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FRAGEN DER MENSCHEN, ANTWORTEN DES GLAUBENS

Peter Blank / Wolfgang Weber

Band 2: Jesus Christus

Ist Jesus Christus Gott?

Ist es vernünftig, daran zu glauben?

Ist die Auferstehung Jesu glaubwürdig?

Vernunft und Glaube

Fragen der Menschen, Antworten des Glaubens.
Band 2: Jesus Christus

Inhalt

Vorwort

Ist Jesus Christus Gott?

Vorbemerkungen

Ist es gleichgültig, ob Jesus Christus Gott ist?

Wenn Jesus von Nazareth nicht Gott ist, sondern nur ein Geschöpf war …

Falls Jesus Christus tatsächlich Gott ist.

Ist es vernünftig, an die Gottheit Jesu Christi zu glauben?

Argumente im Zusammenhang mit der Gottheit Jesu Christi

Die Glaubwürdigkeit der Auferstehung Jesu

Historische Fakten

Ist Jesus auferstanden oder nicht?

Vernunft und Glaube

Zweifel

„Christlicher“ Glaube

Vorwort

Wer ist Jesus Christus? Diese Frage beschäftigt die Menschen seit der Geburt eines Kindes im Lande Israel, in einer Stadt namens Bethlehem, zur Zeit des römischen Kaisers Augustus und eines Königs namens Herodes. Dem Kind gab man den Namen Jesus. Im Laufe seines öffentlichen Lebens, das er mit etwa 30 Jahren begann, offenbarte er sich als von Gott gesandt. Er nannte Gott „seinen Vater“, ja mehr noch, er behauptet: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10, 30) und „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14, 9). Wie ist das alles zu verstehen? Ist er wirklich der Sohn Gottes? Der Sohn des ewigen, allmächtigen Gottes, des Allwissenden, des Schöpfers? Wie ist „Sohn“ zu verstehen? Ist er 100% Gott und 100% Mensch, wie die Kirche uns lehrt?

Wenn es tatsächlich so ist, wenn das wahr ist, dann ändert sich alles. Dann ist das, was er gesagt und getan hat, der verbindliche Maßstab für unser Leben. So ist die Frage von grundlegender Bedeutung: Können wir wirklich glauben, dass dieser in unserer Geschichte aufgetretene Jesus von Nazareth Gott selbst ist? Was spricht dafür? Was dagegen? Sind unsere Argumente und Einschätzungen der einzige Maßstab zur Urteilsfindung oder gibt es noch andere Wirklichkeiten, die das Urteil beeinflussen? Wie gelingt es uns, Antworten zu finden?

Die Begegnung mit Jesus müsste sich zunächst auf Zeugen stützen, die ihn selbst gesehen, gehört und erlebt haben. Am besten Menschen, die ihm nicht nur einmal begegnet sind, sondern ihn über eine lange Zeit kennen lernen konnten. Solche Zeugen gibt es. Es sind die von ihm selbst berufenen „Apostel“. Zwei von ihnen - Matthäus und Johannes - haben über die Jahre des Zusammenlebens mit ihm selbst geschrieben, andere haben ihre Erinnerungen mündlich oder in Briefen weiter gegeben.

Eine besondere Zeugenschaft besitzt Paulus. Er gehört nicht zu dem Kreis von Jüngern, die Jesus unmittelbar kannten. Paulus hatte die sich bildende junge Kirche fanatisch verfolgt. Eine seiner Aktionen führte ihn nach Damaskus, um die „Anhänger des (neuen) Weges, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen. Als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ (Apg 9, 2-5) Ab diesem Moment begann die Umkehr des Paulus von einem fanatischen Verfolger zu einem leidenschaftlichen Verkünder Jesu. Er hat sich dann mit den Aposteln in Verbindung gesetzt und alles über das Leben und die Lehre Jesu aus ihrem Mund erfahren. Sein Zeugnis ist deshalb von besonderem Gewicht, weil er diese völlig überraschende Kehrtwende in der Einschätzung Jesu machte.

In den Evangelien, also den umfassenden Berichten über das Leben und die Lehre Jesu, begegnet er uns in der ganzen Lebendigkeit und Faszination. Allerdings haben sich vor allem Theologen mit der Frage beschäftigt, ob uns die Evangelien den „wirklichen“ Jesus vorstellen, oder ob es sich dabei um eine Art „Idealgestalt“ handelt, die die Evangelisten und die junge Kirche in verschiedenen Prozessen konstruiert haben. Einige, als bedeutend angesehene Exegeten, entwickelten den Begriff des „historischen Jesus“ und den des „Jesus des Glaubens“. Ersterer sei der eigentliche Jesus, der gelebt hat, dessen Konturen aber im Dunkel der Geschichte nur schwer zu erschließen seien. Der „Jesus des Glaubens“ sei von der Jüngergemeinschaft im Laufe der Zeit entwickelt worden. Dabei sei - so diese Exegeten - eine idealisierte Jesusgestalt entstanden, die mit der historischen Wirklichkeit kaum noch etwas zu tun habe. Zu diesen Ergebnissen sei man durch die Anwendung objektiver Methoden der Geschichtswissenschaft gelangt.

Hier ist nicht der Ort, um die komplizierten wissenschaftlichen Ansätze und Argumente zu erläutern, die den wissenschaftlichen Weg zu einer solchen Behauptung säumen. Ergebnis der Anstrengungen waren in der Regel verschiedene „Jesus-Bilder“, angefangen vom politischen Revolutionär bis zum guten Menschen, der alles billigt und uns süß zulächelt. In seinen Jesusbüchern bemerkt Papst Benedikt XVI., dass die verschiedenen Jesusgestalten, die uns in nicht wenigen exegetischen Werken begegnen, mehr über die Autoren selbst als über die Person Jesu aussagen. Vor allem sei verwunderlich, dass extrem verschiedene Jesusbilder entstanden sind, obwohl behauptet wird, eine „objektive“ Methode zur Ergebnisfindung angewendet zu haben. Eigentlich müssten die Ergebnisse unter solchen Voraussetzungen eher konvergieren, aber das Gegenteil ist der Fall. Papst Benedikt jedenfalls stellt auf der Basis wissenschaftlicher Argumente sehr überzeugend dar, dass der Jesus, den wir in den überlieferten und von der Kirche approbierten Evangelien kennen lernen, eine viel wirklichere und glaubwürdigere Gestalt ist als die Konstrukte einiger Gelehrter - und das gerade auch in Anwendung wissenschaftlicher Methoden.

Interessanterweise treffen wir in den Evangelien selbst auf diese Thematik. Einmal fragt Jesus seine Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“. Sie antworten: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten“. Hier wird deutlich, dass Jesus damals schon sehr unterschiedlich eingeschätzt wurde. Dann wendet er sich ganz persönlich an diejenigen, die ihm nahe waren: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Petrus antwortet mit den Worten, die das erste Glaubensbekenntnis darstellen: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Jesus lobt den Petrus: „Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ (vgl. Mt 16,13-20)

Damit wird eines ganz deutlich: Jesus als den Sohn Gottes kann man nur im Glauben erkennen. Wenn man es nicht für möglich hält, dass Gott Mensch werden kann - (und Mensch geworden ist!) -, dann bleibt Jesus eine unverständliche Gestalt.