Hollis-Haus
1. Dezember 1959
Ein Geruch, so widerwärtig, dass ihm Tränen in die Augen traten, durchdrang den Raum. Galle stieg ihm in die Kehle, als ihn der überwältigende Gestank bestürmte, ihm in die Nase stieg wie Gift, ihn in einer heißen Welle nach der anderen umfing, bis er sich wie jemand fühlte, der in einem Meer aus Exkrementen ertrank. Er fand es unbegreiflich, dass aus dem Mund der Frau, die er vor fast einem Jahrzehnt geheiratet hatte, ein derart abscheulicher Gestank strömte.
Frank Hollis musste sich vor Augen halten, dass diese Kreatur nicht wirklich seine geliebte Eleanor war. Es handelte sich zwar um ihren Körper, aber in ihr steckte noch etwas anderes – ein bösartiges Wesen, das Eleanors Fleisch wie eine Marionette benutzte. Die Kreatur manipulierte ihren Leib auf eine Art und Weise, die ihn ganz krank machte und erschreckte. Sie steuerte und missbrauchte den Körper ihrer Wirtin mit skrupelloser Hemmungslosigkeit. Er konnte nur hoffen, dass sich Eleanors angeschlagene Seele bereits von dem geschundenen Fleisch losgesagt hatte. Die Möglichkeit, dass sie noch bewusst wahrnahm, was geschah, als machtlose Gefangene in ihrem eigenen Kopf, war zu grausam, um den Gedanken daran zu ertragen. Allein die Vorstellung ließ blanke Wut in ihm aufsteigen, doch es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
Frank lag auf dem Rücken in dem Bett, das Eleanor und er miteinander teilten, seit sie vor fünf Jahren in ihr neues Zuhause eingezogen waren. Erst vor drei Tagen hatte er in diesem Bett mit Eleanor das letzte Mal geschlafen. Weitere Tränen traten ihm in die Augen, als ihm bewusst wurde, dass es nie mehr dazu kommen würde. Seine Hände waren rückwärts hinter den Kopf gestreckt und mit dicken Seilen an das Kopfteil gefesselt. Er zerrte daran, als die Kreatur über ihm fauchte und ihn anzüglich angrinste.
Kreatur.
Ja, eine Kreatur.
Er musste es sich immer wieder in Erinnerung rufen, weil das Wesen nach wie vor wie Eleanor aussah. Die schielende Fratze war nichts anderes als das liebenswürdige Gesicht, das er so viele Male geküsst hatte. Doch der Ausdruck, der jetzt darauf lag, kam ihm fremdartig vor, wie bei einem Außerirdischen. Die geweiteten, vorquellenden und grässlich blutunterlaufenen Augen schimmerten purpurrot. Die Lippen hatten sich so weit von den Zähnen zurückgezogen, dass die Mundwinkel eingerissen waren und dünne Blutrinnsale zur Kinnspitze hinabliefen. Dort sammelte sich die dunkle Flüssigkeit und tropfte auf seine nackte Brust.
Frank schrie erneut, als das Wesen einen seiner speziellen Tricks vorführte.
Das Knacken von Wirbeln ertönte, als sich Eleanors Rückgrat zu verlängern begann. Ihr Kopf streckte sich der Zimmerdecke entgegen. Ihr Hals wurde lang und biegsam, bis er wie bei einer Giraffe oder einem ausgestorbenen, prähistorischen Tier aussah. Der Kopf auf der elastischen Fleischsäule wirkte unnatürlich groß und wackelte bedenklich. Das Wesen grinste auf ihn herab. Die Lippen dehnten sich noch weiter, wurden dünner und weiteres Blut floss aus den zunehmend tieferen Rissen an den Mundwinkeln. Dann kehrte sich die Magie ins Gegenteil um. Der Hals schrumpfte atemberaubend schnell und der Kopf sauste zurück nach unten, kam mit einem abrupten Schlackern zum Stillstand. Der Mund verformte sich auf dieselbe bizarre Weise, als wenn das Wesen lachte – eine verschwommene Bewegung, die sich mit den Augen unmöglich mitverfolgen ließ. Ein frischer Hauch dieses Höllengestanks brachte ihn erneut zum Würgen.
Dann hob die Kreatur einen Arm, wandte ihm die Innenseite des Körpers zu, präsentierte ihm zarte, makellose Haut. Sie wartete, bis sie wusste, dass er ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte, bevor sie die Finger der rechten Hand krümmte. Die Fingernägel wurden länger und verhärteten sich, verwandelten sich in schwarze, verseuchte Krallen.
Frank schüttelte den Kopf. »Nein. Bitte nicht. Hast du nicht schon genug angerichtet?«
Es lachte nur.
Die Klauen fuhren über die ungeschützte Innenseite des Arms, rissen lange, tiefe Furchen in das Fleisch. Dicke Ströme aus dunklem Blut ergossen sich aus den neuen Wunden. Die Kreatur hielt den zerfetzten Arm über Franks Gesicht und träufelte ihm das Blut in den Mund. Frank schluckte jeden einzelnen Tropfen. Mittlerweile wusste er, dass es von ihm erwartet wurde. Die Kreatur genoss dieses zusätzliche Maß an Misshandlung. Sie genoss alles, womit sie ihn quälte und folterte.
Abermals öffnete sich das Maul und ein Schwall Erbrochenes spritzte Frank ins Gesicht.
Mittlerweile heulte er wie ein Baby. »Bitte! Bitte! Aufhören! Oh bitte ...«
Das Ungeheuer wischte ihm mit einer fast zärtlichen Bewegung das Erbrochene aus den Augen, bevor es ihm eine der hängenden Brüste in den Mund schob und ihn zwang, wie ein quengelnder Säugling an dem aufgerichteten Nippel zu saugen. Es schmiegte seinen nackten Körper an ihn. Sein Glied versteifte sich ungeachtet der Abscheu, die er für diese Kreatur empfand, und trotz allem, was ihm widerfuhr.
Dann zog sich das Wesen von ihm zurück.
Und wartete.
Frank hustete. »Ich seh doch zu, verdammt noch mal.«
Das Ungetüm hob erneut die linke Hand, krümmte die Finger und ließ die Nägel herausspringen. Allerdings verwandelten sie sich diesmal nicht in schwarze, rasiermesserscharfe Krallen. Stattdessen klemmte es einen der verlängerten Fingernägel zwischen Daumen und Zeigefinger der anderen Hand und begann, langsam daran zu ziehen. Frank drehte sich der Magen um, als er mit ansah, wie sich der Nagel vollständig vom Finger löste. Er verzog das Gesicht, als sich die Kreatur ihre Beute in den Mund steckte und knirschend darauf herumkaute wie auf einem Bonbon.
Das Geräusch klang grässlich. Das Monster wiederholte den Vorgang mit dem nächsten Nagel. Und dem nächsten. So ging es weiter, bis alle Fingernägel an dieser Hand fehlten. Sie hing auffordernd vor Franks Gesicht, damit er das rohe, blutige Gewebe, dort wo sich die Fingernägel befunden hatten, genau betrachten konnte. Der Anblick fühlte sich so grundlegend falsch an, dass er ihm zu viel wurde. Mit einem Ruck drehte er den Kopf nach links und übergab sich erneut.
Als er mit Würgen fertig war, schlang die Kreatur die Finger um ein Büschel von Eleanors einst glänzendem Haar und riss es zusammen mit einem blutigen Stück Kopfhaut heraus. Der triefende Brocken landete im Mund des Monsters. Diesmal kaute es langsam, um den Geschmack des rohen, nassen Fleischs zu genießen.
Frank schniefte. »Bitte töte mich. Bring es einfach zu Ende. Ich flehe dich an.«
Das Monster antwortete nicht. Es grinste lediglich und zerrte eine weitere Strähne samt Haut von Eleanors Kopf. Der neuerliche Anflug von Ekel, den Frank empfand, wurde im nächsten Moment jäh verdrängt, als er hörte, wie sich die Schlafzimmertür knarrend öffnete. Eine verzweifelte, klägliche Hoffnung schlich sich in sein Herz. Irgendjemand, ein seltener Gast, hatte die ständigen Schreie gehört, die aus dem Haus drangen, und war gekommen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Wer es auch sein mochte, Frank hoffte, dass derjenige eine Waffe dabeihatte. Eine anständige Waffe. Zwar ließ sich damit der Eindringling in Eleanors Körper nicht töten, aber einige gezielte Kugeln konnten ihn zumindest zwingen, seinen Wirt aufzugeben und die obszöne Schändung zu beenden. Er verrenkte sich den Hals, um an dem Monster vorbeizuschielen – und seine aufgeflammte Hoffnung fiel abrupt in sich zusammen.
Roger Campbell tauchte an der Seite des Betts auf. »Hallo, Frank.«
Franks Miene versteinerte. »Du.«
»Ja. Wie ich sehe, hast du meinen speziellen ... Freund schon kennengelernt.«
»Aber ... Steckst du dahinter? Warum? Wie?«
»Oh, ich denke, über das Warum weißt du Bescheid.« Er lächelte. »Was das Wie angeht ... tja, das ist deutlich komplizierter. Ich habe vor, Ransom meinen Stempel aufzudrücken, Frank. Über kurz oder lang wird mir diese Stadt gehören, jeder gottverdammte Flecken Erde. Aber du kommst mir ständig in die Quere, blockierst Kaufangebote und Grundstücksübernahmen.« Er musterte die Kreatur, die mit wirrem Blick rittlings auf Frank kauerte, und lächelte. »Ich könnte mir vorstellen, dass du das mittlerweile bedauerst.«
Tränen glänzten in Franks Augen. »Wenn ich könnte, würde ich dich umbringen.«
Roger lachte. »Oh, ich bin überzeugt davon, dass du das im Augenblick so empfindest, aber wir werden eine lange Unterhaltung führen, Frank. Ein sehr offenes Gespräch.« Er grinste und entblößte dabei tadellos weiße Zähne. Roger war mit seinem gewellten braunen Haar und den blauen Augen ein durchaus attraktiver Mann. »Als Erstes solltest du wissen, dass die liebe, süße Eleanor nicht die hingebungsvolle, treue Ehefrau war, für die du sie immer gehalten hast.«
Franks Körper versteifte sich. »Wag es ja nicht ...«
»Oh doch, Frank, ich hatte sie. Oft sogar. Manchmal genau hier in diesem Bett, während du bei der Arbeit warst.«
»Du lügst, du Drecksau.«
»Sie hat mir erzählt, dass sie jede Gelegenheit zum Fremdgehen nutzte, weil dein winziger Schwanz nicht genug war, um sie zu befriedigen. Außerdem hat sie mir gesagt, dass du es abartig magst. Du lässt dich gern fesseln und misshandeln. Ich persönlich finde ja, das ist was für Perverse und gottlose Kommunisten, aber jedem das Seine, Frank.«
Frank stockte der Atem. Er schniefte. »Nein ... du lügst.«
Allerdings lag nicht mehr viel von der anfänglichen Überzeugung in seiner Stimme.
Roger griff in seine Jackentasche und zog ein Päckchen Pall Mall heraus. Er zündete sich eine Zigarette an und atmete eine dichte Wolke des aromatischem Rauchs aus. Dazu gab er einen Laut der Befriedigung von sich. »Schon besser. Überdeckt zwar nicht ganz den Dämonengestank, macht ihn aber eindeutig erträglicher. Ja, das Wesen in deiner Frau ist ein Dämon. Noch dazu ein ziemlich übler. Ich habe ihn beschworen.«
»Das ist Wahnsinn.«
»Ist es nicht. Du wirst doch wohl deinen eigenen Augen trauen?« Roger blies eine weitere Rauchwolke aus. »Der größte Teil meiner Vorfahren stammt aus Rumänien. Das Alte Land, wie es meine Ahnen nannten. Hast du gewusst, dass Campbell nicht mein Geburtsname ist? Mein richtiger Familienname lautet Antonescu. Den Namen habe ich abgelegt, aber mir das geheime Wissen bewahrt, das seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wird. Familiengeheimnisse. Alte Bauernweisheiten. Dazu gehören auch brauchbare Grundkenntnisse über Dämonologie.«
»Was willst du von mir?«
Roger lächelte. »Ah, du hast es kapiert, nicht wahr?«
Das hatte er. Und zu Franks Erstaunen verflüchtigte sich damit ein Großteil seines Schreckens, obwohl der Dämon noch immer auf ihm hockte. »Lebend bin ich für dich nützlicher als tot.«
Roger zeigte mit einem Finger auf ihn und schnippte den Daumen nach unten, ahmte das Abfeuern einer Pistole nach. »Volltreffer.«
»Sag mir, was du willst. Ich mache alles.«
Und er meinte es ernst. Eleanor war für ihn unwiederbringlich verloren. Selbst wenn es die Möglichkeit gab, wollte er sie nicht zurück. Dieses dreckige, verlogene Miststück. Aufmerksam lauschte er, als Roger ihm seine Pläne für die Stadt erklärte. Es überraschte Frank kaum, wie wenig ihn das Gehörte beunruhigte. Er fühlte sich nicht länger wie der Mann, der er noch bis vor wenigen Tagen gewesen war.
In vielerlei, ganz grundsätzlicher Hinsicht war er das auch nicht mehr.
Eine Tatsache, die sich wenig später bestätigte, als Roger dem Dämon befahl, Eleanors Körper zu verlassen. Frank wurde von seinen Fesseln befreit, während seine verwirrte und verängstigte Frau angesichts der Schmerzen und der Wunden, die man ihrem Körper zugefügt hatte, jammerte und stöhnte.
Zittrig streckte Eleanor eine Hand nach ihm aus. Ihr trüber Blick flehte ihn um Trost und Bestärkung an. »Frank ... ich ...«
Ein Knall ertönte und ihr Kopf explodierte.
Roger Campbell senkte eine Pistole.
Frank schloss die Augen und lauschte dem selbstgefälligen Gelächter seines neuen Meisters.
Etwas früher ...
Das Schnarchen ihres Mannes weckte Suzie McGregor aus ihrem leichten Schlummer. Sie spähte zur Uhr auf dem Nachttisch und stellte fest, dass es noch nicht einmal Mitternacht war. Kurt wälzte sich im Schlaf. Die Verlagerung seiner Masse ließ das Kopfteil gegen die Wand knallen. Suzie sah ihn an. Selbst in der Düsternis, in der seine Gestalt nur einen dunklen Umriss unter der dicken Decke bildete, empfand sie jene vertraute, tief verwurzelte Abscheu. Vor ihrer Heirat war er ein echter Hengst gewesen, kräftig gebaut und topfit, aber im Lauf der Zeit hatten sich sämtliche Muskeln in Pudding verwandelt. Inzwischen musste man ihn wohl als fett bezeichnen. Wie immer verglich sie ihn unwillkürlich mit Tom Bell. Die beiden befanden sich im selben Alter, aber Tom trainierte und hielt sich in Form. Eine Schande, dass seine Frau, dieses Miststück, von ihrer Affäre erfahren hatte. Tom sah nicht nur besser und fitter aus als Kurt, er übertraf ihn auch im Bett um Längen. Frustriert ballte Suzie die Hände zu Fäusten. Sie brauchte wieder einen Mann.
Erneut betrachtete sie ihren Gatten.
Einen richtigen Mann.
Sie dachte wieder an Tom und ließ eine Hand zwischen ihre Schenkel wandern, schloss die Augen und stöhnte leise.
Ja, genau so ... das ist angenehm ...
Suzie krümmte die Hüften und stöhnte abermals.
Was soll’s? Selbstbefriedigung ist besser als gar keine Befriedigung ...
Ein lautes Knarren ließ sie abrupt die Augen aufreißen. Sie hob den Kopf und starrte zur geschlossenen Schlafzimmertür. Mehrere stille Sekunden verstrichen. Sie stemmte den Oberkörper hoch und stützte sich auf die Ellbogen. Ihr Herz raste. Das Geräusch ließ sich womöglich damit erklären, dass sich das Haus setzte ... ebenso gut konnte es sich um einen Eindringling handeln.
Sie hatten keine Alarmanlage. Dieser dämliche Kurt. Er glaubte, er selbst sei Verteidigung genug, wenn jemand dumm genug war, in sein Hoheitsgebiet einzudringen. Ein typisches Beispiel für seine Selbstüberschätzung. Er hielt sich für einen harten Kerl, in Wirklichkeit ging er höchstens als großes, altes Schwein von einem Mann durch. Fast hoffte Suzie, es handele sich um einen Einbrecher. Ein unanständiges – aber unbestreitbar erregendes – Szenario kam ihr in den Sinn ...
Die Schlafzimmertür schwingt krachend auf. Ein muskulöser Mann in völlig schwarzer, eng anliegender Kleidung und mit Skimaske betritt den Raum. Kurt steht auf und greift den Eindringling an, doch der schlägt ihn mit einem einzigen, mächtigen Hieb bewusstlos. Der Unbekannte entdeckt Suzie, die sich unter der Decke windet. Er leckt sich über die Lippen, reißt die Decke weg und starrt auf ihren wohlgeformten Körper, der nur von einem zarten Seidennachthemd verhüllt wird. Er klettert aufs Bett, greift nach ihr, zerrt ihr das hauchdünne Negligé vom verschwitzten Leib und ...
Das Knarren ertönte erneut, lauter als zuvor, und diesmal wirbelte Suzies Kopf zum großen Fenster herum, das zum hinteren Teil des Gartens hinausging. Entlockte Kurt das Geräusch eine Regung? Tatsächlich hatte er sich zu ihr herumgedreht, sodass sie im gebrochenen Mondlicht seine schlaffen, beleibten Züge erkennen konnte. Ein dünner Speichelfaden troff von einem Mundwinkel und hinterließ einen Fleck auf dem Laken. Herrgott, er war so widerwärtig. Wie unfair. Sie selbst fand sich sexy. Männer warfen ihr andauernd begehrliche Blicke zu. Sie verdiente etwas Besseres als diesen gewaltigen Haufen Glibber, der sich als echter Kerl ausgab. Das Universum hatte sich in vielerlei Hinsicht gegen sie verschworen, aber am himmelschreiendsten fand sie, dass es sie an dieses Arschloch kettete.
Von draußen ertönte ein anderer Laut.
Ein dumpfes Stampfen, als ob etwas auf dem Boden aufschlug.
Suzie schob die Decke vom Körper und stieg aus dem Bett. Der Hartholzboden fühlte sich kühl unter ihren nackten Füßen an, als sie zum Fenster tappte, wo sie die Finger zwischen die Vorhänge schob und eine Hälfte weit genug aufzog, um einen flüchtigen Blick auf einen dunklen Schemen zu erhaschen. Die Gestalt erklomm mit schnellen Bewegungen den hohen Lattenzaun. Ihre Geschwindigkeit und die Dunkelheit machten es unmöglich, zu erkennen, um wen es sich handelte. Innerhalb weniger Sekunden war die Person verschwunden. Unmittelbar vor dem Fenster stand eine hohe Eiche mit dicken Ästen. Das Zimmer ihres Sohnes lag direkt über dem Schlafzimmer. Einer der dicksten Äste des Baums endete kurz vor dem oberen Fenster.
Schlich sich Derek etwa nachts aus dem Zimmer?
Suzie wusste nicht recht, ob sie Wut, Sorge oder eine Mischung aus beidem empfinden sollte. Etwas innerhalb dieses Spektrums ging wohl als normale elterliche Reaktion durch, vor allem, da durchaus die Möglichkeit bestand, dass es sich gar nicht um Derek handelte, den sie gesehen hatte. Eventuell handelte es sich doch um einen Eindringling, der eigens hergekommen war, um Derek etwas anzutun. Trotz seines lächerlichen Außenseitergehabes war ihr Sohn ein gut aussehender Junge, ein verlockendes Opfer für eine bestimmte Art von Sexualstraftätern. Sofort musste sie an Clay Campbell denken. Campbell war etwa 40 und lebte allein in einem Haus oben am steilen Laural Hill Drive. In der Nachbarschaft kursierten regelmäßig Gerüchte über ihn. Oft trieben sich Teenager aus der Gegend in der Nähe seines Hauses herum. Etwas stimmte mit dem Typen nicht. Beispielsweise schien er nicht zu arbeiten. Er musste in irgendeiner Weise pervers sein. Suzie glaubte fest daran.
In Gedanken malte sie sich aus, wie Clay Campbell den großen Baum erklomm und die kurze Entfernung über den dicken Ast zu Dereks Schlafzimmerfenster kroch. Nicht so einfach vorstellbar. Campbell war ziemlich mollig. Aber was spielte das für eine Rolle, wenn er entschlossen zu Werke ging? Suzie stellte sich vor, wie er das Fenster aufzog und sich hindurchschob, ohne dass ihr schlafender Sohn davon etwas mitbekam. Oder – und der Gedanke war ihr bisher noch nicht gekommen – was, wenn Derek auf ihn wartete? Suzie verspürte einen Anflug von Abscheu. War ihr Sohn homosexuell? Die Vorstellung verstörte sie mehr als ein etwaiger tätlicher Übergriff. Sie mochte keine Schwulen. Natürlich galt es nicht mehr als politisch korrekt, so zu denken. Den meisten Menschen gegenüber durfte man es nicht laut aussprechen. Aber so empfand sie nun mal. Sie konnte einfach keinen schwulen Sohn haben.
Suzie entfernte sich vom Fenster, durchquerte das Zimmer und betrat Kurts begehbaren Schrank. Von einem Haken ergriff sie einen der Gürtel und wickelte sich ein Ende zweimal um die rechte Hand. Das Ende mit der Schnalle baumelte hinab und strich über den Boden. Leise verließ sie das Schlafzimmer. Sie hatte entschieden, ihren ahnungslosen Mann nicht zu wecken. Er würde nicht das Rückgrat besitzen, zu tun, was getan werden musste. Falls ihr Sohn tatsächlich schwul war, wollte sie ihm hier und jetzt seine Perversität aus dem Leib peitschen.
Oben versuchte sie, den Türknauf zu drehen, doch er war verriegelt und bewegte sich nicht. Natürlich. Der Junge riskierte es nicht, bei einer perversen Handlung auf frischer Tat ertappt zu werden. Tja, Pech gehabt. Suzie hatte selbst einige Tricks auf Lager.
Der Raum auf der gegenüberliegenden Seite des Gangs wurde hauptsächlich als Abstellkammer genutzt. Kartons und verschiedenstes Gerümpel türmten sich darin. Sie betrat ihn, schaltete das Licht ein und bahnte sich einen Weg zwischen den planlos aufeinandergestapelten Hindernissen, bis sie zu einem kleinen, in eine Ecke gezwängten Schreibtisch gelangte. Die oberste Schublade enthielt eine Ansammlung größtenteils nutzloser Gegenstände. Sie kramte durch den bunt zusammengewürfelten Tand. Bald stieß sie am Boden der Schublade auf etwas perfekt Geeignetes: eine Haarnadel.
Das Schloss der Zimmertür ihres Sohns war denkbar primitiv und nicht besonders sicher. Suzie schob die Haarnadel durch ein Loch in der Mitte des Knaufs und stocherte nach dem Schließmechanismus. Sie entdeckte ihn, drückte und hörte, wie sich das Schloss mit einem Klicken öffnete.
Lächelnd drückte sie die Tür auf und trat ein. Ihr Lächeln verblasste, als sie das Licht einschaltete und erkannte, dass sich ihr Sohn nicht im Raum befand.
Also schlich Derek doch heimlich raus.
Suzie verspürte eine befremdliche Enttäuschung, ihn nicht in einer kompromittierenden Situation erwischt zu haben. Sie hatte sich darauf gefreut, den Jungen mit dem Gürtel auszupeitschen. In ihr steckte eine Menge Wut. Und Frust. Sie brauchte ein Ventil. Manchmal kam ihr Derek dafür gerade recht. Normal konnte das allerdings nicht sein. Die meisten Menschen hätten sie als verrückt abgestempelt, wenn sie von ihren Gedankengängen wüssten. Zum Glück konnten die meisten Menschen nicht in ihren Kopf hineinschauen und Suzie versuchte, diejenigen zu meiden, bei denen sie eine solche Fähigkeit vermutete.
Sie zog die Tür hinter sich zu und trat weiter ins Zimmer hinein.
»Schon gut, DeeDee.« Das Lächeln kehrte in ihr Gesicht zurück. »Du kommst ja wieder. Dann kümmern wir uns um dich.«
Weil er trotzdem bestraft werden musste. Der Junge war noch minderjährig und solange er unter ihrem Dach wohnte, würde er nach ihren Regeln leben. Sich mitten in der Nacht aus dem Haus zu schleichen – noch dazu vor einem Schultag –, rechtfertigte ein gewisses Maß an Zurechtweisung. An Disziplinierung.
Suzie setzte sich auf den Rand des extrabreiten Betts ihres Sohns, zupfte am Saum des Seidennachthemds und zuckte beim plötzlichen Geräusch ihres eigenen Lachens überrascht zusammen. Sie wirkte wie eine Frau, die einen Mann verführen wollte, nicht wie eine besorgte Mutter, die kam, um ihren eigensinnigen Sohn zu bestrafen. Was Derek wohl davon gehalten hätte? Vielleicht täte es ihm ganz gut. Sie mochte seine Mutter sein, klar, aber sie war auch überaus attraktiv, verfügte über eine kurvige, weibliche Figur. Irgendwann musste ein Junge in seinem Alter auch mal eine erwachsene Frau in leichter Schlafbekleidung zu Gesicht bekommen.
Sie lächelte, als das Gefühl der Unanständigkeit zurückkehrte.
Vielleicht brauchte sie den Gürtel gar nicht.
Vielleicht entschied sie sich für eine andere Form der Disziplinierung, wenn ihr Sohn zurückkam. Immerhin gab es keine handfesten Beweise dafür, dass ihr Sohn nicht auf Frauen stand. Und sie wäre wohl kaum die erste Mutter, die ...
Sie runzelte die Stirn.
Es passierte schon wieder.
Ihr war bewusst, dass solche Gedanken jeden, der davon erfuhr, empören oder entsetzen würden. Suzie durchlebte einen Moment tief greifender Angst. Aber er verstrich und die Angst legte sich. Sie war allein. Es befand sich niemand in der Nähe, der ihre Gedanken aufschnappen konnte. Und die kosmischen Kräfte, die sie ständig schikanierten, konnten ihr nichts anhaben, solange sie nur still hier saß und wartete.
Also harrte sie auf der Matratze aus und betrachtete seine Besitztümer. Poster von Rockbands zierten die Wände. Hatebreed. Killswitch Engage. Slayer. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich Taschenbücher. Angst und Schrecken in Las Vegas. Der Electric Kool-Aid Acid Test. The Anarchist’s Cookbook. Und mehrere andere, offensichtlich für Jugendliche ungeeignete Titel. Wohin sie schaute, stieß sie auf schlechte Einflüsse.
Noch etwas, worüber sie sich ausführlich unterhalten mussten, sobald er zurückkam.
Suzie rutschte auf dem Bett zurück, rekelte sich und drehte den Kopf zur Seite, um zum dunklen Fenster und den fahlen Ästen des Baums draußen zu schauen.
Sie ließ den Gürtel los und fuhr sich mit den Fingerspitzen über einen nackten Oberschenkel.
Die schlimmen, verbotenen Gedanken tauchten wieder auf, lebhafter und plastischer denn je.
Sie hoffte, dass Derek bald nach Hause kam.
Kent Hickerson durchlebte eine rastlose Nacht. Für ihn war es nicht normal, stundenlang hellwach dazuliegen und an die Decke zu starren. Er empfand es als ärgerlich und frustrierend. Mittlerweile war es fast Mitternacht und er fühlte sich so ausgeschlafen und munter wie sonst in der Schule mitten am Tag.
Er seufzte. »Das ist Scheiße.«
Ob er es einfach aufgeben und eine Weile aufstehen sollte? Vielleicht lief im Fernsehen etwas Interessantes. Oder er gönnte sich einen kleinen Mitternachtssnack. Der Gedanke hatte einen unerwarteten Reiz. Kent schätzte bei allem, was er tat, ein Gefühl von Ordnung. Die Nacht war zum Schlafen da. Erholsame Nachtruhe galt als entscheidend, um tagsüber herausragende Leistungen erbringen zu können. Er hatte vor, eines Tages ein erfolgreicher Mann zu sein. Ein reicher Mann. Um das zu verwirklichen, bedurfte es eiserner Selbstdisziplin.
Bisher hatte sich diese Einstellung ausgezahlt. Seine Zensuren waren überragend, trotzdem wurde er nicht als uncooler Eierkopf wahrgenommen. Bei den Mädchen erfreute er sich großer Beliebtheit, weil er enormen Wert auf Körperpflege legte und stets die richtige Kleidung trug. Er sah immer adrett aus, achtete jedoch sorgfältig darauf, einen Touch von Pseudoabgerissenheit hinzuzufügen. So wollte er den Fluch vermeiden, wie eine prüde Schlaftablette rüberzukommen. Kent zählte zu den beliebtesten Oberstuflern an der Ransom High School, ein Status, der den Takt für den Rest seines Lebens vorgab, davon war er überzeugt.
Und dennoch ...
Der Mitternachtssnack ging ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Sein Magen knurrte.
»Scheiß drauf.«
Die einzige vernünftige Möglichkeit, diesen verrückten Drang zu bekämpfen, bestand eindeutig darin, ihm nachzugeben. Er würde aufstehen und sich ein Sandwich machen. Roastbeef. Ein paar knusprige Chips. Morgen Nacht konnte er immer noch in seine übliche Routine zurückfallen. Diese Nacht musste eine einmalige Abweichung von der Norm bleiben. Kent tastete zur Lampe auf dem Nachttisch, schaltete sie ein und blinzelte angesichts der abrupten Helligkeit. Er warf die Decke beiseite und schwang die Beine über den Rahmen des Betts. Eigentlich hatte er vor, direkt in die Küche zu gehen, aber ein willkürlicher Blick bewog ihn, stattdessen aufzustehen und ans Fenster zu treten.
Er zupfte an einem Ende des Vorhangs und spähte hinaus.
Zunächst entdeckte er nichts Bemerkenswertes. Die Gegend präsentierte sich still, unbehelligt von Sirenen oder dem ständigen Lärm von Automotoren und Hupen, die nächtliche Hintergrundmusik seines Stadtlebens als Kind. Wheaton Hills schlief nachts ausgesprochen ruhig und friedlich. Aber was war das? Er nahm eine Bewegung in der schmalen Straße des Wohngebiets wahr. Unmittelbar außerhalb des Lichtkegels der nächstgelegenen Laterne auf der gegenüberliegenden Seite. Er hielt den Blick auf die Stelle gerichtet und hoffte, dass sich die Bewegung noch einmal wiederholte. Mehrere Sekunden verstrichen. Nichts geschah.
Dann tauchten sie auf.
Zwei Personen, ein Junge und ein Mädchen, traten in die Helligkeit. Etwa zwei Sekunden lang hob der grelle Schein der Straßenlaterne ihre Züge deutlich hervor, bevor sie weitergingen und zu undeutlichen Schemen wurden, die sich durch die Nacht entfernten. Der Junge war Mark Bell und wohnte im Haus auf der anderen Straßenseite. Marks Vater war eine große Nummer, eine Führungskraft bei Stanton. Das Mädchen hatte Kent als Natasha Wagner erkannt.
Er glaubte sich mit ziemlicher Sicherheit zu erinnern, dass sie ebenfalls in Wheaton Hills wohnte, einige Straßen weiter in einem der neueren Abschnitte. Gelegentlich sah er sie auf den Gängen der Ransom High School und war jedes Mal wie geblendet von ihrer Schönheit. Nur passte sie nicht zu ihm. Zu viele Ecken und Kanten. Und die spielte sie nicht nur. Ihre Körpersprache strotzte vor Hinweisen auf potenzielle Gewalt und Gefahr. Mit einem solchen Mädchen ließ man sich besser nicht ein. Außerdem hing sie ständig mit den falschen Typen ab.
Etwa mit Mark Bell.
Tom Bell galt als bedeutender Mann, das stand außer Frage.
Sein Sohn hingegen war ein berüchtigter Unruhestifter. Es gab nicht viele Menschen, die Kent Hickerson echte Angst einflößten, aber Mark Bell gehörte dazu. Jahrelanges Hanteltraining hatte ihm einen massigen und muskulösen Körper verliehen. Er besaß den Körperbau eines Athleten, zeigte jedoch kein erkennbares Interesse an Sport, was zusätzlich zu seinem ohnehin schon hohen Außenseiterquotienten beitrug. Ihn zu dieser Uhrzeit durch die Straßen von Wheaton Hills streifen zu sehen, in der anständige Leute im Bett lagen, beunruhigte Kent.
Nachts kommen die Finsteren heraus ...
Kent hatte die Graffiti gesehen. Und er kannte die Gerüchte über diese Kids. Allerdings hatte er sie nie ernst genommen.
Bis jetzt.
Die beiden draußen zu sehen, beleidigte seinen Glauben an die Notwendigkeit, sich an Regeln und Vorschriften zu halten. Sie entfernten sich immer weiter von Marks Haus, unterwegs wohin auch immer, und Kent bezweifelte, dass sie in nächster Zeit zurückkamen. Taten sie das jede Nacht? Gehört hatte er davon. Aber wann schliefen sie? Er sah sie fast täglich in der Schule. Sie schwänzten nicht. Ein Rätsel. Und Kent mochte keine Rätsel.
Er entfernte sich vom Fenster und griff nach seinem Handy auf dem Nachttisch. Aus der Kontaktliste wählte er einen Empfänger aus, dann gab er eine Textnachricht ein: BIST DU WACH? ICH HAB WAS GESEHEN.
Er drückte auf Senden.
Danach setzte er sich und wartete auf eine Antwort, obwohl er wusste, dass vielleicht keine kam. Unter Umständen konnten sie erst am nächsten Tag darüber diskutieren. Aber wenige Augenblicke später vibrierte das Telefon in seiner Hand, als die Antwort eintraf. WACH. KAUM ZU GLAUBEN, DASS DU AUCH WACH BIST. WAS GIBT’S?
HAB SIE GESEHEN. DIE FINSTEREN. AUF DER STRASSE.
Fast sofort traf die Antwort ein: DIE FINSTEREN? ECHT? LMAA! WAS IST MIT IHNEN?
Ken zögerte. Eigentlich konnte er die Art von Schwierigkeiten nicht brauchen, die das, was er schreiben wollte, wahrscheinlich auslöste. Doch er dachte an Mark Bells vom Licht der Straßenlaterne erhelltes Gesicht und spürte, wie sich erneut dieses beunruhigende Gefühl in seiner Magengrube einnistete.
Was soll’s ...
Er drückte auf die Tasten.
WIR MÜSSEN ETWAS GEGEN SIE UNTERNEHMEN.
»Hast du gesehen, wie das Licht angegangen ist?«
»Ja.«
»Und die Gestalt am Fenster?«
»Ja.«
»Wer wohnt da drüben?«
Mark lachte. »Die Hickersons.«
»Was ist daran so lustig?«
Mark zuckte mit den Schultern. »Du weißt doch, wer Kent Hickerson ist, oder?«
»Ich weiß von ihm, aber ich kenn ihn nicht.«
»Aber du kennst seinen Ruf.«
»König der Schnösel.«
Mark lächelte. »Richtig. Er hält sich für beschissen perfekt. Dabei ist er so was von falsch.«
»Inwiefern?«
»Man sieht ihm an, dass er jeden Tag stundenlang darüber nachdenkt, was er anziehen und wie er sich die Haare stylen soll. Der verstellt sich gewaltig, als ob er sich für einen Dressman oder Popstar hält, der für eine Horde Paparazzi posiert. Es ist echt lächerlich. Einmal musste ich in der Schule laut über den Typen lachen und er ist völlig ausgerastet.«
»Wieso hast du mir noch nie davon erzählt?«
»Weil nichts weiter passiert ist. Er ist ein Waschlappen.«
»Glaubst du, dass er das am Fenster gewesen ist?«
»Keine Ahnung. Kann sein.«
Mark holte die Southern-Comfort-Flasche wieder heraus. Er schraubte den Deckel ab und trank einen ausgiebigen Schluck. Der Alkohol machte sich bereits bemerkbar und entfachte das erste leichte Kribbeln eines Rauschs. Er trank noch einmal ab, bevor er die Flasche an Natasha weitergab, die wie schon vorhin einen deutlich größeren Schluck als er hinunterstürzte. Das gab ihm zu denken. Entweder liebte sie Southern Comfort wirklich oder sie wollte angeben und unter Beweis stellen, was für ein toughes Mädchen sie war. Ein Mädchen, das genauso viel vertrug wie jeder Kerl, oder sogar mehr. Die Vorstellung, dass sie ihn beeindrucken wollte, fand er irgendwie cool.
»Du starrst mich an.«
Mark blinzelte. »Was?«
»Du starrst mich an, als wärst du in Trance. Schau.« Sie berührte seinen Mundwinkel und wischte mit dem Daumen eine feuchte Stelle ab. »Du sabberst.«
Sie kicherte.
»Ma-ark mag mich, Ma-ark mag mich.«
Sie machte sich über ihn lustig. Aber es störte ihn nicht. »Ja. Tu ich.«
»Natürlich tust du das. Ich bin spitze.«
»Ich weiß.«
Sie packte ihn und küsste ihn in plötzlicher Leidenschaft. Er wankte und schlang die Arme um sie, um nicht hinzufallen. Sie schmiegte sich an ihn und küsste ihn weiter. Ihr Mund bearbeitete ihn mit einer Begierde, die seinem gesamten Körper das Gefühl vermittelte, unter Strom zu stehen. Genauso abrupt brach sie den Kuss ab und sie standen beide keuchend auf der Straße, die Blicke ineinander verhakt. Sie hatte ihre Hände um seinen Nacken geschlungen.
»Heilige Scheiße.«
Natasha gab einen gurrenden Laut von sich. »Mmm. Du schmeckst nach Kaugummi und Alkohol.«
»Äh ... ja. Hatte vorher einen Doublemint.«
Sie schmiegte sich wieder an ihn. »Du solltest mal zum Arzt gehen. Da ist ’ne Beule in deiner Hose.«
Er hielt sie fest und erwiderte: »Dafür bist du das einzige Heilmittel.« Abrupt weiteten sich seine Augen. »Oh Scheiße!«
Natasha verzog verwirrt das Gesicht. »Mark? Was ...«
Für Erklärungen blieb keine Zeit. Am fernen Ende des Häuserblocks parkte ein Streifenwagen. Das Blaulicht war nicht eingeschaltet und möglicherweise hatte man sie noch nicht entdeckt, aber das blieb sicher nicht lange so. Er packte Natasha am Handgelenk und zog sie in den nächstbesten Vorgarten. Kurz jaulte sie auf, dann jedoch hielt sie mit ihm Schritt, als sie über das Gras rannten und unter den langen, tief herabhängenden Ästen eines alten Baums hindurchliefen. In der Dunkelheit ähnelten die Äste den ausgestreckten Gliedmaßen und Krallen einer furchterregenden Kreatur.
Lange brauchten sie nicht, um sich zu orientieren. Sie befanden sich auf dem Smith-Grundstück. Das Haus grenzte an ein kleines Feld, das vor einiger Zeit Planierraupen platt gewalzt hatten. Die nach wie vor unbebaute Fläche präsentierte sich von Unkraut überwuchert. Mehrere riesige Steinbrocken waren auf dem benachbarten Feld aus der Erde geholt und entlang einer Seite des Smith-Grundstücks sowie an einem kurzen Abschnitt des vorderen Gartens aufgehäuft worden. Auf der so entstandenen L-förmigen Granitbarriere spielten die Kinder aus der Umgebung gerne. Sie taten, als wären sie Soldaten, die einen Strand erstürmen, oder antike Krieger, die eine Festung bewachen. In dem Teil des Felds, aus dem man die Steinbrocken ausgegraben hatte, befand sich eine Vertiefung, die man jedoch mit bloßem Auge aufgrund der Überwucherungen nicht sofort erkannte.
Mark riskierte einen schnellen Blick über die Schulter, bevor sie die Barriere aus Geröll erreichten. Der Streifenwagen hatte das Blaulicht zwar immer noch nicht eingeschaltet, dafür aber den Suchscheinwerfer. Mittlerweile war das Fahrzeug nur noch halb so weit von ihnen entfernt, und das sich langsam drehende Licht begann gerade, in ihre Richtung zu schwenken.
Schwungvoll hechteten sie über die Steinmauer, landeten auf dem schmalen Trampelpfad zwischen Geröll und Feld und duckten sich, als das Licht näher kam. Gleich darauf stürzten sie und rutschten in die Senke hinab. Natasha keuchte, als Mark am Boden des Lochs gegen sie rutschte. Unbehaglich wand sie sich und brachte sich in eine gerade Haltung, als er sich neben ihr ausstreckte. Er beugte sein Gesicht dicht zu ihr. »Glaubst du ...«
Sie presste ihm eine Hand auf den Mund und schüttelte den Kopf.
Mark nickte, hielt den Atem an und wartete.
Er drehte den Kopf in Richtung Straße und verharrte reglos, während er lauschte. Bald wurde der Motor des Streifenwagens hörbar. Das leise Brummen ließ erahnen, dass der Wagen extrem langsam fuhr. Was ihm keineswegs ungewöhnlich erschien. Gelangweilte Polizisten drehten gelegentlich Runden durch die Nachbarschaft, weil sie nichts Besseres zu tun hatten. Ransom galt nicht gerade als Brutstätte krimineller Machenschaften, deshalb nervten die örtlichen Gesetzeshüter mit Vorliebe Jugendliche, vor allem neu Zugezogene.
Beschissene Bullenärsche ...
Endlich entfernte sich das Brummen des Streifenwagens. »Scheiße, das war knapp.«
Er stemmte die Hände gegen die Erde und rappelte sich auf.
Natasha packte ihn vorn am T-Shirt und zog ihn zurück.
»Hey. Sie sind weg. Was ...«
»Ich weiß.«
Sie schob eine kühle Hand unter den Hosenbund in seine Jeans. Ihre Finger schlossen sich um sein Glied, das sofort steif wurde. Er sah ihr in die Augen, konnte sie mittlerweile deutlicher erkennen, weil sich seine Sicht an die tiefere Finsternis in der Senke angepasst hatte. Ihr Blick wirkte ausgesprochen eindringlich.
»Ich will nicht bis zum Haus warten.«
»Du meinst ...«
Sie nickte. »Ja. Gleich hier. Jetzt sofort.«
Mark grinste.
Ja. Warum nicht hier?
Natasha näherte sich mit ihrem Mund seinen Lippen, um ihn zu küssen, während sich ihre Hand von seinem Penis zurückzog, um die Jeans aufzuknöpfen. Sie zerrte seinen Slip nach unten. Er stöhnte wohlig schaudernd, als seine Erektion heraussprang und in der kühlen Luft zuckte.
Dann entfernten sich ihre Hände von ihm, als sie ihre eigene Kleidung auszog.
Er half ihr dabei.
Es spürte sie.
Das Wesen in der Dunkelheit.
Zum zweiten Mal innerhalb eines Tages rührte es sich und erlangte fast vollständiges Bewusstsein. Das war ungewöhnlich, zumal sehr oft Jahre zwischen den Wachphasen verstrichen. Natürlich hatte es auch kürzere Abstände von Monaten oder nur Wochen gegeben. Aber eine derart kurze Frequenz ließ sich schon als Novum bezeichnen. Nur einmal vor etwa einem Jahrzehnt hatte es sich dreimal innerhalb weniger Stunden gerührt. Damals war eine unbeständige Energie von dem Ort über seinem Gefängnis ausgegangen. Eine wilde, berauschende Mischung aus Wut, Panik und Verzweiflung.
Und Gewalt.
Und Tod.
Jemand, ein Mensch, war irgendwo in der Nähe gestorben.
Leider versiegte die Energie damals recht schnell, sodass das Wesen rasch wieder in seinen stummen Schlummer verfiel. Es hatte sich mit der trostlosen Wahrscheinlichkeit abgefunden, dass sich ein ähnlich belebendes Ereignis erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten, falls überhaupt, wiederholte.
Doch nun ging etwas vor sich.
Irgendwo ... oben.
Menschen hatten diesen verdorbenen Ort betreten. Es öffnete sein inneres Auge – mit dem es eher fühlte als sah – und entdeckte ihren unverkennbaren mentalen Abdruck. Das Wesen sondierte die Randbereiche ihres Geistes, mehr konnte es ohne psychische Turbulenzen – oder Befreiung aus seinem Kerker – nicht tun.
Es spürte etwas.
Die Menschen ... sie versuchten, sich ihm zu nähern.
Ins Haus zu gelangen.
Die Luft im Keller wurde wärmer und vibrierte vor dämonischem Gelächter.
Ja, dachte es.
Kommt herein.
Kommt ... zu mir.
Kevin schlug mit dem stumpfen Ende des Vorschlaghammers mehrmals auf den schweren, an der Vordertür befestigten Bolzen ein, der jedoch nicht nachgab.
»Gottverdammt.« Kevin wischte sich einen dünnen Schweißfilm von der Stirn. »Die verfluchte Tür könnte genauso gut der Eingang zu einem Tresorraum im beschissenen Fort Knox sein.«
Jared schaute grinsend zu Derek. »Lass mich mal versuchen.«
Derek grinste ebenfalls.
Jetzt kommen wir rein.
Kevin zuckte mit den Schultern. »Nur zu.«
Jared nahm den Vorschlaghammer entgegen und drehte ihn mühelos in den Händen wie ein Baseballspieler, der vor dem entscheidenden Schlag trainiert. Kevin hatte den Vorschlaghammer gefunden, deshalb hatten sie ihm anfangs natürlich den Vortritt gelassen, unabhängig davon, wie unübersehbar nutzlos seine Bemühungen womöglich blieben. Man konnte Kevin kaum als Schwächling bezeichnen, aber zu Jareds körperlicher Stärke fehlte ihm doch einiges.
Die Muskeln in Jareds Armen traten hervor, als er die Finger beugte. Sein Gesicht verzog sich, als er den Hammer herabsausen ließ. Ein unheimlich lautes Scheppern ertönte. Beim ersten Treffer sackte der Bolzen ein Stück nach unten, als die dicken Schrauben, die ihn fixierten, teilweise aus dem Holz gezogen wurden. Jared hob den Vorschlaghammer erneut an und schlug zu. Der Bolzen löste sich vollends und fiel klappernd auf die Veranda.
Kevin grinste verlegen. »Ich ... äh ... hab ihn für dich gelockert.«
Jareds Bauch bebte, als Gelächter aus ihm hervorplatzte. »Ja, Mann. Klar hast du das. So was nennt man echtes Teamwork.«
Derek schnaubte.
So was nennt man echten Quatsch.
Jared lehnte den Griff des Vorschlaghammers an eine seiner breiten Schultern und fuhr mit den Fingern der rechten Hand den Rand der dicken, über die Eingangstür genagelten Spanplattenschicht entlang. »Den Bolzen wegzuschlagen, war der einfache Teil. Was wir jetzt brauchen, ist ein Brecheisen. Und Taschenlampen.«
Kevin riss eine weitere Bierdose auf. »Wozu brauchst du ein beschissenes Brecheisen? Warum schlägst du uns nicht einfach den Weg frei?«
»Ich schätze, das könnte ich tun.«
»Na, was jammerst du dann?«
Jared sah Derek an und deutete mit dem Kinn auf den Karton mit Budweiser. »Gibst du mir mal ’n Bier?«
Derek holte eine Dose aus dem Karton und warf sie Jared zu, der sie mit einer Hand aus der Luft fing und aufriss. »Die Spanplatten zu zerschlagen, wär ’ne Menge Arbeit. Und ’ne ziemliche Sauerei. Splitter würden überall rumfliegen. Mit einem Brecheisen wär’s einfacher und sauberer. Damit könnten wir die Platten einfach runterhebeln und dann könnt’ ich das Schloss aus der Tür schlagen.«
Kevin nickte. »Okay, ja. Seh ich ein. Aber ... wozu Taschenlampen?«
»Da drin wird’s echt finster sein, Mann. So richtig finster. Ich red hier von einem pechschwarzen Loch. Und du kannst mich ruhig einen Schisser nennen, wenn du willst ...«
»Schisser.«
Jared zeigte Kevin mit der Hand, in der er die Bierdose hielt, den gestreckten Mittelfinger. »Denk doch mal nach. Jedes Fenster in dem Haus ist verrammelt. Und ich hab nicht vor, alle Spanplatten zu entfernen. Ich bin hergekommen, um Spaß zu haben, nicht, um zu schuften wie ein Bekloppter. Ich will wissen, wohin ich trete, wenn wir in der Scheißbude drin sind.«
Derek schaute zu Kevin. »Da hat er nicht unrecht.« Er schwang sich über das Verandageländer und sprang auf die Dielen. »Ich kann alles, was wir brauchen, aus dem Arbeitsschuppen meines Vaters besorgen. Und zu mir nach Hause ist es nicht so weit. Trinkt nur nicht das ganze Bier aus, während ich weg bin, ihr Penner.«
Kevin kicherte. »Das fasse ich mal als Herausforderung auf. Ich trinke alles allein aus.«
Jared schüttelte den Kopf. »Einen Scheißdreck wirst du tun.« Er sah Derek an. »Beeil dich.«
Derek wandte sich von den beiden ab und ging über die Lichtung in den Wald, wo ihn die Dunkelheit verschluckte. Die Angst, die ihn umfing, überraschte ihn. Er kannte den Weg durch den Wald besser als jeder andere, konnte ihn bei Nacht fast genauso leicht wie tagsüber finden. Warum also fühlte es sich in dieser Nacht so an, als zerre die Finsternis an ihm – fast so, als sei sie ein lebendiges Wesen und versuche, ihn in eine klebrige Umarmung zu ziehen?
Scheiße.
Er wusste, dass es verrückt und irrational war, trotzdem konnte er das Gefühl nicht abschütteln.
Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte.
Die Türglocke bimmelte.
Clayton Campbell saß auf dem Sofa und sah sich Doctor Who auf BBC America an. Stöhnend beugte er sich vor, um sein Bier auf dem Couchtisch abzustellen, den verschiedenste Zeitschriften und unsortierte Post übersäten. Er schob einen Stapel ungeöffneter Umschläge beiseite und stellte die Flasche auf dem fleckigen Holz ab. Untersetzer benutzte er nicht, weshalb sich unzählige, einander überlappende Ringe in der Oberfläche verewigt hatten. Es spielte keine Rolle. Die Leute, die ihm Gesellschaft leisteten, waren weder allzu wählerisch noch verurteilten sie ihn deswegen. Meistens handelte es sich um Jugendliche, die ihn wegen des einen oder anderen Gefallens aufsuchten.
Fast immer kamen sie nachts.
Sie schienen allergisch gegen Sonnenlicht zu sein. Hätte Clayton es nicht besser gewusst, er hätte sie vielleicht für Vampire gehalten. Aber sie waren keine Vampire. Natürlich nicht. So etwas gab es nicht. Und dasselbe galt für alle sonstigen angeblich übernatürlichen Phänomene. Nur ein Haufen ausgemachter Blödsinn, ungeachtet der Verrücktheiten, die sein durchgeknallter Vater ihm als Kind immer erzählte.
Trotz seiner Skepsis gegenüber allem Übernatürlichen liebte Clayton Horrorfilme. Gelegentlich fanden sich die sogenannten »Finsteren« – eine Bezeichnung, die ihn immer wieder zum Kichern brachte – zu einem nächtlichen Filmmarathon mit Klassikern des Splattergenres bei ihm ein. Am besten gefielen ihnen die billigsten und seichtesten Blutorgien seiner umfassenden Filmsammlung, darunter Frankenhooker, Verschraubt und genagelt, Blood Feast, Blood Diner, Driller Killer, Der Bohrmaschinenkiller, Die Hündin von Liebeslager 7 und Ein Zombie hing am Glockenseil. Allesamt viele Jahre vor der Geburt seiner jungen Gäste entstanden.
Manchmal fürchtete er, einige der Eltern könnten eine aufgebrachte Meute zusammentrommeln und Jagd auf ihn machen, fest entschlossen, seinem schädlichen Einfluss ein Ende zu bereiten. Aber die Kinder blieben die ganze Nacht auf Achse und schliefen, wenn sie von der Schule nach Hause kamen. Ihre bescheuerten Eltern spielten in ihrem Leben offensichtlich keine besondere Rolle.
Die Türglocke meldete sich erneut.
Trotzdem konnte es nicht schaden, vorsichtig zu sein. Grunzend raffte sich Clayton auf und zuckte beim Knacken seiner Kniegelenke zusammen. Er verließ das Wohnzimmer und ging in die Diele. In der Ecke neben der Tür lehnte ein Baseballschläger. Das dicke Ende war schwer und robust. Ein ordentlicher Treffer mit dem Teil würde jeden Eindringling ins Reich der Träume befördern. Gut, gegen jemanden mit einer Kanone konnte er damit nicht viel ausrichten, aber Clayton hasste Schusswaffen. Sein Vater hatte Selbstmord begangen, indem er sich das Hirn mit einer Smith & Wesson .38 aus dem Schädel pustete.
Eine Pistole im Haus hätte er als ständige und unerträglich schmerzvolle Erinnerung an diese Tragödie empfunden, die jetzt ein Jahrzehnt zurücklag. Aber das war nicht alles. Eine Schusswaffe im Haus käme auch einer gefährlichen Verlockung gleich. Clayton trank ganz gerne etwas. Und er kiffte gern. Beides tat er oft allein. Manchmal wurde er dabei melancholisch, verfiel in Selbstmitleid und bedauerte, wie sich sein Leben entwickelt hatte. Nur allzu leicht konnte er sich vorstellen, denselben Ausweg zu wählen, für den sich einst sein Vater entschieden hatte.
Er packte den Schläger am Griff und schob ein Auge an den Türspion.
Gleich darauf stellte er den Schläger zurück und öffnete die Tür. »Hi, Fiona.«
Das Mädchen, das auf der Veranda stand, lächelte ihn an. Draußen herrschte frostige Kälte. Fiona zitterte ein wenig. Die Hände hatte sie tief in den Taschen ihrer schwarzen Kapuzenjacke vergraben. »Hi, Clay. Darf ich reinkommen?«
»Klar.«
Er trat beiseite und hielt ihr die Tür auf. Das schlanke Mädchen schob sich durch die Öffnung und blieb schaudernd in seiner Diele stehen. Clayton lauschte dem Klappern ihrer Zähne. Sie wippte auf den Zehen auf und ab und nickte mit dem Kopf. Fiona besaß ein hübsches Gesicht. Wirklich süß, mit großen Augen und hohen Wangenknochen. Der dunkle Eyeliner, den sie aufgetragen hatte, brachte ihre Augen besonders unwiderstehlich zur Geltung. Lange, schwarz gefärbte Haare umrahmten ihre blassen, zierlichen Züge. Den einzigen Makel bildete leichte Akne am Kinn. Und sie war fast zu mager, hatte keine richtige Figur.
Erneut lächelte sie. »Du siehst wie der Dude aus.«
Clayton runzelte die Stirn.
Dann ging ihm ein Licht auf.
Ach ja. The Big Lebowski.
Sein langes zottiges Haar und der abgewetzte Bademantel, den er über dem Pyjama trug, legten den Vergleich nahe. »Ich schwöre, das ist keine Absicht. Ich hab nur ... äh ...«
Sie lachte. »Ja, schon klar. Hast du Gras?«
Ah.