Übersetzt von
Richard Betzenbichler
Rotbuch Verlag
eISBN: 978-3-86789-520-0
Deutsche Erstveröffentlichung, 1. Auflage
© 2010 by Rotbuch Verlag, Berlin
Titel der Originalausgabe: »The MAX«
© 2008 by Ken Bruen and Jason Starr
Umschlagillustration: © 2008 by Glen Orbik
Das Zitat auf Siehe hier stammt aus:
Colson Whitehead: »Der Koloss von New York. Eine Stadt in dreizehn Teilen«
(Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl)
© 2005 Carl Hanser Verlag, München
Die Reihe »Hard Case Crime« in deutscher Sprache ist eine internationale Kooperation der Winterfall LLC und Rotbuch Verlag GmbH.
Das Logo und der Name »Hard Case Crime« sind Markenzeichen der Winterfall LLC und lizenziert für die Rotbuch Verlag GmbH.
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10178 Berlin
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(0,14 Euro/Min., Mobil max. 0,42 Euro/Min.)
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Titelseite
Impressum
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
In der Reihe »Hard Case Crime« bei Rotbuch sind bislang erschienen:
HCC-001 Allan Guthrie: »Abschied ohne Küsse«
HCC-002 Lawrence Block: »Abzocker«
HCC-003 Ken Bruen & Jason Starr: »Flop«
HCC-004 Christa Faust: »Hardcore Angel«
HCC-005 Richard Aleas: »Tod einer Stripperin«
HCC-006 Donald E. Westlake: »Mafiatod«
HCC-007 Mickey Spillane: »Das Ende der Straße«
HCC-008 Ed McBain: »Die Gosse und das Grab«
HCC-009 Ken Bruen & Jason Starr: »Crack«
HCC-010 Lawrence Block: »Falsches Herz«
HCC-011 Max Phillips: »Tödlich blond«
HCC-012 Richard Aleas: »Lieder der Unschuld«
HCC-013 Robert Bloch: »Shooting Star«
HCC-014 Max Allan Collins: »Der letzte Quarry«
HCC-015 John Farris: »Baby Moll«
HCC-016 Max Allan Collins: »Der erste Quarry«
HCC-017 Robert Bloch: »Werkzeug des Teufels«
HCC-018 Ken Bruen & Jason Starr: »Attica«
Für Jerry Rodriguez, Megan Abbott und Alison Gaylin
Madison Rules
Angst, dass mich jemand ficken würde, hatte ich keine. Ich war ja kein weißer Schlappschwanz. Kam mir einer blöd, bekam der gleich was zu hören. Und wenn er sich nicht sofort entschuldigte, ging ich schlagartig zum Angriff über.
Edmund Bunker, Education of a Felon: A Memoir
»Deinen süßen weißen Arsch kauf ich mir später.«
So wurde Max Fisher von seinem schwarzen Zellennachbarn Rufus begrüßt. Ein Kerl wie ein Baum.
He, dachte Max, nun macht mal halblang, Leute, da kann doch was nicht stimmen. War er hier etwa richtig? Wo waren denn seine VIP-Vergünstigungen? Wo blieb die beschissene Martha Stewart? Wo waren diese Wichser von Enron? Wieso war hier weit und breit kein Tennisplatz? Sicher, Max hatte gewusst, dass Attica keine Kurklinik war, aber das hatte er nicht erwartet. Er war schon davon ausgegangen, dass so ein großes Tier wie er eine, na ja, eine Spezialbehandlung bekommen würde, aber, gütiger Gott, doch nicht so eine! Er hatte gedacht, er könnte hier seine Rückhand verbessern, ein paar Börsentipps aufschnappen, häkeln lernen, auch Gewichte stemmen, um ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden. Vielleicht hatte ihn der Wärter ja in den falschen Teil des Gefängnisses gebracht. Hatten Gefängnisse nicht auch verschiedene Viertel, ähnlich wie Städte? Max gehörte eigentlich auf die Upper East Side, stattdessen hatten sie ihn aus Versehen in die verdammte South Bronx gesteckt.
Max umklammerte die Gitterstäbe und rief dem Wärter, einem jungen Schwarzen, zu: »He, du, komm mal her, yo!« Genau, Max sprach Hip-Hop. Das war eins seiner vielen Talente. Der Wärter ging weiter. »He, Arschloch, ich glaube, da hat jemand einen ziemlichen Scheiß gebaut!« Genau, zeig dem Wichser, wer hier der Boss ist, so wie seinerzeit, als Max im Le Cirque zu Abend essen wollte und der Oberkellner ihn an einen Tisch mit einem schmutzigen Tischtuch gesetzt hat. Dem Drecksack hatte er ordentlich Bescheid gestoßen.
Der Wärter lachte und ging einfach weiter. »Nein«, sagte er, »ich glaube, die richtig große Scheiße kommt erst noch, Fisher. Dein Arsch kann sich schon freuen.«
Sein Gelächter hallte von den Wänden des Korridors wider, bis eine Tür zugeschlagen wurde. In dem Moment wurde Max klar: Er war am Arsch. Bisher hatte er ein Leben in Saus und Braus geführt, hatte sich von früh bis spät zugeballert. Er war mal ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen, dann hatte er seine ewig nörgelnde Frau von einem irischen Psychopathen um die Ecke bringen lassen, und ab da war alles schneller ärschlings gelaufen, als man Flop sagen konnte. Doch er hatte sich wieder nach oben gekämpft, vielleicht nicht gerade wie Phönix aus der Asche, aber er hatte sich eine neue Karriere als Rauschgifthändler aufgebaut. Kein gewöhnlicher Dealer, versteht sich, sondern so was wie ein zweiter Scarface, verdammt noch mal. Lange hatte das allerdings nicht angehalten. Er hatte Kyle eingestellt, einen Milchbubi aus dem Süden, und, na ja, der Junge hatte mächtigen Ärger bekommen, und das war noch stark untertrieben.
Seine ganze, mehr als abwechslungsreiche Karriere hindurch war Max von einer irisch-griechischen Frau namens Angela, einer locker sitzenden Kanone mit Titten, heimgesucht, besser gesagt, gequält worden. Zweimal hatte sie ihm vollkommen das Leben versaut, und beide Male war sie mit weißer Weste davongekommen. Ihr gab er die Schuld an seiner aktuellen Lage, wie überhaupt an all seinen beschissenen Missgeschicken. Und trotzdem, Scheiße aber auch, beim bloßen Gedanken an sie bekam er immer noch einen Ständer. Aber ausgerechnet jetzt, hier im Käfig zusammen mit Rufus, konnte er so ein Bombenrohr überhaupt nicht brauchen.
Max hatte die Hosen gestrichen voll. Er blickte zu Gott empor beziehungsweise zu dieser beschissenen Decke und fragte: »Warum ich?« Ja, er war schuldig gesprochen worden wegen Rauschgifthandels. Der Richter war mit aller Härte des Gesetzes vorgegangen und hatte ihn … wie hatte er sich doch gleich wieder ausgedrückt? Ach ja … »eine Geißel unserer Gesellschaft« genannt. Aber Max konnte nicht glauben, dass der Richter das tatsächlich so gemeint hatte. Während des Prozesses und des ganzen Drumherums war Max durchgehend dermaßen zugedröhnt gewesen. Er hatte sich für eine Art Rockstar gehalten, der den Massen zuwinkte, und er hatte erwartet, freigesprochen zu werden. Ja, das Zeug, das er sich dauernd reingepfiffen hatte, war richtig gut gewesen. Als sich dann der Drogennebel lichtete und auch der Alkohol aus seinen Blutbahnen verdampft war, musste Max erkennen, dass er tatsächlich in den verdammten Knast einfuhr. Er schrie seinen Anwalt an: »Hol mich hier raus, egal was es kostet!«
Der Anwalt lachte allerdings nur, genau, dieser Teigaffe lachte! Und überhaupt: Teigaffe – Max’ Ausdrucksweise war mit seltsamen Einsprengseln zugemüllt, von all den gestörten Iren, mit denen er die letzten paar Jahre zu tun gehabt hatte.
»Maxie, du bist pleite«, hatte der Anwalt gesagt. »Du hast praktisch nichts mehr. Null.«
Max wusste, wovon er redete, aber … Maxie? Was sollte denn der Scheiß? Dios mio. Na bitte, sein Fremdsprachentalent besaß er noch. Seitdem er mit einer Bande Columbanos Dope verschoben hatte, konnte er sogar Spanisch.
»Halt dich bedeckt.« Den Rat hatte ihm sein Anwalt noch mit auf den Weg gegeben.
Tja, tatsächlich würde er wohl gedeckt werden, von Rufus nämlich, so wie es aussah. Er hatte gehört, dass jedem Neuankömmling in Attica die Rosette ordentlich versilbert wurde, und auf diese Sorte Edelmetall legte Max nicht den geringsten Wert, wenn die Beteiligten ein Haufen fremder Kerle und der eigene Arsch waren.
Den Ernst der Lage hatte er erst bei der Urteilsverkündung allmählich begriffen, aber, wie so oft, sah er in erster Linie das Positive an der ganzen Sache. Er war eben ein positiv denkender Mensch, ein Optimist. Was soll man da noch sagen? Vielleicht war es auch ein Ergebnis seiner spirituellen Übungen. Schließlich war er Buddhist und wusste, wie er bis in sein Innerstes vordringen und alles Negative der äußeren Realität aussperren konnte. Wie so oft, wenn sein Leben den Bach runterging, hatte Max sich gefragt: Was würde Gandhi an meiner Stelle tun? Jedenfalls keine Panik schieben, so viel stand fest. Der hätte doch seine helle Freude gehabt und Sprüche abgelassen wie, klar, eine harte Gefängnisstrafe, das ist schon ein Stolperstein. Aber wie sehr die mich auch aufmischen, unterkriegen tun sie mich nicht.
So in der Art.
Also rauchte Max weiterhin Crack – ja gut, er war süchtig, und wenn schon –, bis zu dem Tag, an dem er seine Strafe antreten musste. Wie übel konnte es in Attica schon sein? Sogar Pacino hatte da unbedingt hingewollt, oder nicht? The M.A.X. – wie er in der Dealerszene genannt wurde – war ein ganz schwerer Junge, und jeder berühmte Verbrecher musste eben ein paarmal den Kopf hinhalten. Man denke nur an Dillinger, an Sutton, an Capone. Das gehörte einfach dazu, wenn man ein großer Gangsterboss sein wollte.
Als erfolgreicher Geschäftsmann wusste Max, dass man der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein musste. Deshalb büffelte er für den Knast und kaufte stapelweise Bücher und DVDs. Er hatte ein elektronisches Überwachungsarmband verpasst bekommen und durfte eh sein Apartment nicht verlassen. Was sollte er sonst groß anfangen? Seit der verdammten Highschool hatte er nichts außer dem Wall Street Journal gelesen und, so ganz im Vertrauen, gelesen hatte er es nicht, sondern es nur hochgehalten und lange draufgestarrt, damit die Leute dachten, er kenne sich mit dem Scheiß aus. Doch jetzt fing er an, richtig zu lesen. Das erste Buch war Animal Factory von Edward Bunker. Das war ja mal ein Wahnsinnstyp. Danach nahm Max sich die Knasttagebücher von Genet vor und las sie, bis er plötzlich schrie: »Ich glaub, ich spinne! Wenn das keine Schwuchtel ist …« Weg mit dem Scheiß. Aber Stadt ohne Träume von Mitchell Smith, ja, er mochte den Helden, genau, er würde den gleichen Weg einschlagen. Dasselbe galt für Die Gefangenen von Green River von Tom Willocks. Ein Mann sitzt unschuldig im Knast, gerät in einen Gefangenenaufstand, kommt wider Erwarten unbeschadet davon und ist am Ende obenauf. Max sah es schon vor sich, wie er mit echtem Heldenmut und natürlich in aller Bescheidenheit gefangene Geiseln befreite, die völlig durchgeknallten Psychopathen umlegte und die Geretteten höchstpersönlich aus dem brennenden Gefängnis führte, während alles live auf CNN übertragen wurde.
Dann gab es da noch G. M. Fords Roman, in dem Frank Corso einfährt und sich gegen die bösartigsten Wichser diesseits des Mississippi behaupten muss. Nicht zu vergessen das Buch von diesem Kenneth Abel. Ja, die vielen Liter Wodka, Marke Grey Goose, hatten dafür gesorgt, dass Max sich als Held all dieser Romane sah, und irgendwann beim Lesen hatte er erkannt, dass das Gefängnis ein Teil seines Karmas war, nur ein weiterer Schritt auf Max Fishers – und jetzt nur keine falsche Bescheidenheit – Weg als neuer Messias.
Er hatte Ed Norton in 25 Stunden angeschaut und, Mann, ganze Kübel vollgeheult. Sie waren wie Brüder im Geiste. Aber zum Teufel, dass jemand sein Gesicht zu Brei zermanschte, das würde er sich nicht bieten lassen, keine Chance. Für The M.A.X. stand fest, sein Gesicht war sein höchster Trumpf. Der Gefangene von Alcatraz? Hatte er nicht kapiert. Nicht ein einziges Mal in seinem Leben wäre er auf die Idee gekommen, anderen was, äh, abzugeben. Max war El Hombre gewesen. Mehr als dreißig Leute hatten für ihn gearbeitet – na schön, es waren nur drei gewesen, einschließlich Koch und Privathure, aber so genau musste man es wirklich nicht nehmen. Eines hatte er seinen Angestellten immer klargemacht: Der Boss verteilt, aber er teilt nicht. Dabei war er sich vorgekommen wie Alec Baldwin in Glengarry Glen Ross.
Als er mit seiner Lektüre so weit durch war, schwamm er geradezu auf einer Welle von Hochgefühl. Egal, wer Max im Film darstellen würde, der Oscar war ihm so gut wie sicher. Quasi eine gemähte Wiese. Und solche Bücher zu schreiben, das konnte ja auch nicht so schwierig sein. Wahrscheinlich ließ sich problemlos irgendein beknackter Trottel finden, der sie für ihn runterrotzte. Dieser Patterson machte es doch genauso, oder? Aber keinesfalls würde auf dem Cover stehen: James Patterson mit Max Fisher. Dieses Schreiber-Arschloch würde nicht den ganzen Ruhm absahnen, das konnte der vergessen. Nein, da würde als Autor stehen: Fisher mit Scheiß-Patterson.
Schließlich blieben Max nur noch 48 Stunden, um seinen ganzen Scheiß auf die Reihe zu kriegen, seine Angelegenheiten zu regeln und sich darauf vorzubereiten, die zweite Hälfte seines Lebens hinter Gittern zu verbringen. Hinter Gittern. The M.A.X. eingesperrt? Oder: Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt. Das war noch so eine Schwarte, die Max gelesen hatte. Er war schon zur Hälfte durch, als er merkte, dass es gar kein Knastroman war.
Sein Penthouse hatte Max gemietet, und er war mit der Miete im Rückstand. Kein Problem. Wenn man schon einfährt, dann wenigstens mit Schulden. Das Telefon hatte er abgemeldet, ebenso Strom, Wasser und so weiter, aber er hatte es so arrangiert, dass alles erst an dem Tag abgestellt wurde, an dem er ins Kittchen musste. So konnte er die beiden letzten Tage noch mit allem Komfort genießen. Er trank, nicht so viel wie früher, aber doch so einiges. Grey Goose, eine ganz passable Marke. Guten Geschmack und Qualitätsbewusstsein hatte Max immer noch. Außerdem rauchte er noch ein wenig Crack. Für den inneren Ausgleich. Im Knast würde es wahrscheinlich nicht so einfach werden, Kokain oder gar Crack aufzutreiben. Außerdem würde er sich wohl mit dem selbst gebrannten Fusel zufriedengeben müssen, den sie da aus Kartoffeln brauten. Ah, vielleicht schloss er sich hinter Gittern ja sogar den Anonymen Alkoholikern an. Die Meetings würde er auf eine gesunde Geschäftsbasis stellen und den Jungs mal ein paar Kostproben seines Genies rüberwachsen lassen. Er versuchte sich vorzustellen, wie er wie ein leidender Mönch in seiner Zelle auf dem Boden saß. Vielleicht würden sie ihn mit der Zeit den A.B.T. nennen. Genau, er würde seine Tage mit stiller Meditation verbringen und ab und an seinen Mithäftlingen kleine Zen-Perlen, Goldstücke seiner barmherzigen Weisheit, zukommen lassen. Vielleicht würde er sich den Kopf scheren, um spiritueller zu wirken. Scheiße, wieso hatte er daran nicht früher gedacht? Herzlichen Dank, Crack.
Als Max am Morgen seines letzten Tages in Freiheit seinen Morgenschiss hinlegte, starrte er auf die Handtücher mit seinem Monogramm. Er ließ sie nur äußerst ungern zurück, aber vielleicht würden die Nachmieter ja erkennen, dass er ihnen ein Souvenir seines berüchtigten Rufs hinterlassen hatte. Der drogenverschleierte Blick in den Spiegel zeigte ihm die Augen eines Mannes, dem andere Menschen wirklich am Herzen lagen, traurig, aber irgendwie verständnisvoll. Sein Gesicht hatte sich verändert, selbst ihm fiel das auf. Es erinnerte beinahe an Thomas Merton, wenn er bloß noch wüsste, wer dieser Scheiß-Merton eigentlich war. Irgendwas hatte er über ihn gelesen, dass er in einer kargen Klosterzelle gelebt und dort irgendeinen Scheiß über einen siebenstufigen Mist geschrieben hatte oder sonst was. War das nicht der Mönch gewesen, der in Bangkok zu viel Strom abbekommen hatte? Was hatte der Arsch überhaupt da unten verloren, und warum fummelte der mit einem Heizstrahler herum? War es da unten nicht heiß genug?
Max nahm den Elektrorasierer und hielt ihn sich an den Kopf. Das Summen ließ ihn zusammenzucken. Das verfluchte Ding war vielleicht laut. Nein, er brachte es nicht über sich. Er betrachtete sein wunderbares Haar – im Grunde genommen nur ein paar graue Strähnen, die seine ständig größer werdende Kahlstelle umzingelten. Aber das Crack gaukelte ihm nun eindeutig etwas anderes vor.
Resigniert seufzte er: »Das wäre geradezu eine Schändung.
Seine Hose buchtete sich zu einem stattlichen Zelt aus, und dieses Problem hatte nun eindeutig Vorrang. Viele Nummern würde er im Knast eher nicht schieben können, ganz bestimmt keine mit Frauen. Eine Träne rollte Max’ Wange hinunter. Scheiße.
The M.A.X. hatte wirklich genug gelitten, irgendwann reichte es. Die letzten paar Stunden würde er noch mal die Sau rauslassen, zum Trübsalblasen war später immer noch Zeit genug.
Er rief einen Begleitservice an und bestellte sich zwei schwarze Frauen nach Hause. Noch besaß er zweitausend Dollar in bar, von denen nicht einmal sein Rechtsverdreher was wusste.
Also trank er den Goose aus und sagte: »Ran an die Titten, Baby. Immer her damit.«
Als Vorbereitung auf die Nutten hatte Max fünf Viagras eingeworfen und mit einer Pumpe seinen Schwanz auf seine Maximallänge von neun Zentimeter aufgeblasen.
Dann rief der Portier über die Gegensprechanlage an. »Eine Dame wünscht Sie zu sprechen.«
Das Dame sprach der Kerl mit einer derartigen Herablassung aus, als zähle er ganz plötzlich zur feinen Gesellschaft. Als Max ihn einmal wegen eines Filmtipps gefragt hatte, da hatte der Scheißer ihm Fette feuchte Ärsche 2 empfohlen.
Max wusste, wie er mit Dienstpersonal umzuspringen hatte. Er sagte, nein, er befahl: »Schick die verdammte Dame hoch, und zwar sofort. Und pass lieber auf, in welchem Ton du mit mir redest. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viele Mexen gerade jetzt im Moment über die Grenze kommen, die für deinen Job über Leichen gehen würden? Also merk dir eins, Bürschchen: Halt dich an die Regeln.«
Er knallte den Hörer auf. Solchen Kerlen musste man klarmachen, dass man sich lieber nicht ohne Waffe mit The M.A.X. anlegte. Die Erinnerung an seine wilden Tage als Drogenbaron überfiel ihn, als ein Mordskerl von Schwarzen es gewagt hatte, auf ihn zu schießen. Er hatte ihm eine Kugel verpasst, und, man stelle sich vor, der Kerl hatte den Löffel abgegeben. The M.A.X. hatte ihn umgelegt, abgemurkst, er hatte ihn kaltgemacht, das Arschloch in die ewigen Jagdgründe befördert. Das war vielleicht ein Hochgefühl gewesen. Ihm fiel der Junge wieder ein, Kyle, der ihn wie betäubt angestarrt hatte. Gott, er war so was von geil, sein Ständer hart wie Kruppstahl, er würde abspritzen, wenn die Tussi nicht in – wie hatte sich dieser irre Ire immer ausgedrückt? – genau, wenn die Tussi nicht in null Komma nix hier oben war.
Es klingelte an der Tür, und er schaute noch mal schnell in den Spiegel. Der Wodka vernebelte ihm die Wahrnehmung, aber dafür soff man das Zeug ja schließlich. Max sah einen charmanten, na schön, weltmännischen, lockeren Mann, gut aussehend, so Richtung Sean Penn. Irgendwie gefährlich, aber auch sensibel. Er spritzte sich was von Paco Rabanne drüber und rappte:
»Heute, Kumpel, riechst du dufte,
heute kriegst du eine ab …«
Er öffnete die Tür und … Was sollte denn der Scheiß? Er hatte doch zwei bestellt, oder? Und wenn man säuft, sieht man alles doppelt, oder nicht? Aber von wegen, da stand nur eine, er konnte zählen, so viel er wollte, es wurden nicht mehr. Noch dazu eine, die nicht allzu scharf aussah. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Die Tussi war finsteres Mittelalter. Hatte er zu viele Komödien geguckt, oder sah sie wirklich aus wie die Haushaltshilfe aus den Jeffersons?
Er fing an rumzustammeln: »Soll ’n der Scheiß?«
Sie rauschte an ihm vorbei, genau, man glaubt es kaum, stiefelte einfach in seine Bude und sah sich um, prüfte die Kissen, und was, wenn sie ihre Erwartungen nicht erfüllten? Würde sie dann auf der Stelle kehrtmachen, oder was?
Sie drehte sich zu ihm um. »Du bist Marc Fisher, stimmt’s?«
Marc?
Aber bevor er ihren Hängearsch an die Luft setzen konnte, sagte sie die magischen Worte: »Wie wär’s für ’n Anfang mit ein bisschen Koks? Zieht’s dich runter, bringt Mama dich wieder hoch, alles Weitere überlass dann Mama. Du schleppst ja eine Riesenpistole mit dir rum, Kleiner.«
Einen Moment lang war Max kurz davor, den Begleitservice anzurufen und sich zu beschweren. Aber er hatte seine Kreditkarte schon bis ans Limit ausgereizt. Entweder er bumste die alte Schnepfe, oder er bekam vielleicht sein ganzes Leben lang keine Möse mehr vors Rohr.
Sie zogen sich ein paar Linien rein, dann ging’s zur Sache. Mein Gott, konnte sie nicht wenigstens einen anständigen Vorbau haben? Er wäre ja schon mit alten Hängetitten wie bei seiner Exfrau zufrieden gewesen, aber die hier war platt wie ein Bügelbrett. Das waren keine Hügel, sondern fast schon Dellen.
Max, völlig high vom Kokain, versuchte, in einen der Nippel der Hure reinzublasen, als wäre es ein Luftballon.
Sie sah zu ihm runter und sagte: »Was zum Teufel treibst du denn da?«
»Äh, hm, nichts«, murmelte Max, der merkte, dass er gerade andere Probleme hatte, beschissene Riesenprobleme. Wo war sein gottverdammter Ständer? Jetzt hatte er soundso viele Viagras gefressen, und das Dreckszeug ließ schon nach?
»Also echt, das soll wohl ein Witz sein, Herrgott noch mal.«
Er schob sich noch ein paar Blaue rein und hüpfte wieder auf sie drauf. Immer noch nichts, dafür fing sein Herz wie blöd an zu rasen. Hatte man Herzpatienten nicht mal vor Viagra gewarnt? Würde er auf diese Weise den Abgang machen, auf einer flachbrüstigen Nutte, die aussah wie die Haushaltshilfe aus den Jeffersons, an seinem letzten Abend vor dem Abmarsch nach Attica? Was für eine verdammte Demütigung. Was würden die Leute von ihm halten? Er hatte einen Ruf, Scheiße, ein ganzes Vermächtnis zu verteidigen.
Ungefähr vierzig Minuten später war Max schweißgebadet, und die Nutte sagte: »Die Zeit ist um, Süßer.« Nicht mal eine Minute später war sie auch schon draußen, und mit ihr Max’ letzte Chance auf Sex mit einer Frau.
Jetzt, hier in der Zelle, sagte der Riese: »Bist du taub, Weißwurst?«
Max landete unsanft wieder in der Gegenwart. »Tut mir leid. Ich war grad woanders.«
Der Mordskerl brüllte vor Belustigung, als habe er diesen fetten, weißen, kahlen, mittelalten Mann schon in sein Herz geschlossen. »Ich nehm die obere Pritsche«, wiederholte er. »Und du die untere. Was dagegen, Junge?«
Max hatte nichts dagegen, er nickte und fühlte sich wie ein Häufchen Elend. Rufus sagte: »Und dass es dir leidtut, kann ich mir denken. Aber morgen früh wird’s dir noch mehr leidtun, wenn ich nämlich deinen Arsch aufgebohrt hab, und ich will nichts hören von wegen Pariser oder so ’n Scheiß. Du kriegst meine Latte natur, wenn du weißt, was ich meine. Du bist doch kein Jude oder so?«
Tatsächlich war Max Jude, aber er hatte Angst, dass die Frage ein Trick sein könnte. Wenn er zugab, dass er Jude war, machte das Rufus am Ende vielleicht erst richtig scharf.
Dann kam ihm ein Gedanke. Diese ganzen Schwarzen waren doch alle zum Islam konvertiert und hatten ihre Namen in Mohammed geändert, nachdem sie verknackt worden waren. Scheiße, wenn es seinen Arsch rettete, dann war Max eben auch Moslem.
»Wir können uns auch gut duzen«, schlug Max vor. »Du kannst Mohammed zu mir sagen. Mohammed Fisher.«
Rufus grinste boshaft. »Ein Moslem hat meine Mutter erschossen.«
Scheiße.
Max brauchte dringend einen anderen Rettungsweg. »Ich hab Herpes.«
Rufus drängte sich an ihm vorbei. »Yo, ich hab schon Herpes, seit ich elf war. Feg mal die Bude hier, Schnalle. Genau das bist du: meine Schnalle. Und mach dich ein bisschen zurecht für deinen Daddy.«
Von Rufus’ Körpergeruch wurde Max so übel, dass er sich am liebsten übergeben hätte. Er zitterte am ganzen Leib, denn noch hatte er keine Ahnung, dass ihn schon sehr bald ein Wunder retten würde. Ein Wunder, das Max auf den Weg zur Erleuchtung führen würde.
Aber hier und jetzt blieb Max, wie immer, wenn er wirklich Angst hatte, nur die betrübliche Einsicht: »Ich bin in den Arsch gefickt.«
Sie kannte Mittel und Wege, wie sie einen Mann dazu brachte, sie zu ficken. Selbst wenn er sie hasste. Wenn die Zeit gekommen war, würde sie eine Entscheidung treffen.
Jack Ketchum, Beutezeit
Angela Petrakos war extrem angefressen. Wieder ein anderes Land und wieder eine Katastrophe.
Sie war eine New-York-Tussi gewesen und hatte mit Max Fisher und einem Iren-Schrägstrich-Psychopathen-Schrägstrich-Dichter – Betonung auf schräg – angebandelt. Eine einzige Katastrophe, die man getrost rasch wieder vergessen konnte. Sie stammte halb von Iren, halb von Griechen ab, eine explosive Mischung, und das Naturell beider Völker hatte sich vermischt mit etwas, das Joyce »die ganze durchtriebene Gerissenheit ihrer Rasse« genannt hatte, nur dass es in ihrem Fall eben Rassen waren. Plural. Danach war sie nach Irland gegangen, und holla, wieso hatte ihr niemand verraten, dass diese Insulaner reich geworden und richtig süß waren? Natürlich nicht süß im amerikanischen Sinn. Eher süß wie gierige Arschlöcher mit dem Hang, andere zu manipulieren. Und sie – Herr im Himmel, lernte sie denn nie dazu? – hatte mit einem Typen angebandelt, der, zugegeben, toll aussah. Lange dunkle Haare, coole, wenn auch nachgemachte Sonnenbrille, gefährliche Lederjacke, schwarz, versteht sich, mit dem gewissen Etwas. Er wippte auf den Füßen und gab ihr das Gefühl, was ganz Besonderes zu sein.
Kurz und gut, oder schlecht: Sie mussten nach Amerika fliehen. Und es war kaum zu fassen, aber sie hatten sich einen Plan ausgedacht, wie sie Max Fisher für den ganzen Scheiß, den sie mitgemacht hatte, blechen lassen könnten.
Bei dem Gedanken seufzte sie und murmelte: »Drück einfach wieder mal ein Auge zu.«
Und so war sie mit ein paar Dollar nach Griechenland gekommen. Erst hatte sie Verwandte auf Chios besucht, war aber bald gelangweilt. Deshalb hatte sie mit der Fähre nach Santorin übergesetzt, wo sich angeblich Atlantis befunden hatte. Hier musste es doch ein gutes Karma geben, oder?
Der erste Eindruck aber, na ja … Also, hier wurde man ja noch per Scheißesel den Steilhang hoch in die Ortschaft transportiert. Das hatte sie im Reiseführer wohl überlesen. Wenigstens konnte man hier als Amerikanerin noch Eindruck schinden, vor allem als scharfe Blondine mit ordentlich Holz vor der Hütte.
Sie mietete sich ein kleines Ferienhaus und war ganz überrascht, wie billig es war. Georgios, dem die Bude gehörte, behauptete, er sei der Bürgermeister von dem Dorf, würde nachts Taxi fahren und dazu sei er noch Chefkoch der hiesigen Taverne. Diese Griechen verstanden was von Multitasking. Ungeniert gaffte er sie an und starrte ihr dermaßen penetrant auf die Brust, dass sie ihm den alten Spruch reinsemmeln musste: »He, meine Augen sind hier oben.« An der Tür packte er sie am Arm und erinnerte sie, wie gering hier doch die Miete sei, die er, falls sie sich ein wenig entgegenkommend zeigen würde, auch ganz streichen könne.
Sie konnte nur ein paar Brocken Griechisch, ungefähr vier Worte, aber alle wichtigen, und sagte: »Malakas«, also »Wichser«. Und er verpisste sich.
Anfangs war es einfach himmlisch. Vom Balkon sah man das Meer, dazu schlürfte sie Ouzo. Sie ließ sich in der Sonne hübsch bräunen, was ihr Dekolleté noch betonte. Auch die FKK-Strände waren toll. Nur all diese Griechen, die sie permanent anmachten, wurden ihr bald lästig. Bald war sie so weit, dass sie sich sogar eher noch mit einem Iren eingelassen hätte.
Sie bekam einen Job als Animierdame in einem Club namens Acribos angeboten. Das war ihr zweites griechisches Wort: »genau«.
Wenn sie nicht in der Sonne lag, wanderte sie durch die Dünen oder hockte in der Dorftaverne, fädelte eine Perlenschnur ein, um sich vom Stress zu erholen, trank Ouzo und spielte Backgammon. Es war erholsam, aber ehrlich gesagt auch extrem langweilig. Sie war Angela Petrakos. Sie brauchte den Kick, sie brauchte Leben um sich.
In der Taverna hatte sie sich mit Alexandra angefreundet, einer Amerikanerin aus Berkeley. Eines Abends beschlossen sie, die Clubs unsicher zu machen. Es wurde ein voller Erfolg. Vielleicht lag es auch daran, dass sie die beiden einzigen Frauen waren, die keinen Damenbart hatten, jedenfalls rückten ihnen die Kerle die ganze Nacht auf den Pelz. Kurz bevor der Club dichtmachte, hatten sie sich mit zwei jungen Italienern zusammengetan, die angeblich achtzehn waren. Angela hielt ihren, Luca, für höchstens sechzehn. Alexandra verschwand mit ihrem Typen, und Angela und Luca gingen zum Strand runter. Es war Vollmond, die Wellen rauschten, und sie hatte einen geilen jungen Italiener zur Hand. Was brauchte ein Mädchen mehr?
Und der Junge mochte ja ein Teenager sein, aber bumsen konnte er. Die ganze Nacht ging’s rund, bis sie schließlich vor Erschöpfung zusammenklappten. Am Morgen war Luca weg, und Angelas Geld ebenso. Das kleine Arschloch hatte ihre Handtasche durchsucht und ausgeräumt. Gut war nur, dass Angela nie viel mit sich rumtrug. Der Junge hatte sechzehn Euro bekommen und sie sechs Orgasmen. Wer hatte nun das bessere Geschäft gemacht?
Am nächsten Tag reiste Alexandra ab, und Angela war wieder allein. Die Einheimischen kannten sie inzwischen und behandelten sie in der Regel auch ganz gut, nur eine alte Frau, die an die hundert sein musste, war ihr von Anfang an irgendwie unheimlich. Wenn Angela die Straßen entlangspazierte, riefen ihr die meisten Leute yassou, hallo, zu. Aber diese Frau starrte sie nur böse an, als ob sie Bescheid wüsste. Aber worüber?
Dann, als sie eines Abends in der Taverne wieder dieses gelangweilte und total angefressene Gefühl überkam – nie ein gutes Zeichen –, hörte sie plötzlich: »Was sehen meine Augen? Welch Anblick wahrer Schönheit!«
Als sie sich umdrehte, sah sie einen großen Mann, der dem Schriftsteller Lee Child ähnelte. Gelesen hatte sie zwar noch nichts von ihm, aber so wie das Foto auf den Buchrücken aussah, sollte sie sich seine Krimis vielleicht doch mal reinziehen. Wegen der Umschlagfotos hatte sie schon ein Buch von Barry Eisler und eines von C. J. Box gekauft. Nach Jungs mit Cowboyhüten war sie schon immer verrückt gewesen. Wen interessierte schon, ob sie vom Schreiben Ahnung hatten, sie sahen scharf aus. Kein Wunder, dass so viele Iren es nötig hatten, Bücher zu schreiben, so räudig, wie diese Bastarde daherkamen.
Der Kerl, der wie Lee Child aussah, trug eine – o Herr im Himmel – Safarijacke und hatte einen Blick wie der junge Roger Moore. Das Beste war aber sein britischer Akzent.
Sie murmelte: »Gott, ich danke dir.«
Endlich hatte sich das Blatt gewendet. Ein Engländer. Gab es auf der ganzen Welt auch nur eine Amerikanerin, die nicht diesen Tonfall wie in Wiedersehen mit Brideshead liebte?
Er fragte sie: »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, und herrje, diese beschissenen Manieren, die sie ganz feucht werden ließen.
Er hätte sehr viel mehr dürfen, aber sie dachte, ein Engländer, der war vermutlich eher zurückhaltend und wohlerzogen. Sie wollte ihn nicht verschrecken, indem sie gleich mit der Tür ins Haus fiel.
»Aber bitte, gern«, antwortete sie und versuchte dabei, wie eine Engländerin zu klingen, doch ihr amerikanischer Akzent kam laut und deutlich durch.
Er gab ihr einen Handkuss und sagte: »Ich bin Sebastian.«
O Gott, dieser Akzent! Sie wollte schon schreien: »Und ich bin frei verfügbar«, entschied sich dann aber für: »Ich heiße Angela.«
Er erzählte ihr alles über sich. Dass er von einem Treuhandfonds lebe, durch die Welt reise und, selbstverständlich, einen Roman schreibe. Letzteres hätte sie sich denken können. Aus irgendeinem Grund zog sie diese Schriftstellertypen magnetisch an – vielleicht war das so ein Fall von »Geteiltes Leid ist halbes Leid« mit ihr und den Schriftstellern.
Als die Reihe an ihr war, wusste sie, dass Ehrlichkeit hier die schlechteste Taktik war. Sie erzählte, sie habe eine Zeit lang in New York gelebt, doch mit ihrem Verlobten habe es nicht recht geklappt, dann sei sie für eine Weile nach Irland gezogen, habe es danach noch einmal mit New York versucht, und jetzt versuche sie es mit Griechenland. Was sie nicht erwähnte, waren, äh, die ganzen Gewalttaten.
Er sah ihr tief in die Augen und sagte: »Ich muss zugeben, auf all meinen Reisen habe ich noch nie jemand so Atemberaubenden gesehen wie dich.«
Eine nur allzu bekannte Stimme in Angelas Kopf brüllte los: Lauf! Hau ab, solange du noch kannst!