Die Seele des Raumes berühren
Den eigenen Lebensraum
neu erfahren, gestalten,
reinigen und energetisieren
3. Auflage 2011
Stephan Andreas Kordick
Die Seele des Raumes berühren
© für die deutsche Ausgabe Neue Erde GmbH 2009
Alle Rechte vorbehalten.
Titelseite:
Foto: Jack Parsons
Gestaltung: Dragon Design, GB
Satz und Gestaltung:
Dragon Design, GB
Gesetzt aus der Rotis Serif und American Typewriter
Gesamtherstellung: L.E.G.O. S.p.A., Lavis (TN)
Printed in Italy
ISBN 978-3-89060-530-2
Neue Erde GmbH
Cecilienstr. 29 · 66111 Saarbrücken · Deutschland · Planet Erde
Oh Mensch erkenne mich,
mein Wesen und mein Sein,
gebe alles nur für dich,
als Freund und Hüter rein.
Ich beschütze und bewahre,
schenk dir Halt und Lebenskraft,
ohne Lohn und ohne Klage,
zu deinem Wohle, deiner Macht.
So nimm mich an als den Gefährten,
der dir verleiht auf allen Wegen,
erfüllt mit Leben und auch Werten,
allgegenwärtig meinen Segen.
Behütet und auch wohl gehalten,
in schaffend Werk und ruhigem Traum,
selbst dein Leben zu gestalten,
in mir – in deinem Raum.
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Als ich Mitte der Neunziger Jahre das erste Mal meine eigenen Räume energetisch gereinigt hatte, wurde mir bewußt, daß es zwischen mir und dem Raum eine Verbindung geben mußte. Mir war damals nicht klar, um welche Art es sich bei dieser Verbindung handeln könnte. Dennoch hat mich dieses Thema seit dieser ersten Berührung nicht mehr losgelassen. Ich war sehr neugierig geworden, welche Auswirkung die Reinigung haben würde und wurde dabei mit einem sehr angenehmen Ergebnis überrascht.
Nachdem ich damals die Räume meines Hauses gereinigt hatte und wenige Tage später Besuch bekam, stellte dieser nach einiger Zeit fest: Irgendetwas ist hier anders. Man sieht klarer, deutlicher, und der Raum wirkt freier. An was liegt das? Darauf antwortete ich nur: Ich habe den Raum feinstofflich gereinigt.
Seit dieser Zeit habe ich nicht nur regelmäßig meine eigenen Räume, sondern auch sehr viele andere gereinigt. Es ist faszinierend, wenn man sich auf die Energie eines Raumes einläßt und durch seine Kraft in seine Geheimnisse eingeweiht und bei ihrer Erkundung begleitet wird. Dabei entstehen viele innere Bilder, Gefühle und Erregungen bereichern die Handlung.
Dieses Buch soll nicht als Rezeptbuch oder Anleitung für energetische Tätigkeiten in unseren Räumen dienen, sondern vielmehr als Inspiration für die eigenen Impulse und Entdeckungen. Es geht darum, die wahre Kraft unserer Räume zu erkennen und sie mit in das eigene Leben zu integrieren.
Begleiten Sie mich durch dieses Buch und die beschriebenen Beispiele aus der Praxis. Sie bekommen dadurch einen Einblick in die Welt der Dinge, welche für unsere Augen normalerweise unsichtbar sind, jedoch sichtbar werden und Gestalt annehmen können.
Wie und durch was dies geschehen kann, werde ich Ihnen im Laufe dieses Buches erzählen.
Ebenso werde ich Ihnen verschiedene Möglichkeiten aufzeigen, wie man den Raum energetisch kräftigen und durch vielfältige Handlungen gestalten und bekleiden kann. Denn das Sprichwort »Kleider machen Leute« kann man auch auf unsere Räume übertragen. Licht, Farbe, Formen, Bilder, Gegenstände und Rituale kleiden und erfüllen unsere Räume und lassen sie stimmig und kraftvoll ihrem Charakter entsprechend erscheinen und wirken.
Die genannten Orte, Räume und Beschreibungen der angegebenen Personen, welche ich in den Beispielen erwähne, sind, um die Privatsphäre zu wahren, nicht mit Namen und Orten genannt. Der Inhalt und die Aussagekraft werden aber dadurch nicht beeinträchtigt.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Studieren dieses Buches und darf Sie nun einladen, die großartigen Geheimnisse unserer Lebensräume zu entdecken, um dadurch Ihre eigenen Räume neu zu erfahren.
Stephan Kordick
Amberg, im August 2007
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie sich in einem Raum, den Sie vorher noch nie gesehen haben, sofort wohlfühlten und dort gerne den Rest des Tages verbringen wollten?
Können Sie sich daran erinnern, wie Sie sich dort während Ihres Aufenthalts gefühlt haben? Wie waren die Gespräche mit den anderen? Wie lange sind Sie wirklich dort geblieben?
Hatten Sie schon einmal das Gefühl, daß Sie sich woanders wohler gefühlt haben oder Ihnen ein anderer Raum mehr Kraft gegeben hat als Ihr eigener?
Solche scheinbar außergewöhnlichen Situationen haben Sie sicherlich schon einmal erlebt und sich unbewußt die Frage gestellt, an was das wohl liegen könnte.
Aus diesem Grunde möchte ich Ihnen gleich zu Anfang drei Beispiele aus der Praxis nennen, um Ihnen die wahren Potentiale unserer Räume zu vermitteln. Hierbei sei erwähnt, daß der Raum im übertragenen Sinne das Gefäß darstellt, das die Energie aufnehmen und bewahren kann. Der Mensch fungiert als Schöpfer, er ist derjenige, der dafür sorgen kann, daß diese Energie in das Gefäß kommt. Es ist also von Anfang an sehr wichtig, daß beide, Mensch und Raum, sich in ihrer Begegnung gegenseitig befruchten.
Beispiel 1
Die Eigentümerin eines Hauses lud zu einer Feier neun Personen ein, von denen sich die meisten nicht kannten. Eine der geladenen Personen war etwas besorgt, ob der Abend auch interessant und unterhaltsam werden würde, weil sie ja nur zwei der geladenen Gäste kannte. Wie sich später herausstellte, ging es auch anderen so. Selbst die Gastgeberin hatte anfangs ihre Bedenken, aber sie entschied sich trotzdem dafür.
Da auch ich eingeladen war und sie mir ihre Bedenken bereits im Vorfeld mitgeteilt hatte, empfahl ich ihr, ihre Räume feinstofflich zu reinigen und auf der seelischen Ebene für diesen Tag vorzubereiten. (Denken Sie an das Gefäß, den Raum, und seinen Schöpfer.)
Die Feier begann um acht Uhr abends, und erst um halb fünf Uhr morgens gingen alle nach Hause. Es war ein mehr als interessanter und unterhaltsamer Abend, und allen Anwesenden blieb er noch lange in sehr angenehmer Erinnerung. Ein schöpferisches Wirken muß man nicht immer sehen, aber man darf es erleben.
Beispiel 2
Eine Familie gab mir den Auftrag, ihr privates Wohnhaus zu begutachten und ihre Räume farblich zu gestalten. Die Familie hatte schon Erfahrung mit der Reinigung von Räumen, denn einmal im Jahr wurden sie mit Rauchwerk gereinigt; und das schon seit vielen Jahren. Jetzt ging es darum, den Räumen durch Farben und Formen ein neues und stimmiges Kleid zu geben. In der Tat spürte ich während der Wahrnehmungsanalyse eine große Klarheit und Reinheit im gesamten Wohnraum. Allerdings erschien das Innere des Hauses unbekleidet. Denn es fehlte das Gewand, also die Farben, die den Räumen Wärme und Ausstrahlung verleihen.
Nachdem ich der Familie mein Konzept vorgestellt hatte, erfolgte mit meinem Maler die Umsetzung, die zwei Wochen später abgeschlossen war.
Seit vielen Jahren lud die Familie immer an einem bestimmten Tag im Jahr Freunde und Bekannte aus einem familiären Anlaß zu einem kleinen Empfang. Dieser begann immer gegen 17 Uhr und dauerte bis etwa 20 Uhr. Bei diesem allerdings gingen die Gäste erst kurz vor Mitternacht, so die Aussage der Familie. Hier wirkte die sichtbare Raumgestaltung mit der nicht sichtbaren Rauminformation in einem segensreichen Miteinander zum Wohle des Raumes und zum Wohle der Menschen, die diesen Räumen begegneten.
Beispiel 3
Ende 2000 bekam ich den Auftrag, ein Dienstleistungsunternehmen zu beraten. Die Eigentümer hatten dieses vom Vorgänger übernommen, der es mehrere Jahrzehnte geführt hatte. Das Problem war, daß man sich, wie der Vorgänger auch, gerade mal so über Wasser halten konnte, obwohl die Firma das Potential hatte, viel mehr Aufträge abzuwickeln.
In der Wahrnehmung vor Ort war eindeutig und klar zu spüren, daß es der Energie des Raumes an Motivations- und Lebenskraft fehlte. Es herrschte eine depressive Stimmung im gesamten Betrieb, und diese stand nicht im Einklang mit den Bedürfnissen der Inhaber. Nachdem die Beratung abgeschlossen und das Gestaltungskonzept besprochen war, empfahl ich, die Geschäftsräume feinstofflich zu reinigen, so daß sich die alte Energie, die sich über Jahrzehnte hinweg angesammelt hatte, vom Raum lösen durfte. Die Reinigung erfolgte an einem Sonntagmorgen und war am späten Vormittag vollzogen.
Die Inhaber waren vom Ergebnis mehr als begeistert, und sie berichteten von einem tiefgreifenden Wandel. Sie konnten es gar nicht recht glauben, wie sich von heute auf morgen, einfach so, zum Wohle aller alles verwandelt hatte. Dies betraf das Raumgefühl, die jetzt sehr angenehmen Kundenbegegnungen wie auch die Aufträge. Auch sie selbst gingen mit einer ganz anderen Kraft und Motivation in die Betriebsräume und an ihre Arbeit.
Diese unsichtbaren und geklärten Wesenskräfte eines Raumes wirken meiner Erfahrung nach wie ein Magnet. In ihrem Zusammenwirken mit den gestalterischen und sichtbaren Kräften entsteht in jedem Raum ein wahrer Lebensquell der magnetisierend wirkt, und dadurch kann eine Urquelle für Fülle, Wohlbefinden und Kraft zum Leben erweckt werden.
Wenn Sie Orte und Räume kennen, in denen Sie sich wohlfühlen und in denen Sie auftanken können, haben Sie das Wesen der energetischen Kräfte von Lebensräumen bereits erfahren und kennengelernt.
Darum heißt es auch Lebensraum und nicht nur »Raum«. Denn ein Raum ist ein statischer Körper. Er hat einen Boden, Wände und eine Decke. Aber jeder Raum ist auch mit einer unsichtbaren Energie erfüllt, die durch Sie und Ihr schöpferisches Wirken in Lebendigkeit und Kraft verwandelt werden kann. So bekommt dieser scheinbar leblose Körper Kraft und Lebendigkeit. Diese entstehen mit dem Erschaffen des Raumes und können durch Gestaltung, Architektur, durch geistige Kräfte und durch unser Sein offenbart und verwirklicht werden.
Bitte denken Sie jetzt nicht, daß Sie das nicht könnten und man dafür mit ganz besonderen Fähigkeiten gesegnet sein muß. Dies ist ein Irrglaube, den ich mit diesem Buch auflösen möchte. Dieses Werk gibt Ihnen einen Schlüssel in die Hand, um mit Hilfe Ihres gesunden Menschenverstandes und Ihres Seins selbst Hand und Herz wirken zu lassen, um für sich selbst, Ihre Familie und Ihre Gäste Räume des Wohlbefindens, erfüllt mit Lebendigkeit, zu erwecken.
Jeder Raumkörper verfügt, ebenso wie der menschliche Körper, nicht nur über einen sichtbaren Körper, den wir sehen, fühlen und greifen können, sondern auch über einen Raumgeist und eine Raumseele, die nicht sichtbar, aber dennoch spürbar sind. Daher auch das Phänomen, daß man sich in einem Raum sofort wohlfühlt, ohne dafür eine greifbare Erklärung zu haben.
Erst diese Dreiheit von Raumkörper, Raumgeist und Raumseele offenbart das wahre Potential unserer Lebensräume.
Sicherlich waren Sie schon einmal in einem Haus, das bereits viele Jahre leergestanden hat. Diese Räume haben meist eine sehr eigenartige Stimmung. Sie wirken öde und leblos. Es herrscht dort oft eine merkwürdige Stille. Es ist so, als ob die Kraft des Raumes schlafen würde. Erst wenn diese Räume wieder gesäubert, gereinigt, gestaltet und belebt werden, erst dann atmet die Kraft des Raumes wieder auf.
Genauso würde es auch einem Menschen ergehen, der jahrelang in einem völlig leeren Raum, ganz ohne Möbel, Bilder, Farben und Symbole, allein und isoliert von der Gesellschaft verbringen würde. Nur einmal am Tag eine kleine Mahlzeit und Wasser zum »Überleben«. Seine geistigen und seelischen Kräfte und Potentiale würden langsam einschlafen. Denn er würde sich auf das körperliche Überleben konzentrieren. Erst durch die Begegnung mit Menschen würde er zu neuer Lebenskraft und neuem Lebenswillen erwachen. Sein Geist wäre plötzlich wieder aktiv und seine Seele würde wieder Nahrung bekommen.
Er hätte zwar all die Jahre körperlich überlebt, aber seine Geistes- und Seelenkraft wäre in einen tiefen Lebensschlaf gefallen.
Oft ergeht es aber auch Räumen, die täglich genutzt werden, genauso. Sie werden einfach nur benutzt, als Schutzhülle mit Dach über dem Kopf. Die wahren geistigen und seelischen Potentiale jedoch werden nicht wirklich aktiviert. Der Mensch hat jedoch die Kraft und das Potential, Räume nicht nur zu erschaffen und sie zu gestalten, sondern ihnen auch Leben einzuhauchen.
Zur Wiederholung möchte ich hier nochmals verdeutlichen: Der Raum besteht aus einem Körper, so wie wir Menschen auch einen besitzen. Wenn der Raum einen Körper hat, so wie wir, dann hat er auch einen Geist. Und er besitzt eine Seele, genau wie wir selbst. Diese Seele hat Gefühle, kann Emotionen erzeugen, Liebe annehmen und Liebe geben. Darum gilt es für uns Menschen, unsere Räume in ihrer Seele zu berühren. Dann offenbaren sie ihre wahren Kräfte und Qualitäten; und bereichern unser eigenes Leben damit. Es ist ein gegenseitiger Austausch, eine Freundschaft und eine liebevolle Verbindung.
Es ist eine Begegnung von Mensch und Raum.
Wer den Raum in seiner Seele berührt, berührt sich selbst.
Deshalb ist es eine hilfreiche Erfahrung, wenn man das Haus, die Wohnung, das Geschäft, die Schule oder die Firma nicht einfach betritt oder begeht, sondern diesen Lebensräumen wahrhaftig begegnet. Denn eine Begegnung hat mit Offenheit und Wahrhaftigkeit zu tun. Und diese wiederum bringen uns in ein offenes und wahrhaftiges Verhältnis zu unseren Lebensräumen und zu einem Verständnis von ihnen.
Auch Räume haben, wie wir Menschen, eine Sprache. Sie ist nur anders, kann aber trotzdem verstanden werden. Denn diese Sprache ist klar und deutlich, rein und unverfälscht. Und sie hat keinen Dialekt, der nicht verstanden werden kann. Unsere Räume sprechen eine eindeutige und klare Sprache zu uns. Nur nehmen wir diese nicht wahr, weil wir unsere Räume in der Regel nicht als lebendiges Wesen anerkennen. Das müssen wir auch nicht, denn wenn wir dem Raum bewußt und offenen Herzens begegnen, wird der Raum uns erkennen und sich offenbaren. Wenn wir unseren Räumen begegnen und sie wahrnehmen wollen, müssen zuallererst wir uns als offen und wahrhaftig erweisen.
Wir müssen zeigen, daß wir den Raum als lebendige Wesenheit anerkennen und ihm begegnen wollen. Dann wird er sich zu erkennen geben und den Kontakt mit uns aufnehmen. Durch unser Bewußtsein können sich Türen öffnen, die vorher verschlossen waren. Durch unsere Wahrnehmung werden wir die Sprache des Raumes erfahren und eine neue Wirklichkeit unserer Lebensräume wahrnehmen, die uns vorher nicht bekannt war. Falls Sie jetzt glauben, daß Sie die Sprache unserer Räume erlernen müssen, um sich mit ihnen zu verständigen, kann ich Sie beruhigen, denn es geht vielmehr darum, ein Verständnis dieser Sprache zu erlangen.
Ein kleines Beispiel, um Ihnen dies besser zu veranschaulichen:
Ende Dezember 1992 waren mein Bruder und ich bei einem Freund in die Provence eingeladen. Dort hatte seine Familie, die aus Paris stammte, ein Ferienhaus, in dem sie jedes Jahr Weihnachten und Silvester feierte. Unser französischer Freund konnte sehr gut Deutsch, und darum war die Verständigung mit der übrigen Familie kein Problem. Wenn jemand etwas erzählte, dann wurde einfach übersetzt. Auffallend war, daß, wenn der Onkel unseres Freundes etwas sagte, wir es sofort verstanden, obwohl wir selbst kein Französisch sprachen. Aber das, was er sagte, kam sehr deutlich und betont über seine Lippen, und so konnten wir den Inhalt und das, um was es ihm ging, verstehen. Daß heißt, wir bekamen ein Verständnis für seine Sprache und waren offen, sie anzunehmen. Diese Offenheit offenbarte uns den wahren Kern seiner Aussagen. Wir wußten intuitiv, was er sagte, ohne daß wir es jemals hätten ins Deutsche übersetzen können.
Vielleicht haben Sie so etwas schon einmal selbst erfahren. Dieses Beispiel soll Ihnen zeigen, daß wir uns nicht abmühen müssen, die Sprache des Raumes zu erlernen, sondern daß wir vielmehr selbst deutlich und klar mit dem Raum kommunizieren sollten. Er wird uns dadurch leichter verstehen und sich uns aufgrund unserer Offenheit und unseres bewußten Begegnens mitteilen. Unsere Wahrnehmung wird uns den Inhalt seiner »Botschaft« verständlich übermitteln.
»Er hat mir nie einen Namen gegeben.«
Treffender als mit diesem Satz von Mary Shelley kann man es nicht ausdrücken, wenn es um das Verstehen und das wahre Erkennen in einer Beziehung geht. Stellen Sie sich einmal vor, Ihre Partner, Ihre Freunde, Familienmitglieder und Bekannten hätten keinen Namen. Sie könnten zwar mit ihnen kommunizieren, aber wie würden Sie sich dabei fühlen? Es wäre gar nicht möglich, den betreffenden Menschen anzusprechen und ihm sozusagen wahrhaftig zu begegnen. Außerdem hat ein Name eine sehr große Ausdruckskraft und gibt einem Menschen und auch Objekten Inhalt und Wert. Betrachten Sie die beiden nachfolgenden Bilder des Hauses und der Person. Wie sympathisch sind sie Ihnen? Fühlen Sie sich angezogen durch sie? Werden Sie eingeladen, ihnen näher zu begegnen?
Jetzt sehen Sie sich bitte die gleichen Bilder noch einmal an. Diesmal sind sie allerdings mit ihrem Namen genannt. Hat sich ihr Eindruck auf Sie jetzt verändert? Wie sehen Sie dieses Haus und diesen Menschen jetzt?
Und welchen Begegnungswert hat dieses Haus und dieser Mensch jetzt für Sie?
Mir ist es sehr wichtig, auf dieses Namensthema für unsere Häuser und Wohnungen, aber auch einzelne Räume hinzuweisen. Denn der Mensch hat von Natur aus das Bedürfnis, die Dinge des Lebens beim Namen zu nennen. Denn nicht nur Menschen, sondern auch Firmen, Geschäfte und deren Produkte, Autos, Motorräder, Schiffe, Boote und sogar Möbel haben einen Namen. Jetzt werden Sie sich fragen, haben Möbel einen Namen? Ja, gehen Sie einmal durch die Möbelhäuser und schauen Sie auf die Preisschilder. Dann werden Sie feststellen, daß die einzelnen Möbelstücke durch einen Namen aufgewertet werden. Denn ein Schlafzimmerbett »Bolero« ist reizvoller und wertiger, als wenn es einfach Schlafzimmer Nummer 031 heißen würde.
Wenn Sie sich ein Tier zulegen, einen Hund, eine Katze, einen Goldhamster, was auch immer. Was machen Sie zuerst? Sie geben diesem neuen Familienmitglied einen Namen. Damit Sie es rufen und mit ihm reden können.
Als ich meinen ersten Vortrag zum Thema Lebensraumgestaltung hielt, fragte ich zum Schluß die Teilnehmer, welche Namen ihre Häuser und Wohnungen denn hätten. Betretenes Schweigen erfüllte den Raum und große Augen sahen mich erwartungsvoll an, was denn jetzt kommen würde. In der ersten Reihe saß ein elfjähriges Mädchen, und ich fragte es: »Wie heißt das Haus von Pippi Langstrumpf?« Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: »Villa Kunterbunt«.
Glauben Sie wirklich das Mädchen hätte mir die Frage beantworten können, wenn Astrid Lindgren dem Haus von Pippi Langstrumpf die »Bezeichnung« K8XO3 gegeben hätte?
Daher ist meine Empfehlung: Machen Sie sich einmal Gedanken, mit welchem Namen Sie Ihr Haus (oder Ihre Wohnung) würdigen könnten. Schenken Sie Ihrem Haus einen Namen, denn Ihr Haus schenkt Ihnen Geborgenheit, Rückzugsmöglichkeit, Schutz- und Erholungsraum und ein großes Dach über dem Kopf. Meinen Sie nicht, daß es Zeit wäre, sich dafür zu bedanken?
Das nachfolgende Kapitel kann Ihnen sicherlich dabei helfen, einen wirklich stimmigen und kraftvollen Namen für Ihr Haus, Ihre Wohnung und vielleicht auch Ihre einzelnen Räume zu finden. Und wenn Sie einen Namen gefunden haben, benutzen Sie ihn auch, wenn Sie mit Ihrem Lebensraum, sei es Haus oder Wohnung, kommunizieren oder von ihm sprechen. Denn mit einem Hund wird auch geredet, und manche tun es sogar mit einem Auto. Warum also nicht mit Ihren Lebensräumen?
Seiner Intuition nachzuspüren und sie Teil seines Lebens werden zu lassen, bedeutet, eigene innere Bilder und Gefühle wahrhaftig anzunehmen und ihnen zu vertrauen. Intuition ist eine Urkraft, welche uns Menschen mit dem Instinkt bei unserer Geburt mitgegeben wurde, damit wir diese Fähigkeiten nicht nur ausleben, sondern auch in unser schöpferisches Tun integrieren. Es gibt einen einfachen Weg, die ureigene Intuition und seine Instinkte wiederzuentdecken und neu zu erleben.
Es geht dabei um ein Erinnern der frühesten Kindheit. Als Kind brauchten wir uns keine Gedanken machen, wie wir morgen leben werden. Zeit und Geld, Probleme und Sorgen sind in dieser Lebensphase Fremdwörter. Man lebt von einen Tag auf den anderen und wird versorgt nach dem Motto: Sehet die Vögel unter dem Himmel an; sie säen nicht, sie ernten nicht (…); und euer himmlischer Vater nährt sie doch.
Die Rückbesinnung auf unser Kindsein, ist eine sehr gute Möglichkeit, die eigene Intuition wieder ins Leben zu integrieren.
Sollte Ihnen dieser Weg nicht leichtfallen, gibt es die Möglichkeit, von den Kindern zu lernen. Nachfolgendes Beispiel kann Ihnen dabei helfen.
Ein Tagescafé, das ich im Dezember 1999 eröffnete, wurde nach geomantischen Prinzipien eingerichtet und gestaltet. Im Sommer des Jahres wurde der dafür vorgesehene Raum umgebaut und farblich gestaltet. Der farbliche Entwurf war vorher festgelegt worden, und nun kam die Umsetzung. Vom Eingangsbereich her sollte mit einem erdigen gelben Farbton begonnen werden, in der Mitte des Raumes nahtlos in ein Aprikot übergehen und am Ende des Raumes in ein kräftiges Orange übergehen und ausklingen. Die Planung und Festlegung der Farben war das eine, die Umsetzung das andere. Denn durch die nahtlosen Übergänge würden die einzelnen Farben mal dunkler und mal heller erscheinen. Es würden also immer wieder neue Farbempfindungen entstehen. Die Frage war, wann sollten die Übergänge gemacht werden und welche Farbe sollte bei den Übergängen zuerst aufgetragen werden? Denn es sollte ein stimmiges Gesamtbild ergeben, damit sich jeder Gast, unabhängig vom Alter, auch wohlfühlte.