Hanser eBook
Gute Leute
Roman
Aus dem Hebräischen
von Markus Lemke
Carl Hanser Verlag
Die hebräische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel םיבזט םישבא (Anashim Tovim) bei Am Oved in Tel Aviv.
Sie wurde für die deutsche Übersetzung vollständig durchgesehen.
ISBN 978-3-446-24060-5
© Nir Baram 2010
Alle Rechte der deutschen Ausgabe
© Carl Hanser Verlag München 2012
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Inhalt
Erster Teil
Vorbereitungen
auf eine große Tat
Berlin, Herbst 1938
Leningrad, Herbst 1938
Berlin, Winter 1938
Leningrad, Winter 1938
Zweiter Teil
Der künstliche Mensch
Leningrad, Herbst 1939
Berlin – Warschau, Sommer 1939 – Winter 1940
Leningrad – Sotschi, Winter 1939/40
Warschau, Sommer 1940
Dritter Teil
Die Welt ist ein Gerücht
Brest, Oktober 1940
Lublin, Januar 1941
Brest, Dezember 1940
Lublin, Februar 1941
Brest, Februar 1941
Lublin, Februar 1941
Brest, März 1941
Lublin, März 1941
Brest, April 1941
Brest, Mai 1941
Deutschland, 1941
Brest, Juni 1941
Menschen begegnen Menschen. Die meisten Geschichten gehen so. Und bis einer nicht seinen letzten Atemzug getan hat, ist das Urteil der Einsamkeit nicht endgültig. Man sieht die Welt vor Menschen aus allen Nähten platzen und lässt sich verführen zu glauben, mit Leichtigkeit werde man die eigene Einsamkeit vertreiben können. Was soll daran so schwer sein? Ein Mensch tritt zu einem anderen, beide begeistern sie sich für die »Götterdämmerung« oder für die letzte Inszenierung von Hauptmann, beide haben sie Aktien von »Thompson Broken-Heart Solutions« erworben (»Das Herz ist die Epidemie des 20. Jahrhunderts«) – und schon ist ein Bund geschlossen. Fürwahr, eine schöne Illusion, die dem Staat, der Gesellschaft und dem Markt höchst nützlich ist. Denn ihretwegen kaufen auch die einsamsten Seelen Anzüge, Aktien und Automobile, werfen sich für einen Ball in Schale.
Durch das Fenster sah er sie in der Pelzjacke, die sie auch trug, als sie dieses Haus das letzte Mal verlassen hatte. Nicht aus freien Stücken hatte sie es verlassen, schließlich hielt die Welt draußen nichts für sie parat. Aber sie hatten nicht mehr das Geld, sie noch weiter zu beschäftigen. Hatten sie entlassen und ihr die weiße Pelzjacke geschenkt, die inzwischen reichlich grau geworden war. Abschied ist immer Gelegenheit für einen Neuanfang: Vielleicht passiert einem etwas Gutes, vielleicht findet sich eine andere Arbeitsstelle, vielleicht wird der Firnis der Einsamkeit rissig.
Mit kleinen Schritten kam sie näher – ein wenig zugenommen hatte sie, die Frau Stein – Schritten, die zu sagen schienen, »Nicht hersehen, hier gibt es nichts zu sehen«. Das nannte man wohl Ironie der Geschichte: Die Ereignisse der letzten Zeit in Berlin hatten Juden wie ihr gute Gründe geliefert, im Schatten Zuflucht zu suchen.
Seine Augen begutachteten die unbedeckten Teile ihres Körpers: Das flache Gesicht, gerötet von dem kalten Wind, der grazile Hals, dessen Anmut immer schon in groteskem Widerspruch zu ihrem gedrungenen Körper gestanden hatte, wie ein Kern von Schönheit, die unter anderen Lebensumständen hätte erblühen können. Ihre Einsamkeit war vollkommen, das war klar. Er hatte keinen Zweifel, dass sie, außer bei Besorgungen und Einkäufen, in den letzten Jahren kaum mit Menschen gesprochen hatte.
Ein Wagen hielt neben ihr. Zwei Männer saßen vorne. Sie sah nicht zu ihnen hin, aber aus jeder Faser ihres Körpers sprach das Wissen um ihre Existenz. Mit einer hastigen Bewegung strich sie sich eine graue Locke aus der Stirn und schritt langsam hinter eine steinerne Umfriedung. Thomas folgte dem Wagen mit den Augen, bis er unter anderen Fahrzeugen auf der Straße verschwunden war. Einen Augenblick später tauchte Frau Stein wieder auf und es schien ihm, als hätte sie sein Gesicht im Fenster bereits bemerkt.
Wie sehr hatte seine Mutter ihren Weggang bedauert. Frau Stein hatte zur Familie gehört, hatte die Leerstellen ausgefüllt – die der Schwester, die seine Mutter nicht hatte, zum Beispiel –, bis sie die scheinbar Unentbehrliche eines Tages doch entließen. Letzten Endes, als die Rente, die seine Mutter erhielt, unter der Inflation spärlich geriet und die Existenz in Gefahr stand, war Blut dicker als Tinte und die Anstellung damit beendet gewesen.
Ein Klopfen an der Tür. »Guten Tag, Frau Stein«, sagte Thomas. Sie nickte kurz und ihr strenger Blick fegte ihn zur Seite. Für eine Sekunde begegneten sich ihre Augen: Die Jahre hatten der Animosität zwischen ihnen nichts anhaben können.
Für einen Moment empfand er Genugtuung über ihre Schmach als Jüdin, die in Zeitungen, im Gesetzbuch und auf Schildern festgeschrieben war. Von nahem gewahrte er auch deren Spuren: Im Gesicht von Frau Stein hatte sich eine gequälte Gehetztheit eingegraben. Die Seele, genau wie der niedergedrückte Körper, erwartete den nächsten Schlag. Mit jedem Winkel der Wohnung vertraut, eilte sie den schummrigen Korridor hinunter und verschwand im Schlafzimmer ihrer Herrin. Er stand noch einige Zeit erstarrt an der Tür und eilte ihr dann nach. Sie hatte etwas vor, soviel war klar.
Bis er sie eingeholt hatte, hatte sie bereits Gelegenheit gefunden, ihre Jacke in den Schrank zu hängen und auf dem Bett seiner Mutter Platz zu nehmen. Deren Augen drückten keinerlei Erstaunen aus, als die Frau, die sie seit mehr als acht Jahren nicht mehr gesehen hatte, sich über sie beugte und fragte, ob sie etwas brauche. Seine Mutter verneinte. Frau Stein fragte, ob sie gut versorgt werde, und seine Mutter flüsterte ein »Ja«, das recht eigentlich ein »Nein« war. Frau Stein ergriff ihre Hand und murmelte wieder und wieder ihren Namen: Marlene, Marlene.
Thomas stellte sich vor, wie sie ganz Berlin durchquert hatte, um ihre ehemalige Dienstherrin auf dem Krankenbett zu sehen. Noch etwas abgehetzt erzählte sie gerade seiner Mutter: »Heute Morgen habe ich zufällig Herrn Stuckart getroffen. Er drehte den Kopf zur Seite, als hätte er mich nicht gesehen. Ich sagte mir, in Ordnung, schließlich bin ich es ja schon gewohnt, auf alte Bekannte zu stoßen, die winken und sich dann eiligst davonmachen, ja manchmal auch so tun, als hätten sie mich gar nicht gesehen. Aber an dem Verhalten von Herrn Stuckart war etwas Sonderbares. Ich blieb neben ihm stehen und fragte: ›Mein Herr, gibt es etwas, das Sie mir sagen möchten?‹ Beim Namen nannte ich ihn nicht, er hätte also immer behaupten können, er kenne mich nicht. Er schlug die Augen nieder und sagte: ›Frau Heiselberg ist sehr krank.‹«
Seine Mutter flüsterte etwas, das nicht bis zu Thomas drang, der an der Tür stehen geblieben war, und Frau Stein nickte verständnisvoll. Thomas betrachtete sie voller Abscheu: All das war ihm nur zu vertraut. Die unzähligen Morgen, an denen die beiden einander inniglich zugetan im Schlafzimmer gesessen hatten und Geheimnisse austauschten. Und jeder, der sich ihnen näherte, musste sich als Eindringling fühlen. Jetzt ordnete Frau Stein die Kissen unter dem Kopf seiner Mutter, strich ihr über das Haar, beugte sich dann hinab und vergrub ihr Gesicht an ihrer Brust. »Marlene, wie konnte es so weit kommen …«, flüsterte sie. »Wie?«
Mit welcher Leichtigkeit die beiden Frauen den Abstand überwanden, der sich in den letzten acht Jahren zwischen ihnen gebildet hatte. Als wäre ein Vorhang beiseite gezogen und eine alt vertraute Kulisse enthüllt worden: Da waren sie wieder, eine verträumte Herrin, die oft fernab der Welt zu leben schien, und eine Hausdame, die ihre beste Freundin geworden war und langsam aber stetig ihre Pflichten übernommen hatte. Jetzt schien es, als lehnten sie sich dagegen auf, dass ihnen nur noch so wenig Zeit geblieben war, als trauerten sie um die vergangenen Jahre und jede Stunde, die verrann.
Thomas ging zurück in den geräumigen Salon. Auf Geheiß seiner Mutter waren die schweren Samtvorhänge stets zugezogen. Er knipste eine Stehleuchte an, die neben einem mit Daunenkissen bedeckten Sofa stand, und ließ seinen Blick über die Kunstgegenstände wandern – ein Auguste Rodin, der Arc de Triomphe in Porzellan, ein kleiner vergoldeter Buddha, das Geschenk eines Gelehrten, den seine Mutter als junge Frau getroffen und unter dessen Einfluss sie damals begonnen hatte, sich für fernöstliche Religionen zu interessieren. Über der Buddhastatue stand ein Bildnis von Ernst Jünger auf dem Bord, versehen mit einer Widmung, »Für Marlene, deren Neugierde so wundervoll ist«. Künstliche Pflanzen umgaben den gewölbten Kamin, der mit Delfter Fayencen verziert war. Immer schon hatte ihm die Einrichtung dieses Salons missfallen, dieser Eklektizismus, der den weiten geistigen Horizont der Hausherrin illustrieren sollte.
Er beschloss, das Geschehen im Schlafzimmer zu ignorieren, setzte sich an seinen Schreibtisch und nahm letzte Korrekturen an der Rede vor, die er am Abend bei einem Treffen mit den Direktoren von Daimler-Benz halten würde. Im Laufe des Abends sollten diese Herren begreifen, dass die Milton-Group die Antwort auf alle ihre geheimsten Wünsche darstellte. Wie schade, dass die kleine Frau Stein nicht jene Zeitungsmeldungen kannte, in denen sein Name zuletzt erwähnt worden war (aus irgendeinem unerfindlichen Grunde lasen seine Bekannten niemals am richtigen Tage die richtige Seite in der richtigen Zeitung), und somit nichts von seinen Erfolgen wusste.
Zu der Zeit, als sein Vater und dessen Kollegen gegen ihre Entlassung demonstrierend durch die Straßen Berlins marschierten, hatte er für seine eigene Karriere einen höchst eigenwilligen Plan gefasst. Eines Tages, etwa zwei Jahre nach Beendigung seines Studiums, hatte er in der Zeitung gelesen, die Milton-Group für Marktforschung plane, eine Dependance in Deutschland zu eröffnen. An diesem amerikanischen Unternehmen, das Niederlassungen auf der ganzen Welt unterhielt, aber nur eine einzige in Europa – und zwar in England –, hatte sich seine Phantasie bereits während seines Studiums entzündet. Damals hatte er sich mit einem amerikanischen Studenten der Volkswirtschaft angefreundet, und dieser hatte ihm von der Milton-Group und ihren fortschrittlichen Markforschungsstudien erzählt, die den Europäern um wenigstens ein Jahrzehnt voraus seien. Dies war einer der wenigen Lichtblicke während seines Studiums an der Universität Berlin gewesen. Die meiste Zeit war ihm sein Philosophie-Studium, das er auf Drängen der Mutter ergriffen hatte, als reine Zeitverschwendung erschienen, und in dem Augenblick, in dem er sein Magisterzeugnis in den Händen hielt, hatte er sich auf Nimmerwiedersehen empfohlen.
Im Winter 1926 war er als Dreiundzwanzigjähriger nach London gefahren, um sich mit einem Amerikaner namens Jack Fisk zu treffen, dem damaligen Direktor der Europaabteilung der Milton-Group für Marktforschung. Wochenlang hatte er – zusammen mit einem amerikanischen Lehrer, den er engagiert hatte – an den englischen Sätzen gefeilt, mit denen er sich dort vorstellen wollte. Hatte schließlich auf dem gepolsterten Ledersessel im geräumigen Büro des Direktors Platz genommen, dessen von Falten zerfurchtes Gesicht und mächtiger Schnauzbart ziemlich einschüchternd wirkten, und neugierig die riesige Weltkarte in den Farben Blau, Rot und Weiß betrachtet, auf der Fähnchen die zahlreichen Niederlassungen von Milton markierten. Beim Anblick dieser prahlerischen Karte verstand er, dass er recht gehabt hatte, eine etwas grobschlächtige und vereinfachende Form der Selbstpräsentation zu wählen, die bei deutschen Direktoren mit ziemlicher Sicherheit auf Ablehnung gestoßen wäre, hier jedoch vermutlich angebracht war.
Jack Fisk beäugte ihn misstrauisch, als könnte er nicht begreifen, woher dieser junge Berliner in seinem geckenhaften Anzug mit einem Mal aufgetaucht war, ein himmelblaues Tuch um den Hals gebunden und eine Nelke im Revers. Thomas schlug seine langen Beine übereinander, bot dem Amerikaner von seinem vorzüglichen holländischen Tabak an, entzündete sich eine Pfeife, fragte leutselig, woher die Anregung für den an ein Piratenschiff erinnernden Arbeitstisch stamme, und begann: »Mein lieber Mister Fisk, ich habe von Ihrem Plan gelesen, in Bälde eine neue Milton-Niederlassung auf dem alten Kontinent zu eröffnen, und zwar bei uns zu Hause, in Berlin. Zunächst erlauben Sie mir, Sie im Namen aller Berliner zu beglückwünschen. Sicher haben Sie als versierter Marktforscher Ihre Chancen auf dem europäischen Markt bereits sondiert. Seien wir ehrlich: Miltons Schritte in Europa sind noch ein wenig wacklig, ja, mit Bedauern lässt sich sagen, dass Sie noch nicht recht auf dem Kontinent angekommen sind. In Berlin wird es zweifellos auch nicht ganz einfach werden. Woher ich das weiß? Nun, das ist ganz einfach. Jede Gemeinschaft hat ihren besonderen Kanon von Anlagen, und die Marktforschungsparameter, die auf die Amerikaner angewendet wurden, könnten sich als ungeeignet erweisen, um uns, die Deutschen, zu charakterisieren. Aus gewissen Quellen habe ich erfahren, dass Sie sich bei Ihren Treffen mit deutschen Firmen der Forschungsmethoden Miltons rühmen und deren Wissenschaftlichkeit herausstellen. Die einzige Wissenschaft aber, die hier funktioniert, ist die der Nationalseele der Deutschen, und da wollen Sie, mein verehrter Herr, mit Ihren Dollars auftauchen und die Deutschen lehren, wie sie ihr Geld verprassen sollen? Verehrtester, Sie verstehen das Deutschtum nicht. Doch da sind Sie nicht der erste und auch nicht der letzte. Das Deutschtum ist schwer zu verstehen. Manche sind überzeugt, unsere Tradition, unsere Forschung, Kunst und Philosophie hätten hier ein faszinierendes Mosaik an Phänotypen erzeugt. Bedauerlicherweise jedoch ist die deutsche Seele viel einfacher beschaffen. Allerdings ist hier von einer Simplizität die Rede, zu der man erst nach einigem Entwirren Zugang erlangt. Verstehen muss man, zum Beispiel, was das deutsche Bildungsbürgertum ist. Auch wenn der letzte Zug in einem Schachspiel stets einfach erscheint, so hat ihm doch intensive Planungsarbeit vorauszugehen.«
»Gerade in jüngster Vergangenheit hat Milton erhebliche Anstrengungen unternommen, sich mit dem deutschen Markt vertraut zu machen«, meinte Fisk und machte es sich mit einem Stirnrunzeln in seinem Sessel bequem. Thomas hatte den Eindruck, dass ihm das Treffen nachgerade Vergnügen bereitete und dass er ihn provozierte, um ihn auf die Probe zu stellen.
»Bei allem Respekt, Verehrtester, aber ich fürchte, dass es für Sie als Amerikaner nicht so leicht ist, den deutschen Menschen zu verstehen. Haben Sie schon einmal Ernst Jünger gelesen? Gewiss nicht. Ein enger Freund meiner Familie. Und kennen Sie Pauly? Die Sehnsucht nach hellem Schein ist tief in unserer Seele angelegt. Kennen Sie das Attribut ›völkisch‹? Das ist im Grunde genommen eine Definition des deutschen Wesens, die keine Entsprechung in anderen Sprachen hat. Und Naumanns Theorie über den Staat als ›Großgewerk‹ zum Wohle des Volkes kennen Sie? Mithin, mein Herr, gestehen Sie mir zumindest zu, dass Sie nur sehr eingeschränkt als Experte für den deutschen Menschen zu bezeichnen sind …
Wären Sie vor ein paar Jahren durch Berlin gelaufen, hätten Sie das wahre Wesen Deutschlands studieren können! Hätten sehen können, wie angeblich rational denkende Menschen auf eine absurde Stabilisierungsmethode verfallen sind und einfach so lange Geld gedruckt haben, bis ihre Währung nicht einmal mehr eine Muschel am Strand wert war. Das ist die deutsche Logik: Sich alles verdrängend in die Katastrophe zu stürzen. Wobei es nicht unserem Naturell entspricht, auch nur einen Augenblick eher innezuhalten.
Der deutsche Mensch ist aus unendlich vielen unterschiedlichen Komponenten zusammengefügt. Sie werden sagen, dass das für alle Menschen gilt, was zutreffen mag, aber das Mischungsverhältnis der deutschen Eigenschaften, etwa die Dosierung der Sentimentalität darin, ist einzigartig und einmalig. Ich nun strebe nach einer Formel, mit deren Hilfe wir den deutschen Mark erobern werden. Sie mögen sich fragen, ob ich über eine solche bereits verfüge? Und ich sage Ihnen, so ist es, die meiste Zeit meines Lebens habe ich darauf verwandt, den deutschen Menschen zu erforschen. Mithin, Verehrtester, sollten Sie Geschäfte in Deutschland machen wollen, schlage ich Ihnen vor, dass wir kooperieren.«
Jack Fisk war beeindruckt. »Junger Mann, Sie verstehen das Metier zwar noch nicht ganz, aber Sie haben Talent und Ihre Eloquenz ist geradezu beängstigend.«
Als Fisk dann seine Zelte in London abgebrochen und nach Berlin gegangen war, hatte er Thomas erst zu seinem Assistenten und nach einem Jahr zum Leiter einer neuen Ein-Mann-Abteilung mit der Bezeichnung »Deutsche Kaufpsychologie« gemacht. Thomas glaubte, für diese Aufgabe geboren zu sein. Schon in jungen Jahren hatte er begriffen, dass sein größtes Talent darin bestand, Menschen zu verführen, ihm ein Produkt abzukaufen, die richtigen Saiten in einer Käuferseele anzuschlagen.
Von da an hatte er die Dinge mit Umsicht vorangetrieben. Hatte überzeugende Argumente vorgelegt, Tabellen, die seine neuen Ideen beinhalteten, hatte seinen Charme zum Einsatz gebracht und war vom Direktor der Gesellschaft zum Berater der Markforschung für die Woolworth-Kette ernannt worden, einem der ersten Kunden von Milton-Berlin. Im Unternehmen waren Bedenken laut geworden, die Deutschen würden einer amerikanischen Kaufhauskette kein Vertrauen schenken.
»Aus Umfragen, die Milton in mehreren Großstädten durchgeführt hat, geht hervor, dass die Deutschen kaum glauben werden, diese Produkte seien tatsächlich ihr Geld wert«, verkündete Frau Günther, die zwar den Titel einer »stellvertretenden Leiterin der Markforschung Deutschland« trug, deren tatsächliche Aufgabe aber darin bestand, neue Kunden für Milton zu akquirieren. Sie war eine gedrungene Blondine, die ihren Mann im großen Krieg verloren und ihre beiden Kinder allein großgezogen hatte und den Bedenken des deutschen Verbrauchers in Thomas’ Augen übermäßigen Stellenwert beimaß. Frau Günther war ihm ein Ärgernis, das er plante, bald aus dem Weg zu räumen – natürlich nur beruflich gesprochen. Eine besonders kunstvolle List würde hier wohl nicht erforderlich sein. Fürs erste schlug sie, groteskerweise, vor, die Preise anzuheben, um mehr zu verkaufen.
Worauf Thomas sich erhob und sagte, »Erstens sehe ich mich genötigt, Frau Günther zu widersprechen: Amerika fasziniert die Deutschen geradezu. Und zweitens schlage ich vor, dass Woolworth den Markt vom Himmel aus erstürmt. Ich erinnere mich noch, wie alle hier aus dem Häuschen gerieten, als das Flugzeug ›Persil‹ an den Himmel sprühte. Und dabei ging es nur um Waschpulver. Eine riesige Kette wie Woolworth muss den Himmel über Berlin für einen ganzen Monat kaufen.«
»Wir werden jede andere Marke verdrängen«, verkündete er. »Ein Berliner, der die Augen zum Himmel hebt, darf nichts anderes sehen als Spruchbanner, Leuchtwerbung, Flugzeugkondensstreifen und, wenn es sein muss, Vögel, auf denen ›Woolworth‹ steht. Wir werden jeden Zeppelin chartern, jedes Flugzeug, alles, was sich an den Himmel bringen lässt. Und wenn die Konkurrenz doch noch irgendeine fliegende Kiste auftreibt, dann schießen wir die von mir aus ab.«
Aus Büchern und Filmen, die Thomas gelesen und gesehen hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass die Amerikaner eine Schwäche für solche markigen Sätze hatten, die eine abenteuerliche Idee und den siegreichen Knockout des Gegners entwickelten: Wir machen A und zeigen es ihnen, dann machen wir sie mit B fertig, und schließlich machen wir C, so dass sie bankrott gehen werden. Je skrupelloser eine Idee, desto überzeugter waren sie, dass »dieser Mann ein Kerl nach unserem Herzen« ist. Sie sollten glauben, ihr Mann sei bereit, Dresden niederzubrennen, um einen Teekessel zu verkaufen.
»Zufällig bin ich mit den Gesellschaftern von ›Paul Wenzel‹ bekannt«, sagte Thomas.
»Die, die sich das Patent für das Flugzeug gesichert haben, bei dem man die Werbebanner austauschen kann?«
»Genau«, bestätigte er, »wirklich phantastische Jungs, und sie haben noch eine Menge Patente mehr. Ich schlage vor, dass Woolworth ihnen dieses Patent abkauft.«
»Brauchen wir denn wirklich ein Flugzeug, das zwanzig wechselnde Werbebanner bei jedem Flug zeigen kann?«, wandte ein Vertreter von Woolworth ein.
»Wie ich schon erklärt habe …«, sagte Thomas und strahlte vor väterlicher Herzlichkeit. »Wir werden nicht ohne Sinn und Verstand loslegen, sondern werden in der ersten Phase Produkt und Preis bewerben und erst in der zweiten die Unternehmenskette.«
»Das klingt interessant, könnten Sie uns denn ein Treffen mit den Leuten von ›Paul Wenzel‹ arrangieren?«, fragten die Woolworthleute.
»Gewiss«, erwiderte Thomas aufgeräumt, »wir sind enge Freunde.«
Sein Aufstieg bei Milton geriet furios, nur wenigen Angestellten der Firma war es gelungen, zu Teilhabern zu werden, und erst recht nicht in so kurzer Zeit. Und das Treffen an diesem Abend mit Daimler-Benz, auf das er den ganzen letzten Monat hingearbeitet hatte, sollte der passende Abschluss eines sehr guten Jahres werden. Seit der Fusion der Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Benz & Cie. hatte Thomas davon geträumt, für ihren neuen Wagen zu arbeiten. Aber die Schlusssätze seines Vortrags gefielen ihm noch nicht, waren nicht überzeugend. Ganz offensichtlich hatte ihn das gedämpfte Flüstern aus dem Schlafzimmer seiner Mutter gestört, das jetzt verstummte.
Schwere Schritte waren zu hören. Er erhob sich, aber erneut war Frau Stein schneller gewesen und an ihm vorbeigeeilt – ihre Schuhe hatten eine feine Schmutzspur hinterlassen. Diesmal war sie ins Bad gegangen. Vielleicht wollte sie seiner Mutter einen kalten Umschlag machen.
»Frau Stein, immer noch die alten Hausrezepte?«, spöttelte er im Stillen. Dabei hätte er gerne zu ihr gesagt: »Frau Stein, wissen Sie schon, dass ich die Abteilung ›Deutsche Kaufpsychologie‹ bei Milton leite? Und Teilhaber dieser Firma bin? Dann möchten Sie sicher von meinem gewaltigen Vorankommen in den letzten Jahren hören.«
Frau Stein kam mit ein paar Handtüchern im Arm auf ihn zu. Ihr Kleid lag eng am Körper, ihr Bauch wölbte sich vor. Als ihre Blicke sich begegneten, sah er in ihren Augen nicht nur die Erschütterung über die Schwere der Erkrankung ihrer Herrin, sondern auch eine stumme Anklage. Zunächst sah er sie erstaunt an, als könnte er nicht glauben, dass sie es tatsächlich wagte, eine Anschuldigung, und sei es auch nur in Gedanken, gegen ihn zu erheben. Sie aber verengte ihre Augen zu zwei Schlitzen und hielt seinem Blick stand.
Frau Stein verfügte über die wundervolle Gabe, die Geschehnisse zu einer stimmigen Geschichte zu organisieren, an die sie beharrlich glaubte; »Männer gegen Frauen« war eines ihrer liebsten Deutungsmuster. Daher hatte der Verrat seiner Mutter ihr einen solchen Schock bereitet. Als das Thema einer Kündigung aufgekommen war, hatte seine Mutter ihn gebeten, sich an den Kosten zu beteiligen, um Frau Stein weiter zu halten, doch er hatte sich mit der Behauptung geweigert, sein Gehalt als Angestellter bei Milton sei zu gering. »Und außerdem, Mutter, Frau Stein arbeitet seit über zwanzig Jahren hier, man muss Menschen auch loslassen können …«
Ende 1930 hatte Frau Stein ihr Haus verlassen und die Mutter in seine Obhut gegeben, um sie jetzt, acht Jahre später, auf dem Sterbelager wiederzufinden. Sicher war sie überzeugt, dass, wäre sie hier geblieben, es der Mutter besser ergangen wäre. Trotzdem schien sie noch immer das Bedürfnis zu verspüren, die Frau in Schutz zu nehmen, die sie vor die Tür gesetzt hatte. Vielleicht verfügte diese Frau Stein ja wirklich über ein seltenes Maß an Loyalität, oder vielleicht weigerte sie sich auch einfach nur, von liebgewonnenen Gewohnheiten zu lassen.
»Frau Stein«, rief er und setzte ein zwangloses Lächeln auf. »Haben Sie schon gehört, dass ich zum geschäftsführenden Teilhaber bei Milton ernannt worden bin und zum Leiter der Abteilung ›Deutsche Kaufpsychologie‹, inklusive der Niederlassungen in Paris, Warschau und Rom? Diese Filialen sind meine Erfindung. Und jetzt haben diese Franzmänner plötzlich eigene Ideen. Um Teil des Systems von Milton zu sein, sind sie doch verpflichtet, unsere Arbeitsmethoden zu übernehmen, nicht wahr? … Sie werden mir sicher beipflichten, dass der Wunsch nach einer schönen Definition ohne Inhalt der eigentliche Ausdruck der französischen Seele ist, dieser Hang zum Modischen um jeden Preis.«
»Ich kaufe keine Sachen aus der Werbung«, erwiderte Frau Stein.
»Das hätte ich mir denken können, selbstredend.« Thomas betonte genüsslich jede einzelne Silbe. Immer schon hatte er es genossen, in ihrer Gesellschaft hochtrabende Reden zu halten. Das war eines der sonderbaren Fundamente ihrer Beziehung: Sie tat so, als weckte sein Schwadronieren Abscheu bei ihr, dennoch blieb sie, um ihm Gehör zu schenken. Frau Stein hatte eine Seite an sich, die niemals müde wurde, über seine Geschichten zu staunen, als glaubte sie in Wahrheit nicht, dass ein Mensch wie er tatsächlich existierte.
»Alle unsere Untersuchungen haben ergeben, dass in der Arbeiterschicht in Deutschland eine Aversion gegen Werbung herrscht, und die Gründe dafür sind klar. Die Werbung zielt auf Menschen mit Geld oder auf Menschen, die glauben, dass sie eines Tages Geld haben werden, oder auf solche, die so tun, als hätten sie Geld.«
»Frau Heiselberg hat darum gebeten, dass ich einige Tage bei ihr bleibe«, verkündete sie unversehens.
»Sie phantasiert. Das ist vollkommen unmöglich, und Sie wissen das«, stieß er aufgebracht hervor. Wie sehr er Menschen verabscheute, die sich den einfachsten Tatsachen verschlossen. Jetzt fiel ihm ein, dass er sich in Gegenwart von Fremden vor zu extremen Schwankungen in seinem Verhalten hüten musste; sonst verloren sie noch den Glauben an seine Galanterie. Aber, tröstete er sich, es war ja nur Frau Stein.
»Ich werde mich nicht auf der Straße blicken lassen«, sagte sie.
»Das ändert nichts. Die Leute reden. Irgendjemand hat vielleicht gesehen, wie Sie die Treppe hinaufgestiegen sind, und wird Sie nicht wieder herunterkommen sehen. Sie sollten umgehend das Haus verlassen.«
»Ihre Frau Mutter wünscht meine Hilfe. Und ich beabsichtige, ihrem Wunsch zu entsprechen«, beharrte sie.
»Frau Stein, das steht überhaupt nicht zur Debatte! Ich habe keine Zeit, hier herumzustehen und mit Ihnen zu streiten. Außerdem werden Ihre Handtücher gerade warm, also packen Sie die bitte meiner Mutter auf die Stirn, und dann müssen Sie gehen. Ich habe es eilig, in zwei Stunden, heute Abend um sieben, treffen wir uns mit den Leuten von Daimler-Benz …«
Aus dem Schlafzimmer hörte er seine Mutter nach ihm rufen und eilte zu ihr. »Thomas«, flüsterte sie und richtete sich unter großer Anstrengung ein wenig auf. »Thomas, ich möchte, dass Frau Stein ein paar Tage hier bleibt …«
»Mutter, das ist unmöglich, diese Frau bringt uns in Gefahr.«
»Thomas, mein Lieber, ich befinde mich schon seit geraumer Zeit in Gefahr«, erwiderte sie und streckte ihm ihre Hand entgegen. Er ergriff sie und streichelte ihre knochigen Finger. Und wieder stieg eine Kindheitserinnerung in ihm auf: Als Halbwüchsiger steht er vor dem Spiegel in ihrem Zimmer, immer hatte er sich von dem holzgefassten Spiegel und dem weichen, schmeichelnden Licht in diesem Zimmer verführen lassen. Seine Mutter liegt auf ihrem Bett und Frau Stein sitzt auf einem Stuhl daneben. Sie reden über ihn, als wäre er gar nicht da: »Den ganzen Tag steht der Junge vor dem Spiegel und macht die Posen von irgendwelchen Flegeln aus dem Kino nach. Alles haben wir ihm gegeben! Die Kultur wurde ihm zu Füßen gelegt. Philosophen und Musiker haben ihn unterrichtet, seinetwegen habe ich Ernst Jünger eingeladen, einen unserer größten Schriftsteller, und der Junge fragt ihn bloß, ob er schon einmal in Amerika gewesen sei … Das Beste und Vorzüglichste habe ich ihm geboten, und er? Wird noch dem schnöden Mammon seine Seele verkaufen. Gucken Sie ihn sich an, onduliert sich die Haare wie eine Frau, treibt sich den ganzen Tag auf der Straße mit diesem Hermann Kritzinger herum, dem Sohn von diesem Betrüger, der gefälschte Patente verkauft.« Der Spiegel im Zimmer seiner Mutter hatte zwei Flügel, die sich nach rechts und nach links aufklappen ließen. So entstand eine Art stumpfes Dreieck, das die Spiegelbilder vervielfachte. Er hatte es geliebt, die Flügel zu verstellen, und schon zerflossen und verzerrten sich die Gesichter der beiden Damen. Er hatte es geliebt, die Flügel in einen Winkel zueinander zu bringen, der so viele verschiedene Gesichter wie möglich tanzen ließ.
»Thomas, das ist alles, worum ich bitte«, flüsterte seine Mutter.
Er konnte die flatterige Berührung ihrer Finger nicht länger ertragen, die das sanfte Streicheln noch in sich barg, das es nie wieder geben würde. »Ich muss zu einem Treffen, Mutter. Die Kunden haben eine Liste von Forderungen vorgelegt, die wir nicht erfüllen können. Die Zeiten haben sich geändert, die Leute hocken auf ihrem Geld, haben Angst vor einem Krieg …« Der Drang, von ihr wegzukommen, versetzte jeden Muskel seines Körpers in Anspannung.
Offenbar hatte seine Mutter verstanden. Sie bedachte ihn mit einem kühlen, distanzierten Blick, der ihn wieder zu einem gescholtenen Knaben werden ließ – sieh an, noch immer war er dabei, wie ein Bettler mütterliche Blicke aufzulesen –, und schloss ihre kalten Finger um seine Hand. Jetzt würde es noch schwerer sein, sich freizumachen.
»Dann gestatte Frau Stein wenigstens, so lange zu bleiben, bis du zurückkommst. Ich möchte heute nicht allein sein.«
»Wenn es denn sein muss, Mutter«, stieß er schließlich hervor.
Ein glückliches Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. Schnell gab sie seine Hand frei, und er konnte gehen.
»Wie flüchtig die Liebe Ihrer Mutter ist«, hatte Erika Gelber ihm einmal gesagt. Er verließ den Raum und stieß abermals fast mit Frau Stein zusammen, die die Handtücher fest an die Brust gedrückt hielt.
Wasser tropfte zu Boden. Indigniert warf er einen Blick darauf. Nichts ihm Gesicht von Frau Stein zeugte von Befriedigung, dennoch wusste er, dass sie sich insgeheim an seiner Niederlage erfreute.
***
Thomas wies den Fahrer an, den Wagen vor dem Gebäude abzustellen, damit die Gäste den neuen Mercedes-Benz der Milton-Group auch zu sehen bekämen, und eilte im Laufschritt die Stufen empor. Dabei löste er seine Gedanken von Frau Stein und richtete sie mit aller Macht auf das bevorstehende Treffen mit den Kunden. (Erika Gelber, seine Psychoanalytikerin, glaubte nicht, dass er in der Lage wäre, sein Bewusstsein zu kontrollieren, oder dass ein fester Vorsatz ausreichte, um sein ganzes Wesen auf eine bestimmte Angelegenheit zu fokussieren. »Ihr Seelenklempner habt zu wenig Vertrauen in die Willensstärke«, hatte er einmal zornig zu ihr gesagt.) Er legte seinen Mantel ab und überließ ihn dem Portier mit einem warnenden Blick: Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, von der Lohnerhöhung anzufangen oder mir wieder zu erzählen, dass deine Tochter geheiratet hat und eine Wohnung braucht.
In der Zwischenzeit hatte er sich die Rede zurechtgelegt, die er bei dem Treffen halten würde: In den nächsten Monaten sei nicht mit einem signifikanten Anstieg beim Verkauf von Luxuslimousinen zu rechnen. Insbesondere, da der Volkswagen sich derartiger Beliebtheit erfreue. Auch die Wohlhabenden fänden zunehmend Gefallen an diesem armseligen Gefährt. Daher müsse Daimler-Benz ein neues Projekt in Angriff nehmen, volksnah, aber dennoch Prestige ausstrahlend, ein Fahrzeug, das nicht protze, das die einfachen Leute anspreche, aber zugleich jene fasziniere, die es nach Glanz verlange – kurzum, es gälte den Volkswagen des kommenden Jahrzehnts zu erfinden.
Thomas stand in seinem Büro – seine Arbeitszeit verbrachte er zumeist und bevorzugt im Stehen, eine Haltung, die ihn mit einem Gefühl von Vitalität und Stärke erfüllte – und bestellte die beiden Sekretärinnen zu sich. Bereits vor einer Woche hatte er allen Mitarbeitern eröffnet, dass sie an diesem Tag bis in die Abendstunden im Büro zu bleiben hätten. Den Leuten von Daimler-Benz sollte eine klare Botschaft vermittelt werden: Milton steht zu jeder Stunde des Tages zu Ihren Diensten. Thomas begann, den Damen verschiedene Schreiben an die einzelnen Niederlassungsleiter von Milton in Europa zu diktieren, in denen er diese zum traditionellen Neujahrsempfang der Firma in Berlin einlud. Jedes Schreiben war mit einer mal mehr, mal weniger warmherzigen persönlichen Note versehen, entsprechend der Erfolgsbilanz der jeweiligen Dependance. Danach beorderte er einen Sachbearbeiter zu sich, der Unterlagen für ein bevorstehendes Treffen mit einem der kleineren Kunden vorbereitet hatte, gab ihm zehn Minuten, seine Sache vorzutragen, machte einige Zwischenanmerkungen und verlangte eine überarbeitete Fassung zu Wochenbeginn. Während der Mann noch dabei war, seine Papiere einzusammeln, telefonierte er bereits mit seinem Freund Schuhmacher vom Wirtschaftsministerium und notierte sich die Namen einiger Firmen, bei denen es sich womöglich lohnen würde, ihnen die vorzüglichen Dienstleistungen Miltons anzutragen. Danach nahm er vor dem Spiegel Aufstellung, ordnete sein Haar, strich ein paar Falten aus seinem Jackett und begab sich zum Konferenzraum.
Frau Günther stand auf dem Vorplatz vor den Räumen der Geschäftsführung, zwischen dem gerahmten Dankschreiben von Peugeot und dem der Süßwarenfabrik Wedel aus Warschau, und verbarg ihr Gesicht hinter einer Zeitung.
Als das rosige, stark geschminkte Gesicht der Dame hinter der Zeitung auftauchte und sie in ihrem himmelblauen Kleid auf ihn zukam, rief er: »Frau Günther, Sie sind heute schöner denn je«, und schritt in Richtung des Konferenzraumes. »Höchste Zeit, die leidige Arbeit zu beenden und mit einem Ihrer zahlreichen Verehrer feiern zu gehen.«
»Aber Sie haben doch alle Mitarbeiter gebeten, heute länger zu bleiben«, erwiderte sie spitz.
»Haben Sie schon gehört?« Sie baute sich vor ihm auf, so dass er gezwungen war, stehen zu bleiben.
»Ja, sicher«, presste er ungehalten hervor. Frau Günther, eine gewiefte Zeitjägerin, war immer auf der Lauer nach anderen Menschen, um sie mit Nichtigkeiten zu belästigen.
»Vom Rath ist tot.«
»Dann sagen Sie Elisabeth, sie soll einen Kranz organisieren und das entsprechende Schreiben aufsetzen. Ich habe es eilig, muss jetzt zu dem Treffen.«
»Welches Schreiben?«, fragte Frau Günther verwundert.
»Frau Günther, was für eine Frage?«, erwiderte er aufgebracht. »Wir wenden uns nicht von unseren Kunden ab, auch wenn sie sterben. Schließlich gedenken wir, noch viele Jahre mit der Firma Richard Lenz zusammenzuarbeiten.«
»Thomas, das ist nicht komisch. Vom Rath hat nicht mit uns zusammengearbeitet, er war Botschaftssekretär in Paris …«
»Ich bin durchaus im Bilde, Frau Günther«, unterbrach er sie ungehalten. »Schon seit zwei Tagen wird darüber gesprochen. Doch vielleicht ist Ihnen nicht erinnerlich, dass es bei Richard Lenz einen Direktor von Kraft, also sehr ähnlichen Namens, gibt.«
Die Fassungslosigkeit auf ihrem Gesicht amüsierte ihn. Erneut verstand sie nicht, wie er die Dreistigkeit besitzen konnte, ihre Professionalität in Zweifel zu ziehen und irgendeine haltlose Behauptung von sich zu geben, die mit der Wahrheit nichts zu tun hatte. Genau wie Else, seine geschiedene Frau, konnte Frau Günther nicht davon lassen, im Predigtton mit ihm zu reden, um dann an diese Thomas’sche Heiterkeit zu geraten, die zu besagen schien: Die Welt ist ein Spiel, überflüssig, Wahrheit und Lüge unterscheiden zu wollen, also spielt halt und jammert nicht! Ihm war bereits zu Ohren gekommen, dass sie in trauter Runde sein Verhalten spöttisch als »die Heiselbergsche Ethik« bezeichnete.
»Nebenbei gesagt hege ich großen Respekt für Firmen und Unternehmer, die präzise und überschaubare Ziele verfolgen wie Richard Lenz«, fügte er hinzu.
Er hoffte, dass die Sache mit vom Rath das Treffen nicht überschatten würde. Auf den Straßen gärte eine fieberhafte Unruhe, als würde bald ein weiterer lärmender Marsch das Stadtzentrum lahmlegen und die Menschen von der Arbeit abhalten. Als er mit dem Dienstwagen den Kurfürstendamm passiert hatte, waren ihm einige der Taugenichtse aus der Gruppe um seinen Jugendfreund Hermann Kritzinger begegnet. Hermann selbst trieb sich schon lange nicht mehr mit ihnen herum, sondern trug jetzt eine SS-Uniform.
»Thomas, man sagt, es kommen schwere Tage«, ließ sich die besorgte Frau Günther vernehmen.
»Ich muss jetzt wirklich zu dem Treffen.«
Für einen Moment wirkte er zerstreut.
Im Sommer 1923, eine Woche nachdem man seinen Vater bei den Junkers-Werken entlassen hatte, hatte er mit ihm im hinteren Teil eines Cafés Unter den Linden gesessen. Sein Vater beklagte den Wahnsinn, dem Deutschland anheimgefallen war. Dies waren in der Tat absonderliche Tage. Es schien, als näherte sich die Welt, die sie kannten, ihrem unausweichlichen Ende, während aus den Druckmaschinen eine Flut neuen Geldes hervorsprudelte. Die Menschen schleppten mit Handwagen Löhne in Millionenhöhe weg und am Abend reichten die Papierhaufen nicht einmal mehr für ein Bier und eine Wurst.
Plötzlich war die Horde um Hermann in das Café gestürmt gekommen. Thomas grüßte sie mit einem Kopfnicken, doch Hermann tat so, als sähe er ihn nicht. Seit dem Ende ihrer gemeinsamen Schulzeit schien er ihn nicht mehr zu kennen. Einmal hatte Thomas ihn zufällig getroffen und gegrüßt, doch Hermann hatte, als genügte allein Thomas’ Stimme, Übelkeit bei ihm auszulösen, ihn nur mit einem sonderbaren Blick bedacht und kein Wort gesagt.
Thomas verstand dieses Verhalten nicht. Immerhin waren sie einmal enge Freunde gewesen. Als sich Hermanns Vater das Leben genommen und Frau und Kinder mittellos zurückgelassen hatte, war es Thomas gewesen, der ihm geholfen hatte, den gesamten Besitz zu verkaufen, damit die Familie überleben konnte.
Das Ganze war wirklich eine traurige Geschichte. Nach dem Krieg hatte ihr Geschäft Konkurs gemacht, »Kritzingers Spielwarenwelt«, das kleine Elektroartikel, Spielzeug und allerlei nette Erfindungen auf dem Schiffswege aus den Vereinigten Staaten importierte. Doch Vater Kritzinger war kein guter Kaufmann, und eines Tages war ihm nicht einmal mehr genug Geld geblieben, den Amerikanern noch einen Bleistift abzukaufen, worauf sie ihn zunächst noch eine Weile auf Pump beliefert und dann einen Rechtsanwalt mit der Sache beauftragt hatten. Als der Bankrott amtlich war, hatte Hermanns Vater sich auf die Eisenbahngleise gelegt. Thomas persönlich bevorzugte Menschen, die von Turmspitzen sprangen. Ein Moment des freien Fluges, des Schwebens in der Luft, trotz allem noch ein kurzer Augenblick von Größe – warum nicht dem Leben noch ein Letztes abgewinnen?
Nach dem Tod des Vaters hatte Hermann regelrecht Hunger gelitten, und Thomas hatte ihm gezeigt, wie man in Berlin kostenlos zu essen bekam. Wenigstens einmal in der Woche waren sie nach dem Unterricht zu einem Streifzug durch die Luxushotels aufgebrochen. Thomas war als im Exil lebender russischer Prinz durch den Haupteingang geschritten und Hermann, der seinen getreuen Begleiter mimte, hatte seinen Koffer getragen. Wenn einer der Portiers zu viele Fragen stellte, hatte Thomas in hochmütigem Tonfall eine Kanonade russischer Sätze auf ihn niedergehen lassen, und Hermann hatte diesen Ausbruch mit einer Serie von Beleidigungen und Drohungen übersetzt. Zumeist hatten die Portiers daraufhin klein beigegeben und vor dem jungen Prinzen einen Diener gemacht.
Sie waren durch die Flure gestreift, mit dem Aufzug gefahren und die Treppen hinauf und hinab gestiegen mit dem einen Ziel: den Koffer mit Essbarem zu füllen. Manchmal war vor einer Zimmertüre ein Korb mit Schrippen oder ein Schälchen Konfitüre stehen geblieben, aber lieber hatten sie nach einem wirklich feierlichen Ereignis Ausschau gehalten: einem Empfang für Führungskräfte von Siemens-Schuckert, einem historischen Wiedersehen, das die Mitglieder einer Großfamilie feierlich begingen, oder einer Party amerikanischer Filmproduzenten. Bei solchen Gelegenheiten war es ein Leichtes, an knusprige Semmeln, geräucherte Würstchen und Käse zu kommen und an guten Tagen sogar an ein Stück Braten mit Dörrpflaumen. Zuweilen wagten sie es auch, sich im Hotelrestaurant niederzulassen, und Thomas verzauberte die Ober, wenn sich auf seinem Gesicht das süße Erstaunen eines verwöhnten Jünglings ergoss, der nicht damit gerechnet hatte, dass sein Vater sich zum Diner verspäten würde. Der Höhepunkt aber war jener Sommerabend gewesen, an dem sie im Salon des Hotels Adlon gesessen, Wein getrunken und voller Genuss dem Divertimento von Mozart gelauscht hatten, und dabei in aller Seelenruhe in ihrem mit Papier ausgelegten Koffer Hering in englischem Pfeffer und sehr viel Räucherlachs verschwinden ließen. Hermann hatte die Hotelgäste in ihren Smokings taxiert und halb bewundernd, halb aufgebracht zu Thomas gesagt. »In deiner Gesellschaft lernt man wirklich sich zu verstellen, mit dir ist alles zum Greifen nahe wie ein Stück Brot.«
Was immerhin eine Dankesbezeugung gewesen war.
An jenem Abend im Inflationsjahr aber erwiderte Hermann seinen Gruß nicht. Sein Haufen trank ausgelassen, schwadronierte lautstark, und am Ende kam der ältliche Kellner auf wackligen Beinen an ihren Tisch und reichte ihnen die Rechnung. Der Alte verstand genau, zu welcher Aufgabe ihn der Inhaber losgeschickt hatte, ein Feigling, der mit der geladenen Pistole in der Hand hinter seinem Tresen geblieben war.
»Fünf Millionen und fünfhundert Mark?«, brüllte einer von ihnen. »Hättet ihr nicht wenigstens aufrunden können, ihr Hunde?«
Die wilde Rotte sprang wie ein Mann auf und johlte, während zwei von ihnen die Rechnung verbrannten und den Kellner zwangen, das brennende Stück Papier in der Hand zu halten. Der Kellner brüllte vor Schmerz, an seinem Hals traten die Adern hervor. Schließlich versetzte Hermann ihm einen Stoß, und er ging zu Boden.
»Nicht satisfaktionsfähig«, rief Hermann.
Thomas verstand, dass Hermann sich hier mit einem Mal selbst in Gefahr gebracht hatte. Er hatte ohne erkennbaren Grund Mitleid gezeigt, weshalb er jetzt wohl gezwungen sein würde, einen neuen Akt von Grausamkeit vor seinen Kameraden zur Aufführung zu bringen.
Tatsächlich stieg Hermann auf einen der Stühle, schwang seinen Stock und brüllte: »Seid ihr verrückt geworden? Auch den vorherigen Preis hätten wir nicht zahlen können, und jetzt wollt ihr noch mehr? Wie kann es sein, dass in den zwei Stunden, die wir hier sitzen, der Preis um vierzig Prozent in die Höhe geschnellt ist? Kann man in dieser verfluchten Stadt schon kein Bier mehr trinken?« Und dann schleuderte er seinen Stock in das Schaufenster des Cafés.
Eine pathetische Vorstellung. Seine Kameraden beäugten ihn spöttisch.
»Ist das nicht dieser Schulfreund von dir?«, flüsterte sein Vater.
»Ja, aber schon seit Jahren gebärdet er sich, als hätte ich die Krätze am Leib«, erwiderte Thomas und konnte seine Augen nicht von Hermann lassen.
Willst du ein Rabauke sein, musst du dich an die Regeln halten. Schwerfällig stieg Hermann von seinem Stuhl und sah sich um. Seine Kameraden standen in Habtachtstellung, als lauschten sie einer Rede bei einer Kundgebung, ihre Hemden ein wenig zerknittert, die Schirmmützen tief in die Stirn geschoben und die Daumen hinter der Schnalle ihres Koppels eingehakt. Hermann drehte sich um, hob mit beiden Händen einen Stuhl in die Höhe und wandte seinen Blick wieder dem Gastraum des Cafés zu, wobei Thomas meinte, einen Anflug von Bedauern in seinen Augen zu erkennen. Dann spannte er seinen Körper an und schleuderte den Stuhl mit Wucht in die Schaufensterscheibe. Die Scheibe ging zu Bruch, und Glassplitter regneten herab auf zwei alte Damen, die bei einer abendlichen Tasse Kaffee saßen. Hermanns Kameraden applaudierten und klopften ihm auf die Schulter, während die übrigen Gäste des Cafés ihn anstarrten. Einige von ihnen sympathisierten wahrscheinlich mit seiner Tat oder identifizierten sich zumindest mit der Wut und Empörung, die ihn getrieben hatten. Thomas stellte bestürzt fest, dass auch sein Vater befriedigt und von neuen Lebensgeistern erfüllt schien. Er hatte begonnen, mit einigen Leuten am Nachbartisch zu plaudern.
»Sie haben mir einen Wochenlohn ausbezahlt«, erzählte er gerade. »Daraufhin habe ich sie gebeten, zu einem Tageslohn überzugehen, habe ihnen gesagt, dass das Geld, das ich am Ende der Woche bekomme, am Montag schon nur noch einen Bruchteil wert ist. Der Personalchef hat mich weggeschickt, ich solle mir meinen Anstellungsvertrag noch einmal durchlesen. ›Verehrter Herr Heiselberg‹, hat er gebrüllt. ›Sehen Sie hier etwa einen Passus über einen Tageslohn? Wie kann es sein, dass die Arbeiter immer nur Forderungen an das Werk haben? Sind Sie etwa Kommunist? Das deutsche Volk liegt am Boden, und alle reißen ihm die Organe heraus. Unsere Wirtschaft tanzt in den Abgrund, und alle vergnügen sich und lachen.‹«
»Frechheit«, rief jemand.
»Ich hätte ihm eine Faust in die Fresse gegeben«, zischte ein junger Kerl in braunem Hemd, offenbar einer aus Hermanns Gefolgschaft.
»Am nächsten Tag haben sie mich entlassen«, klagte sein Vater in niedergeschlagenem, zugleich aber auch streitlustigem Tonfall, der dazu angetan war, die kleine Zuhörerschaft noch weiter aufzuwiegeln. Den Bemühungen seines Sohnes, der die ganze Zeit über den Blick beharrlich zu Boden gerichtet hielt und das Handgelenk seines Vaters drückte, als wollte er ihn zum Schweigen bringen, schenkte er keine Beachtung.
»Diese Bonzen sind schamlos«, rief eine junge Frau und streichelte ihren kleinen Sohn.
»Jawohl, schamlos«, knurrte sein Vater.
Im weitläufigen Konferenzraum ließ sich der verschwitzte Thomas auf den ihm vorbehaltenen Stuhl sinken, der im Vergleich zu den anderen ein wenig erhöht war. Das weiße Licht schlug ihm ins Gesicht. Mehrfach hatte er bereits vergeblich darum gebeten, die Lampen in diesem Raum auszutauschen.
Immerhin war nun klar, dass die liebe Frau Stein gewitzter war, als er gedacht hatte. Jetzt verstand er, warum sie ausgerechnet heute bei ihnen aufgetaucht war, nachdem bekannt war, dass vom Rath tot war. Der deutsche Botschaftssekretär in Paris war dem Attentat eines polnischen Juden erlegen. Das würde Folgen für die deutschen Juden haben, auch für Frau Stein. Diese Frau war eine Plage, die ihn seit seiner Kindheit verfolgte. Nur zu gern hätte er sie der Obhut Hermanns und seiner Kameraden überlassen.
Es war schon fast sieben und Carlson Mailer noch immer nicht aufgetaucht. Das war einigermaßen sonderbar, denn die Zusammenkunft mit den Leuten von Daimler-Benz war wichtig für Carlson, der noch immer, zumindest offiziell, als Direktor der Firma fungierte. Faktisch führten sie beide das Unternehmen gemeinsam, aber Carlson war das letzte Wort vorbehalten. Er war etwa in Thomas’ Alter, ein hoch aufgeschossener Mann mit den Kieferknochen eines Raubtieres, der sein Haar kurz geschoren trug. In seinen schwarzen Augen lag notorische Langeweile, ein Ausdruck, der in Thomas immer den Wunsch weckte, ihn trotz allem für etwas zu interessieren. Vor allem aber ärgerte er sich über die Wertschätzung, die Carlson allgemein erfuhr, zumal er seinerseits anderen das Gefühl vermittelte, dass sie ihm nur seine Zeit stahlen. Carlson Mailer schlug verborgene Saiten in der Seele seiner Gesprächspartner an, löste in Menschen den Impuls aus, ihm zu gefallen, selbst wenn dies bar jeder geschäftlichen Vernunft war. Der Mann erfuhr Wertschätzung, ohne in seinem Leben auch nur eine einzige brillante Idee ersonnen zu haben, allein durch seinen Habitus.
Im Gegensatz zu Carlson war Thomas in großen Sprüngen aufgestiegen. Etwa ein Jahr nachdem er zu Milton gestoßen war, hatte er die Abteilung für »Deutsche Kaufpsychologie« geschaffen. Im Sommer 1929 war die Führungsebene von Milton zur ibero-amerikanischen Ausstellung nach Sevilla gereist, und er wurde ausgewählt, als Repräsentant der deutschen Niederlassung mitzufahren. Frau Günther, die nicht berücksichtigt wurde, war zutiefst beleidigt gewesen.