Linda Chapman

Sternenfohlen

Ferien im Palast

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KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen: Carolin Ina Schröter, Berlin

Umschlaggestaltung: Carmen Oberzaucher, Wien

Sternenfohlen – Ferien im Palast,
erzählt von Cordula Setsman

Based on the characters created by Working Partners Ltd.

© Working Partners Ltd. 2011

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© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-14002-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

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Ein wenig unschlüssig schlenderte Wolke im Garten herum und kickte lustlos einen Tannenzapfen mit dem Huf durch die Gegend. Die großen Ferien hatten vor zwei Wochen angefangen, und gleich zu Beginn waren ihre Eltern mit ihr zu Besuch bei den Großeltern gewesen. Sogar ihre beiden älteren Brüder hatten sich freigenommen, um ein paar Tage mit der ganzen Familie zu verbringen. Doch nun mussten ihre Eltern und ihre Brüder wieder arbeiten und hatten nicht mehr viel Zeit für sie.

Wolkes Vater war bei einer Behörde des Einhornrats beschäftigt und kam abends oft erst spät nach Hause. Im Augenblick gab es irgendetwas streng Geheimes vorzubereiten, mehr durfte er nicht verraten. Wolkes Mutter hingegen war zwar den ganzen Tag zu Hause, doch als Heilerin musste sie sich um sehr viele Patienten kümmern.

Wolke steckte die Nüstern in ihren Lieblingsrosenbusch und sog den Duft der Blüten tief ein, aber auch das änderte nichts an ihrer düsteren Stimmung. Die ersten Ferientage waren nur so verflogen, so viel hatten sie gemeinsam unternommen. Und Wolke hatte es sehr genossen, endlich mal wieder alle um sich zu haben. Denn seit sie auf die Einhornschule ging, konnte sie ihre Familie meist nur noch in den Ferien sehen. Wolkes Eltern verpassten natürlich keinen Besuchstag, aber für die Großeltern war der Weg zur Schule einfach zu weit. Und ihre Brüder waren immer sehr beschäftigt. Wie jetzt auch.

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Schon komisch, dachte Wolke enttäuscht. Ich habe mich so auf die Ferien gefreut. Aber jetzt …

Seufzend ließ sie sich im Schatten des knorrigen alten Apfelbaumes nieder. Den Vormittag hatte sie damit verbracht, auf Blanca, die kleine Tochter ihrer Nachbarn, aufzupassen, während deren Mutter einige Besorgungen gemacht hatte. Blanca war zwar erst vier, aber es war trotzdem nett gewesen, sich mit der Kleinen zu beschäftigen. Die anderen Einhornfohlen aus ihrer Gegend waren alle noch mit ihren Eltern im Urlaub, sodass Wolke im Moment niemanden in ihrem Alter zum Spielen hatte.

„Ich wünschte, Saphira, Mondstrahl, Stella und Sturmwind wären jetzt hier“, murmelte sie vor sich hin.

Ja, wenn sie mit ihren besten Freunden zusammen wäre, hätten sie bestimmt viel Spaß, da war Wolke sich sicher. Ob die anderen sie auch vermissten? Vielleicht sollte sie Saphira einen Brief schreiben und fragen, ob sie sie besuchen kommen durfte. Ihre allerbeste Freundin hatte sechs Geschwister – mit denen wäre es bestimmt nicht langweilig. Aber sicher wäre es furchtbar unhöflich, sich selbst einzuladen, oder?

Ach, egal! Gleich nachher, schreibe ich Saphira, beschloss Wolke.

Ein plötzliches Geräusch im Vorgarten ließ Wolke hochschrecken.

„Hallo?“, rief eine ihr unbekannte Stimme. „Hallo? Ist jemand da?“

Wolke war schon fast um das Haus herum getrabt, da lugte ein junger Postelf vorsichtig um die Ecke.

„Hallo!“, grüßte Wolke ihn. „Du bist neu bei der Post, oder? Ich habe dich hier noch nie gesehen.“

„Ja, heute ist der erste Tag, an dem ich ganz alleine die Briefe und Pakete zustellen darf. Das ist gar nicht so leicht, wie ich dachte, weil fast niemand zu Hause ist. Wie soll ich denn da wissen, wer wo wohnt!“, erwiderte der Elf.

„Wen suchst du denn?“, fragte Wolke.

Der Postelf las ihr eine lange Liste mit Namen vor und Wolke beschrieb ihm, wo die Gesuchten wohnten.

„Und dann habe ich hier noch einen wichtigen Eilbrief für eine gewisse Wolke.“

„Das bin ich!“, rief Wolke aufgeregt. „Was denn für einen Eilbrief?“ Der junge Postelf kramte einen großen Umschlag aus seiner Tasche hervor, auf dem das königliche Wappen prangte, und hielt ihn ihr hin. „Aus dem königlichen Palast! Der ist bestimmt von Mondstrahl. Vielen Dank!“

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„Ich danke dir für deine Hilfe“, antwortete der Postelf. „Bis bald mal wieder!“

„Ja, bis dann!“

Aufgeregt trabte Wolke zum großen Apfelbaum und machte es sich in dessen Schatten bequem. So vorsichtig wie möglich öffnete sie den Umschlag mit einem Zauber, um das schöne Wachssiegel des Palastes nicht zu beschädigen. Dann zog sie das Pergamentpapier hervor und faltete es hastig auseinander. Aber der Brief war gar nicht von Mondstrahl, das erkannte Wolke auf den ersten Blick. Er kam von der Königin höchstpersönlich.

Liebe Wolke,

ich weiß, du hast dich sehr darauf gefreut, die Ferien bei deiner Familie zu verbringen, aber heute möchte ich dich bitten, Mondstrahl und mir einen großen Freundschaftsdienst zu erweisen. Der König und ich müssen für einige Tage zu einer geheimen Zusammenkunft mit dem Einhornrat reisen, zu der wir unsere Kinder nicht mitnehmen können. Mondstrahl ist deswegen sehr enttäuscht, und daher möchte ich dich, liebe Wolke, ganz herzlich einladen, diese Zeit beiuns im Palast zu verbringen und Mondstrahl sowie seiner Schwester Diadem Gesellschaft zu leisten. Ich weiß, dass es viel verlangt ist, deine Familie schon wieder zu verlassen, aber Mondstrahl würde sich bestimmt sehr freuen, dich zu sehen. Sturmwind, Saphira und Stella sind natürlich ebenfalls eingeladen und ich hoffe sehr, dass ihr vier alle kommen könnt. Bitte verrate Mondstrahl aber noch nichts davon, es soll eine Überraschung sein!

Mit den herzlichsten Grüßen

Aurora, Königin von Arkadia

„Juhu!“, jubelte Wolke, sprang auf und schlug ein paarmal übermütig aus. „Mama! Mama!“

Aufgeregt stürmte sie ins Haus und platzte, ohne vorher anzuklopfen, in das Sprechzimmer ihrer Mutter. Gerade hatte diese zwar den letzten Patienten für den Vormittag verabschiedet, aber dennoch blickte sie ihre Tochter ein wenig vorwurfsvoll an.

„Wolke, du kannst hier nicht einfach so reinstürmen, das weißt du doch.“

„’tschuldige, Mama. Aber ich bin so aufgeregt!“, sprudelte es aus Wolke hervor. „Die Königin hat mich für ein paar Tage in den Palast eingeladen. Bitte, Mama, darf ich? Sonst ist Mondstrahl doch ganz alleine in den Ferien.“

„Wieso ist Mondstrahl denn sonst alleine?“, wollte ihre Mutter wissen.

„Na, seine Eltern müssen doch zu so einer supergeheimen Konferenz, zu der er nicht mitkann! Bestimmt ist das die Sache, mit der Papa gerade so viel zu tun hat.“ Fragend schaute ihre Mutter sie an. „Bitte! Die anderen sind auch alle eingeladen, und ich werde mich im Palast auch ganz bestimmt gut benehmen. Bitte, bitte, bitte!“

„Na, wenn das so ist, kann ich wohl gar nicht Nein sagen, oder?“, erwiderte ihre Mutter lachend.

„Oh, danke! Du bist die allerliebste, beste Mama auf der Welt!“ Stürmisch schmiegte sich Wolke an sie.

„Jetzt müssen wir nur noch Papa überzeugen …“, meinte Wolkes Mutter.

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