatem aus, und der gefrorene Leichnam vor uns war der Körper des trunksüchtigen Schuhmachers. Es ist immer aufregend, den Ort eines tragischen Ereignisses zu betreten, aber auch das Gemüt der Leichtsinnigsten mußte erregt werden durch den Anblick dieses Lagers, das wir nach so vielen Tagen wiederfanden, und zwar völlig unverändert, in der Einsamkeit der Wildnis. Doch das war es nicht, was uns in Steinsäulen verwandelte, sondern der Anblick Secundras, den wir zwar halb erwartet hatten, der jedoch nun knietief im Grabe seines verstorbenen Herrn stand. Er hatte fast alle seine Kleider abgeworfen, seine dünnen Arme und Schultern glänzten in Schweiß gebadet im Mondlicht, sein Gesicht war in ängstlicher Erwartung verzerrt, seine Schläge auf die Graberde tönten wie schwere Seufzer, und hinter ihm wiederholte und verzerrte sein Schatten die hastigen Bewegungen dieses Menschen, der sich von dem gefrorenen Boden eigenartig mißgestaltet und tiefschwarz abhob. Einige Nachtvögel flatterten hoch aus dem Gestrüpp, als wir uns näherten, und ließen sich dann nieder, aber Secundra, versunken in seine Arbeit, hörte und bemerkte uns nicht.

Ich hörte Mountain Sir William zuflüstern: "Großer Gott, es ist das Grab! Er gräbt ihn aus!" Wir hatten es alle vermutet, und doch entsetzte es mich, als ich es in Worten ausgedrückt hörte. Sir William stürzte wütend nach vorn.

"Du verfluchter hündischer Grabschänder!" schrie er. "Was soll das bedeuten?"

Secundra flog in die Höhe, ein feiner hastiger Schrei entschlüpfte seiner Kehle, das Werkzeug fiel ihm aus den Händen, und er starrte den Sprecher einen Augenblick an. Im nächsten Augenblick floh er pfeilschnell den Wäldern auf der anderen Seite zu, aber gleich darauf warf er in einem verzweifelten Entschluß die Hände hoch und lief sofort zu uns zurück.

"Gut, Ihr kommen, Ihr helfen ...", sagte er. Aber inzwischen war der Lord neben Sir William getreten, der Mond schien voll in sein Gesicht, und die Worte waren noch auf Secundras Lippen, als er den Erzfeind seines Herrn sah und erkannte. "Er!" kreischte er, rang die Hände und krümmte sich.

"Kommt, kommt!" sagte Sir William. "Niemand wird Euch etwas zuleide tun, wenn Ihr unschuldig seid, und wenn Ihr schuldig seid, könnt Ihr uns doch nicht entfliehen. Sprecht, was tut Ihr hier unter den Gräbern der Gestorbenen und den Überresten der noch nicht Beerdigten?"

"Ihr nicht Mörder?" fragte Secundra. "Ihr ehrlicher Mann? Ihr mich retten?"

"Ich werde Euch retten, wenn Ihr unschuldig seid", entgegnete Sir William, "ich habe es gesagt und sehe keinen Grund, warum Ihr daran zweifeln solltet."

"Hier alle Mörder!" schrie Secundra. "Darum! Er töten ... Mörder", er zeigte auf Mountain, "dort zwei bezahlen Mörder", er wies auf den Lord und mich, "alle Verbrecher und Mörder! Oh! Ich euch sehen alle baumeln an Strick. Jetzt ich gehen retten den Sahib, er euch sehen baumeln an Strick. Der Sahib", fuhr er fort und zeigte auf das Grab, "er nicht tot. Er begraben, er nicht tot."

Der Lord stieß einen kleinen Schrei aus, näherte sich dem Grabe, stand da und starrte hinein.

"Begraben und nicht tot?" rief Sir William aus. "Was ist das für ein Unsinn!"

"Seht, der Sahib", sagte Secundra, "der Sahib und ich allein mit Mördern, alles versuchen zu entfliehen, nicht Ausweg. Dann versuchen dies Mittel: dies Mittel gut in warmes Klima, gutes Mittel in Indien, hier verdammt kalter Ort, wer kann wissen? Ich Euch bitten, viel Eile nötig, Ihr helfen, Ihr Feuer machen, helfen reiben!"

"Wovon spricht dies Geschöpf?" rief Sir William. "Mein Verstand geht mit mir durch."

"Ich Euch sagen, ich ihn begraben lebendig", sagte Secundra, "ich ihn lehren seine Zunge verschlingen. Jetzt rasch, rasch, ihn ausgraben, dann er nicht viel schlimm! Ihr machen ein Feuer!"

Sir William wandte sich dem Nächststehenden zu. "Macht ein Feuer", sagte er, "ich bin offenbar verurteilt, mich mit Verrückten herumzuschlagen."

"Ihr guter Mann", erwiderte Secundra, "ich jetzt den Sahib ausgraben."

Während er redete, wandte er sich wieder dem Grabe zu und nahm seine Arbeit von neuem auf. Der Lord stand wie angewurzelt, und ich blieb an seiner Seite und fürchtete mich, ohne zu wissen wovor.

Der Frost war noch nicht tief in den Boden eingedrungen, und bald warf der Inder sein Werkzeug beiseite und begann die Erde mit den Händen herauszuscharren. Dann legte er eine Ecke des Büffelfelles frei, darauf sah ich Haar zwischen seinen Fingern, und einen Augenblick später fiel das Mondlicht auf etwas Weißes. Eine Weile lag Secundra auf den Knien und kratzte vorsichtig mit den Fingern, während sein Atem stoßweise über die Lippen strich. Als er sich seitwärts beugte, sah ich das Gesicht des Junkers völlig entblößt vor mir. Es war totenbleich, die Augen waren geschlossen, die Ohren und Nasenlöcher verstopft, die Wangen eingefallen, die Nase scharf wie bei einem Toten. Aber obgleich er viele Tage unter der Erde gelegen hatte, war die Zersetzung noch nicht eingetreten, und was uns alle seltsam berührte, seine Lippen und sein Kinn waren mit einem schwarzen Bart bedeckt.

"Mein Gott!" rief Mountain aus. "Als wir ihn hier niederlegten, war er glatt wie ein Säugling!"

"Man sagt, daß den Toten das Haar wächst", bemerkte Sir William, aber seine Stimme war belegt und leise.

Secundra achtete nicht auf unsere Bemerkungen, sondern warf rasch wie ein Terrier die weiche Erde heraus. Mit jedem Augenblick hob sich die Gestalt des Junkers, eingehüllt in das Büffelfell, bestimmter auf dem Grund der engen Höhlung ab. Der Mond leuchtete stark, und die Schatten der Umstehenden glitten, wenn sie näher kamen oder sich entfernten, über diese Gestalt, die aus der Erde auftauchte. Der Anblick erfüllte uns mit Entsetzen, wie wir es bisher noch nicht erlebt hatten. Ich wagte nicht, dem Lord ins Gesicht zu sehen, aber solange es dauerte, konnte ich nicht hören, daß er Atem holte, und ein wenig hinter uns brach einer der Leute, ich weiß nicht wer, in eine Art Schluchzen aus.

"Jetzt, jetzt!" sagte Secundra. "Ihr helfen ihn herausheben!"

Ich habe keine Vorstellung von der Länge der Zeit, die verstrichen war. Es mögen drei Stunden, es mögen auch fünf gewesen sein, die der Inder sich abmühte, den Körper seines Herrn ins Leben zurückzurufen. Ich weiß nur eins: es war noch Nacht, der Mond war noch nicht untergegangen, obwohl er schon tief stand und die Hochebene jetzt mit langen Schatten umgab, als Secundra einen winzigen Schrei der Genugtuung ausstieß. Ich beugte mich rasch vor und glaubte mit eigenen Augen eine Veränderung in dem eisigen Gesicht des Wiederausgegrabenen wahrnehmen zu können. Im nächsten Augenblick sah ich seine Augenlider zittern, dann hoben sie sich völlig, und der Leichnam, der eine Woche alt war, blickte mir eine Sekunde ins Gesicht.

Diese Lebenszeichen kann ich persönlich beschwören. Andere haben mir erzählt, daß er sich offenbar anstrengte zu sprechen, daß seine Zähne unter dem Bart sichtbar wurden, und daß seine Stirn wie von Todesqual und Anstrengung zusammengezogen war. Und das mag richtig sein; ich weiß es nicht, denn ich war mit anderen Dingen beschäftigt. Als die Augen des toten Mannes sich zum ersten mal öffneten, fiel Lord Durrisdeer zu Boden, und als ich ihn aufhob, war er eine Leiche.

Der Tag brach an, und noch immer war Secundra nicht zu bewegen, seine vergeblichen Bemühungen einzustellen. Sir William ließ eine kleine Abteilung unter meinem Befehl zurück und zog mit dem ersten Morgengrauen von dannen, um seinen Auftrag zu vollführen. Noch immer rieb der Inder die Glieder des toten Körpers und hauchte ihm in den Mund. Man hätte annehmen sollen, daß so viel Mühe einen Stein lebendig machen konnte, aber mit Ausnahme des einen Augenblickes, der den Tod meines Herrn herbeiführte, hielt sich der finstere Geist des Junkers von dem verlassenen Körper fern, und gegen Mittag ließ sich auch der treue Diener schließlich überzeugen. Er nahm alles mit unerschütterlicher Ruhe hin.

"Zu kalt", sagte er, "gutes Mittel in Indien, hier nicht gut."

Er bat mich um etwas Essen, das er gierig verschlang, sobald es ihm gereicht war. Dann zog er sich zum Feuer zurück und nahm an meiner Seite Platz. Auf demselben Fleck streckte er sich, sobald er gegessen hatte, aus und fiel in kindlichen Schlaf, aus dem ich ihn einige Stunden später wecken mußte, damit er als einer der Leidtragenden an dem Doppelbegräbnis teilnehmen konnte. Es war immer dasselbe: er schien mit einem Schlage den Schmerz um den Verlust seines Herrn und seine Furcht vor mir und Mountain abgestreift zu haben.

Einer der Leute, die bei mir blieben, war ein gelernter Steinmetz, und bevor Sir William zurückkehrte, um uns abzuholen, hatte ich auf einem Felsblock eine Inschrift aushauen lassen, die ich hier wiedergeben will, um meine Erzählung würdig zu beschließen:

J. D.

Erbe eines schottischen Titels,
Ein Meister der Künste und ein Weltmann,
Bewundert in Europa, Asien, Amerika,
Im Kriege und im Frieden,
In den Zelten wilder Jäger und den Schlössern der
Könige,
Nachdem er viel erreicht, vollendet und erduldet hatte,
Liegt hier vergessen.

H. D.

Sein Bruder,
Nach einem Leben unverdienter Kümmernis,
Tapfer ertragen,
Starb beinahe zur selben Stunde
Und schläft in demselben Grabe
Mit seinem brüderlichen Feind.

Die Liebe seines Weibes und eines alten Dieners
Errichtete diesen Gedenkstein
Für beide.

 

 

Inhalt



Widmung

Erstes Kapitel - Die Ereignisse während der Irrfahrten des Junkers

Zweites Kapitel - Die Ereignisse während der Irrfahrten des Junkers (Fortsetzung)

Drittes Kapitel - Die Irrfahrten des Junkers (aus den Memoiren des Chevalier de Burke)

Viertes Kapitel - Die Verfolgungen, die Mr. Henry erdulden mußte

Fünftes Kapitel - Bericht über alle Ereignisse, die sich in der Nacht des 27. Februar 1757 zutrugen

Sechstes Kapitel - Bericht über die Ereignisse während der zweiten Abwesenheit des Junkers

Siebentes Kapitel - Abenteuer des Chevalier Burke in Indien (Auszug aus seinen Memoiren)

Achtes Kapitel - Der Feind im Hause

Neuntes Kapitel - Mr. Mackellars Reise mit dem Junker

Zehntes Kapitel - Begebenheiten in New York

Elftes Kapitel - Die Irrfahrten in der Wildnis

Zwölftes Kapitel - Die Irrfahrten in der Wildnis (Fortsetzung)

 

 

 



An Sir Percy Florence und Lady Shelley


Dies ist eine Geschichte, die sich über viele Jahre erstreckt und in vielen Ländern spielt. Durch besondere Gunst der Umstände hat der Verfasser sie begonnen, fortgeführt und abgeschlossen in weit voneinander entfernten und ganz verschiedenen Landschaften. Vor allem war er viel auf der See. Der Charakter und das Schicksal der feindlichen Brüder, die Halle und das Gehölz von Durrisdeer, das Problem der trockenen Vortragsweise Mackellars und wie man seine Sprache auf höhere Gedankengänge zuschneiden könnte: alles das beschäftigte mich auf Deck in vielen sternfunkelnden Häfen, verfolgte meinen Geist auf See beim Lärm schlagender Segel und wurde oft sehr plötzlich beiseitegedrängt, wenn Böen hereinbrachen. Ich hoffe, daß diese Umgebung bei der Abfassung meiner Geschichte ihr in gewissem Grade die Gunst der Seefahrer und Meer liebender Leute verschaffen wird.

Und zumindest kommt hier eine Zueignung von weither. Sie wurde geschrieben an den hallenden Küsten einer subtropischen Insel, ungefähr zehntausend Meilen von Boscombe Chine and Manor: Gegenden, die sich vor mir erheben mit den Gesichtern und Stimmen meiner Freunde.

Nun wohl, ich gehöre wieder der See und ohne Zweifel auch Sir Percy. Laßt uns das Signal geben: B.R.D.!

R.L.S.

Waikiki, 17. Mai 1889

Erstes Kapitel - Die Ereignisse während der Irrfahrten des Junkers



Die volle Wahrheit über diese sonderbaren Ereignisse hat die Welt lange erwartet, und die öffentliche Neugier wird sie sicher willkommen heißen. Es fügte sich, daß ich auf das innigste mit den letzten Jahren und mit der Geschichte des Hauses verknüpft war, und es lebt kein Mensch, der gleich mir imstande wäre, diese Dinge klarzustellen, und gleichzeitig so begierig, sie wahrheitsgemäß zu erzählen. Ich kannte den Junker; über viele Einzelheiten seines Lebenslaufes habe ich authentische Berichte zur Hand; ich segelte mit ihm fast allein auf seiner letzten Reise; ich machte jene Winterfahrt mit, von der so manche Gerüchte ins Ausland gelangten, und ich war anwesend beim Tode des Mannes. Was meinen verstorbenen Lord Durrisdeer anlangt, so diente ich ihm ungefähr zwanzig Jahre und liebte ihn. Ich schätzte ihn um so mehr, je genauer ich ihn kennenlernte. Alles in allem glaube ich, daß es nicht richtig wäre, wenn so viele persönliche Zeugnisse verlorengingen; die Wahrheit ist eine Schuld, die ich dem Andenken meines Lords abzutragen habe, und ich glaube, meine alten Tage werden ruhiger dahinfließen und mein weißes Haar wird leichter auf den Kissen ruhen, wenn diese Dankespflicht erfüllt ist.

Die Duries von Durrisdeer und Ballantrae waren eine angesehene Familie im Südwesten seit den Tagen Davids I. Ein Vers, der noch jetzt in dem Lande bekannt ist:

Die Duries waren ein tapfres Geschlecht,
Sie ritten mit Speeren in manches Gefecht!

trägt das Kennzeichen des Alters. Und der Name erscheint auch in einer anderen Strophe, die man allgemein Thomas von Ercildoune selbst zuschreibt. Ich weiß nicht, wie weit das stimmt und mit welchem Recht manche diese Verse auf die Ereignisse meiner Erzählung beziehen:

Der eine ins Feld, der andre getraut:
Ein böser Tag für den Freiersmann,
Ein grausiger für die Braut.

Auch ist die amtliche Geschichtsschreibung voll von ihren Taten, die nach unserer heutigen Denkungsweise nicht sehr lobenswert erscheinen. Die Familie hatte ihren vollen Anteil an den Glücks- und Unglücksfällen, denen die berühmten Häuser Schottlands von jeher unterworfen waren. Aber alles das überschlage ich, um zu jenem bemerkenswerten Jahre 1745 zu gelangen, in dem der Grund zu dieser Tragödie gelegt wurde.

Zu jener Zeit lebte im Hause von Durrisdeer nahe St. Bride am Ufer des Solway eine Familie von vier Personen. Das Haus war der Hauptsitz des Geschlechtes seit der Reformation. Mein alter Lord, der achte seines Namens, war noch nicht hochbetagt, aber er litt frühzeitig unter den Unzuträglichkeiten des Alters. Sein Platz war an der Seite des Kamins, wo er in einem gefütterten Hausrock lesend saß. Er richtete wenige Worte an die Menschen und niemals ein verletzendes an irgend jemand, er war das Vorbild eines alten zurückhaltenden Hausherrn. Und doch war sein Geist wohlgenährt mit Studien, und man schätzte ihn in dem ganzen Gebiet für klüger ein, als er sich den Anschein gab. Der Erbe oder Junker von Ballantrae, in der Taufe James genannt, erbte von seinem Vater die Liebe zu ernsthaften Büchern und daneben auch einiges von seinem Taktgefühl; aber was beim Vater wirkliche Klugheit war, wurde beim Sohn schwarze Heuchelei. Sein Benehmen nach außen kann man nur als gemein und wüst bezeichnen: er saß bis in die späte Nacht bei Wein und Karten und hatte in der ganzen Gegend den Ruf eines Mannes, der jungen Mädchen gefährlich sei. Bei allen Zusammenstößen war er an erster Stelle, aber wenn er auch immer in der vordersten Front war, zog er sich doch immer vorteilhaft aus der Affäre, und seine Genossen bei losen Streichen mußten gewöhnlich die ganze Zeche bezahlen. Dies Glück oder vielmehr diese Verschlagenheit trug ihm manches Übelwollen ein, aber bei dem Rest der Bevölkerung erhöhte es sein Ansehen, so daß man große Dinge von ihm erwartete in der Zukunft, wenn er reifer geworden wäre. Er hatte einen recht schwarzen Fleck auf seinem Namen, aber die Sache wurde damals vertuscht und durch Legendenbildung so entstellt, bevor ich dorthin kam, daß ich mich scheue, sie hier zu erzählen. Es ist wahr, für einen so jungen Menschen war es eine verabscheuungswürdige Tat, und wenn die Gerüchte falsch sind, war es eine niedrige Verleumdung. Ich betrachte es als bemerkenswert, daß er sich stets brüstete, er sei unversöhnlich. Man nahm ihn beim Wort, so daß er zu allem Überfluß unter seinen Nachbarn bekannt war als ein Mann, mit dem schlecht Kirschen essen sei. Ein junger Edelmann also, der im Jahre 1745 noch nicht vierundzwanzig Lenze zählte und doch bereits weit über seine Jahre hinaus im weiten Umkreis berüchtigt war.

Um so weniger war es zu verwundern, daß man von dem zweiten Sohn, Mr. Henry, meinem verstorbenen Lord Durrisdeer, bisher wenig gehört hatte. Er war weder sehr schlecht noch sehr begabt, sondern ein ehrenhafter und anständiger junger Mann wie viele seiner Nachbarn. Ich sagte, man hatte wenig von ihm gehört, aber man kann es besser so ausdrücken: es wurde wenig von ihm gesprochen. Unter den Lachsfischern im Firth war er gut bekannt, denn er liebte den Fischsport außerordentlich. Dann war er auch ein ausgezeichneter Pferdearzt und bekümmerte sich fast von Jugend auf lebhaft um die Bewirtschaftung der Ländereien. Wie schwer das war angesichts der Umstände, in denen sich die Familie befand, weiß niemand besser als ich. Mit allzu wenig Berechtigung kann ein solcher Mann in den Ruf eines Tyrannen und Geizhalses geraten. Die vierte Person im Hause war Miss Alison Graeme, eine nahe Verwandte, eine Waise, die Erbin eines großen Vermögens, das ihr Vater durch Handelsgeschäfte erworben hatte. Dies Geld wurde dringend benötigt zur Aufbesserung der Finanzen meines Lords. Der Besitz war mit Hypotheken hoch belastet, und infolgedessen wurde Miss Alison bestimmt zur Gattin des Junkers, worüber sie sehr froh war. Eine andere Frage ist es, wie er sich dazu stellte. Sie war ein hübsches Mädchen und für jene Zeit sehr beherzt und eigenwillig, denn der alte Lord hatte selbst keine Tochter, und da die Lady schon lange tot war, wurde sie aufgezogen, so gut es eben ging.

Zu diesen vier Menschen gelangte eines Tages die Nachricht von der Landung des Prinzen Charlie, und sie gerieten sofort heftig aneinander. Mein Lord als alter Ofenhocker war durchaus fürs Abwarten. Miss Alison war gegenteiliger Ansicht, weil ihr alles romantisch erschien, und der Junker, der, wie ich hörte, nicht oft mit ihr übereinstimmte, war diesmal ganz ihrer Meinung. Das Abenteuer reizte ihn, soweit ich verstehe, er sah allerlei Möglichkeiten, das Vermögen seines Hauses zu vergrößern, und trug sich mit der Hoffnung, seine persönlichen Schulden auszugleichen, die weit größer waren, als man vermutete. Was Mr. Henry anbelangte, so sagte er anscheinend zunächst sehr wenig, seine Rolle begann erst später. Die drei stritten sich einen ganzen Tag lang, bevor sie sich entschlossen, einen mittleren Kurs zu steuern. Der eine Sohn sollte ausreiten, um König Jakob beizustehen, der alte Lord und der zweite Sohn sollten zu Hause bleiben, um die Partei König Georgs zu ergreifen. Das war ohne Zweifel der Entschluß des alten Lords und, wie man weiß, die Rolle, die viele angesehene Familien damals spielten.

Aber nachdem der erste Streit beigelegt war, erhob sich sofort ein zweiter. Der Lord, Miss Alison und Mr. Henry waren alle der Meinung, daß es Aufgabe des jüngeren Sohnes sei, hinauszuziehen, aber der Junker, ruhelos und eitel, war unter keinen Umständen bereit, zu Hause zu bleiben. Der Lord flehte ihn an, Miss Alison weinte, und Mr. Henry brauchte sehr deutliche Worte: alles vergeblich.

"Der direkte Erbe von Durrisdeer muß mit dem König reiten!" sagte der Junker.

"Wenn wir ein männliches Spiel trieben", antwortete Mr. Henry, "hätte es Sinn, so zu sprechen. Aber was tun wir? Wir spielen mit falschen Karten!"

"Wir retten das Haus von Durrisdeer, Henry", sagte der Vater.

"Und siehe", sagte Mr. Henry, "wenn ich gehe, und der Prinz gewinnt die Oberhand, kannst du leicht mit König Jakob Frieden schließen. Aber wenn du gehst, und die Expedition erleidet einen Fehlschlag, reißen wir Besitz und Titel auseinander. Und was wird dann aus mir?"

"Du wirst Lord Durrisdeer sein", sagte der Junker, "ich setze alles auf eine Karte."

"Ich liebe ein solches Spiel nicht!" rief Mr. Henry. "Ich werde in einer Lage sein, die kein Mann von Vernunft und Ehre ertragen kann. Ich werde weder Fisch noch Fleisch sein!" rief er aus. Und etwas später drückte er sich noch deutlicher aus, als er vielleicht beabsichtigte. "Es ist deine Pflicht, hier bei deinem Vater zu bleiben", sagte er. "Du weißt sehr wohl, daß du der Lieblingssohn bist."

"Wie?" sagte der Junker. "So spricht der Neid! Willst du in meine Fußtapfen treten, Jakob?" fragte er und legte einen häßlichen Nachdruck auf dies Wort.

Mr. Henry ging ohne Antwort zu geben am unteren Ende der Halle auf und ab, denn er wußte ausgezeichnet zu schweigen. Plötzlich kam er zurück.

"Ich bin der Jüngere, und ich muß gehen", sagte er. "Mein Lord hier ist der Herr, und er sagt, daß ich gehen muß. Was sagst du dazu, mein Bruder?"

"Ich sage dies, Harry", antwortete der Junker, "daß es nur zwei Wege gibt, wenn hartnäckige Leute aneinandergeraten: Zweikampf, ich denke, daß keiner von uns Lust hat, so weit zu gehen oder Entscheidung durch den Zufall. Hier ist ein Goldstück. Wollen wir es entscheiden lassen?"

"Ich will dadurch stehen und fallen", sagte Mr. Henry. "Kopf: ich gehe; Wappen: ich bleibe."

Die Münze wurde hochgeworfen. Die Münze fiel und zeigte die Wappenseite.

"Das ist eine Lehre für Jakob", sagte der Junker.

"Wir alle werden das bereuen", antwortete Mr. Henry und stürzte aus der Halle.

Miss Alison ergriff das Goldstück, das soeben ihren Geliebten ins Feld gesandt hatte, und schleuderte es durch das Familienwappen in dem großen bemalten Fenster.

"Wenn du mich so liebtest, wie ich dich liebe, wärst du geblieben!" rief sie aus.

"Ich könnte dich, Liebste, nicht lieben so sehr, liebt' ich Kampf und Ehre nicht mehr!" sang der Junker.

"Ach!" rief sie. "Du hast kein Herz, ich hoffe, du wirst getötet!"

Sie eilte aus dem Raum und lief weinend auf ihr Zimmer.

Es scheint, daß der Junker sich in heiterster Haltung zum Lord wandte und sagte: "Sie muß ein Teufel von einem Weib sein!"

"Ich glaube, du bist ein Teufel von einem Sohn", rief der Vater aus. "Du, der du immer mein Lieblingssohn gewesen bist, zu meiner Schande sei es gestanden! Niemals habe ich eine gute Stunde mit dir erlebt, seit du geboren bist, nein, niemals eine gute Stunde", und er wiederholte es zum dritten Male. Ob es die Leichtsinnigkeit des Junkers oder sein Ungehorsam oder Mr. Henrys Wort vom Lieblingssohn war, was den alten Lord so aufbrachte, weiß ich nicht, aber ich neige zu der Ansicht, daß es das letztere war, denn nach allen Berichten, die mir zur Verfügung stehen, begann er von dieser Stunde an, Mr. Henry mehr zu beachten.

Alles in allem ritt der Junker in ziemlich böser Stimmung gegen seine Familie nordwärts, woran sich die anderen mit großem Kummer erinnerten, als es zu spät schien. Durch Drohungen und Begünstigungen hatte er ungefähr ein Dutzend Leute um sich versammelt, zumeist Söhne von Pächtern. Sie waren alle ziemlich betrunken, als sie aufbrachen und den Hügel bei der alten Abtei lärmend und singend hinaufritten, die weiße Kokarde am Hut. Es war ein verzweifeltes Abenteuer für eine so kleine Schar, fast ganz Schottland ohne Unterstützung zu durchqueren. Man glaubte das um so mehr, als gerade damals, da dies Dutzend Leutchen den Hügel hinaufkletterte, ein großes Schiff aus der Flotte des Königs mit flatterndem Wimpel in der Bucht lag und sie durch die Mannschaft eines einzigen Bootes hätte aufreiben können. Am nächsten Nachmittag mußte Mr. Henry abreisen, nachdem der Junker einen genügenden Vorsprung gewonnen hatte. Ganz allein ritt er von dannen, um der Regierung König Georgs sein Schwert zur Verfügung zu stellen und ein Handschreiben seines Vaters zu überreichen. Miss Alison wurde in ihrem Zimmer eingeschlossen, bis beide fortgezogen waren. Sie weinte fast ununterbrochen, nur nähte sie die Kokarde an des Junkers Hut, die (wie John Paul mir erzählte) von Tränen durchtränkt war, als er sie ihm hinuntertrug.

In der ganzen nächsten Zeit blieben Mr. Henry und der alte Lord ihrem Plan treu. Daß sie jemals etwas unternommen hätten, ist mehr, als ich weiß, und ich glaube auch nicht, daß sie sich sehr energisch um die Sache des Königs bemühten. Sie hielten sich an ihren Treuschwur, wechselten Briefe mit dem Lord-Präsidenten, weilten ruhig zu Hause und hatten wenig oder keine Verbindung mit dem Junker, solange die Zwistigkeiten dauerten. Auch war er seinerseits nicht sehr mitteilsam. Miss Alison sandte ihm zwar stets Stafetten, aber ich weiß nicht, ob sie jemals eine Antwort erhielt. Einst ritt Macconochie für sie hin und fand die Hochländer vor Carlisle, wo der Junker in hoher Gunst stand beim Prinzen. Er nahm den Brief, wie Macconochie erzählte, öffnete ihn, überflog ihn, den Mund gespitzt wie ein Mann der flötet, und steckte ihn in seinen Gürtel. Als das Pferd aufbäumte, fiel er unbeachtet zur Erde. Macconochie hob ihn auf und nahm ihn an sich, und ich selbst habe ihn in seinen Händen gesehen. Selbstverständlich kamen Nachrichten nach Durrisdeer, wie sich eben Gerüchte im Lande verbreiten, eine Sache, die mir immer wunderbar vorkam. Auf diese Weise erfuhr die Familie allerlei von der Gunst, in der der Junker beim Prinzen stand. Man behauptete, das habe seinen Grund in einer höchst sonderbaren Kriecherei eines so stolzen Mannes, der allerdings noch mehr Ehrgeiz besaß. Er soll sich zu seiner hohen Stellung hinaufgearbeitet haben, indem er den Iren schmeichelte. Sir Thomas Sullivan, Oberst Burke und alle andern waren sein täglicher Umgang, wodurch er seinen eigenen Landsleuten entfremdet wurde. Bei allen kleinen Intrigen hatte er seine Hand im Spiel, stellte Lord Georg tausendmal Fallen, fügte sich immer den Ansichten des Prinzen, ob sie nun gut oder schlecht waren, und scheint wie ein Spieler, der er sein ganzes Leben lang war, weniger bedacht gewesen zu sein auf die Durchführung der Kämpfe, als auf die Gunst, die er bei glücklichem Ausgang erlangen konnte. Im übrigen benahm er sich im Felde sehr tapfer, was niemand anzweifelte, denn er war kein Feigling.

Die nächste Nachricht kam von Culloden und wurde von einem der Pächtersöhne nach Durrisdeer gebracht, dem einzig Überlebenden, wie er erklärte, von allen denen, die damals singend den Hügel erklommen hatten.