Wie immer, danke an meine Frau Rachael aus all den üblichen Gründen und extra Bonuspunkte dafür, dass sie die Hypericon-Party im letzten Jahr zu einem Riesenerfolg gemacht hat, obwohl sie sehr krank war. Danke an meine Brüder, Jeff und Eric, die einfach nur rocken. Danke an meine langjährigen Freunde, Shannon Turbeville und Keith Ashley, die ebenfalls rocken. Hmm, das Rocken scheint diesmal das Thema zu sein. Egal ... danke an meine Familie, besonders an meine Mom, Cherie Smith, für all die Liebe und Unterstützung, und an meine Großmutter, Dorothy C. May, genauso an Jay und Helene Wise, meine Schwiegereltern. Aus unterschiedlichen Gründen danke an alle, die jetzt folgen: Brian Keene, alle bei Keenedom, Don D’Auria, Tod Clark, Kent Gowran, Mark Hickerson, Joe Howe, Derek Tatum, Paul Legerski, Paul Synuria, Ben und Tracey Eller (www.worldofstrange.com), Mark Sylva, Brittany Crass, Blake Conley, John Everson, Rhonda Wilson, John Barcus, Shane Ryan Staley, Elizabeth Rowell, Kim Myers, David Wilbanks, Fred und Stephania Grimm, wer immer es war, der vor langer, langer Zeit das Bier erfunden hat, und all den Leuten, die im letzten Jahr Soultaker und Depraved gekauft haben. Es versteht sich von selbst, dass ihr alle mehr rockt als eine betrunkene 80er Metal-Band mit ständig voll aufgedrehten Verstärkern – ich sag’s aber trotzdem.
22. März
Rob blickte unablässig in den leicht schräg stehenden Rückspiegel des Galaxie. Er rechnete jeden Augenblick damit, eine Kolonne von Streifenwagen mit Blaulicht zu sehen, die sie verfolgten. Mittlerweile waren sie gut sechzig Kilometer vom Schauplatz des Blutbades entfernt und er begriff nicht, dass man in aller Öffentlichkeit ein so entsetzliches Verbrechen begehen und einfach so wegfahren konnte, ohne Schwierigkeiten und ohne Konsequenzen. Bislang war nirgends auch nur ein Polizist zu sehen gewesen.
Okay, ohne Konsequenzen war Blödsinn. Seine Psyche hatte einen ernsthaften Schlag erhalten. Sollte es ihm durch irgendein Wunder gelingen, diese Sache zu überleben und sein normales Leben wieder aufzunehmen, wäre er für den Rest seiner Tage damit beschäftigt, mit dem posttraumatischen Stress fertig zu werden, dessen war er sich sicher. Er sah bereits zahllose Jahre kostspieliger Therapien vor sich, nur um überhaupt funktionieren zu können.
»Nimm’ die nächste Ausfahrt.«
Roxie deutete auf ein blaues Schild, das am rechten Straßenrand in Sicht kam. Eins von der Sorte mit Symbolen drauf, die auf örtliche Motels, Restaurants und Tankstellen hinwiesen. Ein Stück weiter zeigte ein grünes Verkehrsschild an, dass die Ausfahrt noch eine Meile entfernt war.
Rob warf einen Blick auf die Benzinuhr des Galaxie und runzelte die Stirn. Der Tank war noch zu mehr als drei Viertel voll.
»Ähm ... warum?«
Schweigend starrte sie ihn einen Moment lang an, ihre Augen hinter der dunklen Sonnenbrille verborgen. »Weil ich es sage, darum!«
Rob nickte. »In Ordnung.«
Es war dumm von ihm gewesen zu fragen. Er hatte begriffen, dass es aussichtslos war, mit ihr zu diskutieren. Sie war unberechenbar. Labil. Und das waren Untertreibungen epischen Ausmaßes. Sie war geistesgestört und gemeingefährlich. Er musste aufpassen. Alles konnte jemanden wie Roxie zum Ausrasten bringen. Ein falsches Wort. Ein falscher Blick. Oder etwas, worüber er keinerlei Kontrolle hatte, irgendeine Laune ihrer kaputten Hirnchemie konnte sie dazu bringen, grundlos um sich zu schlagen. Rob erkannte, dass weder er noch sonst jemand eine Chance hatte, die Stimmungen dieser durchgeknallten Kleinen über längere Zeit zu steuern.
Die Ausfahrt lag vor ihnen. Er setzte den Blinker und bremste langsam ab.
»Irgendwie bin ich geil.«
Diese Bemerkung traf Rob völlig unerwartet. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, ihm war jedoch klar, dass sie eine Antwort erwartete. »Ähm ... ja?«
»Hast du schon mal ’ne Mörderin gefickt?«
»Nun ... nein.«
Sie lachte. »Hast du überhaupt schon mal irgendjemand gefickt?«
»Unschuldig bin ich nicht mehr, falls du das wissen willst.«
»Gut. Bieg’ links ab.«
Sie hatten das Ende der Ausfahrt erreicht, die in eine zweispurige geteerte Straße mündete. Zur Rechten, circa 400 Meter entfernt, reihten sich eine ganze Anzahl von Fast-Food-Buden, Tankstellen und ein Motel aneinander. Zur Linken schlängelte sich die Straße durch eine immer dichter werdende Wildnis. Der einzige Geschäftsbetrieb in dieser Richtung war eine Shell-Tankstelle. Verglichen mit den glänzenden, riesigen Servicestationen zur Rechten mit ihren Dutzenden von Zapfsäulen und den gigantischen, hell erleuchteten Schildern wirkte sie geradezu schäbig. Sie verfügte lediglich über zwei Doppel-Tanksäulen und das alles überragende alte Shell-Symbol in der Ecke des nahezu leeren, davor liegenden Parkplatzes sah aus, als stünde es bereits über ein halbes Jahrhundert dort – was wohl auch zutraf.
Rob schlug das Lenkrad nach links ein und bog ab.
»Fahr’ an die Tankstelle.«
Rob bog zur Shell-Tankstelle ein und lenkte den Galaxie in Richtung der Zapfsäulen.
Roxie verpasste ihm einen Hieb auf die Schulter. »Nicht dahin. Neben das Gebäude, hinten hin.«
Rob steuerte den Wagen von der Zapfsäule weg und parkte an der Stelle, auf die Roxie deutete, auf dem letzten Parkplatz ganz hinten neben dem Tankstellengebäude. Direkt vor dem Wagen befand sich eine Metalltür, auf der in Großbuchstaben »HERREN« stand. Roxie zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, und grollend kam der Motor zum Stehen. Sie ließ die Schlüssel in ihre Leinentasche fallen, hob die Tasche auf ihren Schoß und fing wieder an, darin herumzukramen. Sie hatte sich die Sonnenbrille über die Stirn nach oben geschoben, auf ihrem Gesicht lag ein verkniffener, konzentrierter Ausdruck und sie gab leise, frustrierte Laute von sich. Wonach auch immer sie suchte, war anscheinend nicht leicht zu finden.
Ein näher kommendes Motorengeräusch lenkte Robs Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Straße, auf der sie hergekommen waren. Ein alter, lindgrüner Fiat bog auf den Parkplatz der Tankstelle ein und fuhr an die Zapfsäule direkt vor dem Eingang. Ein übergewichtiger Typ um die 40 wuchtete sich aus dem Wagen, zückte die Brieftasche und schob eine Kredit- oder Kontokarte in den dafür vorgesehenen Schlitz an der Säule. Er tippte ein paar Ziffern ein. Wahrscheinlich die PIN-Nummer. Eine Kontokarte also. Er blieb stehen und beobachtete die Anzeige, bis der Vorgang abgeschlossen war. Anschließend nahm er die Zapfpistole aus der Halterung und schob sie in den Tankstutzen des Fiats. Während er die Digitalanzeige im Auge behielt, ließ er den Griff nicht los.
»Lohnt sich nicht, den auszurauben.«
Rob blickte Roxie an, sein Gesicht bekam einen ärgerlichen Ausdruck. »Müssen wir wirklich jemanden ausrauben? Ich meine ... ich habe Geld. In meiner Brieftasche sind ein paar Hunderter. Und auf meinem Bankkonto noch ein paar Tausender mehr. Du brauchst noch nicht mal jemanden zu erschießen, um dranzukommen.«
»Oh, das werde ich mir schon nehmen. Darauf kannst du dich verlassen. Ich sage ja bloß, dass dieser verdammte Schwachkopf sowieso nicht die Mühe wert wäre.«
Rob konnte sich die Neugier nicht verkneifen. »Ja? Weshalb?«
Roxie deutete mit einer Kopfbewegung in seine Richtung. »Sieh ihn dir doch an. Wie er die Zapfpistole hält und die Zahlen nicht aus den Augen lässt. Der Kerl hat Angst, sein Budget zu überziehen. Ein armer Sack, der nur so mit Ach und Krach über die Runden kommt. Der einzige Grund, aus dem ich den armen Scheißkerl umlegen würde, wäre, um ihn von seinem Elend zu erlösen.«
Rob sah sich den Mann genauer an und nun erst fielen ihm die labberigen, vor Schmutz starrenden Jeans und das ausgebleichte, verlotterte T-Shirt auf. Beides sah aus, als sei es bei einer Kleiderspende weggeworfen und dann wieder aus der Mülltonne gefischt worden. Sein Gesicht war teigig und unrasiert. Auf dem Schädel hatte er einen breiten, glänzenden kahlen Kreis, dafür waren die ihm noch verbliebenen Haare lang und zottelig.
»Hm.«
Sie hatte recht. Es würde sich nicht lohnen, ihn auszurauben. Rob machte sich eine geistige Notiz unter der Rubrik »Informationen, die ich verdammt noch mal niemals brauchen werde«. Dennoch war es irgendwie interessant. Sie hatte ein scharfes Auge für Dinge, die eine erfahrene Kriminelle auf den ersten Blick feststellen würde. Was ja auch einen Sinn ergab, immerhin war sie genau das.
»Aha!«
Die Bemerkung löste seine Aufmerksamkeit von Mister Abwärtsspirale. Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete er den schmalen, silbernen Gegenstand, den sie zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hielt. »Ist es das, was ich glaube?«
»Ja.«
Damit schloss sie die am Lenkrad befestigte Handschelle auf.
»Du lässt mich gehen?«
»Sei doch kein Idiot.«
»Richtig. Das war blöde von mir. Was passiert jetzt?«
Sie wies mit dem Kopf auf die Toilettentür. »Wir gehen da rein.«
Sie nahm ihre Leinentasche. »Ich muss normale Klamotten anziehen, damit ich wie ein ganz normales Mädchen aussehe. Ich kann ja schlecht so rumlaufen, wenn ich auf Tour gehe, oder?«
Rob zuckte die Achseln. »Ich habe nicht viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Mit Auf-Tour-Gehen habe ich nicht viel am Hut. Aber irgendwie klingt es ... clever?«
»So sicher scheinst du dir aber nicht zu sein.«
Ein weiteres Achselzucken. »Wie gesagt ...«
»Ja, ja, nicht genug Erfahrung und so weiter. Hör’ zu! Ich sage dir, was wir jetzt machen. Ich kann dich ja schlecht hier draußen allein lassen, während ich mich umziehe. Du steigst jetzt aus, und zwar ganz ungezwungen. Ganz ruhig. So wie ein ganz normaler Typ, der aus seinem Wagen aussteigt, um pissen zu gehen. Du legst die Hand über die offene Handschelle, und sieh bloß nicht zu dem fetten Typ an der Zapfsäule rüber. Geh’ einfach zum Klo mit mir. Kapiert?«
Sie richtete die Waffe auf ihn.
Ja, er hatte kapiert.
Er nickte.
»Na gut. Dann los.«
Sie stieg aus und blieb neben dem Wagen stehen, wartete auf ihn, die Waffe in der Leinentasche verborgen, die sie vor ihren Körper hielt. Er stieg aus, darauf bedacht, nicht zu den Zapfsäulen hinüberzublicken, während er ihr zur Toilette folgte. Und obwohl ihm bewusst war, wie obszön unangemessen das Ganze angesichts der ungeheuren Tat war, die sie keine Stunde zuvor begangen hatte, konnte der lüsterne Teil in ihm nicht anders, als festzustellen, dass sie von hinten mindestens ebenso gut aussah wie von vorn. Sie hatte muskulöse, wohlgeformte Schenkel und Waden und ihr hoch angesetzter Arsch wurde durch den schwarzen Minirock auf atemberaubende Weise betont. Sie hatte den ungezwungenen, verführerischen Gang einer geborenen Sex-Bombe. Und der Schwung ihrer Hüften ließ ihn an Dinge denken, an die er in Anbetracht der entsetzlichen Dinge, die sie getan hatte, besser nicht dachte. Als sie die Toilette erreichten, warf sie ihm einen Blick zu, und so, wie sie die Mundwinkel verzog, war klar, dass sie genau wusste, wo er seine Augen gehabt und was er dabei gedacht hatte. Ihre eitle Selbstsicherheit machte ihn wütend und zugleich schämte er sich. Die Frau war wirklich verdorben. Eine herzlose Killerin. Allein das Wissen darum sollte eigentlich genügen, jedes Aufflackern von Leidenschaft bei ihrem Anblick zu ersticken.
Aber das tat es nicht. Jedenfalls nicht ganz.
Und das machte seine Scham nur noch größer.
Sie öffnete die Tür und stieß ihn ins Dunkle. Dann folgte sie ihm und knipste das Licht an. Das Dunkel wich. Rob hörte, wie sie die Tür hinter sich zuschlug und abschloss. Er war allein in einem verschlossenen Raum mit einer Mörderin. Niemand konnte sie beide sehen. Sie könnte ihn jetzt umbringen und niemand würde sie aufhalten. Scheiße, es war der perfekte Zeitpunkt. Er hörte etwas zu Boden fallen und begriff, dass es die Leinentasche war.
Damit hatte sie jetzt nur noch die Waffe in der Hand.
Er spannte sich an und rechnete damit, jeden Augenblick den Druck eines Revolverlaufs an seinem Hinterkopf zu spüren. Er versuchte, nicht laut loszuwinseln. Bemühte sich tapfer zu sein.
Er schloss die Augen und wartete auf das Ende.
Dann spürte er etwas Kleines, Hartes, das ihm ins Kreuz hämmerte. Er schrie auf und wurde nach vorn geschleudert. Schmerzhaft schlugen seine Knie auf den harten, schmutzigen Bodenfliesen auf. Er öffnete die Augen, einen Moment bevor ihn etwas – ihre offene Hand, wie er im nächsten Augenblick begriff – an der Schläfe traf und gänzlich zu Boden schubste.
»Mach’, dass du unters Waschbecken kommst.«
Rob wälzte sich auf die Seite und starrte mit tränenfeuchtem Blick zu ihr hoch. »Mein Gott, du brauchst mich doch nicht zu schlagen.«
Sie trat ihm gegen sein Schienbein und erneut schrie er auf.
»Zum Teufel noch mal, tu’, was ich dir sage, bevor ich die Geduld verliere.«
Rob richtete sich auf Knie und Hände auf und starrte auf das winzige Porzellanbecken, das zu seiner Linken an die Wand geschraubt war. Ein rostzerfressenes Rohr ragte aus dem unteren Ende des Beckens und verschwand in einer Maueröffnung. Roxie trat Rob erneut, in den Hintern diesmal, und wieder heulte er auf. Hastig krabbelte er unter das Becken und blickte zu ihr auf, als sie sich vor ihn kniete. Die Sonnenbrille hatte sie hochgeschoben, sie schmiegte sich geradezu in ihr rabenschwarzes Haar. Sie sah aufregender aus denn je, wie sie so vor ihm in der Hocke kauerte, so nah mit ihren sich deutlich unter dem engen T-Shirt abzeichnenden Brüsten. Er blickte ihr in die Augen und empfand nichts als Scham. Dieses wunderschöne Gesicht ... aus diesem Blickwinkel ... Wahrscheinlich hatten die armen, ahnungslosen Schweine in dem Neon sie während der letzten Augenblicke ihres Lebens genauso gesehen. Vor seinem geistigen Auge sah er noch einmal eine hellrote Masse an die Heckscheibe des Neon spritzen. Er fing wieder an zu zittern.
Sie lächelte. »Hast du Angst?«
Er schluckte. »Ja.«
Schweigend sah sie ihn einen Moment lang an, den Kopf zur Seite geneigt, die Lippen geschürzt, und musterte ihn. Schließlich lächelte sie. »Gut. Das mag ich.« Sie griff nach der offenen Handschelle und ließ sie an dem Rohr einrasten. »Du bleibst hier, solange ich mich umziehe.« Sie lachte. »Etwas anderes bleibt dir ja auch kaum übrig, he?«
Rob starrte sie bloß an.
Noch immer lächelnd schnappte sie den Leinenbeutel und erhob sich, wandte sich von ihm ab, lehnte sich ans Waschbecken und fing wieder an, in der Tasche zu kramen. Rob starrte auf die Rückseite ihrer Beine und versuchte erneut, nicht an ... irgendwelche Dinge zu denken. Sie summte vor sich hin, während sie in ihrer Tasche kramte, eine fröhliche Melodie, die er nicht einordnen konnte. Aber irgendwie klang es verkehrt, dass jemand wie sie so etwas summte.
Die Toilette war nicht sehr groß. Eine einzige Kabine ohne Tür, ein einzelnes Urinal daneben. An der Wand neben der Tür hing ein Münzautomat, an dem man Kondome ziehen konnte, neumodischer Kram, eher als Scherzartikel als zur Verhütung geeignet. Zum Spaß hatte er mal ein paar für seine Ex-Freundin gekauft. Gott. Charlene. Sie war eine tolle Frau gewesen. Dieses strahlende Lächeln. Und wie sie sich begeistern konnte. Was würde er jetzt darum geben sie wiederzusehen. Mit ihr Schluss zu machen, war reine Dummheit gewesen. Und wozu? Um sich die Hörner abzustoßen? Wie blöd konnte man eigentlich sein? Er hatte bereits die perfekte Frau gefunden. Was machte es schon, wenn Lindsey – seine beste Freundin, mit der er sich die Wohnung teilte – sie nicht ausstehen konnte!
Sollte ich hier je wieder rauskommen ...
Die Leinentasche plumpste wieder auf den Boden und Roxie bewegte sich vom Waschbecken weg. Mitten im Raum stehend fing sie an, sich mit wiegenden Hüften aus ihren Gothic-Klamotten zu schälen. Als Erstes zog sie das T-Shirt über den Kopf. Augenblicklich war Charlenes Bild wie weggewischt. Wie der schwarze Rüschen-BH sich von der blassen, glatten Haut abhob, war ein unwiderstehlicher Anblick. Als Nächstes war der Rock an der Reihe, sie warf ihn in ihren Leinenbeutel. Sie streifte die Schuhe ab, lehnte sich gegen die Kabine, hob ein Bein und begann ein gestreiftes Söckchen auszuziehen. Ganz langsam. Robs Blick wanderte zu ihrem Gesicht. Sie sah ihm direkt in die Augen. Schlagartig wurde ihm klar, dass sie sich nicht nur ihre Kleidung wechselte, sondern sich vor ihm in Szene setzte. Sie krempelte das Söckchen um und warf es in die Tasche. Anschließend wiederholte sie das Ganze betont langsam mit dem anderen Söckchen. Rob starrte sie unverwandt an. Ihm war klar, dass er eigentlich wegschauen und nicht zulassen sollte, dass sie ihn derart manipulierte, dass er wenigstens einen Anschein von Respekt für die Menschen, die sie umgebracht hatte, aufbringen sollte.
Doch dazu war er nicht in der Lage.
Sie warf das zweite Söckchen in die Tasche. »Und, hat es dir gefallen?«
Sie lachte.
Und Rob heulte auf, als es dreimal gegen die Toilettentür hämmerte. »He«, rief eine gedämpfte Stimme, »Beeilung da drin! Ich muss pissen wie ein russisches Rennpferd.«
Roxie blickte Rob in die Augen. Sie brauchte ihm keine Anweisungen zu geben, ihre angespannte Miene sagte alles. »Ich beeile mich ja schon. Bloß ’ne Sekunde, ich bin gleich fertig. Ich habe ... äh ... Frauenangelegenheiten.«
Ein Schnauben von der anderen Seite der Tür. »Frauenangelegenheiten, meine Fresse! Verdammte Hure! Ich hab’ dich gesehen, wie du mit dem Kerl da rein bist. Sex in öffentlichen Toiletten verstößt gegen das Gesetz, ist dir das klar? Und jetzt mach’, dass du da rauskommst, und lass’ mich pissen oder ich rufe die Bullen!«
Roxie ging an die Tür und zog sie ein Stück weit auf. »Hör’ zu, ich hab’ hier drin geschäftlich zu tun. Der Kerl hier zahlt mir ’ne Stange Geld dafür, wenn ich mit seinem Arsch irgend ’nen ausgefallenen Scheiß anstelle.« Sie öffnete die Tür ein bisschen weiter und ein Mann, in dem Rob den dicklichen Typ von der Zapfsäule wiedererkannte, spähte zu ihm hinein.
Der Kerl grinste und blickte Roxie an. »Ohne Scheiß?«
Roxies Lächeln wurde breiter, sie warf sich verführerisch in Pose. »Ohne Scheiß! Du würdest Augen machen, wenn du wüsstest, auf was für verquere Sachen diese Bondage-Freaks stehen. Er zahlt sogar dafür, dass ich ihn beschimpfe.« Roxie warf einen Blick zu Rob. »Stimmt’s, du elendes Stück Scheiße?«
Rob schluckte voller Angst. Er brachte ein schwaches Nicken zustande.
Der Mann lachte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Was es alles gibt! Hör zu, mir ist egal, was ihr da drin treibt, aber ich muss wirklich pissen. Und zwar jetzt.«
Roxie beugte sich etwas vor und reckte ihm ihre Brüste entgegen. Natürlich schaute er darauf. »Na, dann komm’ doch rein und piss’ endlich.« Sie lachte leise. »Vielleicht hast du ja auch Lust mitzumachen.«
Der Kerl starrte auf ihre Titten. Er strich sich mit der Hand übers Kinn. Man konnte ihm regelrecht ansehen, dass er Lust dazu hatte. »Ich ... äh, das klingt wirklich super, aber ... im Moment habe ich ... nicht so viel Bares bei mir.«
»Ach, das ist schon in Ordnung.«
Roxie packte ihn am Handgelenk, zog ihn in die Toilette, machte die Tür zu und schloss wieder ab. Sie legte dem Typ die Arme um den Hals, wand und rieb sich an ihm, was ein gequältes Stöhnen hervorrief. »Baby, du bist so verdammt sexy. Ich glaube, dir mach ich’s umsonst.«
Der Kerl wurde ganz rot im Gesicht. »Heilige Scheiße! Meinst du das ernst?«
Sie kicherte. »In deinem ganzen Leben bist du noch nie jemandem begegnet, der es ernster meint als ich, Baby.«
Sie löste die Umarmung und schob ihn in die Kabine, und zwar so, dass er auf dem Klodeckel zu sitzen kam. Robs Herz begann heftig zu pochen. Er hatte keine Ahnung, was Roxie vorhatte, aber mit Sicherheit nichts Gutes. Und er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht die Absicht hatte, diesen Kerl zu ficken. Aus lauter Neugier stieß er sich von der Wand ab und rutschte so weit vor, wie die Handschelle es zuließ. Damit hatte er einen ziemlich guten Blick auf Roxie, wie sie vor dem Typ stand.
Der Mann starrte verzückt zu ihr auf, offensichtlich hatte er völlig vergessen, dass er pissen musste wie ein russisches Rennpferd. Was auch immer das heißen mochte. Roxie beugte sich über ihn, die Hand auf den Spülkasten gestützt, und ließ ihm ihre Brüste ins Gesicht baumeln. Sie kicherte erneut. »Mach’ die Augen zu, Baby, jetzt gibt’s ’ne Überraschung.«
Der Mann bebte am ganzen Körper. »Heilige Scheiße! Heute ist mein Glückstag!«
Rob verzog das Gesicht.
Nein, Mann, ganz bestimmt nicht.
Der Typ schloss die Augen.
Rob sah, wie Roxies Finger sich fest um den Deckel des Spülkastens schlossen. Sie hob ihn ab und hielt ihn hoch über den Kopf. Der Mann öffnete die Augen und starrte sie verwirrt und überrascht an. Ein kehliger, animalischer Laut löste sich aus Roxies Kehle, als sie ihm den Deckel mit voller Wucht über den Schädel zog. Erneut hob sie das schwere Porzellanteil hoch und ließ es herabsausen. Wieder und wieder. Bis Rob ein Geräusch hörte, das ihn an das Aufbrechen einer Eierschale erinnerte. Doch damit war es noch lange nicht zu Ende. Roxie hörte nicht auf, mit dem Ding auf den Mann einzuschlagen. Rob hatte keine Ahnung, wie lange es so weiterging. Er kotzte auf den Boden und würgte mehrere Minuten lang, bevor er an seinen vorherigen Platz unter dem Waschbecken zurückkroch. Er schloss die Augen und wünschte sich, er könnte einfach im Erdboden versinken. Er war schweißgebadet und ihm war schlecht. Es verging einige Zeit, ehe er merkte, dass die gewalttätigen Geräusche aufgehört hatten.
Er öffnete die Augen und sah Roxie, die mit ausdrucksloser Miene auf ihn hinabblickte. Sie hatte enge Jeans an, weiße Turnschuhe und ein schlichtes blaues T-Shirt.
»Es wird Zeit, dass wir gehen.«
»U-u-u-uh ...«, schniefte Rob.
»Halt’s Maul!«
Rob schloss den Mund.
Roxie machte die Handschelle los und sie verließen den Schauplatz eines weiteren Mordes. Wenige Augenblicke später befanden sie sich wieder auf der Interstate. Endlos erstreckte sich die Straße vor ihnen bis zum dunstverhangenen Horizont. Doch für Rob hatte sie ihren Reiz verloren. Für ihn war sie nicht länger ein Ort unbegrenzter Möglichkeiten. Der Weg vor ihm war der Highway des Teufels, der direkt ins Verhängnis, ins Verderben führte.
17. März
Ein Wagen voller Jungs im Teenageralter fuhr an Julie Cosgrove vorüber, als sie die schmale Straße, in der sie wohnte, entlangging. Einer der Jungen lehnte sich aus dem Rückfenster und machte eine unflätige Bemerkung. Rasch glitten Julies Daumen über die Tasten ihres Handys, während sie die Antwort auf eine SMS von Alicia, ihrer besten Freundin, eintippte. Sie hörte das Gelächter der Kids in dem Wagen, nahm es jedoch kaum wahr. Die waren ihre Aufmerksamkeit nicht wert. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihnen den Finger zu zeigen, da dies ihr unverschämtes Verhalten nur noch belohnt hätte. Abgefahrene Reifen quietschten über den Asphalt und der Wagen schoss davon.
Julie verdrehte die Augen.
Jungs.
Sie waren ja so dumm. Oh, sie mochte sie durchaus, auf einer körperlichen Ebene, aber sie konnte es nicht ausstehen, wie unreif die meisten Jungen in ihrem Alter noch waren. Diese Versager zum Beispiel mit ihrer bescheuerten Anmache aus dem fahrenden Auto heraus. Viel zu feige, irgendwie näher zu kommen oder ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Diese Kerle würden rot anlaufen und anfangen zu stottern, wenn sie gezwungen wären, länger als zwei Sekunden in ihrer Gegenwart zu verbringen.
Sie drückte eine Taste, um ihre SMS zu abzuschicken, und klappte das Handy zu. Als sie sah, dass sie nur noch einen Block von dem Haus entfernt war, das John und Karen Lee gekauft hatten, beschleunigte sie ihren Schritt. Es war kurz nach drei Uhr nachmittags. Für gewöhnlich kam Karen erst gegen vier von ihrem Job in der Bank nach Hause. John hingegen war Wirtschaftsprüfer und arbeitete häufig von zu Hause aus. Sie sah seinen Wagen in der Einfahrt stehen, einen schwarzen BMW, und bei seinem Anblick schlug ihr Herz schneller. Sie wusste, dass John ein Auge auf sie geworfen hatte. Ständig verschlang er sie mit seinen Blicken, wenn er glaubte, dass sie nicht hinsah. Es war richtig süß, wie unschuldig er tat, wenn sie ihn dabei erwischte.
In letzter Zeit hatte sie viel entdecken müssen. Ein Mann in seinem Alter wusste, wie man mit Frauen umging. Er machte nicht dauernd dumme Bemerkungen oder lachte nicht wie ein Idiot über seine eigenen Witze, anders als die meisten Jungs, die sie kannte. Und für einen so alten Typ war John noch ziemlich sexy. Manchmal fragte Julie sich, wie es wohl sein würde, ihn zu küssen. Bei dem Gedanken daran kam sie sich richtig verrucht vor. So etwas tat man nicht, wie ihre Mutter sagen würde. Zur Hölle mit ihr. Julie lächelte. In Wirklichkeit hatte sie dauernd schmutzige Gedanken, alles Mögliche ging ihr durch den Kopf, Dinge, bei denen ihre Mutter vor Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde. Gut, dass sie keine Ahnung hatte, wie man einen Computer einschaltete, geschweige denn bediente. Auf ihrem Laptop befand sich lauter Zeug, bei dem schnüffelnde Eltern ausflippen würden.
Sie konnte es kaum erwarten zu sehen, wie er große Augen bekam, wenn er ihren heißen Körper in den knappen Hotpants und dem winzigen rückenfreien Top sah. Er würde sich bemühen, ihr nicht auf die Titten zu gucken und es doch nicht schaffen. Die einzigen Typen, die es hinkriegten, ihr nicht dauernd auf die Titten zu glotzen, waren Schwule. Und sogar die taten es manchmal. Sie würde ihn nach dem Geld fürs Babysitten der letzten Woche fragen, er würde sie hereinbitten und ihr vielleicht noch etwas Kaltes zu trinken anbieten, während er die Scheine aus seiner Brieftasche zog. Er würde mit ihr scherzen und auf die naive Art älterer Herren mit ihr flirten, so wie letzte Woche bei der Geburtstagsparty der kleinen Nancy. Nur dass Julie diesmal vorhatte, selber auch mit ein paar zweideutigen Bemerkungen zu reagieren und, nun ja ...
Sie lächelte.
Wir werden ja sehen, wie es sich weiterentwickelt.
Doch das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, als sie den blauen Mini Cooper erblickte, der neben dem BMW parkte. Karens Wagen. Die dumme Schlampe war also früher von ihrem dämlichen Job nach Hause gekommen. Einen flüchtigen Moment lang stellte sie sich vor, wie sie der Älteren mit ihrer Faust ins Gesicht boxte.
Der Vibrationsalarm ihres Handys ging los. Sie klappte es auf und sah eine neue SMS von Alicia. Nicht dein Ernst, der ist doch tausend Jahre älter als du.
Julie antwortete kurz. Ich weiß. Halt den Mund.
Sie schaltete das Handy aus und klappte es wieder zu.
Sie überquerte den makellos gepflegten Rasen der Lees und stieg die Stufen zur Haustür hoch, um zu läuten. Drinnen schellte es leise und sie hörte eine Männerstimme etwas Undeutliches sagen. Das musste John sein. Sie hoffte, er würde an die Tür kommen und nicht Karen. Sie wollte unbedingt den lüsternen Ausdruck in seinen Augen sehen. Das würde ihr bis zum nächsten Mal reichen, wenn sie wieder Gelegenheit hatte, mit ihm allein zu sein. Während sie wartete, überlegte sie sich, wie weit sie John gehen lassen würde, wenn es endlich so weit war. Sie wollte ihn küssen. Gott, ja. Aber würde er sich damit zufriedengeben? Er könnte denken, dass sie ihn nur anmachen und dann abblitzen lassen wollte.
Aber vielleicht ...
Der Türknauf begann sich zu drehen und rasch setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf – in der Hoffnung, ihn damit zu überraschen. Das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte, war der entsetzliche Gestank, der ihr in die Nase drang, als die Tür sich langsam öffnete. Als sie ganz offen war, wurde Julies Gesicht schlagartig kalkweiß. Vor ihr stand ein grinsender Albtraum.
Ein Mann mit zotteligen, schmutzigen, nach allen Seiten abstehenden Haaren stand splitternackt vor ihr. Sein Blick war irr, wie der eines wilden Tieres. Er war mager, dürr wie ein Strichmännchen aus Fleisch und Blut, aber unter der straff gespannten Haut zeichneten sich harte Muskeln ab. Eine Substanz, die wie getrocknetes Blut aussah, klebte in seinem Brusthaar. Und noch während Julie hinsah, begann sein schlaffer Penis sich aufzurichten.
Instinktiv wich sie einen Schritt zurück, doch er packte sie am Handgelenk und zerrte sie ins Haus, schlug die Tür zu und schleifte sie schreiend ins Wohnzimmer.
»Halts Maul, Schlampe!«, knurrte er sie an.
Er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht und sie stolperte rückwärts, blieb mit den Füßen irgendwo hängen und fiel. Die Glasplatte eines Beistelltischchens zersplitterte unter ihr, als sie darauf landete. Scharfe Scherben schnitten ihr ins Fleisch. Sie schrie auf, als ihr Widersacher mit einer Hand ihren schmalen Hals packte und sie wieder hochhob. Sie spürte, wie sein Penis gegen sie schnellte, und versuchte erneut zu schreien, doch die Hand, die ihre Kehle umklammerte, ließ nur ein kaum hörbares Gurgeln zu. Der Mann lachte und leckte ihr mit einer Zunge, so trocken wie Sandpapier, übers Gesicht. Allein das Gefühl auf ihrer Haut ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Er saugte an ihrer Unterlippe und hauchte ihr in den Mund. Der Gestank trieb ihr das Wasser in die Augen. Die Galle kam ihr hoch und sie fragte sich, ob sie wohl daran ersticken würde – der eiserne Griff des Mannes gestattete ihr nur noch eine sehr geringe Luftzufuhr. Er drückte sich an sie und sagte: »Und jetzt werde ich dich ficken, Süße.«
Die Spitze seines angeschwollenen Penis bohrte sich durch einen Riss ihres zerfetzten Tops. Das Gefühl, wie das Ding über ihren Körper glitt, widerte sie an. Doch trotz all ihrer Angst sah Julie noch eine winzige Chance, diesem Albtraum zu entkommen. Er war so darauf versessen, diverse Teile ihrer Anatomie zu betatschen – seine freie Hand riss gerade ihr Top in Fetzen, um nach ihren Brüsten zu greifen –, dass er es versäumte, sie richtig festzuhalten. Aber vielleicht war es ja auch kein Versäumnis. Vielleicht sah er in ihr einfach keine Bedrohung. Oder er ging davon aus, dass sie viel zu verängstigt war, um sich zu wehren.
Falsch gedacht, du Missgeburt.
Ihre Rechte schoss hoch und ihre langen Fingernägel gruben sich in seinen Augapfel. Er heulte vor Schmerz auf und ließ sie los. Julie taumelte zurück, versuchte wieder zu Atem zu kommen, während sie zusah, wie der Kerl sich die Hand aufs Auge presste und mit dem anderen Arm hilflos um sich schlug. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Er hörte lange genug auf herumzufuchteln, um sie mit seinem gesunden Auge anzublicken und sie anzubrüllen: »Dafür bringe ich dich um, du Hure!«
Er machte erneut Anstalten, auf sie loszugehen, schrie jedoch auf, als sich eine Glasscherbe in seine Fußsohle bohrte. Rasch blickte Julie sich um, während der Verrückte auf einem Bein herumhüpfte und wimmerte wie ein Kleinkind. Das Wohnzimmer war standardmäßig eingerichtet. Riesiger Fernseher, große Couch und ein paar Sessel. Und eine Riesenbar mit einem Regal darüber, auf dem alle möglichen Utensilien, die man in einer Bar brauchen konnte, aufgereiht waren.
Ja!
Julie schnappte sich einen Korkenzieher, legte die Hebelgriffe um, damit das Gewinde mit der Spitze ganz nach außen trat, und ging damit auf ihren Angreifer los. Der Kerl saß auf der Kante eines Sessels und war damit beschäftigt, die Glassplitter aus seinem blutenden Fuß zu ziehen. Er blickte hoch und sah sie kommen, allerdings nicht mehr rechtzeitig, um auszuweichen oder die Attacke abzuwehren. Sein noch verbliebenes Auge weitete sich. Für Julie war es eine Genugtuung, die Angst darin zu sehen. Sie rammte ihm den Korkenzieher in die Schläfe und sein Körper begann zu zucken. Julie riss den Korkenzieher wieder heraus und stieß ihn ihm ins andere Auge. Nun sahen sie wieder irgendwie gleich aus – beide waren sie durchbohrt und bluteten. Diese Vorstellung ließ sie völlig unangebracht kichern, während zugleich eine neue Woge der Übelkeit in ihr aufstieg. Sie zerrte den Korkenzieher aus seinem Auge. Starrte auf seinen Hals, auf das schwache Pulsieren unter der Haut.
Da, dachte sie. Da sitzt die Halsschlagader.
Sie rammte ihm den Korkenzieher in den Hals und Blut schoss hervor. Mittlerweile war Julie über und über mit Blut besudelt. Ihrem eigenen und dem des Mannes, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen. Sie kicherte erneut. Ganz tief drin sind wir doch alle aus demselben Holz geschnitzt.
Julie stieß noch einige weitere Male mit dem Korkenzieher zu, selbst als ihr klar war, dass er bereits tot sein musste. Sie empfand eine seltsame Faszination bei dem Anblick, wie das Werkzeug ins Fleisch eindrang. Ungefähr so, wie wenn sie die Blütenblätter von einer Blume abriss und sie damit jedes Mal Stück für Stück mehr zerstörte. Und das wirklich Merkwürdige daran war, wie wenig ihr das Ganze ausmachte, nun, da der Kerl keine Gefahr mehr darstellte. Irgendwie war es sogar lustig, so wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Doch irgendwann hatte sie genug davon, dauernd auf den Leichnam einzustechen, und stieg von ihm herunter.
Schwer atmend stand sie mitten im Wohnzimmer und überlegte, was sie nun tun sollte. Die Notrufnummer wählen. 911. Was sonst? Doch irgendetwas ließ sie zögern. Der Mann, den sie getötet hatte, war eindeutig ein ungebetener Gast. Der Gedanke daran ließ sie laut auflachen. Kein Scheiß, oder? So einen hatten John und Karen niemals zum Abendessen oder dergleichen eingeladen. Nein, er war ein Einbrecher. Wahrscheinlich hatte er die ganze Familie umgebracht. Und irgendwo im Haus lagen ihre Leichen herum. Es war dieser Gedanke, der sie davon abhielt, nach dem Handy in ihrer Tasche zu greifen.
Sie wollte es sehen.
Ja, es war echt scheiße, dass John höchstwahrscheinlich tot war. Nun würde sie niemals Gelegenheit haben, ihn zu küssen. Oder mit ihm zu ficken. Jetzt konnte sie es sich ja eingestehen. Das wäre letztlich ihr Ziel gewesen. Doch nun war sie nicht minder versessen darauf, seine Leiche zu sehen. Auf ihrem Laptop hatte sie eine Riesensammlung von Tatort- und Autopsiefotos gespeichert. Und nun hatte das Schicksal sie in eine Lage gebracht, in der sie Gelegenheit hatte, sich alles ganz ausführlich in echt anzuschauen. Eine solche Chance durfte sie sich nicht entgehen lassen. Und, zum Teufel, die Cops würden es doch gar nicht merken, dass sie sich den Tatort so richtig reingezogen hatte.
Sie schlich sich aus dem Wohnzimmer in einen langen Flur, der, wie sie wusste, zum Schlafzimmer führte. Wahrscheinlich gab es überhaupt keinen Grund, so heimlich zu tun, doch noch immer konnte sie nicht absolut sicher sein, dass jeder im Haus auch wirklich tot war, darum bewegte sie sich mit äußerster Vorsicht vorwärts. Als sie den Flur zur Hälfte durchquert hatte, vernahm sie ein Geräusch, in dem sie auf Anhieb das Quietschen von Bettfedern erkannte, ein rhythmisches Auf und Ab, das man gemeinhin nur mit Geschlechtsverkehr in Verbindung brachte. Es kam aus dem Elternschlafzimmer am Ende des Flurs. Sie schlich sich näher und hörte ein gedämpftes Grunzen. Die Schlafzimmertür stand ein Stück weit offen. Sie konnte eine Ecke des Bettes sehen. Den Rücken an die Wand zu ihrer Rechten gepresst, schob sie sich vorsichtig vorwärts bis zum Ende des Flurs. Nachdem sie das Schlafzimmer erreicht hatte, spähte sie um den Türpfosten und schreckte entsetzt vor dem grässlichen Anblick zurück, der sich ihr bot.
Johns Kopf lag auf dem Boden. Sein kopfloser Körper saß zusammengesunken auf einem Stuhl vor der gegenüberliegenden Wand. Seine Beine waren gespreizt und wo sich seine Genitalien befunden hatten, konnte sie ein klaffendes, blutiges Loch sehen. Nancy lag auf dem Boden. Man hatte ihr den Bauch aufgeschlitzt. Ihr Unterleib war eine blutige, zerfetzte Masse. Jemand hatte ihr ihre Eingeweide um den schmalen Hals geschlungen. Auf dem beigen Teppich befanden sich große, dunkle Flecke, bei denen es sich nur um Blut handeln konnte.
Karen lag auf dem Bett, die Beine weit gespreizt, während der Kerl, der auf ihr hockte, sie rammelte und ächzende Laute von sich gab. Karen hatte lange, schlanke Beine. Erstaunt stellte Julie fest, dass sie eine hübsche Tätowierung, einen Schmetterling, am rechten Fuß hatte. Allerdings wirkten die Muskeln dieser wohlgeformten Beine sonderbar schlaff für jemanden, der gerade Sex hatte. Dann wurde Julie allmählich klar, was auf dem Bett vor sich ging, und sie zog das Handy aus ihrer Tasche. Sie klappte es auf und starrte auf die dunkle Anzeige.
Scheiße.
Sie hatte ganz vergessen, dass sie es ausgeschaltet hatte, nachdem sie auf Alicias SMS geantwortet hatte. Wenn sie es jetzt einschaltete, würde der dämliche Klingelton diesen kräftig gebauten Nekrophilen sofort auf sie aufmerksam machen. Und dann würde er sie umbringen, was sonst? Sie gab sich keinerlei Illusionen hin, mit diesem Kerl so leicht fertigzuwerden wie mit dem anderen. Er würde ihr einfach ihren Korkenzieher abnehmen und ihn ihr in den Arsch schieben. Oder in irgendeine andere Körperöffnung. Bei dem Gedanken daran krampfte sich ihr Magen zusammen. Das Klügste, was sie tun konnte, wäre, so schnell wie möglich wegzulaufen und zu machen, dass sie hier rauskam. Doch sie wünschte sich nichts sehnlicher als ein Foto von der entsetzlichen Gräueltat, die da auf dem Bett vor sich ging. Es würde die Krönung ihrer morbiden Sammlung darstellen. Vielleicht schaffte sie es ja runter in die Küche, um dort das Telefon einzuschalten, und dann wieder zurück. Doch nein, so wie der Kerl immer lauter stöhnte, wäre bis dahin alles vorbei.
Das ist das Dümmste, was ich jemals getan habe, dachte sie, oder was ich jemals tun werde, daran besteht nicht der beschissenste Zweifel.
Sie drückte die Einschalttaste, legte beide Hände fest um das Handy und presste es an die Brust – in der Hoffnung, den Begrüßungston damit so weit zu dämpfen, dass der Mann ihn nicht hörte. Aber natürlich erklang der Ton glockenhell.
Mitten im Stoß hielt der Kerl inne und warf einen Blick über die Schulter, direkt auf Julie, die völlig schutzlos in der offenen Tür stand. Sein Haar war lang und weiß und so dünn wie das Haar eines Einsiedlers aus einem Märchen. Nur dass dieser Einsiedler den Körperbau eines Holzfällers hatte, der Anabolika schluckte. Seine Nasenlöcher weiteten sich, seine Lippen verzogen sich zu einem Knurren. Sein mitleidloser Blick verhieß Schmerzen und jede Menge Brutalität. Er stieg von der Leiche herunter und Julie sah Karens Kopf mit schlaffem Mund und leblosen, ins Leere starrenden Augen auf dem Kissen liegen.
Der Kerl grinste.
Dann ging er auf sie los.
Julie schrie auf und rannte weg, die Diele entlang. Sie stürzte durchs Wohnzimmer und schaffte es bis in den Windfang, ehe der Riesenkerl sie einholte. Er packte ihr Haar und brachte sie mit einem Ruck zum Stehen, was sie erneut aufschreien ließ. Dann stieß er sie zu Boden und ließ sich auf sie fallen, drückte ihr einen kräftigen Unterarm gegen die Kehle und grapschte mit seiner freien Hand nach den Überresten ihres zerrissenen Tops. Sie konnte sich nicht bewegen. Konnte die Hände nicht freibekommen, um ihm die Augen auszukratzen. Sie spürte seine Erektion an ihrem Körper anschwellen und ihr war klar, dass sie diesmal der Vergewaltigung nicht entgehen würde. Sie verfluchte ihre Dummheit. Sie hätte machen sollen, dass sie hier rauskam, als sie die Gelegenheit dazu hatte. Und sie verfluchte ihre morbide Ader. Im Moment schien beides untrennbar miteinander verwoben.
Plötzlich hörte der Kerl auf sie zu betatschen. Der Druck auf ihre Kehle ließ nach und Julie hustete und spuckte. Der Mann hatte das Gesicht von ihr abgewandt. Entsetzen grub sich in seine Miene. Es ließ seine Falten noch tiefer wirken und verlieh ihm das gespenstische Aussehen einer Halloween-Maske.
Er blickte wieder auf sie hinab. »Du hast meinen Freund umgebracht.«
Julie hustete erneut und räusperte sich. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Hör’ zu, du musst mich zu nichts zwingen. Ich werde alles tun, was du verlangst. Das mit deinem Freund tut mir leid.«
Der Mann hatte die Zähne fest aufeinandergepresst. Vor Zorn bebte er am ganzen Körper. Er legte ihr eine Hand um den Hals und begann zuzudrücken. »Du verdammte Hure. Du verfickte kleine Schlampe. Du hast meinen einzigen Freund umgebracht!«
Ein entlegener Teil von Julies Hirn wunderte sich darüber, wie absurd es doch war, dass ein so abartiger, durchgeknallter Psychopath wie dieser Kerl um den Verlust von irgendjemandem Trauer empfand. Doch das Gefühl schien echt zu sein. In seinen Augen standen Tränen. Ein dünnes Rinnsal lief ihm die Wange hinab. Der Druck auf ihre Kehle nahm zu und Julie nahm alles um sich herum nur noch verschwommen wahr. Sie begriff, dass dies wahrscheinlich die letzten Augenblicke ihres Lebens waren, und dachte, dass es vielleicht an der Zeit sei, Gott um Vergebung zu bitten. Sie hatte ein paar wirklich schlimme, böse Gedanken zugelassen und auch noch gehegt und gepflegt. Das würde Gott sicherlich nicht gefallen. Doch noch ehe sie beginnen konnte, bewusst ihre Bitte zu formulieren, ließ der Druck auf ihre Kehle abermals nach. Sie blinzelte die Tränen aus den Augen und als sie aufblickte, bot sich ihr ein merkwürdiger Anblick – der Kerl lauschte auf etwas, was nur er hören konnte.
Den Kopf zur Seite geneigt, die Stirn gerunzelt starrte er zur Decke hinauf. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, das ist nicht richtig.«
Julie legte die Stirn in Falten.
Was soll der Scheiß?
Erneut schüttelte der Kerl den Kopf. »Nein. Sie hat Clyde umgebracht.« Er verzog den Mund und blickte missmutig drein. »Ich weiß. Ich höre immer auf dich, Lulu. Aber die Fotze muss sterben.«
Lulu?
Um ein Haar hätte Julie laut aufgelacht. Dieser gestörte, kranke Scheißkerl hörte Stimmen. Stimmen, die ihm befahlen, sie nicht umzubringen.
Ein Hoch auf die Geistesgestörten!
Der Typ ließ die Schultern hängen. »In Ordnung. Ja. Okay!«
Julie brachte ein Lächeln zustande. »Ja, es ist wirklich in Ordnung. Du wirst schon sehen. Ich werde ...«
Sie kam nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu führen.
Der Kerl ballte die Hand zur Faust und schlug sie ihr gegen die Schläfe, sodass sie für eine Weile das Bewusstsein verlor.
22. März
Chuck brauchte eine Auszeit von Zoe. Sie verbreitete eine seltsame, reservierte Stimmung. Diese Kühle war nichts Neues. Das ging jetzt schon seit Monaten so, doch in letzter Zeit war es schlimmer geworden. Sie wies zwar nicht jeden seiner Annäherungsversuche zurück, doch sie dazu zu bringen, aus ihren Kleidern zu schlüpfen, erforderte weit mehr Arbeit als früher. Es wurde allmählich ziemlich frustrierend. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu begreifen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelte. Es war so gut wie aus. Und das machte ihn stinksauer. Sie waren schon ziemlich lange zusammen. Gut, davon wird die Welt nicht untergehen. Schließlich war er jung und sah gut aus. Es gab auch noch andere Mädchen, hübschere sogar. Der Gedanke, all dieses Frischfleisch zu erkunden, wenn er und Zoe erst einmal richtig Schluss gemacht hatten, war durchaus verlockend.
Trotzdem.
Jetzt waren sie hier. Wahrscheinlich ihr letzter gemeinsamer Urlaub. Sie sollten noch einmal einen draufmachen und jede Menge wilden Sex haben. Dauernd musste er an die Weihnachtsferien denken, die sie bei seinen Eltern verbracht hatten. In dieser Woche hatte Zoe einfach nicht genug kriegen können. Und wie oft. In allen möglichen Stellungen. Wie verrückt hatten sie alles ausprobiert. Schwer zu glauben, dass dies nur wenige Monate zurücklag. Nun konnte er von Glück sagen, wenn sie sich einmal die Woche flachlegen ließ. Wahrscheinlich war er ja blöd gewesen zu hoffen, dass sie die frigide Routine im Urlaub aufgeben würde.
Er klopfte an die Badezimmertür. »Hey Baby. Ich brauche ein bisschen frische Luft. Ich bin bald zurück.«
»In Ordnung«, antwortete von der anderen Seite eine gedämpfte Stimme. Die monotone Antwort ließ ihn einen Moment länger an der Tür verharren, ehe er endlich ging. Er fragte sich, wie sie wohl geklungen hätte, wenn er gesagt hätte: »Hey Baby, ich gehe kurz raus und werfe mich mal eben vor einen Bus.«
Hätte dieselbe gleichgültige Stimme auch dazu »In Ordnung« gesagt?
Wahrscheinlich.
Fuck.
Es war verrückt. Allmählich machte ihm die Situation wirklich zu schaffen. Er kam sich vor, als stünde er tatsächlich am Rande einer Depression, was so gar nicht zu ihm passte. Tränen traten ihm in die Augen. Er musste zusehen, dass er da wieder rauskam, bevor er noch einen peinlichen Zusammenbruch erlitt. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Hotelzimmer und widerstand gerade so der Versuchung, die Tür hinter sich zuzuschlagen.
Scheiß drauf.
In dieser Angelegenheit wollte er ganz Macho bleiben. Stets das große Wort führen und sich so aufführen, als wäre ihm alles scheißegal, so wie er es sonst auch immer machte. Aber das erwies sich als schwerer, als er es sich vorgestellt hatte.
Seine Gedanken wanderten zurück zu der Sache von vorhin, zu dem Vorfall mit dem Gothic-Mädchen. Ohne jeden Grund hatte er sie beschimpft. Oh, irgendwie glaubte er beinahe selber die blödsinnige Erklärung, die er von sich gegeben hatte, aber die Wahrheit war noch viel jämmerlicher. Das Mädchen war bloß ein Opfer seiner Frustrationen gewesen. Er ärgerte sich darüber, wie es mit Zoe lief, und hatte seine Wut an einer Fremden ausgelassen. Die Kleine hatte das Pech gehabt, genau zum falschen Zeitpunkt in seinem Gesichtskreis aufzutauchen. Wie er jetzt so darüber nachdachte, tat es ihm leid.
Sorry, wer auch immer du warst.
Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich an das Balkongeländer der zweiten Etage. Direkt unter ihm war der Miet-Van geparkt. Am anderen Ende des nur halb vollen Motelparkplatzes blinkte und zischte ein Neonschild. Darauf stand in Leuchtbuchstaben: ZIMMER FREI. Ursprünglich hatten sie vorgehabt, nach Myrtle Beach durchzufahren. Aber sie hatten getrödelt und zu viel getrunken. Und die ständigen Boxenstopps aufgrund voller Blasen hatten auch nicht dazu beigetragen, es an einem Tag zu schaffen. Chuck ärgerte sich ein bisschen, weil er morgen früh nicht in Myrtle Beach aufwachen würde, in Wirklichkeit jedoch war er froh gewesen, endlich von der Straße runter zu können. Er sehnte sich nach einer Mütze voll Schlaf. Und wer weiß, vielleicht wäre mit einem neuen Tag auch Schluss mit der miesen Stimmung und es könnte einen Neuanfang geben. Wahrscheinlich nicht, aber ein Mann durfte ja schließlich hoffen.
Er drückte die Zigarette aus und schnippte die Kippe übers Geländer. Gerade als er sich umwandte, um wieder reinzugehen, öffnete sich zu seiner Linken eine Tür und Emily Sinclair kam nach draußen. Sie sah ihn und lächelte. Das war schon ein bisschen seltsam. Sie hatte nicht allzu oft ein Lächeln für ihn übrig. Eigentlich nie. Sie lehnte die Tür zu ihrem Zimmer nur an und trat zu ihm ans Geländer.
Mit einem lackierten Fingernagel tippte sie auf die Zigarettenschachtel in seiner Hand. »Gibst du mir eine?«
Chuck lachte. »Na ja, wenn du nett fragst ...«
Er reichte ihr die Packung. Sie klopfte sich eine Zigarette heraus und steckte sie sich zwischen ihre vollen Lippen.
Unverwandt sah sie ihn an.
Chuck lachte erneut und gab ihr Feuer. Sie wandte den Kopf leicht ab und blies den Rauch direkt an seinem Gesicht vorbei. Sie lächelte abermals. »Danke.«
»Kein Problem.«
Chuck lehnte sich wieder an das Geländer. Es hatte sowieso keinen Zweck, jetzt wieder reinzugehen. Wahrscheinlich war Zoe immer noch im Badezimmer und versteckte sich vor ihm. Und Emily war tatsächlich irgendwie freundlich zu ihm, was äußerst selten vorkam. Solange ihr seine Gesellschaft nichts ausmachte, würde er hier draußen bleiben.
Emily beugte sich übers Geländer und blickte angestrengt in Richtung der kaputten Leuchtreklame. »Ähm ... Chuck?«
geil
Dann drang er auch schon stöhnend in sie ein.
Und tat, was sie sagte.
Er dachte an Zoe.
Es war die reine Ekstase und zugleich eine unerträgliche Qual und endete schließlich damit, dass Chuck weinte, während Emily ihn leise lachend im Arm wiegte.