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Biografie

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Bernard Craw wurde 1972 in Bramsche geboren. Nach Bundeswehr und Studium der Wirtschaftsinformatik zog er nach Schwaben und später in seine Wahlheimat Köln, wo er heute lebt. Seit der Schulzeit schreibt er Kurzgeschichten und Romane, wobei häufig ein militärisches Setting für das fantastische Genre adaptiert wird. Als freiheitsliebender Katholik schätzt Craw stimmige Gesellschaftsentwürfe, selbstbewusste Charaktere und konsequente Handlungsführungen, bei denen die Sympathieträger nicht unter Naturschutz gestellt werden.

Wer sich über Craws schriftstellerische Aktivitäten informieren möchte, kann dies auf seiner Homepage

http://www.bernardcraw.net/ tun.

Titel

Bernard Craw

Karma

Siebzehnter Roman in der Welt von
Classic BattleTech
©

Originalausgabe

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Impressum

Ulisses Spiele
Band US42019EPUB

Titelbild: Arndt Drechsler
Redaktion & Lektorat: Catherine Beck
Satz, Layout & Umschlaggestaltung: Ralf Berszuck
E-Book-Gestaltung: Michael Mingers

©2012 The Topps Company, Inc. All rights reserved. Karma, Classic BattleTech, BattleTech, BattleMech and ’Mech are registered trademarks and/or trademarks of The Topps Company Inc. in the United States and/or other countries. Catalyst Game Labs and the Catalyst Game Labs logo are trademarks of InMediaRes Productions, LLC

Deutsche Ausgabe Ulisses Spiele GmbH, Waldems, unter Lizenz von INMEDIARES PRODUCTIONS, LLC., also doing business as CATALYST GAME LABS.

Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags erfolgen.

Buch-ISBN: 978-3-89064-454-7
E-Book-ISBN:
978-3-86689-834-7

Danksagungen

Mein Dank gilt den treuen BattleTech-Fans,
die über Jahrzehnte hinweg ein faszinierendes Universum
geschaffen haben, bei dem ich auch nach langer
Recherchearbeit den Eindruck habe, gerade einmal das
Vorzimmer betreten zu haben.
Einen herzlichen Dank auch an Silvia dafür,
dass sie sich auf dieses Buch genauso gefreut hat wie ich
und für die gemeinsamen BattleTech- und MechWarrior-Trainingsstunden.

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Prolog

Niomede-4 hat das Herz eines Kriegers, das verstehe ich jetzt. Wie ein müde gewordener Veteran auch in hohem Alter noch von der kühlen Ehre angezogen wird, die das Metall seines BattleMechs ihm verspricht, so ist dieser Planet durch die geheimnisvollen Gesetze der Gravitation an den kalten, blauen Riesenstern gebunden, den er umkreist. Werde ich den Ruhm finden, nach dem es mich verlangt? Wie soll ich ihn suchen? Soll ich meinen Herren bestürmen, mich von diesem abgelegenen Posten abzuziehen und in die Schlacht zu schicken? Oder wird es sich einfach ergeben, weil es mir vorherbestimmt ist? Vielleicht in der Stunde meines Todes, so wie auch Niomede-4 mit seiner Sehnsucht vereint werden wird, wenn der Planet endlich in seinen Stern stürzen wird? Dann wird er verbrennen, mit all seinen dunklen Erzen und den hässlichen Würmern, dieser Parodie einer planetaren Fauna auf einem Felsklotz ohne Atmosphäre, in dem die Menschen nur in unterirdischen, mit Sternenbund-Technologie terraformten Höhlen leben können. Spätestens mit dem Eintritt in die Korona wird er zu einem kurzen Auflodern werden, die blaue Sonne unmerklich anheizen, für einen kurzen Augenblick als Funke auf dem unermesslichen Ball zu sehen sein, orange vielleicht oder grün. So wie auch eine Heldentat von mir den Ruhm der Konföderation Capella ein wenig heller erstrahlen ließe. Ich kann nicht viel bewegen, erst recht nicht mehr in meinem Alter. Doch es waren die vielen, kleinen Helden, an deren Namen sich kaum einer mehr erinnert, die unsere Ehre begründet haben. Die der Konföderation und mehr noch die des Kriegerhauses Kamata.

Ich darf nicht vergessen, dass der Gehorsam dem Krieger eine ebenso große Tugend ist wie die Tapferkeit, sonst bringe ich Schande über mich. Ich darf nicht darüber murren, auf diese Welt fernab von allem Glanz entsendet worden zu sein. Mein Herr wird wissen, warum er meine Kompanie vom Rest des Regiments getrennt hat, warum wir nicht gemeinsam mit unseren Kameraden den Obersten Gerichtshof von Principia bewachen dürfen, sondern auf diesem Hinterwäldler-Planeten an der vergessenen, randwärtigen Marik-Grenze zum Nichtstun verdammt sind.

Wenigstens begreifen die Eingeborenen hier, dass Bescheidenheit angebracht ist, wenn man erst seit 40 Jahren in der Konföderation ist, alte Technologie hin oder her. Auch Refrektor Yü hat verstanden, dass es kein Ruhmesblatt ist, wenn man über Reste von Sternenbund-Errungenschaften verfügt, weil man so unbedeutend war, dass man im Zeitalter der gloriosen Schlachten schlicht übersehen wurde. Wenn man jeden Kontakt mit der zivilisierten Welt verloren hatte, ohne eine Möglichkeit, Nachrichten von den Sternen zu empfangen oder dorthin auszusenden.

Damit, dass der alte Kanzler Tormax entschieden hat, eine Lanze erbeuteter Hermes II an die planetaren Truppen zu übergeben, kann ich mich gerade noch anfreunden. Der Marik-Schrott ist ohnehin nicht viel wert, vor allem dann nicht, wenn die Ersatzteile ausschließlich in der Liga Freier Welten hergestellt werden. Die würden uns solche Spielzeuge ungefähr so gern verkaufen wie ich mit meinem Catapult über einem Sumpfgebiet abspränge. Auch beim Gel für ihre so gerühmten Olympos-Flammer spekulieren die Planetaren seit Jahrzehnten darüber, ob ihr Vorrat für einen Schuss mehr oder weniger reichen wird. Bis jetzt haben sie ja noch keinen abgefeuert. Diese Mechlanze entbehrt nicht einer gewissen Komik. Ich bin mir sicher, dass ich die niomedischen Möchtegern-Krieger mit meinem Catapult allein würde auseinandernehmen können, während meine Jungs und Mädels bei einer Tasse Tee gemütlich zusehen könnten.

Aber dass ausgerechnet sie diesen Mechsimulator haben, das ist eigentlich schon eine Frechheit der Vorsehung. Wenn ich mir sicher wäre, dass man ihn am Ziel wieder würde zusammensetzen können, befähle ich noch heute, ihn zu demontieren und auf unser Landungsschiff zu schaffen. Noch nie habe ich so lebensechte Rückkopplungen über ein Simulator-Neuronennetz empfangen! Was könnten wir in der Akademie auf Beteigeuze nicht alles damit anfangen? Solches Material sollte für Kriegerhaus-Rekruten verwendet werden. Was für eine Verschwendung! Andererseits sind die Simulatorstunden vielleicht ein wenig Entschädigung, das einzig Gute, was dieser Aufenthalt für uns hat. Abgesehen natürlich von der Tatsache, dass meine Leute Geduld lernen.

Vielleicht bin auch ich es, der sich in Geduld üben soll. Will mein Herr mich zum Nachdenken bringen, in diesem stillen Nichts fernab jedes möglichen Schlachtfeldes? Aber worüber? Soll ich mein Ausscheiden aus der Truppe in Erwägung ziehen? Womit könnte ich ihn betrübt haben? Habe ich nicht immer meine Pflicht erfüllt? Trage ich nicht genug Narben? Höre ich nachts in den Schatten noch nicht genug Schreie von jenen, deren Fleisch meine Laser verschmorten?

Ich will die Mechkontrollen nicht aus der Hand legen. In mir brennt noch ein Feuer, wie das Magma tief im unruhigen Kern von Niomede-4, der uns ab und an mit seinen Beben durchschüttelt, wenn das nicht gerade die Meteoriteneinschläge auf der atmosphärenlosen Oberfläche tun. Nur selten findet die Glut auf diesem Planeten den Weg an die Oberfläche.

Mein Feuer will noch einmal emporsteigen. Das spüre ich. Und wenn es mich dabei auseinanderreißt, werde ich dem Feind meinen Mut entgegenschreien.

Kompanieführer Hong Wen Zien

Privates Tagebuch

Eintrag vom 15. August 3028

1. Kapitel

Niomede-4, Oberfläche nahe Bram-Ze

Herzogtum Sax, Kommunalität Sian, Konföderation Capella

30. August 3028

Mathematiker waren überall gefragt. Ihre Formeln konnten das optimale Mischungsverhältnis zwischen Treib- und Spreng­ladung in einer Rakete ausrechnen oder die Auswirkungen verstärkter Panzerung auf die Höchstgeschwindigkeit eines Mechs. Tiun Kuan hatte einen Vertrag unterschrieben, der ihn für eine auf den ersten Blick unspektakulärere Tätigkeit verpflichtete: die Vorhersage von Meteoriten-Aufschlagpunkten. Wenn man das einer Schönheit an der Theke erzählte, erntete man einen milden, zweifelnden Blick, gemischt mit ein wenig Spott, wenn man erwähnte, dass man für Niom-Silics arbeitete, einen Konzern, der nur wegen der roten und immer röteren Zahlen seiner Bilanzen von sich hören machte. Da war den Techs der Mechtruppen deutlich mehr Aufmerksamkeit gewiss. Vor allem, wenn sie zu den Haus-Kamata-Leuten gehörten, die seit dem Jahreswechsel hier herumhingen. Niomederinnen um die 20 konnten dem Geruch des Lebens zwischen den Sternen nicht widerstehen. Allein die Tatsache, dass man die Erlaubnis für interstellare Reisen besaß, zeigte schon, dass man in der Konföderation etwas wert war.

Leider bekam Tiun selten die Gelegenheit, ihnen zu erzählen, wie aufregend sein Leben wirklich war. Zumindest bei ihm hob es den Adrenalinspiegel beträchtlich, wenn er in einem dieser Flitzer mit Vollgummireifen saß, über die Oberfläche Niomede-4s jagte und dabei zum x-ten Mal seine Berechnungen durchging. Von diesen Zahlen hingen Leben und Wohlstand eines Mathematikers in einem niomedischen Minenkonzern ab – leider musste er das eine riskieren, um das andere zu gewinnen. Für Meteoriten-Prospektoren waren die Regeln sehr einfach. Um genau zu sein: Es gab nur eine Regel. »Wenn etwas Totes vom Himmel fällt, gehört es demjenigen, der es zuerst berührt.« Zwar munkelte man, dass eine solche Berührung schon einige Prospektoren verseucht hatte, aber das waren Gerüchte. Meist legte man seine Hand nur auf Granit, manchmal auf ein wenig Quarz. Es kam jedoch auch vor, selten, dass wertvolle Mineralien in den felsigen Besuchern eingeschlossen waren. Eine Garantie dafür gab es nicht, aber wenn man Glück hatte, fiel einem ein Schatz zu, für den man keine Schürfkonzession brauchte wie für die seit Jahrhunderten immer tiefer in den Boden getriebenen Bergwerksstollen. Kein Wunder, dass mehr als nur ein Unternehmen auf die Idee kam, ein Team auszuschicken, wenn ein Meteoritenschauer vorhergesagt war. Man musste sich also sputen.

Nur: Wenn man zu früh zur Stelle war und das kosmische Geschoss den vorausberechneten Aufschlagpunkt verfehlte, einem stattdessen auf den Kopf fiel, dann befand man sich in der gleichen Situation wie ein Insekt unter einer herabdonnernden Faust. Zwischen diesem ›Punkt des gewissen Todes‹ und der ›sicheren Zone‹ in einiger Entfernung gab es einen Bereich, in dem die durch den Einschlag auseinanderspritzenden Trümmer eine Wucht entfalteten, die die Wände eines Prospektoren-Panzers durchschlagen konnte. Die Aufgabe des Berechners war es, das Team so weit wie möglich an den Aufschlagpunkt zu bringen, ohne eine Katastrophe zu provozieren. Eine Frage der Risikoparameter in seinen Formeln. Tiun fröstelte.

»Was haben Sie?« Schadenfroh musterte ihn sein junger Kollege Lan.

Tiuns Gedanken trennten sich von den Schönheiten der nächtlichen Bars und den Formeln, die er sich mühsam angeeignet hatte, und kehrten zurück in die ungemütliche Gegenwart. Sie saßen zu sechst im hinteren Teil des Wagens. Tiun zog sich den linken Handschuh über, verriegelte den vakuumsicheren Verschluss, der ihn mit dem Rumpfteil des Raumanzugs verband. Eine grüne Diode leuchtete auf.

Sie waren ein eingespieltes Team. Sobald sie den Meteor erreicht hätten, würden sie ausschwärmen und die Konzernsiegel anbringen. Nicht selten zerbrach der Brocken in viele kleine Stücke, die man dann einzeln markieren musste. Jeder der sechs hatte seinen eigenen Winkelabschnitt, seinen Claim, den er abdecken musste. Die anderen vier konzentrierten sich auf ihre Aufgabe. Yen betete, wie er es immer tat, aber Lan konnte einfach nicht den Mund halten. Tiun musterte das Gesicht mit den Lippenwulsten und der Zahnlücke. Fünfzehn Jahre, vielleicht vierzehn. In diesem Alter wusste man noch nichts von zermalmten Gliedmaßen. Mit 15 war man sich sicher, dass niemandem etwas Schlimmes zustieß. Niemandem, der wichtig war.

»Es ist kalt draußen«, murrte Tiun und rieb sich die Oberarme seines Schutzanzugs.

Lan verzog den Mund. Ein müder Witz. Natürlich war es kalt, wenn man sich auf der Nachtseite einer Welt ohne Atmosphäre befand. »Ziemlich genau -200 Grad Celsius«, bemühte er sich, die Situation zu retten.

Lan nickte übertrieben geduldig. »Wärmeabstrahlung ins All. Ich brauche keinen studierten Zahlenakrobaten mit Reiseprivileg, der mir das erklärt. Außerdem ist es draußen sogar unmittelbar vor Sonnenaufgang noch wenigstens zehn Grad wärmer. Ich wurde hier geboren, falls Sie das vergessen haben.« Er stülpte seinen runden Helm über den Kopf.

Der Bengel ging Tiun auf die Nerven. Er nahm sich vor, dem Rotzblag bei Gelegenheit den Hals umzudrehen. Für den Moment wurde seine gesamte Konzentration aber davon in Anspruch genommen, sich an den Griffen neben seinem Sitz festzuhalten, weil der Fahrer wohl der Meinung war, es sei Zeitverschwendung, den Kratern auf der pockennarbigen Oberfläche des Planeten auszuweichen. Diese Spuren zahlloser Einschläge waren auch der Grund, warum Prospektoren keine Gleiter einsetzten. Die kamen mit den plötzlich einen halben Metern ansteigenden oder abfallenden Kanten nicht zurecht, vor allem, wenn die Ortung durch den hohen Metallanteil des Gesteins beeinträchtigt wurde. Gleiter waren auf dieser Welt etwas für Leute, die keinen Wert auf Geschwindigkeit legten. Für Liebespaare, die den unverfälschten Sternenhimmel be­obachten wollten.

Die Sprecheinrichtung knackte. »Ich kann sie sehen«, rauschte es aus der Fahrerkabine herüber. »Ein gutes Dutzend. Etwas abseits noch vier, nein, drei.« Tiun achtete darauf, den Mund geschlossen zu halten. Er hatte keine Lust, sich bei dieser rauen Tour die Zunge abzubeißen. »Die Dreiergruppe kommt für uns günstiger rein. Ich schwenke auf ihre Flugbahn. Die müsste über uns wegziehen und dann zehn Kilometer vor uns runterkommen. Wenn unser Professor recht behält, heißt das.«

Tiun runzelte die Stirn. Er hasste diese Sticheleien. Formal betrachtet beachteten seine Kollegen alle Regeln der Höflichkeit, aber der ihm erwiesene Respekt war so übertrieben, dass ihn niemand für echt halten konnte. Neid äußerte sich manchmal so. Ihm haftete der Ruf des Weitgereisten an, des Superhirns von den Sternen. Er stammte nicht von hier, war vor drei Monaten von Principa kommend hier eingetroffen, um auf einer friedlichen Welt eine unglückliche Liebe zu vergessen.

Zumindest vermuteten alle, dass dies der Grund war. Sie irrten sich. Tiun Kuan war auf Sadurni geboren worden, einem Planeten, den die Konföderation erst vor ein paar Jahren an die Liga Freier Welten verloren hatte. Einem Planeten mit capellanischer Bevölkerung. Einem Planeten, ideal, um Spione anzuwerben. SAFE, der Geheimdienst der Liga, war nicht zimperlich. Die Agenten hatten seiner Mutter in den Arm geschossen und ihm versichert, dass sie das nächste Mal besser zielen würden. Und dass es seiner Mutter an nichts außer der Gesellschaft ihres Sohnes mangeln würde, wenn er immer brav Berichte schicke. Als Ausgleich bekam er ab und zu mit seinen Befehlen auch eine Vid-Botschaft seiner Eltern, die glaubten, er sei ein erfolgreicher Handelsreisender.

Als geborener Capellaner konnte er sich unentdeckt in der Konföderation bewegen. Anfang des Jahres, während seiner Beobachtung der Obersten Richter, hatte er bemerkt, dass eine Kompanie der Haus-Kamata-Truppen abgezogen und zu einem benachbarten Felsbrocken geschickt worden war. Ihm war sofort klar geworden, dass mehr in dem Trabanten der blauen Riesensonne stecken musste, als gemeinhin angenommen wurde. In der Tat erhielt die ComStar-Station auf Principa überraschend häufig große Datenpakete von dort. Inzwischen hatte er herausgefunden, dass die selten vorbeischauenden Sprungschiffe nicht nur Silikate und das in der gesamten Inneren Sphäre berühmte Silbergeschmeide abtransportierten, sondern mit schöner Regelmäßigkeit Laborausrüstung brachten. Nur, dass es auf Niomede-4 keine Forschungseinrichtung gab. Nicht offiziell.

Der Prospektoren-Panzer sprang über einen Huckel und setzte mit dem Boden auf, als er wieder landete, bevor die Federung protestierend ihren Dienst leistete und der heulende Motor das Fahrzeug weiter antrieb. Der Aufschlag stauchte die Wirbelsäule wie ein Hammerschlag gegen das Steißbein. Tiun fühlte die Schweißtropfen auf der Oberlippe. Er hasste es, den Fahrküns­ten eines anderen ausgeliefert zu sein, vor allem, wenn dieser andere ein Prospektor auf der Jagd nach dem Gesteinsbrocken war, der sein Leben verändern sollte. Wahrscheinlicher war, dass dieses Leben auf der Suche ein schnelles Ende fand, und das der Kameraden ebenso. Ein Riss im Rahmen und die Atmosphäre im Fahrzeug hätte sich innerhalb weniger Sekunden vollständig verflüchtigt. Da die kommerziellen Beobachtungsgeräte die vergleichsweise kleinen Himmelskörper erst spät erkannten und die Analysegeräte ewig brauchten, um diejenigen Objekte zu ermitteln, die mit einigermaßen hoher Wahrscheinlichkeit lohnende Zusammensetzungen aufwiesen, wusste man erst kurz vor dem Aufschlag, ob und wohin man fahren würde. Daher brach das Team jedes Mal schon auf, ohne die Anzüge angelegt zu haben. Das passierte im Fahrzeug. Aber wenn es zu einem Riss kam, bevor man seinen empfindlichen Organismus vor der feindlichsten denkbaren Umgebung geschützt hatte … Schnell setzte Tiun seinen Helm auf. Sofort leitete das System trockene Atemluft in seinen Anzug. Er stellte etwas an seinem rechten Stiefel nach, was bewirkte, dass die entsprechende Anzeige auf seinem Display von einem roten Dreieck zu einem grünen Kreis wechselte.

»Wir sind gleich da!« Die enthusiastische Stimme des Fahrers war durch die Funkverbindung des Raumanzugs deutlich besser zu hören. Außerdem konnte Tiun jetzt antworten: »Dr. Kuan hier. Können Sie eine Färbung der Objekte erkennen?«

»Positiv.« Der Fahrer war ein Jungspund, der den Militär-Jargon liebte. Überhaupt schien die planetare Mode seit einem halben Jahr alles entdeckt zu haben, was auch nur entfernt soldatisch wirkte. Seit sich die Recken von Kriegerhaus Kamata dieser vergessenen Einöde erbarmt hatten. »Grünlich. Eindeutig grünlich.«

Sambit, dachte Tiun, korrigierte sich dann aber selbst: Kendit. Oder? Er war sich nicht mehr sicher, auf welche Zusammensetzung eine grünliche Färbung hindeutete. Natürlich hatte der Fahrer nicht die wirkliche Farbe der Objekte gesehen. Was er meinte, war die Farbanzeige auf seinem Ortungsinstrument, das während der Fahrt Messdaten lieferte. Da sie auf der Nachtseite unterwegs waren, wäre keine Farbe auf dem lichtlosen Objekt zu erkennen gewesen.

»Was meinen Sie, Doc, ist das ein ordentlicher Fang?«

Tiun spielte schon seit einem Jahr mit falschen Identitäten. Er wusste, dass es gefährlich war, in solchen Situationen zu raten. Zu dumm, dass er die Färbungen nicht gut genug auswendig gelernt hatte! Er war damit beschäftigt gewesen, dem Weg der Labormaterialien nachzuspüren, die so häufig auf Niomede-4 eintrafen. Aber wer immer hinter dieser Sache steckte, war wirklich geschickt. Sie wanderten über so viele Stationen, dass er noch keine nennenswerten Fortschritte gemacht hatte. Trotz der zeitraubenden Nachforschungen, die ihn daran gehindert hatten, den Text für seine Rolle ordentlich zu lernen. »Das werden wir schon sehen«, brummelte er.

»Geheimnisvoll wie immer! Sie mögen unsere Spritztouren nicht, oder, Professor?«

Wieder machte der Wagen einen Satz. Als er aufkam, gab es ein ungewohnt dumpfes Geräusch, und die Bewegung des Fahrzeugs stoppte so abrupt, dass die sechs Insassen der Transportkabine gegen die Trennwand geschleudert wurden. Fluchend rappelten sie sich hoch, hatten aber Mühe, auf dem 20 Grad schräg stehenden Boden Halt zu finden. »Was ist denn da los, verdammt?« Die Funkstimmen ähnelten sich zu sehr, als dass Tiun den Sprecher hätte erkennen können. »Was hast du da vorn angestellt?«

»Na ja …«

»Na ja – was?«

»Na ja … heute werden wir wohl nicht unbedingt das Rennen machen …«

»Wenn du Bürschchen mir jetzt erzählst, dass du uns die Knochen durcheinandergeschüttelt hast, bis ich nicht mehr wusste, wie viele Rippen ich eigentlich habe, um uns dann in eine Staubsenke zu setzen, kannst du dein Testament machen.«

»Haben Sie Schreibzeug dabei?«

Der Äther war von wütendem Geschimpfe erfüllt, als die Prospektoren ihrem Ärger Luft machten. Niomede-4s Oberfläche war einem beständigen Bombardement aus dem All ausgesetzt. Die losgesprengten Steine zerplatzten häufig durch die extremen Temperaturunterschiede auf der Tag- und der Nachtseite – am Äquator konnten dazwischen 350 Grad Celsius liegen. Zwar gab es keinen Wind, der die Steinchen und Körner zu Dünen hätte aufwehen können, aber Vibrationen und Gravitation taten ihren Teil, um Senken mit trügerischem Sand zu füllen. Das Team brauchte eine halbe Stunde, um das Fahrzeug aus einer solchen zu befreien – viel zu lange, um die Meteoriten noch vor den konkurrierenden Mannschaften zu erreichen.

Missmutig fuhr man zur Untergrundstadt Bram-Ze zurück. Schweigend brüteten die Prospektoren den ganzen Weg über die Oberfläche, auf der sorgsam gewarteten Straße bis zum Ende der Taucherschlucht, auch, als das gewaltige Falltor vor der unter einem festen Überhang angebrachten Schleusenanlage sie einließ, selbst dann noch, als sie ihre Ausrüstung ablegten und in die Halterungen des Fahrzeugs einklinkten. Einsilbig verabschiedeten sie sich voneinander. Wer wusste schon, wann der nächste Alarmton aus ihren Summern sie wieder antreten ließe?

Eigentlich konnten Tiun Erfolg oder Misserfolg der Bergungsaktion egal sein. Sein Konto wurde in der Liga Freier Welten gefüllt. Das geschah auf Grund ganz anderer Leistungen als der, eine Meteoritenflugbahn korrekt zu berechnen. Aber er wäre kein guter Agent gewesen, wenn er die Stimmung seiner Umgebung nicht in sich aufgenommen hätte. Ein entscheidendes Talent, wenn man bis zur Unsichtbarkeit mit einem sozialen Hintergrund verschmelzen musste.

So hatte Tiun auch beim Gang durch das Kleinhändler-Viertel gedämpfte Laune. Missmutig betrachtete er die Schriftzeichen der Papierlampions in den engen Gassen. Offenbar hatte man die Möglichkeit verpasst, die Stadt vernünftig zu planen, als man sie in den Fels getrieben hatte. Die einzige andere Erklärung für die vielen verwinkelten Pfade, die sich durch ein Gewirr kleinster Buden und nur unwesentlich größerer Häuschen schlängelten, um oft genug zu einem toten Ende zu führen, wäre gewesen, dass der Refrektor bei der Anwendung der Bauvorschriften nicht konsequent genug durchgegriffen hätte. In diesem Fall hätte er die notwendige Härte vermissen lassen, das Mitgefühl gegenüber einigen wenigen armen Händlern vor die Optimierung für die gesamte Gesellschaft gestellt. Unverzeihlich. Tiun lächelte, als ihm klar wurde, dass er wie der waschechte Capellaner dachte, als der er geboren worden war. Er blickte zum künstlichen Himmel empor, der sich in dunklem Violett nur 20 Meter über ihm spannte. Manche Häuser verbanden Boden und Decke der Höhlenstadt miteinander, allerdings nicht im Kleinhändler-Viertel. Die Himmelssimulation gaukelte den capellanischen 20-Stunden-Standardtag vor, nach dem war jetzt Nacht, deswegen das Violett. Sogar Sterne wurden simuliert, allerdings entsprachen sie genauso wenig den echten Sternbildern wie der Rhythmus von Helligkeit und Dunkelheit der 82-Stunden-Eigenrotation des Planeten. Immerhin erleichterte die Emanzipation vom Planetentag Tiun die zeitliche Orientierung, denn die Dauer des simulierten 20-Stunden-Tages war an den Standard der Inneren Sphäre angeglichen, der auf Terra traditionell in 24 Stundeneinheiten aufgegliedert wurde. Tagsüber schien eine blaue Scheibe an der Decke, aber das Licht, das auf die Menschen darunter fiel, war weiß. Mit etwas gutem Willen hätte es trotz dieser Mängel möglich sein müssen, sich einzubilden, man stünde unter freiem Himmel. Tiun mangelte es an der richtigen Einstellung. Vielleicht war er auch einfach zu intelligent, um sein Wissen um die Realität von ein paar tausend Tonnen Gestein über seinem Kopf ausblenden zu können. Jedenfalls drückte dieses Gefühl, eingeschlossen zu sein, beständig auf sein Gemüt. Wenn er darüber nachdachte, bekam er zusätzlich Kopfschmerzen. Ob die Niomeder vielleicht im Gegenzug Angstzustände unter freiem Himmel bekamen? Die Beengung jedenfalls schien ihnen nichts auszumachen. In den Randbereichen der Höhlenstadt, wo die Armen wohnten, betrug die Deckenhöhe manchmal noch nicht einmal fünf Meter. Nach einem Monat dort wäre er freiwillig ohne Raumanzug auf der Oberfläche spazieren gegangen.

Tiun setzte sich an eine Theke und bestellte eine Nudelsuppe, um deren Preis er aus Prinzip feilschte, damit er nicht für einen Idioten gehalten wurde. Während er auf seine Schüssel wartete, wurde der Musikclip auf dem Vidschirm abrupt unterbrochen. Das Bild wurde für einen Augenblick blau, dann erschien eine Nachrichtensprecherin. Sie wirkte geschockt. »Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger«, begann sie. »Erst in diesem Moment erreicht uns die Nachricht, dass der Konföderation Capella vor zehn Terra-Standardtagen, am 20. August 3028, während der Hochzeit Prinz Hanse Davions mit der designierten Archon Melissa Steiner auf Terra, der Krieg erklärt worden ist. Prinz Davion soll seiner Braut die Konföderation Capella als Hochzeitsgeschenk versprochen haben. Das Licht des Universums, unser erleuchteter Kanzler Maximilian Liao«, sie beugte bei der Nennung des Namens das Haupt, »war bei dieser Ankündigung zugegen. Er reiste sofort ab und wird die Verteidigung unserer geliebten Nation selbst leiten.«

Den Rest der Nachricht bekam Tiun nicht mehr mit. Er musste schleunigst in sein Apartment. Und dann zum ComStar-Tempel. Der Zugang zum interstellaren Kommunikationsnetz konnte nun entscheidend werden.

2. Kapitel

Frozen Island, Shiro III

Herzogtum Andurien, Liga Freier Welten

31. August 3028

Es war ein Krieg, immerhin, aber es war der falsche, überlegte Generalleutnant Menko Drews, den sie den Silberluchs nannten, und ignorierte das Summen der Telekommunikationsanlage. Anrufe waren immer dringend – für den Anrufer. Wenn der Empfänger den Befehl über ein Regiment innehatte, konnte dieser sich jedoch aussuchen, ob für ihn die gleiche Dringlichkeit bestand. Ohnehin musste ein General nicht nur seine Soldaten beherrschen können, sondern auch seine Zeit. Wenn man ständig die dringenden Dinge erledigte, kam man nicht mehr zu den wichtigen.

Wichtig war, sich auf das anstehende Gespräch vorzubereiten. Oder das wäre es gewesen, wenn es möglich gewesen wäre. Beinahe zwei volle Tage waren verstrichen, seit die Botschaft vom Krieg eingetroffen war. Er hatte sofort gewusst, dass jetzt die Zeit zum Handeln gekommen war. Und auch, wer die Einzige war, die ihm dabei helfen konnte, seine Idee umzusetzen. Es war eine Idee, kein Plan, nichts wirklich Durchdachtes, eher ein Geistesblitz. Oft waren Ideen wertvoller als Strategien, wenn man sich im Krieg befand. Andurien war im Krieg. Auch, wenn viele das vergessen hatten.

Was hatten seine zwei Tage der Vorbereitung gebracht? »Nichts als Grübeleien«, flüsterte Drews, nippte an seinem Whisky und starrte auf das bewegte Meer hinaus. Er liebte dieses burgartige Haus auf dem Fels im Nebelmeer, fernab der Hauptstadt Shimgata mit ihren fiebernden Basaren. Hier knackte weißes Eis auf schwarzem Gestein, und der Sturm trieb häufig schwere Wolken vor sich her. Im Winter schoben sich Eisberge durch den Nebel, der stets bei Windstille aufzog und dem Gewässer seinen Namen gegeben hatte. Hier konnte er allein sein mit seinen Gedanken, die ohnehin viel bedeutsamer waren als das eitle Geplapper überschätzter Adliger. Seine Offiziere kamen nur, wenn er sie zu Besprechungen rief. Niemand wollte länger hier ausharren, als es nötig war. Die Jugend war verweichlicht und hatte die Geduld verloren, Schönheit unter einer harten Schale zu suchen. Das war das Problem der nächsten Generation, nicht seines. Ihm verschaffte dieser Umstand lediglich die Ruhe, die er brauchte.

Heute schien sich das Wetter nicht entscheiden zu können. Das Wasser war kabbelig, aber nicht aufgewühlt. Böen fegten um die Mauern, aber sie waren nicht stark genug, die Nebelfetzen endgültig zu verscheuchen. In der Wolkendecke klafften weite Lücken, aber wenn die grauen Gebirge über die Insel zogen, nieselte ein feiner Regen herab.

Drews erspähte einen schwarzen Punkt in einiger Entfernung. Als er seinen Feldstecher zur Hand nahm, erkannte er ein Luftkissenfahrzeug, das scheinbar unberührt von den Elementen heranglitt. Im Näherkommen analysierte er das Gefährt automatisch. Schnell, recht klein, vermutlich wendig, schwierig zu treffen. Aufbau gepanzert, keine erkennbaren Geschützluken. Eine Salve Granaten aus einer Autokanone würde das Metall durchschlagen können. Das Luftkissen ist der Schwachpunkt. Dafür würden schon Maschinengewehre reichen. Auch leichte Laser würden diese Aufgabe erledigen. Nicht, dass er sich bedroht gefühlt hätte, aber er war lange Zeit Feldkommandant gewesen. Die Kühlweste konnte man ablegen, die Art zu denken, die man darin gelernt hatte, nicht.

Das Luftkissenfahrzeug verschwand hinter einigen Felsen im Westen. Es würde einen Bogen fahren und dann den Anleger ansteuern, an dem Samuel wartete, um die Besucherin ins Haus zu geleiten. Nicht mehr lange …

Schwer ausatmend rückte Drews das dreidimensionale Sternenmodell auf seinem Tisch zurecht. Hätte er einen Untergebenen erwartet, hätte er jetzt seinen Sessel vor das Fenster geschoben, damit der Besucher geblendet worden wäre. Heute jedoch spielten Ränge keine Rolle. Das kam selten vor. Er hatte überlegt, ob er seinen Gast im Stehen hätte erwarten sollen, vielleicht vor den gekreuzten Säbeln an der Wand oder jovial gegen das mannsgroße Modell des Zeus-BattleMechs gelehnt. Die Bronzeplastik war nach der ersten überschweren Kampfmaschine modelliert worden, die er abgeschossen hatte. Vielleicht hätte die Assoziation dem kommenden Gespräch den richtigen Rahmen gegeben, aber letztlich hatte er sich entschlossen, am runden Tisch in der Mitte des Büros zu sitzen und aufzustehen, wenn der Besuch eintrat.

Drews atmete tief durch und wischte mit den Fingerkuppen über das Holz. Kein Staubkorn. Natürlich nicht, in seinem Haushalt achtete er auf Disziplin.

Er hatte seinen Kalender aufgerufen, um herauszufinden, dass es schon länger als ein Jahr her war, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Von einer engen Bindung konnte wirklich keine Rede sein. Der Generalleutnant war sich unschlüssig, ob er das bedauern sollte. Nach Annas Tod … Vielleicht hätte er sich mehr kümmern sollen. Aber warum? Sie war selbständig, und ihn brauchte man an anderer Stelle. Es war richtig, stets dort zu sein, wo man am meisten gebraucht wurde, und dennoch …

Das Klopfen von Samuels Pranken hätte Drews unter hundert anderen erkennen können. »Herein!«, rief er.

Der Diener mit der bärenartigen Statur und den wasserstoffblonden Haaren schob die Tür auf und meldete: »Colonel Vela Drews, Sir.« Das war überflüssig. Auch wenn er sie längere Zeit nicht gesehen hatte, hätte der Generalleutnant seine Tochter natürlich noch erkannt. Sie war auch schon über vierzig Jahre alt, da veränderte man sich nicht mehr sehr. Ihr Haar hatte die silbrige Farbe angenommen, die sich bei allen Drews früh einstellte. Sie trug ein Nadelstreifenkostüm, das ordentlicher wirkte als die Paradeuniform so manchen Gardeoffiziers. Der Schatten des Adlers schob sich auf der Medaille an ihrer Brust vor einen sternenübersäten Himmel, aber der Klumpfuß, den sie bei jedem Schritt nachziehen musste, verdarb ihr den würdevollen Auftritt. Dieser Makel war ihr von einem unbarmherzigen, willkürlichen Schicksal schon bei der Geburt mitgegeben worden. Der Silberluchs lächelte säuerlich und stemmte sich aus seinem Sessel. »Gut, dich zu sehen, Vela.«

»Ja.« Sie drückte die Hand, die er ihr bot. »Ich danke Ihnen, Vater.«

Er musterte sie, schon jetzt unschlüssig, wie er fortfahren sollte. Dann räusperte er sich und deutete auf den zweiten Sessel. Sie nickte und nahm Platz. Erwartungsvoll sah sie ihn an.

»Vela, wir müssen reden.«

»In Ordnung.«

Das SAFE-Training ist verflucht gut, überlegte er. Ihr ist keine Regung anzusehen, mit Ausnahme ihrer Neugier. Sie könnte genauso gut auf die Ergebnisse des Schnellbootrennens in Shimgata warten. »Du hast vom Ausbruch des Krieges gehört, nehme ich an?« Eine rhetorische Frage, selbstverständlich hatte sie, vielleicht schon vor ihm, sie war hochrangiger Geheimdienstoffizier.

In ihren Augen zog sich etwas zurück. Unmerklich sackten ihre Schultern nach vorn. »Sicher. Die Vereinigten Sonnen haben eine Invasion gegen die Capellaner gestartet. Könnte eine größere Sache werden, auch wenn es jetzt noch zu früh ist, um etwas Genaueres zu sagen.«

Er nickte. »Der Sonnenprinz hat tatsächlich diese kleine Steiner zum Altar geführt. Muss eine fantastische Feier gewesen sein. Am Bankett erklärt er dann dem alten Max den Krieg.«

»So war es wohl.«

Eigentlich hatte er sich zu seiner Tochter an den Tisch setzen wollen, von gleich zu gleich. Jetzt merkte er, dass ihn die Sache zu sehr bewegte, und er ging zwischen Fenstern und Säbeln auf und ab, die Hände am Rücken zusammengelegt, wenn er die Rechte nicht gerade verwendete, um seine Ausführungen zu unterstreichen. »Die fünf großen Häuser machen ihre Politik. Davion heiratet Steiner, die bezaubernde Melissa wird bald werfen und dann haben wir einen einzigen Thron für ein gewaltiges Sternenreich von einem Ende der Inneren Sphäre zum anderen. Weil der Liao-Raum nahe Terra nur stört, nimmt sich der Prinz, was er haben will. Wasserplaneten. Mechfabriken. Ich sage dir: Der Himmlische Thron auf Sian wankt. Und was tun Kurita und unser geliebter Marik? Sie fangen an, in ihren Filzpantoffeln zu zittern, weil diese marode Konföderation bald auseinanderbricht.«

»Sie denken wohl, sie sind die nächsten.«

Ärgerlich wischte der Generalleutnant durch die Luft. »Sie sehen, dass ihre Reiche genauso überdehnt sind wie diese gottverfluchte Konföderation. Sie alle haben viel zu wenige Truppen, um ihre Grenzen schützen zu können. Außerdem geht es ihnen zu gut in ihren Palästen auf ihren Zentralwelten. Sie sehen ihren Kindern zu, wie sie in marmornen Brunnen spielen und vergessen, dass es jenseits ihrer Tore noch Menschen gibt, die anders leben. Sie wollen, dass alles so bleibt, wie es ist.«

»Prinz Davion nicht …«

»Nein!« Seine Faust krachte auf den Tisch. Vela zuckte zusammen. Das hat sie schon als kleines Mädchen gemacht, wenn ich laut geworden bin, dachte er. Er versuchte, so viel Sanftmut in seine Stimme zu legen, wie ihm möglich war, als er fortfuhr: »Nein, Davion nicht. Davion erkennt eine Chance, wenn sie sich bietet. Er versteht es, zuzugreifen.«

»Am Ende wird sich zeigen, ob er dabei gewinnt. Der Kapteyn-Pakt ist der Steiner-Davion-Achse gewachsen, vielleicht sogar mehr als das.«

Der Silberluchs starrte sie an. Unter diesem Blick waren schon Rekruten weinend zusammengebrochen, aber Vela hielt ihm stand. Ihr Gesicht, kurzzeitig gelockert, verschwand wieder hinter der antrainierten Maske.

»Ja«, murmelte er, so leise, dass er kaum zu verstehen war. »Dieser Vertrag von Kapteyn. Damit haben sie uns die Eier abgeschnitten.« Er nahm seine Wanderung wieder auf. »Liao. Marik. Kurita. Ein Paranoider, ein Feigling und ein Amokläufer tun sich zusammen. Wer weiß, was der alte Max den beiden anderen in den Tee gekippt hat, damit sie unterschreiben, sich von seinem sinkenden Schiff mit in die Tiefe ziehen zu lassen. Liao wird anfangen zu heulen, wenn er richtig Prügel bezieht, und dann sollen wir einspringen und für ihn den Kopf hinhalten.«

»Wurde Ihnen schon ein Marschbefehl zugestellt, Vater?«

»Unsinn. Noch zu früh. Auf Atreus hat man sich noch nicht einmal entschieden, welches Porzellan man mit an die Front nehmen will.«

»Worauf wollen Sie dann hinaus?«

Der Silberluchs sah seine Tochter an, seufzte und überlegte, wie er weitermachen sollte. »Du hast es weit gebracht, Vela.«

Ihre Überraschung war so groß, dass sie die Maske durchbrach. Beinahe wäre sie aufgesprungen. Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, hatte er sie noch nie direkt gelobt.

Vor dem nächsten Satz hatte er in den vergangenen zwei Tagen gezittert. Er hatte mit der Frage gehadert, ob er es hätte umschreiben können, nicht so direkt sagen, aber das hätte der Aussage die Wirkung genommen. »Ich bin stolz auf dich.« Die Worte kamen gepresst. Erst als er sie aussprach, bemerkte er, dass sie wahr waren. Das hatte er sich nie zuvor bewusst gemacht.

Vela wandte sich mit einem Ruck von ihm ab. Ihre linke Hand umschloss die Lehne des Sessels, die Knöchel weiß hervortretend, die rechte hatte sie zur Faust geballt und an den Mund gepresst, so weit er erkennen konnte.

Unschlüssig setzte er dreimal dazu an, zu ihr zu gehen, aber er brachte es nicht fertig. Sie saß stumm, unbeweglich. Als Soldat hatte er alles erreicht. Als Vater war er schon immer überfordert gewesen.

»Ich habe deine Berichte gelesen«, fuhr er fort. »Sie sind immer präzise, nie geschwätzig. Du verstehst, welche Informationen ein General braucht, um seine Entscheidungen zu treffen.«

»Ich wurde in eine Soldatenfamilie hineingeboren, Vater.« Ihre Stimme klang belegt.

»Ja, ich weiß.«

Mit einer Behändigkeit, die er ihr nicht zugetraut hätte, sprang sie auf und wirbelte herum. »Sie sagen, Sie sind stolz auf mich! Wie können Sie das sein? Sie wollten doch immer einen Armeeoffizier als Erben! Aber ich tauge noch nicht einmal für die Infanterie, geschweige denn für einen Ihrer geliebten Mechs! Schauen Sie mich doch an!« Sie stampfte mit ihrem verunstalteten Fuß auf. Sie musste lange nach einem Schuster gesucht haben, der in der Lage war, einen passgenauen Spezialstiefel anzufertigen.

»Jeder hat seine Mittel. Du hast deinen Verstand. Mit dem hast du mehr erreicht als die meisten anderen.«

»Das weiß ich! Das weiß ich selbst! Ich berichte direkt an den Chef der Abteilung für Informationssammlung! Wenn ich mich nicht gerade mit meiner Familie treffe, was praktisch nie vorkommt, gibt es mindestens zwei Leibwächter, die nicht von meiner Seite weichen. Unwichtige Leute haben keine Body­guards. Ich habe es geschafft!«

»Ja. Ja, das hast du, Vela.«

Seine Tochter sah ihn noch drei Herzschläge lang an, dann wich ihre Wut mit einem Mal. Ihre Gestalt sackte zusammen. Sie wirkte kümmerlich, als hätte sie allen Antrieb verloren, der sie in den vergangenen Jahrzehnten bis in die oberste Etage des Geheimdienstes getragen hatte.

Der Generalleutnant schluckte. Er hätte seiner Tochter Zeit lassen sollen, aber davon hatte er in den letzten zwei Tagen schon zu viel vertrödelt. Jetzt musste sie es ausbaden, so, wie immer andere die Fehler von Generälen ausbaden mussten. »Du bist eine wichtige Stütze von SAFE.«

Sie nickte. Ihre Gestalt richtete sich nicht auf, aber ihr Gesicht erstarrte wieder in der gewohnten, geschäftsmäßigen Maskerade.

»Du hast es weit gebracht unter den Schwingen des Adlers.« Er ging zur Wand hinter seinem Schreibtisch, wo drei Wappen hingen: das der 3rd Defenders of Andurien, ganz oben der lila Adler der Mariks und dazwischen der Turm des Hauses Humphreys. Eigentlich hätte dort das Symbol des Herzogtums angebracht sein sollen, aber wenn der Silberluchs an Andurien dachte, dann immer in Gestalt des lächelnden Gesichts von Dame Catherine. Seine Finger zitterten ein wenig, als er den Raubvogel von der Wand nahm und umgedreht auf den Boden legte. Nachdenklich sah er die schmucklose Rückseite des Schildes an mit dem Loch, in das der Nagel gehörte, der nun nackt in der Wand steckte. »Lass uns die Liga einen Moment vergessen.«

»Ich verstehe nicht …«

»Der Marik hat eine Sternenkarte in seinem Palast, mit grünen, blauen, violetten Lichtern für die Systeme, die sein Reich umfasst und die anderen, die es umgeben. Er steigt morgens aus dem Bad und denkt sich: ›Dieses hier, das gelbe. Das ist hübsch. Das will ich haben.‹ Und am Abend findet er, dass ihm die roten Leuchten doch besser gefallen. Er holt seine Generäle, er liest diese akkuraten Berichte von SAFE. Datenblätter mit Zahlen über Kopfstärken, Bodenschätze, technische Einrichtungen, Angriffspotenziale, Verteidigungskapazitäten. Er überlegt, was den anderen Nachfolgefürsten im Kopf herumgeht, was sie planen, was sie vermuten, was er denkt. Zahlen werden multipliziert und potenziert, subtrahiert und geformt. Am Ende steht ein Marschbefehl oder auch nicht, und ein Kapteyn-Pakt, weil es ihm gerade passt. Es geht uns nicht schlecht in der Liga, das will ich nicht behaupten. Aber wir gehören ihr nicht. Die Liga gehört uns. Das«, er zeigte zu dem humphreysschen Turm, und sofort belebte sich seine Stimme, »das sind wir.«

Er lächelte wehmütig, als er unter den ausdruckslosen Augen seiner Tochter zu dem Tisch schritt, an dem sie saß und auf dem das dreidimensionale Sternenmodell stand. »Andurien, das bleibt immer gleich. Hier flackern keine bunten Lichter, hier verschieben sich keine Prioritäten, wie der Generalhauptmann es sagen würde. Gut und richtig bleibt gut und richtig. Andurien.«

»Was ist Andurien?«

Traurig sah er den einzigen Spross seiner Lenden an. »Du spürst es nicht, oder? Das habe ich dir nie vermittelt. Das Herzogtum, das sind nicht die Sterne, die es umfasst, nicht die Planeten, die um sie kreisen, nicht sein Wert in C-Noten. Noch nicht einmal seine Menschen. Andurien«, er beugte sich über den Tisch, ganz nah zu ihr heran, »Andurien lebt hier.« Er tippte sich an die Brust. »In unseren Herzen. Aber ein Schwert ist durch unsere Herzen geschnitten. Noch immer sind wir verstümmelt! Noch immer hält die Konföderation einige unserer Welten!«

»Die meisten haben wir wieder …«

»Die meisten! Was soll das heißen! Wenn dir jemand den linken Arm abschneidet, bedankst du dich dann bei ihm, weil er dir die meisten deiner Gliedmaßen gelassen hat?« Schnaubend fuhr er sich durch das kurz geschnittene Haar. »Ich diene Dame Catherine Humphreys seit ich denken kann. Ich habe sie auf zahllosen Paraden gesehen, ihre Würde, die Liebe für ihr Volk. Ihren Traum. Sie ist alt geworden, aber nicht wegen der siebeneinhalb Jahrzehnte, die sie dieser Welt schon geschenkt ist, sondern weil ihr Traum schwach geworden ist. Sie träumt ihn noch, in ihrem Herzen ist Andurien noch lebendig, sie hat nichts vergessen. Aber wer erinnert sich sonst noch? Die Töchter ihres Herzogtums stellen sich in den Schatten der Adlerschwingen.«

Wieder ein Schlag gegen ihre Maske. Sie zuckte.

»Ich will dich nicht verletzen, du kannst ja eigentlich nichts dafür. Wir alle sind viel zu träge geworden. Es wird viel geredet, ja, aber am Ende verhindert niemand diesen Beistandspakt mit Liao. Der alte Max sabbert auf seinem Himmlischen Thron und reibt sich die Hände, weil wir uns die Füße auf den Boden nageln lassen, statt uns zu nehmen, was uns gehört.«

»Vater, manch einer könnte Ihre Rede als Hochverrat auslegen.« Ihre Stimme bebte.

»Manch einer? Jeder! Jeder, der kein Andurianer ist. Aber du bist eine, das weiß ich.« Er tippte ihr gegen das Brustbein. »Es schläft in deinem Herzen. Es schläft, aber es ist da. Ich weiß es. Du bist meine Tochter.«

Sie rieb sich das Gesicht, bettete es in die Handflächen. »Sie glauben, Sie können die Konföderation auf eigene Faust angreifen? Das ist Wahnsinn.«

»Ich glaube, wir können einen gloriosen Schlag führen. Eine schnelle Aktion, die diesen dummen Vertrag aus der Welt schafft. Der die Grenze in Bewegung bringt. Das ist Patriotismus.«

»Die Konföderation Capella ist der schwächste der Nachfolgestaaten, aber ihre Macht ist nicht zu verachten.«

»Ihre Kräfte werden schon sehr bald gebunden sein. Unsere Truppen werden auf ihren Welten stehen. Wenn wir nicht schnell handeln, wird die Order unserer Soldaten lauten, die Systeme für den alten Max zu halten. Aber wenn wir jetzt das Richtige tun, werden sie als Eroberer kommen.«

Vela nahm die Hände herunter und sah ihn direkt an. Es war kein Trotz in ihren Augen, nur Unglauben. »Vater, Sie reden davon, die Liga in einen Krieg zu stürzen!«

»Nein, den Krieg hat der Sonnenprinz schon begonnen. Die Liga wird sich dem nicht entziehen können. Aber wir haben die Wahl, auf welcher Seite wir stehen werden. Auf der des Liao-Schwertes. Auf der des Marik-Adlers. Oder auf der des Turms.«

Ihre Nasenflügel bebten. »Welche Befehle hat Dame Catherine Ihnen gegeben?«

Er entspannte sich. Auf diese Frage hatte er sich vorbereitet. »Befehle?

Ein guter Soldat kann Befehlen gehorchen.

Ein guter Unteroffizier kann Befehle durchsetzen.

Ein guter Offizier kann Befehle geben.

Aber ein guter General vergisst Ehre, Pflicht und sich selbst und dient seinem Land.«

Er sah, wie die Gedanken hinter ihrer Stirn rasten. »Die Herzogin weiß nichts davon. Sie handeln auf eigene Gefahr.«

Meine Dame, ich bin Euer RitterIch war es stets. Ich werde für Euch streiten.

»Wir wissen noch nicht einmal, woran sie forschen.«

»Wenn es nicht wichtig wäre, wäre es nicht so geheim.«

In der Tat war SAFE nur durch eine unvorsichtige Maßnahme des neuen Herzogs von Sax aufmerksam geworden. Hätte dieser nicht aus heiterem Himmel Kriegerhaus-Truppen nach Niomede beordert, wäre der Felsklotz wohl niemandem der Beachtung wert erschienen. »Ein Kommandounternehmen«, murmelte sie. »Mit welchen Einheiten?«

»Zufällig beendet Bataillon Skribtschak in ein paar Tagen sein Manöver auf Sadurni. Es ist jetzt fertig damit, durch abgemähte Kornfelder zu stapfen. Die ›Forelle‹ liegt bereits am Nadirpunkt und lädt ihre Sprungtriebwerke auf.«

Vela überlegte. »Sadurni war eher ein psychologisches Manöver, durchgeführt in der Absicht, der Bevölkerung dort unsere militärische Schlagkraft vorzuführen und sie dadurch ruhig zu halten.«

»Auch du studierst die Berichte genau.« Er lachte.

»Ein reines Mechbataillon. Keine Infanteristen. Und Niomede besteht beinahe nur aus Städten.«

»Unterirdischen Höhlenkomplexen, wenn ich es recht verstanden habe, und nur einer Handvoll.«

»Mechs machen sich nicht gut in beengtem Gelände.«

»Sie sollen den Planeten nicht erobern. Sie machen den Bewohnern ein wenig Angst, pressen die Seniortechs heraus und schon sind sie weg.«

»Als ob das ginge! Niomede ist ein blauer Riesenstern! Bei der Gravitation braucht man vom Sprungpunkt wenigstens zwei Wochen zum Planeten, noch einmal zwei Wochen zurück. Da hat Liao alle Zeit, die er braucht, um Entsatztruppen zu schicken. Er wird genug Raumjäger aussenden, um die Landungsschiffe fünfmal zu pulverisieren.«

»Wenn wir an den regulären Sprungpunkten auftauchen, hast du recht.«

»Du willst einen Piratenpunkt anfliegen? Die kennen wir nicht!«

»Der Navigator des Sadurni-Sprungschiffes ist der beste, den wir haben. Was unsere unvollständige Informationslage angeht: Du hast da doch diesen Agenten …«

»Gut, nehmen wir an, wir würden einen geeigneten Punkt finden. Das Unternehmen wird damit für unsere Jungs und Mädels etwas weniger riskant, als wenn sie sich gleich eine Kugel durch den Kopf jagen würden. Nicht viel, aber immerhin.« Vela hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Auch sie war das Kommandieren gewohnt, stellte ihr Vater fest. »Sie landen auf dem vierten Planeten, wo sie von Haus-Kamata-Truppen erwartet werden …«

»… die unser Bataillon zu Klump schießen wedren, weil sie ihnen 3:1 überlegen sind …«

»… die sie von mir aus mit vertretbaren Verlusten werfen können. Sie lassen sich auf keine größeren Stadtgefechte ein oder beenden auch diese siegreich. Aber deswegen haben sie noch lange nicht das Labor. Niemand weiß, wo es ist.«

»Ständig kommt mir dieser Agent in den Sinn, der in deinen Berichten erwähnt wird.« Als sie schwieg, fügte er hinzu: »Er kann erst die Sprungpunkte übermitteln. Der Kapitän unseres Sternenschiffes wird einige Zeit brauchen, bis er die Koordinaten programmiert hat. Nach dem Sprung brauchen die Landungsschiffe auf jeden Fall noch ein paar Tage bis zum Planeten. Das ist das Fenster, das dein Mann hat.«

Sie schwieg. Lange. Eine halbe Minute. Eine ganze. »Sie können mir nichts befehlen.«

»Nein. Aber ich kann dich bitten. Tochter.«