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DER SCHWERTKÄMPFER

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© 2007 by Basilisk Verlag, Reichelsheim

DER SCHWERTKÄMPFER

1.

Lieutenant Gabrinsk

Alt und weise.

Jahrzehntausende einer friedlichen, beinahe allwissenden Hochkultur.

Aber ihr Zenit war seit langem überschritten. Sie waren müde geworden. Noch fehlte ein weiterer Schritt in ihrer Entwicklung. Ihr Geist war an einen Körper gebunden und sie waren von Hilfseinrichtungen, Maschinen genannt, abhängig.

Wie viele Intelligenzen waren im Kosmos aufgetaucht und wieder verschwunden? Sie hatten sie nicht gezählt.

Jetzt war auch ihre Rasse dem Untergang geweiht. Sie lebten zu lange und hatten den Schwung verloren. Erste Fehler schlichen sich ein, Maschinen versagten. Und sie unternahmen nichts dagegen …

Alt und weise.

Und so unendlich müde …

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›Die Korrektoren im Abschnitt 15/8-2 sind ausgefallen! Der Positionsrechner hat dadurch seine Daten verloren.‹

Nur ein kommentierender Gedanke. Die Eltreaner waren längst nicht mehr auf eine Sprache angewiesen. Aber auch ohne den feststellenden Gedanken ihres Navigators war ihnen ihre Lage voll bewusst.

Ihr Schiff war in einem unbekannten Sonnensystem gestrandet! In einer Galaxie, welche sie noch nie zuvor besucht hatten. Von der sie nicht mal wussten, wo sie in Bezug auf ihre Heimatwelt lag. Selbst in weiteren Hunderttausenden von Jahren hätte ihre Rasse niemals alle Galaxien erfassen, geschweige denn erforschen können. Nicht in einem unendlichen Universum.

›Der vierte Planet! Er scheint geeignet!‹

Ihre Gedanken verbanden sich. Kein Laut war in den stillen Hallen des Eltreanerschiffes zu vernehmen. Geräuschlos gehorchten die noch funktionierenden Maschinen den geistigen Wünschen ihrer Besatzung.

Ein sturmumtostes Hochplateau mit seinen natürlichen Kavernen hatten sie als ihre Ruhestätte auserkoren. Perfekte Rechner erledigten die einfache Navigationsaufgabe praktisch so nebenher. Ein kurzer Sprung und das Schiff verschwand aus dem normalen Raumzeitkontinuum, um gleichzeitig in der größten Kaverne wieder aufzutauchen. Die Maschinen verstummten. Die Eltreaner verbanden ihren Geist und gingen fragend auf Suche. Sie erhielten keine Antwort.

Ein kleines Tier kroch aus dem Wasser und sah sich hungrig um. Eine Echse. Eine kleine grüne Echse mit einem schützenden Panzer. Und einem mit scharfen Zähnen bewehrten Rachen.

›Es ist das Einzige!‹

Zustimmende Gedanken.

›Wir haben noch sehr viel Zeit! Unsere Energie reicht für die Ewigkeit!‹

Plötzlich war das kleine Tier verschwunden und tauchte gleich darauf wütend fauchend inmitten des Eltreanerschiffes wieder auf. Schnell beruhigte es sich. Hier war es warm, gemütlich und geschützt. Zudem erhielt es mehr als genügend Nahrung. Zufrieden rollte es sich ein.

Die Zeit verging. Weitere seiner Art kamen hinzu.

Die Tiere vermehrten sich und ihre Nachkommen wuchsen schnell heran. Der Funke der Intelligenz brannte heller und heller. Jahrtausende verstrichen. Und eines Tages gingen sie aufrecht. Die Vorderfüße formten sich zu Greiforganen, die Hinterbeine wurden stabil und kräftig, das lange Echsenmaul deutlich kürzer. Aber sie waren weiterhin reine Fleischfresser. Wild und aggressiv. In kurzer Zeit eroberten sie ihren Planeten und wurden zur beherrschenden Rasse.

Weitere Jahrtausende vergingen. Und mit ihnen die Eltreaner, ihre Götter. Nur das Heiligtum und das Gefäß des spendenden Geistes blieben. Sie brauchten es, denn den ansonsten so unfehlbaren Göttern war ein schwerer Fehler unterlaufen. Oder die Götter waren einfach nur zu früh vergangen, um die letzte Stufe ihrer Schöpfung zu vollenden. Niemand würde es je erfahren. Wie dem auch war, ihre Rasse war auf Dauer von der göttlichen Gabe abhängig. Fatal für ihre Zukunft!

Und eines Tages begriffen sie einen wichtigen Teil der Hinterlassenschaft der Eltreaner. Dies löste wenigstens einen großen Teil des Bevölkerungs- und Nahrungsproblems. Ihre Schiffe brachen auf, das All zu erobern …

Riesige, schwer bewaffnete Schiffe, voll mit aufrecht gehenden, hungrigen Kaimanen!

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Energisch, hart und fest, im Rund weithin hallend, erfüllte das Geräusch der Stiefelabsätze den Aufenthaltsraum. Anderen Orts hätte sie mit ihrer eng sitzenden Uniform, den wohlproportionierten Rundungen und dem selbstsicheren Auftreten sicherlich einiges Aufsehen erregt. Hier allerdings sah ihr niemand hinterher. Mit forschem Schritt steuerte Second Lieutenant Gabrinsk geradewegs auf einen Tisch mit etwa acht bis neun Personen zu. Nachdem sie erkannt hatte, dass es sich dabei überwiegend um Zivilisten handelte, konzentrierte sie sich auf die einzig anwesende Uniform.

Eine noch sehr kindlich wirkende Kadettin des Raumkorps.

Ein flüchtiger Blick genügte ihr.

Angesichts der frühen Morgenstunde nicht gerade verwunderlich, stand ein überaus müder Barkeeper hinter dem Tresen. An einem der weiter entfernten Tische saßen anscheinend noch zwei Personen, im Halbdunkel nicht so genau zu erkennen.

Schwungvoll bremste sie ab, kurz und zackig grüßend. Zu ihrer Verwunderung sah kaum jemand hoch. Nicht einmal die Kadettin erwiderte den Gruß.

Eine der Frauen vor ihr, halb über den Tisch gebeugt, gestützt von ihrer Nachbarin zur Rechten, schien sturzbetrunken zu sein. Die mittelblonden, strohig aussehenden Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Unverständliche, leise Worte vor sich hinbrabbelnd, starrte diese in ihr Glas. Angewidert und angeekelt musterte Lieutenant Gabrinsk die unappetitlich verstreuten Essensreste, die halbleeren Gläser und leeren Flaschen, die teilweise angetrockneten Pfützen vergossener, klebriger Getränke.

Die mussten ja gewaltig gezecht haben! Nur eine der Frauen sowie zwei der anwesenden Männer wirkten noch einigermaßen nüchtern. Die Frau, Haarschnitt sehr kurz und militärisch, in einwandfreier, straffer und gerader Sitzhaltung, musterte die Angekommene mit scharfem Blick, während die beiden Männer sie ein wenig unauffälliger, aber nichtsdestoweniger genauso gründlich musterten. Trotzdem! So eine Schweinerei in einem angesehenen Marinestützpunkt, dazu noch in Anwesenheit eines Kadetten, einer zukünftigen Offizierin der Flotte.

»Kadett! Ihr Name?!«

Scharf, kalt und klar hallte ihre Stimme im Raum wider. Erschrocken sah die junge Frau auf.

»Ich bin Second Lieutenant Gabrinsk! Also Kadett? Ihr Name? Ich werde Sie Ihren Vorgesetzten melden! Wie kommen Sie dazu, an so einer Veranstaltung, noch dazu in Uniform, teilzunehmen?!«

Leicht schwankend, hohnvoll von Lieutenant Gabrinsk beobachtet, nahm die junge Frau mühsam Haltung an.

»Entschuldigen Sie, Lieutenant, kann ich Ihnen helfen?«

Eine der beiden Personen vom Nachbartisch war aufgestanden und herangetreten.

Rechtzeitig genug erkannte sie, dass die ältere Frau, sie schätzte diese auf Mitte Vierzig, die mit kummervollem Blick die Personen am Tisch musterte, selbst Offizierin war, eine Rangstufe höher als sie selbst. Vorschriftsmäßig nahm sie Haltung an.

»Second Lieutenant Gabrinsk!«, meldete sie sich korrekt. »Von der Raumbasis Terra Nova zum Einsatz auf die ›Atair‹ abkommandiert! Ich hatte erwartet, hier Captain Anderson anzutreffen und wollte mich vorstellen! Ich …«

»Schon gut, Lieutenant, ich heiße Corliss. Sie sollten wissen, dass …«

Diesmal wurde der Satz von einer ungestüm herbeieilenden Ordonnanz unterbrochen. Hastig, äußerst nachlässig grüßend, wandte sich diese recht allgemein an die Tischrunde.

»Mitteilung vom Ersten! Der Kreuzer ist in sechs Stunden startklar!«

Zack! Ohne eine Reaktion oder Antwort abzuwarten, stürzte die Ordonnanz wieder eilig davon. Lieutenant Gabrinsk lief rot an.

»Lieutenant Corliss! Ich bin empört! In meiner ganzen Laufbahn ist mir noch nie ein derart disziplinloser Haufen untergekommen! Ich werde dafür sorgen, dass hier gründlich aufgeräumt wird! Betrunkene Zivilisten auf einem Marinestützpunkt, ein nicht mehr standfester Kadett und dazu diese unmögliche Ordonnanz! Ich werde …!«

Das Gesicht von Lieutenant Corliss war von Wort zu Wort womöglich noch kummervoller geworden.

»Lieutenant Corliss!«

Der einzige von ihr als völlig nüchtern eingestufte Mann, etwa Anfang bis Mitte Dreißig, sprach sanft, dennoch sehr bestimmt. Zuvor hatte er ein paar leise Worte mit der militärisch wirkenden Frau gewechselt.

»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie dem Ersten Offizier der ›Atair‹ melden würden, dass seine Mannschaft rechtzeitig und vollzählig an Bord sein wird! Vielleicht richten Sie dem stellvertretenden Ingenieur aus, er möchte bitte ausnahmsweise die Startwache übernehmen, unsere Chefingenieurin fühlt sich momentan nicht besonders wohl. Ach ja, seien Sie bitte so freundlich, die Dame hier an Bord der ›Atair‹ zu bringen und zu veranlassen, dass sie ihr Quartier zugewiesen bekommt!«

Lieutenant Corliss sah nun wirklich tief betrübt aus und nickte langsam, während Lieutenant Gabrinsk fassungslos staunend dabeistand. Ein Zivilist erteilte einem Offizier Anweisungen! Unglaublich!

»Außerdem, teilen Sie, als ranghöhere Vorgesetzte, Second Lieutenant Gabrinsk bitte mit, dass sich diese um Punkt elf Uhr auf der Brücke zum Dienstantritt melden soll. Übrigens, soweit mir bekannt ist, befindet sich unser Kapitän derzeit nicht gerade in allerbester Laune. Vielleicht können Sie die Dame hier zu ein bisschen größerer Zurückhaltung auffordern, nicht?«

Lieutenant Corliss wandte sich stumm nickend zum Gehen. Nach einem kurzen Moment des Zögerns folgte Lieutenant Gabrinsk, nicht ohne noch eine kurze, drohend klingende Bemerkung loszuwerden:

»Sir! Wenn Sie mir an Bord der ›Atair‹ über den Weg laufen sollten, werden wir ausführlich über Ihr Verhalten sprechen!«

»Wie Sie wollen!«, erklang es gelangweilt.

Kopfschüttelnd sahen diejenigen, welche dazu noch fähig waren, den Davoneilenden nach. Danach wandten sie sich der hilflosen Dame in ihrer Mitte zu.

Die Frau mit dem militärischen Aussehen übernahm das Kommando.

»Zeit aufzubrechen! Ruft ein paar Androiden, die sollen unsere Chefingenieurin zur Ausnüchterung beim Schiffsarzt vorbeibringen. Sobald ihre Kopfschmerzen wieder weg sind, wird sie vielleicht auch ihren Liebeskummer teilweise überwunden haben!«

Zustimmendes Nicken rundherum.

»Kadett Magron! Machen Sie sich wegen des Vorfalls von eben keine Sorgen! Lieutenant Gabrinsk wird genug zu tun bekommen! Die wird sich hüten, sich mit Ihnen anzulegen!«

Aufmunternd, alle Schärfe war aus ihrem Blick gewichen, lächelte die Frau mit dem kurzen Haarschnitt der jungen Kadettin zu.

»Sie erhalten hiermit den dienstlichen Befehl, sich mindestens acht Stunden auszuschlafen! Wegtreten!«

Lächelnd sah sie der erleichtert davonhuschenden Frau nach. Lieutenant Gabrinsk würde sich noch wundern!

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Kaum dass sie die Räume verlassen hatten, eilte Lieutenant Corliss auf einen der wartenden Gleiter zu. Während des kurzen Fluges zur ›Atair‹ konnte Lieutenant Gabrinsk ihre Fragen nicht mehr zurückhalten und bestürmte ihre Führerin. Die zögerte kurz, bevor sie weitersprach:

»Wollen Sie’s wirklich wissen? Sie haben soeben so gut wie alle Ihrer zukünftigen Vorgesetzten vor den Kopf gestoßen! Der Mann, der mich angesprochen hat, ist derzeit der einzige Zivilist an Bord der ›Atair‹ Angeblich ein Sonderbeauftragter der Admiralität und des Hohen Rates! Außer dem Kapitän weiß eigentlich niemand so genau, wer er ist, aber so höflich und dienstbeflissen habe ich die Androiden vorher noch nie gesehen, wie wenn er in der Nähe ist. Muss ein wirklich hohes Tier sein! Vermutlich inkognito. Die anderen Männer, das waren unser Chefpilot und der Erste Navigationsoffizier! Und natürlich war auch der Kommandant des Schiffes in der Runde!«

Mist! Da war sie ja voll ins Fettnäpfchen getreten. In unerfreuliche Gedanken versunken, verlief der Rest des kurzen Fluges recht schweigsam.

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»Willkommen an Bord der ›Atair‹, Lieutenant!«

Die Anführerin der Wache, eine junge Frau im Range eines Obermaates, begrüßte sie höflich und nahm ihre Ausweise entgegen.

»Wenn Sie bitte einen Moment warten würden?«

Obwohl wie eine höfliche Bitte klingend, war es eine klare Anweisung. Beim geringsten Versuch ihrerseits, sich zu widersetzen, würden die aufmerksam wartenden Androiden sie sofort festnehmen. Noch gehörte sie nicht zur Schiffsmannschaft! Die Identifizierungsautomaten untersuchten ihre Ausweise gründlich. Sie selbst übrigens auch. Klar, so ganz nebenbei wurde sie unauffällig, aber trotzdem äußerst sorgfältig überprüft. Optisch, infrarot, Individualschwingungen gemessen, durchleuchtet, gewogen und sonst noch so einiges.

Ohne weiteres gelangte niemand an Bord eines Schiffes der Raummarine. War ja auch richtig. Spione und Saboteure? Nein danke!

Nach zwei schweigsamen Minuten gab der Automat ihre Ausweise zurück. Es hätte des aufblinkenden grünen Lichtes und der offiziellen Meldung gar nicht mehr bedurft. Im Negativfall hätten die Maschinen ohne Rückfragen längst gehandelt.

»Nochmals willkommen, Lieutenant. Unser Midshipman, Lady Gerton, bringt Sie zu Ihrem Quartier. Bitte melden Sie sich pünktlich elf Uhr Bordzeit auf der Brücke zum Dienstantritt. Der Captain möchte Sie persönlich begrüßen und der Mannschaft vorstellen! Danke, Lieutenant!«

Und anschließend würde sie eine kräftige Rüge wegen vorhin erhalten, dachte sie, missmutig ihrer Führerin folgend. Lieutenant Corliss ihrerseits war gleich nach dem Eintritt verschwunden. Das Begrüßungskomitee hatte sie sofort, ohne aufzuhalten, kurz nickend passieren lassen.

Was soll’s, dachte sie mit fatalistischem Gleichmut. Ihr unglücklicher Anfang würde bald vergessen sein. Nur dem Zivilisten war sie noch was schuldig!

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Gravitätisch schritt er auf überaus kräftigen Beinen zum Beckenrand, den muskulösen Schwanz leicht pendelnd wenige Zurs über dem spiegelnden Marmorboden balancierend.

Die Diener, links und rechts Spalier stehend, wirkten steif wie Statuen, als er, der Herrscher über bisher siebenundachtzig Sonnensysteme, der Bezwinger und Eroberer neuer Welten, zu seinem Bad aufbrach.

Ein wahrhaft unglaublich großer See, ganz allein für ihn! Manchmal auch für besonders geladene Gäste, sofern er gerade entsprechend guter Laune war. Künstliche Strömungen, kleine Inseln, flache, goldene, warme Sandbänke, keine Ausgaben waren zu groß für ihn, für ihn, den absoluten, einzig wahren Fürsten des Universums! Garantiert voll mit seinen Lieblingsfischen, den schmackhaftesten, zartesten Exemplaren, einigen fetten Robben, exquisit mundenden Seeschlangen und nahrhaften, köstlichen Wasserpflanzen.

Seit Wochen war er nicht mehr hier gewesen.

Die Vorbereitungen zur bisher umfangreichsten Erweiterung des Sherp-Imperiums verschlangen beinahe seine gesamte Kraft und vor allem seine Zeit. Seine Kundschafterschiffe waren in einem benachbarten Spiralarm ganz unvermutet auf ein dort anscheinend seit vielen Jahrhunderten bestehendes Reich getroffen.

Eine verweichlichte Rasse von Kaufleuten und Händlern, wie sie geringschätzig feststellten. Dumm und überheblich!

Gut, es gab dort natürlich auch Welten, auf denen ähnliche Lebensformen, wie sie selbst waren, existierten, aber nur als träge Kaltblüter, Krokodile, Alligatoren oder Kaimane genannt. Aber die krochen flach am Boden herum, keine Spur von Intelligenz aufweisend. Ganz im Gegensatz zu ihrer Rasse!

Aber diese warmblütigen Wesen da …

Humanoiden, deren Adel sich gegenseitig mehr oder weniger offen befehdete und gegeneinander intrigierte, Piraten, die mehr als lästig waren und den Handel empfindlich störten, dazu der kümmerliche Rest einer so genannten Föderationsflotte. Zudem gab es da noch weitere intelligente Lebewesen, Insektennachkömmlinge sowie die Vertreter von ehemals fliegenden Tieren, die im Laufe ihrer Evolution meist zu groß und zu schwer zum Fliegen geworden waren. Ansonsten …

Nichts besonders Gefährliches. Das einzige, kleine Problem stellte die bereits erwähnte Föderationsflotte dar. Ein Durcheinander von größeren und kleineren Kriegsschiffen der Humanoiden. Aber eine wirklich kampfstarke Flotte stellte das bei Weitem nicht dar.

Anfangs war da zwar eine gewisse Vorsicht geboten gewesen. Inzwischen, mehrere Zyklen waren verstrichen, hatten sie festgestellt, dass kaum mehr als ein paar Dutzend der Kampfschiffe überhaupt noch aktiv im Einsatz waren. Wenn’s denn hochkam, waren es noch maximal knapp einhundert Kampfeinheiten. Andererseits hatten anscheinend alle Mitglieder dieses Reiches unerklärlicherweise eine Heidenangst vor dieser Flotte und bemühten sich nach Kräften, sie ja nicht allzu sehr zu verärgern.

Höchstwahrscheinlich war es nur ein geschicktes Propagandagerücht, dass verborgen in den Tiefen des Raumes, unvorstellbar riesige, unbesiegbare Schlachtflotten lauerten, angeblich jederzeit zu vernichtenden Einsätzen bereit. Genau betrachtet war das Ganze ziemlich unwahrscheinlich. Aber falls an den Gerüchten trotzdem etwas dran war, wer sollte denn diese Kampfschiffe bemannen und rechtzeitig heranführen?

Trotzdem war eine zurückhaltende Taktik vorläufig sicherlich nicht unangebracht! Aber da gab es ja diesen kleinen Test. Bald würden sie mehr über die tatsächliche Kampfkraft ihrer Gegner wissen. Und danach …

Am Ende dieser Überlegungen hatte er den künstlichen, marmornen Beckenrand erreicht und ließ die kostbaren Badetücher achtlos fallen. Weit sprang er übers Wasser hinaus und klatschte lustvoll in das erfrischende Nass. Schnell trieben ihn geschickte Schläge mit dem breiten, kräftigen Schwanz mehr und mehr voran. Kurz Luft schnappend, daraufhin wieder lange unter Wasser dahingleitend.

Herrlich! Eine schwache Vibration, leicht rechts vor ihm. Gerade wollte er, erzürnt ob der Störung, ärgerlich werden. Aber plötzlich …

Ein betörender, aromatischer, erregender Duft. Ein Weibchen, sicherlich prall mit Eiern gefüllt, begierig auf einen Befruchter wartend. So lautlos wie möglich glitt er in Richtung der verführerischen Spur im Wasser. Da! Direkt vor ihm!

Sie hatte seine Anwesenheit gespürt und drehte sich aufreizend träge auf den Rücken. Wie wunderbar leuchtete das satte Orange ihrer glatten, straffen Unterseite. Langsam glitt er über sie, Bauch an Bauch. Weich und geschmeidig fühlte sie sich an, dennoch, er spürte auch ihre Kraft und die Straffheit ihrer Muskulatur.

Welch köstliches Verlangen! Minutenlang gab er sich ganz seiner Lust hin. Müde ließ er sie danach wieder los und schwamm befriedigt zurück.

Seine Diener würden ihr einen eigenen Pool mit mehreren sandigen Inseln anweisen. Dort konnte sie in einigen Tagen in Ruhe ihre Eier ablegen. Und bald würde ein Gelege voll gesunder, kräftiger junger Sherps schlüpfen, sicherlich gut und gerne ein- bis zweihundert.

Was das Weibchen anbelangte …

Vielleicht traf man sich ja mal wieder.

Zumindest dieser Tag hatte gut begonnen und er hatte sich angenehm erholt. Höchste Zeit, wieder in den Rat zurückzukehren und die Leitung der Aktionen gegen die schwächlichen Humanoiden wieder energisch zu übernehmen.

Terranische Föderation nannten die Wesen ihr Staatsgebiet! Wie lächerlich!

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Nur das allgegenwärtige Summen, Raunen und kaum wahrnehmbare Vibrieren des mit voller Kraft durchs All rasenden Schiffes begleitete sie. Lieutenant Gabrinsk hatte sich in den vergangenen Tagen so daran gewöhnt, dass sie die Geräusche nicht mehr bewusst wahrnahm.

Entgegen ihrer ersten Befürchtungen, hatte ihr stürmischer Auftritt bisher keine negativen Auswirkungen gezeigt. Alle taten so, als ob diese Begegnung nie stattgefunden hätte. Nur der Mann, dem sie angedroht hatte, ihn wegen seines Verhaltens noch zur Rede stellen zu wollen, war ihr, außer bei den Mahlzeiten, nicht wieder begegnet. Nun, früher oder später würde man sich unter vier Augen treffen! Dann würde sie diesem Zivilisten eindeutig klar machen, was es hieß, sich mit einem Flottenoffizier anzulegen! Immerhin hatte sie inzwischen dessen Namen in Erfahrung bringen können: Kerk Larsom!

Mehr leider nicht. Keine Berufsangaben, keine Auskunft, ob er irgendwie einen militärischen oder gesellschaftlichen Rang und Titel besaß, es war einfach nichts über ihn herauszubekommen. Zum aus der Haut fahren! Und den Kapitän konnte sie wohl kaum ausfragen. Die hätte ihr die Hölle garantiert gründlich heiß gemacht!

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Nachtwache!

Alle, bis auf einige wenige Diensthabende auf der Brücke und in den Maschinenräumen, hatten sich längst zur Ruhe begeben. In alter Tradition marschierte sie durch die Gänge und Verbindungen des Schiffes, nur um festzustellen, dass alles - wie sollte es auch anders sein? - wie immer in Ordnung war.

Die ›Atair‹ war noch recht neu und, wie alle Schiffe der Terranischen Flotte, äußerst zuverlässig. Ausfälle? Unbekannt! Probleme? Keine!

Plötzlich stutzte sie. Da, hinter der halb geöffneten Tür, an der sie gerade vorbeigehen wollte, lag ein heller Lichtschimmer. Einfach weiterlaufen, denn dies war einer der Zugänge zu einer ganzen Kette von Sporträumen, oder genauer nachsehen? Wer sich wohl noch so spät in der Nacht - auch wenn dies natürlich ›Nacht‹ nur im Sinne der Schiffszeit bedeutete - sportlich betätigte? Natürlich gab es keinerlei Einschränkung, standen die Räume jedermann und auch jederzeit zur Verfügung. Nur, ungewöhnlich war es schon!

Klar, dass schließlich ihre Neugier siegte. Leise schlich sie dem Licht entgegen. Nach drei weiteren Türen war sie am Ziel.

Sieh an, welch glücklicher Zufall! Endlich! Ihr ganz besonderer Freund, allein auf weiter Flur! Und, wie es das Schicksal so wollte, bei einer äußerst interessanten Übung! Ein quadratischer Kampfring, leise Musik und der liebe Kerk Larsom mit einem Schwert mittendrin. Zwar nicht gerade ungeschickt, aber gleichwohl ein rechter Anfänger! Einfachste Kampfroutinen übend und das auch noch in extremer Langsamkeit.

Deutlich sah sie nun das Werkzeug ihrer Rache vor sich. Hervorragend! Irgendwie fand sie es jetzt plötzlich gut, dass ihr reicher Vater sie einst in ein recht anspruchsvolles Internat abgeschoben hatte.

Immerhin war sie dort eine der besten Schülerinnen in der Führung eines Schwertes geworden! So zivilisiert die Menschheit auch war, harte Sportarten wie Fechten, Boxen, Kämpfen mit Schwertern und so, lagen auch heutzutage weiterhin voll im Trend. Und wenn dabei ein wenig Blut floss, umso besser! Leise schlich sie wieder fort. Zufrieden und tief in Gedanken versunken, ging sie wieder ihrem Dienst nach.

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Lady Captain Anderson war, wie erwartet, alles andere als begeistert. Auch der von ihr um Rat herbeigebetene Erste wusste nicht weiter.

»Was Sie in ihrer Freizeit tun, Lieutenant, können wir Ihnen, soweit es den allgemeinen Vorschriften der Flotte entspricht, nicht vorschreiben oder untersagen! Im vorliegenden Fall dürfte es allerdings Probleme geben! Sir Kerk Larsom ist Passagier und Gast unseres Schiffes! Zudem steht er unter dem Schutz hoher Ränge in der Admiralität. Auch der andere Fall, dass Ihnen etwas zustößt, wäre für das Image der Flotte nicht gerade wünschenswert! Ich schlage Folgendes vor: Ich werde persönlich mit seinem Trainer und mit ihm sprechen. Stimmt er Ihrer Herausforderung zu, werden wir einen ganz kleinen, begrenzten Kreis von Zuschauern auswählen und das Duell kann stattfinden! Lehnt er ab, werden Sie, solange er Gast an Bord der ›Atair‹ ist, auf die Konfrontation verzichten müssen!« Und an den Ersten Offizier gerichtet: »Ich wünsche, dass dies im Logbuch so festgehalten wird!«

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Garfal war eine der so genannten ›neueren‹ Welten. Vor vierhundert Jahren erstmals besiedelt, nur wenige Millionen Einwohner, eine größere Stadt sowie viele zauberhafte Niederlassungen, an den landschaftlich schönsten Orten dieser Welt angelegt.

Hier, in der Hauptstadt Beralon, ging es eher beschaulich zu. Missmutig und schlecht gelaunt schlenderte sie durch die breiten Einkaufspassagen, um sich nach einiger Zeit in einem der vielen, gemütlichen Lokale niederzulassen.

Sie musste dringendst in Ruhe nachdenken. Wie hatte das nur passieren können?

Ihre Gedanken wanderten ein paar Tage zurück …

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Kerk Larsoms Trainer, ein älterer, wortkarger Mann, hatte sie kurz nach ihrer Ausbildung gefragt und danach gleichgültig zustimmend genickt.

»Ein bisschen Abwechslung kann Kerk sicherlich nicht schaden. Er langweilt sich sowieso!«

Na, die Langeweile wollte sie ihm gründlich austreiben!

Das große Ereignis fand zwei Tage später statt. Auf Drängen der restlichen Besatzung durfte schließlich teilnehmen, wer wollte, außer der sich im Dienst befindlichen Mannschaft natürlich. Auf deren Bitten hin war dann noch eine Bildübertragung auf die Brücke und in die Maschinenräume eingerichtet worden, so dass nun auch wirklich alle an Bord der ›Atair‹ den Kampf live miterleben konnten. Man war extra in einen größeren Übungsraum ausgewichen, um ja die Zahl der neugierigen Zuschauer aufnehmen zu können. So groß hatte sie sich die Sache wirklich nicht vorgestellt.

Zu ihrem Befremden schienen sich die Zuschauer auch noch in allerlei Wetten zu ergehen. Auf den Sieger, auf die Länge der Kampfzeit und sonst noch so einiges. Sie sah nur, dass Kerks Trainer anscheinend eine besondere Wettart vorgeschlagen hatte und Lady Captain Anderson sowie Kadettin Magron hohe Summen setzten. Irgendwie beschlich sie das ungute Gefühl, dass da gerade gegen sie gewettet wurde. Nicht sehr ermutigend! Dabei hatte ihr Kerk Larsoms Trainer für mehrere Übungsrunden zur Verfügung gestanden und sie hatte ihn jedes Mal leicht geschlagen. Also, was sollte schon schief gehen?

Ihr Gegner betrat den Ring.

Ein dünnes graues Hemd und eng anliegende Hosen in derselben Farbe tragend. Nicht gerade eindrucksvoll.

Sie dagegen bot einen wahrhaft bemerkenswerten Anblick. Ein enges, silbern durchwirktes Bustier und ebensolche Shorts. Silberne Sandaletten und ein kurzes Silbercape. Die Männer verschlangen sie geradezu mit ihren Blicken, während die Frauen eher pikiert dreinsahen.

Kerk hingegen wirkte recht gleichgültig. Lässig hob er sein Schwert zu einem kaum angedeuteten Gruß. Nun, in den nächsten Minuten würde von seiner Lässigkeit nicht mehr viel übrig bleiben.

Der Gong!

Das Zeichen zur Kampffreigabe. Leichtfüßig tänzelte sie auf ihren Gegner zu, vorsichtig attackierend. Dieser wich indessen gekonnt aus. Auch wenn sich der Mann ununterbrochen in der Defensive befand, so kam dennoch keiner ihrer kunstvoll vorgetragenen Hiebe durch. Nicht dass sie ihrem Gegner ernsthaft wehtun wollte, aber ein ganz kleiner Schnitt konnte ihm nicht schaden. So langsam geriet sie ins Schwitzen, während der Mann gleichmütig Hieb um Hieb abwehrte. Außer dem Klirren der Schwerter und ihrem eigenen Keuchen schien es im Raum totenstill zu sein.

Völlig unerwartet, begeisterter Beifall!

Verbunden mit einem heißen Brennen an ihrer linken Seite. Bestürzt zog sie sich für einen Moment ein paar Schritte zurück. Das durfte einfach nicht wahr sein! Der Mann hatte ihr völlig überraschend blitzschnell zwei winzige, leicht blutende Schnitte in Form eines kleinen Kreuzes beigebracht, von jedermann leicht zu sehen! Also darauf hatte der Kerl gewettet!

Wütend ging sie erneut zu einer heftigen Attacke über. Zu ihrer steigenden Verzweiflung wehrte ihr Gegner sie nach wie vor gekonnt, fast wie von selbst, ab, ohne seinerseits zum Angriff überzugehen. Langsam sah sie ein, dass sie wohl ein bisschen zu voreilig vorgegangen war. Sie hatte den Mann gröblichst unterschätzt. Und ihre eigene Kondition auch.

Ein harter Schlag gegen ihre Waffe und das Schwert flog ihr aus der Hand. Den überraschend vorgetragenen Angriff hatte sie gar nicht mitbekommen. Der eigene Schweiß war ihr in die Augen gelaufen und hatte vorübergehend ihre Sehkraft eingeschränkt. Unverzeihlich!

Nun, nachdem sie entwaffnet dastand, die scharfe Schwertspitze des Gegners auf ihre Kehle gerichtet, hatte sie glatt verloren. Nichts war es mit ihrer Rache, sie hatte sich lediglich selber bloßgestellt. Ihre Helferinnen fassten sie unter den Armen und brachten sie zurück in ihre Kabine, wo sie lange Zeit wie betäubt sitzen blieb. Sie blickte erst hoch, als Lady Captain Anderson eintrat und sie ernst ansprach:

»Nehmen Sie sich die Sache nicht allzu sehr zu Herzen, Lieutenant! Ein erfahrener, harter Berufskämpfer gegen eine ungeübte, blutige Anfängerin! Sie hatten von Anfang an keine Chance! Aber für manchen von uns war es ein willkommener Test! Fünfhundert der besten Kämpfer des Terranischen Imperiums! Männer und Frauen, menschlich wie nichtmenschlich, in vielen Kämpfen erprobt und ausgesiebt! Dazu noch weitere Einhundertfünfzig, ausgelost aus den Besten der Besten vieler Welten. Er ist einer von denen, die durch das Los noch eine Chance erhielten! Und dennoch, trotz größtmöglicher Hilfe seiner derzeitigen Gönner, wenn es letztendlich soweit ist, steht er völlig allein da! Niemand kann ihm dann mehr helfen!«

Während sie mit offenem Mund staunte, blickte Lady Anderson urplötzlich bekümmert drein.

»Alle seine Taten, seine Träume und seine Hoffnungen sind dann unwichtig! Kaum einer, der die Arena unbeschadet und lebend übersteht! Wer nicht rechtzeitig aufgibt …!«

Traurig erhob sich der Kapitän. »Einst hatte ich einen guten Freund! Er ist für immer dort geblieben! Dort, im silbernen Sand des Todes! Männer! Wahnsinnige Narren! Sterben für Ruhm und Ehre, für ihren Stolz, für Geld, Ansehen oder irgendwelche eingebildeten ethischen Regeln! Dumm und töricht! Die Zuschauer ergötzen sich an den Qualen, jubeln den Champions zu und genießen das Blut, die Qualen und den Tod! Wie dumm! Wie so unendlos dumm!«

Lieutenant Gabrinsk war sich nicht sicher, aber sie schwor später, dass dies der einzige Augenblick war, in dem sie Tränen in Captain Andersons Augen sah.

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Der rötlich schimmernde Drink verschaffte ihr ein wenig Erleichterung.

Ihre Gedanken wandten sich der nahen Zukunft zu. Auf Garfal gab es eine Herrscherfamilie, die Nachkommen eines schwerreichen Clans, der Garfal gekauft, entwickelt und aufgebaut hatte. Seit vielen Generationen ein Königreich.

Die ›Atair‹ sollte hier ranghohe Gäste aufnehmen und zu der geheimnisvollen Welt führen, auf der sich eine ominöse Arena befinden musste. Man hatte ihr nur mitgeteilt, dass sie sich während des Fluges um das Wohlbefinden der königlichen Hoheiten zu kümmern hätte. Na ja, vielleicht konnte sie dabei ein wenig mehr über das augenscheinliche Geheimnis erfahren.

Ihr Blick glitt gleichgültig über ihre Umgebung. Plötzlich war sie hellwach. Dort drüben! Ja klar! Kerk Larsom! Nicht gerade glücklich dreinschauend. Und dicht hinter ihm jemand, der ihm, wie es schien, unter einem über dem Arm getragenen Mantel eine Waffe in den Rücken drückte.

Hastig warf sie ein paar Creditscheine auf den Tisch und eilte in vorsichtigem Abstand hinter den beiden her. Wenigstens besaß sie noch so viel Verstand, dass sie sich über ihren Armbandkommunikator mit der ›Atair‹ in Verbindung setzte und das Kennzeichen des Schwebers durchgeben konnte.

»Bleiben Sie unauffällig dran, Lieutenant! Wir werden den örtlichen Sicherheitsdienst informieren und Sie einpeilen! Melden Sie sich sofort, wenn sich die Situation ändert!«

Eilig winkte sie daraufhin einen der überall herumfliegenden Mietgleiter herbei. Hastig stieg sie ein.

»Lieutenant Gabrinsk von der Föderation! Dort vorne, sehen Sie, der Gleiter da, welcher eben auf Ebene Drei wechselt? Ja? Gut, folgen Sie ihm bitte in großem Abstand!«

Ihr Fahrer nickte nur gleichmütig und zog sein Fahrzeug ebenfalls auf die dritte Ebene. Bereits nach wenigen Minuten zeichnete sich ihr Ziel ab. Ein ziemlich vernachlässigtes, heruntergekommenes Industrieviertel, alte Lagerhallen und bergeweise Schrott. Abgewrackte Kleinraumer und ähnliches Zeugs.

Aus gebührender Entfernung beobachteten sie genau, wo das verfolgte Luftfahrzeug niederging. Lieutenant Gabrinsk überlegte kurz und entschied, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Den Sicherheitsdienst konnte sie anschließend noch früh genug rufen. Zudem war sie äußerst neugierig, was man von dem Entführten wollte.

Also ließ sie sich in Deckung zweier weit entfernter Lagerhallen absetzen, entlohnte ihren Fahrer und schlich leise los. Es war nicht schwer, ihrem Ziel nahe zu kommen. Aus der Nähe wirkte es wie ein verlassenes Verwaltungsgebäude, den benachbarten, dunklen Werkshallen zugehörig. Nur der Schweber vor der Tür verriet, dass die Gegend nicht so ganz menschenleer war, wie es von Ferne den Anschein hatte. Zudem sich jetzt in der hereinbrechenden Dunkelheit ein schwacher Lichtschein hinter den schmutzigen Scheiben zeigte.

Vorsichtig umging sie den Schweber, aufmerksam nach einem Zugang an der Rückseite des Gebäudes suchend. Ein harter, unerwarteter Druck in ihrem Rücken verriet, dass sie ihn beinahe gefunden hatte. Dummerweise hatte man auch sie gefunden.

»Ganz ruhig, Süße! Und ja keine hastige Bewegung! Schön die Patschhändchen hoch und nun langsam vorwärts!«

Auch wenn die Stimme recht gemütlich klang, der stählerne, kompromisslose Unterton war klar herauszuhören. Also schritt sie, immer unter dem schmerzhaften Druck der Waffe, folgsam vorwärts. Für einen kurzen Moment tat sich vor ihnen ein helles Rechteck auf. Eine Männergestalt erschien und zog sie schnell hinein.

»Hast du noch welche gesehen?«, zischte eine nervöse Stimme.

»Nein! Nur sie! Sie stieg allein aus dem Gleiter!«

»Gut! Lauf weiter deine Runden!«

Ein leises Klicken hinter ihr und die Tür war zu. Zeit, den nervösen Typ ein bisschen aufzumischen. Wozu war sonst all das Selbstverteidigungstraining gut gewesen? Ihr höchst löblicher Vorsatz wurde durch helles Licht und einen schleimigen Kerl, der geradewegs auf sie zukam, schnell über den Haufen geworfen. Zumal noch jemand von hinten herantrat und ihr die Hände auf den Rücken fesselte. Ein Minikraftfeld. Keine Chance auf Befreiung.

»Schau an, was für eine niedliche Abwechslung! Endlich mal was Knackiges!«

Ungeniert zerriss der herantretende Mann ihre Bluse und griff begeistert mit beiden Händen nach dem ansehnlichen Inhalt. Lieutenant Gabrinsk trat zu und der Kerl krümmte sich anschließend schmerzvoll kreischend auf dem Boden. Leider war der Bewacher hinter ihr recht humorlos.

Ihr Kopf schmerzte gewaltig, als sie wieder zur Besinnung kam. Mühsam gelang es ihr, die Augen zu öffnen. Sie saß auf einem Stuhl, während die drei sich über ihre Ausweise unterhielten. Sie musste einige Minuten lang bewusstlos gewesen sein, denn der schmierige Typ war inzwischen wieder voll da und betrachtete sie, mit den beiden anderen Männern an einem kleinen Tisch sitzend, äußerst rachsüchtig. Wahrscheinlich hätte er sich längst über sie hergemacht, wenn ihn die zwei anderen nicht gebremst hätten.

Ihre Ausweise und sonstigen mitgeschleppten Utensilien, auch ihr Armbandkommunikator, lagen auf der Tischplatte und wurden soeben einer gründlichen Untersuchung unterworfen.

»Eindeutig! Sie ist Lieutenant der Flotte! Wir bringen sie zum Chef! Die Sache wird zu heiß! Wenn sie nicht spurlos verschwindet …!«

Inzwischen bereute sie ihre Neugier zutiefst.

Warum hatte sie nicht warten können und den örtlichen Sicherheitskräften vorgegriffen? Unsanft wurde sie hochgerissen und zur Tür geschoben.

Ihre zerfetzte Bluse stand noch immer weit offen.

Lange finstere Gänge, weite Hallen, düstere Korridore, Schmutz und Zerfall allenthalben. Ihr Schädel dröhnte, Schleier zogen vor ihren Augen vorbei, ihr war übel und sie fror.

Vor einer schweren Tür angelangt, klopfte einer ihrer Begleiter in einem recht einfachen Code. Lautlos schwangen die Türflügel zurück. Ein kurzer, heller Gang, die Tür hinter ihnen schloss sich, während sich vor ihnen der Zugang öffnete. Übergangslos betraten sie einen luxuriösen Saal mit einem langen Tisch, an dem fünf Männer saßen. Erst als sie mehrere Schritte tief im Raum waren, fiel ihren Begleitern auf, dass hier irgendetwas nicht stimmte.

»Bleibt ganz ruhig stehen! Löst bitte der Dame, ganz vorsichtig natürlich, die Fessel! Und keine unnötige Hast, wenn ich bitten darf!«

Kerk Larsom! Deshalb auch die starren Gesichter hinter dem Tisch! Anscheinend stand Kerk seitlich hinter ihnen, ganz sicher eine schussbereite Waffe in der Hand haltend.

Eines musste man dem nervösen Typ lassen. Er handelte sehr schnell und überraschend. Blitzschnell seine Waffe ziehend, hechtete er zur Seite. Ein rötliches Aufblitzen, ein leises Zischen und er hatte auf dieser Welt keine Sorgen mehr. Dies überzeugte auch die anderen.

»Wenn die Herren freundlicherweise ihre Waffen ablegen würden?«

Sehr liebenswürdig, dennoch recht eindeutig. Schnell entledigten sich ihre Bewacher der Waffen und lösten auch das fesselnde Kraftfeld. Kaum fühlte sich Lieutenant Gabrinsk frei, trat sie zu. Noch während der Mann röchelnd nach vorne zusammensackte, riss sie blitzschnell ihr rechtes Knie hoch. Sie traf ihren Peiniger direkt unterm Kinn. Ein kurzes, trockenes Knacken. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit lag der schmierige Typ auf dem Boden.

Aber dieses Mal bewegte er sich nicht mehr. Seine Augen schauten starr und leblos in die Ferne. Zufrieden sah Lieutenant Gabrinsk auf die stille, verkrümmte Gestalt.

Danach erst nahm sie sich die Zeit, um sich gründlich umzusehen. Kerk Larsom stand lässig an der Wand, seitlich neben die Tür gelehnt, einen kleinen Offiziersstrahler feuerbereit in der Hand, und beobachtete interessiert das Geschehen. Dabei erinnerte sie sich wieder ihrer sehr offenherzigen Oberbekleidung, aber die paar Fetzen ließen sich wirklich nicht mehr verwenden.

Während sie noch hilfesuchend um sich sah, warf ihr Retter ihr seine Jacke zu. »Nehmen Sie, Lieutenant! Bis zur ›Atair‹ dürfte es reichen!«

Anschließend wandte er sich freundlich an die wie versteinert wirkenden Männer am Tisch:

»Ich würde jetzt gerne gehen. Die Dame nehme ich selbstverständlich mit. Sie haben sicherlich nichts dagegen, oder?«

Danach, an den Lieutenant gerichtet, mit Blick auf den ruhig daliegenden Mann: »Noch irgendwelche Probleme?«

Sie zögerte, ehe sie sich überwand:

»Meine Ausweise und so! Sie haben mir alles abgenommen! Vorne, in dem büroartigen Gebäude! Und da ist noch jemand! Irgend so ein Wächter, draußen im Freien, der hat mich erwischt!«

»Schön! Das haben wir gleich!«

Und bevor einer der Gauner reagieren konnte, wurden sie von einem Lähmstrahl erfasst. In den nächsten Stunden würden sie sich nicht bewegen können, und der Sicherheitsdienst konnte sie nachher einfach einsammeln.

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Anfangs war es eine ganz schöne Plage gewesen.

Aber nachdem die königliche Familie Garfals sich erst mal ein paar Tage an Bord eingelebt hatte, die zwei ganz reizenden Kinderchen trotz aller Nachhilfe durch das Schiffspersonal, die Androiden sowie die heillos überforderten Gouvernanten, den Kreuzer von vorne bis hinten umgekrempelt hatten, herrschte neuerdings wieder Ruhe und Frieden an Bord.

Lieutenant Gabrinsk konnte sich ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen. Dabei hatte alles so harmlos angefangen.

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»Sir! Vielen Dank, Sir! Hier haben Sie Ihre Jacke zurück!«

Tatsächlich, Lieutenant Gabrinsk stand in militärisch korrekter Haltung und vorschriftsmäßiger Uniform vor seiner schwebenden Liege und hielt ihm die Jacke hin.

»Danke, Lieutenant! Sie hätten das nicht selbst erledigen müssen! Wozu gibt es die Service-Androiden?«

Nanu, weshalb wurde sie plötzlich so unsicher?

»Sir! Ich, äh, ich wollte mich bedanken! Wegen neulich, Sir! Ich glaube, ich …«

»Schon gut, Lieutenant! Sie brauchen sich nicht zu bedanken! Immerhin sind Sie nur in den Schlamassel geraten, weil Sie mir helfen wollten! Ihnen gebührt also mein Dank!«

»Sir! Sie haben mich aber getragen, als ich …!«

»Lieutenant! Es reicht! Ich schlage vor, wir treffen uns heute Abend, sagen wir eine Stunde nach Ende der Essenszeit, im Kasino auf Deck 7, ja? Wir nehmen zusammen einen Drink und damit ist dann alles erledigt! Einverstanden?«

Zögernd hatte sie genickt und sich langsam entfernt.

›Hübsche Beine, wirklich hübsch‹, dachte er, bevor er sich wieder seinem Buch zuwandte.

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In Zivil sah Lieutenant Gabrinsk noch viel netter aus, zumal sie jetzt recht dezent, dennoch elegant gekleidet war und sich darüber hinaus zurückhaltend geschminkt hatte. Wirklich nett, fand er. So richtig zum Anbeißen.

Ihr hochgeschlossenes Kleid, welches ihre Figur vorteilhaft betonte, hatte sicher ein kleines Vermögen verschlungen. Andererseits, wann und wozu konnte ein weiblicher Flottenoffizier sonst seinen Sold ausgeben? Zumal Saufen, Spielen und Wetten allgemeinerweise eher die Männer ruinierte.

Auch die Schuhe und die Strümpfe, ein Gedicht der Schuhmacherund Modespezialisten. Es war nicht zu übersehen, Lieutenant Gabrinsk hatte sich in Schale geworfen und sich ausgesucht vornehm herausgeputzt. Natürlich hatte sie seinen prüfenden, wenn auch unauffälligen Blick, mit dem er sie kurz aber intensiv gemustert hatte, bemerkt, wobei ihr sein zufriedener Ausdruck nicht entgangen war.

Seit ein paar Minuten saßen sie über Belanglosigkeiten plaudernd an der gemütlichen Bar. Kerk Larsom hatte gerade die Drinks geordert, als es laut und ungemütlich wurde. Die zwei Lieblinge des Königs kamen, obwohl sie um diese Zeit, außerhalb ihrer Suite, nichts mehr zu suchen hatten - schon gar nichts in einer Bar -, deutlich vernehmbar streitend näher, drängten sich plötzlich zwischen sie und Kerk Larsom, lauthals, ungeniert ob der anderen Gäste, irgendein Kindergetränk bestellend.

Lieutenant Gabrinsk saß fassungslos auf ihrem Hocker, wehmütig ihr ehemals so reines, helles Kleid betrachtend. Eines der ungestümen Kinder hatte ihr, absichtlich oder nicht, einfach das Glas aus der Hand gestoßen. Dessen klebriger Inhalt war ihr nun in den Schoß gelaufen und versickerte in ihrer Wäsche.

Verstört standen die Androiden herum. Sie durften nicht eingreifen, dies war letztendlich eine reine Angelegenheit unter Menschen. Noch ehe der größere Junge mit der Bestellung fertig war, wurde er unsanft am Kragen gepackt, übers Knie gelegt und bekam eine saftige Tracht Prügel, ganz sicher die erste in seinem Leben.

Anschließend fand er sich auf dem Boden sitzend wieder, während sein Bruder, der kreischend und beißend auf den großen Mann losgegangen war, ebenfalls umgehend sein Deputat aufgezählt bekam. Hernach zogen beide, sich die sicherlich heftig schmerzenden Hinterteile reibend, laut schniefend ab.

»Gestatten Sie?«

Einer der Männer vom Nachbartisch war aufgestanden. Ein zustimmendes Nicken und er nahm gemessen auf dem freien Hocker zu ihrer Linken Platz.

»Ich nehme an, dem König wird das nicht sehr gefallen!«

Der Mann machte einen ruhigen und gesetzten Eindruck. Grauer Bart, altersmäßig schätzungsweise Anfang der Fünfzig; sicherlich ein höherer Beamter oder gar Minister am königlichen Hof. Lieutenant Gabrinsk vergaß ihren Kummer und hörte sich gespannt die Antwort ihres Begleiters an.

»Erstens werden die Kinder aller Erfahrung nach zuerst mal zu ihrer Mutter rennen. Die wird, wie so ziemlich alle Mütter ungezogener Bälger, bei der immer die Kinder anderer unartig sind und deren eigene kleine Scheusale immer die Braven sind, jeden Moment angerauscht kommen. Nun, das ist dann ihr persönliches Pech! Zweitens, ein König, der nicht mal in der Lage ist, seine eigenen Kinder zu erziehen und dem vermutlich auch seine Frau auf der Nase herumtanzt, ist meiner Meinung nach wirklich nicht geeignet, ein ganzes Volk zu leiten und zu führen! Drittens …!«

Er kam nicht dazu, weiter zu sprechen, denn unter der heftig und ungestüm aufgestoßenen Eingangstür stand ein erzürnter Racheengel. Einer der Androiden deutete dezent in Richtung Bar und, begleitet von zwei, wie es aussah königlichen Zofen, kam eine sich hoheitsvoll gebende Frau zornig blickend, dabei um ein würdevolles Auftreten bemüht, wütend heran.

»Wer hat sich an meinen Kindern vergriffen?!«

Nicht nur, dass sie recht verlebt und, trotz ihres Prunkgewandes, oder vielleicht gerade deswegen, wie eine alte, ausrangierte Raumhafendirne wirkte, auch ihre kratzige, schrille Stimme wirkte eher abstoßend denn vorteilhaft. Kerk Larsom lehnte sich bequem zurück, recht gleichgültig im Tonfall:

»Falls Sie fragen, wer mit der dringend notwendigen Erziehung zweier total unverschämter Kinder angefangen hat, das war ich. Sie können von mir durchaus gerne noch ein paar Ratschläge zur Kindererziehung erhalten. Aber nur, wenn Sie mich ganz höflich darum bitten!«

In der Bar war es totenstill geworden, so dass die Worte noch im hintersten Winkel verstanden wurden.

»Wissen Sie, wer ich bin?« Die Stimme klang nun eiskalt, beherrscht und gefährlich.

Kerk Larsom hingegen schien die Ruhe selbst.

»Nein! Und wen interessiert das schon?«

»Ich bin die Königin Garfals und ich werde …!«

Die Frau erging sich in wüste Drohungen und Beschimpfungen.

»Schau an!« Immerhin musste sie auch einmal Luft holen, so dass man sie unterbrechen konnte. »Wie dumm nur, dass es in Garfal gar keine Königin gibt! Nur die Frau des Königs, nicht wahr? Außerdem scheint Ihr Vokabular aus einer selten miesen Hafenkneipe zu stammen! Wie haben Sie den König eigentlich dazu gebracht, ausgerechnet Sie zu heiraten? Ist der König so alt, blind oder schon völlig senil?«

Lieutenant Gabrinsk konnte ihrem Begleiter nicht mehr folgen. Die junge Frau war wirklich sehr schön, begehrenswert und wirkte durchaus anziehend! Für die meisten Anwesenden völlig überraschend verhielten sich indessen die Androiden. Blitzartig, ohne jegliche Vorwarnung, zogen sie ihre Waffen. Ein Lähmstrahl hüllte die erschrockene Frau ein und ließ sie erstarren. Keiner der vor Schreck wie versteinerten Barbesucher bewegte sich. Wieder ging die Tür auf und eine Spezialausführung eines kleinen Kampfroboters glitt herbei, gefolgt vom Ersten Offizier und dem Kapitän, Lady Anderson. Lieutenant Gabrinsk verstand die Welt nicht mehr.

»Lieutenant! Beschreiben Sie das Aussehen der Frau hier!«

Militärisch kurz und eindeutig, dieser Befehl. Zögernd begann sie die wunderschöne Frau zu beschreiben, nur um gleich darauf von ihrer Vorgesetzten wieder unterbrochen zu werden.

»Das genügt, Lieutenant!« Und an den Ersten Offizier gerichtet: »Die Meldung der Androiden war richtig! Angriff auf einen Flottenoffizier mittels verbotener Suggestivtechnik!«

Der Kampfroboter schnappte nach dem Diadem der steif Dastehenden und brach einen kleinen, grünen Kristall heraus. Eine helle Stichflamme und das Gebilde war vernichtet. Fassungslos starrten alle auf die Frau. Jung und schön? Von wegen! Lug und Trug dank einem der verbotenen Hypnosekristalle von Charon 4!

Irgendwann einem betrunkenen Raumfahrer in einem Hafenbordell gestohlen. Fast konnte einem die alte Frau Leid tun. Der Mann neben ihnen, Lieutenant Gabrinsk hatte ihn bereits ganz vergessen, erhob sich und sah die Frau entsetzt und ungläubig an. Und an die Männer am Tisch gerichtet:

»Ergreift sie und sperrt sie ein!«

»Tut mir Leid, Eure Hoheit!« Lady Captain Anderson lächelte sanft. »Sie hat gegen das Föderationsgesetz verstoßen und wird später in Terra Nova vor Gericht gestellt werden. Wir wollen sicher alle nicht, dass Ihrer geliebten Frau ganz versehentlich ein Unfall oder ähnliches zustößt, oder?«

Der König! In Anwesenheit des Königs hatte Kerk dessen Kinder versohlt, seine Frau war demaskiert worden und nun erhielt er auch noch Anweisungen vom Schiffspersonal. Aber wenn sie dachte, der Mann würde nun seinerseits wütend reagieren, so wurde sie angenehm enttäuscht. Mit ausgesuchter Höflichkeit entschuldigte er sich bei ihr für die Unannehmlichkeiten seitens seiner Kinder bezüglich ihres verdorbenen Kleides, und auch für das Verhalten seiner Frau, winkte seiner Begleitung und ging. Müde und nachdenklich.

»Er tut mir Leid!« Lieutenant Gabrinsk flüsterte fast. »Wenn Sie gestatten«, angewidert besah sie die Flecken ihres Kleides, als sie weiter zu Kerk sprach, »ich würde mich gerne umziehen!«

»In Ordnung, Lieutenant! Ich habe im Moment auch genug! Vielleicht treffen wir uns demnächst noch einmal! Immerhin«, er lächelte lausbübisch, »immerhin sind Sie ja nicht alle Ihre Fragen losgeworden! Also, bis demnächst!«

2.

Kerk Larsom

Salve um Salve, ununterbrochen vollen Breitseitentakt feuernd, die Maschinen auf höchster Leistungsabgabe laufend, kämpfte das schwer angeschlagene Schlachtschiff verzweifelt um seine Existenz. Seine Schutzschirme wurden sichtlich schwächer und schwächer, dennoch griffen seine leuchtenden Energiestrahlen unverdrossen nach den drei unerbittlich angreifenden Feindschiffen.

Sherp! Ultraschlachtschiffe der Sherp! Verdammte, gemeine, hinterhältige Echsen! Mitten im tiefsten Frieden waren sie unerwartet aufgetaucht und hatten ohne zu Zögern mit höchster Kraft zu feuern begonnen. Das völlig überraschte Schlachtschiff war bereits in den ersten Sekunden des Gefechts schwer beschädigt worden.

Aber die ›LaTigra‹, ein Schiff höchster Kampfkraft, gab nicht auf. Terranische Schlachtschiffe gaben niemals auf! Gleichgültig gegen wie viele Feindschiffe auch immer! Irgendwann gaben die Schirme nach …

Der Anfang vom Ende …