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QIGONG

Was Sie damit erreichen können:

Körper und Geist in Harmonie bringen

Ihren Rücken entspannen und die Haltung korrigieren

Stabilität und Dynamik gewinnen

Koordination, Gleichgewicht und Atmung verbessern

Ihre Muskeln gezielt, sparsam und bewusst einsetzen

Schonend und effektiv trainieren

Ihren Körper besser spüren, sich in ihm wieder ganz zu Hause fühlen

Körperliche Beschwerden sanft lindern, Wohlbefinden dauerhaft steigern

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SO WIRKT ALLES ZUSAMMEN

Wer Qigong übt, tut etwas Gutes für sich selbst, das ihm überdies Freude bereitet. Lesen Sie hier, warum Qigong einen so positiven Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden hat, wie es entstanden ist, worauf es dabei ankommt. Erst mit dem rechten Verständnis wird Ihr Üben effektiv, und es gelingt leichter, Körper, Geist und Seele in Harmonie zu bringen.

RUHE UND ENERGIE – DAS GEHEIMNIS DES QIGONG

Den Körper mit sanften Bewegungen lockern, den Geist zur Ruhe bringen, entspannt sein und trotzdem voller Energie – das ist das Ziel von Qigong. Es sucht den Zusammenklang von allem, was uns Menschen ausmacht.

Kein Wunder, dass sich Qigong in den letzten Jahren in Deutschland neben Yoga und Taijiquan zur bekanntesten fernöstlichen Übungsmethode entwickelt hat. Die positiven Wirkungen des Qigong sind zahlreich und so vielfältig wie die Übenden selbst. Fast jeder Übende berichtet, dass Körper und Geist in Harmonie kommen, innere Gelassenheit sich einstellt und man sich im eigenen Körper wieder zu Hause fühlt. Über diese allgemein wohltuenden Wirkungen hinaus hat Qigong schon vielen Menschen aller Altersgruppen Linderung bei körperlichen Beschwerden gebracht, seien es Kopf- oder Gliederschmerzen, Rückenprobleme, Verspannungen, Schlafstörungen, Herzrasen, Schlappheit, Unkonzentriertheit und vieles andere mehr. So ist Qigong schon während des Übens regulierend und wohltuend, darüber hinaus aber auch nachhaltig wirksam. Die Übungen können auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse ausgerichtet werden.

DER GANZHEITLICHE ANSATZ

Gesundheit gilt als hohes Gut – in der westlichen Welt nicht weniger als in der östlichen. Was aber ist Gesundheit? Im Westen haben wir uns darauf spezialisiert, alle Vorgänge zu definieren und zu analysieren. Da Gesundheit so schwer greifbar ist, hat sich die westliche Schulmedizin vor allem darauf konzentriert, die menschliche Anatomie zu untersuchen und zu definieren, wodurch sich Krankheiten kennzeichnen.

Die östliche Welt dagegen neigt eher dazu, die Dinge in größeren Zusammenhängen zu sehen und jedes Teil nur in seinem Wechselspiel mit dem Ganzen zu betrachten. Philosophie, Kultur und auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), zu der das Qigong gehört, basieren auf diesem ganzheitlichen Ansatz.

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Das Prinzip von Yin und Yang wirkt auch im Qigong.

Yin und Yang

Teil und Symbol dieses ganzheitlichen Weltbildes ist das wohl bekannteste Konzept Chinas: Yin und Yang. Es steht für die sich gegenseitig bedingenden Gegensätze dieser polaren Welt: Alles hat zwei Seiten, die voneinander abhängig sind und sich gegenseitig erschaffen. So wandelt sich der Tag (Yang) zur Nacht (Yin) und die Nacht wiederum zum Tag. Bei dieser Betrachtung nimmt der Wandel die zentrale Rolle ein. Dabei wird deutlich, dass Gegensätze nicht unvereinbar sind, sondern ihre Dynamik und Wandlung die gesamte Welt ausmachen. Wie im Yin-Yang-Symbol ausgedrückt, liegt in jedem Gegenpol schon der Keim des anderen. In einer chinesischen Weisheit heißt es:

Das Yin und Yang haben ihren Ursprung im Ganzen,

und das Ganze ist die Mutter von Yin und Yang.

In Bewegung trennt sich das Ganze in Yin und Yang.

In Ruhe vereint es sich zum Ganzen.

Das Prinzip von Yin und Yang wird auch im Qigong immer wieder genutzt, um heilsame Prozesse anzuregen, Stauungen aufzulösen und körperliche und geistige Dysbalancen auszugleichen. So wechseln sich zum Beispiel sinkende und steigende, beugende und streckende, öffnende und schließende Bewegungen ab. Mal lässt man Körperteile oder -bereiche »voll« werden, mal »leer«.

Dieses »Voll und Leer« hat verschiedene Bedeutungen, zum Beispiel in Bezug auf die Gewichtsverteilung: Wenn ein Bein das Körpergewicht trägt, kann es als voll bezeichnet werden, das andere Bein als leer. Aber auch die Aufmerksamkeit kann der Bezugspunkt sein. Wird sie beispielsweise in den linken Arm gelenkt, so wird dieser voll, der rechte hingegen leer.

Aber auch An- beziehungsweise Abwesenheit sowie die Menge von Qi werden mit voll und leer beschrieben. Ist irgendwo im Körper viel Qi, so ist dieser Bereich voll, fehlt hingegen Qi, so ist er leer.

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Das chinesische Schriftzeichen für Qi.

Qi – die treibenden und bewegenden Kräfte

Doch was ist Qi? Man könnte es schlicht als »die treibende Kraft« dieses andauernden Wandels bezeichnen. Qi wird häufig mit »Lebensenergie« übersetzt. Aber diese Übersetzung ist nicht wirklich zufriedenstellend. Die Bedeutung von Qi könnte so beschrieben werden: Qi ist der Atem des Lebens; das Potenzial aller Aktivität; das Zusammenwirken von alledem, was uns umgibt und ausmacht.Dazu gehören das Zusammenspiel unserer Körperfunktionen mit unseren Gedanken und Vorstellungen sowie das Umfeld, in dem wir uns bewegen. Beides beeinflusst uns, und beides können wir beeinflussen. Wir können die Beziehung unserer eigenen menschlichen Natur zur Außenwelt als anregendes oder krank machendes Spannungsverhältnis erleben. Wirkt dieses gesamte Potenzial günstig und unterstützend, sind wir gesund. Man kann dann auch sagen: Es wirkt ausreichendes und positives Qi. Ein chinesischer Klassiker sagt:

Was Qi hat, lebt,

was kein Qi hat, stirbt.

Leben entsteht durch Qi.

Wir Menschen extrahieren das Qi aus der Luft, die wir atmen, aus dem, was wir essen, und verschmelzen es mit der Vitalität, die uns in die Wiege gelegt wurde, zu einer neuen Qualität. Diese Energie steht dann für all unser Tun zur Verfügung. Zu einem positiven Qi können wir beitragen, indem wir etwas für unser Wohlbefinden tun und aktive Lebenspflege betreiben – beispielsweise durch Qigong. Qigong hilft dabei, den Prozess der Energiegewinnung effektiver zu gestalten. Atem, Verdauung, aber auch unser Bewegungsapparat werden durch Qigong bestens unterstützt.

Qigong-Übungen regen die Qi-Produktion auf ganz spezielle Weise an: Der Vorgang beginnt mit einer Intention, einer Absicht des Geistes, etwa eine bestimmte Bewegung auszuführen. Aus dieser Intention entsteht Qi, das dann wiederum die Bewegung in Gang setzt. Qigong ist also ein Bewegungssystem, das Geist und Körper harmonisch miteinander verbindet.

Funktionskreise und Leitbahnen

Das Qi fließt im Körper in Leitbahnen, den sogenannten Meridianen, die den gesamten Körper durchziehen. Im Idealfall fließt das Qi frei in den Meridianen. Dann ist der Mensch »rundum« gesund. Bei jeder Art der Abweichung von diesem Idealzustand ist der Qi-Fluss gestört und damit nicht im Gleichgewicht. Hält dieser unharmonische Zustand länger an, fühlt sich der Mensch zuerst unwohl und wird schließlich krank.

Die Harmonie des Qi-Flusses unterliegt einem komplizierten Zusammenspiel der Organe und der mit ihnen zusammenhängenden Meridiane, was hier freilich nur holzschnittartig dargestellt werden kann. Die Hauptmeridiane werden nach Organen bezeichnet, zum Beispiel: Leber, Herz, Milz, Lunge, Niere. Diese Organe haben nicht nur die Eigenschaften, die wir aus der (westlichen) Anatomie und Physiologie kennen, sondern sind auch verantwortlich für viele weitere Funktionen, die sich aus bestimmten Zuordnungen ergeben.

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Akupunkturtafel mit Akupunkturpunkten von der Schläfe bis zum Fußrücken (China, 19. Jh.). Diese Punkte können mittels Akupunktur und Akupressur gezielt behandelt werden.

Die fünf Elemente

Die Organe werden den fünf Elementen zugeordnet, dem neben der Philosophie von Yin und Yang bekanntesten Ordnungssystem der TCM. So gehört beispielsweise die Leber zum Holz, das Herz zum Feuer, die Milz zur Erde, die Lunge zum Metall und die Niere zum Wasser.

Auch Emotionen werden den fünf Elementen zugeordnet, beispielsweise die Wut dem Holz, die Freude dem Feuer, die Sorge der Erde, die Trauer dem Metall und die Angst dem Wasser. Ebenso Körpergewebe, Tages- und Jahreszeiten, Farben, Geschmacksrichtungen und vieles andere mehr.

Ein Beispiel, das gleichzeitig zeigt, dass es auch im Westen Analogien zu diesem Denken gibt: Leidet jemand unter einem lang anhaltenden Gefühl von Überforderung und ist ängstlich und ausgemergelt, so hat das in der TCM mit einer Schwächung der Nierenenergie, zu tun. Die Nieren stehen vereinfacht gesagt für die Essenz, die Grundenergie, die ein Mensch hat. Auch wir sagen: »Das geht mir an die Nieren«, wenn uns etwas ernsthaft beeinträchtigt, und beziehen dies sowohl auf die körperliche als auch auf die emotionale Ebene.

Die fünf Elemente stehen durch verschiedene Zyklen miteinander in Verbindung. So gibt es den »nährenden Zyklus«: Holz nährt Feuer, Feuer nährt Erde, Erde nährt Metall, Metall nährt Wasser, und Wasser nährt wiederum Holz. Und es gibt den »Kontrollzyklus«: Wasser kontrolliert Feuer, Feuer kontrolliert Metall, Metall kontrolliert Holz und so weiter.

Ärzte der TCM, aber auch erfahrene Qigong-Meister nutzen das Wissen um diese und andere Zyklen, um ganz gezielt auf den Qi-Fluss ihrer Patienten beziehungsweise Schüler Einfluss zu nehmen.

Stärkt man zum Beispiel die Leber (Holz), nährt man damit auch das Herz (Feuer). Zugleich muss man im Auge behalten, dass die Milz (Erde) eingeschränkt werden kann und dass auch die Emotionen, das Körpergewebe und andere Aspekte der jeweiligen Elemente angesprochen werden können.

Dauerhafte Harmonie gibt es nicht

Es ist praktisch unmöglich, dauerhaft einen ungestörten Qi-Fluss im Körper aufrechtzuerhalten. Zu viele fremde und auch selbst zu verantwortende Einflüsse stören die Harmonie des Qi-Flusses. Dies braucht uns im Prinzip nicht weiter zu beunruhigen. Es gehört ganz einfach zum Leben dazu. Es sollte uns allerdings motivieren, regelmäßig dafür zu sorgen, dass Disharmonien sich nicht manifestieren können und der freie Qi-Fluss wieder anregt wird. Wir können uns an Spezialisten wenden, die uns dabei helfen. Ein Akupunkteur beispielsweise beeinflusst mit seinen Nadeln den Qi-Fluss, ein Masseur mit Akupressur.

Wir können aber auch selbst etwas tun, nämlich mit geeigneten Übungen bestimmte Körperregionen, Leitbahnen und auch das Qi anregen. Wir können pflegend und ausgleichend auf Körper und Seele einwirken. Diese Übungen, die den Qi-Fluss harmonisieren, nennt man Qigong.

WAS IST QIGONG?

Qigong bedeutet »Die Pflege des Qi«. Es sind Übungen, die Ruhe und Entspannung mit körperlicher Aktivität kombinieren. Bewegung, Atmung und Aufmerksamkeit sind die drei Säulen des Qigong. Qigong umfasst eine reiche Palette an Übungen und Hinweisen, mit denen wir Ausgeglichenheit und damit ein positives Lebensgefühl fördern können. Das Spektrum reicht von Übungen zum Wohlfühlen über Entspannungs- und Kräftigungsübungen, wie sie in diesem Buch vorgestellt werden, bis hin zu solchen mit einer spezifisch therapeutischen Ausrichtung. Beispielsweise wird in China Qigong bei Erkrankungen eingesetzt, die wir im Westen dem Bereich der Psychosomatik zuordnen. Solche speziellen Qigong-Arten sollten allerdings nur unter Anleitung eines erfahrenen Qigong-Lehrers gelernt und geübt werden.

Gesundheit und ein langes Leben