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Daniela Weber

Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler
Untersuchungen planen, durchführen und auswerten












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Über die Autorin ...

Daniela Weber hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Innovationsmanagement und Organisation studiert und sich direkt nach dem Abschluss mit der kleinen Unternehmensberatung „go-for-goals“ selbstständig gemacht.

Aus der Erkenntnis, dass Abschlussarbeiten und Businesspläne hinsichtlich ihrer Planung und Durchführung gar nicht so unterschiedlich sind, entstand aus einer Nebentätigkeit der Schwerpunktwechsel hin zum wissenschaftlichen Coachen. Parallel studierte sie in Aufbaukursen und einem Master-Studiengang, um den Kontakt zum Lernen und zur Hochschule zu erhalten und als Nächstes die eigene Dissertation anzugehen.

Seit über zehn Jahren leitet sie die „Diplomwerkstatt“ sowie seit drei Jahren die „Studienwerkstatt“, beide mit Stammsitz in Berlin. Hier werden Studierenden und solchen, die es werden wollen, freiberufliche Coaches aus den jeweiligen Fachrichtungen als Betreuerergänzung zur Seite gestellt und Seminare zu grundlegenden Themen wie Studienwahl, aber auch Strukturierung oder Formatierung einer Abschlussarbeit angeboten.

Ihre Erfahrungen mit Gründern, Absolventen und Studenten sind nicht nur in das vorliegende Lehrbuch, sondern auch in „Die erfolgreiche Abschlussarbeit für Dummies“, „Berufliche Netzwerke knüpfen für Dummies“ sowie „Erfolgreich Studieren für Dummies“ eingeflossen.

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Einführung – Wirtschaft und Wissenschaft

Wirtschaftswissenschaftler stehen in vielerlei Hinsicht zwischen Theorie und Praxis. Einerseits sollen ihre Ansätze fundiert und durchdacht sein und alle möglichen theoretischen Qualitätsmerkmale aufweisen, auf der anderen Seite muss in einer Anwendungswissenschaft das Wissen aber eben auch anwendbar sein – sprich in der Praxis etwas bringen. Mit diesem Spagat legen Studierende der Wirtschaftswissenschaften Prüfungen ab, lernen an Fallbeispielen, Modelle anzuwenden, und schreiben schließlich Veröffentlichungen wie beispielsweise eine Abschlussarbeit. Wissenschaftlich zu arbeiten bedeutet für Sie als Wiwi, dass Sie sich die Theorien aneignen und sie wiedergeben können müssen, aber auch, dass Sie sie in einem ökonomischen Zusammenhang anwenden können.

An dieser Stelle kommt die Empirie ins Spiel. Denn dass es beispielsweise ein Modell gibt, das eine Marketingkonzeption erklärt, und dass Sie das verstanden haben und wiedergeben können, bedeutet noch lange nicht, dass Sie auch korrekt mit der Praxis umgehen können. In den meisten wissenschaftlichen Arbeiten ist es inzwischen üblich, dass Ihre Eigenleistung eben diese Anwendung umfasst und auch zu diesem Teil, der empirischen Erforschung, gibt es einen entsprechenden theoretischen Hintergrund. Ob Sie nun Interviews führen wollen, eine Fallstudie durchziehen oder Zahlen, Daten und Fakten statistisch auswerten, all diese Methoden haben Spielregeln, die Sie kennen sollten.

Zu oft habe ich es in meiner Karriere als Beraterin und Coach erlebt, dass Studierende mit ganzen Panelbefragungen um die Ecke kamen, ohne eine Forschungsfrage gestellt oder die dazu notwendige Theorie durchdrungen zu haben. Wissenschaftlich arbeiten können Sie nicht von allein oder intuitiv, die Regeln und die richtige Reihenfolge aber können Sie lernen und dazu ist dieses Buch gut.

1.1 Was Sie schon immer über wissenschaftliches Arbeiten wissen wollten

Wenn Sie im Buchhandel auf die Suche nach Werken gehen, die Ihnen das wissenschaftliche Arbeiten erleichtern, stoßen Sie in der Regel auf solche Bücher, die Ihnen das Verfassen einer wissenschaftlichen (Abschluss- oder Haus-) Arbeit näherbringen. Das ist gut und schön und mit „Die erfolgreiche Abschlussarbeit für Dummies“ habe ich selbst meinen Teil dazu beigetragen, dass Sie lernen können, wie Sie gliedern, zitieren, Literatur verwalten oder in der Textverarbeitung formatieren können.

Was Sie allerdings in diesen Büchern nicht oder nur sehr selten lesen können, ist, wie Sie nun eigentlich vorgehen sollen, wenn Sie etwas wissenschaftlich erarbeiten wollen. Besonders für Wirtschaftswissenschaftler wird die Luft nun dünn, denn die „eigentliche“ Wissenschaft ist ja das Forschen und daraus Schlüsse ziehen, und das scheint zumindest der Quellenlage nach eine Domäne der Sozialwissenschaften zu sein. Die hat eine unübersichtliche Flut von Theorien und Modellen, Forschungsansätzen und -perspektiven, Methoden und (am schlimmsten) Fachbegriffen hervorgebracht, die arme Wirtschaftswissenschaftler oft mit skeptischem Blick aus der Ferne beäugen und sich am Buffet lieber aus dem Staub machen, wenn andere Foucaults Diskursthesen und Luhmanns Systemtheorie diskutieren.

Leider hat die soziologische Forschung direkt mit Ihrem Studium, Ihren Arbeiten, Ihrer Ausarbeitung von empirischen Eigenleistungsteilen in Ihrer Abschlussarbeit zu tun. Daher dürfen Sie sich nicht drücken und sollten wissen, was Ihr Dozent von Ihnen will, wenn er locker aus der Hüfte eine qualitative Delphi-Befragung vorschlägt, um Ihre Arbeit aufzuwerten. Auch wenn dieses Buch Ihnen nicht jede Theorie im Detail erläutern kann, können Sie doch Ihr Wissen erweitern und sich vor allem einen Überblick darüber verschaffen, was alles geht, was es gibt und wie Sie es in welcher Situation einsetzen können.

1.2 Wie das Buch aufgebaut ist

Nach einer kurzen Einführung in die Planung von Wissenschaftlichem Arbeiten befasst sich das zweite Kapitel vor allem damit, Ihnen einen Eindruck zu verschaffen, mit welchen Begriffen Sie in welchem methodischen Umfeld hantieren. Dabei versuche ich bestmöglich, Sie nicht mit Fremdwörtern zu erschlagen, aber Sie werden schnell merken, dass Sie um einige nicht herumkommen.

In Kapitel 3 lesen Sie, wie Sie Daten erheben können. Das kann durch eigene Forschung auf dem Weg der Primärforschung, aber auch auf der Basis bereits vorhandener Studien durch Sekundärforschung geschehen. Dabei werden die Grundmethoden der Befragung und Beobachtung in quantitativer und qualitativer Hinsicht erklärt und eine Reihe von Forschungsdesigns und Mixed Methods vorgestellt. Sie finden außerdem viele Hinweise dazu, wie Sie einen Theorieteil verfassen, im Kapitel über Sekundäranalyse wieder, denn schließlich ist das auch nichts anderes als Quellen zu verwenden, die bereits ein anderer verfasst hat. So hilft das Buch nicht nur bei der Planung und Durchführung von Forschung, sondern auch konkret bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit.

In Kapitel 4 erfahren Sie, wie Sie die erhobenen Daten aufbereiten und auswerten. Wieder wird nach quantitativen und qualitativen Methoden unterschieden und die häufig angewendeten werden mit Beispielen erklärt. Kapitel 5 beginnt mit Hinweisen dazu, wie Sie Analysen und Interpretationen angehen können. Und schließlich habe ich am Ende auch noch einen Abstecher zum Zitieren, Formatieren und Präsentieren gemacht, damit Sie nicht mit Ihrer Forschung dastehen und nicht wissen, wie Sie sie nun in die Welt bekommen.

1.3 Wer meine Leser sind

Ich nehme an, Sie stehen vor der Herausforderung, einen Text oder eine ganze Arbeit zu verfassen, die wissenschaftlichen Anforderungen standhalten soll. Und da Sie ein Buch mit dem Wort Wirtschaftswissenschaften im Titel gekauft haben, gehe ich davon aus, dass Sie besonders an ökonomischen Fragestellungen interessiert sind. Dazu sind Sie vielleicht an einer Hochschule eingeschrieben, vielleicht haben Sie aber auch nur einen sehr ambitionierten Oberstufenlehrer, der möchte, dass Sie sich möglichst früh mit Konzepten wie qualitativ und quantitativ oder der Durchführung von Befragungen auseinandersetzen. Auf jeden Fall wollen Sie vermutlich nicht alles wissen, was es zum Thema zu wissen gibt, aber dennoch nach der Lektüre dieses Buchs in der Lage sein, loszulegen.

1.4 Welches Vorwissen notwendig ist

Was ich Ihnen vermitteln möchte, ist die Art und Weise, wie Sie Theorien oder Modelle in der Praxis abprüfen oder anwenden können. Das Vorwissen, das Sie haben müssen, um beispielsweise Kategorien zu bilden oder Fragen in einem Interviewleitfaden zu formulieren, ist die Theorie zum Thema selbst. Sie müssen sich die Hintergründe zu Ihrem eigenen Thema natürlich nicht komplett erarbeitet haben, aber ehe Sie sich mit dem Buch als Begleiter an Ihre empirischen Erhebungen machen, sollten Sie unbedingt theoriefest sein.

Pragmatisches Wissen, das ich bei Ihnen voraussetze, bezieht sich darauf, dass Sie einen Computer einschalten können sollten, den Unterschied zwischen Betriebssystemen (Mac oder DOS, iOS oder Android) an wenigen Stellen kennen sollten und ansonsten ein wenig Fantasie aufbringen können, die Ihnen kreative Forschungsfragen und Anwendungsbeispiele über die, die ich Ihnen anführe, hinaus denkbar macht.

1.5 Wie dieses Buch Ihnen helfen kann

Mein Job ist es, Ihnen das verständlich zu machen, was ich unter wissenschaftlichem Arbeiten verstehe, nämlich geplant und systematisch auf der Grundlage von theoretischen Erkenntnissen loszuziehen und auf eine wissenschaftlich akzeptable Art und Weise Daten zu erheben und auszuwerten, sodass Sie sie in einer Arbeit verwenden können. Mein Beitrag in diesem Buch ist also zum einen die Darbietung in einer bestimmten Gliederung, die Ihnen hoffentlich gut die Strukturen aufzeigt, zum anderen die Übersetzung der Sprache, in der die Konzepte ursprünglich verfasst sind. Viele Wissenschaftler sind sich der Tatsache nicht bewusst, dass Studierende sie mitunter als fremdsprachig wahrnehmen – zuletzt habe ich das erlebt, als eine Kundin Feedback von ihrem Betreuer zu ihrem Fragebogen bekam und nach einer Seite Text immer noch keine Ahnung hatte, was der nun eigentlich von ihr wollte.

Was nicht mein Job ist, ist Theorien zu entwickeln. Ich bin keine Forscherin und das bedeutet, dass alles, was ich Ihnen im Rahmen dieses Buchs aufbereitet habe, von anderen erdacht und erfunden wurde. Vieles ist wissenschaftlicher Konsens, anderes ist sehr speziell. Ich habe mich bemüht, jeden Teil entweder mit Hinweisen auf den „Erfinder“ der Theorie oder damit, wo etwas forschungsmethodisch genau ausgeführt wird, oder beidem zu versehen. Die Verweise stehen, um die Lesbarkeit zu erleichtern, in knappen Fußnoten unter dem Text, ein vollständiges Quellenverzeichnis finden Sie am Ende des Buchs. Es lohnt sich auf jeden Fall, auch in die weiterführende Literatur einen Blick zu werfen, wenn Sie sich für eine Methode entschieden haben!

Bitte beachten Sie, dass ich nicht in der Form zitiere, wie Sie es beispielsweise in einer Abschlussarbeit tun müssen; im Gegensatz zu Ihnen belege ich nicht jeden Satz und jedes Stückchen Inhalt, das auch in anderen Lehrbüchern zu lesen ist, sondern verweise nur auf Orte, an denen Sie noch mehr Informationen finden können. Nehmen Sie also nicht meinen Text als Vorbild, wenn Sie sich selbst ans Schreiben machen, sondern lesen Sie dazu Kapitel 5.2. Dort steht alles, was Sie wissen müssen, um selbst korrekt mit Quellen umzugehen.

1.6 Was bedeutet was?

Damit Sie sich in den Textteilen besser orientieren können, gibt es neben den Überschriften weitere Elemente, die Ihnen etwas über die Bedeutung eines Worts oder Abschnitts sagen.

Außerdem finden Sie Symbole im Text, die Sie sofort darauf hinweisen, was und wie dringlich ich Ihnen etwas mitteilen möchte:

Tipp

Einen Tipp habe ich immer dann eingefügt, wenn Sie sich das Vorgehen erleichtern können oder etwas Bestimmtes dabei beachten sollen.

Achtung

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und wo „Vorsicht“ steht, könnten Sie etwas falsch machen, wenn Sie den Text dazu nicht lesen.

Beispiel/Quickguide

Beispiele finden Sie immer dann explizit ausgezeichnet, wenn dort längere Erklärungen am Stück zu den beschriebenen Methoden stehen. Ansonsten lebt der Text auch ohne diesen Hinweis davon, dass möglichst anschaulich erläutert wird, wie und wozu Sie die Methode anwenden. Quickguides stehen am Ende der häufig benutzten Methoden und stellen kurz die mindestens notwendigen Schritte zusammen.

Der Kasten ...

... schließlich umhüllt einen Exkurs oder weiterführende Erläuterungen. Sie können ihn lesen, müssen es aber nicht. Die Überschrift sagt Ihnen gleich, worum es geht. Wenn Sie ihn nicht lesen, fehlt Ihnen aber keine Information, die Sie dringend zum weiteren Forschen brauchen. Vielleicht entgeht Ihnen aber ein Lächeln, wenn Sie ihn überspringen.

Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen, hoffe, dass Sie sich gut angeleitet fühlen, und freue mich darüber, wenn dieses Buch Ihnen hilft, mit dem Konzept des wissenschaftlichen Arbeitens und Forschens gut zurechtzukommen.