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Das junge Mädchen war nur durch einige Straßen und über zwei Schwellen gegangen; aber welch äußeren und inneren Umschwung hatten diese wenigen Schritte bewirkt! . . . Die gewaltigen Steinmassen des alten Kaufmannshauses lagen hinter ihr und mit ihnen der Druck einer unwürdigen Behandlung . . . Hell und sonnig war es, wohin sie blickte – nicht der leiseste Zug jenes finsteren Zelotentums trat ihr entgegen, das wie ein unheimlicher Nachtvogel über dem Hellwigschen Hause kreiste und mit seinen Fängen jede arglos nahende Menschenseele zu packen suchte . . . Eine freie, gesunde Weltanschauung, lebhaftes Interesse für alles, was die Welt Schönes und Herrliches hat, und ein fröhliches, inniges Familienleben, das waren die Eigenschaften, die im Frankschen Hause vorwalteten. Felicitas befand sich somit in ihrem eigentlichen Lebenselemente. Es war ihr ein süß wehmütiges Gefühl, sich plötzlich wieder mit all den Schmeichelnamen nennen zu hören, die Tante Cordula ihr gegeben hatte – sie war sofort das Schoßkind des Frankschen Ehepaares geworden.
So sah die äußere Wandlung aus, die mit ihr vorgegangen – vor der inneren, tiefgehenden stand sie selbst in süßer Befangenheit . . . Sie hatte an jenem Abend auf die Aufforderung des Professors hin ohne weiteres ihre wenigen Habseligkeiten liegen lassen; in der Hausflur hatte sie stumm ihre kleine Hand in seine Rechte geschmiegt und war mit ihm gegangen, ohne wissen zu wollen, wohin . . . Und wenn er sie weiter geführt hätte durch die dunklen Straßen, zum Thore hinaus – sie wäre mit ihm gepilgert über die ganze Erde, ohne ein Wort des Widerspruchs oder des Zweifels. Sie war ein seltsames Geschöpf, das bei aller feurigen Phantasie, bei einem enthusiastischen, hochauffliegenden Geiste doch unerbittlich eine feste Basis für alles Thun und Lassen forderte. Die innigen Liebesbeteuerungen des Professors, sein angstvolles Flehen hatten ihr das Herz zerrissen, aber sie waren weit davon entfernt gewesen, ihren Entschluß zu erschüttern, eine innere Umkehr zu bewirken – es mußte etwas ganz anderes gesprochen werden, um dies Mädchen zu gewinnen, und er hatte es gethan, jedenfalls ohne es zu wissen. Er hatte ihr bei Verweigerung des Buches gesagt: »Ich kann nicht anders handeln, und wenn mir als Preis die Versicherung geboten würde, daß Sie sofort die Meine werden wollten, ich müßte ›nein‹ sagen.« Trotz der angstvollen Situation, in welcher sie sich damals befand, hatte ihr Herz doch aufgejubelt – die Kraft des männlichen Entschlusses, der Nachdruck, mit welchem er zur Geltung gebracht wurde, selbst um den höchsten Preis – sie waren die einzige Lösung der Frage gewesen, und da war es nun, das Vertrauen, ohne welches sie sich ein Zusammenleben mit ihm nicht hatte möglich denken können!
Der Professor kam jeden Tag in das Franksche Haus. Er war ernster und verschlossener als je – es lastete viel auf ihm. Der Aufenthalt in seinem mütterlichen Hause war unerträglich. Wahrscheinlicherweise hatte die fortgesetzte, ungewöhnliche innere Aufregung endlich doch die stählernen Nerven der großen Frau erschüttert – sie wurde krank und mußte das Bett hüten. Sie weigerte sich zwar konsequent, ihren Sohn zu sehen – Doktor Böhm mußte sie ärztlich behandeln – aber der Professor war dadurch gezwungen, in X. zu bleiben.
Mittlerweile hatte er den Rechtsanwalt Frank, als Kurator der Hirschsprungschen Erben, in das Familiengeheimnis eingeweiht und ihm den festen Entschluß ausgesprochen, das Unrecht sühnen zu wollen. Alle Einwürfe, die der Freund vom juristischen Standpunkte aus versuchte, diese Sühne wenigstens zu beschränken, entkräftete der Professor stets durch die entschiedene Frage, ob er das Geld für ein ehrlich erworbenes halte, und das konnte selbst der Advokat nicht mit »ja« beantworten. Uebrigens meinte der Rechtsanwalt genau wie Frau Hellwig, wenn auch von einem anderen Gesichtspunkte aus, es sei dies ein Streiten um des Kaisers Bart, denn er glaube nicht an die Existenz der Hirschsprungschen Familie. Aber seiner Ansicht nach durfte dem strenggläubigen Verwandten am Rhein, dem hochangesehenen Herrn Paul Hellwig, eine tüchtige Nervenerschütterung nicht erspart werden, und deshalb wurde der wehrhafte Streiter Gottes zur Herausgabe der veruntreuten zwanzigtausend Thaler aufgefordert. Der fromme Mann antwortete ruhig, mit dem gewohnten salbungsvollen Schwunge, er habe allerdings diese Summe von seinem Onkel erhalten, als Tilgung einer alten Familienschuld, denn sein Vater sei von der Hellwigschen Hauptlinie übervorteilt worden. Woher der Onkel das Geld genommen, sei ihm völlig gleichgültig gewesen und mache ihm auch jetzt nicht die mindesten Skrupel – das sei nicht seine Sache. Das Geld befände sich in den besten Händen; er betrachte sich überhaupt nicht als Besitzer seines Vermögens, sondern als Verwalter und zwar im Dienste des »Herrn«. Er werde den Besitz der Summe aus diesem Grunde mit allen Kräften zu verteidigen wissen und es getrost auf einen Prozeß ankommen lassen . . .
Ziemlich ebenso antwortete Nathanael, der Student. Ihm war es »sehr egal«, was ein längst vermoderter Vorfahr vor so und so viel Jahren verschuldet hatte – er hielt sich durchaus nicht für verpflichtet, anderer Sünden weiß zu waschen, und wollte sein Erbteil auch nicht um einen Pfennig verkürzt sehen; auch er erwartete einen Prozeß in aller Gemütsruhe, wie er schrieb, und freute sich bereits auf den Moment, wo die mutmaßlichen Erben die Kosten und sein »überspannter« Herr Bruder seinen hochangesehenen Namen hinterdrein werfen würden.
»Da bleibt mir also nichts übrig,« sagte bitter lächelnd der Professor, indem er diese schriftlichen Zeugen Hellwigscher Ehrenhaftigkeit auf den Tisch warf, »als alles zu opfern, was ich an Erbteil und Ersparnissen besitze, wenn ich nicht auch Hehler und Mitwisser einer schlechten Sache sein will!«
So war allmählich das Ende der Ferien herangekommen. Frau Hellwig war wieder außer Bett, hatte aber entschieden erklärt, ihren Sohn vor seiner Abreise nur unter der Bedingung noch einmal wiederzusehen, daß er den ganzen »verrückten« Hirschsprungschen Handel als niedergeschlagen betrachte und seinen Entschluß, Felicitas zu heiraten, widerrufe – das genügte, um Mutter und Sohn für immer zu trennen.
Felicitas befand sich in einer schwer zu beschreibenden Stimmung. Solange sie im Frankschen Hause war, saß sie jeden Nachmittag zur bestimmten Stunde mit klopfendem Herzen am Fenster und sah verstohlen die Straße hinab – dann kam sie endlich um die Ecke, die kräftige, männliche Gestalt mit dem mächtigen Vollbart und der ruhigen Haltung. Es bedurfte jedesmal der ungeheuersten Selbstüberwindung, daß das junge Mädchen nicht aufsprang und ihm bis auf die Straße entgegenging . . . Dann kam er näher und näher, er sah nicht rechts, noch links, er grüßte die Vorübergehenden nicht – sein Blick haftete unverwandt auf dem Fenster, hinter welchem der Mädchenkopf sich scheinbar über die Arbeit neigte; endlich war der Moment gekommen, wo man aufsehen durfte – die vier Augen begegneten sich, ach, das Leben schloß doch ein Uebermaß der Glückseligkeit in sich, von der das junge Herz bis dahin nicht einmal geträumt hatte! – Der Professor sprach zwar nie mit einer Silbe über seine Liebe, Felicitas hätte denken können, dies Gefühl sei durch die letzten Ereignisse bei ihm völlig in den Hintergrund gedrängt worden, wären nicht eben seine Augen gewesen; aber diese stahlfarbenen Augen folgten ihr unablässig, sobald sie durch das Zimmer ging oder eine häusliche Verrichtung besorgte; sie leuchteten auf, wenn sie eintrat, wenn sie den Kopf von der Arbeit hob und ihm das Gesicht voll zuwandte. Sie wußte, daß sie noch »seine Fee« war, »die daheim auf ihn warten und an ihn denken sollte«, und in dem Sinne empfing sie ihn auch bei seinen nachmittägigen Besuchen. Das Mädchen mit dem einst so eisenharten Sinn, mit dem haßerfüllten Blick und der kalt zurückweisenden Haltung ahnte nicht, welch ein Zauber und Liebreiz ihrem ganzen Wesen jetzt entströmte; alles Schroffe, alle Härten dieses vielgeprüften Charakters waren untergegangen in der süßinnigen, demütigen Liebe des Weibes.
Und da sollte nun morgen ein Tag werden, wo sie vergebens da am Fenster sitzen und ihn erwarten würde. In der stets ersehnten Nachmittagsstunde war er bereits weit, weit von ihr entfernt, zahllose fremde Gesichter hatten sich zwischen ihn und seine Fee gedrängt – es verging vielleicht ein ganzes, unermeßlich langes Jahr, ehe sie ihn wiedersehen durfte; was sollte das für eine Zeit werden, die nun kam? . . . Felicitas blickte in einen öden, leeren Raum, in welchem sie sich nicht mehr zurechtfinden konnte – sie hatte ja ihr Steuer verloren.
Am Tage vor der Abreise des Professors saßen die Familie Frank und Felicitas beim Mittagsessen, als das Dienstmädchen eintrat und dem Rechtsanwalt eine Karte übergab. Ein jähes Rot der Ueberraschung schoß in sein Gesicht, er warf die Karte auf den Tisch und ging hinaus; auf dem kleinen, weißglänzenden Blättchen stand. »Lutz von Hirschsprung, Rittergutsbesitzer aus Kiel.« . . . Man hörte draußen in der Hausflur eine männliche Stimme mit vornehmer Ruhe in elegantem Deutsch sprechen, dann gingen die zwei Herren hinauf in das Zimmer des Rechtsanwaltes.
Während das Franksche Ehepaar sich über das Auftauchen dieses doch gewissermaßen in das Reich der Fabel versetzten Erben in einen lebhaften Gedankenaustausch vertiefte, saß Felicitas in großer Gemütsbewegung schweigend da . . . Das arme Spielerskind, das, losgelöst aus jeglicher Familienverbindung, bisher einsam inmitten Fremder gestanden hatte, befand sich plötzlich unter einem Dache mit einem unbekannten Blutsverwandten . . . War es ihr Großvater, oder ein Bruder ihrer Mutter? Hatte diese ernst ruhige Stimme da draußen, deren Klang dem jungen Mädchen durch Mark und Bein gegangen, einst den Fluch gesprochen über die abtrünnige Tochter derer von Hirschsprung?
Der Ankömmling nannte sich genau wie sein ausgewanderter Vorfahr. Dieser fast antediluvianisch klingende Name lag sehr aristokratisch mit viel Ostentationen auf der kleinen Karte. Man liebt es, die alten Kraftnamen aus dem Schutte und Staube vergangener Jahrhunderte hervorzusuchen – sie lassen unwillkürlich eine eisenklirrende Rittergestalt vor uns aufsteigen und kennzeichnen doch das aristokratische Blut, wenn sie auch unserem heutigen Pygmäengeschlechte im schwarzen Fracke wunderlich genug anstehen . . . Diese Linie der Hirschsprungs legte ersichtlich viel Gewicht auf ihre Ahnen; es ließ sich fast mit Gewißheit voraussehen, daß die Taschenspielerstochter ihre Verwandtschaft mit dem Herrn Rittergutsbesitzer nicht ungestraft würde geltend machen können. Bei dem Gedanken an eine Zurückweisung empörte sich jeder Blutstropfen in Felicitas; sie schloß die Lippen fester aufeinander, als wolle sie damit jedes rasche Wort zurückdrängen, das ihr möglicherweise in der Aufregung entschlüpfen konnte. Dagegen ließ sich ihr lebhaftes Verlangen, den Mann zu sehen, nicht unterdrücken, und die Gelegenheit sollte ihr werden.
Bald nach der Ankunft des Fremden hatte der Rechtsanwalt den Professor zu sich beschieden. Die Konferenz der drei Herren dauerte weit über zwei Stunden. Während dieser Zeit der höchsten Spannung hörte Felicitas den Professor oft, aber mit ruhigem, gemäßigtem Schritte oben auf und ab gehen. Sie sah im Geist, wie der Mann der Wissenschaft gelassen seine schöne, schlanke Hand über den Bart gleiten ließ und dem Aristokraten ruhig Geld und Gut bot, um den Schandflecken von der Ehre seines Namens zu vertilgen . . .
Später ließ der junge Frank seine Mutter bitten, Kaffee bereit zu halten, er werde mit seinem Besuche nach dem Schluß der Geschäfte in das Wohnzimmer kommen. Felicitas besorgte das Nötige, und während sie noch in der Küche mit dem Ordnen des Kaffeegeschirres beschäftigt war, hörte sie die Herren bereits die Treppe herabsteigen. Fast wollte ihr der Mut sinken, als sie den Fremden langsam und in ein Gespräch mit dem Professor verwickelt durch die Hausflur schreiten sah. Es war eine fast übergroße, schmale Gestalt, die in Haltung und Gebärden den feinen, formgewandten Weltmann, aber auch den gebietenden Herrn, den seiner bevorzugten Stellung sich bewußten Aristokraten unleugbar verriet . . . Ihr Großvater war der Fremde keinenfalls, dazu sah der feingemeißelte, sehr kleine Kopf mit dem kurzgeschorenen braunen Haar zu jung aus. In diesem Augenblick spielte freilich um die schmalen, dünnen Lippen ein verbindliches Lächeln, mit welchem er sich zu dem Professor hinüberneigte, aber das schöne, scharfgeschnittene Gesicht mit dem gelblich bleichen Teint war offenbar mehr geübt im Ausdruck herrischer Strenge, als in dem der Güte und des Wohlwollens.
Felicitas strich mit bebenden Händen glättend über ihr Haar und trat in das Zimmer, nachdem die Köchin den Kaffee hereingetragen hatte. Die Anwesenden standen sämtlich in der einen großen Fensternische und wandten der leise Eintretenden den Rücken. Sie füllte geräuschlos die Tassen, nahm das Kaffeebrett und bot es mit einigen Worten dem Fremden – er drehte sich jäh um bei dem Klange ihrer Stimme, taumelte aber sofort zurück, als habe ein heftiger Schlag sein erbleichendes Gesicht getroffen, während das entsetzte Auge über die Mädchengestalt irrte.
»Meta!« stieß er hervor.
»Meta von Hirschsprung war meine Mutter,« sagte das junge Mädchen mit ihrer tiefen, melodischen Stimme, scheinbar sehr ruhig, setzte aber das Brett auf einen Tisch, weil die Tassen bedenklich zu klirren begannen.
»Ihre Mutter? – Ich wußte nicht, daß sie ein Kind hinterlassen hat,« murmelte Herr von Hirschsprung, indem er Herr seines Schreckens zu werden suchte.
Felicitas lächelte bitter und verächtlich – teilweise wohl über die eigene Schwäche, mit der sie sich, trotz aller guten Vorsätze, hatte hinreißen lassen, diesem Mann gegenüber ihre Abkunft einzugestehen. In seine schreckensvolle Ueberraschung mischte sich auch nicht ein Laut der Liebe oder des schmerzlichen Mitleids – sie fühlte sofort, daß sie eine Reihe von Demütigungen für sich heraufbeschworen hatte, sie mußte sie nun erleiden und hinnehmen in Gegenwart der Umstehenden, die, lautlos vor Erstaunen und Verwunderung, der weiteren Entwickelung des merkwürdigen Vorgangs harrten.
Mittlerweile wich die Bestürzung des Herrn von Hirschsprung, aber nur um einer peinlichen Verlegenheit Platz zu machen. Er strich sich mit der Hand über die Augen und sagte leise und stockend: »Ja, ja, ganz recht, diese kleine Stadt X. war es ja, wo die Nemesis die Unglückliche ereilt hat – eine furchtbare, aber leider gerechte Nemesis!«
Es hatte den Anschein, als kehre ihm mit diesem Ausruf die volle Gewalt über sich selbst zurück. Er richtete sich in seiner ganzen Länge auf und sagte mit der vornehmen Leichtigkeit des vollendeten Kavaliers zu den Umstehenden. »Ah, Pardon, wenn ich mich durch einen augenblicklichen Eindruck hinreißen ließ, zu vergessen, daß ich mich in Gesellschaft befinde! . . . Aber ich glaubte ein Familiendrama für alle Zeiten abgeschlossen und begraben, und nun tritt mir hier ein ungeahntes Nachspiel entgegen! . . . Sie sind also eine Tochter des Taschenspielers d'Orlowska?« wandte er sich an Felicitas, sichtbar bemüht, seiner Stimme einen Anflug von Wohlwollen zu geben.
»Ja,« versetzte sie kurz und stand ebenso hoch aufgerichtet ihm gegenüber. In diesem Moment trat die Familienähnlichkeit zwischen den beiden Gestalten scharf und schlagend hervor. Stolz war der vorherrschende Ausdruck in diesen edelschönen Linien, wenn er auch auf einer vielleicht grundverschiedenen Anschauungsweise beruhte.
»Ihr Vater hat Sie nach dem Tode seiner Frau in X. zurückgelassen? Sie sind hier aufgewachsen?« frug er weiter, unverkennbar betroffen durch die imposante Haltung des Mädchens.
»Ja!«
»Dem Mann ist freilich nicht viel Zeit verblieben, für Sie zu sorgen – soviel ich mich erinnere, ist er ja wohl vor acht oder neun Jahren in Hamburg am Nervenfieber verstorben.«
»Ich erfahre erst in diesem Moment, daß er nicht mehr lebt,« entgegnete Felicitas bebend, während ihre Mundwinkel krampfhaft zuckten und eine Thräne in ihr heißes Auge trat. Aber trotz der Gemütserschütterung, die ihr die Nachricht brachte, fühlte sie doch eine Art von schmerzlicher Genugtuung; Frau Hellwig hatte ja oft genug gesagt, ihr Vater ziehe als liederlicher Strolch in der Welt umher und frage viel danach, was es anderen Leuten koste, sein Kind aufzufüttern.
»Ah, es thut mir leid, daß ich dazu berufen war, Ihnen diese niederschlagende Mitteilung zu machen!« rief Herr von Hirschsprung, bedauernd den Kopf hin und her wiegend. »Mit ihm haben Sie freilich den einzigen Verwandten verloren, der Ihnen nach dem Tode Ihrer Mutter geblieben ist . . . Es gab eine Zeit, wo ich der Vergangenheit dieses Mannes nachforschte – er hat von zarter Jugend an allein gestanden in der Welt – es ist beklagenswert, aber Sie haben niemand mehr von Ihrer Familie.«
»Und darf man fragen, Herr von Hirschsprung, in welcher Beziehung die Mutter dieses jungen Mädchens zu Ihrer Familie gestanden hat?« rief die Hofrätin, empört über die erbarmungslose Art und Weise, wie er Felicitas aus dem Bereiche seiner adeligen Sippe hinauswies.
Ein fahles Rot flackerte über sein Gesicht . . . So hinreißend das Erröten auf den Wangen der Unschuld ist, so widerwärtig berührt es uns in dem Gesicht eines hochmütigen Mannes, den wir im offenbaren Kampfe sehen, ob er etwas ihn Demütigendes vor uns verbergen soll oder nicht.
»Sie war einst meine Schwester,« antwortete er mit klangloser Stimme, aber das Wort »einst« scharf markierend; »ich habe es geflissentlich vermieden, diese Beziehung zu betonen,« fuhr er nach einer ziemlichen Pause fest fort; »so wie die Sachen liegen, bin ich zu Erörterungen gezwungen, die mich möglicherweise rücksichtslos erscheinen lassen . . . Ich muß dieser jungen Dame Mitteilungen über ihre Mutter machen, die ihr besser erspart geblieben wären . . . Frau d'Orlowska hat in dem Augenblick, wo sie dem Polen die Hand reichte, für alle Zeiten aufgehört, ein Glied der Familie von Hirschsprung zu sein . . . In unserem Familienbuche steht nicht, wie gebräuchlich, hinter ihrem Namen, mit wem diese Tochter des Hauses vermählt war – in dem Moment, wo sie zum letztenmal über unsere Schwelle geschritten ist, hat mein Vater mit eigener Hand ihren Namen durchstrichen – das war tausendmal härter für ihn, als wenn er das Totenkreuz hätte hinzeichnen müssen . . . Seitdem ist der Name Meta von Hirschsprung spurlos verschollen für uns – kein Freund des Hauses, kein Diener hat je gewagt, ihn wieder laut werden zu lassen; meine Kinder wissen nicht, daß sie je eine Tante gehabt haben – sie ist enterbt, verstoßen, und war längst für uns gestorben, ehe sie auf eine so schreckliche Weise endete.«
Er schwieg einen Augenblick. Die Hofrätin hatte während dieser in wahrhaft vernichtender Weise gegebenen Enthüllungen ihren Arm um Felicitas gelegt und sie mütterlich liebevoll an sich herangezogen . . . Und dort stand der Professor – er sprach nicht, aber sein Auge ruhte unverwandt und innig auf dem blassen Gesicht des Mädchens, das abermals für seine tote, »vergötterte« Mutter so schwer leiden mußte . . . Es entstand eine momentane, peinvolle Stille. In diesem Schweigen lag unverkennbar eine strenge Verurteilung; auch der Sprechende vermochte nicht, sich diesem Eindrucke zu entziehen – stockend, mit unsicherer Stimme fuhr er fort. »Seien Sie versichert, daß es für mich eine sehr schwere Aufgabe ist, Ihnen in der Weise weh thun zu müssen – ich erscheine mir selbst in einem so – so unritterlichen Lichte, aber, mein Gott, wie soll ich denn die Dinge anders beim Namen nennen? . . . Ich möchte gern etwas für Sie thun . . . In welcher Eigenschaft sind Sie denn hier in diesem sehr ehrenwerten Hause?«
»Als mein liebes Töchterchen,« antwortete die Hofrätin an Felicitas' Stelle und sah ihn fest und durchdringend an.
»Nun sehen Sie, da haben Sie ja doch ein sehr glückliches Los gezogen!« sagte er zu dem jungen Mädchen, während er sich vor der Hofrätin verbindlich neigte. »Leider ist es nicht in meine Hand gegeben, mit Ihrer edlen Beschützerin zu wetteifern – die Rechte einer Tochter des Hauses dürfte ich Ihnen schon um deswillen nicht zugestehen, als meine Eltern noch leben; in ihren Augen würde leider der Umstand, daß Sie den Namen d'Orlowska tragen, vollkommen genügen, um Sie nie vor sich zu lassen.«
»Wie, die leiblichen Großeltern?« rief die alte Dame entrüstet. »Sie könnten um das Dasein einer Enkelin wissen und sterben, ohne sie gesehen zu haben? – Das machen Sie mir nicht weis!«
»Meine liebe Frau Hofrätin,« entgegnete Herr von Hirschsprung kalt lächelnd, »das stark ausgeprägte aristokratische Gefühl, ein hoher Sinn für die unbefleckte Ehre des Hauses sind Familieneigentümlichkeiten der Hirschsprungs, denen auch ich mich nicht entziehen kann – die Liebe kommt bei uns erst in zweiter Linie. Ich begreife die Anschauungsweise meiner Eltern vollkommen und würde genau so handeln, wenn sich eine meiner Töchter je vergessen sollte.«
»Nun, mögen die Männer Ihrer Familie über diesen Punkt denken, wie sie wollen,« sagte die Hofrätin beharrlich, »aber die Großmutter – sie müßte ja ein Stein sein, wenn sie von diesem Kinde hörte und –«
»Gerade sie verzeiht am wenigsten,« unterbrach er die alte Dame in sicherer Ueberlegenheit. »Meine Mutter hat verschiedene Glieder alter Grafengeschlechter auf ihrem Stammbaum und hütet den Glanz des Hauses, wie selten eine Frau . . . Uebrigens steht es Ihnen frei, meine sehr geehrte Frau Hofrätin,« setzte er, nicht ohne einen leisen Anflug von Spott, hinzu, »einen Versuch für Ihren Schützling zu wagen. Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ich Ihnen nicht nur nicht entgegen sein, sondern Ihr Vorhaben sogar möglichst unterstützen werde.«
»O bitte, nicht ein Wort mehr!« rief Felicitas in namenloser Qual, während sie sich aus den Armen der alten Dame loswand und die Hände derselben beschwörend erfaßte. »Seien Sie überzeugt, mein Herr,« wendete sie sich nach einer momentanen Pause ruhig und kühl, wenn auch mit zuckenden Lippen, an den Herrn von Hirschsprung, »daß es mir nie einfallen wird, mich auf ehemalige Rechte meiner Mutter zu stützen – sie hat sie hingeworfen um ihrer Liebe willen, und nach allem, was Sie soeben ausgesprochen, hat sie dabei nur gewonnen . . . Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, daß ich allein stehe in der Welt, und so sage ich mir auch jetzt: Ich habe keine Großeltern.«
»Das klingt scharf und bitter!« sagte er leicht verlegen. »Aber,« fügte er mit einem Achselzucken hinzu, »so wie die Verhältnisse nun einmal sind, bin ich genötigt, Sie in dieser Art der Auffassung verharren zu lassen . . . Im übrigen will ich für Sie thun, was in meinen Kräften steht. Ich zweifle keinen Augenblick, daß es mir gelingen wird, von meinem Vater eine anständige lebenslängliche Rente für Sie zu erwirken.«
»Ich danke!« unterbrach sie ihn heftig. »Ich habe Ihnen eben erklärt, daß ich keine Großeltern habe; wie können Sie denken, daß ich von Fremden Almosen annehmen werde?«
Er errötete abermals, allein jetzt war es das dunkle Rot der Beschämung, welche vielleicht zum erstenmal im Leben diese hocharistokratische Seele beschlich. In offenbarer Verlegenheit griff er nach seinem Hute – niemand hinderte ihn daran. Er berührte, sich gegen den Rechtsanwalt wendend, mit einigen fast geflüsterten Worten noch einmal das Geschäftliche; dann bot er, wie von einem plötzlichen Impuls bewegt, Felicitas die Hand, allein das junge Mädchen verneigte sich tief und zeremoniell vor ihm und ließ ihre beiden Hände langsam an den Seiten niedersinken . . . Das war eine herbe Sühne, die das Spielerskind dem stolzen Herrn von Hirschsprung gegenüber für sich verlangte! Er wich bestürzt zurück, neigte sich mit einem Achselzucken und, für diesen Augenblick aller aristokratischen Hoheit bar, vor den übrigen und verließ, vom Rechtsanwalt begleitet, das Zimmer.
Als die Thür hinter ihm in das Schloß fiel, schlug Felicitas mit einer heftigen Gebärde die Hände vor das Gesicht.
»Fee!« rief der Professor und breitete seine Arme weit aus. Sie sah empor und – flüchtete hinein. Die Arme um seinen Hals schlingend, drückte sie ihren Kopf fest an seine Brust . . . Der junge, wilde Vogel ergab sich für alle Zeiten, er machte auch nicht den leisesten Versuch mehr, aufzufliegen; es war süß, in starken Armen geborgen zu rasten, nachdem er im einsamen Fluge durch Sturm und Wetter sich fast zu Tode gekämpft und geflattert hatte.
Bei diesem Anblick gab die Hofrätin ihrem vergnügt lächelnden Gemahl einen Wink, und beide gingen geräuschlos aus dem Zimmer.
»Ich will, Johannes!« rief das junge Mädchen und schlug die Wimpern auf, an denen noch die Thränen des kindlichen Schmerzes hingen.
»Endlich!« sagte er und legte seine Arme fester um die zarte Gestalt, sie war ja mit diesem Ausspruche sein eigen. Welch ein Gemisch von Glut und Zärtlichkeit brach aus den strengen, stahlgrauen Augen, die auf das glückselig lächelnde Mädchenantlitz niedersahen!
»Ich habe von Stunde zu Stunde auf dies erlösende Wort gewartet,« fuhr er fort; »Gott sei Dank, es ist aus eigenem Antriebe gesprochen worden! Ich wäre sonst heute abend noch gezwungen gewesen, es zu veranlassen; ob es mir dann so süß geklungen hätte, wie eben jetzt, ich bezweifle es! . . . Böse Fee, mußten erst so bittere Erfahrungen über mich kommen, ehe du dich entschließen konntest, mich glücklich zu machen?«
»Nein!« rief sie entschieden aus und wand sich los. »Nicht der Gedanke, daß Ihre äußere Lage sich geändert habe, hat mich besiegt; in dem Augenblick, wo Sie mir konsequent und entschieden die Zurückgabe des Buches verweigerten, kam urplötzlich das Vertrauen –«
»Und wenige Augenblicke darauf, als das Geheimnis mir offenbar wurde,« unterbrach er sie und zog sie abermals an sich, »da erkannte ich, daß du bei aller Schroffheit, bei allem Trotz und Stolz, doch die echte, beseligende Liebe des Weibes im Herzen trägst. Du wolltest lieber entsagen, ehe du das Leiden einer schmerzlichen Erfahrung über mich kommen ließest . . . Wir haben beide eine harte Schule durchgemacht, und – täusche dich nicht, Fee, über die Aufgabe, die dir wird! Ich habe meine Mutter verloren, mein Vertrauen auf die Menschheit hat einen starken Stoß erlitten und – auch das muß gesagt sein – ich besitze in diesem Augenblick fast nichts, als meine Wissenschaft!«
»O, ich Glückselige, daß ich neben Ihnen stehen darf!« unterbrach sie ihn und legte die Hand leicht auf seinen Mund. »Ich darf freilich nicht hoffen, Ihnen das alles ersetzen zu können, aber was ein demütiges Weib irgend thun und ersinnen kann, um das Leben eines edlen Mannes zu erhellen, das soll gewiß geschehen!«
»Und wann wird dieser stolze Mund sich herablassen, mich ›du‹ zu nennen?« fragte er, auf sie herablächelnd.
Ihr lilienweißes Gesicht errötete bis an die Haarwurzeln.
»Johannes, bleibe nicht allzulange fern von mir!« flüsterte sie bittend.
»Ach, hast du im Ernst geglaubt, daß ich ohne dich gehen würde?« rief er leise lachend. »Wenn es sich in diesem Augenblick nicht so schön fügte, so würdest du heute abend erfahren haben, daß du morgen früh um acht Uhr, in Begleitung unserer lieben Hofrätin, mit mir nach Bonn abreisest. Die liebe, alte Mama hat dir ein wenig Komödie vorgespielt, mein Kind; droben im Staatszimmer stehen seit gestern die gepackten Koffer, und ich habe, unterstützt von ihrem Rat, selbst das Reisehütchen ausgesucht, das ich auf der trotzigen Stirne da sehen will . . . Du bleibst vier Wochen als meine erklärte Braut im Hause der Frau von Berg, und dann – zieht eine kleine Frau neben das Studierzimmer des grimmigen Professors, der Falten auf der Stirne und bitterböse Blicke mit nach Hause bringt.«
Herr von Hirschsprung legitimierte sich, respektive seinen noch lebenden Vater, als einzigen Erben, und das Vermächtnis der alten Mamsell wurde ihm ausgehändigt. Er erklärte die Ansprüche der Hirschsprungs an die Familie Hellwig bezüglich der unterschlagenen sechzigtausend Thaler für vollkommen getilgt, nachdem der Professor die dreißigtausend Thaler der Tante Cordula aus seinem eigenen Vermögen verdoppelt und somit das Kapital bis zu seiner vollen Höhe ergänzt hatte.
Für das verbrannte Bachsche Opernmanuskript mußte Frau Hellwig bare tausend Thaler erlegen; sie fügte sich knirschend, weil sie von allen Seiten die Versicherung erhielt, daß ein Prozeß noch ganz andere Opfer von ihr fordern dürfte.
»Warum soll ich's leugnen?« sagte am Reisemorgen der Rechtsanwalt errötend und lebhaft erregt zu dem Professor, der reisefertig in der Fensternische neben ihm stand und auf seine Begleiterinnen wartete. »Ich gönne dir Felicitas nicht! . . . Ich habe im ersten Augenblick dies seltene Geschöpf erkannt und werde lange Zeit brauchen, um – zu vergessen . . . Aber einen Trost habe ich dabei: sie hat dich zu einem anderen Menschen gemacht und den sittlichen Rechten der Menschheit, ihrer unanfechtbaren guten Sache einen neuen Bekenner zugeführt . . . Schlagender konnte meine freie und gewiß gesunde Ansicht über unsere sozialen Mißverhältnisse nicht motiviert werden, als durch den Umstand, daß – verzeihe mir die bittere Wahrheit – die stolzen Hellwigs den Angehörigen des verachteten Spielerskindes gegenüber Schwerschuldige waren . . . Da stehen die einen und sehen hochmütig auf die anderen herab, und die blinde Welt ahnt nicht, daß es faul ist unter ihren gerühmten Institutionen, und daß der frische Luftzug der Freiheit nötig ist, um sie wegzufegen, die den Hochmut, die Herzlosigkeit und mit ihnen eine ganze Reihe der schlimmsten Verbrechen begünstigen.«
»Du hast recht, und ich nehme diese bittere Schlußfolgerung ruhig hin,« sagte der Professor ernst, »denn ich habe in der That schwer geirrt. Aber der Weg, den ich zurückzulegen hatte, war steinig, und deshalb gönne mir den Preis, den ich schwer erringen mußte.«
Der Professor hat seine junge Frau in den »exklusiven« Kreis der Professorenfrauen eingeführt, und das ideal schöne Wesen an seiner Hand ist, trotz der boshaften Einflüsterungen der Regierungsrätin, mit Liebe und Bewunderung aufgenommen worden . . . Es ist Wahrheit, was er sich einst so hinreißend gedacht hatte: Felicitas schmeichelt ihm die medizinischen Sorgenfalten von der Stirne, und wenn er abends inmitten seiner gemütlichen vier Wände bittet: »Fee, ein Lied!« da braust sofort die prachtvolle Altstimme auf, die ihn einst hinausgetrieben hat aus dem mütterlichen Hause in die Thüringer Wälder, der er entflohen, weil sie ihn unwiderstehlich hinüberriß nach dem wunderbaren Spielerskinde.
Er hat sämtliche Möbel aus der Mansardenwohnung nach Bonn schaffen lassen. Der Flügel und die Büsten samt der üppigen Epheudraperie schmücken jetzt Felicitas' Zimmer. Im Geheimfache des Glasschrankes bewahrt die junge Hausfrau auch jetzt noch das kostbare altväterische Silberzeug auf; den kleinen grauen Kasten samt Inhalt aber hat der Professor an demselben Tage verbrannt, wo die Hirschsprungs das ausgleichende Kapital in Empfang genommen haben. Das Schuldbuch ist vernichtet, das Unrecht gesühnt, soweit menschliche Kräfte es vermochten, und Tante Cordulas Geist kann unbeirrt seinen hohen Flug weiter verfolgen, den er schon auf Erden angenommen.
Heinrich lebt in Bonn bei dem jungen Paare. Er wird hoch in Ehren gehalten und fühlt sich über die Maßen wohl; wenn er aber auf der Straße der in Samt und Seide gehüllten, jetzt ungeniert nach der neuesten Mode gekleideten Regierungsrätin begegnet, die stets den Kopf wegwendet, als habe sie das ehrliche Gesicht des alten Mannes nie gesehen, da schmunzelt er vergnüglich in sich hinein: »Das Blümelein Vergißmeinnicht hat doch nichts geholfen, gnädige Frau Regierungsrätin!«
Die schöne Frau kann übrigens ihren tadellos geformten weißen Arm nicht mehr mit dem Armringe schmücken; ihr Vater hat ihn »gewissenhaft« mit dem Bemerken, daß er durch »Zufall und Irrtum« in seinen Besitz gekommen, an die Hirschsprungschen Erben ausgeliefert. Er lebt auf sehr gespanntem Fuß mit seiner Tochter, weil sie die »grenzenlose Dummheit« begangen hat, seinen Anteil an dem Raube zu bestätigen . . . Sie hat längst den Nimbus der Frömmigkeit und sanften Milde eingebüßt, beteiligt sich aber noch immer mit großer Ostentation an frommen Bestrebungen, während ihr Aennchen unter fremder Pflege einem sicheren Tode entgegenwelkt . . . Und er, der strenggläubige Verwandte am Rhein? . . . Es ist nicht zu denken, daß ihn die Nemesis auf Erden ereilt, er wird mit frommer Ergebenheit alles, was über ihn kommen mag, Prüfung nennen. Wir übergeben ihn deshalb dem öffentlichen Gerichte; die empfindlichste Strafe für den Heuchler ist, daß ihm vor aller Augen die Maske vom Gesicht genommen wird! . . .
Frau Hellwig sitzt nach wie vor hinter ihrem Asklepiasstocke. Das Unglück ist endlich auch über ihre gefeite Schwelle geschritten; sie hat zwei Kinder verloren: ihren Sohn Johannes hat sie verstoßen, und eines Tages lief die Nachricht ein, daß Nathanael im Duell geblieben sei. Er hat viele Schulden und einen sehr befleckten Ruf hinterlassen . . . Die eisernen Züge der großen Frau sind schlaffer geworden, und manchem will es scheinen, als neige sich der Kopf mit dem einst so starren Gepräge des Hochmutes und der Unfehlbarkeit oft recht müde auf die Brust . . . Der Professor hat ihr vor kurzem die Geburt seines erstgeborenen Kindes angezeigt. Seit der Zeit liegt in dem Strickkörbchen, das bis dahin nur derbe blaue und weiße Knäuel mit grobem Faden beherbergt hat, ein zartrosiges Strickzeug, Frau Hellwig arbeitet nur verstohlen und ruckweise daran. Friederike schwört, es sei kein Missionsstrumpf, sondern ein allerliebstes Kinderstrümpfchen. Ob und wann diese zierlichen, rosenroten Dinger die strampelnden Beinchen des jüngsten Hellwigschen Familiengliedes umschließen werden, wir wissen es nicht, aber zur Ehre des Menschengeschlechts soll es gesagt sein: Es ist keine Seele so verhärtet, daß nicht ein weicher Punkt, eine edle Regung, eine süßklingende Saite in ihr schliefen; sie wird sich freilich oft dieses inneren Schatzes nicht bewußt, wenn die Erweckung von außen fehlt. Aber vielleicht ist die großmütterliche Liebe solch ein ungeahnt warmer Punkt im Herzen der großen Frau, der, plötzlich angefacht, ein mildes Licht ausströmt und das übrige Eis des Innern schmilzt.
Hoffen wir, lieber Leser!
ENDE
Inhaltsverzeichnis
»Na, jetzt sag mir nur um Gotteswillen, wo willst du eigentlich hin, Hellwig?«
»Direkt nach X., wenn du erlaubst!« klang es halb trotzig, halb spöttisch zurück.
»Aber dahin geht es doch in seinem ganzen Leben nicht über eine Anhöhe! . . . Du bist nicht gescheit, Hellwig . . . Heda, ich will aussteigen! Ich habe durchaus keine Lust, mich umwerfen zu lassen und meine heilen Knochen einzubüßen – wirst du wohl halten?«
»Umwerfen? Ich? . . . I, das wäre doch das erste Mal in meinem Leben« – wollte er vermutlich sagen, aber ein entsetzlicher Krach erfolgte, und mit demselben verstummten die Lippen des Sprechenden wie die eines Toten. Das Schnauben und Stampfen eines Pferdes wurde für einen Augenblick hörbar; dann stand das Tier auf seinen vier Hufen und jagte wie rasend querfeldein.
»Na, da haben wir die Bescherung!« brummte endlich der erste Sprecher, indem er sich auf dem nassen, frisch gepflügten Ackerfelde aufsetzte. »He, Hellwig, Böhm, seid ihr noch am Leben?«
»Ja,« rief Hellwig nicht weit von ihm und tastete suchend auf den triefenden Erdschollen nach seiner Perücke. Alles Selbstvertrauen, aller Spott waren wie weggeblasen von dieser schwachen Stimme. Auch das dritte Opfer versuchte es zunächst mit einer Bewegung auf allen vieren, wobei es entsetzlich fluchte und stöhnte; denn seine gewaltige Korpulenz fühlte sich unwiderstehlich zur Mutter Erde hingezogen. Endlich war die edle Stellung, die den Menschen als die bevorzugteste Kreatur in Gottes weiter Schöpfung kennzeichnet, wiedergewonnen; die drei Gefallenen standen auf ihren Füßen und besannen sich, was eigentlich geschehen sei, und was nun geschehen müsse.
Fürs erste lag die kleine Chaise, in welcher die drei Herren heute morgen ihr Vaterstädtchen X. verlassen hatten, um zu jagen, umgestürzt neben der unglückseligen Anhöhe und zeigte dem Himmel ihre vier Räder, wie die drei tastend bemerkten; der Hufschlag des entfliehenden Rappen war längst verhallt, und eine stockfinstere Nacht bedeckte die traurigen Folgen des Hellwigschen Selbstvertrauens.
»Na, hier übernachten können wir nicht – das steht fest. Machen wir, daß wir fortkommen!« mahnte endlich Hellwig mit ermutigter Stimme.
»Ja, nun kommandiere auch noch!« grollte der Dicke, indem er sich heimlich überzeugte, daß nicht eine seiner Rippen, sondern die Scherben seines schönen Pfeifenkopfes das beängstigende, knirschende Geräusch an seiner Herzwand verursachten. »Kommandiere auch noch, das steht dir gut an, nachdem du um ein Haar in deinem schandbaren Leichtsinn zwei Familienväter gemordet hättest . . . Uebernachten will ich freilich nicht in dieser Löwengrube; aber nun siehe du auch, wie du Rat schaffst . . . Nicht zehn Pferde bringen mich ohne Licht von dieser Stelle! Ich versinke zwar im Ackerschlamme, und von da drüben her kommt eine Luft, die mir für ein halbes Jahr meinen Rheumatismus in die Knochen jagt – da drein ergebe ich mich, du magst es verantworten, Hellwig. Aber ich werde nicht so verrückt sein, mir mutwillig in den tausend Löchern und Gräben, die diese gesegnete Gegend aufzuweisen hat, Arme und Beine zu brechen oder die Augen einzuschlagen.«
»Sei kein Narr, Doktor,« sagte der dritte. »Du kannst nicht wie ein Meilenzeiger abwechselnd auf einem Beine hier stehen und abwarten, bis Hellwig und ich in die Stadt tappen und Hilfe holen. Ich hatte längst gemerkt, daß dieser ausgezeichnete Rosselenker zu viel nach links fuhr. Wir gehen jetzt schnurstracks über den Acker nach rechts und kommen an den Fahrweg, dafür stehe ich ein. Und nun komm und mache keine Flausen; denk an Weib und Kind, die vielleicht jetzt schon jammern und schreien, weil du bei der Abendsuppe fehlst.«
Der Dicke brummte etwas von»heilloser Wirtschaft« in den Bart; aber er verließ seinen Posten und tappte mit den anderen vorwärts. Das war ein schreckliches Stück Arbeit! Faustdick hingen sich Erdsohlen an die Jagdstiefeln, und hier und da sank ein unsicher tappender Fuß mit aller Vehemenz in eine Pfütze, deren alterierter Wasserspiegel sich sofort in Fontänenform über die Köpfe und Flausröcke der drei Unglücklichen ergoß. Sie erreichten aber doch ohne ernstlichen Unfall den Fahrweg, und nun wurde tapfer und wohlgemut drauf losgeschritten. Selbst der Doktor gewann allmählich seine gute Laune wieder; er brummte mit einem fürchterlichen Basse: »Zu Fuß sind wir gar wohl bestellt, juchhe!« &c.
In der Nähe der Stadt tauchte ein Licht aus der Finsternis auf; es kam in stürmischer Eile auf die Wandernden zu, und Hellwig erkannte alsbald in dem breiten, fröhlich lachenden Gesicht, das sich in greller Beleuchtung über die Laterne erhob, seinen Hausknecht Heinrich.
»Ja, herrje, Herr Hellwig, sind Sie's denn wirklich?« schrie der Bursche. »Die Madame denkt, Sie liegen mausetot da draußen!«
»Woher weiß denn meine Frau schon, daß wir Unglück gehabt haben?«
»Ja, sehen Sie, Herr Hellwig, da ist heute abend eine Kutsche mit Spielern angekommen« – der ehrliche Bursche hatte für Schauspieler, Taschenspieler, Seiltänzer und dergleichen nur diese eine Rubrik – »und wie die Kutsche in den Löwen eingefahren ist, da war das Beest, unser Rappe, hintendran, als ob er dazu gehörte. Der Löwenwirt kennt ihn ja, unseren Alten, und hat ihn gleich selbst gebracht . . . Na, aber der Schreck von der Madame! Sie hat mich gleich fortgeschickt mit der Laterne, und Friederike muß einen Kamillenthee kochen.«
»Kamillenthee? . . . Hm, ich meine, ein Glas Glühwein oder wenigstens ein Warmbier wäre vielleicht zweckmäßiger gewesen.«
»Ja, das meinte ich auch, Herr Hellwig; aber Sie wissen ja, wie die Madame –«
»Schon gut, Heinrich, schon gut. Jetzt gehe du voran mit der Laterne. Wir wollen machen, daß wir heimkommen.«
Auf dem Marktplatze trennten sich die drei Leidensgefährten mit stummem Händedrucke; der eine, um pflichtschuldigst seinen Kamillenthee zu trinken, und die anderen in dem niederschlagenden Bewußtsein, daß ihrer eine Gardinenpredigt daheim warte. Denn die Frauen waren der »noblen Passion« ihrer Eheherren ohnehin nicht hold, und nun lag die Jagdbeute, das einzige Beschwichtigungsmittel, zerquetscht draußen unter der umgestürzten Chaise, und das mit zähem Schlamme bedeckte Jagdkostüm verwandelte sicherlich schon die erste Umarmung in einen jähen Zornausbruch.
Am anderen Morgen klebten an allen Straßenecken rote Zettel, welche die Ankunft des berühmten Eskamoteurs Orlowsky und seine ausgezeichneten Kunstleistungen ankündigten, und eine junge Frau ging von Haus zu Haus, um Billets zu den Vorstellungen anzubieten . . . Sie war sehr schön, diese Frau, mit ihrem prächtigen, blonden Haare und der imposanten Gestalt voll Adel und Anmut; aber das liebliche Gesicht war blaß, »blaß wie der Tod«, sagten die Leute, und wenn sie die goldig bewimperten Lider hob, was nicht häufig geschah, da brach ein rührend sanfter, aber thränenvoller Blick aus den dunkelgrauen Augensternen.
Sie kam auch in Hellwigs Haus, das stattlichste am Marktplatz.
»Madame,« rief Heinrich in das Zimmer im Erdgeschosse, während er den hellpolierten Messingknopf an der glänzend weißen Thür in der Hand behielt, »die Spielersfrau ist draußen!«
»Was will sie?« rief eine weibliche Stimme streng zurück.
»Ihr Mann spielt morgen, und da möchte sie gern eine Karte an die Madame verkaufen.«
»Wir sind anständige Christen und haben kein Geld für solche Faxereien – schick sie fort, Heinrich!«
Der Bursche schloß die Thür wieder. Er kratzte sich hinter den Ohren und machte ein sehr verlegenes Gesicht; denn die »Spielersfrau« mußte ja jedes Wort gehört haben. Sie stand auch einen Augenblick wie zusammengebrochen vor ihm: eine fliegende Röte war in ihr bleiches Gesicht getreten, und ein schwerer Seufzer hob ihre Brust . . . Da wurde leise ein kleines Fenster geöffnet, das in die Hausflur mündete; eine unterdrückte Männerstimme verlangte ein Billet – es wurde in Empfang genommen, und ein harter Thaler glitt dafür in die Hand der jungen Frau. Ehe sie nur aufblicken konnte, war der Fensterflügel wieder geschlossen, und ein grüner Vorhang hing in dichten, undurchdringlichen Falten hinter den Scheiben. Heinrich öffnete mit einem linkischen Kratzfuße und gutmütig lächelnd die Hausthür, und die Frau schwankte hinaus, schwankte weiter auf dem Wege voller Dornen und Stacheln.
Der Hausknecht nahm ein Paar blankgewichster Stiefel, die er vorhin bei dem Erscheinen der Frau niedergesetzt hatte, wieder auf und trat in das Zimmer seines Herrn, der sich uns jetzt im vollen Tageslichte als einen kleinen, älteren Mann mit einem mageren, blassen, aber unendlich gutmütigen Gesicht zeigt.
»Ach, Herr Hellwig,« meinte Heinrich, nachdem er die Stiefel an den gehörigen Platz gestellt hatte, »das war wirklich recht schön, daß Sie eine Karte gekauft haben! Die arme Frau sieht ja aus wie 's Leiden Christi; sie dauert mich, und wenn zehnmal ihr Mann sein Brot nicht ehrlich verdient . . . Er hat hier so kein Glück – denken Sie einmal an mich, Herr Hellwig!«
»Warum denn nicht, Heinrich?«
»Ja, weil der Racker, unser Rappe, sich wie eine Klette an den Wagen gehängt hat, wie er zum Thore hereingefahren ist – das bedeutet nichts Gutes – das Unglücksvieh kam ja justament von einem Unglücksplatze . . . Passen Sie mal auf, Herr Hellwig, was ich gesagt habe, die Leute haben kein Glück!«
Er schüttelte seinen dicken Kopf und ging, da sein Herr aus die Prophezeiung hin weder ein Für noch Wider verlauten ließ, wieder in die Hausflur, um die Strohmatte vor der Thür der strengen Madame regelrecht zu plazieren; die fremde Frau hatte unbewußt mit dem Fuße daran gestoßen.
Inhaltsverzeichnis
Der Rathaussaal war gedrängt voll Zuschauer, und immer noch strömten die Menschen die Treppe herauf. Heinrich stand im dichtesten Gedränge und suchte sich schimpfend Luft zu machen mittels derber Püffe und heimlicher Attacken auf die Hühneraugen seiner Nächsten. »Herr Jesus, wenn das die Madame wüßte, das gäb' ein Donnerwetter! – Der Herr müßte gleich morgen in aller Frühe zur Beichte,« flüsterte er vergnüglich schmunzelnd einem Nachbar zu, indem er seinen schwieligen Zeigefinger nach einem der erhöhten Sitze an der Seitenwand des Saales ausstreckte. Dort saß Herr Hellwig in Gesellschaft seines Leidensgefährten, des Doktor Böhm. Es hatte dem ehrlichen Burschen Mühe genug gekostet, seinen schmächtigen Herrn herauszufinden: denn die Honoratioren waren stark vertreten. Das Programm versprach aber auch lauter neue Wunderdinge, und der Schluß desselben lautete folgendermaßen:
»Madame d'Orlowska erscheint als Schildjungfrau. Sechs Mann Militär werden mit scharfgeladenem Gewehre auf sie schießen, und sie wird mit einem Hiebe ihres Schwertes die sechs Kugeln in der Luft zerhauen.«
Die Bewohner von X. waren hauptsächlich gekommen, um sich von der Wahrheit dieses Wunders überzeugen zu lassen. Die schöne, junge Frau hatte das allgemeine Interesse geweckt, und jeder mochte gern wissen, wie sie wohl aussehe, wenn sie die Feuerrohre auf sich gerichtet wüßte . . . Es gelang übrigens auch dem Taschenspieler, die Aufmerksamkeit des Publikums für seine Kunstleistungen zu gewinnen. Er war, was die Frauen einen interessanten Mann zu nennen pflegen. Mittelgroß, von schlanker, biegsamer Gestalt, mit regelmäßigen, aber bleichen Zügen, braunen Locken und ausdrucksvollen Augen, zeigte er sehr elegante Manieren, und sein eigentümlich klingendes Deutsch, das ihn als den Sohn jenes unglücklichen, auseinander gerissenen Volkes kennzeichnete, machte ihn noch anziehender . . . Das alles war aber sofort vergessen, als die annoncierten sechs Soldaten unter Kommando eines Unteroffiziers aufmarschierten. Ein Geräusch entstand im Publikum, wie das Tosen einer Brandung – dann folgte plötzlich bängliche Stille.
Der Pole trat an einen Tisch und machte die Patronen angesichts des Publikums. Mit einem Hammer klopfte er auf jede einzelne Kugel, um die atemlosen Zuschauer durch den Klang zu überzeugen, daß es wirkliche, zweilötige Gewehrkugeln seien. Dann gab er jedem der Soldaten eine Patrone und ließ vor den Augen des Publikums laden . . . Der Taschenspieler klingelte.
Gleich darauf trat die Frau hinter einem breiten Schirme hervor. Sie schritt langsam seitwärts und stellte sich den Soldaten gegenüber. Es war eine wundervolle Erscheinung, den linken Arm deckte der Schild und in der Rechten hielt sie das Schwert. Ein weißes Gewand floß in reichen Falten auf die Füße nieder; um die Hüften legten sich silberglänzende Schuppen, und ein strahlender Harnisch deckte die herrliche Büste . . . Was war aber all dieser Glanz gegen den matten Goldschimmer der Haarwellen, die unter dem Helme hervorquollen und fast bis auf den Saum des Gewandes herabfielen!
Das bleiche, schwermütige Gesicht richtete den traurigen Blick auf die Mündungen der todbringenden Waffen, die hinüber starrten. Keine Wimper zuckte. Nicht die leiseste Bewegung war an dem leicht wallenden Gewande zu bemerken – sie stand dort wie ein Steinbild . . . Das letzte Kommando schallte durch den totenstillen Saal; die sechs Schüsse krachten wie aus einem Rohre – sausend durchschnitt das Schwert die Luft, und zwölf halbe Kugeln rasselten auf den Boden.
Einen Augenblick noch sah man die hohe Gestalt der Schildjungfrau unbeweglich stehen – der Pulverdampf verwischte ihre Züge, und nur matt schimmerte die Rüstung durch die Wolke . . . dann schwankte sie plötzlich, Schild und Schwert sanken klirrend zu Boden, mit der Rechten griff sie, wie nach einem Halt suchend, krampfhaft zuckend in die Luft und taumelte mit dem herzzerreißenden Schrei: »O Gott, ich bin getroffen!« in die Arme ihres herbeieilenden Mannes . . . Er trug sie hinter den Schirm und stürzte gleich darauf wie ein Rasender auf die Soldaten zu.
Sie hatten sämtlich die Weisung erhalten, beim Laden der Gewehre die Kugeln abzubeißen und im Munde zu behalten, das war das ganze Wunder. Einer derselben jedoch, ein ungelenkes Bauernkind, hatte, völlig verwirrt durch den Anblick der versammelten Menschenmenge, in jenem verhängnisvollen Momente den Kopf verloren – als die fünf anderen auf den leidenschaftlich herausgestoßenen Befehl des Taschenspielers die Kugeln sofort aus dem Munde holten, da brachte er zu seinem eigenen Entsetzen ein wenig Pulver zum Vorschein – seine Kugel hatte die unglückliche Frau durchbohrt.
Die Züge des Polen verzerrten sich bei diesem Ergebnis in Schmerz und Verzweiflung, und er schlug, ganz außer sich, den unfreiwilligen Verbrecher ins Gesicht.