James Fenimore Cooper


Der Bravo

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Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-95923-139-8


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Einunddreißigstes Kapitel



Wieder rief der Morgen die Venezianer an ihr Tagewerk. Agenten der Polizei hatten geschäftig die Stimmung des Volkes bearbeitet, und sobald die Sonne über dem Meere emporstieg, fingen die Plätze an, sich zu füllen. Da fand sich der neugierige Bürger ein in Mantel und Mütze, da gafften verwundert barfüßige Arbeitsleute, da kam der vorsichtige, bärtige Hebräer in seinem weiten Rock, Edelleute zeigten sich in Masken und manche aufmerksame Fremde, von den Tausenden, die diese Stadt noch immer besuchten, obgleich der Glanz ihres Handels im Abnehmen war. Man erzählte einander, daß eine Handlung der vergeltenden Gerechtigkeit für die Ruhe der Stadt und die Sicherheit der Bürger gehandhabt werden sollte.

Die Dalmatier waren unfern des Meeres dergestalt aufmarschiert, daß sie die beiden Granitsäulen der Piazetta umgaben. Ihre ernsten soldatischen Gesichter waren nach ihnen, den afrikanischen Säulen, jenen wohlbekannten Grenzzeichen des Todes, zugekehrt. Einige grimmige Krieger von höherem Range durchschritten den Raum vor den Truppen, während sich ein dichtgedrängter Haufe hinter diesen anschloß. Aus besonderer Gunst hatte man über hundert Fischern vergönnt, sich innerhalb des bewaffneten Kreises aufzustellen, damit sie sehen sollten, wie ihr Stand gerächt würde. Zwischen den hohen Fußgestellen des heiligen Theodor und des Flügellöwen befanden sich Block und Axt, ein Tragekorb und Sägespäne, die damals üblichen Gerätschaften bei Hinrichtungen. Neben diesen stand der Scharfrichter.

Eine Bewegung in der Menge lenkte endlich jedes Auge nach dem Tore des Palastes. Ein Gemurmel erhob sich, die Menge wallte hin und her, und eine kleine Schar Sbirren wurde sichtbar. Ihr Schritt war schnell, wie der Gang des Geschicks. Die Reihe der Dalmatier öffnete sich zur Aufnahme dieser Handlanger des Schicksals und schloß sich wieder hinter ihnen, als verschlössen sie mit dem Verurteilten die Welt mit allen ihren Hoffnungen. Als sie bei dem Blocke zwischen den Säulen ankamen, teilten sich die Sbirren in Reihen und zogen sich ein wenig zurück, Jacopo blieb allein vor den Todeswerkzeugen mit seinem geistlichen Ratgeber, dem Karmeliter, der gaffenden Menge sichtbar.

Vater Anselmo war in der gewöhnlichen Ordenskleidung der Barfüßermönche. Die Kapuze des heiligen Mannes war zurückgeschlagen und zeigte den Umstehenden seine kasteiten Züge. Sein Gesicht war ein Bild verworrener Ungewißheit; oft blitzten Funken von Hoffnung fieberhaft darin auf. Während sich seine Lippen betend bewegten, schweifte sein Blick unwillkürlich von einem Fenster des Dogenpalastes zum andern. Er stellte sich indessen neben den Verurteilten hin und bekreuzigte sich dreimal mit innigem Eifer.

Jacopo stand in ruhiger Haltung vor dem Block. Sein Kopf war entblößt, seine Wange farblos, Hals und Nacken bis zu den Schultern unbedeckt, sein Oberleib war mit dem Hemd und sein übriger Körper nach Brauch der Gondolieri bekleidet. Er kniete nieder, das Gesicht dem Blocke zuwendend, und betete; dann stand er auf und überschaute die Menge mit Würde und Fassung. Während sein Auge über die Reihe menschlicher Gesichter langsam hinschweifte, überflog eine flüchtige Glut sein Antlitz; denn keines von allen verriet Gefühl für sein Leiden. Seine Brust hob sich, und die zunächst standen, bildeten sich ein, nunmehr verlasse den Unglücklichen seine Selbstbeherrschung. Aber so geschah es nicht. Er schauderte wohl zusammen, dann aber gewann er wieder die vorige Ruhe.

"Du hast dich vergeblich unter der Menge nach einem wohlwollenden Auge umgesehen!" sagte der Karmeliter, dem die konvulsivische Bewegung nicht entgangen war.

"Für einen Mörder hat hier keiner Mitleid."

"Denk an deinen Erlöser, Sohn. Er litt Schmach und Tod für ein Geschlecht, das seine Gottheit leugnete und seine Qual verhöhnte."

Jacopo bekreuzigte sich und beugte ehrfurchtsvoll sein Haupt.

"Hast du noch mehr zu beten, Vater?" fragte der Oberste der Sbirren, dem die Aufsicht über die ganze Handlung übertragen war. "Obgleich die erlauchten Räte unerschütterlich sind in der Gerechtigkeit, so haben sie doch mit den Seelen der Sünder Erbarmen."

"Hast du auch bestimmte Befehle?" fragte der Mönch, indem er ungewiß sein Auge wiederum auf die Fenster des Palastes heftete. "Ist es gewiß, daß der Gefangene sterben muß?"

Der Offizier lächelte über die Einfalt der Frage. Mit der Fühllosigkeit eines Mannes, der zu vertraut ist mit menschlichen Leiden, um Mitleid zu haben, fügte er hinzu: "Es ist das Schicksal aller Menschen, ehrwürdiger Mönch, und namentlich derer, über die das Gericht des heiligen Markus ergangen ist. Es wäre besser, Euer Beichtling dächt an seine Seele."

"Du hast doch auch gewiß besonderen und ausdrücklichen Befehl? Man hat dir doch die Zeit zur Vollführung des blutigen Werkes genau bestimmt?"

"Jawohl, heiliger Karmeliter. Die Zeit wird nicht langsam sein, und Ihr tätet gut, sie Euch zunutze zu machen, wofern Ihr nicht schon mit dem Seelenzustand des Gefangenen zufrieden seid."

So sprechend, warf der Offizier einen Blick auf die Sonnenuhr des Platzes und ging kaltblütig fort, den Priester und den Gefangenen zwischen den Säulen wieder allein lassend. Der erstere von diesen konnte offenbar noch immer nicht an die wirkliche Vollstreckung des Urteils glauben.

"Hast du Hoffnung, Jacopo?" fragte er.

"Karmeliter, auf meinen Gott!"

"Sie können dies Unrecht nicht begehen! Ich war des Antonio Beichtiger, ich war Zeuge von seinem Tode, und das weiß der Fürst!"

"Was ist ein Fürst und seine Gerechtigkeit, wo die Selbstsucht einiger weniger regiert. Vater, du bist ein Neuling im Dienste des Senats."

"Ich vermesse mich freilich nicht, vorauszusetzen, daß Gott die Verüber dieser Tat niederdonnern wird, denn die Geheimnisse seiner Weisheit sind unerforschlich. Dies Leben und alles, was diese Welt bieten kann, ist nur ein Punkt vor seinem allumfassenden Auge, und was uns als Übel erscheint, mag des Guten voll sein. Hast du Glauben an deinen Erlöser, Jacopo?"

Der Gefangene legte seine Hand auf das Herz und lächelte mit der stillen Zuversicht, die nur denen innewohnt, die solchen Trost haben.

"Wir wollen noch einmal beten, Sohn!"

Der Karmeliter und Jacopo knieten nebeneinander, und der letztere beugte seinen Kopf dem Blocke zu, während der Mönch schließlich die göttliche Gnade für ihn erflehte. Der Karmeliter stand auf, als der andere noch betend dalag. Der Mönch war so voll von heiligen Gedanken, daß er, seines früheren Wunsches vergessend, jetzt fast mit Zufriedenheit daran dachte, wie der Gefangene nunmehr in den Genuß der Seligkeit eingehen sollte, deren Hoffnung ihn selbst so freudig erhob. Der Offizier und der Scharfrichter traten näher; ersterer stieß Vater Anselmo an und deutete auf die entfernte Uhr.

"Der Augenblick ist da", sprach er, mehr aus Gewohnheit als aus Schonung für den Gefangenen flüsternd.

Instinktmäßig wendete der Karmeliter sein Auge nach dem Palaste, in der plötzlichen Aufregung nur seines Begriffs von irdischer Gerechtigkeit eingedenk. Es zeigten sich Gestalten an den Fenstern, und er bildete sich ein, es sollte ein Signal gegeben werden, um den entscheidenden Schlag zu hemmen.

"Halt!" rief er. "Um die Liebe der Heiligen Jungfrau, hemmet Eure Hast!"

Sein Ausruf wurde von einer durchdringenden Weiberstimme wiederholt, und in demselben Augenblicke durchbrach Gelsomina, trotz aller Bemühung, sie zurückzuhalten, die Reihe der Dalmatier und erreichte die Gruppe zwischen den Granitsäulen. Erstaunen und Neugier ergriff die Menge, und ein dumpfes Gemurmel durchlief den Platz.

"Es ist eine Wahnsinnige!" schrie einer.

"Ein Opfer seiner Kunstgriffe", sagte ein anderer, denn wenn jemand im Rufe eines besonderen Lasters steht, unterläßt die Welt gewöhnlich nicht, ihm alle übrigen gleichfalls beizumessen.

Gelsomina ergriff Jacopos Bande und machte wahnsinnige Anstrengungen, seine Arme zu befreien.

"Ich hoffte, du würdest dir diesen Anblick sparen, arme Gessina", sagte der Verurteilte.

"Sei nicht besorgt", erwiderte sie atemlos. "Es ist nur Neckerei, es ist nur eine List von ihnen, um zu berücken, aber sie können nicht, nein, sie dürfen kein Haar von deinem Haupte krümmen, Carlo!"

"Teuerste Gelsomina!"

"Nein, halte mich nicht. Ich will mit den Bürgern sprechen, und du wirst sehen, ich kann gut mit ihnen sprechen und ihnen dreist die Wahrheit bekanntmachen. Mir fehlt nur der Atem."

"Geliebte! Du hast eine Mutter, einen Vater, denen deine Zärtlichkeit gehört. Deine kindliche Pflicht gegen sie wird dich beglücken."

"Jetzt kann ich sprechen, und du sollst sehen, wie ich deinen Namen rechtfertigen will."

Sie riß sich aus den Armen des Geliebten, der sie seiner Bande ungeachtet fest umschlungen hielt. Es wurde ihm schwerer, ihre zarte Gestalt aus seinen Armen zu lassen, als vom Leben zu scheiden. Jetzt schien der Kampf in Jacopos Seele vorüber. Geduldig legte er sein Haupt auf den Block, vor dem er kniete, und seine gefalteten Hände ließen vermuten, daß er für sie betete, die ihn eben verlassen hatte. Gelsomina aber, mit beiden Händen ihr Haar von der blendend reinen Stirn nach den Seiten streichend, trat zu den Fischern, die sie an den roten Mützen und nackten Beinen erkannte. Sie lächelte, wie man sich denken kann, daß Selige lächeln in ihrer Liebe.

"Venezianer", sagte sie, "ich kann euch nicht tadeln. Ihr seid hier, um Zeugen zu sein vom Tode eines Mannes, der nach eurer Meinung nicht zu leben verdient."

"Dessen, der den alten Antonio gemordet hat", murmelte es durch den Haufen.

"Ja, des Mörders dieses alten, herrlichen Mannes. Aber wenn ihr erfahrt, daß ihr den für einen Mörder haltet, der ein frommer Sohn gewesen ist, ein treuer Diener der Republik, ein gewandter Gondoliere, ein aufrichtiges Gemüt, so werdet ihr nach Gerechtigkeit Verlangen tragen."

Ein allgemeines Murren übertönte ihre Stimme, die schon so zitternd und leise war, daß man nur bei der größten Stille ihre Worte vernehmen konnte. Der Karmeliter war an ihre Seite getreten und bat durch ein Zeichen angelegentlich um Stille.

"Höret sie, Männer der Lagunen", sagte er, "sie spricht heilige Wahrheit."

"Dieser ehrwürdige, fromme Mönch und der Himmel sind meine Zeugen. Wenn ihr Carlo besser kennen und seine Geschichte gehört haben werdet, dann werdet ihr von selbst schreien, daß man ihn losgebe. Ich sage euch dies, damit ihr, wenn der Doge dort am Fenster das Zeichen der Begnadigung gibt, nicht ärgerlich werdet und glaubt, euerm Stande geschehe Unrecht. Der arme Carlo ..."

"Das Mädchen rast!" unterbrachen sie die mürrischen Fischer.

Gelsomina lächelte in der Sicherheit ihrer Unschuld und fuhr fort, sobald sie wieder zu Atem kam, doch die heftige Aufregung störte noch ihre Rede.

"Der arme Carlo ..."

"Ha! Ein Zeichen vom Palast!" rief der Karmeliter laut und streckte beide Arme dorthin aus, als wollte er ein Gnadengeschenk hinnehmen. In demselben Augenblick tönten die Trompeten, und von neuem wallte die Menge durcheinander. Gelsomina stieß ein Freudengeschrei aus und wandte sich schnell, um sich an die Brust des Geretteten zu werfen, da blitzte die Axt vor ihren Augen nieder, und Jacopos Kopf rollte auf dem Pflaster dahin, als suchte er sie. Eine allgemeine Bewegung unter der Menge verriet, daß alles vorbei sei.

Die Dalmatier schwenkten in Kolonnen. Die Sbirren drängten das Volk beiseite, um heimzugelangen; Wasser aus der Bucht wurde auf die Fliesen gegossen, die blutigen Sägespäne wurden zusammengerafft, und Kopf und Rumpf, Block, Tragekorb, Beil und Scharfrichter verschwanden. Der Haufe des Volkes ging um den verhängnisvollen Fleck herum.

Während dieses fürchterlichen Augenblicks standen Vater Anselmo und Gelsomina regungslos. Alles war vorüber, und noch schien der ganze Vorfall Täuschung.

"Schafft diese Verrückte fort!" sagte ein Polizeibeamter und deutete auf Gelsomina. Man gehorchte ihm mit venezianischer Bereitwilligkeit. Der Karmeliter atmete kaum. Er starrte die bewegliche Menge, er starrte die Fenster des Palastes und starrte die Sonne an, die so herrlich am Himmel strahlte.

"Du bist verloren in dieser Menge", sprach eine Stimme neben ihm leise. "Ehrwürdiger Karmeliter, du wirst wohltun, mir zu folgen."

Der Mönch war zu tief gebeugt, um sich zu besinnen. Sein Führer brachte ihn durch manche verborgene Straße bis zu einem Kai, wo er sogleich eine Gondel bestieg, die nach dem Festlande fuhr. Ehe die Sonne im Mittage stand, war der in Gedanken versunkene, zitternde Mönch auf dem Wege nach dem Kirchenstaate und in kurzem im Schlosse Sant' Agata wohnhaft.

Zur gewöhnlichen Stunde ging die Sonne hinter den Tiroler Bergen unter, und der Mond kam über den Lido herauf. Die engen Straßen Venedigs ergossen ihre Tausende wiederum auf die Plätze. Das sanfte Licht streifte die seltsame Architektur und den schwindlig hohen Turm und warf einen betrüglichen Glanz auf die Inselstadt.

Die Portikus erglänzten vom Scheine der Lampen. Die Fröhlichen lachten, die Unbekümmerten tändelten, die Maskierten verfolgten ihre versteckten Zwecke; die Balladensänger und Spaßmacher übten ihre Streiche, und Unzählige gaben sich dem leeren Ergötzen hin, wie es gedankenlose, müßige Leute lieben. Jeder lebte für sich, und die Staatsmaschine Venedigs behielt nach wie vor ihren lastenvollen Gang, der durch das verwegene Trugspiel, das er mit heiligen Grundsätzen trieb, die in der Wahrheit und im natürlichen Rechte ihre Wurzel haben, Regierer und Regierte entwürdigte und endlich ins Verderben stürzte.

 

 

Inhalt




Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

 

 

 

Erstes Kapitel



Die Sonne war hinter den Tiroler Alpen verschwunden, und schon begann der Mond über die niedere Fläche des Lido aufzusteigen. Gleich einem Strome, der sich durch einen engen Kanal in ein geräumiges, schäumendes Becken ergießt, zwängten sich aus den schmalen Gassen Venedigs Hunderte von Fußgängern hervor nach dem St. Markusplatze. Stolze Cavalieri und gravitätische Cittadini, dalmatische Krieger und venezianische Matrosen, ehrsame Bürgerfrauen und Damen von feineren Sitten, Juwelenhändler vom Rialto und Kaufleute aus der Levante, Jude, Türke, Christ, Reisender, Abenteurer, Podesta, Kammerdiener, Advokat und Gondoliere, alle zogen nach dem einen gemeinschaftlichen Mittelpunkte der Erholung. Der geschäftige und der nachlässige Blick, der gemessene Schritt und das prüfende Auge, Scherz und Gelächter, der Cantatrice Lied und die Melodie der Flöte, die drolligen Gebärden eines Lustigmachers und das tragische Zürnen des Improvisators, das gezwungene melancholische Lächeln des Harfners und das Geschrei der Wasserverkäufer, Mönchskapuzen, Federbüsche, dies Durcheinandergesumme, dieses mannigfache Hin- und Her-Gedränge, verbunden mit den unbeweglicheren Gegenständen des Ortes, machte den Auftritt zu dem eigentümlichsten, den man finden konnte.

Auf der Grenzlinie liegend, die das westliche Europa von dem östlichen scheidet, und mit dem letzteren in ununterbrochenem Verkehr, besaß Venedig eine größere Mischung der Charaktere und der Kostüme als irgendeiner der zahlreichen Häfen dieser Gegend. Zur genannten Stunde waren die Kaffeehäuser und Kasinos in den die drei Seiten der länglich viereckigen, großen Piazza umgebenden Portikos mit Gesellschaft schon überfüllt, und das Menschengewimmel auf dem freien Platze selbst ward daher zusehends größer.

Tausende von Fackeln und Lampen erleuchteten die Arkaden mit hellem Glänze, während die Prokurazien, eine Flucht von großartigen Gebäuden, der massive Palast des Dogen, die Kirche, eine der ältesten in der ganzen Christenheit, die Granitsäulen der Piazetta, die Siegesmasten des großen Platzes und der schwindelerregend hohe Campanile in dem milderen Mondesstrahle schlummerten.

Der geräumigen Fläche des großen Platzes die Vorderseite zukehrend, standen die groteske und ehrwürdige Kathedrale des San Marco und die übrigen Monumente des Platzes als ein Denkmal von der alten Herrlichkeit und Größe der Republik.

Neben diesem Bau tat sich manch andere bemerkenswerte Zier des Platzes hervor. Der Fuß des Campanile lag tief im Schatten, während die Ostseite des grauen Gipfels wohl hundert Fuß abwärts vom vollen Mondlichte beglänzt war. Am andern Ende des kleinen Platzes, nahe der Seeküste, erhoben sich auf ihren Säulen von afrikanischem Granit hier der geflügelte Löwe des Markus, dort Theodor, der Schutzheilige der Stadt, sich gegen den azurnen Hintergrund deutlich abhebend.

Am Fuße der Markussäule stand ein Mann, der in die belebte und auffallende Szene vor seinen Augen, wie es schien, mit der achtlosen Gleichgültigkeit der Gewohnheit schaute. Die Menge, zum Teil maskiert, zum Teil nicht vermeidend, daß man sie kenne, war den Damm entlang in die Piazetta geströmt, um den Hauptplatz zu erreichen, während jener Mann kaum einen Blick seitwärts warf. Er stand wie jemand, der gewohnt ist, mit Geduld und Gehorsam dem Vergnügen anderer zu dienen und auf den Wink seines Herrn zu warten, ehe er sich vom Fleck rührte. Eine seidene Jacke mit Blumen in glänzenden Farben durchwirkt, der umgelegte Scharlachkragen und die vorn mit einem Wappen gestickte Samtmütze verrieten einen Gondoliere in Privatdiensten.

Überdrüssig der Possen einer etwas entfernten Gauklerbande, wandte er sich dem leichten Lüftchen zu, das aus dem Wasser aufstieg, als plötzlich die Freude des Wiedererkennens durch seine Züge leuchtete, und im Augenblick hatte er seinen Arm in den eines schwarzbraunen Seemannes eingehängt, der die lose Kleidung und die phrygische Mütze seines Standes trug.

"Du bist's, Stefano! Sagten sie doch, du wärst den verdammten Barbaren in die Klauen geraten und pflanztest Blumen für einen Ungläubigen mit deinen Händen und begössest sie mit deinen Tränen."

Mit derber Vertraulichkeit erwiderte der Seemann: "'La bella Sorrentina' ist keine Dirne, die Siesta hielte mit einem tunesischen Kaper, der sie umschwärmt. Wärst du je übern Lido rausgekommen, so wüßtest du, daß es was anderes ist, Jagd zu machen auf die Feluke, und was anders, sie zu fangen."

"Danke San Teodoro für die Rettung!"

Der Seemann warf einen halb komischen, halb ernsten Blick hinauf zum Bilde des Schutzpatrons und sagte dann: "Die Flügel deines Löwen hätten wir besser brauchen können als die Gunst deines Heiligen. Ich versteige mich mit Bitten um Beistand nicht weiter nördlich als zum heiligen Januarius, und wenn ein Orkan losheulte."

"Desto schlimmer für dich, caro, denn der gute Bischof versteht sich wohl drauf, die Lava zu hemmen, aber nicht, die Winde zu stillen. Aber war denn wirklich Gefahr, die Feluke und ihre brave Mannschaft an die Türken zu verlieren?"

"Ja, wahrhaftig, es schwärmte ein Tuneser zwischen Stromboli und Sizilien, aber leichter hätt er die Wolke überm Vulkan gehascht als die Feluke im Schirokko! Aber wie steht's in Venedig? Und du, was tust du derzeit in den Kanälen, um die Blumen auf deiner Jacke frisch zu halten?" "Heut wie gestern und morgen wie heute. Ich rudere die Gondel vom Rialto zur Giudecca, vom San Giorgio zum San Marco, vom San Marco zum Lido und vom Lido nach Hause. Auf dem Wege gibt's keine tunesischen Kaper."

"Aber ist nichts los in der Republik?"

"Nichts von Bedeutung, das ich wüßte, außer dem Unglück, das dem Pietro begegnet ist. Du erinnerst dich noch des Petrillo? Der einst mit dir nach Dalmatien kreuzte als Superkargo, weil er just in Verdacht war, dem jungen Franken geholfen zu haben, der mit einer Senatorstochter durchging."

"Ob ich noch denk an die letzte Hungersnot? Der Spitzbube tat nichts als Makkaroni fressen und den Lacrimae Christi schlürfen, den der dalmatische Graf an Bord hatte."

"Poverino! Seine Gondel ward von einem Ankonaschiff niedergerannt. Das ging drüber weg wie ein Senator, der eine Fliege zertritt."

"Klein Fisch muß nicht in tief Wasser!"

"Der ehrliche Kerl fuhr über die Giudecca mit einem Fremden, der sein Gebet im Redentore verrichten wollte. Da schoß ihm die Brigg in den Baldachin und schlug die Gondel in Stücke, als war's 'ne Wasserblase gewesen, die der Buzentaur zurückläßt."

"Der Padrone hätt so großmütig sein sollen, über Pietros Dummheit nicht zu klagen, da der ja seine Strafe ohnehin hatte."

"Madre di dio! Der Padrone ging zur Stund in See, oder er wäre Futter für die Fische in den Lagunen geworden! Da ist kein Gondoliere in ganz Venedig, der nicht den Schimpf im Herzen fühlte. Wir wissen uns so gut Recht zu schaffen als unsere Herren."

"Ei nu, eine Gondel ist so gut sterblich wie 'ne Feluke, und jedes hat seine Zeit. Besser, am Stoß einer Brigg sterben, als in die Klauen eines Türken fallen! Was macht dein junger Herr, Gino? Ist's zu hoffen, daß er seine Ansprüche beim Senat durchsetzt?"

"Morgens kühlt er sich in der Giudecca ab, und willst du wissen, was er abends macht, sieh dich nur um unter den Edeln im Broglio."

Indem er sprach, warf der Gondoliere einen Blick seitwärts auf eine Gruppe Patrizier, die unter den schattigen Arkaden am Palast des Dogen umherwandelten, einem Ort, der zu gewissen Zeiten nur den Bevorrechteten verstattet war.

"Mir ist nicht unbekannt, daß die Edeln von Venedig zur Abendzeit die niedrige Kolonnade da zu besuchen pflegen, aber daß sie sich in der Giudecca baden, hab ich mein Lebtag nicht gehört."

"Wir waren eben in der Näh, als das Ankonaschiff das Kunststück machte. Während Giorgio und ich vor Wut schäumten über die Tölpelei des Fremden, sprang mein junger Herr, der, was Gondelfahren anlangt, nicht viel Kenntnis hat, ins Wasser und rettete die junge Dame, damit es ihr nicht wie ihrem Onkel erginge."

"Diavolo! Du hast mir noch keine Silbe gesagt von einer jungen Dame und dem Tod ihres Onkels."

"Ach, du hattest deinen Tunesen im Kopf und hast's vergessen. Ich muß dir ja doch gesagt haben, wie nah die schöne Signora dran war, das Schicksal der Gondel zu teilen, und wie der Padrone den Tod des römischen Marchese auch auf seiner Seele hat."

"Santo Padre! Daß ein Christ den Tod eines gehetzten Hundes sterben soll durch die Unachtsamkeit eines Gondoliere!"

"Es mag ein Glück für den von Ankona gewesen sein, daß es so kam, denn der Römer, sagen sie, war ein Mann von Bedeutung, daß er allenfalls hätte auch einen Senator über die Seufzerbrücke spedieren können."

"Hol der Teufel alle unachtsamen Schiffsleute, sag ich! Was ist aus dem linkischen Schurken geworden?"

"Ich sag dir, er machte, daß er aus dem Lido kam, oder ..."

"Pietrillo?"

"Den holte Giorgio mit der Ruderstange herauf, denn wir waren alle beide hinterher, die Kissen und andere Sachen von Wert aufzufischen."

"Konntest du für den armen Römer gar nichts tun?"

"Für den Fremden konnten wir nichts tun als beten zu San Teodoro, denn er ist nicht wieder aufgestanden. Aber was hat dich hergebracht nach Venedig, caro mio?"

Der Kalabrese legte einen Finger auf die eine Backe und zog damit die Haut nach unten, so daß sein dunkles, schelmisches Auge ein possenhaftes Aussehen bekam.

"Schau doch, Gino, fordert nicht dein Herr manchmal seine Gondel zwischen Sonnenuntergang und Morgen?"

"Ein Eul' ist nicht wachsamer, als er in letzter Zeit war. Dieser mein Kopf lag auf keinem Kissen, ehe die Sonne über den Lido raufkam, nun schon seit der Schnee schmolz von Monselice."

"He? Und wenn die Sonne des Angesichts deines Herrn unter ist in seinem Palaste, dann läufst du zur Rialtobrücke, zu den Juwelieren und Fleischern, und posaunst aus, was er die Nacht durch getan hat?"

"Diamine ! Das war die letzte Nacht meines Dienstes beim Herzog von Sant' Agata, wäre meine Zunge so schlüpfrig! Der Gondoliere und der Beichtiger, das sind die beiden Geheimräte eines Edeln, Meister Stefano, 's ist nur der kleine Unterschied, daß der letztere bloß weiß, was ihm der Sünder enthüllen will, der erstere aber weiß manchmal mehr. Da kann ich was Besseres tun, als mit meines Herrn Geheimnissen in den Straßen umherzulaufen!"

"Und ich bin auch klüger, als daß ich jeden Trödler von San Marco sollt in meinen Frachtbrief gucken lassen!"

"He, alter Freund, 's ist bei alledem ein Unterschied zwischen unser beider Geschäft. Ein Padrone von einer Feluke kann sich billigerweise nicht messen mit dem so überaus vertrauten Gondoliere eines neapolitanischen Herzogs, der Anwartschaft hat auf einen Sitz im Rate der Dreihundert."

"Just der Unterschied zwischen still Wasser und rauhem. Du kräuselst die Oberfläche eines Kanals mit deinem schläfrigen Ruder. Ich aber, ich streiche übers Adriatische Gewässer, vor einem Schirokko her, der heiß genug ist, meine Makkaroni zu kochen und die See schäumen zu machen."

"St!" unterbrach ihn plötzlich der Gondoliere, der sich mit italienischem Humor, doch ohne wirklichen Eifer in den Rangstreit eingelassen hatte. "St! Da kommt einer, der sonst glauben möchte, wir bedürften seiner Faust, um den Streit zu schlichten. Eccolo"

Der Kalabrese trat einen Schritt zurück und betrachtete schweigend und mit düsterm, gespanntem Blick den Vorübergehenden, der diese schnelle Bemerkung veranlaßt hatte. Der Fremde ging langsam vorbei, ein Mann, noch nicht dreißig Jahre alt, obwohl der ruhige Ernst seiner Züge ein vorgerückteres Alter vermuten ließ. In seinen Wangen war kein Blutstropfen, aber mehr geistige Leiden als körperliche schienen sie gebleicht zu haben. Gesundheit verriet sonst der starke, muskulöse Bau seines Körpers, der, gewandt und geschmeidig, doch alle Zeichen der Kraft an sich trug. Sein Schritt war sicher, fest und gleichförmig; er hielt sich aufrecht und leicht. In seinen Mienen konnte dem Beobachter ein hervorstechender Zug von Selbstbeherrschung kaum entgehen. Seine Bekleidung aber gehörte dem niederen Stande an. Ein Wams von geringem Samt, eine dunkle Monteromütze, dergleichen in den südlichen Gegenden Europas damals gebräuchlich war, und andere Kleidungsstücke ähnlicher Art machten seinen Anzug aus. Sein Blick war eher schwermütig als finster, und dessen Festigkeit stimmte gut zu der ruhigen Haltung des ganzen Körpers. Die Gesichtszüge waren kühn und wohl edel zu nennen, und aus diesen auffallenden Zügen hervor blitzte ein Auge voll Feuer, Klugheit und Leidenschaft. Indem der Fremde vorüberging, streiften seine glänzenden Augen den Gondoliere und dessen Gefährten, aber dieser Blick, obgleich durchdringend, war doch anteillos, einer von jenen Streifblicken, die Menschen, die zu Mißtrauen Ursache haben, in die Menge zu werfen pflegen. Derselbe Blick traf jeden Nächsten, der entgegenkam, und ehe sich die feste, gehaltene Gestalt im Gedränge verlor, hatte das unstete Auge mit seinem schnellen, blitzenden Strahl wohl zwanzig andere berührt.

Der Gondoliere und der Seemann schwiegen still, bis sie den Fremden, dem sie starr nachsahen, gänzlich aus den Augen verloren hatten. Dann stieß der erstere eintönig und mit tiefem Atemzuge hervor: "Jacopo!"

Sein Kamerad hob drei Finger auf, verstohlen auf den Palast des Dogen deutend: "Lassen sie den so frei umherlaufen, selbst in San Marco?" fragte er mit unverstelltem Erstaunen.

"'s ist nicht leicht, caro amico, Wasser stromauf treiben oder den Strom, wo er hinabstürzt, hemmen. Die meisten Senatoren, sagt man, würden lieber ihre Aussicht auf die gehörnte Mütze fahrenlassen als diesen Jacopo! Er kennt mehr Familiengeheimnisse als der gute Prior von San Marco, und doch sitzt der arme Mann die Hälfte seiner Zeit im Beichtstuhl."

"Aha, sie haben Furcht, ihm ein eisern Wams anzulegen, damit nicht Geheimnisse ungeschickt ausgepreßt werden."

"Corpo di Bacco! 's war wenig Frieden in Venedig, wenn sich's der Rat der Drei einfallen ließ, die Zunge jenes Mannes so plump frei zu machen."

"Man sagt aber, Gino, daß der Rat der Drei eine Manier hat, die Fische der Lagunen zu füttern, die den Verdacht auf irgendein so unglückliches Ankonaschiff werfen könnte, wenn man je den Leichnam fände."

"He, du brauchst das nicht so laut zu schreien, wenn sich's auch so verhält. Wahrhaftig, es gibt wenig Geschäftsleute, denen man mehr Kundschaft zutraut als dem, der eben nach der Piazetta ging."

"So, für zwei Zechinen!" setzte der Kalabrese mit einer erläuternden Gebärde hinzu.

"Santa Madonna! Du vergissest, Stefano, daß der Beichtvater keine Mühe hat, wenn dieser einen expediert. Von seiner Faust hast du den Stoß nicht einen Deut wohlfeiler als hundert Zechinen. Deine Sorte für zwei Zechinen läßt ja einem Manne Zeit, Geschichten zu erzählen oder gar seinen Segen zu beten während der halben Arbeit."

"Jacopo!" rief der andere mit einem Nachdruck, der all seinen Abscheu und sein Entsetzen gleichsam in einen Laut zu fassen schien.

Der Gondoliere zuckte die Achseln.

"Stefano Milano", sagte er nach einer Pause, "es gibt Dinge in Venedig, die ein Mann, der seine Makkaroni in Frieden essen will, wohltut, zu vergessen. Mag dein Geschäft hier sein, was es wollte, du kommst gelegen, dem Wettfahren beizuwohnen, das der Staat selber morgen gibt."

"Wirst du beim Rennen dabeisein?"

"Georgio oder ich, unterm Schutz des heiligen Theodor. Der Preis ist eine silberne Gondel für den, der durch Glück oder Geschicklichkeit den Sieg davonträgt."

"Gino!" sagte eine befehlende Stimme neben dem Gondoliere.

"Signore."

Der Mann, der das Gespräch unterbrochen hatte, deutete auf das Boot, ohne weiter ein Wort zu sagen.

"A rivederti", murmelte der Gondoliere in Hast. Sein Kamerad drückte ihm ganz freundschaftlich die Hand, denn eigentlich waren sie geborene Landsleute, obgleich das wandelbare Schicksal den einen in die Kanäle geführt hatte und im nächsten Augenblick ordnete Gino die Kissen für seinen Herrn, nachdem er zuvor seinen ihm unterstellten Rudergesellen aus tiefem Schlaf geweckt hatte.

Zweites Kapitel



Als Don Camillo Monforte in die Gondel getreten war, setzte er sich nicht in die Kajüte. Einen Arm auf das Dach des Baldachins gelehnt, den Mantel nachlässig über eine Schulter geworfen, stand der junge Edle in Gedanken vertieft, bis seine geschickten Dienstleute das Fahrzeug mitten aus der kleinen Flotte, die sich am Kai drängte, losgewirrt und ins offene Wasser gebracht hatten. Nach diesem ersten Geschäft griff Gino an seine Scharlachmütze und sah seinen Herrn fragend an, des Befehls gewärtig, nach welcher Richtung er rudern solle. Eine stillschweigende Bewegung, die auf den Canale Grande deutete, diente zur Antwort.

"Du setzest eine Ehre darin, Gino, deine Geschicklichkeit in der Regatta zu zeigen?" bemerkte Don Camillo nach einer kleinen Weile. "Dies Streben verdient durch Erfolg belohnt zu werden. Du sprachst da mit einem Fremden, als ich dich zur Gondel rief?"

"Ich erkundigte mich, was es auf unseren kalabrischen Höhen Neues gäbe, bei einem, der mit seiner Feluke in den Hafen kam, obgleich er beim heiligen Januarius geschworen hatte, daß seine vorige unglückliche Reise hierher die letzte sein sollte."

"Wie nennt er seine Feluke, und wie heißt der Padrone?"

"Das Schiff heißt 'La bella Sorrentina' und wird von einem gewissen Stefano Milano, dem Sohn eines alten Dieners auf Sant' Agata, kommandiert. Was die Schnelligkeit anbetrifft, ist das Schiff keins der schlechtesten und gilt auch für ziemlich schön."

Der Edle schien jetzt dem Gespräch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, da er es bisher in dem gleichgültigen Tone geführt hatte, mit dem ein herablassender Vorgesetzter seinen Untergebenen zu ermuntern pflegt.

"'La bella Sorrentina'. Sollte ich nicht das Fahrzeug kennen?"

"Ei freilich, Signore! Der Padrone hat Verwandte zu Sant' Agata, wie ich Ew. Exzellenz berichtet habe, und sein Schiff hat manch frostigen Winter beim Schlosse auf dem Strand gelegen."

"Was führt ihn nach Venedig?" "Wenn ich das erfahren könnt, ich gab meine neueste Livreejacke drum. Es ist gerade meine Sach nicht, mich um anderer Leute Tun zu kümmern, und freilich wohl ist Bescheidenheit die Haupttugend eines Gondoliere. Indes ich brachte so 'nen geheimen Wink über sein Gewerb hier an, wie alte Nachbarn wohl mögen, da war der Mensch aber so zurückhaltend, als hätt er die Beichten von fünfzig Christenseelen in Fracht genommen. Aber wenn's Ew. Exzellenz gelegen ist, mir Vollmacht zu geben, ihn auszufragen, so müßt's ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht so mit dem Respekt vor Ew. Exzellenz und mit guter Manier etwas mehr von ihm herausbrächten als einen falschen Frachtzettel?"

"Du magst unter meinen Gondeln eine zur Regatta auswählen, Gino!" bemerkte der Herzog von Sant' Agata und trat in die Kajüte, wo er sich auf die glatten, schwarzledernen Kissen warf, ohne weiter auf das Geschwätz seines Dieners zu achten.

Geräuschlos flog die Gondel dahin in jener gespenstischen Weise, die dieser Art von Fahrzeugen eigen ist. Gino, der, als der Vorgesetzte seines Gehilfen auf dem kleinen, geschweiften Verdeck des Hinterteils stand, bewegte sein Ruder mit gewohnter Behendigkeit und Geschicklichkeit, indem er das leichte Boot bald zur Rechten, bald zur Linken schwenken ließ, während es zwischen den zahllosen entgegenkommenden Barken von allerlei Form und Bestimmung hindurchglitt. Ein Palast nach dem andern und mancher von den Hauptkanälen, die nach den verschiedenen Schauspielhäusern und den übrigen Vergnügungsorten führten, die sein Herr zu besuchen pflegte, blieben dahinten, ohne daß Don Camillo eine neue Anweisung gab. Endlich befand sich das Boot einem Hause gegenüber, das mehr als gewöhnliche Erwartung zu erregen schien. Giorgio führte sein Ruder nur mit einer Hand und sah über seine Schulter nach Gino, und dieser ließ das seinige gemächlich auf dem Wasser schleppen. Beide schienen weiteren Befehl zu erwarten, nach Art jener mechanischen Übereinstimmung mit der Gewohnheit des Gebieters, die ein lang gebrauchtes Pferd in der Nähe einer Tür zu zeigen pflegt, die sein Herr selten unbesucht läßt.

Das Gebäude, das die Gondolieri so zögern machte, war eine von den Wohnungen Venedigs, die durch äußere reiche Verzierung ebenso sehr auffallen als durch ihre seltsame Lage mitten im Wasser. Ein plumper, massiver Sockel von Marmor wurzelte so fest in der Flut, als wüchse er aus lebendigem Felsen, während Stockwerk auf Stockwerk merklich aufgesetzt war, in mutwilliger Anwendung der eigensinnigsten Regeln einer ausschweifenden Architektur, sich bis zu einer Höhe hinauftürmend, wie man sonst nur an Palästen der Fürsten zu sehen gewohnt ist. Kolonnaden, Medaillons und massive Karniese schwebten über dem Kanal, als hätte menschliche Kunst einen Stolz darein gesetzt, in der schweren Fülle des oberen Baues das unstete Element an seinem Fuße zu höhnen. Eine Reihe Stufen, an die jede leichte, von der vorüberfahrenden Barke erregte Wallung eine Welle antrieb, führte zu einem geräumigen Hausflur, der in verschiedener Beziehung die Dienste eines Hofraums tat. Zwei bis drei unbemannte Gondeln, die dicht dabei lagen, zeigten, daß sie für den Gebrauch der Hausbewohner da waren.

"Wohin belieben Ew. Exzellenz?" fragte Gino, als er merkte, daß sein Zögern keinen weiteren Auftrag bewirkte.

"Nach dem Palazzo!"

Giorgio warf einen Blick der Verwunderung auf seinen Kameraden, jedoch die folgsame Gondel schoß, wie auf plötzlichen inneren Antrieb, an der düsteren, aber reichen Wohnung vorüber. Einen Augenblick darauf drehte sie sich seitwärts, und an dem hohlen Rauschen, wie es Wasser zwischen hohen Mauern erzeugt, war zu merken, daß man in einen engeren Kanal einfuhr. Mit verkürzten Rudern ließen die Leute das Boot nach vorwärts gehen, jetzt in einen neuen Kanal kurz einbiegend, jetzt unter einer niedrigen Brücke hinschlüpfend, jetzt das bei Bootsleuten des Landes übliche helle, aber wohlklingende "già è" ausstoßend, das den Entgegenschiffenden zur Warnung dient. Bald jedoch wandte Gino mit einer Rückbewegung des Ruders den Bord des gehemmten Fahrzeugs einer kleinen Treppe zu.

"Folge mir", sagte Don Camillo, indem er seinen Fuß mit gewohnter Vorsicht auf die nassen Steine setzte, und legte eine Hand auf Ginos Schulter. "Ich habe einen Auftrag für dich."

Weder der Hausflur noch der Eingang und was sonst von der Wohnung zunächst in die Augen fiel, verriet so viel Pracht und Reichtum als jener Palast im großen Kanal, doch war immer noch die Wohnung eines Edelmanns von Bedeutung daran zu erkennen.

"Du wirst wohltun, Gino, dein Glück der neuen Gondel anzuvertrauen", sagte der Herr, die schweren Steinstufen zu einem oberen Flur hinansteigend, und wies auf ein neues, schönes Boot, das in einem Winkel der geräumigen Halle lag, wie man etwa anderswo Kutschen im Hofe stehen sieht. "Du weißt, Freund, wer Gunst finden will bei Jupiter, muß selber Hand ans Werk legen."

Ginos Auge glänzte vor Freude, und er ergoß sich in Danksagungen. Der erste Flur war erreicht, und schon befanden sich die beiden in einer Reihe düsterer Gemächer, ehe sich die Dankbarkeit und der Handwerksstolz des Gondoliere hinlänglich Luft gemacht hatten.

"Mit einem tüchtigen Arm und einer behenden Gondel kannst du so gut siegen, Gino, als ein anderer", sagte Don Camillo, indem er die Tür schloß, sobald sein Diener im Zimmer war. "Jetzt kannst du mir einen neuen Beweis von deinem Eifer in meinem Dienste geben. Ist dir ein Mann namens Jacopo Frontoni persönlich bekannt?"

"Exzellenz!" rief der Gondoliere, nach Luft schnappend.

"Ich frage dich, ob du einen, der Frontoni heißt, von Angesicht kennst?"

"Von Angesicht, Signore?"

"Woran sonst wolltest du einen Mann erkennen?"

"Einen Mann, Signor Don Camillo!"

"Hast du deinen Herrn zum besten, Gino? Ich habe dich gefragt, ob dir ein gewisser Jacopo Frontoni von Person bekannt ist, der hier in Venedig wohnt?"

"Ja, Exzellenz!"

"Ich meine den, der längst durch das Unglück seiner Familie bekannt ist; sein Vater soll auf der dalmatischen Küste oder anderswo in Verbannung leben."

"Ja, Exzellenz!"

"Es gibt viele dieses Namens, es ist daher wichtig, daß du den rechten Mann nicht verfehlst. Der Frontoni, den ich meine, heißt Jacopo, ist ein junger Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, hat eine behende Gestalt, ein schwermütiges Gesicht und kein so lebhaftes Wesen, als man in seinen Jahren zu haben pflegt."

"Ja, Exzellenz!"

"Er unterhält nur wenig Umgang mit seinesgleichen und zeichnet sich mehr durch ein schweigsames Betreiben seiner Geschäfte als durch die gewöhnlichen Tändeleien und Vergnügungen von Leuten seines Schlages aus. Also, ein gewisser Jacopo Frontoni, der irgendwo in der Nähe des Arsenals wohnt, ist's, den ich meine."

"Cospetto! Herr Herzog, uns Gondolieri ist der Mensch so bekannt wie die Rialtobrücke, Exzellenz brauchen sich mit seiner Beschreibung nicht zu mühen."

Don Camillo suchte unter den Papieren in seinem Schreibtische. Bei der Bemerkung seines Dieners blickte er etwas überrascht auf, fuhr dann aber gelassen wieder fort zu suchen, indem er sagte: "Wenn dir der Mann bekannt ist, desto besser."

"Ja, Exzellenz! Und was ist Ihr Begehren von diesem verwünschten Jacopo?"

Der Herzog von Sant' Agata schien jetzt das Gesuchte gefunden zu haben, legte die umhergeworfenen Papiere wieder zusammen und schloß den Schreibtisch zu.

"Gino", redete er nun seinen Diener in einem vertrauten und freundschaftlichen Tone an, "du bist auf meinen Gütern geboren, und obgleich in Venedig zum Schiffer erzogen, so hast du doch dein Leben in meinem Dienste zugebracht."

"Ja, Exzellenz!"

"Es ist mein Wunsch, daß du dein Leben beschließen sollst, wo du es begannst. Ich hab in deine Verschwiegenheit bisher immer viel Vertrauen gesetzt, und es freut mich, sagen zu können, daß es mich nie getäuscht hat, wiewohl du Zeuge warst von einigen meiner Jugendtaten, die deinem Herrn manche Verlegenheit zuziehen konnten, wenn du minder verschwiegen warst."

"Ja, Exzellenz!" Don Camillo lächelte, aber dies heitere Aufleuchten machte schnell einem ernsten und besorgten Blicke Platz.

"Da du den Mann kennst, den ich dir genannt habe, so ist unser Geschäft einfach. Nimm dies Paket", sagte er und legte einen versiegelten Brief von mehr als gewöhnlicher Größe in die Hand des Gondoliere, zugleich einen Siegelring vom Finger ziehend, "und dies zum Wahrzeichen deiner Sendung. In dem Bogen des Dogenpalastes, der zum Kanal San Marco führt, unter der Seufzerbrücke, wirst du Jacopo finden. Gib ihm das Paket, und sollte er es wünschen, so zeige ihm auch den Ring. Erwarte sein Geheiß und bringe mir Antwort."

Gino vernahm diesen Befehl mit vollkommener Ehrerbietung, aber mit unverhohlenem Schrecken. Die gewohnte Unterwerfung unter den Willen seines Herrn schien in ihm mit tiefem Abscheu gegen das ihm aufgetragene Geschäft zu kämpfen. Es zeigte sich sogar in seinem wenn auch unterwürfigen Zaudern eine Spur davon, daß der Grund zu seinem Widerwillen tiefer lag. Wenn dem Don Camillo der Blick und die Gebärdung seines Dieners überhaupt nicht entgingen, so tat er doch, als merkte er nichts.

"Beim gewölbten Durchgange des Palastes unter der Seufzerbrücke", sagte er nochmals kaltblütig. "Mach, daß du zeitig hinkommst, möglichst kurz vor der ersten Stunde der Nacht."

"Ich wollte, Signore, es hätte Euch beliebt, Giorgio und mir zu befehlen, Euch nach Padua zu fahren."

"Das ist weit. Warum hast du mit einem Male Lust, dich so müde zu machen?"

"Weil es da auf den Wiesen keinen Dogenpalast gibt und keine Seufzerbrücke und keinen Hund von Jacopo Frontoni."

"Mein Auftrag ist dir nicht genehm, aber du sollst wissen, daß ein treuer Diener gewissenhaft auszuführen hat, was ihm sein Herr befiehlt. Du bist geboren auf meinem Grund und Boden, Gino Monaldi, und obgleich du von Jugend auf dies Geschäft eines Gondoliere versehen hast, bist du doch eigentlich mein Vasall in Neapel."

"St. Januarius verleih mir Dankbarkeit für solche hohe Ehre, Signore! Aber es gibt keinen Wasserhändler in den Straßen von Venedig und keinen Schiffer auf den Kanälen, der nicht diesen Jacopo überall hin wünschte, nur nicht in Abrahams Schoß. Er ist der Schrecken aller jungen Liebhaber und aller dringenden Gläubiger auf den Inseln."

"Du siehst, einfältiger Schwätzer, daß es noch von den ersteren einen gibt, der sich nicht vor ihm fürchtet. Du suchst ihn auf unter der Seufzerbrücke, zeigst ihm den Siegelring und übergibst ihm das Paket, wie ich dir befohlen habe."

"Ich bin um meine ganze Ehre, wenn man mich mit dem gottlosen Kerl reden sieht. Erst gestern sagte Annina, die hübsche Tochter des alten Weinhändlers auf dem Lido, in Jacopo Frontonis Gesellschaft gesehen zu werden sei ebenso schlimm, als wenn einer zweimal dabei ertappt wird, altes Tau aus dem Arsenal zu entwenden, wie es ihrer Mutter Vetter, dem Roderigo, erging."

"Dein Gleichnis schmeckt nach der Moral vom Lido. Vergiß nicht, den Ring zu zeigen, damit er deiner Botschaft nicht mißtraue. "

"Hätte mir Ew. Exzellenz nicht befehlen können, die Flügel des Löwen zu kappen oder ein besseres Gemälde zu malen als Tiziano di Vezelli? Es ist mir in den Tod zuwider, auch nur gegrüßt zu werden von einem von Euren Kehlabschneidern. Sah mich einer von unsern Gondolieri mit dem Manne reden, Ew. Exzellenz' ganzer Einfluß reichte nicht hin, mir einen Platz bei der Regatta zu verschaffen."

"Wenn er dich bleiben heißt, Gino, so warte ab, was ihm beliebt, wenn er dich aber gleich wieder fortschickt, so eile zurückzukommen, damit ich Bescheid erhalte."

"Ich weiß sehr wohl, Signore Don Camillo, daß die Ehre eines Edelmannes von zarterer Natur ist als die seines Bedienten und daß ein Fleck auf der seidenen Senatorsrobe weiter gesehen wird als der Schmutz auf einer Livreejacke. Wenn aber einer, der Ew. Exzellenz' Aufmerksamkeit nicht wert ist, eine Beleidigung gewagt hat, sind Giorgio und ich jederzeit bereit, zu beweisen, wie sehr es uns am Herzen liegt, daß unseres Herrn guter Name nicht angetastet werde. Aber so ein Mietling für zwei oder zehn oder auch hundert Zechinen!" "Ich danke dir für den Wink, Gino. Geh schlafen in deine Gondel und schicke Giorgio in mein Kabinett."

"Signore!"

"Bist du denn entschlossen, keinen von meinen Aufträgen auszuführen? "

"Befehlen Ew. Exzellenz, daß ich auf dem Fußweg zur Seufzerbrücke gehe oder durch die Kanäle?"

"Du könntest einer Gondel bedürfen, zu Wasser."

"Ehe sich ein Gaukler umdrehen kann, soll Antwort da sein von Jacopo."

So seine Absicht plötzlich ändernd, verließ der Gondoliere das Zimmer; sein Widerwille verstummte augenblicklich, als er sah, daß ein anderer das ihm vom Herrn geschenkte Vertrauen genießen sollte. Er stieg schnell eine geheime Treppe hinunter, um den Hausflur zu vermeiden, wo ein halbes Dutzend Dienstleute verschiedentlich beschäftigt war. Ein enger Korridor des Palastes führte ihn in einen inneren Hof und dann durch eine niedrige, unscheinbare Tür in einen dunklen Weg, der mit der nächsten Straße zusammenhing.

Es ist der Fehler der meisten Beschreibungen von Venedig, daß sie von den Kanälen viel zu rühmen wissen, aber nichts melden von den stillen, engen, gepflasterten, bequemen Straßen, die alle Inseln durchschneiden und miteinander durch zahllose Brücken; zusammenhängen.

In eine von diesen Straßen gelangte Gino, als er aus dem geheimen Gange trat, der zu dem Palast seines Herrn führte. Er brach sich durch die hin und her ziehende Menge Bahn, geschickt wie ein Aal, der sich durch die Wucherpflanzen der Lagunen schmiegt. Nickend nur beantwortete er die häufigen Grüße seiner Kameraden und hemmte seinen schnellen Schritt erst, als er in einem Stadtviertel, das Leute geringen Standes bewohnten, in die Tür einer niedrigen dunklen Wohnung trat. Zwischen Fässern, Tauwerk und Wegwurf aller Art umhertappend, gelang es dem Gondoliere, eine innere versteckte Tür zu finden, die in ein kleines Zimmer führte, das sein Tageslicht nur aus einer Art Spalt zwischen diesem und dem Nachbarhause erhielt.

"Gebenedeite St. Anna! Bist du's, Gino Monaldi!" rief eine lebhafte venezianische Dirne, in deren Ton und Gebärde sich Koketterie und Erstaunen mischten. "Zu Fuß und durch die geheime Tür. Ist dies eine Stunde zu Geschäften deiner Art?"

"Du hast recht, Annina. Zu einem Handel mit deinem Vater ist es nicht Zeit, und für einen Besuch bei dir ist es zu früh. Aber hier gilt's nicht schwatzen, sondern tun. Gib mir die Jacke, die ich trug, als wir miteinander zu der Lustbarkeit nach Fusina gingen. "

"Ich weiß nichts von deinem Handel, Gino, und von deinen Gründen, die Livree deines Herrn mit dem Anzug eines gemeinen Schiffers zu vertauschen. Diese seidenen Blumen stehen dir viel besser als der verblichene Samt, und wenn ich den einmal gelobt habe, so geschah es bloß, weil es eben auf die Lustbarkeit abgesehen war, und ..."

"Zitto, zitto ! Hier gibt's nichts von Lustbarkeit, sondern eine wichtige Sache, die gleich zu Ende gebracht werden muß. Die Jacke, wenn du mich lieb hast."

Annina warf das Kleidungsstück auf einen Stuhl und zeigte deutlich, daß ihr ein Bekenntnis dieser Art auch im unbewachtesten Augenblick nicht zu entlocken war.

"Wenn ich dich lieb habe? O ja! Da hast du die Jacke, Gino, und du magst dir in den Taschen die Antwort auf den Brief suchen, den du von des Herzogs Schreiber hast anfertigen lassen, was mir aber nicht lieb ist. Ein Mädchen muß vorsichtig sein in dergleichen Angelegenheiten, man weiß ja nicht, ob es nicht einen Nebenbuhler zum Vertrauten macht."

"Jedes Wort darin ist so ehrlich, als hätt's der Teufel selber für mich besorgt, Mädchen!" brummte Gino, indem er seine geblümte Jacke abwarf und die einfachere geschwind anzog. "Die Mütze, Annina, und die Maske!"