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Wer den Franz schon kennt, muss die erste Seite von dieser Geschichte nicht lesen. Die ist nur für die Kinder wichtig, die den Franz noch nicht kennen. Damit sie wissen, wie der Franz so ist.

Also: Der Franz geht in die zweite Klasse. Er ist ziemlich klein und gäbe viel drum, einen halben Kopf größer zu sein.

Er hat blonde Ringellocken, blaue Augen, eine Stupsnase und einen Herzkirschenmund. Richtig hübsch sieht er aus, aber ein bisschen wie ein Mädchen. Und das ärgert ihn!

Noch mehr ärgert ihn, dass seine Stimme piepsig wird, wenn er sich sehr aufregt.

Der Franz hat eine Mama, einen Papa und einen Bruder, den Josef. Der ist dreizehn Jahre alt. Einen Opa hat er nicht mehr. Nur eine Oma. Die lebt im Altersheim, ziemlich weit weg von der Hasengasse, wo der Franz wohnt. Aber der Franz ist ja schon groß genug, um ganz allein mit der Straßenbahn zu ihr zu fahren. Und das tut er auch oft. Die beste Freundin vom Franz ist die Gabi. Die wohnt neben ihm und ist so alt wie er. Der beste Freund vom Franz ist der Eberhard. Der geht mit ihm in dieselbe Klasse.

Der Papa vom Franz ist bei einer Versicherung angestellt. Er kümmert sich um Autos, die einen Unfall haben. Die Mama arbeitet in einer Bank. Sie kümmert sich um Leute, die einen Kredit haben wollen.

Am Nachmittag, wenn die Eltern noch bei der Arbeit sind, soll der Josef ein bisschen auf den Franz aufpassen. Aber der tut das nicht gern und ist oft eklig zum Franz. Und wenn er weggeht, will er den Franz nie mitnehmen. Nicht ins Schwimmbad. Nicht zu einem Freund. Immer sagt er: »Du bist mir nur ein Klotz am Bein!«

Das Mittagessen bekommt der Franz unter der Woche nebenan, bei der Gabi. Die Mutter von der Gabi ist den ganzen Tag daheim.

So, das wär’s! Mehr muss man vom Franz nicht wissen!

Worüber der Franz unzufrieden ist

Der Franz ist mit seiner Mama und mit seinem Papa fast immer zufrieden. Nur wenn es ums Fernsehen geht, muss er sich über die beiden ärgern. Weil sie Fernseh-Muffel sind! Kabel-Fernsehen oder eine Satelliten-Schüssel wollen sie nicht. Bloß drei Programme kann der Franz sehen. Oft beschwert er sich bei der Mama: »Alle Kinder haben Kabel.

Oder eine Satelliten-Schüssel. Zwanzig Programme können die sehen. Und ich bin dauernd der Blöde.«

Der Franz kommt sich wie »der Blöde« vor, weil die Kinder in der Schule immer von den Filmen reden, die sie im Fernsehen angeschaut haben. Und er kann dann nie mitreden. Und weil die Kinder sehr oft und sehr lang davon reden, kann er sehr oft nicht mitreden und muss sehr lang den Mund halten.

Der Eberhard hat ihn auch schon gefragt, ob seine Eltern so arm sind, dass sie sich keine Satelliten-Schüssel und keinen Kabel-Anschluss leisten können. Oder ob sie zu den Knackern gehören, die gegen das Fernsehen sind.

Der Franz mag nicht, dass man seine Eltern für arm hält. Oder für Knacker. Und den Mund halten, wenn andere reden, mag er auch nicht.

Vor zwei Wochen nun haben die Kinder wieder einmal über eine TV-Serie geredet. Über eine, wo ein Detektiv einen Hund als Partner hat. Und der ist so klug, dass er Verbrechen erschnüffelt.

Die einen Kinder haben die Serie toll gefunden. Die anderen Kinder haben gesagt, sie sei doch totaler Unsinn. Weil es so einen Hund nicht geben kann. Der Franz hat still dabeigesessen.

»Was meinst du?«, hat ihn der Alexander gefragt.