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Gudrun Paul / Violetta Schuba

Aktiv kontra Osteoporose

Meyer & Meyer Fachverlag & Buchhandel GmbH

Inhaltsübersicht

Impressum

© 1998 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

3. überarbeitete Auflage 2011

4. Auflage 2015

Auckland, Beirut, Budapest, Cairo, Cape Town, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Maidenhead, Manila, Neu Dehli, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

978-3-8403-3550-1

verlag@m-m-sports.com

www.dersportverlag.de

ISBN 978-3-8403-3550-1

Endnoten

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Pascal Schuba, Gelnhausen

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Pascal Schuba, Gelnhausen

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Pascal Schuba, Gelnhausen

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Pascal Schuba, Gelnhausen

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Pascal Schuba, Gelnhausen

Vorwort 1

Die Anzahl der an Osteoporose erkrankten Menschen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Neben den krankheitsbedingten strukturellen Veränderungen des Knochenskeletts stehen insbesondere die häufig auftretenden Einschränkungen bei der Durchführung der sogenannten Aktivitäten des täglichen Lebens im Mittelpunkt. Die im Verlauf einer Osteoporose auftretenden Einbußen der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten führen nicht selten zu einer größeren Verletzungsgefahr im Alltag und vor allem zu erheblichen Einschränkungen in der Lebensqualität und einer zunehmenden Abhängigkeit von fremder Hilfe. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung einer rechtzeitigen aktiven Prävention schon vor Beginn einer Osteoporose deutlich. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Neben einer angepassten und ausgewogenen Ernährung kann insbesondere die regelmäßige Ausübung körperlicher Aktivitäten dazu beitragen, der Entstehung einer Osteoporose vorzubeugen. Im Vordergrund steht dabei die Aufrechterhaltung und Verbesserung koordinativer Fähigkeiten als Voraussetzung für eine langfristige Bewältigung der Alltagsaktivitäten und der Einsatz eines individuellen Muskeltrainings, mit dem einerseits die für die alltäglichen und sportlichen Bewegungsaktivitäten notwendige Muskelkraft erhalten werden kann und andererseits notwendige Reize für den Aufbau von Knochenmasse gesetzt werden können.

Dr. Gudrun Paul und Violetta Schuba haben in diesem Buch eine Vielzahl von Informationen zusammengefasst und verständlich aufgearbeitet. Das vorliegende Buch bietet für den engagierten und interessierten Laien eine reichhaltige Informationsquelle für eine wirksame Osteoporoseprophylaxe und liefert nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Darstellung von Übungsformen auch für die im Bereich der Osteoporoseprävention tätigen Bewegungsfachkräfte Ansätze für die praktische Arbeit.

Dr. phil. Klaus Pfeifer
Institut für Sport und Sportwissenschaften der
Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Abt. Prävention und Rehabilitation

Vorwort 2

Im Zuge der demografischen Veränderungen in Deutschland erhält das Thema Osteoporose einen neuen Stellenwert, weil mit Zunahme der älteren Menschen auch der Anteil derjenigen Frauen und Männer sich erhöht, die daran erkranken. Wissenschaftliche Untersuchungen und Studien beweisen jedoch, dass Osteoporose kein unabänderliches Schicksal ist und das gerade gezielte Bewegung, d. h. vor allem gezieltes Krafttraining eine effektive Methode für eine wirksame Prävention ist. Knapp 70 % der Mitglieder im Deutschen Turner-Bund sind Frauen und Mädchen, über 3 Millionen Erwachsene treiben Sport in den Turnvereinen. Der DTB will mit diesem Buch helfen, die Übungsleiter für dieses Thema zu sensibilisieren, ihnen helfen, umsetzbare Strategien für eine Prävention in ihre Übungsstunden zu integrieren, um so der „Angst“ mit sachlichen Informationen und vor allem mit „Aktivität“ entgegen zu treten.

Darin sieht der DTB seine Chance, einen Beitrag zur Vorbeugung und Erhaltung der „Knochengesundheit“ zu leisten.

Pia Pauly
Deutscher Turner-Bund/Abteilungsleiterin Allgemeines Turnen

Einführung

oder auch überlegenswerte Gründe, das Thema Osteoporose unter dem Aspekt der Vorbeugung den Betroffenen, den Übungsleitern in den Vereinen und allen Interessierten nahezubringen.

Drei wesentliche Erkenntnisse bestimmen diese Gründe:

Erstens ist es die Tatsache, dass immer mehr Menschen, auch jüngere Frauen, Männer und sogar Kinder, an Osteoporose erkranken.

Nach aktuellen Aussagen von Experten wird Osteoporose als ein gesellschaftliches und ökonomisches Gesundheitsproblem mit hoher Priorität eingeschätzt. Osteoporotische Frakturen führen nicht nur zu irreversiblen Einbußen an Lebensqualität und Behinderungen, sondern sie verursachen nach konservativen Schätzungen in Deutschland derzeit jährlich auch etwa 2,5-3 Mrd w an direkten und indirekten Kosten. Hochrechnungen zufolge wird das Problem der Fragilitätsfrakturen in den kommenden Jahrzehnten aufgrund der demografischen Entwicklung an Brisanz um ein Vielfaches zunehmen. (Quelle: Dachverband Osteologie e. v.)

Es ist also kein Privatproblem des Einzelnen, vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Problem. Inzwischen ist bekannt, dass die von Fachleuten als „Zivilisationskrankheit“ bezeichnete Krankheit nicht allein eine Folge von Störungen im hormonellen Regulationssystem ist. Die medizinische Forschung hat inzwischen über 20 klinische Risikofaktoren identifiziert. Nicht jeder Risikofaktor führt zwangsläufig zu einer Osteoporose. Meist sind es mehrere Faktoren, die zu einem individuellen Risikoprofil führen.

Unumstritten ist, dass Osteoporose auch als Folge unausgewogener Ernährung und durch Bewegungsmangel entstehen kann. Gerade die Folgen des Bewegungsmangels werden heute leider noch zu häufig in ihrer Bedeutung als Risikofaktor unterschätzt.

Die moderne Medizin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte in der Diagnose und Behandlung von Osteoporose gemacht.

Aber auch die Ansprüche der Betroffenen haben sich verändert. Sie sind sensibler und aktiver geworden, was die zunehmende Zahl von Selbsthilfegruppen beweist.

Die therapeutische Behandlung stützt sich dabei im Wesentlichen auf die medikamentöse Therapie, die physikalische Therapie, die Ernährungsumstellung und den dosierten und gezielten Einsatz von Bewegung. Forschungsergebnisse erbrachten den Beweis, dass die medikamentöse Therapie durch Bewegung, vor allem durch das Krafttraining, sinnvoll unterstützt werden kann. Die Betreuung der von dieser Krankheit betroffenen Menschen liegt in der ausschließlichen Verantwortung dafür ausgebildeter Fachleute.

Ein zweiter, ganz wesentlicher Aspekt ist, dass im Gegensatz zu früheren Jahren sich immer mehr die Erkenntnis durchsetzt – Osteoporose ist kein unabänderliches Schicksal.

Nach Meinung vieler Experten kann heute mit relativ großer Gewissheit davon ausgegangen werden, dass Vorbeugen gegen Osteoporose von grundsätzlicher Bedeutung und in einem bestimmten Maße sehr gut möglich ist. In diesem Bereich setzt sowohl die Verantwortung des Einzelnen als auch die Wirksamkeit der Vereine und ihrer Sportgruppen ein.

Als Hauptsäulen der Prävention (Vorbeugung) gelten:

Drittens wird immer wieder deutlich, dass das Wissen über und um die Osteoporoseentstehung noch nicht ausreichend verbreitet und in das Bewusstsein der Menschen gerückt ist. Folglich sind Kenntnisse über die Krankheitsentstehung und der Risikofaktoren für die Aufklärung und Sensibilisierung wichtig und hilfreich. Präventionsprogramme mit dem Schwerpunkt – Sport und Bewegung in der Gemeinschaft – gewinnen zunehmend an Bedeutung. Insofern bietet sich gerade für die Vereine eine natürliche Chance und Verantwortung mit ihren vielfältigen, gesundheitsfördernden Sportangeboten, einen Beitrag zur Vorbeugung und Erhaltung der „Knochengesundheit“ des Einzelnen zu leisten, denn

"Wer rastet der rostet!"

Das vorliegende Buch bietet deshalb neben leicht verständlichen Hintergrundinformationen zum Knochenaufbau, zur Osteoporosebehandlung und zur Ernährung vor allem ein praxisgerechtes Muskelkrafttrainingsprogramm an und soll Betroffenen bzw. Interessenten helfen und sie motivieren.

Für die Unterstützung bedanken wir uns bei den Firmen TOGU und Schmidts Sports ganz herzlich.

Grimma und Gelnhausen
Dr. Gudrun Paul und Violetta Schuba

Kapitel 1

Osteoporose - Was ist das?

Osteoporose ist eine Stoffwechselkrankheit, die in erster Linie den Knochen betrifft und zu einem Schwund an Knochenmasse, -struktur und -funktion führt. Im Rahmen des Osteoporose-Weltkongresses in Kopenhagen 1990 wurde die nachfolgende Definition erarbeitet:

Osteoporose ist eine Erkrankung die durch eine niedrige Knochenmasse und eine Verschlechterung der Mikroarchitektur des Knochengewebes charakterisiert ist (die Knochen werden dünner), wodurch es zu einer erhöhten Knochenbrüchigkeit (gesteigertes Frakturrisiko) kommt.

Der Begriff Osteoporose kommt aus dem Griechischen und lässt sich folgendermaßen übersetzen:

osteo - heißt Knochen,

porose - (von porös) bezeichnet die Höhlenbildung in Organen.

Allgemein ist bekannt, dass bei jedem Menschen mit zunehmendem Lebensalter Abbau-, Verschleiß- und Degenerationsprozesse stattfinden. Ein normaler, altersbedingter Verlust an Knochenmasse, der etwa ab dem 35.-40. Lebensjahr einsetzt, beträgt nach Angaben in der Fachliteratur bei gesunden Menschen ca. 0,5-1,5 % pro Jahr.

Damit verliert der Mensch unter normalen Lebensumständen zwischen dem 35. und 70. Lebensjahr etwa ein Drittel seiner Knochenmasse.

Nach dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand bezeichnet man bereits den beschleunigten Verlust an Knochenmasse, der über diesen altersbedingten Knochenmasseverlust hinausgeht, als Osteoporose.

Generell wird zwischen lokalisierter und generalisierter Form der Osteoporose unterschieden.

Die lokalisierte Form der Osteoporose umfasst den Knochenmasseverlust in einem eng umgrenzten Bereich.

Die generalisierte Form ist die häufigere Form und umfasst die Minderung der Knochenmasse im gesamten Skelettsystem.

Es ist wichtig, zu unterscheiden, welche Veränderungen und Beschwerden im Verlauf der Osteoporose entstehen können. Eine weitere Einteilung aus der Sichtweise der Betroffenen kann folgendermaßen aussehen:

1.1 Formen der Osteoporose

Entsprechend der Krankheitsentstehung wird zwischen primärer und sekundärer Osteoporose unterschieden.

Primäre Osteoporose

Die Ursache der Krankheit liegt im Knochen selbst, d.h., es handelt sich um Störungen im Knochen, deren Entstehung im Einzelnen nicht genau bekannt sind. Auf ca. 95 % der Erkrankten trifft diese Form zu.

In der Fachliteratur wird bei der primären Osteoporose in eine Typ-I-Osteoporose und in eine Typ-II-Osteoporose unterschieden.

Die Typ I/postmenopausale Osteoporose

Die Typ II/senile Osteoporose