Inhalt

Widmung

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

Unsere erotischen eBooks mit Gefühl!

Impressum

Cover

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LISA RENEE JONES

Versuchung der Sinne

Ins Deutsche übertragen

von Patricia Woitynek

Für Diego,

der fest daran glaubt, dass Träume in Erfüllung gehen.

Ohne deine Unterstützung und deinen Einfluss in so vielerlei Hinsicht, dass ich nicht im Detail darauf eingehen kann, wäre diese Geschichte niemals entstanden.

Danke.

KAPITEL 1

Sie sah ihn und dachte sofort an Sex.

An heißen, verschwitzten, atemberaubenden Sex, wie sie ihn schon seit viel zu langer Zeit nicht mehr gehabt hatte. Nun, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Wie sie ihn noch nie gehabt hatte. Jessica hatte noch nie im Leben die Art von Sex gehabt, nach der es sie beim Anblick dieses Mannes gelüstete.

Plötzlich entpuppte sich die schummrige kleine, an der Schnellstraße gelegene Kneipe, wo sie halten musste, weil ihr Handy kein Netz mehr hatte, als verdammt gute Entscheidung – bot sie doch eine überaus stimulierende Abwechslung zu Jessicas endlos langen Stunden auf dem Highway.

Wie er da an der Bar stand, mit seiner schwarzen Kluft und den dunklen, bis auf die Schultern fallenden Haaren, wirkte er wie eine exotische Version von Zorro. Er war der Typ Mann, bei dem Frauen zu träumen anfingen. Sogar sie, die konservative, angepasste Jessica Montgomery, verspürte große Lust, alle Moralvorstellungen fallen zu lassen.

Sie lehnte sich gegen die Brüstung in ihrem Rücken und vergaß ihren Ärger darüber, dass der Barkeeper sie nicht beachtete. Ihre Augen taxierten gerade Zorros hinreißendes Hinterteil, als er sich unvermittelt zu ihr umdrehte. Jessica blieb nicht die Zeit, den Blick abzuwenden, aber sie sah auch keinen Sinn darin. Sie befanden sich irgendwo im texanischen Hinterland, zwei Fremde, die sich sehr wahrscheinlich nie wiederbegegnen würden.

Okay, dann hatte sie eben jetzt sein Gesäß begafft, und wenn schon.

Was sie jedoch völlig aus dem Konzept brachte, war die Intensität seines Blicks. Diese dunklen Augen, die sie durchbohrten, sie vom Scheitel bis zur Sohle taxierten. Er musterte sie derart eindringlich, dass sie sich entblößt fühlte. Seltsamerweise war ihr dieses Gefühl aber ganz und gar nicht unangenehm.

Jessica kam nicht umhin, die optischen Gegensätze zwischen ihnen zu registrieren. Er war dunkel, wo sie hell war. Seine Haare schimmerten so schwarz wie seine Augen, seine Haut hatte die perfekte Farbe von Milchschokolade. Ihre Haare hingegen waren vom allerhellsten Blond, ihre Augen vom allerhellsten Blau, und ihre Haut war wie feinstes Porzellan. Etwas an ihrer Unterschiedlichkeit löste einen Funken der Erregung in ihr aus. Die Vorstellung, wie ihre blasse Haut mit seiner dunkleren kontrastierte, wie ihr blondes Haar sich über sein schwarzes breitete, war mehr als verführerisch.

Sie beobachtete ihn dabei, wie er sie beobachtete. Seine Augen, dunkel und verführerisch, verstärkten seinen unbeschreiblichen Sex-Appeal zusätzlich.

Für einen winzigen Moment stellte Jessica sich vor, von diesem Fremden berührt zu werden. Eine Gänsehaut erfasste sie, ihre Nippel wurden hart, sie fühlte ein Kribbeln zwischen den Beinen. Geschockt über die unverhohlen sexuelle Reaktion, die er bei ihr auslöste, schnappte sie nach Luft.

Kein Mann hatte sie jemals so mühelos heißgemacht.

Vielleicht war es ihrem Lebensstil zu verdanken, dass ihr Körper so bereitwillig reagierte. Nach ihrer Scheidung hatte sie bei der Bezirksstaatsanwaltschaft angefangen und seither mit ihren Kräften Raubbau betrieben, für soziale Interaktion war so gut wie nie Zeit gewesen. Nicht, dass sie nach den fiesen Kommentaren ihres Exmannes bezüglich der Gesamtsumme ihrer Qualitäten auf eine neue Beziehung scharf gewesen wäre. Denn sosehr Jessica sich auch bemühte, seine verletzenden Worte zu vergessen, so gingen sie ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn. Im Besonderen seine Behauptung, sie sei frigide und eine Null im Bett.

Merkwürdig, aber die Feuchtigkeit in ihrem Slip gab ihr kein bisschen das Gefühl, frigide zu sein. Ganz im Gegenteil. Der Fremde weckte in ihr das Verlangen, sich die Kleider vom Leib zu reißen und sich ihm willen- und hemmungslos hinzugeben.

Jessica lachte leise in sich hinein und brach den Blickkontakt ab.

Was war bloß in sie gefahren? Sie hatte seit achtzehn Monaten keinen Sex mehr gehabt, und jetzt verzehrte sie sich nach einem Mann, den sie nicht einmal kannte? War sie denn jetzt von allen guten Geistern verlassen?

Anscheinend, denn ihre Augen richteten sich ohne ihr Zutun wieder auf Zorro, fast als sehnten sie sich verzweifelt nach einem weiteren Blickkontakt. Doch die Chance war vertan. Der Mann, der auf dem Sprung zu sein schien, hatte sich bereits abgewandt und zahlte beim Barkeeper seine Zeche. Sekunden später hörte Jessica das Klacken seiner Stiefel, als er sich auf den Weg zur Tür machte.

Sie beobachtete, wie er mit anmutigen und dennoch maskulinen Schritten den Raum durchquerte. Das Haar fiel ihm, nicht zu lang und nicht zu kurz, offen über den Rücken. Sie dürstete danach, es zu berühren und an ihrem Körper zu fühlen.

Als er die Tür erreichte, bezähmte sie den Drang, ihm nachzulaufen. Es war verrückt, aber sie begehrte diesen Mann mit aller Macht. Trotzdem zwang sie sich, auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben und tief durchzuatmen. Plötzlich drehte er sich noch einmal zu ihr um und fixierte sie mit seinen glutvollen Augen. Sie las in ihnen die Verheißung einer Leidenschaft, wie sie sie nie zuvor erfahren hatte.

Ach, würde er doch nur nicht gehen. Dann musste sie insgeheim lachen. Nicht, dass sie sich jemals auf ein Abenteuer mit einem Unbekannten einlassen würde. Jessica biss sich auf die Unterlippe. Doch sollte sie ihre Meinung irgendwann ändern, wollte sie, dass er exakt so aussehen möge wie der Mann, der gerade durch die Tür verschwunden war.

Die letzten beiden Ächzer ihres Motors machten jede Hoffnung auf ein gutes Gelingen ihrer Reise zunichte. Schlimm genug, dass Jessica sich den sinnlichsten Mann, der ihr je untergekommen war, entgehen lassen hatte, jetzt machte auch noch nach nicht einmal zwei Kilometern ihr Wagen schlapp.

Aber wenigstens hatte sie es bis zu einem schäbigen Motelparkplatz geschafft. Dafür sollte sie dankbar sein. Allerdings wirkte das Gebäude von außen alles andere als einladend.

Jessica stieß die Wagentür auf, ging hinaus in die heiße texanische Nacht und starrte auf das rot blinkende Neonschild. Der Wind peitschte um ihre Schultern und wirbelte den Staub unter ihren Füßen auf. Ein Sturm zog auf, und ausgerechnet jetzt musste sie eine Autopanne haben. Allem Anschein nach würde sie in einer Unterkunft übernachten müssen, die mit keinem besseren Namen als Motel aufwarten konnte.

»Reizend«, murmelte sie, als sie die Tür zuknallte und zum Empfangsbüro stapfte. Sie kannte sich mit Autos nicht die Bohne aus. Und auf welche Art von Hilfe konnte sie an einem Ort wie diesem wohl hoffen?

Sie betrat die winzige Lobby, in der es nichts gab als einen schmutzigen Stuhl und einen verglasten Empfangsschalter. Der Gedanke, hier einzuchecken, hellte Jessicas Stimmung auch nicht auf. Sie würde heute Nacht definitiv nicht viel Schlaf bekommen.

Es ließ sich niemand blicken, als sie auf den Schalter zutrat. »Hallo?«

Keine Antwort.

Jessica verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sich um. Verwaist und leicht gespenstisch waren die einzigen Adjektive, mit denen sich die Atmosphäre des Raums beschreiben ließ. Sie sehnte sich jetzt nur noch nach einem warmen Bett und etwas Schlaf, ganz gleich, als wie wenig erholsam sich beides entpuppen würde. Wegen des kaputten Wagens musste sie sich morgen auf einen höllisch anstrengenden Tag einstellen.

Deshalb wünschte sie sich jetzt nichts anderes, als dass irgendeine normale Person hinter diesem Glasfenster auftauchen und ihr ein Zimmer geben möge. Anschließend würde sie sich unter die Bettdecke kuscheln und von dem sinnlichen Zorro aus der Bar träumen.

Wenn er doch nur hier wäre, um sich ein Zimmer mit ihr zu teilen. Allein und nackt mit diesem Mann zu sein, würde sowohl die Prüfungen des heutigen Abends als auch die, die ihr morgen noch bevorstanden, mehr als wettmachen. Jessica konnte seinen Körper praktisch an ihrem spüren. Harte Muskeln, die sich ihr entgegendrängten, seine Hand auf ihrer Brust, sie massierend und liebkosend ...

Sie schüttelte im Geist den Kopf. Was zur Hölle war nur in sie gefahren? Sie hatte sich noch nie wilden Fantasien über fremde Männer hingegeben. Aber ausgerechnet jetzt, inmitten einer ausgewachsenen Krise, fühlte sie, und das nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend, wie ihr Slip vor Verlangen feucht wurde.

Sie brauchte dringend ein Zimmer und eine Mütze Schlaf. Also klopfte sie an die Scheibe. »Hallo?«

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»Aber das ist nicht gut«, antwortete er gereizt. Sein langes Haar klebte ihm an den Schläfen. »Kommen Sie mit mir ins Motel. Ich garantiere Ihnen, dort ist es sicherer als hier.«

Wasser spritzte Jessica ins Gesicht. »Woher weiß ich, dass ich Ihnen trauen kann?«

Ohne den strömenden Regen zu beachten, schaute er sie unverwandt an. »Das wissen Sie nicht?« Pause. »Zimmer 112.«

Damit drehte er sich um und marschierte davon.